Montag, 31. August 2015

Ann-Kathrin Karschnick : Phoenix – Tochter der Asche



Ann-Kathrin Karschnick : Phoenix – Tochter der Asche
Phoenix 01
Papierverzierer 2013
Originalausgabe
Paperback, ca. 400 Seiten, 14,95 €
Titelbild : Timo Kümmel
ISBN 978-3-944544-05-2
Leseprobe


1913 schlug ein Experiment einiger führender Wissenschaftler in Hamburg fehl, wovon ein Großteil der in Europa lebenden Menschen betroffen wurde. Daraufhin folgten Kriege mit Amerika und Unruhen innerhalb der überlebenden Bevölkerung.

Nicolas Tesla hilft unterdessen den Saiwalo - jenen überirdischen Geistern, die zu göttlicher Größe heranwachsen - das zerstörte Europa wieder aufzubauen. Immer neue Erfolge auf dem Gebiet der Stromforschung werden aufgetan und es hat den Anschein, dass alles wieder wie "vor dem großen Experiment" ablaufen kann. Doch geht die Kontrolle nicht zu weit? Was ist mit der Mordserie in Hamburg, wieso sehen die Saiwalo die Morde nicht? Und welches System steckt dahinter?
Klappentext

Auf dem NordCon habe ich unter anderem auch Ann-Kathrin Karschnick kennengelernt. Und mir (natürlich) gleich ihre Romane besorgt und signieren lassen.

Die Büchere sind vom Äußeren her absolut gelungen. Zwar keine Hardcover - mein persönlicher Favorit - aber sauber gebundene Paperbacks mit einer bei meinem Exemplar orangebraunen Feder auf dem Buchschnitt. Das umlaufende Titelbild von Timo Kümmel ist gelungen, wenngleich ich Hamburg darauf nicht wiedererkenne.

Die Geschichte ist eine typische moderne deutsche Fantasy, eine Mischung aus Steampunk, Dystopie und klassischer Fantasy. Flüssig geschrieben bereitet Ann-Kathrin Karschnick ein faszinierendes Invasions-Panorama vor dem Leser aus. Ein SF-Fan wie ich, eher der Klassik zugeneigt, zieht sofort Vergleiche mit "War of the Worlds" und "Sie leben". Und dabei kommt der erste Phoenix-Band gar nicht so schlecht weg.

Allerdings sind mir ein paar Bugs aufgefallen. Die Hauptperson, Tavi, soll 2000 Jahre alt sein. Dafür handelt sie aber sehr jungmädchenhaft, das Alter, die Erfahrung und die damit eigentlich einhergehende Weisheit kommen nicht wirklich rüber. Auch Hamburg, die Szenerie, in der der erste Phoenix-Roman spielt, bleibt seltsam blaß, nur mit Mühe konnte ich als Hamburger einige Gegenden identifizieren. [Das wird allerdings im zweiten Band, der in Paris spielt, m.E. besser.] Und eine Hexe, die die Zukunft voraussehen und verändern kann, dürfte etwas weniger planlos handeln als Katharina.

Insgesamt fand ich den Roman gut, er liest sich flüssig und macht Lust auf mehr. Er reiht sich eben in die hervorragenden deutschen Fantasy-Romane der Moderne ein. Und mir war vollkommen unklar, warum meine Frau hier in Begeisterungsstürme ausbrach. Wir haben uns dann die aktuelle Fantasy von diesem Jahr angesehen, sprich "Phoenix" mit Dirk van den Boom und Stefan Burban verglichen. Dirk van den Boom fällt hier gleich raus, seine Fantasy ist stärker (gesellschafts-)politisch orientiert und eine Klasse für sich. Aber der Vergleich Burban/Karschnick bringt es an den Tag : "Phoenix" ist stärker auf Frauen, die Dämonenkriege stärker auf Männer zugeschnitten. In "Das Vermächtnis des Königs" schildert Stefan Burban die Geschichte aus männlicher Sicht und wenn man genau hinsieht, erkennt man an zwei, drei Stellen, daß er Beziehungen so schildert, wie sie seiner Meinung nach im Optimalfall sein sollten. Das macht Ann-Kathrin Karschnick auch, in vielen Szenen schildert sie Beziehungen, wie sie vom weiblichen Standpunkt optimal wären. Das ist nun kein Qualitätsmerkmal, "Martha Quest" von Doris Lessing ist beispielsweise für (viele) männliche Leser unlesbar, obwohl es ohne Zweifel ein guter (großer?) Roman ist. Nein, es ist einfach die Sichtweise des Autors, die in solchen Fällen stark in die Schilderungen einfliesst. Sehr schön finde ich, daß es Ann-Kathrin Karschnick gelingt, die männlichen Leser trotz der weiblichen Perspektive "mitzunehmen". Von daher ist dieser Roman für beide Seiten empfehlenswert, wenngleich die weiblichen Leser an "Phoenix – Tochter der Asche" mehr Spaß haben dürften.


Homepage Ann-Kathrin Karschnick

Montag, 24. August 2015

Wasserstand

Urlaub ade !
Vier Wochen entspannter Urlaub liegen hinter mir, in dem ichso einige Sachen aufarbeiten konnte. Aber meistens habe ich entspannt ("prokrastiniert" heisst das, glaube ich, auf neudeutsch, wir nannten das früher einfach rumgammeln) und en famille gemacht.

Doch das ist jetzt vorbei, jetzt geht das regelmäßige Lesen abends im Hotelzimmer wieder los, d.h. spätestens ab nächste Woche gibt's dann hier auch regelmäßige Kommentare zu den klassischen und modernen SF-Romanen. Vielleicht schaffe ich es auch früher, noch ein paar letzte Woche gelesene Sachen zu kommentieren, mal sehen.

Yours truly auf dem Dom letzte Woche - und, hey, ich bin der links !

Freitag, 21. August 2015

Worldcon 2016

Momentan ist der Worldcon in vollem Gange. Kevin Standlee hat über die Business Meetings berichtet, für die Interessierten hier ein Link zu diversen Videos : Worldcon Events. Über den zweiten Tag schreibt Kevin, daß er für ihn ziemlich arbeitsam war : All Passing in a Blur. Na ja, wenn ich überlege, daß so ein Meeting aus über 200 Teilnehmern besteht, möchte ich das nicht organisieren und leiten. Auf seiner Facebook-Seite hat Kevin dazu auch ein paar Bilder gepostet : Link.

John Alexander Husisian hat diverse Photos zum Worldcon gepostet, unter anderem eines mit zwei Newcomerinnen, Fran Wilde und Laura Anne Gilman. Und vom GOH David Gerrold. Lohnt sich, sich seine Facebook-Seite einmal anzusehen.

Und natürlich ist Nina Horvath dort präsent. In quietschgelb ("Neon, Du Banause!", kommt da von rechts von meiner Besseren Hälfte) präsentiert sie Europa und fühlt sich in Spokane offenbar sehr wohl. Lohnt sich, auch auf ihrer Facebook-Seite einmal vorbeizuschauen : Link.

SASQUAN selber vermeldet :
As of the close of registration Thursday night, Sasquan is delighted to report 11,149 total members, including 4394 warm bodies on site. That makes Sasquan the biggest Worldcon ever in terms of total members, surpassing last year's Loncon.
Quelle
Ich sag' jetzt nix dazu. Oder doch, das, was ich an anderer Stelle bereits einmal gesagt habe : Der jetzt schon feststehende Gewinner der Sad Puppy 3-Kampagne ist der HUGO selber, der noch nie soviel Aufmerksamkeit wie dieses Jahr bekam.

Über die Sad Puppies habe ich viel geschrieben, das dumme Gelaber der diversen SJWs ging mir aber irgendwann derart auf den Sack (um hier einmal zu schweigern), daß es mir zu blöd war, zu diversen Döntjes da noch was zu sagen. Irene Gallo hat die SPs als mysognistische Männer-Nazis bezeichnet, was die Damen Hoyt und Sanderson da durchaus nicht goutierten. Sandford Begley hat letztens zugegeben, daß die bisherige Vergabepraxis des HUGO tatsächlich von einer kleinen Clique unter sich ausgemacht wurde und bedauert, daß es nicht mehr so weitergeht. Er möchte 'nen eigenen Laden aufmachen, der WORLDCON ist ihm zu demokratisch. Antonelli aus der Sad Puppy-Ecke hat sich voll danebenbenommen (nett ausgedrückt, ich erspare mir hier Vulgärsprache, obwohl sie durchaus angebracht wäre) und den örtlichen Polizeibehörden in Spokane einen Brief geschrieben, daß es auf dem WORLDCON zu Gewalttätigkeiten kommen könnte. Das war im Rahmen einer Diskussion mit David Gerrold. Und wenn auch das Ganze in der Hitze einer erregten Diskussion geschehen ist (und der liebe David ist schon manchmal ein Vox Day sehr naher Charakter), hätte ich Antonelli vom WORLDCON eliminiert und seine Nominierungen gestrichen. Aber Antonelli hat sich entschuldigt, Gerrold hat sich für ihn verwendet und direkte Auswirkungen dieser dummerhaften Aktion sind vermieden worden. Indirekt sind die Auswirkungen allerdings schon zu merken : Carrie Cuinn's Reaction. Von hier aus : Find ich gut, Carrie.

Ansonsten warten wir einmal die Ergebnisse des HUGO Votings ab. Ich bin gespannt...

Donnerstag, 20. August 2015

Ursula K. Le Guin : Verlorene Paradiese



Ursula K. Le Guin : Verlorene Paradiese
Atlantis 2014
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 2002
Hardcover, ca. 150 Seiten, 13,90 €
Aus dem Amerikanischen von Horst Illmer
Nachwort von Horst Illmer
Titelbild : Maran Alsdorf


Die ganze Welt in einer Seifenblase.
Ein Generationenraumschiff ist auf seinem Weg ins Unbekannte. Die Hoffnung der Menschheit ruht auf den Schultern der Reisenden. Doch der Weg durchs Weltall steckt voller Gefahren und Überraschungen – innerhalb wie außerhalb der Schiffshülle.
Klappentext

Ein Generationenraumschiff, ernsthaft ? Und das 2002, 50 Jahre nachdem man sich mit diesem Thema exzessiv auseinandergesetzt hat ? Da muß aber schon einiges dran sein, damit die Novelle lesbar ist. Aber eigentlich ist Ursula K. Le Guin dafür auch ein Garant...

War sie jedenfalls früher, die Romane der 70er und 80er habe ich gerne gelesen. Aber dieses Ding ist einfach Schrott. Langweiliger Kram, den man vor einem halben Jahrhundert schon besser geschrieben hat. Uninnovativ, unspannend und uninspiriert. Hier Vergleiche zu Miltons "Paradise Lost" zu ziehen, wie Horst Illmer das im Anhang tut, halte ich gelinde gesagt für überinterpretiert.

Aber ich empfehle jedem, sich selber ein Bild davon zu machen. Insbesondere Leute, die die Klassiker nicht kennen, dürften hier etwas Neues entdecken. Und wer klassische SF gelesen hat, dürfte sich darüber amüsieren, wie uralte Topoi hier wieder auftauchen.

Mittwoch, 19. August 2015

TERRA SF inside - Wernher von Braun über die Apollo-Missionen

Der letzte Scan aus den TERRA-Heften [hey, es gibt immer noch TERRA Sonderbände, mit TERRA EXTRA habe ich auch schon angefangen und TERRA NOVA wartet auch noch auf mich] beschäftigt sich mit Wernher von Braun, der anlässlich eines Deutschland-Besuchs Fragen zum Apollo-Programm beantwortete :


Dieses Interview ist von der LKS von Heft 554 vom 29.12.1967 - aber wesentlich mehr gesagt als 10 Jahre zuvor hat er irgendwie auch nicht.

Stefan Burban : Söldnertreue



Stefan Burban : Söldnertreue
Söldner 02
Atlantis 2015
Originalausgabe
Hardcover, ca. 320 Seiten, 14,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich
Titelbild : Allan J. Stark
Leseprobe


Logan, seit Coyle Polloks Tod Anführer des Schwarzbären-Clans, wacht mit eiserner Faust über den brüchigen Frieden zwischen den nördlichen Königreichen und dem Steppenvolk. Doch immer wieder überqueren abtrünnige Moyri die Grenze und richten furchtbare Massaker an.

Die Gefahr eines Bürgerkrieges unter den Clans wird schließlich zur tödlichen Bedrohung, als Logan trotzdem unerbittlich am Frieden festhält. Hin und her gerissen zwischen der Liebe zu seinem eigenen Volk und dem Wunsch, den Frieden zu bewahren, trifft er eine verhängnisvolle Entscheidung und spielt damit seinen Feinden unbewusst in die Hände.

Als schließlich auch noch eine Söldnerarmee aus dem Norden ins Land der Moyri einmarschiert, scheinen alle Hoffnungen endgültig verloren...
Klappentext

Der zweite Roman der Söldner-Geschichten. Er erzählt die Story des ersten Bandes weiter, bei Stefan Burban gibt es den Ritt in den Sonnenuntergang und das Happy End mit Kitsch und Kokolores nicht, er betrachtet auch die Zeit nach dem Sieg über die Bösen - wie immer sie definiert sind.

Im ersten Band, "Söldnerehre", ging es um die Zivilcourage des Einzelnen. Ich habe ihn vor zwei Jahren gelesen und fand ihn brilliant.

Dieser zweite Roman hat zwar die gleichen Protagonisten, aber ein anderes Thema. Hier geht es um den Frieden zwischen zwei Gruppen, den Logan um jeden Preis bewahren will. In den politischen Szenen zeigt Stefan Burban sehr deutlich, wie einige Stammesfürsten der Moyri den Krieg um ihres persönlichen Egos willen provozieren. Hier wird "Söldnertreue" ebenso wie der erste Roman sozusagen zu Social Fantasy, denn Parallelen zum Realen Leben sind mehr als überdeutlich vorhanden.

Ebenso wie beim ersten Band ist das Ganze in eine spannende und phantastische Handlung verpackt. Ich persönlich fand diesen Band genauso brilliant wie seinen Vorgänger. Und bin schon gespannt auf den nächsten.

Dienstag, 18. August 2015

TERRA SF inside - Europäische Science Fiction 1967

Letztens berichtete Thomas Schlück auf der TERRA-LKS von Frederik Pohls Bemühungen, ein Magazin für internationale SF in den Staaten ins Leben zu rufen. Diesem Magazin war kein großer Erfolg beschieden, man las doch lieber die einheimischen Autoren. In Europa dagegen waren einheimische Autoren nicht wirklich und nur in Ausnahmefällen, zu denen man die SF-Szene um "Perry Rhodan" durchaus rechnen darf, angesagt. Ansonsten konzentrierte man sich auf angloamerikanische Werke. Walter Ernsting berichtet auf der LKS von Heft 553 vom 22.12.1967 über die SF in Europa :

Stefan Burban : Das Vermächtnis des Königs



Stefan Burban : Das Vermächtnis des Königs
Die Chronik des großen Dämonenkrieges 01
Atlantis 2015
Originalausgabe
Hardcover, ca. 300 Seiten, 14,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich
Titelbild : Mark Freier


Die Nacht des Feuers.
Eine riesige Goblinarmee fällt ohne Vorwarnung über die Städte des friedlichen Königreichs Hasterian her. Es scheint keine Rettung vor der grünen Flut zu geben. Die Hauptstadt fällt innerhalb weniger blutiger Stunden. Der König und beinahe sein ganzes Gefolge werden niedergemetzelt.

Einundzwanzig Jahre später.
Cedric, Bruder des verstorbenen Königs, hat den Thron bestiegen und herrscht seitdem als absoluter Herrscher. Kritische Stimmen werden brutal unterdrückt. Ein geheimnisvoller Kult gewinnt immer mehr an Macht und Einfluss. Kriegsgerüchte greifen um sich.

Und in der Klosterfestung eines Ritterordens wächst ein junger Mann heran, der all dies ändern könnte ...
Klappentext

Ein sehr schöner Roman.
Er fängt spannend an und durch den Prolog, der die Basis für die eigentliche Geschichte darstellt, ist man auch sehr schnell sehr tief in dieser neuen Welt versunken. Im Gegensatz zu dem ersten Söldner-Roman "Söldnerehre" liegt hier keine Social Fantasy vor, wir haben es mit lupenreiner High Fantasy zu tun. Und es ist alles drin : Tempelritter, Söldner, ein fieser König, ein junger Mönch, von dem anscheinend Großes erwartet wird, ein unheimlicher Kult und Goblins. [Moment einmal : Goblins. Ein Stichwort. Wie ich beim Schreiben dieses Kommentars feststellte, habe ich hier im Blog noch garnichts zu den wirklich gelungenen Romanen von Alexander Lohmann gesagt. Muß ich unbedingt nachholen. Falls ich das nicht schaffe : Kaufen !]

Insgesamt also ein aus klassischen Zutaten zusammengesetzter Roman. Die Gefahr, sich dieser weitestgehend bekannten Archetypen zu bedienen, liegt darin, daß der Leser sehr leicht das Gefühl "Kenne ich alles schon !" bekommen kann. Aber Stefan Burban umschifft diese Klippe souverän und charakterisiert sein Handlungsträger sehr plastisch und individuell, so daß Vergleiche mit ähnlichen Werken nur aufgrund des Basisplots, der ja seit Tolkien und eigentlich sogar seit der Artus-Saga des Spätmittelalters mehr als bekannt ist. Aufgefallen ist mir neben der gelungenen Charakterisierung der Menschen die Schilderung der Goblins als echte Bedrohung. Speziell die Darstellung im letzten Drittel des Buchs, beim Kampf um Seelding, fand ich hier echt gelungen.

Sehr angenehm auch die Schilderung der einzelnen daramatis personae. Burban lässt sie auftreten und handeln, wie es in die jeweilige Szene passt, ohne lang und breit ihre Lebensgeschichten zu beschreiben. Dies kommt in kleinen Bröckchen nach und nach, am Ende des ersten Bandes ist dies aber mitnichten abgehandelt. So erzählt Galed zwar, wo er herkommt und was er früher gemacht hat, auch ein paar Sachen von Dreigan werden geklärt, aber vieles der anderen Handlungsträger liegt noch im Dunkeln, insbesondere das Geheimnis um Adrian und die Rolle, die Eric dabei spielt. Ich fand es gut, daß dem Leser nicht alles auf einem silbernen Tablett serviert wird und auch im zweiten Band noch genügend Überraschungen zu erwarten sind.

Insgesamt also ein sehr lesenswerter schöner High Fantasy-Roman. Seinen Zyklus um den großen Dämonenkrieg hat Stefan Burban auf vier Bände angelegt, ich freue mich schon auf den nächsten. Und ich bin einmal gespannt, ob es bei den vier Bänden bleibt.

Montag, 17. August 2015

TERRA SF inside - PERRY RHODAN im Bild (03)

Zwischendurch einmal wieder nostalgische Werbung für den PR-Comic. "Perry Rhodan im Bild" war - ebenso wie die Heftserie - stark an den Zeitgeist angelehnt. Und dabei deutlich weniger brav als der durchschnittliche Comic, den man zur damaligen Zeit am Bahnhofskiosk kaufen konnte. Hier eine Werbung für den gerade erschienen Band 14 von der Seite 51 von Heft 552 vom 15.12.1967 :


Perry Rhodan im Bild
01 - Ankündigung und Werbung für Heft 001
02 - Leseproben aus Heft 002

03 - Werbung für Heft 014

Guido Krain : Der brennende Rabe



Guido Krain : Der brennende Rabe
O.R.I.O.N. Space Opera 02
Arunya-Verlag 2015
Hardcover, 266 Seiten, 14,90 €
ISBN 978-3-95810-003-9
eBook 4,99 €
Titelbild und Innengrafiken : Shikomo
Trailer


Kaum hat die Eos den bekannten Teil der Galaxis hinter sich gelassen, fängt sie ein über 200 Jahre altes Notsignal auf. Der Hilferuf ist offensichtlich menschlich. Doch stammt er aus einer Zeit, in der die Menschheit noch Jahrhunderte gebraucht hätte, um die Abgründe zwischen den Sternen zu überwinden. Der Ursprung des Signals liegt aber in einer Ecke der Milchstraße, die noch heute völlig unbekannt ist. Welcher Forscher könnte einer solchen Herausforderung widerstehen?
Klappentext

Licht aus.

Licht an.

Die Bewusstlosigkeit kam und ging blitzartig wie ein Stromschlag. Sie war so schnell über mich gekommen, dass mein Kopf mit dem Abspeichern der Geschehnisse nicht nachgekommen war. Das blaue Glühen des Hyperraums … was ist der Unterschied zwischen einem Dreieck und Essiggurken? … Zwölf Minuten bis Austritt … nasse, weiße Haare ...
Die letzten Minuten vor dem Licht aus schwammen wie ein undurchsichtiges Bilder-Potpourri in meinem Kopf.

Nein, stellte ich fest. Nicht nur mein Gedächtnis hatte ein Problem. Meine Sicht war seltsam unscharf und farbarm. Ich war desorientiert und kaum in der Lage, einen klaren Gedanken fassen. Pali lag zusammengesunken auf der Couch. Der Anblick gab mir einen Stich und ließ mich taumelnd hochkommen. Ich konnte mich nicht erinnern, mich schon einmal so schwach und unbeholfen gefühlt zu haben. Als ich zu der kleinen Blauen hinüberging, wäre ich beinahe auf sie gestürzt.

Ich mochte es, dass sie in meiner Kabine immer barfuß herumlief. Sie hatte niedliche blaue Füße …

Der Gedanke schwebte losgelöst und sinnfrei durch meinen Kopf. Was war nur los mit mir? Verwirrt schaute ich auf sie hinunter und wartete. Ich musste schließlich wissen, wie schwer sie verletzt war. Ein Dutzend Herzschläge wartete ich, aber der Erkenntnisgewinn blieb aus.

„Computer?“ Es war ein Selbstgespräch und sollte es auch sein. Die nervtötende zweite Stimme in meinem Verstand gehörte so sehr zu mir wie meine Hände. Er war ich. Aber er antwortete nicht. Das erste Mal seit hundertzwanzig Jahren war ich allein in meinem Kopf. Der Schreck brachte endlich wieder Struktur in meine faserigen Gedankengänge.
Ich hatte nicht Lynx, sondern Computer gesagt. Der Schiffscomputer hätte sich angesprochen fühlen müssen, aber auch er schwieg. Mit einem Mal wurde mir die entsetzliche Stille bewusst. Nicht das kleinste Geräusch war zu hören. Kein dunkles Brummen der Maschinen, kein leises Murmeln aus den Versorgungsleitungen von Palis seltsamer Badewanne – nichts. Das Schiff war tot. Erst jetzt registrierte ich, dass es stockfinster war. Meine Augen hatten sich automatisch auf Wärmestrahlung umgestellt, was die Farbarmut erklärte. Dass ich überhaupt Farben unterscheiden konnte, bedeutete, dass zumindest ein Teil des Gefechtscomputers noch arbeitete. Aber warum sah ich so unscharf?

Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass wenigstens die Sicherheitssysteme funktioniert hatten. Die großen Panoramafenster waren von robusten Schotts … Ich unterbrach den dummen Gedanken, wie es gewöhnlich Lynx‘ Aufgabe war. Meine Kabine befand sich auf Deck 34 in Sektion 0 – mitten im Schiff. Meine Kabine hatte gar keine Fenster, sondern nur sehr realistische Bildschirme, die sich als Fenster ausgaben.

Mit der Plötzlichkeit einer unerwarteten Ohrfeige gewannen meine Sinne die gewohnte Schärfe zurück. Endlich hörte ich Palis Herz schlagen. Gesunde, gleichmäßige Atemzüge hoben und senkten ihre Brust. Auch mein Verstand lief endlich wieder rund und machte mich handlungsfähig. Irgendeine Katastrophe war über uns hereingebrochen; vielleicht hatte uns das Gleiche erwischt, wie das seltsame alte Geisterschiff. Noch war der Raum dicht und der Boden offensichtlich gravitonisch geladen, sodass wir keine Probleme mit der Schwerelosigkeit hatten. Wie lange das noch der Fall sein würde, konnte aber niemand sagen; ich musste die Kleine dringend in einen Raumanzug stecken.
Mit sanftem Schütteln versuchte ich, sie zu wecken, aber sie rührte sich nicht. Wie eine leblose Puppe lag sie in meinen Armen. Zu allem Überfluss trug sie auch nicht ihre Uniform – sie hasste es wirklich, wie „alle Anderen“ auszusehen. Nicht, dass eine Uniform sie den anderen Besatzungsmitgliedern wesentlich ähnlicher gemacht hätte. Blaue Haut, lange weiße Strubbelhaare und ihre Flausen fielen schon etwas aus dem Rahmen.

Sie trug ihren merkwürdigen Mammutpullover, der ihr bis zu den Knöcheln reichte und nichts darunter. Undeutlich erinnerte ich mich, dass sie nebenan gebadet hatte, bevor mir die Lichter ausgegangen waren. Da sie so nicht in den Raumanzug passte, begann ich, ihr zögernd den Pullover auszuziehen. Es fühlte sich … seltsam an. Falsch. Ich mochte Frauen, und die Kleine hatte mir gar nicht erst die Wahl gelassen, sie nicht zu mögen oder auch nur mitzuentscheiden, ob sie bei mir einzog. Und sicher hatte ich die Fähigkeiten meiner Augen schon Millionen Mal dazu missbraucht, ihr durch die Kleidung zu schauen. Aber völlig nackt hatte ich sie noch nie gesehen. Kurz oberhalb der Knie verhielt ich. Was war nur los mit mir? Gerade bei so etwas war ich doch sonst nicht so zimperlich und hätte eher „dann wird es aber Zeit“ gedacht. Außerdem ging es hier nicht um Genuss, sondern um einen Notfall! Meine Gedanken waren extrem unprofessionell.

Bitte warten, dachte es wie zur Bestätigung in meinem Kopf. Lynx! Er ging wieder online! Ich hätte nie geglaubt, dass ich mich eines Tages darüber freuen würde.

Primäre Speicherbanken gelöscht. Systemstatus wird aus quasiorganischem Back-up rekonstruiert.

„Lorn?“, fragte die Kleine schläfrig. Ihre riesigen violetten Augen blinzelten blind in die Finsternis. Sie schmatzte, als hätte sie einen schlechten Geschmack im Mund.
„Hm?“
„Ziehst du mich gerade aus?“
„Ja.“
„Oh?“
Mit einem Mal war sie hellwach und schaute mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit. Gegen meinen Willen musste ich grinsen. Widerwillig nahm ich die Hand von ihren Oberschenkeln, aber sie rührte sich noch immer nicht.

Rekonstruktion komplett. Einheit ist kampfbereit. Führe detaillierten Systemtest durch. Taktische Analyse wird vorbereitet.

Plötzlich flammte das Kabinenlicht auf und ein entnervender auf- und abschwellender Alarmton heulte durch das Schiff. Meine Blitzabsorber kamen gut mit der Situation zurecht, Pali schloss jedoch geblendet die Augen. Licht und Lärm blieben aber die einzigen Anzeichen dafür, dass die Eos noch nicht völlig tot war. Der Formleger und Palis diverse Apparaturen blieben ebenso dunkel wie die Pseudofenster. Nur das Com zeigte mit einem flackernden holographischen Siegel an, dass es zumindest versuchte, seine Funktionsbereitschaft wieder herzustellen. Offenbar war nur der Notreaktor angesprungen und Energiemangel schien nicht das einzige Problem der Technik an Bord zu sein.

Alarmzeichen erkannt. Code 000-4: Katastrophenalarm. Alles nicht zum unmittelbaren Betrieb des Schiffs erforderliche Personal wird zur Vorbereitung der Evakuierung aufgefordert. Die Crews von Shuttles und Beibooten haben sich umgehend bei ihren Kommandanten zu melden. Extrapoliere: Vernichtung des Schiffs ist in den nächsten fünfzehn Minuten nicht zu erwarten.

Lynx hatte eine reizende Art, mich auf einen richtig miesen Tag einzustimmen.
aus dem ersten Kapitel

Die Fortsetzung der Kurzgeschichte "Zombie auf Kartoffel" aus Funken der Unendlichkeit. Und, wie man der obigen Leseprobe entnehmen kann, keinen Deut schlechter. Wobei es nicht so geradlinig weitergeht, wie man nach der obigen Leseprobe glauben mag, Guido Krain gelingt es, aus der sexuellen Anziehungskraft zwischen Pali und Lorn eine tiefe echte Freundschaft zu konstruieren, von der man am Ende des Romans noch nicht weiss, wie sie weitergeht.

Aber auch wenn die Komik in den Pali-und-Lorn-Szenen immer wieder amüsiert, so ist dies nicht die einzige humorvolle Stelle. Da ist zum Beispiel Monique, ein Sex-Android, die während eines Notfalls aktiviert und zu einem Arbeitsrobot ernannt wird. Ihr Programm allerdings fordert, den ersten Mann, den sie nach ihrer Aktivierung sieht, als Objekt ihrer Begierde zu klassifizieren. Nur daß das kein Mann war...

Dieser Humor hat auch einen ernsten Unterton und schlägt unvermittelt von der Komödie zur Tragödie um. Das fand ich, so sehr ich auch auf Humor und Klamauk stehe, ausnehmend gut gelungen. Ebenso gut gefallen hat mir die Figur des Major Zeffner, eines Beibootkommandanten, der an Inkompetenz nichts zu wünschen übrig lässt. Kenne ich aus dem realen Leben nur zu gut, mir scheint, als hätte der Autor sich hier etwas von der Seele geschrieben. Ebenso gefallen hat mir die ruhige Kompetenz des Ersten Offiziers Mai Ling Po, die mich ebenfalls an einige Personen aus dem RL erinnert. Hat was, diese beiden Protagonisten.

Ebenso wie Cody Callahan, Kommandant der Eos. Der bleibt nämlich auf der Brücke und steuert das Geschehen von da. Eine Forderung an Raumschiff-Captains, die seit 1966 immer wieder von Fans gestellt und hier verwirklicht wird. Man könnte jetzt noch einiges zu den einzelnen anderen handelnden Personen sagen, die alle durch die Bank weg kurz und präzise charakterisiert werden und sehr plastisch beim Leser ankommen. Aber da kommt man dann vom Hölzchen auf's Stöckchen, ohne wirklich mehr zu sagen als das sich "Der brennende Rabe" unbedingt lohnt. Ich bin hier mit Ralf Steinberg vollkommen einer Meinung wenn er sagt, daß "Der brenndende Rabe" >>eine furiose und über weite Strecken hochgradig lustige Fortsetzung und für einen zweiten Band mehr als gelungen<< ist. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich ihn für den DSFP nominieren kann, dieses Jahr ist doch schon einiges an sehr lesenswerten Romanen publiziert worden, auf meine erweiterte Nominierungsliste kommt er aber allemal.



Sonntag, 16. August 2015

TERRA SF inside - Raumpatrouille Orion

Wie fange ich diesen Post am Besten an ? Na gut, ich sehe, es geht nicht anders :


Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von übermorgen : Es gibt keine Nationalstaaten mehr. Es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum. Man siedelt auf fernen Sternen. Der Meeresboden ist als Wohnraum erschlossen. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe unser Milchstraßensystem. Eins dieser Raumschiffe ist die ORION. Winziger Teil eines gigantischen Sicherheitssystems, das die Erde vor Bedrohungen aus dem All schützt. Begleiten wir die ORION und ihre Besatzung bei ihrem Patrouillendienst am Rande der Unendlichkeit...
Starlight Casino


Die Serie wurde von Hans Kneifel in 7 "Büchern zum Film" und mehr als 140 (noch) nicht verfilmten Fortsetzungen kongenial umgesetzt. In der Mitte von Heft 552 vom 15.12.1967 ist eine Leseprobe des ersten Bands, der im Rahmen der TERRA Taschenbücher erschien, enthalten :


In Heft 553 vom 22.12.1967 findet man dann auf Seite 2 bereits die Werbung für Band 1 und Band 2 :


Von dieser Serie hätte ich wirklich gerne einmal ein Remake.

Holger M. Pohl : ARKLAND - Aufbruch ins Gestern



Holger M. Pohl : ARKLAND - Aufbruch ins Gestern
Arkland 1
Verlag Torsten Low 2015
Originalausgabe
Taschenbuch, 436 Seiten, 14,90 €
ISBN 978-3-940036-29-2


Die Weißen Könige beherrschten den Kontinent Besceen, der durch den Dideon Lehort, den Landspalter, ein gewaltiges Gebirgsmassiv in zwei Teile getrennt wird: das kleine, schmale und zivilisierte Westküstenland und das weit größere, wilde ARKLAND. Dank ihres Wissens und ihrer Technik bestimmten sie von ihren Stadtburgen im Westküstenland aus das Schicksal der Bewohner des ARKLANDs. Zu ihrem Vergnügen, mehr aber noch um der Macht willen, inszenierten sie Kriege unter den Städten und Reichen des ARKLANDs. Eines Tages aber begehrten die Bewohner des ARKLANDs auf. Sie fanden einen Weg, den Tod ins Westküstenland und zu den Weißen Königen zu entsenden. Als der Große Krieg endete, waren die Weißen Könige besiegt und vernichtet. Und das ARKLAND schien frei. Tausend Jahre später machen sich zwei Männer auf, um Antworten auf ihre Fragen zu finden. Der eine ist Sorrent aus Shalin, einer ehemaligen Stadtburg der Weißen Könige. Der andere ist Enroc Mendolla aus dem ARKLAND, ein Krieger der Welt. Der eine sucht nach der Zukunft für seine Heimat, der andere nach den vergessenen Antworten der Vergangenheit. Doch oftmals sind Vergangenheit und Zukunft nur verschiedene Aspekte derselben Sache und untrennbar miteinander verknüpft. Manchmal sind sie sogar dasselbe …
Klappentext

Das tut mir jetzt echt leid. Im Gegensatz zu meinem Ruf habe ich keinen Spaß daran, negative Kritiken zu verfassen. Wenn möglich, bleibe ich da eher lauwarm und versuche, das Beste aus der Geschichte rauszuholen. Aber manchmal geht es nicht anders.

Denn dieser Roman ist nicht gut. Oh, gut geschrieben auf jeden Fall, es ist nicht so wie bei einigen anderen Büchern, daß ich mich zwingen musste, weiterzulesen. Nein, Holger M. Pohl erzählt schon flüssig und glatt, keine Frage. Aber inhaltlich ist der erste ARKLAND-Roman einfach Mist. Standard-Story, x-mal erzählt, x-mal gelesen. Wenn man so etwas schreibt - und man kann das, auch Uralt-Plots sind modern darstellbar - dann muß die Charakterentwicklung detaillierter sein und man sollte nicht alle Felder des Charakterbogens gleich in der ersten Hälfte des ersten Buches einer mehrbändigen Reihe beschreiben.

Das alles - also alle Bugs dieses Romans - ist meiner Meinung nach auf fehlende Routine zurückzuführen. Die schriftstellerische Entwicklung merkt man besonders bei Vielschreibern wie Dirk van den Boom oder Stefan Burban, die sich kontinuierlich vom simplen Action-Roman hin zu anspruchsvollerer SF/F hin entwickelt haben. Und man hat es schon immer bei den Perry-Rhodan-Autoren gemerkt, die in den damaligen Heft-Serien gedrillt wurden und später gute, sehr gute und geniale Romane publiziert haben. Von daher bin ich einmal gespannt auf HMPs Einstand bei Rettungskreuzer Ikarus, den ich bisher nicht gelesen habe.

Das ist natürlich meine ganz persönliche Meinung. Ralf Steinberg sieht das anders :
Interessant ist, was Holger M. Pohl, aus dieser klassischen Kulisse herausholen wird. Das hochdramatische Dilemma, in dem sich Enroc Mendolla befindet, bietet genügend Potential, die Figur deutlich aus der Masse von Fantasyhelden herauszuheben. Man kann also nach dem eher ruhigen ersten Band auf eine Zuspitzung der Konflikte hoffen. Denn gerade dem Ende von »Aufbruch ins Gestern« fehlt ein wirklicher Höhepunkt. Es wird ein wenig zuviel hin und her gedacht und das Handeln im spannendsten Augenblick auf den nächsten Band verschoben.

Aber vielleicht ist gerade die ruhige und entspannte Erzählweise Pohls der Grund, warum der Arkland-Auftakt sich so ganz anders anfühlt als gängige Fantasy-Kost.

Ein Dranbleiben lohnt sich.
Rezension auf fantasyguide.de

Von daher möge sich jeder seine eigene Meinung bilden, viel Spaß dabei. Und wer wissen will, wie der Autor aussieht und wo er wohnt, der möge sich diesen Artikel von Petra Hartmann reinziehen. :-)

Samstag, 15. August 2015

TERRA SF inside - Frederik Pohls "International Science Fiction"

Auf der LKS von Heft 550 vom 01.12.1967 erzählt Thomas Schlück von einem neuen amerikanischen Magazin :


Frederik Pohl versuchte hier, internationale SF in amerikanischer Übersetzung dem Publikum in Form eines Pulps nahezubringen. Die SFE sagt zu "International Science Fiction" :

US Digest-size magazine. Two issues, November 1967 and June 1968, published by Galaxy Publishing Corp, edited by Frederik Pohl. The interesting idea of reprinting stories from all over the world – authors ranging from Arkady Strugatski (Russia) through Hugo Correa (Chile) to Damien Broderick (Australia) – sadly but unsurprisingly met with no success.
SFE

Auch in der Wikipedia steht nur eine Randnotiz zum Magazin :
Pohl also tried hard to persuade Guinn and Sol Cohen, whom Guinn had hired to help with the publishing duties, to switch both Galaxy and If to monthly schedules. In late 1962, they agreed, but soon changed their minds and decided to start a third science fiction magazine instead. This was Worlds of Tomorrow, which was launched in April 1963 and lasted until mid-1967 (it was briefly revived in 1970–71). Another companion magazine, International Science Fiction, was tried in late 1967, but lasted only two issues; it showcased stories translated from other languages, and sales were very weak. Finally, in 1968 Guinn launched Worlds of Fantasy, edited initially by Lester del Rey, Galaxy's managing editor; only four issues appeared.[30] In the middle of 1968, Galaxy was restored to a monthly schedule.
Wikipedia

A. Lee Martinez : Monster



A. Lee Martinez : Monster
Orbit 2010
Paperback
Titelbild : ???


Meet Monster. Meet Judy. Two humans who don’t like each other much, but together must fight dragons, fire-breathing felines, trolls, Inuit walrus dogs, and a crazy cat lady – for the future of the universe.

Monster runs a pest control agency. He’s overworked and has domestic troubles – like having the girlfriend from hell.

Judy works the night shift at the local Food Plus Mart. Not the most glamorous life, but Judy is happy. No one bothers her and if she has to spell things out for the night-manager every now and again, so be it.

But when Judy finds a Yeti in the freezer aisle eating all the Rocky Road, her life collides with Monster’s in a rather alarming fashion. Because Monster doesn’t catch raccoons; he catches the things that go bump in the night. Things like ogres, trolls, and dragons.

Oh, and his girlfriend from Hell? She actually is from Hell.
Klappentext

Die Bücher von A. Lee Martinez habe ich bei Thalia schon öfter auf dem Büchertisch gesehen und wollte bei Gelegenheit da immer mal reinschauen. Als die amerikanische Originalfassung dann im Offenen Regal beim Englischen Theater in Frankfurt drinstand, habe ich das Buch einfach mal mitgenommen. [Dafür sind Offene Regale schließlich da. Die Cornwell-Sagas, die bei mir zuhause verstauben, nachdem meine Schwiegermutter und ich sie gelesen hatten, haben dort sehr schnell einen Abnehmer gefunden. Besser als Wegschmeißen allemal, denn verkaufen kann man einige Sachen einfach nicht, das Porto ist mehr als der Kaufpreis. Von daher kann ich diese Offenen Regale, von denen ich das in Frankfurt und das in Hannover bei der Talanx kenne, nur empfehlen.]

War eine interessante Lektüre. Sehr überkandidelt, freakig, erinnerte mich so ein bißchen an Monty Python. Chaotisch, ein sehr eigenwilliger Weltenbau und extrem zynisch. Zum Inhalt siehe oben, der Klappentext - eine echte Seltenheit - beschreibt den Inhalt ziemlich präzise.

Das Buch war allerdings trotz seiner unbestreitbaren Vorzüge nicht mein Geschmack. Was meinem Eindruck nach an der eher pessimistisch-realistischen Weltsicht liegt, die der Autor in der Geschichte verarbeitet. Interessant ist hier der Gegensatz zu Larry Correia und beispielsweise seinen Grimnoir-Chroniken. Bei allem Chaos, das beide Autoren gemeinsam haben, ebenso wie dem eigenwilligem Weltenbau, sind die Correia-Romane doch durchdrungen von einem tiefen Optimismus, dem kindlich-naiven Glauben, daß das Gute siegen wird, weil es siegen muß. Diese Geisteshaltung teile ich bis zu einem gewissem Grad, weshalb mir Correia (oder Ringo, um mal einen weiteren Autor dieser Coleur zu nennen) eben mehr liegt als der realistischere (?) Martinez. Also eine reine Geschmackssache, da möge sich jeder selbst ein Bild machen. Gut geschrieben ist "Monster" auf jeden Fall, man macht also keinen Fehler, wenn man A. Lee Martinez zumindestens einmal anliest.

Deutsche Taschenbuchausgabe
Homepage A. Lee Martinez

Freitag, 14. August 2015

TERRA SF inside - Rezensionen SF TIMES und TRANSGALAXIS

Nicht nur die Leser, auch die Rezensenten der Fanzines fanden die Veröffentlichungen des MOEWIG-Verlages toll. Auf der LKS von Heft 549 vom 24.11.1967 kann man diverse positive Besprechungen von SF-Erstveröfentlichungen der letzten Zeit lesen. Interessant auch, daß Carlos Rasch hier für das Heft TERRA 562 angekündigt wird. Die TERRA-Heftserie wurdde nämlich mit Heft 555 am 05.01.1968, weniger als zwei Monate später, eingestellt und als TERRA NOVA weitergeführt. Dort erschien dann auch Carlos Rasch.

Dirk van den Boom : Ein Prinz zu Tulivar



Dirk van den Boom : Ein Prinz zu Tulivar
Tulivar 02
Atlantis 2015
Originalausgabe
Hardcover, ca. 230 Seiten, 14,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich
Titelbild : Tony Andreas Rudolph


Der Lord zu Tulivar hat endlich erreicht, was er sich immer erträumt hatte: seine Ruhe. Doch die Beschaulichkeit der abgelegenen Provinz wird gestört durch die Ankunft eines hohen Gastes: Der Kaiser entsendet seinen unbotmäßigen Sohn und einzigen Erben nach Tulivar, um ihn von Palastintrigen fernzuhalten. Der Prinz fällt nicht nur allen auf die Nerven, es stellt sich rasch heraus, dass die Gegner des Kaisers vor seiner Familie auch in der Ferne nicht haltmachen. Dem unfreiwilligen Beschützer des jungen Mannes bleibt nichts anderes übrig, als erneut seine alten Knochen zu bewegen - auch wenn es ihm sichtlich schwerfällt und der Ausgang höchst ungewiss ist. Wie gut, dass ihm alte Freunde dabei helfen, ob er nun will oder nicht.
Klappentext

Der Nachfolger von Ein Lord zu Tulivar. "Wird ganz nett sein", so dachte ich bei mir, "aber nicht mehr. Fantasy ist nicht ganz das Metier von DiBoo." Selten so falsch gelegen.

Denn der Roman ist gut, sehr gut, zusammen mit den "Vigiles" das Beste, das Dirk van den Boom in der letzten Zeit geschrieben hat. Das wird hier schon auf den ersten Seiten klar, selten so eine gelungene selbstironische Stimmung gelesen. Die Ich-Perspektive nutzt DiBoo, um die High Fantasy, die der Roman unzweifelhaft ist, in ihrem Heroismus zurechtzurücken und auf den Boden der Fantasy-Realität zurückzubringen.

Dabei ist die Geschichte gut gelungen, hervorragend durchstrukturiert und - wie üblich bei Dirk van den Boom - mitreißend erzählt. Das Plothole, das man nach der ersten Hälfte zu erkennen glaubt, ist tatsächlich keins, sondern ein relevanter Teil des Plots an sich. Wie man praktisch am Ende des Romans merkt, was wiederum für die Präzision des Autors spricht.

Alles in allem ein sehr schöner Fantasy-Roman. Um so mehr, als auch hier deutlich die Einflüsse aus dem Brotjob des Autors zu merken sind. Die politischen Sperenzchen und Spielereien, die Allianzen der einzelnen Familien am Königshof, deren mögliche Intentionen und eventuelle Reaktionen in der tulivarschen Provinz werden elegant vor dem Leser ausgebreitet, einfühlsam erklärt und wirklich schön in die Story integriert. Die Vorliebe des Autors zu Action-Szenen und großen phantastischen Bildern unterbricht die Idylle und lässt auch diesen Boomschen Roman zu einem Pageturner werden. Ich musste ihn auf jeden Fall zuende lesen, egal wie spät es wurde. Nur gut, daß ich Urlaub habe...

Donnerstag, 13. August 2015

TERRA SF inside - Ewers über ESTEC

Nachdem Kurt Mahr sich im letzten "TERRA SF inside" über die fiktionale SF ausgelassen hat, erzählt H. G. Ewers in Heft 547 vom 10.11.1967 von der SF der Wirklichkeit :


ESTEC, das European Space Research and Technology Centre, sozusagen die europäische Area 51, gibt es immer noch und die größte Einrichtung ist immer noch in Noordwijk :


Die ESTEC ist Bestandteil der ESA, über sich selber sagen sie :

ESA has sites in several European countries, but the European Space Research and Technology Centre (ESTEC) in Noordwijk, the Netherlands, is the largest. ESTEC is our technical heart - the incubator of the European space effort - where most ESA projects are born and where they are guided through the various phases of development.

  • Developing and managing all types of ESA missions: science, exploration, telecommmunications, human spaceflight, satellite navigation and Earth observation.
  • Providing all the managerial and technical competences and facilities needed to initiate and manage the development of space systems and technologies.
  • Operating an environmental test centre for spacecraft, with supporting engineering laboratories specialised in systems engineering, components and materials, and working within a network of other facilities and laboratories.
  • Supporting European space industry and working closely with other organisations, such as universities, research institutes and national agencies from ESA Member States, and cooperating with space agencies all over the world.
Quelle

Zu der angesprochenen TERRA EXTRA-Artikelreihe : Da mir mehrfach aufgefallen ist, daß in der gleichzeitig mit anderen TERRA-Serien erschienenen TERRA EXTRA-Serie wesentlich mehr Raum für längere Artikel un Berichte eingeräumt wurde, habe ich mir diese aus Nachdrucken bestehende Serie auch besorgt. Die Hefte liegen jetzt bei mir und warten auf das Scannen...

Dirk van den Boom : Tod im Senat



Dirk van den Boom : Tod im Senat
Kaiserkrieger Vigiles 01
Atlantis 2015
Hardcover, ca. 220 Seiten, 14,90 €
alternativ als Paperback und eBook erhältlich
Titelbild : Timo Kümmel


Der Bürgerkrieg ist vorbei, die Zeitenwanderer waren siegreich. Unter der Regierung von Kaiser Thomasius I. beginnt eine Epoche der Reformen und Umwälzungen für das Römische Reich. Zu den neuen Institutionen des Imperiums gehören die Cohortes Vigilum Novi, die erste richtige Kriminalpolizei Roms. Kaum etabliert, steht die neue Behörde vor einer Herausforderung, die über ihr weiteres Schicksal im Reich bestimmen wird: Der Mord an einem Senator erschüttert das offizielle Rom und nicht jeder ist daran interessiert, dass die CVN mit ihrer Arbeit Erfolg haben ...
Klappentext

Der Roman spielt in dem Rom, das Dirk van den Boom in seinen ersten sechs Kaiserkrieger-Romanen beschrieben hat. Für das Verständnis von "Tod im Senat" ist es unumgänglich, diese Romane bereits gelesen zu haben. Für den Neueinsteiger fehlt eine Kurzzusammenfassung der bisherigen Ereignisse, sozusagen ein Stargate-"Was bisher geschah".

Das ist ein echtes Manko. Und gleichzeitig auch ein echter Vorzug dieses Romans, denn man ist sofort wieder im Szenario drin, hat alles wieder präsent und fühlt sich in dem bekannten Umfeld wohl. Das ist eine Sache, die ich bisher nur bei den Großen Autoren - Heinlein, Anderson, Dick, Herbert - erlebt habe, ich war ganz überrascht, daß Dirk van den Boom das gleiche Feeling rüberbringt.

Wobei ich ja sehr skeptisch an den Roman rangegangen bin. Denn ich bin begeisterter Leser von John Maddox Roberts und seiner SPQR-Serie, die Kriminalfälle im Alten Rom aus der Sicht eines Historienromans schildern. Aber Dirk van den Boom umschifft diese Klippe sehr geschickt, indem er den Einfluss der Zeitenwanderer als gegeben und vor dem Roman stark in die römische Gesellschaft eingreifend darstellt. Dadurch werden reale und alternative Zeitlinie nicht mehr miteinander vergleichbar, so daß auch mir als Leser von Historienromanen keine gravierenden historischen Plotholes auffielen. [Ganz im Gegensatz zu einem anderem Alternate History-Roman, aber vielleicht komme ich während meines Urlaubs noch dazu.]

Der Kriminalfall an sich ist relativ einfach gestrickt, aber um den geht es auch eigentlich nicht. Prof. Dr. Dirk van den Boom nutzt hier das Vehikel eines Kriminalromans im Alten Rom, um die durch die Zeitenwanderer modernisierte römische Gesellschaft mit all ihren konservativen und progressiven Tendenzen darzustellen. Man merkt deutlich, mit wieviel Sachkenntnis hier geschrieben wurde und wie stark dieser aktuelle Entwicklungshilfe- und Integrations-Tendenzen widerspiegelt.

Das heisst jetzt in keinster Weise, daß "Tod im Senat" propagandistisch oder langweilig ist. Im Gegenteil, Dirk van den Boom gelingt es, die Entwicklungshilfe der Zeitenwanderer und die Reaktionen der Alten Römer nebenbei als Lokalkolorit zum Leser zu transportieren. Und wenn auch der Plot einfach ist, so ist die Auflösung, speziell die politischen Reaktionen auf eine neugegründete Zivilpolizei, die in hergebrachte Strukturen einbricht, doch spannend erzählt.

Sehr gelungen fand ich auch, daß der Autor einige Figuren aus den bisherigen Kaiserkrieger-Bänden wieder aufgreift und weiterentwickelt. Diese vielen verschiedenen Vorzüge dieses intelligent geschriebenen Romans machen einfach Spaß und haben mich als Leser bereits nach den ersten 50 Seiten begeistert. Dirk van den Boom schreibt hier SF/F wie sie sein sollte, mitreißend und mit einem starken Blick auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen. So muß SF/F sein ! Für mich war der Roman ein echter Pageturner, ich warte sehnsüchtig auf den zweiten Band.

Mittwoch, 12. August 2015

TERRA SF inside - Kurt Mahr über New Age SF

In Heft 544 vom 20.10.1967 stellt Kurt Mahr - der zur damaligen Zeit in den Staaten arbeitete - von der neuen SF :


Margaret St. Clair - in Deutschland durch ihre Kurzgeschichten bekannt, doch heute bedauerlicherweise komplett vergessen. Aber ich komme sicher noch auf diese Autorin zurück. Robert Silverbergs "Thorns" ebenso wie Anne McCaffreys "Restoree" sind dagegen auch hier in Deutschland mehrfach aufgelegt worden und zählen zu Recht zu den Klassikern des Genres. Beide werde ich hier im Blog noch besprechen, ich weiss allerdings noch nicht, wann ich dazu Zeit finde...

TERRA Sonderband 32 - R. L. Vernon : Die Stunde der Roboter



R. L. Vernon : Die Stunde der Roboter (Robot Hunt)
Terra Sonderband 32, 02.09.1960
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1959
Aus dem Amerikanischen von ???
Titelbild : Karl Stephan


In Amerika erfanden Sie den "Penetrator". Ein Gerät zur Durchdringung der überall auf der Erde vorhandenen, über die einzelnen Staaten gelegten Energieschutzglocken. Am nächsten Tage waren die Pläne verschwunden, und nun beginnt ein Kampf, in dem die Roboter - die bis dahin willigen Helfer der Menschen - plötzlich zu unheimlichen Gegnern werden.
Vorankündigung aus Band 31

Ein netter SF-Krimi, ganz im Stil der Schwarzen Serie mit überraschenden Wendungen, edlen Helden und fiesen Bösen. Nichts Großes, aber ein angenehmer Roman für Zwischendurch.

Und als ich so in SFE und Wikipedia nach Roger Lee Vernon suchte, fielen mir zwei Sachen auf. Erstens hat er nicht allzu viel geschrieben, hauptsächlich Stories. Und zweitens fehlt in den Angaben ein Todesdatum. Tatsächlich lebt der Autor noch und schreibt offenbar auch neue Romane und Stories :

What IF time could be stopped?
What IF immortality was for sale?
What IF your space ship was captured and you travelers became pets of a more advanced civilization on an alien planet?
What IF an alien race tried to save earth from itself? Would the people of earth cooperate?

In these science fiction stories Roger Lee Vernon touches on romance, adventure, suspense, politics, women’s liberation, and many possible futures.
Klappentext für "IF", Barnes&Noble 2012

This is a future history novel. The events are timely. Russia returns to Communism secretly arming terrorist Islam to win a nuclear war. The 40 bomb war at the time of the American presidential inauguration in 2013 destroys the entire government. The story takes place later, in 2035, in Chicago, a city with an amazing leaning tower due to the nuclear war. The tale deals with the Saxon family, Paul, a tour guide for the Russians, his wife Christine, and their teen-aged children, Rudy, a university student who is immersed in a wildly torrid and really curious love affair, and Sarah, a maid at the luxurious Hilton Hotel. Here is life in a conquered America yet many have adjusted and are determined to be happy. All the people fit together in the fast moving ending becoming involved in an amazing event that may destroy or save them. Here is a love story, a mystery, and a suspenseful adventure tale.
Klappentext für "The Fall of the American Empire - 2013: A Remembrance of Things Future", BookSurge 2010

Auch eine Facebook-Seite hat er : Roger Lee Vernon. Da überlege ich mir doch, diese TERRA Sonderband-Ausgabe mal signieren zu lassen...

Dienstag, 11. August 2015

TERRA SF inside - Lesermeinungen 1967

Wenn sich bei den TERRA Sonderbänden keine interessanten Scans machen lassen, nutze ich die Zeit (und den Urlaub, den ich momentan genieße), um die bisher gescannten TERRA-Seiten zu präsentieren. Wie machen also jetzt einen 12-Jahres-Sprung (Perry-Rhodan-Leser kennen das) in das Jahr 1967, genauer zu Heft 543 der TERRA-Serie vom 13.10.1967. Hier wurden auf der LKS Lesermeinungen dargestellt. Außerdem musste die damalige Redaktion An- und Verkaufs-Anzeigen abwehren :

TERRA Sonderband 31 - Kurt Mahr : Ringplanet im NGC 3031



Kurt Mahr : Ringplanet im NGC 3031
Terra Sonderband 31, 05.08.1960
Originalausgabe
Neuauflagen TERRA EXTRA 135, UTOPIA CLASSICS 42
Titelbild : Manfred Schneider


Wer die CONQUEST erstmals sah, der glaubte nicht, daß das riesige Gebilde sich würde bewegen können. Aber das Raumschiff birgt die leistungsstärksten Synchro-Zyklotrone und Kernbeschleuniger der Welt, die in der Lage sind, die CONQUEST fast bis auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen.

Anfang Mai des Jahres 2013 verläßt die CONQUEST ihren Startplatz. Mit ihr verlassen 3000 Männer und Frauen die Erde – auf einem Flug zum fernen Sternennebel NGC 3031. Die Crew der CONQUEST weiß – ganz gleich, ob sie das Ziel der Expedition, Kontakt mit außerirdischen Intelligenzen aufzunehmen, erreicht oder nicht –, daß sie ihre Heimat erst in Millionen von Jahren wiedersehen wird, zu einer Zeit also, da es sicherlich keine Menschen mehr gibt.
Klappentext der UTOPIA CLASSICS-Ausgabe

Eine echt witzige Geschichte. Gut, dieses äoooonenlange Wegbleiben nervt so ein bißchen, der zeitliche Gigantismus der "Perry Rhodan"-Autoren kann einem schon auf den Wecker gehen. Aber das ist auch der einzige Kritikpunkt, der in diesem Roman nur eine untergeordnete Rolle spielt. Denn die Rückkehr wird in einem späterem Roman abgehandelt, siehe unten.

Interessanter ist die Forschung auf einem fremden Planeten. Dort gibt es eingeborenes Leben : Lebendige Steine. Kurt Mahr schafft es, diesen für den Leser doch ziemlich durchsichtigen Plot so gut und interessant zu erzählen, daß man über diverse Plotholes gerne hinwegsieht. Mir hat die Geschichte jedenfalls Spaß gemacht, wenngleich ich doch konsistentere Erzählungen dieser Coleur gewohnt bin. Aber die sind auch ein halbes Jahrhundert jünger ...

Es gibt übrigens eine Fortsetzung. 1983, ein Vierteljahrhundert später, greift Kurt Mahr die Geschichte der CONQUEST nochmals auf und erzählt in "Eine Welt für Menschen" (TERRA Taschenbuch 355) die weiteren Abenteuer der Besatzung :
Das Sternenschiff CONQUEST, das im Jahr mit dreitausend Männern und Frauen die Erde verließ und den Flug zu dem fernen Sternennebel NGC antrat, kehrt nun zum Heimatplaneten zurück. An Bord sind aufgrund der Zeitdilatation bei hochrelativistischen Geschwindigkeiten kaum mehr als zehn Jahre vergangen. Doch die Erde ist inzwischen um zwanzig Millionen Jahre älter geworden, und die gegenwärtig auf Terra herrschende Spezies verweigert den Rückkehrern von den Sternen das Willkommen. Wenn die Leute der CONQUEST auf dem Planeten ihres Ursprungs in Freiheit und Würde leben wollen, dann müssen sie die Erde erst in das zurückverwandeln, was sie einmal war - eine Welt für Menschen.
Klappentext TERRA TB 355

Ein Vergleich dieser beiden Geschichten dürfte interessant sein. Insbesondere als "Ringplanet im NGC 3031" völlig ohne Action auskommt und das "to boldly go where no man has gone before" alleine für Suspense sorgt.




Montag, 10. August 2015

TERRA SB inside - Werbung TERRA

Und noch einmal Werbung für die TERRA-Hefte, entnommen der Rückseite von Band 22 vom 27.11.1959 :

TERRA Sonderband 30 - Poul Anderson : Die Söhne der Erde



Poul Anderson : Die Söhne der Erde (The Enemy Stars)
Terra Sonderband 30, 08.07.1960
Deutsche Erstausgabe
Neuausgabe Ullstein 31001, 1979
Originalausgabe ASTOUNDING 1958
Magazintitel "We Have Fed Our Sea__"
Aus dem Amerikanischen von Lothar Heinecke
Titelbild : Manfred Schneider


Sie tauften das Schiff Kreuz des Südens und schickten es hinaus auf den Weg, dessen Ende keiner von ihnen je sehen würde. Monate später hatte es halbe Lichtgeschwindigkeit erreicht. Stille senkte sich über das Schiff und hüllte es ein während der vierundeinhalb Jahrhunderte, die es nun antriebslos fiel.

Zehn Generationen später war die Kreuz des Südens ihrem endgültigem Ziel kaum um die Hälfte nähergekommen, obgleich sie zu diesem Zeitpunkt von allen von Menschen geschaffenen Dingen die Erde schon am weitesten hinter sich gelassen hatte. Man sah es ihr an : Kratzer und Flickwerk unterbrachen an vielen Stellen die glatte Rundung ihrer Hülle, und an ihren Wänden erinnerten Kritzeleien an die lange Reihe gelangweilter einsamer Männer, die ihren Flug überwacht hatten.Aber immer noch erforschten jene Energiefelder und Partikelströme, die ihr als Auge, Hirn und Nerven dienten, unermüdlich den Himmel; ein jeder Mann ihrer Besatzung nahm, wenn er abgelöst wurde und den Einhundert-Lichtjahr-Schritt zum Mond der Erde machte, ein Kästchen mit Mikroplatten mit, das Ergebnis jener unermüdlichen Suche. Während des Jahrhunderts, in dem die Menschheit hauptsächlich damit beschäftigt war, zu überleben, gingen zwar viele Platten verloren, doch schließlich kam der Augenblick, als eine geduldige Maschine sich wieder an die Sichtung vieler solcher Platten von vielen Schiffen machte - und damit gewisse Leute zum Tode verdammte.


Erstmals stellt der Moewig-Verlag mit diesem großen Science-Fiction-Roman den Autor Poul Anderson vor, der in Amerika zu den beliebtesten Science-Fiction-Autoren zählt.
Vorankündigung aus Band 29

Zum Vorstellen von Poul Anderson, der diverse wirklich gelungene Romane geschrieben hat, hätte man damals aber vielleicht einen besseren Roman als diesen nehmen sollen, der bereits bei der Erstausgabe kontrovers diskutiert wurde. Und er ist auch nicht gut, vieles von dem, was Anderson als großen Autor ausmacht, fehlt hier :
A few minutes surfing the inter-webs reveals that this 1950s sci-fi work by Poul Anderson arouses some controversy. People looking for Anderson’s pulp-infused sprawling space opera works of the period will be disappointed with the simplicity of the plot and the restrained horizons it explores. Readers looking for the social character pieces that crop up in the next decade will be disappointed with the occasionally pallid attempts to create sympathetic characters and moving emotional narrative arcs.

For most of the novel a wonderful middle ground is reached between these two camps despite the work’s rather hackneyed end (in my humble opinion) which weakens the general effect. Likewise, Anderson’s desperate attempts to make us feel for his characters occasionally pushes the novel into the realm of melodrama sci-fi (a la the film version of On the Beach).

That said, Anderson’s retreat from grand space opera themes does afford at least valiant attempts to create well-rounded/believable characters. And for a 1950s work, he succeeds…. Likewise, the absence of a grand space opera plot means that Anderson focuses on the interactions of his characters in an unusual environment.
Joachim Boaz

Ich habe von Poul Anderson viel aus seiner großen Zeit gelesen, dieser Roman fällt dagegen massiv ab. Ich halte ihn wirklich nur für historisch interessierte SF-Fans lesbar, ansonsten empfehle ich, darum einen Bogen zu machen. Und das, obwohl der Roman 1959 für den HUGO nominiert war.

Sonntag, 9. August 2015

TERRA SB inside - Werbung GALAXIS

Die TERRA Sonderbände sind etwas unergiebig, was das Zeitkolorit angeht. Eine LKS gibt es hier nicht mehr und die Werbung von den Rückseiten habe ich entweder schon von den TERRA-Heften gescannt oder möchte sie nicht scannen. Denn wenn es auch zur Zeit dazugehört, so widerstrebt es mir doch, Landser- und andere Kriegsromane hier abzubilden. Dabei möchte ich aber über diese Hefte kein Werturteil abgeben. Eine differenzierte Betrachtung würde auch erstens den Rahmen eines einzelnen Blog-Eintrags sprengen und zweitens eine sehr intensive Recherche notwendig machen. Und dazu habe ich keine Lust. Aber gibt es eigentlich wissenschaftlich-historische Ausarbeitungen, die sich mit den Landser-Heften befassen ?

Egal, heute eine Werbung für GALAXIS, das Magazin, das zunächst in 15 Ausgaben als Taschenheft und danach in 14 weiteren Ausgaben als HEYNE-Taschenbuch in Deutschland verlegt wurde. Gescannt habe ich dies von der Rückseite von Heft 15 vom 15.05.1959 :

TERRA Sonderband 29 - Wilson Tucker : Die Zeitbombe


Wilson Tucker : Die Zeitbombe (Time Bomb)
Terra Sonderband 29, 10.06.1960
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1955
Neuausgabe ULLSTEIN 3140 (1974)
Aus dem Amerikanischen von Peter Mathys
Titelbild : Karl Stephan


In Springfield im Staate Illinois fliegt ein Haus in die Luft - und mit ihm Captain Redmond, Leiter der Abteilung für Bombenattentate.

Wieder einer in der Reihe der Bombenanschläge der letzten Zeit, mit denen eine politische Figur nach der anderen ausgeschaltet wurde.

Das Motiv ist klar : Die "Söhne Amerikas", Bens Anhänger, sollen vor den Wahlen im November ausgeschaltet werden.

Und genau zu diesem Zeitpunkt wird Leutnant Danforth in die Sache hineingezogen.
Vorankündigung in Heft 28

Wenngleich sich der Roman wie üblich bei Wilson Tucker flüssig und spannend liest, ist er doch nicht gut gealtert. Das liegt einfach daran, daß die Idee einer Zeitreise nie wirklich veraltet war und sich viele der ganz großen Schriftsteller daran versucht haben. Ein klassischer Plot, wie er hier vorliegt, wurde daher bereits deutlich besser erzählt, als Tucker es hier tut.

Auch die, daß die Vereinigten Staaten zu einer Diktatur mutieren, ist ein altbekanntes Szenario, das gerade unter dem Eindruck des Vietnam-Krieges in den 70ern mehrfach verarbeitet wurde.

Wilson Tucker schrieb diesen Roman allerdings 1955, kann also mit Fug und Recht als Vorläufer und Ideengeber für viele große Romane und Filme, angefangen bei "The Man in the High Castle" bis hin zu "Die Tribute von Panem", betrachtet werden.

Interessant ist an diesem Roman, das es die Fortsetzung von "The Time Masters" ist. Dieser Roman ist 1959 als UTOPIA Großband 092 herausgekommen :

Vor etwa zwölftausend Jahren stürzte ein unbekanntes Raumschiff über der der Erde ab. Nur sechs Mitglieder der mehr als dreihundert Mitglieder zählenden Besatzung überlebten das Unglück. Diese sechs wurden zu Königen und Propheten, gründeten Reiche und zerstörten sie wieder. Sie galten als Götter und Dämonen, wurden gefürchtet und gefeiert. Letztlich starben auch sie, weil sie kein schweres Wasser fanden, das ihnen ihr Überleben ermöglichen würde. Das heisst, bis auf zwei. Carolyn und Gilbert. Sie stammten vom gleichen Volk und waren doch grundverschieden. Carolyn, die das Böse verkörperte, schreckte vor keiner Untat, keinem Verbrechen zurück, während Gilbert sich damit abfand, auf diesem entlegenen Planeten zu leben. Carolyn wollte jedoch weg. Die beiden standen im immerwährenden Widerstreit miteinander.
Inhaltsangabe "The Time Masters" von Erik Schreiber

Die beiden Protagonisten des ersten Bandes haben allerdings in diesem zweiten Roman nur eine Nebenrolle, so daß der Fortsetzungscharakter wenig auffällt. Allerdings frage ich mich schon, was Wilson Tucker sich dabei gedacht hat. War das vielleicht ein Anlauf zu einer größeren Serie ? Wenn ja, wurde Tucker vielleicht durch diese, eher lauwarme Kritik von Kirkus entmutigt :
What's to do about the blast bombings in central Illinois? The growing power of Ben's Boys, the Sons of America, a turbulent force for civil war? The possibility of guided missiles and the death of a TV comedian? Lt. Danforth, working in plain -- clothes and with a telepath, gets conflicting leads, ties them all together and becomes a hero to save the U. S. Time travelers for this one.

Samstag, 8. August 2015

TERRA SB inside - Wernher von Braun

Zur damaligen Zeit war Wernher von Braun ein Star. Die SF-Szene und eigentlich auch alle wissenschaftlich Interessierten sahen in ihm die Speerspitze der Zukunft - was er bis zu einem gewissem Grad ja auch war. Erst in den letzten Jahrzehnten ist das Bild dieses Wissenschaftler geradegerückt worden, seine Verstrickungen und Verfehlungen in Nazi-Deutschland allgemein bekannt. Wer Genaueres wissen möchte, dem sei "Mondsüchtig" von Rainer Eisfeld empfohlen.

Ende der 50er war von Brauns Nimbus ungebrochen. In seinem Urlaub in Bayern wurde er von Walter Ernsting interviewt :

Rückseite von Band 10 vom 26.12.1958

Band 10 vom 26.12.1958, Seite 95

Ich lasse das einmal unkommentiert so stehen, die 50er sind eben 65 Jahre zurück und die Gesellschaft hat sich doch ziemlich zum Besseren geändert. Ebenso wie die Definition guter SF ...

TERRA Sonderband 28 - Isaac Asimov : Alle Wege führen nach Trantor



Isaac Asimov : Alle Wege führen nach Trantor (Second Foundation)
Foundation-Stories 04
Terra Sonderband 28, 13.05.1960
Deutsche Erstauagabe
Originalausgaben ASTOUNDING 1942-1949
Aus dem Amerikanischen von Lothar Heinecke
Titelbild : Karl Stephan

besteht im Original aus den Stories
Search By The Mule (Originaltitel "Now You See It…", Januar 1948)
Search By The Foundation (Originaltitel "…And Now You Don't", November 1949 - Januar 1950)


Wo war die zweite Stiftung, um das Schicksal der Menschheit zu wenden ? Hatte Seldon nicht erklärt, sie läge am Ende aller Sternenwege ?
Teaser

"Ich möchte Ihnen heute einmal schreiben, um die ausgezeichnete Zusammenstellung der Heyne SF-Taschenbücher zu loben. Sehr erfreulich ist vor allen auch der Neudruck von SF-Titeln, die in stark gekürzten Versionen schon als Hefte erschienen."
Hans Joachim Alpers, 1967

In der TERRA-Ausgabe ist die erste Geschichte, "Search by the Mule", nicht enthalten und auch die enthaltene zweite kam mir gekürzt vor. Dieses Weglassen hat ganz klar produktionstechnische Gründe, man versuchte die Geschichten in vier halbwegs abgeschlossenen Taschenheften unterzubringen. Das ist bedauerlich, um so mehr, als man sich nicht an die Magazin-Fassungen gehalten hat, die offenbar bis dato unübersetzt sind.

Man kann jetzt darüber lamentieren, wie ...suboptimal doch Kürzungen in Taschenheften, Heftromanen und später auch den Taschenbüchern seien. Und es ist richtig, teilweise wurden die Romane ganz schön verhunzt. Das gilt aber hauptsächlich für spätere Jahre, in denen die rigorose Platzbeschränkung kein Argument mehr war. Als Negativbeispiele seien hier Zelaznys "Call Me Conrad" oder Moorcocks Runenstab-Zyklus genannt. In den 50ern und 60ern ist die Lage etwas anders, es kam den Redaktionen und ihren Beratern darauf an, die deutschen Leser mit den jahrzehntelang nicht erhältlichen angloamerikanischen Schriftstellern vertraut zu machen. Ich finde die Kürzungen hier auch nicht prickelnd, für mich ist die Buchausgabe die einzig definitive. Aber man sollte nicht vergessen, daß wir bei der Erstausgabe 1959 / 1960 mehr als ein Jahrzehnt warten mussten, bis die ungekürzte Ausgabe Anfang der 70er bei Heyne neu aufgelegt wurde.

Berücksichtigen sollte man bei einer Bewertung dieser unschönen Kürzungen auch, daß der Originaltext in diesen Jahren keinesfalls so sakrosankt war wie heute. Ebenso wie praktisch jeder bekannte Roman von A. E. van Vogt sind auch die Foundation-Romane Fix-Ups, bearbeitete Versionen der Originalgeschichten aus den Magazinen. Und während Aimov es mit der Foundation-Buchausgabe schaffte, die Originalgeschichten zu verbessern, kann man das nicht von jedem Fix-Up sagen. Bestes Beispiel dafür ist "Isher" aber dazu kommen wir später.

Exkurs : Da ich mir dieser Fix-Ups bereits seit langem bewusst war, habe ich auch keine Probleme mit den bearbeiteten "Perry Rhodan"-Silberbänden. Tatsächlich stehen sie in einer langen Tradition bearbeiteter Ausgaben. Willi Voltz, der erste Silberband-Bearbeiter, hat hier eine erste Neo-Ausgabe produziert, die in vielen Fällen besser, manchmal aber auch durch Auslassungen schlechter ist als die Originalhefte.

Zurück zur "Foundation" : Bisher habe ich ja (ganz bewusst) nichts zum Inhalt gesagt. Tatsächlich sind die Geschichten vom heutigem Standpunkt aus ziemlich dröge, diverse Plotholes kieken so aus allen Ecken dem Leser ins Gesicht. Der Grund, warum ich diese Stories immer wieder gerne und mit Genuß lese, wird am besten durch ein Zitat deutlich gemacht :
Gewalt ist die Zuflucht der Unfähigen.
Salvor Hardin
Im Gegensatz zu vielen anderen SF-Romanen der 40er (und auch vielen späterer Jahre) geht es hier nicht um Action im All, sondern um Situationen, die mit Intelligenz statt mit Muskelkraft gelöst werden. Der Witz und die wirklich gut ausgedachten Plot-Twists der "Foundation" machen für mich den Charme dieser Romane aus. Auch die Extrapolation der erst in den 30ern formulierten Spieltheorie fand ich immer faszinierend, insbesondere als Meinungen und Wischiwaschi-Blabla hier auf eine (pseudo-)wissenschaftliche Basis gestellt werden. Hat mir bereits beim ersten Lesen vor Jahrzehnten gefallen und ich mag die Geschichten immer noch. Von daher empfehle ich jedem, der sich für klassische SF interessiert, die Lektüre der Buchausgaben.

Links
Während ich überlegte, was ich denn zu den einzelnen Taschenheften sagen möchte, bin ich auf ein paar interessante Link gestossen, die ich hier kommentiert aufführe. Wer sich also tiefer reinarbeiten möchte, nur zu.
Raja Thiagarajan : The Stories That Make Up The Foundation Trilogy
Von dieser Site habe ich mehrfach zitiert, nicht nur sind hier die Originaltitel der einzelnen Geschichten, sondern auch die entsprechenden ASTOUNDING-Cover abgebildet. Nebenan findet man auch den Originalanfang und das Asimov-Interview aus den 80ern.
John Jenkins : Jenkins' Spoiler-Laden Guide to Isaac Asimov
John Jenkins hat vielleicht noch nicht alle Sachen von Asimov gelesen, aber er ist schon ziemlich komplett. Hier findet man Kommentare von ihm zu den einzelnen Romanen und Stories.
asimovonline
Zentrale Anlaufstelle für alle Asimov-basierten Nachforschungen. Neben diversen Essays von Leuten über Asimov sind hier auch Originalbriefe abgebildet.
BBC-Hörspiel
Die gesamte Foundation-Trilogie wurde 1973 von der BBC als Hörspiel ausgestrahlt. Genaueres über Regisseure und Cast findet man in der Wikipedia.

Freitag, 7. August 2015

TERRA SB inside - Der deutsche HUGO (II)

In Band 02 hatte Walter Ernsting zur Abstimmung für den deutschen HUGO aufgerufen. Ich weiss nicht, wieviele Leser sich daran beteiligt haben, auf der Rückseite der Bände 08 und 09 sind jedenfalls zwei der Gewinnerurkunden abgedruckt :

Rückseite von Band 08 vom 31.10.1958

Rückseite von Band 09 vom 28.11.1958

Man beachte : "Der Convent". :-)

TERRA Sonderband 27 - Milton Lesser : Verpflichtet für das Niemandsland


Milton Lesser : Verpflichtet für das Niemandsland (Recruit for Andromeda)
Terra Sonderband 27, 15.04.1960
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe IMAGINATION 07/1953
Aus dem Amerikanischen von Walter K. Baumann
Titelbild : Karl Stephan

Sie werden einberufen, verpflichtet für den Weltraumdienst. Ohne das Ziel zu kennen, starten sie ins All, wo sie an einem Wettstreit teilnehmen, in dem es um das Erbe einer weit fortgeschrittenen Rasse geht, die vor dem Aussterben steht. Doch sind die Motive dieser Rasse wirklich so selbstlos, wie sie dargestellt werden?
Klappentext

Nicht weiter prickelnd. Die (aus heutiger Sicht hervorsehbare) Story spult sich ohne große Überraschungen einfach so vor dem Augen des Lesers ab. Lohnt nicht, finde ich.

James Reasoner ist da allerdings anderer Meinung :
Only in recent years, though, have I actually started to read some of Lesser’s SF and found out just how much of it he really wrote. He consistently turned out smooth, entertaining prose no matter what the genre, and that’s the case in this novel. Interestingly, there’s a little story-within-the-story in this book that echoes some of Lesser’s Gold Medal work as Marlowe. Although dated and fairly predictable, RECRUIT FOR ANDROMEDA is worth reading.

Zu Milton Lesser aka Stephen Marlowe, der sich im Krimi-Genre einiges an Meriten erwarb, habe ich bereits im Rahmen von TERRA 475 einiges geschrieben. Ich glaube, seine Krimis dürften um Klassen besser sein als seine SF-Romane. Sollte man vielleicht mal einen lesen...

Donnerstag, 6. August 2015

TERRA Sonderband 26 - Isaac Asimov : Der Mutant


Isaac Asimov : Der Mutant (Foundation and Empire)
Foundation-Stories 03
Terra Sonderband 26, 18.03.1960
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe ASTOUNDING 1942-1949
Aus dem Amerikanischen von Lothar Heinecke
Titelbild : Karl Stephan

enthalt die Stories
The Mule (November & Dezember 1945)

Jede Persönlichkeit der galaktischen Geschichte war bekannter als der Mutant.
Keiner kannte seinen richtigen Namen, keiner seine wirkliche Herkunft. Und selbst über die Zeit seiner größten Triumphe existierten nur die Überlieferungen aus dem Mund seiner Widersacher.
Wer ist dieser Mutant, der so viel Bedeutung für die Geschichte einer weiten Galaxis erlangt hat?
Wer ist dieser Mutant, der von sich sagen kann : "Ich bin der mächtigste Mann der Galaxis. Ich habe die Stiftung besiegt - und ichwerde auch die zweite besiegen."?
Von dem großen vierbändigem Werk "Der Tausendjahresplan", dessen dritter Band in Kürze vorliegt, ist dies der bedeutendste und gleichzeitig auch der gigantischste aus der Feder von Isaac Asimov.
Vorankündigung aus TERRA Sonderband 24



The date was August 1, 1941. World War II had been raging for two years. France had fallen, the Battle of Britain had been fought, and the Soviet Union had just been invaded by Nazi Germany. The bombing of Pearl Harbor was four months in the future. [...] I was 21 years old, a graduate student in chemistry at Columbia University, and I had been writing science fiction professionally for three years. In that time, I had sold five stories to John Campbell, editor of Astounding, and the fifth story, “Nightfall”, was about to appear in the September 1941 issue of the magazine. I had an appointment to see Mr. Campbell to tell him the plot of a new story I was planning to write, and the catch was that I had no plot in mind, not the trace of one.

I therefore tried a device I sometimes use. I opened a book at random and set up free association, beginning with whatever I first saw. The book I had with me was a collection of the Gilbert and Sullivan plays. I happened to open it to the picture of the Fairy Queen of Iolanthe throwing herself at the feet of Private Willis. I thought of soldiers, of military empires, of the Roman Empire—of a Galactic Empire—aha!

Why shouldn't I write of the fall of the Galactic Empire and of the return of feudalism, written from the viewpoint of someone in the secure days of the Second Galactic Empire? After all, I had read Gibbon's Decline and Fall of the Roman Empire not once, but twice.

I was bubbling over by the time I got to Campbell's, and my enthusiasm must have been catching for Campbell blazed up as I had never seen him do. In the course of an hour we built up the notion of a vast series of connected stories that were to deal in intricate detail with the thousand-year period between the First and Second Galactic Empires. This was to be illuminated by the science of psychohistory, which Campbell and I thrashed out between us.

On August 11, 1941, therefore, I began the story of that interregnum and called it “Foundation”. [...] On January 26, 1945, I began “The Mule”, my personal favorite among the Foundation stories, and the longest yet, for it was 50,000 words. It was printed as a two-part serial (the very first serial I was ever responsible for) in the November and December 1945 issues. By the time the second part appeared I was in the army. [...] In 1950, however, hardcover science fiction was just coming into existence. I had no objection to earning a little more money by having the Foundation series reprinted in book form. I offered the series to Doubleday (which had already published a science-fiction novel by me, and which had contracted for another) and to Little-Brown, but both rejected it. In that year, though, a small publishing firm, Gnome Press, was beginning to be active, and it was prepared to do the Foundation series as three books.

The publisher of Gnome felt, however, that the series began too abruptly. He persuaded me to write a small Foundation story, one that would serve as an introductory section to the first book (so that the first part of the Foundation series was the last written).

In 1951, the Gnome Press edition of Foundation was published, containing the introduction and the first four stories of the series. In 1952, Foundation and Empire appeared, with the fifth and sixth stories; and in 1953, Second Foundation appeared, with the seventh and eighth stories. The three books together came to be called The Foundation Trilogy.

The mere fact of the existence of the Trilogy pleased me, but Gnome Press did not have the financial clout or the publishing knowhow to get the books distributed properly, so that few copies were sold and fewer still paid me royalties. (Nowadays, copies of first editions of those Gnome Press books sell at $50 a copy and up—but I still get no royalties from them.) [...] And yet there was some foreign interest. In early 1961, Timothy Seldes, who was then my editor at Doubleday, told me that Doubleday had received a request for the Portuguese rights for the Foundation series and, since they weren't Doubleday books, he was passing them on to me. I sighed and said, “The heck with it, Tim. I don't get royalties on those books.”

Seldes was horrified, and instantly set about getting the books away from Gnome Press so that Doubleday could publish them instead. He paid no attention to my loudly expressed fears that Doubleday “would lose its shirt on them.” In August 1961 an agreement was reached and the Foundation books became Doubleday property. What's more, Avon Books, which had published a paperback version of Second Foundation, set about obtaining the rights to all three from Doubleday, and put out nice editions.

From that moment on, the Foundation books took off and began to earn increasing royalties. They have sold well and steadily, both in hardcover and softcover, for two decades so far. Increasingly, the letters I received from the readers spoke of them in high praise. They received more attention than all my other books put together. [...] Matters reached a climax in 1966. The fans organizing the World Science Fiction Convention for that year (to be held in Cleveland) decided to award a Hugo for the best all-time series, where the series, to qualify, had to consist of at least three connected novels. It was the first time such a category had been set up, nor has it been repeated since. The Foundation series was nominated, and I felt that was going to have to be glory enough for me, since I was sure that Tolkien's Lord of the Rings would win.

It didn't. The Foundation series won, and the Hugo I received for it has been sitting on my bookcase in the livingroom ever since.
Isaac Asimov : The Story Behind the “Foundation”

Tatsächlich erzählt Asimov noch deutlich mehr in diesen Reminiszenzen aus den beginnenden 80ern. Ich kann jedem nur empfehlen, sich diesen Artikel komplett und in Ruhe durchzulesen.

Der Roman selber ist in dieser TERRA-Ausgabe entweder gekürzt oder nach der Magazin-Version übersetzt. Das merkt man besonders am Ende. Das TERRA-Taschenheft endet folgendermaßen :
"Ich bin immer noch der Mutant, der mächtigste Mann in der Galaxis. Ich werde auch die zweite Stiftung besiegen."
Er ging, ohne sich noch einmal umzusehen.
Dagegen die Buchausgabe :
"Ich bin trotzdem noch immer der Fuchs, der mächtigste Herrscher der Galaxis. Ich werde die zweite Fundation doch besiegen."
Bayta schüttelte energisch den Kopf. "Nein, das gelingt Ihnen nie!" erwiderte sie zuversichtlich. "Ich vertraue noch immer auf Hari Seldons Weisheit. Sie bleiben der erste und letzte Herrscher ihrer Dynastie."
Der Fuchs starrte ihnen mit gerunzelter Stirn nach, als sie nebeneinander davongingen.

Schon ein Unterschied, wobei ich allerdings nicht weiss, inwieweit hier Magazin- und Buchausgabe mit hineinspielen. Aber ein schönes Beispiel dafür, warum ich die bei Heyne herausgekommene Buchausgabe in der Übersetzung von Wulf H. Bergner für die einzig wahre halte.

Mittwoch, 5. August 2015

TERRA Sonderband 25 - Jesco von Puttkamer : Die Reise des schlafenden Gottes

Jesco von Puttkamer : Die Reise des schlafenden Gottes
Terra Sonderband 25, 18.02.1960
Originalausgabe
Neuausgabe als TERRA EXTRA 065
Titelbild : Karl Stephan


Im 27. Jahrhundert wird die TELLUS, das erste mit dem überlichtschnellen Null-Inertia-Antrieb ausgerüstete Forschungsschiff der Erde, in den Raum geschickt. Die Mann zählende Besatzung erwartet eine gewaltige Aufgabe: die benachbarte Milchstraße zu erforschen! Kämpfe mit anderen Rassen und mit einem gigantischen, selbständig denkenden und handelnden Elektronengehirn beweisen, daß die TELLUS trotz ihrer weltfortgeschrittenen technischen Abwehrmittel doch vernichtet worden wäre, wenn die Terraner in Chester Clayton King, einem in künstlichen Tiefschlaf gehaltenen Mutanten mit überragenden parapsychologischen Fähigkeiten, nicht einen Trumpf besessen hätten, der es ihnen ermöglicht, ihre Gegner auszuspielen.
Vorankündigung aus TERRA Sonderband 24

Enorm beeindruckt hat mich Jesco 1959, als er sich während eines SF-Cons (so nennen die Fans die jährlichen Treffen, abgel. von engl. Convention) in Unterwössen in sein Hotelzimmer zurückzog und binnen drei Tage das Manuskript zu seinem utopischen Roman "Die Reise des schlafenden Gottes" in die Schreibmaschine hämmerte - und das alles ohne Computer!
Jürgen vom Scheidt

Naja, man merkt dem Roman an, daß er in drei Tagen geschrieben wurde, keine Sternstunde der SF. Mir kam es vor, als hätte von Puttkamer unter dem Einfluß von K. H. Scheer auch einmal einen Roman mit Übermenschen schreiben wollen. Allerdings sind diese überrmenschlichen Protagonisten bei Scheer immer noch allzumenschlich, bei von Puttkamer sondern sie sich schon stark vom Rest der Menschheit ab.

Jesco Freiherr von Puttkamer - oder genauer Prof. Dr.phil.h.c. Dipl.-Ing. Jesco Hans Heinrich Max Freiherr von Puttkamer - war als Schriftsteller vielleicht keiner der ganz Großen, sein Einfluß auf die SF hinter den Kulissen sollte aber nicht unterschätzt werden. Er war maßgeblich am Aufbau des SFCD in Deutschland beteiligt, stellte Kontakte in die Staaten her und nahm - siehe oben - intensiven Anteil am Fandom. Unter Wernher von Braun war er am Apollo-Projekt beteiligt und hat sich vor seinem Tod 2012 ebenso um die Mars-Mission gekümmert. 2008 ernannte die German-American Heritage Foundation (GAHF) ihn zum "Distinguished German-American of the Year". Und für unsere Trekkies interessant : Er war technischer Berater für den ersten Star Trek-Film. Man könnte noch viel mehr über Jesco von Puttkamer erzählen, aber das wurde schon besser als ich es könnte von ihm selbst als auch anderen gemacht :

Jürgen vom Scheidt : Congratulations, Jesco von Puttkamer!
NASA Technical Reports
NASA - Nachruf auf Jesco von Puttkamer
Verband des Geschlechts v.Puttkamer e.V.