Donnerstag, 29. Dezember 2016

Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen

Etwas entspannter in den letzten Tagen habe ich mich mehr meiner Bronchitis und meinen Briefmarken denn meinem Blog gewidmet. Und Weihnachten natürlich, obwohl ich sagen muß, daß immer mehr der von mir gekauften Weihnachtsgeschenke online organisiert werden. War nett, war entspannend, aber ich hätte Facebook zulassen sollen. Dieses Jahr scheint ja echt nach einer Vorlage von GRRM abzulaufen, Carrie Fisher, Debbie Reynolds, Knut Kiesewetter...

Anyway, ich sitze jetzt entspannt neben dem "brennenden" Tannenbaum, trinke meinen Tee und warte auf die nächste Portion Hustensaft. Und ich muß mal sehen, wahrscheinlich werde ich für nächste Woche noch ein paar Blogeinträge fertigmachen : Omni, Vektor, The Expanse, Paul Kearney - da ist noch einiges zu tun.



Aber erstmal noch ein paar Bilder vom Tannebaum. Im Gegensatz zu den meisten meiner amerikanischen Freunde wird er bei uns erst an Heiligabend, so etwa ab Mittag, geschmückt. Die Kugeln daran sind ein wildes Sammelsurium, teilweise über Generationen vererbt, zwischen 100 und 1 Jahr alt. Aber eben schön bunt.



In diesem Sinne ein Guten Rutsch allen meinen Bloglesern für 2017 und ein entspanntes Neues Jahr.

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Stefan Burban : Zwischen Ehre und Pflicht



Stefan Burban : Zwischen Ehre und Pflicht
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 320 Seiten, 14,90 €
Titelbild : Allan J. Stark
Auch als Paperback und eBook erhältlich


Das 2. Bataillon des 105. Rangerregiments ist eine auf Guerillataktiken trainierte Eliteeinheit im Kampf gegen die Ruul. Auf unzähligen Welten haben die Berufssoldaten unter dem Kommando von Major Ryan Flynn ihren Wert und ihren Mut unter Beweis gestellt.

Umso frustrierter sind die Rangers, als sie dazu abkommandiert werden, die Miliz auf der abgelegenen Maguire-Kolonie auszubilden. Trotz ihrer Abneigung und Verachtung für die schlecht ausgebildeten Soldaten des Hinterwäldlerplaneten kommen sie ihrer Verpflichtung – wenn auch widerwillig – nach, nicht ahnend, dass der Tod auf den Planeten zurollt.
Klappentext

Und noch ein Burban, ich muß mal mit den Ruul-Romanen aufholen.

Und so wenig mir der letzte Drizil-Roman gefallen hat, so gut gefällt mir diese Ruul-Geschichte. Stefan Burban gelingt es, trotz zweier ziemlich extrem ähnlicher Szenarios Ruul- und Drizil-Geschichten komplett unterschiedlich zu erzählen. Und ich glaube, ich weiss jetzt auch, warum mir die eine Reihe gefällt und die andere nicht.

Die Drizil-Romane sind sehr von oben geschildert, Perspektive ist eigentlich durchgehend die Führungsebene. Tote Soldaten und Zivilisten werden summarisch abgehandelt, die Sicht darauf ist eine eher kollektive, einzelne Protagonisten bleiben meistens gesichtslos. Im Gegensatz dazu sind die Ruul-Romane sehr individuell, jeder, von der Führungsebene bis zum letzten Soldaten, bekommt ein Gesicht. Insbesondere in diesem Roman schildert Stefan Burban sehr schön die Auswirkungen der Ruul-Attacke auf Maguire auf jeder Ebene, exemplarisch und individuell. Ich denke mal, daß mir dieser individualistische Ansatz mehr liegt und daß ich den kollektiven ablehne. Das würde jedenfalls meine ganz unterschiedliche Reaktion auf die beiden Reihen von Stefan Burban erklären.

Der Roman selbst ist nett. Vorhersehbar zwar, aber einfach nett geschrieben. Wirklich, ich war von keiner einzigen Wendung des Romans überrascht und habe mich trotzdem zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Das ist schon eine Leistung des Autors.

Ebenso wie er hier das exakte Gleichgewicht (für meinen Geschmack) zwischen Detailinformationen und Handlung gefunden hat. Ebenso wie in dem letzten von mir gelesenen Drizil verliert sich Stefan Burban auch hier manchmal etwas heftig in militärischen Details. Das fällt aber erstens nicht so auf, weil es in den oben beschriebenen individualistischen Ansatz integriert ist und zweitens nicht so oft wie im Drizil geschieht.

Bei aller Liebe – und ich persönlich finde den Roman wirklich gut – kann man aber nicht verschweigen, daß die Geschichte doch sehr stark an der Oberfläche bleibt. Ryan Flynn und seine Leute kämpfen zusammen mit Nicoletta Maguire und ihren Leuten gegen ein Überfallkommando der Ruul. Mehr geschieht nicht, tiefergehende Einsichten in die Ruul-Psychologie oder die Befindlichkeiten der Menschen gibt es nicht wirklich. Das störte mich zwar überhaupt nicht bei der Lektüre, könnte aber sensiblere Gemüter abschrecken. Ich dagegen freue mich schon auf den nächsten Ruul.

Dienstag, 20. Dezember 2016

Dirk van den Boom : 1713



Dirk van den Boom : 1713
D9E 13
Wurdack 2016
Originalausgabe
Paperback, 254 Seiten, 12,95 €
ISBN : 978-3955561222


Im Ringen um die Vorherrschaft in der Milchstraße rücken die 1713 in den Mittelpunkt. Die enigmatische Roboterzivilisation hält in den Augen vieler den Schlüssel für den Sieg gegen die Hondh in ihren Händen. Doch gerade dieses Potential ruft auch jene auf den Plan, die in den hochentwickelten und intelligenten Robotern die größte Gefahr für ihre Pläne sehen. Als eine Frau, Besatzungsmitglied eines Minenraumschiffs, havariert und von den Robotern gerettet wird, setzt sie unfreiwillig eine Kette von Ereignissen in Gang, die zu einer Umwälzung der Verhältnisse führen kann, mit der niemals jemand gerechnet hätte. Ob Agenten der Hondh, die alte Mannschaft der Interceptor oder die Mechanische Hoheit: alle Augen richten sich auf das Schicksal der 1713.
Klappentext

Nach dem Burban habe ich dann gleich seinen Konkurrenten gelesen, der Herr Peinecke möge mir verzeihen, daß ich nicht der Reihe nach vorgehe. Aber das passte irgendwie.

Und der Roman passt auch. Auf Asimovs Spuren schildert Dirk van den Boom eine Maschinenzivilisation. Und zwar eine heute bereits durchaus vorstellbare, ihrer Uralt-Programmierung stur folgende. Hier sind Maschinen keine metallenen Menschen, stärker noch als Isaac Asimov mit seinen Roboter-Geschichten zeigt Dirk van den Boom die Maschinenzivilisation der 1713 als programmierte und damit auch beschränkte Entität. Und ebenso wie Asimov wird van den Boom nicht langweilig, seine Darstellung der Ereignisse um den Angriff der Hondh auf die 1713 ist hervorragend gelungen : Dynamisch, schnelle Perspektivenwechsel, sehr schön geschilderte Roboter und – last but not least – eine ganz gehörige Portion Sarkasmus. Plus der Integration von Erfahrungen des Beraters Dirk van den Boom aus dem Richtigen Leben :
"Mein Traummann! Ich wusste es!"
Thrax stand auf, umschlang Skepz' Oberkörper, drückte sie sanft an sich, zögerte einen winzigen Moment, dann entließ er sie in die Freiheit.
"Die Besprechung", sagte er heiser.
Die konnten ihn jetzt alle mal so richtig am Arsch lecken.
Thrax grinste, jungenhaft, und es war eine ehrliche Präsentation des plötzlichen Glücks, das wie ein Sprudeln aus einer lang versiegt geglaubten Quelle in ihm aufstieg.
So richtig!
Eine gute Basis für ein erfolgreiches Meeting.
Sehr schön fand ich auch die Unvorhersehbarkeit der Handlung. Dirk van den Boom macht es nicht nur spannend, er hat auch ein ziemlich präzises Exposé, das er abarbeitet. Man merkt es dem Roman an, daß er durchgeplant ist, so gut durchgeplant, daß jeder neue Plot-Twist eine Überraschung darstellt. Der unbefangene Leser durchlebt und durchleidet den Untergang von 1713 – und den Beginn einer Jagd auf Hondh-Agenten. Eine gelungene Space Opera, die ich nur jedem Hardcore-SF-Fan ans Herz legen kann.

Montag, 19. Dezember 2016

Stefan Burban : Im Zeichen der Templer



Stefan Burban : Im Zeichen der Templer
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 320 Seiten, 14,90 €
Titelbild : Mark Freier
auch als Paperback und eBook erhältlich


1187 nach Christus.

Im Heiligen Land tobt ein erbitterter Kampf zwischen Salah ad-Din, bei seinen Feinden unter dem Namen Saladin bekannt, und den Kreuzfahrerstaaten unter der Führung von Guy de Lusignan, dem König von Jerusalem.

Nachdem Saladin das christliche Heer in der Schlacht bei Hattin vernichtend schlägt, ist der Weg frei, der Fall Jerusalems nur noch eine Frage der Zeit.

Der junge Tempelritter Christian d’Orléans wird tödlich verwundet auf dem Schlachtfeld zurückgelassen. Doch dort erfährt er größere Schrecken, als der Krieg ihm je hätte zeigen können. Eine dunkle Kreatur fällt über ihn her und macht ihn zu einem Wesen der Nacht – einem Vampir.

Schon bald darauf verdichten sich die Hinweise, dass hinter Saladins Invasion der Kreuzfahrerstaaten wesentlich mehr steckt als nur der Wunsch, Jerusalem zu erobern.

Hin und her gerissen zwischen dem mit seiner neuen Existenz verbundenen Blutdurst und dem Eid, den er seinen Brüdern vom Templerorden gab, macht sich Christian auf, die Verschwörung hinter dem blutigen Krieg im Heiligen Land zu ergründen, wohl wissend, dass er in eine verlorene Schlacht zieht …
Klappentext

Es gibt offenbar einen knallharten Wettbewerb zwischen Dirk van den Boom und Stefan Burban. In diesem geht es darum, pro Jahr möglichst viel Romane zu veröffentlichen. Dirk hat da zwar noch die Nase vorn, spannt aber unfairerweise seine Schwester Sylke Brandt mit ein, während Stefan heroisch als Einzelkämpfer vor sich hin schreibt.

Soweit die Verschwörungstheorie. Wenn man aber die Veröffentlichungsliste beider Autoren betrachtet, scheint diese Idee allerdings gar nicht so abwegig zu sein. Stefan Burban schreibt momentan Space Operas in Form der MilSF-Serien des Ruul- und Drizil-Zyklus. Und Fantasy in Form der Dämonenkrieg-Serie. Von jeder dieser drei Serien sind dieses Jahr ein bis drei Ausgaben bei Atlantis erschienen. Von den Battletech-Romanen bei FanPro einmal ganz abgesehen. Und jetzt beginnt er mit einer neuen Vampir-Serie – oder wird dies ein Einzelroman bleiben? Ich glaube es nicht, die Geschichte ist zwar schön abgeschlossen, das Setting bietet aber noch Stoff für diverse weitere Erzählungen.

Die ich auch gerne lesen würde. Denn neugierig wie ich war, habe ich mir den neuen Roman von Stefan Burban gleich nachdem er bei mir aufgeschlagen ist vorgenommen. Die Vampir-Darstellung ist nicht neu, hebt sich aber angenehm von dem kitschigen Geschmachte der Vampirschlampenromanen in der Nachfolge von "Twilight" ab. Burbans Vampire sind ursprünglicher, böser und unmenschlicher, der sie zu jeder Zeit beherrschende Blutdurst ist ein zentrales Thema. Doch auch sie haben die Möglichkeit, zwischen Gut und Böse zu differenzieren, die Entscheidungsfreiheit dieser Wesen ist ein zentraler Punkt des Romans.

Was mir fehlte, ist der religiöse Aspekt der Verwandlung, der im Roman nur extrem kurz angerissen wird. Haben Vampire eine Seele und sind sie auch nach ihrer Transformation weiter Geschöpfe Gottes? Über diesen Aspekt geht Stefan Burban leider zu leichtfertig drüber hinweg, wenngleich die Geschehnisse an sich eben diese Frage durchaus beantworten könnten.

Aber das ist dann schon Kritik auf ganz hohem Niveau. Bis auf diesen mir persönlich fehlendem philosophischen Aspekt liest sich der Roman nämlich ganz hervorragend, Stefan Burban führt das Szenario der Kreuzzüge im Heiligen Land so gelungen ein, daß man sich schon nach wenigen Seiten in dieser Zeit und diesem Setting zuhause fühlt. Auch die Geschichte selbst ist spannend erzählt und hat zwischendurch sehr schöne überraschende Wendungen. Das Ende ist fast schon klassisch zu nennen.

Köstlich amüsiert habe ich mich allerdings über die Darstellung von Robin Hood, den ich – der ich sonst nicht so der Blitzmerker bin – bereits beim ersten Auftritt erkannte. Ein echt gelungener Gimmick, gerne wieder, gerne mehr von dem Kaliber.

Insgesamt also ein Romika-Roman : Reinlesen und sich wohlfühlen. Und wer noch ein Weihnachtsgeschenk in letzter Sekunde sucht, ist hier gut bedient.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Karla Schmidt : Ein neuer Himmel für Kana



Karla Schmidt : Ein neuer Himmel für Kana
D9E 11
Wurdack 2016
Paperback, 263 Seiten, 12,95 €
ISBN 978-3955560201
Reihenführer D9E – Die neunte Expansion


Die Kaita leben isoliert, ihr Planet Kana ist arm an Ressourcen, weder Menschen noch Hondh interessieren sich dafür. Erst, als tief in Kanas Höhlen Raumschiffe aus Stein entdeckt werden, erhält Karman einen Eingeborenen-Körper, um der Sache unauffällig nachzugehen.

Nichts ahnend begleitet Dabo ihre sehbehinderte Schwester Mija in die Höhlenstadt Forta, wo sie behandelt werden soll. Mija verschwindet spurlos, und Dabo ist überzeugt: Dieser merkwürdige Karman hat etwas damit zu tun. Mija jedoch ist längst an einem Ort, von dem kein Kaita je zurückgekehrt ist. Das Unvermeidliche geschieht: Der Krieg holt auch sie ein.
Klappentext

Kam gut, nach einer ziemlich frustrierenden Lektüre dann dieser Roman. Ziemlich gute SF mit sehr nachdenklichen Untertönen. Aber der Reihe nach.

Karla Schmidt schildert eine Alien-Zivilisation, humanoid zwar, aber trotzdem fremdartig und nichtmenschlich. Ihre Kaita können in den Mergerraum sehen und sich darin bewegen. Diese Alien-Exotik von mehrdimensionalen Wesen - denn nichts anderes sind diese Aliens - schildert die Autorin, ohne sich in fraktalen Beschreibungen zu verlieren. Die Evolution auf Kana ist andere Wege gegangen und obwohl die Kaita menschenähnlich sind, bleiben sie doch fremd und "anders". Dies wird besonders gut an der Interaktion mit dem Cyborg Karman dargestellt, der witzigerweise die Menschheit repräsentiert.

Derartige sarkastische und ironische Details geben dem Roman noch eine zusätzliche Würze, an keiner Stelle verfällt Karla Schmidt in den Mainstream-Kitsch, wie er heutzutage nur allzu gern geschrieben wird. Und, wie Ralf Steinberg so treffend sagte, die gesamte Geschichte ist nicht nur elegant strukturiert, sondern auch von Beginn an gut durchdacht. Die Revolution der Kaita gegen die Bevormundung durch Hondh und/oder Menschen ist fast schon zwangsläufig, Setting und Plot lassen gar nichts anderes zu.

Dabei hat mich diese Geschichte stark an das Aufbegehren der B5-Koalition gegen Volonen und Schatten erinnert. Hier wie dort werden die Bevormundungen durch angeblich weisere Wesen abgelehnt und ein eigener Weg gegangen. Eine Botschaft, wie ich sie gerne öfter in der zeitgenössischen deutschen SFF lesen würde. Mir hat der Roman jedenfalls ausnehmend gut gefallen, Setting, Plot und inhärente Botschaft bilden eine gelungene Einheit. Gerne mehr, gerne öfter.


D9E – Die neunte Expansion
01 - Dirk van den Boom : Eine Reise alter Helden (2013)
02 - Niklas Peinecke : Das Haus der blauen Aschen (2014)
03 - Matthias Falke : Kristall in fernem Himmel (2014)
04 - Nadine Boos : Der Schwarm der Trilobiten (2014)
05 - Dirk van den Boom : Ein Leben für Leeluu (2014)
06 - Niklas Peinecke : Die Seelen der blauen Aschen (2015)
07 - Matthias Falke : Agenten der Hondh (2015)
08 - Holger M. Pohl : Fünf für die Freiheit (2015)
09 - Dirk van den Boom : Der sensationelle Gonwik (2015)
10 - Niklas Peinecke : Die Sonnen der Seelen (2016)
11 - Karla Schmidt : Ein neuer Himmel für Kana (2016)
12 - Holger M. Pohl : Im Schatten der Hondh (2016)
13 - Dirk van den Boom : 1713 (2016)
14 - Matthias Falke : Hinter feindlichen Linien (2017)
15 - Dirk van den Boom : Das Spinledeck-Gambit (2017)
16 - Holger M. Pohl : Mengerbeben (2017)
17 - Nadine Boos : Tanz um den Vulkan (2017)
18 - Holger M. Pohl : Jene, die sich nicht beherrschen lassen (2018)

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Matthias Falke : Der Terraformer 2



Matthias Falke : Der Terraformer 2
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 370 Seiten, 16,90 €
Titelbild : Timo Kümmel
auch als Paperback und eBook erhältlich


Mit diesem Roman setzt Matthias Falke das Abenteuer aus "Der Terraformer" fort!

Ragna und Roderick genießen mit ihren Kindern den Frieden auf Hroisengart. Olaf wurde verbannt und büßt seine Strafe auf dem fernen, unwirtlich Minenplaneten Hryfir ab. Der alte Orluffson hält schützend die Hand über die junge Erzweltenfamilie. Aber als der Patron stirbt, meldet Olaf seine Ansprüche an.

Auf dem terraformten Planeten erntet Anders McCoy die Früchte seiner Arbeit. Die Welt ist begrünt. Riesige Tierherden ziehen über die Prärien. Das Abenteuer auf den Erzwelten scheint nur eine romantische Episode gewesen zu sein. Doch dann landet eine Fähre mit dem Wappen einer alten Dynastie und seine Verstrickung in die undurchschaubaren Händel der traditionsbewussten und stolzen Kultur holt ihn wieder ein.
Klappentext

Die Kritik, die ich beim ersten Band formuliert hatte, bleibt auch beim zweiten erhalten. Matthias Falke gelingt es nicht wirklich, die Andersartigkeit der Gesellschaft der Erzweltler, darzustellen. In diesem zweiten Band kommt auch die Überlegenheit der Kultur, der Anders McCoy angehört, nicht so deutlich wie im ersten Teil rüber. Und, was mich auch irritierte : Es wurde nicht klar, wieviel Zeit eigentlich seit den Geschehnissen von Band 1 vergangen sind.

ABER : Es gibt geniale Passagen in diesem Roman. Am Anfang, auf den ersten paar Seiten, als Anders McCoy noch alleine auf dem Namenlosen Planeten ist und die Terraforming-Effekte betrachtet, da hatte ich das gleiche Feeling wie bei "Silent Running", sah Bruce Dern vor mir und hörte den Soundtrack. Und doch war es ganz anders, Matthias Falke hat nichts von dem, was in diesem Film passiert, geschildert. Nur das Feeling, das ist gleich. Ganz große SF, super gelungen, jederzeit gerne wieder. Für mich hat sich alleine schon wegen dieser, sich nur auf drei Seiten erstreckenden Passage, das Lesen des Romans gelohnt.

Das ist aber nicht der einzige positive Aspekt des Romans. Denn wenngleich die Gesellschaften nicht so dargestellt werden, der Clash of Civilisations nicht im Mittelpunkt steht, so ist der Roman doch durchgehend gute SF. Ebenso wie im ersten Band zeigt Matthias Falke sehr schön auf, daß Intelligenz und Hochtechnologie deutlich simpler Brachialgewalt überlegen sind. Die Gimmicks und Gadgets kommen zwar nicht so überwältigend rüber wie im ersten Teil, sind aber auch hier schön durchdacht und zielführend eingesetzt. Auch mit der Schilderung von Flora und Fauna exotischer Planeten hat sich Matthias Falke angenehm viel Mühe gegeben, zusammen mit der Selbstironie und dem teilweise überdeutlich durchschimmernden Sarkasmus des Autors ist der Roman schon ein echter Pageturner. Mir hat der Roman trotz der oben angeführten Kritikpunkte viel Spaß gemacht - und ich warte jetzt auf den dritten Teil. *mitdemZaunpfahlwinkentu*

Dienstag, 13. Dezember 2016

Tom Zola : Blinde Wut



Tom Zola : Blinde Wut
V-Fall Erde 1
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 270 Seiten, 14,90 €
Titelbild : Mark Freier
auch als Paperback und eBook erhältlich


Krisen und Konflikte prägen das Weltgeschehen. Die EU droht zu zerfallen, der Nahe Osten zerfleischt sich, die NATO und das von Russland angeführte »Krimbündnis« belauern einander. Eine weltweit koordinierte Serie von Anschlägen erschüttert in dieser Situation die Staatengemeinschaft. Deutschland, das türkisch-iranische Grenzgebiet, Niger und die Mongolei werden zeitgleich angegriffen.

Reflexartig wechseln die Entscheider dieser Erde in den Angriffsmodus, kündigen Maßnahmen an, fordern Vergeltung. Sündenböcke sind schnell gefunden. Die wichtigsten Militärbündnisse bringen sich in Stellung. Die Menschheit wankt dem Abgrund entgegen, blinde Wut bestimmt ihr Handeln.

Dennis Bernau, Stabsunteroffizier der Bundeswehr, wird mit einem gigantischen Truppenaufgebot der NATO in den Nahen Osten verlegt. Ihm dämmert bald, dass sein Land, dass der gesamte Westen vorschnell gehandelt hat. Es scheint, als habe eine unbekannte Macht ihre Finger im Spiel – eine Macht, die nicht von dieser Welt ist.
Klappentext

Aha.
Nun, ja.
Nachdem ich diesen Roman gelesen habe, mailte ich erst einmal Stefan Burban an und entschuldigte mich für jegliche negative Kritik an seinen Romanen. Denn wenn man nur deutsche MilSF von Stefan Burban, Dirk van den Boom und Frank W. Haubold liest, an internationaler MilSF nur John Ringo, David Weber, Jack Campbell, Simon R. Green und Elizabeth Moon goutiert, dann ist man literarisch verwöhnt. Und auf so einen primitiven Kram wie "V-Fall Erde" nicht vorbereitet.

Der Roman zerfällt in drei, sich teilweise überlappende Teile. Der erste Teil handelt von den Erlebnissen der Gruppe Bernau im Manöver "European Sword", der zweite Teil zeigt die deutsche Politik nach den von Aliens verursachten Vorfällen und der dritte Teil schildert wieder die Erlebnisse der Gruppe Bernau im Krieg gegen den Iran. Und jeder einzelne Teil ist ...suboptimal.

Der erste Teil, die Erlebnisse der "3. Gruppe des Jägerzugs der 5. Kompanie, Jägerregiment 1" ist so primitiv und simpel, daß ich mich sehr stark an die LANDSER-Heftchen erinnert fühlte, die ich vor vierzig Jahren mal gelesen habe. Auch hier keinerlei Selbstreflexion, klischeehafte Protagonisten ohne Tiefgang, die teilweise simpelst aus irgendwelchen Filmen abkopiert wurden. Man merkt deutlich, daß hier das Hohelied des Landsers gesungen werden soll. Nur doof, wenn Leser wie ich bereits vor Jahrzehnten die darin enthaltene Geschichtsklitterung erkannt haben. Und auch hier wird viel Bullshit gelabert, bei dem ich teilweise – etwa wie bei der Debatte über die Ausrüstung der Polizei gegenüber der militärischen – nur den Kopf schütteln konnte.

Aber der (erste) militärische Abschnitt mag zwar seine Idiotien, plotdriven Elements und schriftstellerische Mängel haben, gegenüber dem politischem Teil ist er noch echt Gold. Denn die Politik wird derartig naiv dargestellt, da war man in den 50ern schon weiter. Und selbst mein 16jähriger Sohn hat mehr politische Weit- und Einsicht als der Autor hier vermittelt. Ganz davon abgesehen, daß es mir persönlich beim Lesen der dargestellten Politik vorkam, als würde der Autor hier deutlich das Führerprinzip als Ultima Ratio schildern. Aber vielleicht bin ich durch die Lektüre dieses Machwerks schon etwas sehr voreingenommen. In jedem Fall merkt man, daß hier eine politische Landschaft auf dem Niveau unbedarfter Schulabbrecher geschildert wird. Die tatsächlichen Realitäten - beispielsweise die Problematik der Parteikarrieren und der damit einhergehenden Gleichmacherei - werden nicht einmal ansatzweise dargestellt.

Vollständig daneben ist dann der dritte Teil, bei dem es zum Angriff der NATO auf den Iran kommt. Uninteressant, uninspiriert und langweilig, lohnt nicht, darauf genauer einzugehen.

Viel Schlimmer allerdings die absurde Begründung, weswegen es überhaupt zum Krieg kommt : Niemand hat die Aliens wirklich auf dem Schirm, obwohl es bis in die Politik durchgesickert ist, was da an einigen Orten passierte. Inklusive Bilder und Videos. Und selbst dies ist in der europäischen Zivilisation des Jahres 2016 ziemlich lächerlich, der mündige Bürger, den Politiker vergangener Jahrzehnte immer gefordert und den die Politiker dieses Jahrzehnts immer gefürchtet haben, würde die Meldung von Alien-Angriffen zusammen mit den entsprechenden Videos in Rekordzeit über den ganzen Globus verbreiten. Da muß man nicht den Bendler-Block bemühen, um die Aufklärung der Politik darzustellen. Ganz davon abgesehen, daß der absurde dritte Teil logischerweise hätte entfallen müssen.

Ich könnte jetzt noch mehr Stellen des Romans verreissen, aber ehrlich gesagt ist mir dieser Quatsch zu blöde. Ich hatte so etwas befürchtet, als ich sah, daß Tom Zola einer der Autoren der braunen Ecke beim HJB-Verlag ist. Allerdings dachte ich, daß der Atlantis-Verlag eine etwas bessere Qualitätskontrolle hat. Aber diese ist wohl bei den Lippenbekenntnissen zu den "Guten", die sich plakativ und selten dümmlich ebenfalls im Roman finden, einfach ausgestiegen.

Ich als Abonnent der "Edition Atlantis", der ziemlich viel Knete für die Hardcover hinlegt, fühle mich jedenfalls verarscht. Denn so ein primitiver "Landser im Weltraum" muß nicht sein, so einen Quark muß ich nicht haben. Da gehe ich vollkommen mit Hans-Peter von Peschke konform, der diesem Kram summa summarisch nur einen Nebensatz widmet. Und ich frage mich, was als nächstes noch aus dieser Ecke auf mich zukommt.

Montag, 12. Dezember 2016

phantastisch! #64



phantastisch! #64
Herausgeber : Klaus Bollhöfer
Atlantis 2016
Magazin, 76 Seiten, 5,30 €
Titelbild : Michael Vogt

Inhalt


Interviews
Frank Hebben - ANDREAS ESCHBACH : »Ideal wäre natürlich ein Buchregal, über dem einfach ›Eschbach‹ steht.«
Olaf Brill - MICHAEL VOGT & BALTHASAR VON WEYMARN : Mark Brandis im 21. Jahrhundert
Dirk Berger - HANNES RIFFEL: »Wir waren von Anfang an auf eine gute Mischung bedacht.«
Christian Endres - JENS LUBBADEH : »Ich hätte lieber einen berechenbaren digitalen JFK als einen erratischen analogen Donald Trump.«
Jan Niklas Meier - LARS SCHMEINK : »Wenn du ein Netzwerk von Gleichgesinnten suchst, dann gründe doch einfach eines.«

Bücher, Autoren & mehr
SIMONE DALBERT : Gestrandet in der Wüstenstadt
JAN NIKLAS MEIER : Die Monster im ewigen Eis
OLAF BRILL : Weltraumpartisan aus Berlin
ACHIM SCHNURRER : Ein phantastisches Buch!
SONJA STÖHR : phantastisch! im Dialog – »Was eigentlich übersetzt gehört …!«
ACHIM SCHNURRER : Klassiker der phantastischen Literatur – Albert Vigoleis Thelen (Teil 1)
SONJA STÖHR : Phantastisches Lesefutter für jedes Alter
KLAUS BOLLHÖFENER : Karl Mays Magischer Orient
MUNA GERMANN : Big Brother heute … mehr als 30 Jahre nach 1984
RÜDIGER SCHÄFER : »Kauder-Websch und Cyberslang«

Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

Rezensionen
Terry Bisson (Hrsg.) »Joe R. Lansdale – Miracles ain’t what they used to be«
Rachel Bach »Sternenschiff«
George R. Stewart »Leben ohne Ende«
Arno Endler »Paracelsus«
Jeff Lemire / Dustin Nguyen »Descender 1: Sterne aus Blech«
Markus K. Korb »Xenophobia«
Lothar Nietsch »Blut der Wiederkehr«
Jack McDevitt »Apollo«
David Walton »Quantum«
Andreas Gruber »Apocalypse Marseille«

Comic & Film
OLAF BRILL & MICHAEL VOGT : Ein seltsamer Tag – Teil 24
CHRISTIAN ENDRES : Der aerodynamische Junge

Story
STEVEN BRUST : »Mira«



Das neue phantastisch!, das Magazin mit den faszinierendsten Artikeln des phantastischen Genres. Auch diesmal wieder ein Genuß, die Autoren stacheln sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Aber der Reihe nach, das Heft beginnt mit update von Horst Illmer. Kurznachrichten, die ich jedesmal mehrfach lese, damit mir nix entgeht. Denn hier sind auf kleinstem Raum kompakte Informationen qualifiziert zusammengefasst. Gerne mehr, ich hätte auch mit fünf bis zehn Seiten davon kein Problem.

Interviews sind nicht wirklich mein Ding, wenngleich ich (siehe auch das FollowUp unten) seit einiger Zeit da doch genauer hingucke. Das Interview mit Andreas Eschbach ist nett, der Typ ist einfach ein ausnehmend sympathischer Autor. Das Interview mit Jens Lubadeh fand ich persönlich entlarvend. Ohne dem Autor zu nahetreten zu wollen, offenbart sich meiner ganz persönlichen Ansicht nach doch in diesem Interview eine gewisse Angst vor der Realität, vor echten Personen, die Mist bauen könnten, aber die Gesellschaft voranbringen. Diese stark konservative Ansicht teile ich in keinster Weise, weshalb im Umkehrschluß das Interview von Christian Endres für mich sehr erhellend war. Sehr interessant fand ich auch das Interview bezüglich "Mark Brandis", ich war von den neuen Hörspielen nämlich schon etwas enttäuscht. Denn selbst wenn ich die nicht höre - hier sind Frau und Kind die Fans - so hatte ich doch eine Weiterentwicklung nach vorne erwartet. Schön, daß hier die Hintergründe der aktuellen Entwicklung der Hörspiele dargestellt werden, gerne öfter. Bei den anderen beiden Interviews hatte ich so ein bißchen den Eindruck von Product Placement, allerdings interessierten die mich auch nicht so.

Anyway, weiter zu den Buch-Artikeln, meine persönlichen Favoriten jeder phantastisch!-Ausgabe. Nicht alles ist für mich interessant, aber von diesem Mix lebt das Magazin ja. Der Artikel von Jan Niklas Meier über Lovecrafts "Mountains of Madness" war nett, bot mir aber nix Neues, mein Blog heisst ja nicht umsonst "SF-Dinosaurier". Dagegen hatte Olaf Brills Artikel über Nikolai von Michalewsky, den Schöpfer von "Mark Brandis", neben mir Bekanntem auch einiges an neuen Informationen, ich bin da mal gespannt auf den zweiten Teil. Zusammen mit dem oben angesprochenen Interview war dies eine nette Mark Brandis-Section, habe ich mit Genuß gelesen. Und dann : Mein absoluter Lieblingssekundärliteraturautor. Achim Schnurrer mit Ein phantastisches Buch! schreibt über eines dieser obskuren Werke eines nicht weniger obskuren Autors. Das ist natürlich meine ganz persönliche Ansicht, Deutschlehrer und professionelle Literaturwillis sehen das sicher anders. Aber darauf kommt es gar nicht an, egal wie seltsam das Thema bei Achim Schnurrer ist, egal wie obskur der Autor, ich lese seine Artikel jedesmal wieder mit äußerstem Genuß. Und so habe ich auch den unter der Rubrik Klassiker der phantastischen Literatur erschienenen Artikel über Albert Vigoleis Thelen einfach nur genossen. Es macht einfach Spaß, Achim Schnurrer in seine entlegenen Gebiete der Phantastik nachzusteigen, jedesmal wieder eines meiner Highlights der phantastisch!-Ausgabe. Zu dem Dialog Was eigentlich übersetzt gehört...! sage ich nur soviel, daß die Befragten gar nicht wissen, was alles in den letzten Jahrzehnten allein an angloamerikanischer Literatur veröffentlicht wurde und immer noch einer deutschen Erstausgabe harrt. Von Neuauflagen klassischer SF einmal ganz abgesehen. Wie gesagt, nicht alles und jeder Artikel hat mir gefallen, die Mischung macht es eben. Und da ist phantastisch! eben einfach führend im phantastischen Bereich.

Persönliches FollowUp : In einer der früheren phantastisch!-Ausgaben wurde über The Expanse von James S. A. Corey berichtet – was auch meine Frau las. Im September habe ich die Bücher dann zum Geburtstag geschenkt bekommen und bis heute die ersten vier gelesen. Hat sich gelohnt, die Romane sind durchaus empfehlenswert, da schreibe ich demnächst noch etwas dazu. Auf die Umsetzung in der TV-Serie bin ich mal gespannt, die ersten Bilder sahen zumindestens interessant aus.

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Guido Krain : Schwarzauges Schergen



Guido Krain : Schwarzauges Schergen
O.R.I.O.N. Space Opera 05
Arunya-Verlag 2016
Originalausgabe
Hardcover, 250 Seiten, 14,90 €
Titelbild und Innenillustrationen : Shikomo
ISBN 978-3-95810-008-4
auch als eBook erhältlich (4,99 €)


Tote Götter sind so lange nette Forschungsobjekte, bis ihre lebendigen Verehrer auftauchen.

Die Eos feiert ihren ersten Kontakt mit einer primitiven Alienkultur. Endlich kann es zu jenem würdevollen Moment kommen, auf den sich jeder Raumfahrer in den letzten siebenhundert Jahren vorbereitet hat. Auch die Aliens scheinen ganz aus dem Häuschen zu sein. Worum es auf ihrer Willkommensparty geht, ist jedoch unklar.

Andererseits – was kann schon passieren, wenn der modernste Kreuzer der Raumflotte auf ein paar Wilde trifft. Nichts, oder?
… Oder?
Klappentext

Das erste, das mir als unbedarftem Leser auffiel, ist die nahtlose Fortsetzung des vorherigen Bandes von Norma Feye. Kein Bruch, im Gegenteil, obwohl natürlich (?) Lorn, Lyo, Pali, Raven und Ivy die Hauptrollen spielen, werden die anderen Protagonisten nicht gesichtslos, sondern ganz im Sinne von Norma Feye weitergeführt. Das macht die Serie zu einem einheitlichen Ganzen, was nach dem ersten Kurzgeschichten-Einführungsband für mich keinesfalls zwingend war. Eine sehr angenehme Facette.

Ebenso wie der sich ja bereits früher andeutende und hier endgültig vollzogene Wechsel der Verantwortlichkeiten in der Gruppe Lorn / Pali / Lyo / Raven / Ivy. Während es anfangs noch wie ein Harem mit einem Alpha-Männchen aussah, wird in "Schwarzauges Schergen" Lorn immer mehr in den Hintergrund gedrängt und immer stärker von "seinen" Frauen dominiert. Das macht aus einer simplen Sex-Geschichte ein interessantes Beziehungsgeflecht, ich bin einmal gespannt, wie dies weitergeführt wird.

Nicht vergessen sollte man aber die eigentliche Geschichte. Dies EOS, auf dem Weg, fremde Zivilisationen zu entdecken, gelingt tatsächlich ein Erstkontakt. Der allerdings völlig danebengeht, als die Erstkontakter allesamt den Göttern geopfert werden sollen. Da müssen dann Lorn und seine Frauen als Kavallerie ran, was zu einem fiesen Cliffhanger führt. Aber nichtsdestotrotz, schön bunte SF. Weniger wie Dick oder Zelazny, mehr wie Edmond Hamilton oder Alex Raymond, laut, bunt und mit Begeisterung erzählt. Da sieht man dann gerne auch an - in meinen Augen - einigen Inkonsistenzen vorbei, das Schmökern macht einfach Spaß.

Dienstag, 6. Dezember 2016

Norma Feye : Sterbende Sonne



Norma Feye : Sterbende Sonne
O.R.I.O.N. Space Opera 04
Arunya-Verlag 2016
Originalausgabe
Hardcover, 260 Seiten, 14,90 €
Titelbild und Innenillustrationen : Shikomo
ISBN 978-3-95810-006-0
auch als eBook erhältlich (4,99 €)


Gerade glaubte die Crew der Eos dem Untergang entkommen zu sein, als schon die nächste Katastrophe hereinbricht. Doch diese Gefahr ist nicht laut und offensichtlich, sondern schleicht wie ein Schatten durch die Dunkelheit. Nur leider weiß niemand, wer oder was die Dunkelheit ist – und ob sie überhaupt existiert.
Klappentext

Nach zwei sehr gelungenen Romanen von Guido Krain jetzt einer von Norma Feye (den ich übrigens nicht signiert bekommen habe, weil sie auf dem Nordcon nicht dabei war *nörgel*). Die Story aus dem Intro-Band fand ich damals nicht so gelungen, jedoch schrieb ich : "Allerdings habe ich den Eindruck, daß sich "Papageienbande" erst so richtig entfaltet, wenn mehr von den einzelnen Handlungsträgern bekannt ist." Isso.

Der Roman fokussiert sich sehr stark auf Cody Callahan (ich komm' immer noch nicht über diesen Namen aus der Buck-Rodgers-Ära hinweg), Roger Lovington und die Cado Skye n’Gideon. Auch die anderen Besatzungsmitglieder der EOS werden viel stärker beleuchtet als in Guido Krains aus der individuellen Warte von Lorn Chambers geschilderten Romane. Mich hat das von der Ausführung her sehr an "Thieves' World" erinnert, das erste Shared World-Universum. In der Einführung von Robert Asprin, die jedem Band vorausgeht, wird ausdrücklich daruf hingewiesen, daß jede Geschichte subjektiv ist, des einen Held ist des anderen Bösewicht. Auch hier, bei "Sterbende Sonne" nutzt Norma Feye ihren Band dazu, andere Meinungen zu Lorn und seinem Harem rüberzubringen, keinesfalls so positiv wie in dem Krainsschen Doppelband. Sehr schön, hat mir als SF-Dinosaurier (und -Purist, wie ich letztens im DSFP-Forum klassifiziert wurde *grummel) sehr gut gefallen.

Ebenso wie die Exotik der Außerirdischen, die Norma Feye immer wieder in Rückblenden darstellt. Humanozentrische Aliens, excellent beschrieben. Hab' ich seit dem Cluster-Zyklus von Piers Anthony in dieser menschenähnlichen Fremdheit nicht mehr gelesen, war eine angenehme Überraschung und gelungene Abwechslung zu den Vorgängerbänden. Meiner Meinung nach sorgt dieser Unterschied in der Darstellung dafür, daß die Serie nicht langweilig wird.

Montag, 5. Dezember 2016

Guido Krain : Das Herz des Kriegers



Guido Krain : Das Herz des Kriegers
O.R.I.O.N. Space Opera 03
Arunya-Verlag 2015
Originalausgabe
Hardcover, 270 Seiten, 14,90 €
Titelbild und Innenillustrationen : Shikomo
ISBN 978-3-95810-004-6
auch als eBook erhältlich (4,99 €)


Die Erkenntnis, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, macht das Schicksal zuweilen erfinderisch.

Auch für eine erfahrene Besatzung ist es ein Abenteuer, mit seinem Raumschiff hunderte von Lichtjahren von Zuhause entfernt festzusitzen. Richtig unerfreulich wird es erst, wenn nicht nur jeder Kontakt nach Hause unmöglich ist, sondern auch jeder Rettungsversuch nur zu einem weiteren festsitzenden Raumschiff führen würde. Der Gipfel ist jedoch erreicht, wenn die einzig mögliche Hilfe von einem Todfeind kommen könnte, der Menschen als Haustiere hält und gegen den man wenige Tage zuvor noch um sein Leben kämpfen musste.

Für einen alten Krieger wird die Reise jedoch zu mehr als nur einem Abenteuer. Für ihn wird sie zu einer Irrfahrt in die Tiefen der eigenen Seele.
Klappentext

"Yep. irgendwann in den 80ern." Das war Guido Krains Antwort auf meine Frage, ob er in seiner Jugend Alfred Elton van Vogt und Philip José Farmer gelesen hatte. Das merkt man diesem Roman deutlich an. Und klassische Pulp-Titel dürfte er auch zur Genüge bewundert haben :
Raven hatte ein Oberteil an, dass man eher als Reklame bezeichnen konnte. Ihr Busen war hinter zwei reich verzierten gelborangen 'Muscheln' verborgen, aus denen lange goldene 'Zweige' wuchsen, die mit filigranen Ausläufern ihren Oberkörper schmückten. Waren die Dinger aufgeklebt? Pali war nicht einmal sicher, ob sie ein wenig durchsichtig waren oder nicht. Es war sehr hübsch, aber auch sehr unanständig. Das gleich galt für die Bekleidung - wenn man das so nennen konnte - von Ravens Unterleib. Sie trug einen langen, reichverzierten Lendenschurz, der nur an den intimsten Stellen undurchsichtig war. Um die schlanken Unterschenkel wanden sich elegante goldene Schlangen.
Für männliche Fans klassischer SF also ein unbedingtes Muß, dieser Roman. Denn der Harem, den Lorn sich da anlacht, hat durchaus etwas. Mir kam er nicht wirklich chauvinistisch vor, allerdings habe ich im Netz keine Rezension einer Frau gefunden, die dieses Thema beleuchtet. Am besten zusammengefasst hat das Ralf Steinberg in seinem privatem Blog : "Das Herz des Kriegers ist tatsächlich sehr extrem. Trotz aller ironischen Brechung und der bewussten Wahl, die Handlung größtenteils aus der Sicht des Machos zu erzählen, bleibt das ungute Gefühl in mir zurück, mich hier über die falschen Dinge zu amüsieren. Denn Spaß macht das schon. Auf eine unzivilisierte, böse, schmutzige Art. Doch das ist alles nur zur Unterhaltung gedacht. Ein kleiner SF-Quicky für zwischendurch."

Aber der Roman reduziert sich nicht auf puren Sex, Guido Krain gelingt es ebenso wie früher Farmer, diesen als wichtigen Bestandteil der Geschichte, jedoch nicht als alleiniges Plotelement darzustellen. Und so sind im "Herzen des Kriegers" die amüsanten Diskussionen zwischen Lorn und seiner KI ebenso enthalten wie der Sense of Wonder, der schon den Auftakt der Serie bildete. Die Entdeckung der Thauleen und ihrer gänzlich anders gearteten Gesellschaftsstruktur fand ich faszinierend. Ralf Steinberg schreibt dazu : "Dabei kreiert Krain eine Alien-Welt, die stark an das frühe Arkon der Perry Rhodan Serie erinnert. Ein uraltes Imperium, technologisch weit überlegen, jedoch am Rande der dekadenten Devolution. Feudale Machtspiele inklusive." Derartige Zivilisationen kenne ich auch aus früheren Geschichten als PR, bemerkenswert ist hier, daß es Guido Krain gelingt, gleichzeitig die absolute Andersartigkeit und die faszinierende Erotik der Thauleen darzustellen. Gerade dieser Sense of Wonder hat mich stark an die gute alte Science Fantasy eines A. E. van Vogt erinnert, schön, daß jetzt jemand diesen Aspekt der SF wieder aufnimmt.

Insgesamt hat mir der Roman ausnehmend gut gefallen. Irritierend fand ich die Haremsgeschichte, da musste ich erst die nächsten Romane abwarten, um zu sehen, ob mir das so wirklich gefällt. [Ja, tut es.] Aber auf jeden Fall ein herrliches Raumfahrergarn, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Martin Kay : Ära der Helden



Martin Kay : Ära der Helden
Die Beschützer 01
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover, ca. 240 Seiten, 14,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich
Titelbild: Allan J. Stark


Deutschland braucht Superhelden!

Zumindest, wenn es nach der Ansicht Konrad Berghoffs geht. Der Inhaber zweier Biotech-Firmen erforscht seit Jahren die Möglichkeiten übernatürlicher Fähigkeiten beim Menschen. Als die selbst ernannte Rächerin Sin Claire über die Dächer Frankfurts fliegt und Raubüberfälle ebenso vereitelt, wie sie Menschen in Not rettet, wittert der Industrielle eine echte Chance, seinen Traum eines Superheldenteams umzusetzen. Er beauftragt den Ermittler Kevin Burscheid, Sin Claire und weitere Begabte für seine Sache zu gewinnen. Doch die vermeintlichen Helden fügen sich nur widerwillig in ihre Rollen. Erst als ein Schurke mit unglaublichen Kräften Frankfurt unsicher macht und Menschenleben in Gefahr sind, kommt es zum Team-up.

Die Beschützer sind da!
Klappentext

Dieser Einstieg in die neue Superhelden-Serie gefiel mir ausnehmend gut. Und beim Schreiben dieser Zeilen hatte ich echte Schwierigkeiten, die einzelnen Punkte, an denen ich das für mich festmachte, zu identifizieren. Denn der Plot ist Standard, die Schreibe von Martin Kay zwar ausnehmend gelungen, aber das kann's nicht sein. Vielleicht die Analogie zu den Wild Cards, die Thomas Harbach beschreibt ? Nee, ich glaube, das war es auch nicht.

Aber ein anderer Punkt, den Thomas Harbach als eher kritisch sieht, hat mir ausnehmend gut gefallen : Der Schauplatz. "Es ist eben ein Unterschied, ob die Heldin von den imposanten Hochhäusern in New York abfliegt oder Spiderman sich zwischen den endlosen Schluchten der Wolkenkratzer entlang schwingt als wenn das Parkplatz eines REWEs der Ausgangspunkt der Vigilanten ist." Ja, eben, und genau dieses Lokalkolorit hat für mich den Roman als auch die Personen viel authentischer wirken lassen. Sin Claire, Vigilantin, Mutter und Floristin, kam viel besser rüber als die Reporter/Superhelden aus den Staaten. Ebenso empfand ich die Probleme, die die Superheldentruppe mit ihren Kräften und ihren Aktionen hat, ansprechender als die amerikanischen Varianten.

Und das Wichtigste ist meiner Meinung nach die unprätentiöse und nicht-propagandistische Haltung des Autors. In diesen Monaten fühlen sich ja diverse Autoren genötigt, moralisch einwandfreie PC-Statements in ihre Werke zu integrieren. [Dazu komme ich noch beim Kommentar zum aktuellen EXODUS.] Martin Kay macht das nicht, sondern beschreibt die deutsche Gesellschaft des Jahres 2016 wie sie eben ist. Und da kommen natürlich auch ausländische Mitbürger vor, ganz selbstverständlich wird dies dargestellt, ohne Überhöhung, ohne mit dem literarischen Roten Pfeil explizit noch einmal draufzuzeigen. Und diese Selbstverständlichkeit ist ein besserer, angenehmerer und unterstützenswerterer Antirassismus als diverse Lippenbekenntnisse, die jetzt teilweise in die Romane hineingeschrieben werden. Diesen Aspekt der Superhelden-Geschichte fand ich ganz besonders gelungen, das hat mich echt beeindruckt.

Das heisst jetzt nun nicht, daß die Superhelden hier mehr als bunte Unterhaltung sind, aber für meinen Geschmack sehr gut gemachte Unterhaltung. Und nach Teufelsgold und (wahrscheinlich) Omni ist "Ära der Helden" für mich der dritte Roman, den ich mir für meine DSFP-Nominierungen gemerkt habe.