Dienstag, 27. Januar 2015

Ein neues Flugzeug - die Concorde



Und noch ein dritter Post mit uuuuuralten Sachen. Diesmal ein Heft der Reihe "junior", erschienen im Oktober 1970, laut Impressum der 20. Jahrgang einer Jugendzeitschrift, die in Zusammenarbeit mit UNICEF herausgegeben wurde.


"Die soeben fertiggestellte Concorde" - das war eigentlich genau der Ansatz, den viele Science Fiction-Schriftsteller in ihren Romanen beschrieben. Man konnte damals gar nicht glauben, daß heute, fast ein halbes Jahrhundert später, der Flug Hamburg-New York länger als eine Stunde dauern würde.


"Langstreckenflugzeug der Zukunft" - die Technologie hat man verrotten lassen und ist heutzutage nicht wesentlich schneller als vor 50 Jahren unterwegs. Soviel zu den SF-Träumen, die wir damals hatten ...

TERRA SF 490 - Murray Leinster : Die Lauscher in der Tiefe




Murray Leinster : Die Lauscher in der Tiefe (Creature of the Abyss)
Terra SF 490, 18.11.1966
Originalausgabe 1961
Aus dem Amerikanischen von Herbert Molden
Titelbild : Karl Stephan


Orejas de ellos, "the things that listen", whispered the superstitious fishermen when the strange occurrences began off the Philippine coast. How else explain the sudden disappearance of a vessel beneath a mysterious curtain of foam? The writhings of thousands of maddened fish trapped in a coffin-like area of ocean? What monsters gorged at the bottom of the Luzon Deep and what were their plans? Radar expert Terry Holt and the crew of the Esperance had to devise a weapon against the horrifying creatures which threatened mankind with extinction. Here are terror, excitement, and the clutch of cold death as combined by a master hand in the field of science fiction. (Summary by from original book jacket)
Klappentext des Librivox-Hörbuchs

Suddenly, a flare went off on La Rubia's deck. Her stubby masts and spars became startlingly bright. Screams came across the waves, even above the growling of the surf and above the noise of the Esperance's engine.

The flare shot through the air. It arched in a high parabola, bright in the sky, and fell into the sea. Another flare was ignited.

The Esperance's searchlight flicked on. A long pencil of light reached across the waves as she raced on. More screamings were heard. Another flare burned. It arched overside. The Esperance plunged on, shouldering aside the heavier waves of open water.

A half-mile. A quarter-mile. La Rubia wallowed crazily, and more shrieks came from her deck. Then the fishing boat seemed to swing. Beyond her, a conical, glistening and utterly horrifying monster emerged, a mere few yards from her rail. Enormous eyes glittered in the searchlight rays. A monstrous tentacle with a row of innumerable sucker-disks reached over the stern of La Rubia.

Another flare swept from the fishing boat's deck in the direction of the giant squid. It fell upon wetted, shining flesh. The monster jerked, and La Rubia was shaken from stem to stern. Hurriedly, Terry pressed the power-feed button, and the sound projector was on. Its effect was instantaneous. The monster began to writhe convulsively. It was gigantic. It was twice, three times the size of the squid captured in the lagoon. Terry heard his own voice cry out, "Bazookas! Use 'em! Use 'em!"

Flaring rocket missiles sped toward the giant. Davis flung one of the hand grenades he'd manufactured. The yacht plunged on toward the clutched, half-sunk fishing boat. The hand grenade exploded against the monster's flesh. Simultaneously, the bazooka-missiles hit their target and flung living, incandescent flame deep into the creature's body. Those flames would melt steel. They bored deeply into the squid, and they were infinitely more damaging than bullets.

The creature leaped from the water, as chunks of its flesh exploded. It was a mountainous horror risen from the sea. As it leaped, it had squirted the inky substance which is the squid's ultimate weapon of defense. But, unlike small squid, this beast of the depths squirted phosphorescent ink.

The beast splashed back into the sea, and the wave of its descent swept over the deck of La Rubia. The fishing boat nearly capsized. But the monster had not escaped the anguish of its wounds. It fought the injured spots as though an enemy still gnawed there. It was a struggling madness in the sea.

The Esperance swung to approach the half-sunken trawler, and Terry kept the searchlight on the turmoil. The beast knew panic. It was wounded, and the abyss is not a place where the weak or wounded can long survive. Its fellows would be coming....
Leseprobe aus dem Gutenberg.org-eBook

Ein herrlicher Abenteuerroman. Nach einem langsamen Start steigert er sich kontinuierlich, bis es am Ende zum unabdingbarem Showdown kommt. Aber - und das kann man dem obigem Auszug gut entnehmen - inhaltlich bleibt Leinster doch an der Oberfläche, das Buch ist nette eskapistische Lektüre, aber nicht mehr. Schade eigentlich, denn der Stoff hätte für eine intensivere Bearbeitung ausgereicht.

Montag, 26. Januar 2015

Hightech 1965 - Lohnabrechnung mit IBM-Lochkarten



Ich war mir nicht sicher, ob ich diesen Beitrag nicht lieber in meinem (sträflich vernachlässigtem) SAS-Blog veröffentlichen soll, weil es aber so schön in die Zeit der TERRA-Hefte passt, schreibe ich es hier.

Ich bin ja noch mit echter Dampfkessel-IT aufgewachsen, sozusagen im Steampunk Zeitalter der EDV (so nannte man Computer damals). Die Jüngeren unter uns wissen ja gar nicht, was ihnen entgangen ist. Und wenn sie dies bis zum Ende durchgelesen haben, sind sie auch ganz froh darüber. Auch aus der Ecke Kindheitserinnerungen, das Heft hatte mein Vater irgendwann mal mitgebracht und ich habe es mit großen Augen gelesen.


Jaja, liebe Kinder, so hat man damals programmiert. Die Dinger da sind Lochkarten, sowas wie ein Mausklick auf Papier ausgedruckt. Abgebildet sind hier übrigens die ersten Lochkarten, noch mit vierzig statt der später üblichen achtzig Spalten.


Aber die Ergebnisse seit damals haben sich nicht wesentlich geändert, auch heutzutage werden am Ende Zahlenkolonnen ausgegeben. Ok, manchmal auch schicke Bilder, aber Zahlenwüsten dominieren auch heute noch die Business Intelligence. Damals war - zumindestens meinem Eindruck nach - IBM absolut führend, das waren sozusagen die EDV-Leute. Achso, damals ist 1965, aus der Zeit stammt das Heft.

Enthalten war auch ein Anwendungsbeispiel, die EDV-Abrechnung eines Auktionshauses. Cover und die beiliegenden Lochkarten bilde ich hier ohne weitere Kommentare ab, man möge die Bilder auf sich wirken lassen.

TERRA SF 489 - Eric Frank Russell : Das Grundrecht des Universums


Eric Frank Russell : Das Grundrecht des Universums
Terra SF 489, 11.11.1966
Originalzusammenstellung
Aus dem Englischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Stories
Das Grundrecht des Universums (Basic Right, 1958)
Der Irrtum der Formlosen (Exposure, 1950)
Das Team der Spezies (The Undecided, 1949)


Wieder ein Kurzgeschichtenband und wieder eine Originalzusammenstellung, die die TERRA-Redaktion im November 1966 veröffentlichte. Diesmal von Eric Frank Russell (1905-1978), einem englischen Schriftsteller, der hauptsächlich in den Staaten veröffentlicht wurde. Seine ironischen, politisch absolut inkorrekten (damals wie heute) Kurzgeschichten haben sich über die Jahrzehnte frisch erhalten, weshalb er auch im Jahr 2000 in die "Science Fiction Hall of Fame" aufgenommen wurde. Auch die hier vorliegenden Stories passen in diese Kategorie, bestes Beispiel dafür ist die erste, "Basic Right". Hier wird die Erde von einem Invasionstrupp Außerirdischer besetzt, die sich nur deshalb halten können, weil die Menschen jedem Wesen das Recht zu geben scheinen, sich so zu verhalten, wie es ihrer Natur entspricht. Tatsächlich aber ist die bittere Pointe, daß die Philosophie der Erde besagt, daß es das Recht jedes Wesens ist, auf seine eigene Art zur Hölle zu fahren. Nicht sehr nett, aber lesenswert.


Die Skripte von Eric Frank Russel befinden sich in Liverpool :
The Eric Frank Russell Collection was donated to The University of Liverpool by the author's daughter, Erica Metcalfe, in November 1993. The Archive contains 21 typescripts of his fiction and non-fiction, plus offprints from various periodicals of some of Russell's work. There is a large amount of papers relating to his literary career, including correspondence with agents, editors and publishers and a group of royalty statements and copyright agreements. The Archive also contains a large number of letters from family, friends, fans and fellow authors, as well as correspondence relating to Russell's role as British representative of the Fortean Society. Eric Frank Russell's personal library of books, magazines and fanzines and his Hugo Award are also contained in the Archive.
The Eric Frank Russell Archive

weiterführende Links
Wikipedia-Eintrag
Bud Webster : Let Me Be Frank
Narrelle Harris : Shadow Man
Arthur D. Hlavaty : Major Ingredients

Sonntag, 25. Januar 2015

Fritz-Otto Busch : Die Strandung der finnischen Bark „Paul“



Letzte Woche kam ich nicht so richtig zum Lesen der TERRA-Hefte, mein Job hat mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber dann komm' ich endlich dazu, ein paar ganz andere Scans hier zu posten.

Vor ein paar Monaten habe ich noch ein paar Kinheitserinnerungen, die mein Vater aufbewahrt hatte, wiedergefunden und mitgenommen. Ein Teil davon ist auch dieses Heft der DGzRS, das ich als Kind begeistert verschlungen habe.

Katastrophen auf See war eine Heftromanreihe, die von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger herausgegeben wurde. Insgesamt erschien zwischen 1951 und 1981 15 Hefte ohne Nummerierung.

Die Hefte wurden nicht über den Zeitschriftenhandel vertrieben und grenzen sich bewusst von den „Schundheften“ ab. Vom Herausgeber (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) wurde die Reihe wie folgt beworben: „Anerkannte Schriftsteller schildern in unserer Schriftenreihe Katastrophen auf See hervorragende Rettungstaten nach Originalberichten spannend und den Tatsachen entsprechend.“ Alle Hefte waren vorab von den Jugendschriften-Ausschüssen geprüft und wurden für den Schulgebrauch empfohlen.

Zu den „anerkannten Schriftstellern“ zählte auch der Landser-Autor und frühere NS-Schriftsteller Fritz-Otto Busch. Dieser schrieb auch für die Heftromanreihen SOS - Schicksale deutscher Schiffe und Anker-Hefte - Seefahrt in aller Welt - von denen sich diese Reihe bewusst abgrenzte. Hans Berber-Credner wiederum ist außerhalb dieser Reihe nur noch als Autor einer Denkschrift zur Geschichte und Arbeit der DGzRS in Erscheinung getreten.

Teilweise waren die Hefte mit Zeichnungen illustriert, oft aber auch mit Fotos. Kapitelüberschriften teilen die kleinen Hefte, ähnlich wie bei Büchern üblich, auf.

Es gibt 1963, 1975 und ca. 1980 Nachauflagen mit veränderten Covern und leicht überarbeiteten Texten.
Wikipedia


Als kleiner Junge fand ich dieses Heft faszinierend, es war textlich nicht überladen und mit extremst gelungenen Illustrationen aufgelockert.


Nicht nur Skizzen, auch echte Innenillustrationen enthielt das Heft :


Selbst heute noch, mehr als vierzig Jahre später, sehe ich mich beim Betrachten der Bilder sofort wieder als kleiner Junge und weiss genau, was ich damals gefühlt und gedacht hatte, als ich dieses Heft las. Kann man nicht von vielen Romanen sagen ...

Bionda / Krain (Hrsg.) : Funken der Unendlichkeit



Alisha Bionda / Guido Krain (Hrsg.) : Funken der Unendlichkeit
Arunya-Verlag 2014
Hardcover, 254 Seiten, 13,90 €
ISBN 978-3-95810-002-2
eBook in Vorbereitung
Titelbild und Innengrafiken : Shikomo

enthält die Stories
Alisha Bionda & Guido Krain : Vorwort
Guido Krain : Der Predator von Bellaris
Norma Feye : Papageienbande
Martin Barkawitz : Projekt Eightball
Guido Krain : Zombie auf Kartoffel


Die Serie O.R.I.O.N. Space Opera erzählt temporeiche, moderne Science Fiction, die mit einer starken Allergie gegen Langeweile zur Welt gekommen ist. Wir laden Sie ein, an Bord zu kommen und den Start einer geheimen Mission ins Unbekannte mitzuerleben. In vier Episoden stellen die Stammautoren die bunte Truppe vor, die in den kommenden Jahren das Abenteuer ihres Lebens bestreiten wird.
Klappentext

Dies ist der erste Band der Serie "O.R.I.O.N. Space Opera", die ich gemeinsam mit Alisha Bionda im Arunya-Verlag herausgebe. Ich beteilige mich hier rege als Autor und zeichne im Wesentlichen für die Entwicklung der zugehörigen Hintergrundwelt verantwortlich. Die Idee zur Reihe stammt jedoch von Alisha, die ja für ihren Ideenreichtum bekannt ist und zahlreiche weitere Reihen herausgibt.

Dieser 254 Seiten starke Opener-Band FUNKEN DER UNENDLICHKEIT geht für kostengünstige 13,90 Euro über die Ladentheke. Dem Novellenband werden im Halbjahresrhythmus komplexe Romane folgen. Hierfür haben wir ein handverlesenes Autorenteam ins Boot geholt. Band 2 & 3 wird von mir selbst, Band 4 von Norma Feye und Band 5 von Martin Barkawitz bestritten. Danach bin ich wieder dran - etc. Grafisch betreut wird das Ganze von Shikomo, der auch das Serienlogo entwarf.
Guido Krain über den ersten Band

Durch meinen Kontakt mit Martin Barkawitz auf Facebook kam ich zu einem signiertem Exemplar dieser Novellensammlung aus dem Arunya-Verlag. Das erste, daß mir auffiel, war die gelungene Ausgabe, ein Hardcover-Taschenbuch, jede Novelle mit einem eigenen Titelbild. Mit 13,90 € und einem recht großem Druck nicht wirklich günstig, aber für mich als Snob genau richtig.

Ich lese ja alles, so auch das Vorwort der beiden Herausgeber. "SF ist ein altes Genre ..." Naja, blabla, blabla - ? WTF?? Jules Verne ist Steampunk? Äääh.... ooookaayy...Äh, bitte, was? Mit dem "modernen Realismus" ging eine "Militarisierung und Verdüsterung der Space Opera einher"? Nee, sorry, dat is' so nich'. Military SF, kurz MilSF, gab es schon immer, prominentestes Beispiel dafür ist "Star Trek", bei denen es in allen Varianten um Militärs ging. MilSF ist mehr eine Beschreibung des Settings als ein eigenständiger Topos, ich würde sogar sagen, das ist noch nicht einmal ein Subgenre, bei den unendlich vielen Ausprägungen, die MilSF über die Jahrzehnte erlebt hat. Und Realismus hat nix mit Verdüsterung zu tun, auch moderne realistische Space Operas gibt es in allen Varianten. Und gab es schon immer in allen Varianten. Ebenso wie das düstere Zeitgenössische, siehe dazu etwa John Brunner. Ist es also Quatsch, was die beiden Herausgeber da schreiben ? Nein, ist es nicht, die große Teile der zeitgenössischen SF haben etwas Düsteres, Pessimistisches, Lebensverneinendes. Und da wollen die beiden Herausgeber also gegenanschreiben. Ein nobles Ziel – aber dazu gehört eine ganze Menge. Und wenn man sich so positioniert, gehe ich die Novellen mit deutlich höherere Erwartung und deutlich kritischer an, als ohne diese Einführung. Also ran an die Geschichten.

Guido Krain : Der Predator von Bellaris
Ein neues hypermodernes Raumschiff soll in Dienst gestellt werden, eine Gruppe von (Polit-?)Gangstern versucht es zu klauen.
"Cody Callahan"? Der Protagonist heisst tatsächlich "Cody Callahan"? "CODY CALLAHAN"??? Das ist so veraltet, daß der Staub in dicken Flocken durch die Gegend fliegt. Auch der Plot kommt mir vor, als wäre er direkt aus einem Roman der 50er entnommen. Und das Agieren der Protagonisten ist so retro (und damit auch vorhersehbar), daß man sich fragt, ob diese Story bei einer Verfilmung nicht in schwarz/weiss gedreht werden müsste. Obwohl also für meinen Geschmack stilistisch nichts auszusetzen ist, fand ich den Einstieg in diese Anthologie doch nicht überragend.

Norma Feye : Papageienbande
Ein weiterer Teil des vereitelten Plots, die "Eos" zu entführen, wird aufgedeckt. Parallel dazu wird in Rückblenden das erste Zusammentreffen von Roger Lovington und Skye erzählt.
Ich fand diese Story sehr zerrissen, die Rückblenden und die Jetzt-Zeit der Geschichte ergaben für mich kein harmonisches Ganzes. Allerdings habe ich den Eindruck, daß sich "Papageienbande" erst so richtig entfaltet, wenn mehr von den einzelnen Handlungsträgern bekannt ist.

Martin Barkawitz : Projekt Eightball
Martin Barkawitz schreibt seit 17 Jahren bei "Jerry Cotton" mit. Also erwartete ich von ihm auch mindestens eine glatte, gut lesbare Geschichte. Und ich wurde auch nicht enttäuscht. Das "Projekt Eightball", die Entführung der Eos, wird nicht nur aus einer anderen Perspektive beleuchtet, es werden auch neue Protagonisten eingeführt, die von Beginn an deutlich plastischer sind als die bisher geschilderten. Hat mir insgesamt sehr gut gefallen, die Geschichte hatte viel von der Brillianz und Eleganz, die ich in den ersten beiden Novellen vermisste.

Bisher bin ich noch nicht so beigeistert von dieser Anthologie, die Geschichten sind doch nicht so, wie ich vom Vorwort her erwartet hätte. Gerade im Vergleich mit der professionellen Erzählweise von Martin Barkawitz fallen die ersten beiden Geschichten doch deutlich ab. Also nichts, was man sich kaufen sollte ? Doch, denn es kommt ja noch

Guido Krain : Zombie auf Kartoffel
Lorn Chambers ist der einzige Überlebende eines Experiments, das menscchliche Gehirn mit einem mobilem Taktikcomputer zu verbinden. Zusammen mit Polaris Vandergaard geht er auf einen Einsatz ...
Ja! Genau so muß es sein!!! In unheimlich optimistischer Art und Weise erzählt Guido Krain von der Verbindung Mensch/Computer, durch die Lorn Chambers superheldenartige Reflexe und Fähigkeiten bekommen hat. Bereits in der ersten Sätze schafft es der Autor, die Tragik dieser Figur rüberzubringen – und sie durch die lakonische Art, mit der Mensch und Computer miteinander umgehen zu konterkarieren. Das alleine ist schon ganz großes Kino. Aber als dann Polaris in die Kabine von Lorn Chambers zieht (denn ihre eigene benötigt sie als Labor), wird es wirklich brilliant, denn die Bilder strömen nur so aus Krains Feder, man sieht die Szenerie nicht nur plastisch und in Farbe vor sich, sondern kommt sich vor wie in dem SF-Äquivalent eines der ganz, ganz, ganz großen Western. [Übrigens meiner Meinung nach mit Allison Scagliotti, der Claudia aus "Warehouse 13", in der weiblichen Hauptrolle besetzt.] Das heroische Ende ist dann das Tüpfelchen auf dem "i", obwohl etwas anderes eigentlich gar nicht vorstellbar ist.
Insgesamt merke ich mir diese Story einmal für die DSFP-Nominierung vor, sie hat das gewisse Etwas, das sie in meinen Augen preiswürdig macht. Mehr davon, ich bin ja mal auf die beiden angekündigten Romane aus der Serie gespannt.


Mein Gesamteindruck ist also etwas gemischt, was diese Anthologie angeht. Nach zwei eher mittelmäßigen und schon noch etwas holprigen Geschichten kommt eine extrem professionelle und danach eine geniale imho preiswürdige Story. Im Gegensatz zu den vielen Dystopien, die ich in der letzten Zeit gelesen habe, ist "Funken der Unendlichkeit" aber wesentlich optimistischer, dieses Ziel haben die Herausgeber in jedem Fall erreicht. Genug jedenfalls, um mich auf die nächsten Bände neugierig zu machen.

Freitag, 23. Januar 2015

Terra SF inside - TERRA lacht ... über Thor Konnat

Zwischendurch nahm sich Freytag, der Hauswitzbold der TERRA-Hefte, auch immer wieder gerne die Redaktion oder bekanntere Schriftsteller vor. Insbesondere Karl-Herbert Scheer verulkte er scheinbar gerne : Link. Und auch in Heft 466 vom 24.06.1966 verscheißerte er zusammen mit "Perry Rhodan" (war die Zeit der Duplos) auch gleich gerne einmal wieder die ZBV-Serie :


Weiss irgendjemand Genaueres über das Verhältnis von Freytag und Scheer ?

TERRA SF 486/487 - Robert A. Heinlein : Abenteuer im Sternenreich



Robert A. Heinlein : Abenteuer im Sternenreich (Starman Jones)
Terra SF 486/487, 28.10.1966
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1954
Originalausgabe 1953
Aus dem Amerikanischen von Kurt Seibt
Titelbilder : Karl Stephan


Sternenfahrer Jones, Kapitän des Weltraumschiffs "Asgard", erlebt auf seinem Flug in den Kosmos eine böse Überraschung. Plötzlich gerät das Raumschiff, durch einen Fehler seines Vorgängers, außer Kurs und steuert auf ein unerforschtes Gebiet zu, in dem alle Orientierungs-möglichkeiten fehlen. Und nicht nur das: Allerlei Unerwartetes und Absurdes begegnet dem Piloten in dieser Welt von morgen, er stößt auf Menschen- und Tierwesen von ungeahnter, oft possierlicher Gestalt. Wer Willies aus dem Roman "Der Rote Planet" liebt, wird auch an Mr. Chips seine Freude haben und Max und Sam ins Herz schließen.

Heinlein hat hier nicht nur einen hervorragenden Zukunftsroman geschaffen, sondern er beschäftigt sich auch eingehend mit den aktuellen Problemen der Kosmologie und Weltraumforschung. Mit diesem Roman wird er sich, nicht nur unter der Jugend, viele neue Freunde seiner originellen, spannenden Erzählkunst erwerben.
Klappentext der Gebr. Weiss-Ausgabe

Max Jones, ein junger Mann, dessen inständiger Wunsch es ist, Sternfahrer zu werden, erhält plötzlich und unerwartet eine Chance. Aufgrund familiärer Zerwürfnisse verlässt er sein Zuhause und schafft es durch einen Zufall, auf der "Asgard", einem der größten Sternenschiffe der Erde, einen Platz zu finden. Doch die Reise der "Asgard" verläuft ganz anders als ursprünglich geplant. Sie kommt vom Kurs ab und gerät in Bereiche der Galaxis, die noch nicht befahren wurden und noch nicht kartographiert sind.

Da alle Orientierungsmöglichkeiten fehlen, wird es immer unwahrscheinlicher, dass das Schiff den Heimweg finden wird. Die Lage an Bord wird immer kritischer, und die Menschen beginnen zu verzweifeln. Nur Max Jones gibt nicht auf, den Kurs nach Hause zu suchen...
besserer Klappentext der zweiten HEYNE-Ausgabe

Ein weiteres Jugendbuch von Heinlein, dessen Jugendbücher seltsamerweise auf mich in keinster Art und Weise kindlich wirkten und wirken. Allenfalls die s/w-Darstellung ohne Grautöne fällt da auf, obwohl mir nicht klar ist, inwieweit das Stimittel des Autors gewesen ist. Denn die in Grautönen geschilderten Protagonisten, Sam, Max und Ellie, haben bis zu einem gewissem Grad auch Vorbildfunktionen. Eldreth ist eine fast emanzipierte junge Frau, fast noch ein Mädchen, die sich gegen die Unterdrückung ihrer Persönlichkeit zur Wehr setzt. Zwar nur rudimentär und nicht so, wie man es sich eigentlich wünschen würde, aber immerhin. Max ist derjenige, der mit Betrug etwas geschafft hat - und im richtigem Moment zur Ehrlichkeit zurückfindet. Das ist auch heutzutage nicht die Regel. Aber über allen steht Sam, der eigentliche Held der Geschichte. Marine, Tramp, Latrinenwischer, Polizeichef - und am Ende derjenige, der sich mit seinem Körper vor Zivilisten stellt und den Schutz des ihren mit seinem Leben bezahlt. Durchaus eine Vorwegnahme der Themen aus "Starship Troopers", des letzten Jugenbuchs von RAH aus dieser Ära.

Ich fand den Roman zwar bei jedem Lesen wieder gut, aber im Endeffekt ist er mir zu düster. Die dystopische, in Gilden und Sachzwänge verfallene Erdgesellschaft, das vollständig fehlende Happy-End und der durch die analogen Szenen am Anfang und am Ende geklammerte Roman hinterlassen bei mir immer wieder eine Art Beklemmung. Einer der wenigen Romane, bei denen es mir so geht.

Jo Walton on tor.com: Starman Jones

Donnerstag, 22. Januar 2015

TERRA SF inside - Fandom 1966

Ein Bericht von Thomas Schlück über das Fandom in Deutschland 1966, veröffentlicht auf der LKS von TERRA 464 vom 10.06.1966. Aus heutiger Sicht ein nostalgischer Rückblick in ein Zeit weit vor Amazon und Self-Publishern :

TERRA SF 485 - Ernst Vlcek : Der Fluch der Unsterblichen


Ernst Vlcek : Der Fluch der Unsterblichen
Terra SF 485, 21.10.1966
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Sie war unsterblich wie alle Menschen - und ebenso erbärmlich. Denn die Unsterblichkeit lastete seit Jahrhunderten als Fluch auf ihnen, hatte den Frauen ihre Fruchtbarkeit genommen, den Männern ihre menschlichen Gefühle. Und sie alle verdankten der Unsterblichkeit die geistige Umnachtung! Sie hatten ihr Erinnerungsvermögen eingebüßt. Schon über 600 Jahre waren sie unsterblich, aber bei keinem Menschen reichte die Erinnerung weiter zurück als zwanzig Jahre. Je weiter die Geschehnisse in der Vergangenheit lagen, desto verschwommener lebten sie in ihnen. Die Unsterblichen wußten nicht mehr, wie es zu dieser verhängnisvollen Entwicklung gekommen war. Sie lebten und haßten und vergaßen. Ja, und sie konnten auch sterben; auf vielerlei Arten.
Romananfang

Gänzlich andere SF als die herkömmlichen Romane innerhalb der TERRA-Reihe. Nicht gerade eine Dystopie, aber bis zum letzten Fünftel hin wesentlich düsterer, als man es normalerweise gewohnt war. Durch ein Unsterblichkeitsserum mit heftigen Nebenwirkungen (siehe oben) ist es auf der Erde zum Chaos gekommen. Die letzten sterblichen Menschen, noch voll im Besitz ihrer Geisteskräfte, versuchen, auf die Venus auszuwandern. Doch ihre Bemühungen werden von mehreren Gruppierungen gestört ...


Wie gesagt, ein recht düsterer Roman, der erst ganz am Ende zu einem positivem Abschluß geführt wird. Inhaltlich vielleicht etwas seicht, besticht "Der Fluch der Unsterblichen" aber durch seine Bilder und den literarischen Stil. Mich persönlich hat er stark an "Zardoz" erinnert, der fast das gleiche Setting hat, in jedem Fall aber die gleiche Stimmung vermittelt.

Mittwoch, 21. Januar 2015

TERRA SF inside - Perry Rhodan (18)

Und worum ging es bei dem Preisausschreiben eigentlich? Um einen Slogan für "Perry Rhodan" :

Teilnahmebedingungen aus Heft 461 vom 27.05.1966, Seiten 33 & 34

Man beachte den kleinen Kasten rechts unten.

TERRA SF 484 - Chad Oliver : Menschheitsdämmerung



Chad Oliver : Menschheitsdämmerung (Mists of Dawn)
Terra SF 484, 14.10.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1952
Aus dem Amerikanischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Karl Stephan


Dr. Robert Nye, Wissenschaftler des Raketentestgeländes White Sands in New Mexico, hat in jahrelanger privater Arbeit eine Raum-Zeit-Maschine erschaffen. Doch als es darum geht, das Gerät zu inspizieren, passiert Unvorhersehbares: Die Maschine wird aktiviert, und Mark, der Neffe des Wissenschaftlers, wird aus dem Heute in eine entfernte Vergangenheit geschleudert. Der junge Mann erreicht ein eiszeitliches Land, in dem Neandertaler und Cromagnonmenschen um die Vorherrschaft kämpfen, und wird in die Konflikte mit einbezogen. Mark sieht sich gezwungen zu töten, wenn er überleben und den Weg zurück ins 20. Jahrhundert finden will.
Klappentext der UTOPIA CLASSICS-Ausgabe

Ein wirklich gelungenes Jugendbuch, ausnehmend schön und unaufgeregt geschrieben. Mark, der Held der Geschichte, setzt sich vorurteilsfrei mit den Cro Magnon- und Neandertaler-Gesellschaften auseinander, ohne irgendeinen Snobismus des Zivilisierten heraushängen zu lassen. Vielleicht heutzutage von der Sicht der Dinge etwas überholt, aber für Kinder und Jugendliche immer noch unheimlich geeignet.

Chad Oliver (1928-1993) war im Hauptberuf Anthropologe, er wusste also, wovon er schrieb. Das merkt man dem Roman auch an, gerade in den Details erscheint er mir als Laien recht stimmig und präzise. Die amerikanische Originalausgabe enthält auch ein längeres Vorwort, das bisher in keiner der deutschen Ausgaben enthalten ist :

I: How to Travel in Time.

If you were asked to name the basic drives and preoccupations of this strange creature called man, your answer would no doubt depend upon how much psychology, history, economics, and what-have-you that you had been, or had not been, exposed to. It is a safe bet, however, that you would not be tempted to list time travel among man’s strongest yearnings.

And yet, stop a moment! It is curious indeed how much of our time is taken up with exactly that—the vague desire to travel through time. You are perhaps skeptical, and rightly so. You are possibly inclined to protest that you, personally, never had the foggiest notion of traveling in time. But consider: what were the games you played as a small child? Did you pretend that you were an office worker, or a Certified Public Accountant? You may have done just that, for all I know, but I would hazard a guess that you spent many more hours playing Cowboy and Indian, or Kings and Queens, or, like Tom Sawyer, imagined yourself to be the Black Avenger of the Spanish Main. These days, in a world of science, you have no doubt fancied yourself living in the future as well, in a civilization of silver spaceships and the fascination of other worlds.

What is all this but time travel? Somehow, man is never satisfied with what he is. He always wants to go somewhere else, be something different. He imagines himself in another age, made more romantic by the gulf of time. It is not beyond belief that children of the future will amuse themselves by playing that they lived in that long-ago and wonderful period of the 1950’s through which we ourselves are living.

Perhaps responding to this old fantasy of mankind, science fiction has long concerned itself with time travel as a major theme. Ever since H. G. Wells wrote the classic The Time Machine, writers have been having a lot of fun traveling through time.

It would be untrue, however, to present the idea of a time machine as anything but what it is, an intriguing literary device, part of the bag of tricks of the science fiction writer. We have no time travel in the sense of actually having a time machine at our disposal, and thus there is no such thing as a “science” of time travel. This is not to say that such a device is impossible; it is simply that we know nothing whatever about it.

The best we can do is guess.

Nevertheless, we need not be discouraged. There is a way we can travel through time, in fact as well as in fiction. The human mind is a time machine that can carry us backward or forward at will, and we have far more than guesswork to guide us in our travels.

Science fiction, like everything else in the world, has changed. In modern science fiction, the emphasis, the focus, of the story is far different from what it once was. It used to be, back in the days of Jules Verne, that writers were concerned with the all-important how. How could a ship travel from the Earth to the Moon? How could a man travel backward in time? This is still an important factor, but a new element has been introduced. The question today is not so much how the characters got where they were going, but rather what happened after they got there?

Many modern science fiction stories, in other words, start where the old ones ended. This is not to imply that the social sciences have replaced the physical sciences as a framework for fiction—surely with actual space flight almost upon us this is not the case—but simply that science fiction has acquired a new dimension. We still have our technology and our physics and our machines—but now we include human beings as well.

So it is that the real science in this book is not time travel at all. Instead, it is a science called anthropology.

II: What Is Anthropology?

A surprising number of people, if they have heard of anthropology at all, have only a confused impression that it has something to do with old bones and dinosaurs. There is some excuse for connecting it with bones, and none at all for dragging in the dinosaurs.

Anthropology is a rather large word, but it is nothing to be afraid of. Anthropology is the science of man, the science of you and me. As Dr. Clyde Kluckhohn once phrased it, “An anthropologist is a person who is crazy enough to study his fellow man.” More specifically, anthropologists concern themselves with groups of men and their cultures.

There are two main divisions of anthropology, physical and cultural. Physical anthropology concerns itself primarily with man as a physical animal—his skeleton, his race, how he is put together. Cultural anthropology deals with aspects of human behavior beyond the physical level—how do peoples live, how are societies put together, what do people do, and what have they done in times past. The further divisions of anthropology—ethnology, ethnography, applied anthropology and the rest—need not concern us here. In connection with this book, however, the division of archaeology should be mentioned. Archaeology is a part of cultural anthropology, and it is the study of the remains of man’s material culture—his tools, his weapons, his pottery, his temples and homes—from its first appearance in time, and overlapping the period of reliable written records. Archaeologists dig up history out of the earth, history that was never written down.

There are no dinosaurs in anthropology, for the good and simple reason that anthropology concerns itself with man. Dinosaurs, despite certain comic strips to the contrary, lived many millions of years before the coming of the first man. So we will have to struggle along without the giant reptiles in this book, but they will not be missed.

Man himself is the most fascinating animal that ever existed on the face of the earth.

Anthropology is a young science, as sciences go, but it is a very important one. It is not merely a collection of odd facts about ancient times and quaint customs of the Indians. Rather, it is a technique that helps us to understand ourselves. In a world of atomic energy and warring nations, nothing is more important than learning to control and correctly utilize the vast forces that mankind has at its disposal. If we are to survive, we must first learn to understand.

That is what anthropology is all about.

III: How Anthropology Is Used in This Book.

Science fiction writers are often guilty of extrapolation, but this is nothing to become unduly alarmed about. No extrapolationists have been investigated by the F. B. I., and they are not subversive in any way. When a writer extrapolates, he simply discusses the unknown in terms of the known. For example, no one of you now reading these words has yet lived in tomorrow, unless you have a time machine or two up your sleeve. Nevertheless, you could safely predict a number of things about that tomorrow that you have never seen. You could, for instance, predict that the sun would rise and you would have a better than fair chance of being right. You could go on and predict some of the things that would happen to you—you would go to school, or play baseball, or eat three meals a day, or go fishing down by the river. You have never seen tomorrow, but you can tell with some accuracy what your family will be like, how your family makes a living, what your beliefs and customs will be. This is extrapolation; you are discussing tomorrow in terms of yesterday and today. Inevitably, you will make some mistakes, but you will have a batting average that will be a lot healthier than one produced by mere wild guessing.

How is anthropology used in this book? Primarily by extrapolation, and this is how it works:

Most of what we know about the Neanderthals, or about the later Cro-Magnons, is based upon a relatively few anthropological finds. In some twenty sites in and around Europe, fragments of these people have been found—sometimes only a bit of jaw and some teeth, sometimes almost complete skeletons. Together with these skeletal remains, artifacts have been found, tools used by man.

The Neanderthals lived a long time ago; authorities disagree, as usual, about how long. However, they probably flourished roughly between 100,000 B.C. and 50,000 B.C. No man has ever seen a Neanderthal, and they left no written descriptions behind them. But we have a very good idea not only of what they looked like, but also of how they lived. From their skeletons, scientists have reconstructed their appearance, and these reconstructions have been both painstaking and convincing. There are details that we do not know, of course. For instance, skin color is something that cannot be determined from bones, and body hair vanishes with the passing of the years.

Chipped flint tools have been found with Neanderthal men, so we know a good deal about their weapons. Charred remains have been located, so the Neanderthals had fire. They buried their dead, and supplied the deceased with weapons for use in the hereafter. In one of the caves, a row of cave bear skulls was found, shaped like a shrine. Undoubtedly, the Neanderthals had a religion.

They lived as hunters, according to the evidence, killing and eating the animals of the Ice Age—notably the mammoth, the woolly rhinoceros, and smaller animals. This, in turn, means that they had a language of some sort. Hunting mammoths presupposes group activity, and group activity on that complex level demands a language.

We have small cause to look down upon the Neanderthals as stupid brutes. In fact, ironically, they had bigger brains than we have; some of them having a volume of about 1,625 cubic centimeters. The size of a man’s brain, of course, tells you nothing about how good it was, but the Neanderthals, living as they did in the dawn of man, had a culture that commands respect. The mere accomplishment of survival for that long under those conditions is a very real achievement.

The Neanderthals are so named because the first recognized discovery was made in the little Neander gorge in Germany in 1856. “Thal” simply means “valley.”

The Cro-Magnons were a different kettle of fish altogether. They were true Homo sapiens, who lived in Europe from approximately 50,000 B.C. until about 10,000 B.C. In this connection, it might be pointed out that there were no Neanderthals or Cro-Magnons in America at any time, so far as is known. Man evolved in the Old World, and the Indians who were living in the New World when the first settlers pushed westward had migrated here from Asia across the Bering Strait.

In general, we know almost the same things about the Cro-Magnons that we know about the Neanderthals. That is, we have their skeletons, their artifacts, and so forth. In addition, we have their paintings on the cave walls of southern France and northern Spain, the first great art produced by mankind. They were a gifted people, both physically and mentally, and they lived as hunters on the plains of the late Pleistocene, or Ice Age.

All this is of necessity very general, and suppose we now get down to brass tacks about the extrapolations in this book. This is a work of fiction, and does not claim to be anything else. However, I submit that the picture you will find here of Cro-Magnon man is not a fantastic one and is based on reasonable conjecture. Here are a few examples:

Language. There is no book that you can go to that will tell you anything about the language of the Cro-Magnons; they had no writing, and the spoken word does not last long. They had a language, of course, and probably a rather advanced one, but of what it may have consisted we do not know. Your guess, or mine, is as apt to be correct as any other. In naming the Cro-Magnons, I have simply tried to steer clear of the annoying “Ughs” and “Mo-Ros” that so often clutter up stories of this sort. There is absolutely no reason to suppose that Cro-Magnon names were on the level of animal grunts.

Social organization. Just as in the case of language, you cannot tell much about how a society was put together only by looking at a few bones. We do know, however, that the Cro-Magnons had a hunting economy. Therefore, I have pictured a social organization that fits in with what we know about other primitive hunting groups, such as the Plains Indians of our own country. That, incidentally, is the reason for the introduction of lean-tos into Cro-Magnon times. No such structures have survived, although certain house-drawings have been found on cave walls, but they probably existed. Hunting peoples must follow their game supply—any hunter knows that he cannot simply sit in one spot forever and kill enough game to live on. Caves are not portable, and just as the Plains Indians had their tipis, and the Eskimos their snow houses while on the trail, the Cro-Magnons must have had some similar shelter that they could carry with them.

Songs. Men everywhere have music and song, and I have given the Cro-Magnons a song to sing. We are prone to think of primitive peoples as somehow lacking in human values like laughter and song, but such is demonstrably not the case. I don’t know any Cro-Magnon songs, and neither does anyone else. So I have invented one—but in so doing I have not just spun one out of the air, so to speak, but have instead reworked portions of an Indian prayer and a primitive chant into what I hope is a meaningful song. It is not suggested that this is a Cro-Magnon song, but simply that it might have been something like this.

The list could be extended indefinitely, but to little profit. I hope that these few examples have given you some idea of how the process of extrapolation works in this type of science fiction, and also shown you something of the differences between fact and fiction.

IV: A Bonus, Free of Charge.

This is a work of fiction, and as such its purpose is to entertain. If it gives you a few hours of pleasure, or even keeps you up all night to find out what happens, it has accomplished its mission. If it does not entertain, if it is not fun to read, then nothing else will make it worth your time.

If you do have a good time reading it, and I hope you do, that in itself is something. I also hope, however, that you can pick up a bit extra along the way—a sort of painless bonus. The bonus is free of charge, and you can ignore it if you wish.

For those who are interested, though, I hope that there are a few lessons to be learned from this story, lessons in tolerance and understanding and common humanity. It may be that you will now think twice before you condemn others merely because they live a different kind of life than your own, and you may look back upon the long history of mankind with more appreciative eyes.

It comes as something of a shock occasionally to remember that it has only been some one hundred and seventy-six years since this nation got underway in 1776, and only four hundred and sixty years since Columbus sailed for the New World. Writing itself is only some five thousand years old at best, and in some parts of the world, such as North America, it did not exist until a short few hundred years ago. Man himself has been around a lot longer than that, with all his dreams and his never-ending search for happiness.

If we are ever to understand the last part of the story of mankind, we must understand the first chapters as well—not to mention the later episodes of peoples about whom we know little or nothing. There is a lot of history, and a lot of fascination, yet hidden from our eyes in the gray mists of time.
Vorwort, zitiert nach dem SF Gateway-eBooks

Ich glaube, das sollte man einfach so stehen lassen.

Dienstag, 20. Januar 2015

TERRA SF inside - Perry Rhodan (17)

Und das waren die Preise, die es beim PR-Preisausschreiben zu gewinnen gab :

TERRA 462 vom 03.06.1966

TERRA 463 vom 03.06.1966, Seite 66

TERRA SF 483 - Kurt Brand : Im Para-Dschungel

Kurt Brand : Im Para-Dschungel
Weltraumreporter 06
Terra SF 483, 07.10.1966
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Gibt es einen Zusammenhang zwischen Musik und "doppelten Menschen"? Der Weltraumreporter recherchiert.
Klappentext der Mohlberg-Ausgabe

Zwischen dem fünften Roman und diesem Band lagen drei Jahre, in denen sich Brand unfreiwillig aus dem Perry Rhodan Team verabschiedet hatte und seine Konkurrenzserie Ren Dhark gestartet hatte. Auch die Figur des Weltraumreporters Yal fand in einer der Nebencharakteren seinen Niederschlag. Das Brand hier eine seiner stärksten Arbeiten in dieser Serie und diesem Abschnitt seiner Schaffensperiode vorgelegt hat, könnte als Beweis verstanden werden, dass dem knorrigen aber doch sensiblen Brand der zwangsweise Ausstieg gut getan hat. Wahrscheinlicher ist eher die Tatsache, dass er sich zwar besonders motiviert, aber auch unter Druck gesetzt fühlte.
Thomas Harbach auf SF-Radio

In der Reihe der TERRA-Hefte sticht dieser Roman deutlich hervor. Aus der Ich-Perspektive erzählt ist "Im Para-Dschungel" viel unmittelbarer und dynamischer als die ihn umgebenden Hefte. Der Leser wird mitgerissen und wesentlich stärker in die Geschichte involviert, als es die (meisten) anderen Autoren der 400er-TERRAs schaffen. Kurt Brand nutzt die stilistischen Mittel, die er beim Schreiben von Krimis (Jerry Cotton, Kommissar X, Captain Morris) verwendet hat und erfindet so einen ganz eigenen SF-Stil. Ich habe die Lektüre - wie auch schon die der vorherigen Yal-Romane - genossen und kann die Geschichten um Yal, den Weltraumreporter, nur empfehlen.

Yal, der Weltraumreporter
Teil 01 : Der Ewige
Teil 02 : Kolumbus der Milchstraßen
Teil 03 : Der Sternbaron
Teil 04 : Falschmeldungen vom Sagittarius
Teil 05 : Sondereinsatz Trifid-Nebel

Montag, 19. Januar 2015

TERRA SF inside - Perry Rhodan (16)

Wir machen jetzt einen Sprung nach vorne, in das Jahr 1966, bleiben aber bei "Perry Rhodan". Ähnlich wie TERRA war PR ein echter Dauerbrenner, aus der auf 50 Hefte konzipierten Serie ist ein 250 Hefte umfassendes Epos geworden. Zu Heft 250 lobte man ein Preisausschreiben aus :

Rückseite von Heft 461 vom 27.05.1966

TERRA SF 482 - Daniel F. Galouye : Zweikampf der Giganten


Daniel F. Galouye : Zweikampf der Giganten (The Fist of Shiva)
Terra SF 482, 30.09.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1953
Aus dem Amerikanischen von Nikolai Stockhammer
Titelbild : Karl Stephan


Durch einen Kometen bekommen zwei Jungen Superkräfte. Der eine entscheidet sich, "Herrscher und Gott" zu spielen, der andere bekämpft ihn. Nach jahrhundertelangem Kräftemessen kommt es zum Showdown ...

Die einzige Ausgabe dieser Novelle von Daniel F. Galouye in Deutschland. Sie ist auch nicht wirklich berauschend, bis zu einem gewissem Grad hingeschluderter Standard, nicht wirklich bemerkenswert. Das einzige, das den Leser bei der Stange hält, ist Galouyes flüssiger Stil, doch auch der kann nicht über die wenig innovative Geschichte hinwegtäuschen. Na ja, auch ein Profi hat mal 'nen schlechten Tag.

Sonntag, 18. Januar 2015

Terra SF inside - Perry Rhodan (15)

So, es geht weiter mit den Scans aus dem Innern der TERRA-Hefte. Als erstes (und weils so schön war) hier noch einmal ein paar Stimmungsbilder zum Start von "Perry Rhodan" :

TERRA 186 vom 11.08.1961, Seite 47

TERRA 186, Rückseite

TERRA 193 vom 29.09.1961, Seite 33

TERRA SF 481 - Hans Kneifel : Der lautlose Fremde


Hans Kneifel : Der lautlose Fremde
Terra SF 481, 23.09.1966
Originalausgabe
Nachdruck als TERRA ASTRA 642
Titelbild : Karl Stephan


Das terranische Imperium, ein Zusammenschluß aller von Intelligenzen besiedelten Planeten, hat auf dem Planeten ORANELLA II drei Entwicklungshelfer stationiert. Der Planet ist auf dem Niveau des frühen Mittelalters, kleine, autokratisch regierte Fürstentümer sind die Normalität. In diese Gesellschaft kommt ein Außerirdischer, der als Spore jahrhundertelang überlebt hat und führt die Gesellschaft in die nächste Entwicklungsstufe.

Ein typischer Kneifel, sehr lakonische Protagonisten, eine überaus optimistische und sehr vereinfachte Sicht der Dinge. Dieser Roman könnte heute nicht mehr so geschrieben werden, wir, die SF/F-Leser, haben unsere Naivität verloren und würden die soziologische Struktur der galaktischen als auch planetaren Gesellschaft bereits kurz nach dem Prolog auseinandernehmen und ad absurdum führen. "Der lautlose Fremde" ist und bleibt ein Roman der frühen deutschen Nachkriegs-SF und stellt sehr schön den Drang der Leser und Autoren dar, eine bessere Welt zu schaffen. Von daher ein nicht ganz unwichtiges Zeitzeugnis.

Samstag, 17. Januar 2015

TERRA SF 478/479 - Stanislaw Lem : Eden



Stanislaw Lem : Eden
Terra SF 478/479, 09.09.1966
Originalausgabe 1959
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1960
Aus dem Polnischen von Paul Kempner
Titelbild : Karl Stephan


Ein technisch-utopischer Roman aus dem Polnischen. Dies ist die Geschichte eines Raumschiffes, das bei der Landung auf den Planeten EDEN zerschellt. Eine sechsköpfige Besatzung überlebt die Katastrophe. Sie sind auf eine Welt verbannt, die sie als eine Welt des Grauens und der Rätsel erkennen.

Sie kommen wie Maulwürfe an die Oberfläche eines Planeten gekrochen, den vor ihnen noch nie eines Menschen Fuß betrat. Ihr havariertes Schiff steckt tief im Erdboden, und es sieht nicht so aus, als werde die sechsköpfige Besatzung es je wieder benutzen können. Sie sind als Schiffbrüchige auf eine Welt verbannt, die sie als eine Welt des Grauens und der Rätsel erkennen, je mehr sie von ihr zu sehen bekommen. Aber sie wären nicht Menschen, würden sie nicht allen Schwierigkeiten zum Trotz ihr Schiff klarzumachen versuchen, und sich den Extraterristiern zum Kampfe stellen.

So beginnt dieser faszinierende Roman von Stanislaw Lem, dem wohl bedeutendsten Autor utopischer Romane der östlichen Welt. Stanislaw Lem ist ein Wissenschaftler, bei dem sich in besonders glücklicher Weise Phantasie und Erzählerbegabung mit reichem Sachverstand vereinen. Jene fremde Welt, in die er sechs Erdenmenschen stellt, wird für den Leser zu einer Realität, je weiter er in der Lektüre fortschreitet. Die Planetarier, mit denen sich die Raumfahrer auseinanderzusetzen haben, sind zweiteilige, den Menschen unähnliche Wesen, widerspruchsvoll in ihrem Verhalten, aber doch anscheinend intelligenzbegabt. Zur Fortbewegung benutzen sie ein vertikales, sich als Kreisel erweisendes Rad. Alle Versuche der Raumfahrer, ein überschaubares Bild der fremden Zivilisation zu gewinnen, scheitern an unerklärlichen Fakten und Ereignissen. Und doch mehren sich die Zeichen, die von einer unwahrscheinlichen Hochkultur berichten. Die Erdenmenschen beginnen immer klarer zu fühlen, daß EDENs Kultur nicht mit menschlichen Maßstäben zu messen ist und die gesamte Evolution hier Wege geht, die völlig von den irdischen abweichen. Ein mystisches Dunkel liegt über allen Gründen und allem Begreifen ...

Stanislaw Lems erregender Roman erschöpft sich nicht in abenteuerlichen Geschehnissen; der Autor versucht auch Antwort zu geben auf die Frage, welche sittlichen Aufgaben einmal den Menschen gestellt sein könnten, die - vielleicht einmal - ihren Fuß auf den Boden einer bewohnten Welt setzen und Unbegreiflichem begegnen.

Stanislaw Lem ist einer der bedeutendsten Autoren utopischer Romane der östlichen Welt. Er ist ein Wissenschaftler, bei dem sich in besonders glücklicher Weise Phantasie und Erzählerbegabung mit reichem Sachverstand vereinen. Lem steht in der Spitzenklasse der SF-Schriftsteller in der ganzen Welt.
Klappentext der Gebr. Zimmermann-Ausgabe

Dieser Roman ist im Netz je mit vielen ausführlichen positiven Rezensionen vertreten, Beispiele dazu findet man hier oder hier. So wie ganz allgemein Stanislaw Lem und seine Romane als Nonplusultra der SF angesehen wird. Ich sehe das anders.

Zunächst aber einmal ist dieser Roman hier, an dieser Stelle der TERRA-Hefte wichtig, denn stilistisch ist er eben ganz anders als die deutschen und angloamerikanischen SF-Geschichten, die hier die Mehrzahl darstellen. Und ich weiss noch, als ich vor vierzig Jahren diese und andere osteuropäische SF las, war das für mich und meinen Lesehorizont eine echte und wichtige Erweiterung. [Ebenso übrigens wie französische SF ein Jahrzehnt etwa später.] Diese Relevanz von Stanislaw Lem als auch den Strugatzkis sollte man nie unterschätzen, ich persönlich kann sie gar nicht deutlich genug herausstellen.

Allerdings sollte man die Story an sich nicht überbewerten. Rupert Schwarz hat das auf fictionfantasy sehr schön zusammengefasst :
Unfreiwillig komisch muten manche Beschreibungen an. So ist die Rakete mehr ein mechanisches Ungetüm als ein High Tech Produkt. Fast so als ob man mit einer Badewanne ins All fliegt. Und seitenlange Beschreibungen der Entwicklung eines s/w Films erwecken nicht den Eindruck man lese ein SF Buch. Gut, das Buch ist 1959 geschrieben worden, aber beispielsweise Asimovs Foundation-Trilogie aus den früher 40er Jahren des vergangenen Jahrundert zeugen von mehr Fantasie und Eleganz. Fazit: Ein Roman, der zu Beginn deutliches Potential aufzeigt, das aber im Verlauf des Romans verschenkt wird.
Rupert zeigt sehr schön auf, daß der Roman bereits bei seinem Erscheinen überholt war, ich denke, daß angloamerikanische SF auch zu diesem Zeitpunkt bereits einen deutlich stringenteren, innovativeren und lebensbejahenden Weltenentwurf ihr eigene nannte. Nicht umsonst hat sich fast ein halbes Jahrhundert lang englische und amerikanische SF/F an der Spitze der SF/F-Qualitätspyramide gehalten.

Aber die wenig utopische Sicht der Dinge ist nur einer der Kritikpunkte, die ich, ein halbes Jahrhundert später, an diesem Roman zu bemängeln habe. Neben der Nicht-Geschichte stört mich vor allem eines : Die positive und unwidersprochene Darstellung des Kollektivismus, der Reduktion von Menschen auf eine Funktion. Denn im Gegensatz zu den individualistischen Protagonisten westlicher Coleur schreibt Lem hier nur von "dem Koordinator", "dem Arzt", "dem Chemiker". Das mag damals, in den 60ern noch angegangen sein, heute, mit unserem Wissen über die Realität des Kommunismus, ist das indiskutabel. Von daher war es zwar nett, diesen Roman wieder einmal zu lesen, meine schlechte Meinung über Lem und seine Romane wurde allerdings wieder einmal bestätigt.

Freitag, 16. Januar 2015

TERRA SF 480 - Randall Garrett : Der Denker und die Rebellen

Randall Garrett : Der Denker und die Rebellen
Terra SF 480, 16.09.1966
Originalzusammenstellung
Aus dem Amerikanischen von Ingrid Neumann
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Kurzgeschichten
Botschafter auf Saarkad (In case of fire, 1960)
Der Denker und die Rebellen (But, I don't think, 1959)
Der gefaehrlichste Mann der Galaxis (Penal servitude, 1958)
Das Problem (The measure of a man, 1960)


Randall Garrett ist ein in Deutschland wenig bekannter Autor. Was ich schade finde, denn seine Stories und Romane sind qualitativ ebenso hoch anzusiedeln wie die von Robert Silverberg, mit dem zusammen er die Nidor-Romane schrieb. Auch die hier vorliegenden Kurzgeschichten sind brilliant, oftmals ziemlich sarkastisch ("In Case of Fire" handelt beispielsweise von einem xenophoben terranischen Botschafter auf einem Alien-Planeten), manchmal düster und pessimistisch (in "But, I don't think" kehrt der Held nach einer gelungenen Befreiung freiwillig in die Sklaverei zurück), aber immer inhaltlich tiefgründig und stilistisch hervorragend. Empfehlenswerte Lektüre !

Dieses TERRA-Heft ist auch die einzige Ausgabe der Stories in deutscher Übersetzung. Wer die Geschichten aber im amerikanischen Original lesen möchte, sei auf gutenberg.org verwiesen, dort stehen zwar nicht alle, aber viele Stories von Randall Garrett gemeinfrei zur Verfügung :

The Measure of a Man
In Case of Fire
But, I don't think

Donnerstag, 15. Januar 2015

TERRA SF 477 - E. C. Tubb : Die Mondstation


E. C. Tubb : Die Mondstation (Moon Base)
Terra SF 477, 02.09.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1963
Aus dem Englischen von ???
Titelbild : Karl Stephan


On the airless surface of the Moon the 'cold war' continues, with the bases of the major world powers watching each other and waiting ...

The dedicated personnel of Britain's Moon Base seemed well-adjusted to their peculiar existence despite a series of mysterious happenings. What bothers them most is the visit of a Royal Commission sent by an economically-worried British Government to investigate expenditure.

Travelling with the Commission, but under separate and secret orders, is Felix Larsen, who's investigations are of quite a different nature. Larsen, alive to the possibilities of espionage, soon finds himself faced with the inexplicable. Why should one man fall a thousand feet and escape with minor bruises while another dies after falling a mere eighteen inches? Why does a desperate man, bent on suicide and with all the means at hand, find it absolutely impossible to kill himself? What are the strange messages emanating from the Base - and from whence do they come? And what is the fantastic thing that has been conceived in the research department?
Klappentext des SF-Gateway-eBooks


Ein in den Weltraum projiziertes Agenten-Abenteuer. Tubb schreibt gut und flüssig, aber aus heutiger Sicht ist die Story nur allzu vorhersehbar. Allerdings sind da ein paar nette Twists und bissige politische und gesellschaftskritische Seitenhiebe enthalten, die den Roman bis heute doch noch relativ frisch halten.

Interessant ist für mich der Vergleich mit dem Ewers-Roman, den ich kurz vorher gelesen habe. Inhaltlich als auch stilistisch war dieser deutsche Roman mit dem von E. C. Tubb durchaus vergleichbar. Und das ist bei den bisher von mir gelesenen TERRA-Romanen kein Einzelfall. In späteren Jahrzehnten hat die deutschsprachige SF dann massiv abgebaut, erst in diesem Jahrtausend ist "Deutsche SF" wieder zu einem Qualitätsmerkmal geworden. Ich frage mich, woher das rührt, wie das gekommen ist ? Was hat den Abstieg und den späteren (für mich kometenhaftigen) Aufstieg verursacht ?

Mittwoch, 14. Januar 2015

TERRA SF 476 - H. G. Ewers : Der Scout und der stählerne Götze


H. G. Ewers : Der Scout und der stählerne Götze
Weltraumscout 04
Terra SF 476, 26.08.1966
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan
Neuausgabe als TERRA ASTRA 014


Die Maschine regiert - und entscheidet über Sein oder Nichtsein
Trailer TERRA ASTRA

Der vierte der Weltraumscout-Romane, genau wie sein Vorgänger von Ewers noch voll unter dem Eindruck der neuen Möglichkeiten der Kybernetik geschrieben. Der Plot der verlorengegangenen und sich weiterentwickelten Sonde erinnert an gute alte Enterprise-Zeit und auch hier stellt Ewers das Mensch-Computer-Mißverständnis in den Vordergrund. Ganz nett und nicht unintelligent geschrieben, aber zum ganz großen Wurf reichte es nicht, es bleibt ein reiner Unterhaltungsroman.

Der Weltraumscout
TERRA SF 294 : Intrige auf Chibbu
TERRA SF 349 : Der Scout im Reich der Schatten
TERRA SF 389 : Der Scout und der Roboterfürst
TERRA SF 476 : Der Scout und der stählerne Götze

Dienstag, 13. Januar 2015

TERRA SF 475 - Milton Lesser : Die Weltensucher


Milton Lesser : Die Weltensucher (The Star Seekers)
Terra SF 475, 19.08.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1953
Aus dem Amerikanischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Karl Stephan


When man tackles the first really long journey - across twenty-six trillion miles of uncharted space - to the nearest star, it will take him two hundred years to complete the flight. Not until the sixth generation nears maturity will the starship reach its destination. Around this fascinating theme, Milton Lesser has woven a tale of the first starship's final days of flight. He pictures the ship as a hollowed-out meteorite composed of four concentric circles - a world in which civilization has deteriorated and superstition risen to a high pitch, making those within unaware of the fact that they are traveling through space or that their journey is destined to end.

All Mikal knew when he embarked on the "Journey of the Four Circles" was that every eighteen-year-old from Astrosphere, the outermost circle, must visit each of the other circles if he hoped to become an Enginer. But before he completed his trip, he unearthed startling truths that threw the four circles into a state of chaos. Gradually Mikal discovered that unless the people of the four circles took immediate action the ship was doomed to crash. Mikal's desperate efforts to unite the four circles in order to save their world is a story of rising tension and clashing interests.

Not only is this a tale of man's triumph over the barriers of space, but a fabulously exciting epic of civilization's victory over superstition and complacency. With subtle satire the author has written one of the most realistic and unforgettable stories ever to appear in the science fiction field.
Klappentext der amerikanischen Originalausgabe

Ein schönes Jugendbuch aus der Generationenraumschiff-Ecke. Da gibt es ja auch die unterschiedlichsten Stories in den unterschiedlichsten Stilen, dies ist eines der Besseren, das auch (gerade unter dem Aspekt des Jugendbuchs) bis heute lesbar und frisch geblieben ist. Im Gegensatz zu einigen moderneren Geschichten dieses Topics, die teilweise bereits bei Drucklegung überaltert sind.

Milton Lesser (1928-2008) wechselte in den 50ern seinen Namen zu "Stephen Marlowe". Als dieser schrieb er ab den 60ern hauptsächlich Krimis, wenngleich er immer wieder einmal zum Sujet der SF zurückkehrte. Im Gegensatz zu seinen himmelstürmenden und action-betonten Jugendbüchern sind seine späteren SF-Romane an Erwachsene gerichtet und deutlich reifer. Für seine romantisierte Autobiographie "The Memoirs of Christopher Columbus" wurde ihm 1988 der französische Prix Gutenberg du Livre verliehen, für sein Lebenswerk als Kriminalschriftsteller 1997 der Life Achievement Award der Private Eye Writers of America.

Wikipedia-Eintrag
SFE-Link

Montag, 12. Januar 2015

TERRA SF 474 - Richard Koch : Flug in die Antimaterie



Richard Koch : Flug in die Antimaterie
Terra SF 474, 12. 08.1966
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Eine Erstausgabe von Richard Koch bei TERRA, die schon ein paar Hefte früher, auf der LKS von Heft 460, besprochen wurde wurde :

LKS von Heft 460 vom 20.05.1966

Überraschenderweise zwar etwas altbacken, aber auf den ersten Seiten doch relativ dynamisch. Bin ich von Richard Koch gar nicht gewohnt. Erst im letzten Fünftel wird es pathetisch und kitschig, bis dahin liest sich der Roman wie ein typischer Roman der Prä-68er. Gerade die ersten zwei Drittel sind gelungen und auch - was ich von Richard Koch gar nicht gewohnt bin - auch ziemlich dynamisch. Ich glaube, daß im Hinblick auf den Antimaterie-Artikel aus Heft 460, 12 Wochen vor Veröffentlichung, hier von der Redaktion sowie Scheer und Ernsting massiv inhaltlich und stilistisch eingegriffen wurde. Weiss da jemand Genaueres, existieren dazu irgendwelche Unterlagen, eventuell ein Original-Manuskript von Richard Koch ?

Und by the way, da hier gerade auf den Artikel in TERRA EXTRA verwiesen wurde : Diese Serie habe ich jetzt auch komplett, für meinen nächsten Urlaub habe ich geplant, sie parallel zu den anderen Serien hier zu kommentieren.

Sonntag, 11. Januar 2015

TERRA SF 304 - H. G. Ewers : Der Tod eines Botschafters


H. G. Ewers : Der Tod eines Botschafters
Terra SF 304, 13.09.1963
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan
Neuausgabe TERRA ASTRA 585, 1983


Das Ultimatum läuft - der galaktische Frieden steht auf dem Spiel
Teaser TERRA ASTRA

So, die Arbeit hat mich wieder und ich werde vom Lesen der TERRA-Hefte nicht mehr durch meine Bibliothek abgelenkt. Obwohl ich da noch einen Endspurt für den DSFP hinlegen muß, aber darüber schreibe ich demnächst etwas.

Der letzte meiner nachgekauften Romane ist aus den 300ern und liest sich irgendwie seltsam. Im Wesentlichen ist es ein Whodunit, allerdings ein doch ziemlich leicht durchschaubarer. Und ehrlich gesagt auch ziemlich langweiliger, von Ewers bin ich da doch Besseres gewohnt, inhaltlich ebenso wie stilistisch. Es geht darum, daß der Botschafter einer Alien-Rasse ermordet wird, die daraufhin mit Krieg droht, wenn das Verbrechen nicht aufgeklärt wird. Der Protagonist läuft hin und her und entdeckt am Ende, daß sein schlaf-teleportierender Vorgesetzter der Täter ist. "Der Tod eines Botschafters" ist nicht unbedingt ein langweiliger Roman, aber dieser Plot wurde seitdem vielfach besser und besser konstruiert erzählt.

Samstag, 10. Januar 2015

Lois McMaster Bujold : Diplomatic Immunity



Lois McMaster Bujold : Diplomatic Immunity
Baen Books 2002
deutsch in "Der Botschafter"
Heyne 52127, 2006
Übersetzer: Michael Morgental


Miles and Ekaterin are enjoying a delayed honeymoon off-world while their first two children are approaching birth in their uterine replicators back on Barrayar. They have just left Earth to begin the journey home when Miles is dispatched by Emperor Gregor Vorbarra to Graf Station in Quaddiespace to untangle a diplomatic incident in his capacity as the nearest Imperial Auditor. There, he is unexpectedly reunited with the Betan hermaphrodite Bel Thorne, a trusted former Dendarii Mercenaries subordinate and his good friend. A convoy of merchant ships and their Barrayaran Navy escorts are being prevented from leaving the station, and a Barrayaran officer is missing, possibly murdered or deserted.

While investigating, Miles uncovers a plot by a high-ranking Cetagandan to steal a cargo of extreme importance to the Cetagandans and hide its tracks, if necessary, by putting the blame on Barrayar. By the time Miles figures out what is going on, he and Bel have been infected by a highly lethal bioweapon. Miles almost dies (again) and barely averts an interstellar war between Cetaganda and Barrayar.
Plot Summary aus der englischen Wikipedia

Der letzte der Vorkosigan-Romane, die neueren habe ich noch nicht. Etwas anders als die bisherigen Stories ist "Diplomatic Immunity" ein Whodunit-Krimi, stark an die von amerikanischen Sehgewohnheiten geprägten schnellen Schnitte angelehnt. Auch wieder - im Gegensatz zu den vorherigen Bänden - aus der alleinigen Perspektive von Miles erzählt, nachdem man sich daran gewöhnt hat, vermisst man die Standpunkte von Ekaterin sogar irgendwie. Meiner Meinung nach ist das Absicht, denn im Hintergrund der Krimi-Story lauert die Darstellung des Unverständnisses zweier Kulturen füreinander. Quaddies und Barrayaner sind rein von der Genetik und der daraus resultierenden Gesellschaft her schon extrem unterschiedlich, was der kosmopolitische Miles gar nicht bemerkt. Erst durch das Agieren der anderen, deutlich weniger aufgeschlossenen Personen beider Seiten wird in Relation zu Miles der Fremdenhaß beider Seiten dargestellt. Daß Lois McMaster Bujold hier keine Partei bezieht, sondern genau und nur die Irrationalität beider Parteien beschreibt, versteht sich fast von selbst. Dieses Nicht-Gutmenschentum, dieser Kampf um die Emanzipation statt gegen Personen oder Gruppen macht meiner Meinung nach auch den großen Charme dieser Romane aus.

Der letzte Abschnitt, der Flug in das Cetaganda-Imperium mit dem halbtoten Miles und die Verhinderung des interstellaren Krieges, zeigt dann wieder sehr schön, daß Miles weder ein Superheld ist, noch alles allein machen kann. Das wird auch schriftstellerisch mit einem deutlich reduziertem Tempo zum Lesere transportiert, fand ich persönlich auch und gerade im Hinblick auf die ersten Bände der Vorkosigan-Saga sehr gelungen. Und was mir ausnehmend gut gefallen hat ist die darauffolgende Szene mit der "Orden"verleihung. Lois McMaster Bujold macht explizit deutlich, daß es echten Helden nicht um ihre Darstellung in der Öffentlichkeit geht. Etwas, daß sich früher von selbst verstand, die heutige Gesellschaft sich aber doch schon einmal deutlich vor Augen führen sollte. Aber wahrscheinlich lesen diejenigen, die es angehen sollte, dies natürlich wieder nicht.

Jo Walton über "Diplomatic Immunity"

Freitag, 9. Januar 2015

Michael K. Iwoleit : Ein paar wohlüberlegte Anmerkungen

Es gibt Leute, bei denen man unbedingt zuhören sollte, wenn sie etwas sagen. Weil sie (wenn sie einmal nicht rumalbern) auch etwas zu sagen haben. Michael K. Iwoleit ist einer davon. Ich teile seine Meinung, die er in einzelnen Beiträgen auf Facebook veröffentlicht hat, voll und ganz. Und diese seine Anmerkungen sind meiner Meinung nach so wichtig, daß sie in ihrer Gänze und zusammenhängend dargestellt werden sollten. Aber lassen wir ihn selbst zu Worte kommen :



Als multikulturell verblendeter Gutmensch erlaube ich mir nach den jüngsten Entwicklungen einige, man mag's kaum glauben, wohlüberlegte Anmerkungen, wie ich die Sache sehe, nach bestem Wissen und Gewissen. Man mag mich korrigieren, wo ich mich sachlich irre:

1) Die reflexartig vorgetragene Behauptung, daß die Charlie-Hebdo-Attentäter und ihre Bundesgenossen nichts mit dem Islam an sich zu tun haben, ist mindestens eine Beschönigung, wenn nicht rundheraus falsch. Sie verfolgen Ziele, die sich mit dem Koran und der islamischen Geschichte vereinbaren bzw. daraus begründen lassen. Ich halte nichts davon, den Propheten Mohammed, der nun einmal nicht nur ein Religionsstifter, sondern auch ein politischer und militärischer Führer mit Machtansprüchen war, zu einem Ausbund an Güte und Toleranz zu verniedlichen. Der Islam war von Anfang an eine militante Religion und hat erst Jahrhunderte nach der Religionsstiftung, in der islamisch-arabischen Blütezeit, einige für ihre Zeit ziemlich fortschrittliche und tolerante Gesellschaften hervorgebracht, denen der Westen zahlreiche kulturelle und wissenschaftliche Anregungen verdankt. (Beim Christentum war's umgekehrt, zunächst eine unterdrückte Minderheit und später ein eigener Machtfaktor mit gewaltsamen Missionierungsansprüchen.)
All das begründet natürlich keine Zwangsläufigkeit. Wie alle heiligen Bücher ist auch der Koran schwammig und widersprüchlich. Wenn ein Moslem ein zivlisiertes und menschenfreundliches Verhalten mit dem Koran begründet, soll uns das recht sein. Aber es wäre klüger, ehrlicher und im Eigeninteresse der friedfertigen Moslems, wenn sie ihrer eigenen Geschichte und dem heutigen Zustand der islamischen Welt klar ins Auge sehen und Stellung beziehen würden: Ja, leider, auch das ist der Islam - und dann durch praktisches Handeln beweisen, daß der Islam auch etwas anderes sein kann. Zweifelhafte Aktivitäten wie etwa die von Millî Görüş, selbst wenn sie keine direkten Gewalttaten begehen, sind dabei wenig hilfreich - und vertrauensstiftend schon gar nicht.

2) Unser Land ist historisch gebrandmarkt dadurch, daß es eine der schlimmsten faschistischen und rassistischen Diktaturen der Weltgeschichte hervorgebracht hat. Eine gesteigerte Sensibilität und Wachsamkeit gegenüber solchen Tendenzen, wo immer sie sich zeigen, scheint mir eine historische Verpflichtung zu sein. Aber es stimmt wohl, daß in Teilen des linken politischen Spektrums das Pendel ins entgegengesetzte Extrem ausgeschlagen ist und der Fehlschluß "Meines Feindes Feind ist mein Freund" verabsolutiert wurde: Aus dieser Perspektive kann das Fremde grundsätzlich nur Opfer, nie Täter sein; die geringste Kritik am Anderen, unabhängig von dessen Verhalten, wird als Diffamierung aufgefaßt. Ich finde, umgekehrt wird ein Schuh draus: Gerade nach der Erfahrung des Faschismus sollten wir klare Grenzen ziehen, was unsere zivilisatorischen Grundwerte angeht, und nicht jedem Heiopei erlauben, je nach Interessenlage daran herumzudeuteln (mag er nun für die NSA arbeiten oder für Millî Görüş). Ich versuche Leute nach den Folgen ihres Handelns zu beurteilen, nicht danach, ob sie meine Weltanschauung teilen. Wenn jemand ein traditionelles Familienleben mit Frau und Kindern führen will, dabei seine Familie anständig behandelt, ein friedlicher Mensch ist und niemandem seine Lebensweise aufzwingt - dann habe ich Respekt davor, auch wenn ich seinen Lebensentwurf nicht teile. Wenn andererseits stockreaktionäre islamische Familien, wie es sie in Deutschland nun einmal tatsächlich gibt, zwar von ihren Töchtern erwarten, daß sie jungfräulich in die Ehe gehen, aber nichts Ehrenrühriges daran finden, wenn ihre Söhne sich die Hörner an deutschen Mädchen abstoßen, die sie zum Dank als Huren beschimpfen - dann erlaube ich mir, solche Leute als verlogenes, bigottes Pack zu bezeichnen, dem ich es von Herzen wünsche, daß sie in unserer Gesellschaft an allen Ecken und Enden mit ihren Steinzeitschädeln gegen die Wand knallen. Gerade als multikulturell interessierter Mensch, der über die eurozentrische Sicht der Welt hinauszuwachsen versucht, sollte man sich Barbareien und Unmenschlichkeiten niemals als folkloristische Eigenarten unterjubeln lassen. In "multikulturell" steckt das Wort "Kultur". So etwas kann mit kultivierten und zivilisierten Menschen funktionieren (und ist selbst bei gutem Willen schwierig genug), nicht aber mit Idioten, Prolls und Unmenschen gleich welcher Coleur.

3) Ich habe selbst in Vierteln mit hohem Migrantenanteil (hauptsächlich Türken) gewohnt, zuletzt im Traditionsviertel Ölberg in Wuppertal-Elberfeld, und dabei keine schlechte Erfahrungen gemacht. Die Bewohner des Ölbergs sind etwa zu einem Drittel nicht-deutscher Herkunft, und das Zusammenleben geht friedlich und reibungslos vonstatten, ohne daß allzu enge Beziehungen zwischen den Ethnien bestehen. Da macht der mazedonische Imbißbuden-Inhaber mal einen Spruch über die Türken, aber das war's auch schon an Reibereien. Es scheint hier also etwas zu funktionieren, was in vielen Teilen unseres Landes - wenn man die Klagen von Mitbürgern ernst nimmt und nicht gleich verteufelt - schiefgeht. Ich bin noch nicht ganz dahinter gekommen, aber es würde mich nicht wundern, wenn es damit zu tun, daß die meisten Migranten auf dem Ölberg einen normalen Job haben, gut Deutsch können und sich reibungslos in die öffentliche Ordnung einfügen. Das ist offenbar, nach meinem besten Wissen und Gewissen, nicht überall der Fall, und mich interessieren die Gründe.
Es mangelt mir an nüchternen und von ideologischen Verzerrungen ungetrübten Bestandsaufnahmen, wie die Situation der Einwanderer in Deutschland ist, welche Gruppierungen welchen Einfluß haben und was politisch getan werden müßte, um zweifellos vorhandene Reibungen abzubauen. Pauschalverunglimpfungen deutscher Bürger - besonders durch Leute, die selber nicht in sozialen Brennpunkten zu leben gezwungen sind - sind dabei ebenso wenig hilfreich wie die naive Annahme, es werde sich schon alles von allein regeln und Gesellschaft wie Einwanderer müßten für ein friedliches Zusammenleben nicht eine aktive Leistung erbringen.
Einige Hinweise habe ich in Heinz Buschkowskys Buch "Neukölln ist überall" gefunden, das am Beispiel des Berliner Problembezirks, dessen Bürgermeister der Verfasser lange war, einleuchtend die sozialen Prozesse schildert, die dazu geführt haben, daß in ganzen Straßenzügen von Nord-Neukölln kaum noch jemand Deutsch spricht und Migranten-Familienclans versuchen, unabhängig von der deutschen Gesetzgebung, ihr eigenes Ding zu machen. Ich kenne solche Viertel aus eigener Erfahrung nicht und kann deshalb die Stichhaltigkeit seiner Analyse nicht direkt beurteilen, sollte sie aber zutreffen, ist entschlossenes Handeln angeraten und Schönreden wird die Sache nur verschlimmern. Ein aufschlußreiches Stichwort ist in diesem Zusammenhang Segregation, die Entmischung nicht nur von gesellschaftlichen Schichten sondern auch von Ethnien, verschärft durch die wirtschaftliche Situation und den ungeregelten, planlosen Zustrom von Einwanderern.

4) Zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme gehört aber auch, daß wir selbst, um ein Bibelwort zu gebrauchen, nicht bloß den Splitter im Auge des anderen, sondern auch den Balken im eigenen sehen. Und dabei wird man feststellen, daß Verlogenheit und Selbstbetrug kein Privileg der Moslems sind. Mich würde interessieren, wieviele von denen, die jetzt, in opportuner Betroffenheit, die Opfer von Paris betrauen, dieselben Herrschaften am liebsten auf den Mond geschossen oder mit einem Publikationsverbot belegt hätten, als sie den Papst aufs Korn genommen haben. Es kommt mir regelmäßig die Kotze, wenn ich in Fernsehdiskussionen stockreaktionäre Penner erlebe, die sich den Moslems gegenüber aufspielen, als hätten sie die Frauenemanzipation erfunden. Wenn es nach gewissen Kreisen in unserem Lande gegangen wäre, würden Frauen heute noch am Herd stehen, die Bude putzen, die Kinder aufziehen, den Mund halten und ihren Männer zu Diensten sein. Dieselben Leute aber sind heute, wenn sie eine Muslima mit Kopftuch sehen, auf einmal so feministisch, wie sie es nie waren, als sie noch das gesellschaftliche Übergewicht hatten. Wir sollten nicht vergessen, daß alle gesellschaftlichen Fortschritte im Westen, teils in jahrzehnte- bis jahrhundertelangen Prozessen, gegen den Widerstand klerikal-konservativer Mächte durchgesetzt werden mußten. Es ist immer lustig zu beobachten, wenn Leute genau die Reformen, gegen die sie sich mit Händen und Füßen gesträubt haben, nachträglich als ihren Verdienst reklamieren. (Es werden noch Wetten angenommen, in welchem Jahr sich die katholische Kirche zum Befreier der Homosexuellen erklären wird.)
Niemand kann etwas dafür, was die eigene gesellschaftliche Gruppierung oder Religionsgemeinschaft vor der eigenen Geburt verbockt hat. Man kann aber die geistige Unabhängigkeit entwickeln, der Geschichte, dessen Sproß man ist, unbestechlich ins Auge zu sehen und daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.

5) Zur Wirtschafts-, Sicherheits- und Außenpolitik des Westens könnte man einiges anmerken, und ich sehe darin einen Faktor, der den islamischen Extremismus mindestens begünstigt hat. Aber es gibt auch eine andere Seite der Medaille: Einwanderern werden bei uns auf dem silbernen Tablett Rechte serviert, die sie sich in anderen Teilen der Welt erst noch erkämpfen müßten. Millionen Kinder auf der Welt würden alles dafür geben, um eine Schule besuchen zu können. Wenn nun Familien die allgemeine Schulpflicht, die keine Zumutung, sondern ein Geschenk ist, dadurch torpedieren, daß sie ihren Kindern die geltende Amts- und Schulsprache nicht beibringen (oder beibringen lassen), ist das ein Schlag ins Gesicht für kommende Generationen, die hier einmal zusammenleben sollen. Ähnlich verhält es sich mit der Religionsfreiheit. Der Preis für die Freiheit, ohne Angst vor Verfolgung jedem noch so absonderlichen Aberglauben nachgehen zu können, ist eben der, daß man - solang einem kein handgreiflicher Schaden zugefügt wird - auch Kritik, Spott und Ablehnung ertragen muß. Man hat immerhin das Recht zur Gegenrede oder die Möglichkeit, dem anderen aus dem Weg zu gehen oder ihm zu sagen, daß man ihn für ein Arschloch hält. Wer für die eigene gesellschaftliche Gruppe Sonderrechte beansprucht - z.B. Strafverfolgung dessen, was er aus seiner jeweiligen Sicht als gotteslästerlich ansieht -, unterminiert damit genau die Freiheiten einer säkularen Gesellschaft, die er selbst gern in Anspruch nimmt.
Die Angriffe auf die Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit, die in Paris blutige Formen angenommen haben, finden aus verschiedenen Richtungen statt. Die verdeckten, unterschwelligen Angriffe beunruhigen mich dabei kaum weniger als die Gewalt der Fanatiker.

Wer mehr von Michael K. Iwoleit lesen will, dem sei "Psyhack" oder die Kurzgeschichtensammlung "Die letzten Tage der Ewigkeit" empfohlen.