Clark Darlton / Jesco von Puttkamer : Das unsterbliche Universum
Terra SF 123, 24.06.1960
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1959
Titelbild : Karl Stephan
Einer der größten Augenblicke in der Geschichte der Menschheit ist nicht mehr fern: Nur noch kurze Zeit wird es währen, bis der erste Mensch die Fesseln der Erdgebundenheit abstreift und seinen Fuß auf den Mond, den uns nächsten Weitenkörper setzt. Wird er dort öde Trostlosigkeit vorfinden, oder wartet seiner dort der unheimliche Mechanismus einer Relaisstation, wie ihn die Besatzung der VON BRAUN - der ersten irdischen Mondrakete im vorliegenden Roman entdeckt?Klappentext des BALOWA-Leihbuchs
Der Schwede Bengt Gorma, der Amerikaner Norris Nichelson, der Deutsche Dr. Hannes Hader und der Litauer Vitas Laudas, das sind die vier Männer, die nach ihrer geglückten Mondlandung erfahren müssen, daß bereits jemand anders vor ihnen da gewesen war. Sie finden den größten und kompliziertesten Mechanismus, den das Sonnensystem jemals gesehen hat, und damit beginnt für sie ein Abenteuer, dem gegenüber der erste irdische Mondflug eine Lappalie gewesen war.
Sie erfahren von der Existenz außerirdischer Lebewesen von unzähligen intelligenten Rassen, die das ganze Universum bevölkern und sich zu einem riesenhaften kosmischen Bund zusammengefunden haben. Sie finden Mittel und Wege, die Regierungszentrale dieses unvorstellbaren Reiches aufzusuchen, und sie lernen Jan Charus kennen - den Mann, den man den "Herrn des Universums" nennt. Mit Staunen vernehmen sie die Geschichte seines unglaublichen Lebens, aber sie beginnen zu ahnen, daß über einem von ihnen ein schicksalschweres Geheimnis liegt. Wer ist Jan Charus in Wirklichkeit? Mit der Aufklärung dieser Frage erfahren die Erdmenschen von dem gigantischen Plan des Unsterblichen, in dem sie nur Schachfiguren gewesen waren, aber gleichzeitig trifft die Regierung des kosmischen Reiches eine Entscheidung, die das weitere Schicksal der Erde und der Menschheit grundlegend bestimmt.
Die beiden Autoren unseres Romanes, die bereits zahlreiche bekannte Science-Fiction-Romane und -Kurzgeschichten verfaßt haben, haben zum ersten Male in Deutschland versucht, ein technisch-utopisches Werk in enger Gemeinschaftsarbeit zu schreiben. Sie verbinden mit dem vorliegenden Roman, der in ihren Augen einen Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens darstellt, ein Anliegen an die Menschheit, das von Tag zu Tag an Aktualität gewinnt: Die Einigkeit der Völker und die Wahrung der Rechte und der Würde des Einzelnen.
Ein sehr eigenwilliger Roman, in dem die beiden Autoren ihre Utopie der Menschheit darstellen. Sehr optimistisch wird eine mögliche Zukunft gesehen, es scheint fast so, als könnten sich weder Darlton noch Puttkamer das Böse an sich vorstellen. Dabei fabulieren beide munter vor sich hin, bauen eine mehr als zehntausend Jahre lange Menschheitsgeschichte auf und eine für sie witzige Zeitschleife ein. Und natürlich einen wohlwollenden Diktator, der die Geschicke der Menschheit weise lenkt. Wenn ich mir dieses Gedankengut der Prä-68er heute, 50 Jahre später zu Gemüte führe, wundere ich mich, warum die 68er-Revolution in Deutschland nicht deutlichst heftiger zugeschlagen hat. Denn obwohl der Roman nicht schlecht geschrieben und technologisch durchaus auf der Höhe der damaligen Visionen ist, so ist das politisch-gesellschaftliche Bild doch derart altbacken, daß sich der harmlose Leser heutzutage mit Grausen abwendet. Ohne in die linke Diskussion der 70er Jahre einsteigen zu wollen, werden mir einige (Über-)Reaktionen der späteren Jahre beim Lesen der TERRA-Reihe immer verständlicher.
Und – was mir nicht nur hier, bei diesem Roman, besonders negativ in der SF der damaligen Jahre auffällt – es fehlt der freie Wille. Es wird inhaltlich viel von Vorbestimmung und ähnlichem Quark gefaselt, der freie Wille des Menschen aber nicht wirklich anerkannt und akzeptiert. Das, so glaube ich, ist die eigentliche Weiterentwicklung, die der Mensch in den letzten Jahrzehnten gemacht hat.
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