Dienstag, 21. Mai 2013

Valerie J. Long : Zoe Lionheart



Das Herz der Löwin
(enthält die Geschichten I - III)
Lulu 2008
Paperback, 156 Seiten, 9,90 €
ISBN 9781409235552
Das Blut der Löwin
Lulu 2008
Paperback, 228 Seiten, 11,50 €
ISBN 9781409237389
Das Fell der Löwin
Lulu 2008
Paperback, 164 Seiten, 9,90 €
ISBN 9781409237396
Die Flügel der Löwin
Lulu 2008
Paperback, 312 Seiten, 14,90 €
ISBN 9781409237365
Der Traum der Löwin
Lulu 2009
Paperback, 672 Seiten, 26,50 €
ISBN 9781409239017

alle Romane sind alternativ als eBook für 2,99 $ erhältlich


I. Das entscheidende Date: Am Abend ihrer geplanten Verlobung erschießt ein Killer den Freund der jungen Systemprogrammiererin Zoe Laforge. Auf der Flucht vor dem Killer und falschen Polizisten gerät sie immer tiefer in einen Strudel der Gewalt, schon bald steht ihre gesamte Existenz auf dem Spiel.

II. Das Herz einer Löwin: Im Zeugenschutzprogramm findet Zoe eine neue Identität und einen neuen Job. Zunächst scheint es, als seien ihre Fähigkeiten als Hacker gefragt, doch plötzlich trachtet man ihr nach dem Leben.

III. Die Krallen der Löwin: Zoes kämpferische Talente überraschen ihre Teamkameraden, noch mehr aber die Daten über einen Terrorakt noch nicht dagewesenen Ausmaßes, die sie erbeutet hat. Und nur Zoe hat die Möglichkeit, diesen noch zu vereiteln.

IV. Das Blut der Löwin: Ein paar Wochen Urlaub sollten Zoe helfen, sich selbst besser verstehen zu lernen. Stattdessen erfordert jeder weitere Einsatz nur, dass sie erneut über sich selbst hinauswächst. Bis aufs Blut kämpft Zoe für das Überleben ihrer Kameraden – nur um von ihrem Auftraggeber schließlich verraten zu werden.

V. Das Fell der Löwin: Zoe hat mächtige Gegner herausgefordert – plötzlich wird die Jägerin zur Gejagten. Doch man soll das Fell der Löwin nicht verteilen, bevor man sie erlegt hat. In der totalen Finsternis eines weitläufigen Höhlensystems muss sie sich schließlich ihrer wahren Abstammung stellen.

VI. Die Flügel der Löwin: Beflügelt von ihren neuen Erkenntnissen nimmt Zoe den Kampf gegen die Mächte im Hintergrund auf. Doch diese ziehen alle Register, sie sind bereit, die Menschheit in einen weltumspannenden Krieg hineinzuziehen. Mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet, versuchen April und Zoe, den Untergang zu verhindern.

VII. Der Traum der Löwin: „Klein und gemein“, so charakterisiert April sich selbst, und „klein“ bezieht sich sicher nicht auf ihre Gemeinheiten. Sie war schon lange im Geschäft, bevor der Strudel der Ereignisse Zoes heile Welt erfasste. Woher kommt die kleine blonde Frau an Zoes Seite, und wie kam es dazu, dass sie zum mächtigsten Militär der Welt wurde?

Soweit die Klappentexte der ersten sieben Zoe-Lionheart-Geschichten. Valerie J. Long erzählt hier eine spannende Abenteuergeschichte, eine Mischung aus Mystery, Science Fiction und Fantasy. Allerdings nur für Erwachsene, denn einige Stellen gehen deutlich über das rein Erotische hinaus. Ach Quatsch, sagen wir's doch deutlich : Die Zoe-Lionheart-Stories sind nicht nur eine Mischung aus Mystery, Science Fiction und Fantasy, da ist auch ein gehöriger Schuß Pornographie mit drin. Teilweise etwas übertrieben, bei Buch V hatte ich den Eindruck, daß der Plot nur der Übergang zwischen zwei Sex-Szenen war (und ich hatte irgendwie diese Schlabbermusik aus schlechten Pornos im Ohr), aber bei VII hat die Autorin dann den richtigen Mix getroffen.

Der phantastische Basis-Plot ist recht innovativ und die Umsetzung in einzelne Geschichten hat mir gut gefallen. Ich bin hier etwas oberflächlich, was daran liegt, daß ich nicht zuviel über den Inhalt verraten will. Da sind schon einige unerwartete Twists drin, die die Geschichte unvorhersehbar machen. Sehr angenehm dabei ist, daß die Charaktere nicht eindimensional sind, sondern schon eine gewisse Tiefe haben.

Valerie J. Long veröffentlicht ihre Romane in Deutsch und Englisch. Für die englische Version arbeitet sie mit einem kanadischem Verlag zusammen, die deutsche Fassung wird von ihr im Eigenverlag vertrieben. Neugierig geworden habe ich mich mit ihr getroffen. Sie ist eine zierliche Brünette, 165 cm, tiefdunkelblaue Augen. Sehr gebildet mit einem breit gefächertem Wissen, wir haben uns einen Nachmittag lang nett unterhalten. Ihre Biographie liest sich folgendermaßen :

Valerie J. Long ist das Pseudonym einer deutschen Science-Fiction-Autorin. Geboren im Jahr 1963, mit abgeschlossenem Informatik-Studium, lebt und arbeitet sie als Projektmanagerin in Deutschland. Sie reist gern und viel und zieht aus den gewonnenen Eindrücken eine Menge Inspiration für ihre Bücher.
Sie schreibt auch gern und viel, auch wenn alles ganz harmlos begann: mit einem Geschichtenwettbewerb im Internet mit vorgegebenen Begriffen. Sie schrieb ein paar Zeilen, die gut ankamen und in die Schublade „Film noir“ gesteckt wurden (heute noch das erste Kapitel des ersten Buchs). Der Begriff löste weitere Assoziationen bei ihr aus, und sie schrieb eine Fortsetzung. Die Geschichte entwickelte sich wie von selbst, und schließlich war eine kompakte Kurzgeschichte daraus geworden.
Die Story war in sich abgeschlossen, ließ aber viele Fragen nach Hintergründen offen, und präsentierte eine Hauptfigur mit reichlich unerschlossenem Potenzial. Sie musste einfach mit einem zweiten Teil fortgesetzt werden, der definitiv nur den Übergang zum dritten darstellte, und auch nach dessen Auflösung hatte sie erst an der Oberfläche des Plots gekratzt, der sich auftat.
Die Geschichte von damals, der Ursprung der Zoe-Lionheart-Serie, ist mittlerweile auf über anderthalb Millionen Worte in achtzehn Büchern angewachsen, im Selbstverlag gedruckt oder zum Teil auch schon als E-Buch erhältlich – und noch immer versorgt sie ihre treuen Leser der ersten Stunde täglich mit einem neuen Kapitel. Zwei weitere Titel sind bereits in Vorbereitung, und die Notizen reichen nochmals zwei Bücher weiter.
Mit dem Einstieg in die Verlegerei ergaben sich neue Kontakte rund um die Welt, und damit auch der Wunsch nach einer englischsprachigen Fassung. Aus einer Empfehlung resultierte die Aufnahme in das Programm eines kanadischen E-Buch-Verlegers, wo mittlerweile im Quartalsrhythmus die ersten zwölf Titel der Zoe-Lionheart-Serie mit über einer Million Worte erschienen sind. Auch hier ist der nächste Titel in Vorbereitung und ein weiterer in Übersetzung.

Insgesamt fand ich die Geschichten sehr nett und lesenswert. Aber, wie gesagt : Nur für Erwachsene.

Montag, 20. Mai 2013

Mike Shepherd : Die Rebellin (Kris Longknife 01)



Mike Shepherd : Die Rebellin (Mutineer, Kris Longknife 01)
aus dem Amerikanischem von Thomas Schichtel
Bastei Lübbe 2013, Originalausgabe Ace Books 2004
Taschenbuch, 511 Seiten, 8,99 €
ISBN: 978-3-404-20716-9
alternativ als eBook für 7,49 €


Kris Longknife ist in die Navy eingetreten, um ihrer politisch einflussreichen Familie zu entkommen. Obwohl sie alles tut, um einen guten Ensign abzugeben, neigt sie dazu vorzupreschen und Fakten zu schaffen, ganz gleich, wie gefährlich das sein mag. Eines Tages findet sie heraus, dass die ranghöchsten Offiziere ihres Schiffs in eine Verschwörung verstrickt sind. Um einen Krieg zu verhindern bleibt ihr nur eins: Sie muss die Besatzung auf ihre Seite ziehen und eine Meuterei anzetteln.
Klappentext

Also : Dieser Klappentext ist nicht falsch. Allerdings beschreibt er nur das letzte Fünftel des Romans. Und das ist auch gut so, denn dieser Plot ist eigentlich ja auch ziemlich ausgelutscht. Shepherd bringt aber frischen Wind in dieses Szenario hinein, indem er auf den ersten 400 Seiten zwei frühere Einsätze von Kris Longknife schildert und, und das ist das zentrale Thema dieser Serie, die militärischen Einsätze in einen politischen Kontext stellt. Als Tochter bzw. Enkelin von Politikern hat Ensign Kris Longknife die Möglichkeit, zwischen beiden Welten zu wechseln und der Autor nutzt dies weidlich aus. Von daher empfand ich diesen Roman als inteligente MilSF.

Mir fiel eine gewisse Ähnlichkeit mit den Romanen von Jack Campbell und John Ringo auf. Mike Shepherd schilderte die militärische Seite sehr professionell. Googeln ergab dann, daß er, ebenso wie die oben genannten anderen beiden Autoren, Ex-Soldat ist und von daher genau weiss, worüber er schreibt. Dies gilt auch für die Familiensituation von Kris Longknife, denn Mike Shepherd stammt aus einer Navy-Familie, dürfte also den militärischen als auch politischen Einfluß von Familienmitgliedern direkt am eigenen Leib erlebt haben. In jedem Fall stellt er diese Einflüsse im Roman sehr realistisch dar.

Auf seiner Homepage steht, daß er im Alter von etwa 10 Jahren von der SF durch "Rocket Ship Galileo" infiziert wurde. Seitdem hat er offenbar nicht mit dem Lesen von SF-Romanen aufgehört. Denn an vielen Stellen wurde ich an eine andere MilSF-Serie erinnert : Asprins Chaos-Kompanie. Denn dieser erste Band der Kris-Longknife-Serie ist an vielen Stellen ebenso komisch, ohne sich allerdings wie Asprin dem Klamauk hinzugeben. Dies ist sehr gelungen, wie ich finde.

Insgesamt ein lesenswerter Auftakt einer neuen MilSF-Reihe bei Bastei-Lübbe. Der nächste Band soll allerdings erst im Februar 2014 erscheinen. Das ist mir zu lange, da werde ich wohl auf die amerikanischen Originalausgaben ausweichen. Für den nicht englischsprachigen Leser ist diese MilSF bei Bastei-Lübbe aber sehr zu empfehlen.

Mike Shepherds Homepage
Leseprobe

Montag, 13. Mai 2013

Harald Jacobsen : Der Janus-Spalt



Harald Jacobsen : Der Janus-Spalt
Atlantis 2013
Titelbild : Mark Freier
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 224 Seiten, 14,90 €
alternativ als Paperback (12,90 €) oder als eBook (8,90 €)



Bei einem Einsatz der Homeland Security in Chicago tötet eine menschenähnliche Kreatur über ein Dutzend Agenten und Cops. Agent Jeff Harper und Dr. Catherine Porter, eine Biologin die sich auf Kryptozoologie spezialisiert hat, werden auf den Fall angesetzt. Bald schon stellt sich ihnen die Frage, ob es mehr als eines dieser Wesen gibt. Und als noch beängstigender entpuppt sich eine andere Frage: Woher kommt diese Bedrohung? Aus einer anderen Welt, wie es den Anschein hat? Und welche anderen Gefahren lauern noch von dort?
Klappentext


Nett ! Ein wirklich empfehlenswerter B-Film, äääh -Roman. Also nicht der große, alles erklärende und gewichtige SF-Roman des Jahrtausends, sondern gut gelungene Unterhaltung aus dem Bereich der Near Future. Und dieses nah an unserer Gegenwart sein ist auch der große Vorzug dieses Romans. Harald Jacobsen extrapoliert mögliche bedenkliche Entwicklungen der Gegenwart ein paar Jahre in die Zukunft und siedelt sie auf einer Parallelwelt an. Durch Risse im Raumzeit-Kontinuum kommt es zu Übergängen zwischen beiden Welten, was dem Autor über implizite Vergleiche nicht nur eine deutliche Darstellung negativer Entwicklungsmöglichkeiten bietet, sondern auch den Boden für ein paar gelungene Actionszenen bereitet. Letztere lesen sich zwar spannend, das Salz an der Suppe sind aber die kreativen und innovativen Extrapolationen der Entwicklung der Parallelwelt. Hier hat Harald Jacobsen ein konsistentes Universum geschaffen, das leicht das unsere werden kann. Dabei sind auch die Details stimmig, Jacobsen belässt es nicht bei der großen Idee, sondern denkt sie bis ins Kleinste weiter. [Um hier nicht zu spoilern, drücke ich mich etwas schwammig aus, ich hoffe, das stört keinen.] Allerdings merkt man, das Jacobsen vom Heftroman kommt, der Stil ist für mich als Vielleser unverkennbar. An vielen Stellen wird auch mehr erzählt statt gezeigt, "Show, don't tell !" lag mir recht häufig auf der Zunge. Tut aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch, ich habe den Roman und ganz besonders die grundlegenden Ideen, die hinter dem Roman stecken, sehr genossen. Das auch um so mehr, als mir vieles sehr bekannt vorkam. Nicht im Sinne von abgekupferten Plagiaten, sondern sehr gelungenen eigenständigen Hommagen. Etwa an Asimovs Bailey-Romane, "Twin Peaks" oder die Carpenter(?)-Fassung von "Who goes there ?". Von daher : Daumen hoch !

Sonntag, 12. Mai 2013

Achim Hiltrop : Gallaghers Tod



Achim Hiltrop : Gallaghers Tod
Atlantis 2013
Titelbild : Lothar Bauer
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 108 Seiten, 9,90 €
alternativ als eBook 2,99 €


Rebecca Gallagher ist in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und hat sich als Raumpilotin selbständig gemacht. Bei einer Reise nach Kerian geraten Rebecca und ihr Schiff Trigger jedoch ins Fadenkreuz eines gefährlichen Terroristen, der noch eine Rechnung mit Clou und seiner Familie zu begleichen hat. Zwar kann die junge Frau zunächst entkommen, doch ihr mysteriöser Gegner hat viele Gesichter und verfügt über schier unerschöpfliche Ressourcen ...
Klappentext

Eine kreative Grundidee, die Sünden der Väter, speziell die Ermordung des kerianischen Königshauses, fallen auf die Kinder zurück. Rebecca Gallagher auf der Flucht vor einem von der kerianischen Aristokratie besessenem hochintelligentem Terroristen. Mit einem wie ich finde sehr innovativem Twist am Ende, der die Motivation des Terroristen deutlichst erklärt. Und spannend geschrieben, man mag das Buch gar nicht aus der Hand legen.

Allerdings ist es mit 100 Seiten kurz, extrem kurz. So kurz, daß der Autor sich mit der Veröffentlichung dieser Novelle aus dem Gallagher-Universum keinen Gefallen getan hat. Insbesondere nicht als eigenständiges Buch. Hier hätte ich mir eine ausgefeiltere Fortsetzung der ersten Rebecca-Trilogie gewünscht.

ACHTUNG, HEFTIGER SPOILER
Und warum zum himmelherrgottesnochmal muß Gallagher am Ende unbedingt überleben ? Nach dem Tod von Debbie wäre sein Rachezug, der in einer fulminanten Explosion zusammen mit dem Terroristen endet, ein würdiges Ende für CeeGee gewesen. So konterkarieren die letzten zwei Seiten die Übergabe des Staffelstabs an Rebecca und disqualifizieren den Roman zu schlechtem Pulp. Und obwohl auch dieser Gallagher-Roman spannend geschrieben ist und ich ihn mit Genuß gelesen habe, ist mein Fazit insgesamt doch negativ : Zu kurz, zu undurchdacht. Ich hoffe mal, daß der nächste "Rebecca Gallagher" wieder die alte Klasse hat. Sonst nörgel ich nochmal. :-)

Die ersten beiden Gallagher-Trilogien erschienen als Sammelbände bei Atlantis :
Gallaghers Mission
Gallaghers Krieg
Der erste Rebecca Gallagher-Roman erschien dann im Original bei Atlantis :
Gallaghers Tochter

Samstag, 11. Mai 2013

Achim Hiltrop : Gallaghers Tochter



Achim Hiltrop : Gallaghers Tochter
Atlantis 2012
Titelbild : Lothar Bauer
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 220 Seiten, 14,90 €
alternativ als eBook 8,90 €



Clou Gallagher hatte seine Familie zur Erde vorgeschickt und wollte so bald wie möglich nachkommen – doch ist er selbst nie dort angelangt! Abseits der von den Medien verbreiteten Geschichten über eine Affäre mit Tonya Delanne kursieren Gerüchte, denen zufolge er gefangen genommen worden sein soll. Als sein Freund, der Söldner ›Mad‹ Ota Jedrell, davon erfährt, geht er jeder Spur nach, und obwohl inzwischen mehr als fünfzehn Jahre vergangen sind, stellt er mithilfe früherer Wegbegleiter und Kampfgefährten ein Team zusammen, um Clou aufzuspüren und – falls nötig – zu retten.
Klappentext

Der Gott der Unwahrscheinlichkeiten hat Überstunden geschoben. Aber massiv ! So viel Zufälle, wie sie hier in dieser Fortsetzung der schon klassisch zu nennenden Gallagher-Trilogien beschrieben sind, kann es anders gar nicht geben. Achim Hiltrop führt den geneigten Leser auf einem Parforce-Ritt in die neue Zeit, zwanzig Jahre nach dem letzten Roman. Die alten Strukturen sind zerschlagen, eine universumsweiter Konzern hat die Macht übernommen, mit einem Gegenspieler Gallaghers an der Spitze. Aber Clou Gallagher hatte ja mit Debbie Powers eine Tochter, Rebecca. Und die nimmt den Staffelstab gerne auf, Achim Hiltrop schildert sie keinen Deut besser als Gallagher selbst. Allerdings sieht sie besser aus. Und ist auch ansonsten keine Clou-Klon, sondern hat ihre ganz eigene Geschichte und ihre ganz eigenen Macken. Und Gimmicks bzw. Kumpels. Das moderne Äquivalent von Trigger hat seinen ganz eigenen Charme, ein staubkorngroßes Wesen, das mich persönlich stark an das Bit von "Tron" erinnert. Allerdings etwas sprachbefähigter.

Insgesamt ein empfehlenswerter Roman, der die Geschichte von Gallagher weitererzählt, ohne sich in Bekanntes zu verheddern. Ich finde es gut, daß der Autor hier seinen Lieblingshelden Clou Gallagher nicht bis über die Rente hinaus ausreizt, sondern mit einer neuen, frischen Generation die Geschichte des Gallagher-Universums weitererzählt.

Die ersten beiden Gallagher-Trilogien erschienen als Sammelbände bei Atlantis :
Gallaghers Mission
Gallaghers Krieg

Donnerstag, 9. Mai 2013

Jack Ketchum : Die Schwestern



Jack Ketchum : Die Schwestern (The Crossings)
Atlantis 2010, Originalausgabe Cemetery Dance Publications 2003
Aus dem Amerikanischem von Ben Sonntag
Titelbild : Timo Kümmel
Mit einem Vorwort von Jack Ketchum und einem Nachwort von Christian Endres
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 100 Seiten, 12,90 €

Homepage von Jack Ketchum

Arizona, 1848. Kurz nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg.

Schicksal und Pulverdampf führen dazu, dass sich die Wege des Reporters und Gelegenheitstrinkers Marion T. Bell, des beinahe legendären Revolverhelden John Charles Hart und des raubeinigen Mother Knuckles im Grenzgebiet kreuzen.
Noch ganz andere Mächte sind am Werk, als die drei über Elena stolpern, eine wilde, schwer misshandelte junge Frau, die den drei Männern von ihrer Entführung und unvorstellbaren Gräueln in einem Sklavenlager jenseits des Flusses berichtet.
Das Lager wird von den grausamen Valenzura-Schwestern und ihrem Handlanger Paddy Ryan beherrscht. Für sie sind die alten Götter Mexikos auch 300 Jahre nach Cortez noch äußerst lebendig. Blut für Regen. Blut für Macht.
Und Elenas Schwester ist noch immer in ihrer Gewalt ...
Klappentext

Wie Jack Ketchum im Vorwort schrieb, entstand die Idee zu dieser Novelle unter dem Eindruck von Clint Eastwoods "Erbarmungslos" 1992. Doch erst ein Jahrzehnt später, 2003, wurde die aus dieser Idee entstandene Novelle veröffentlicht.

Die Geschichte liest sich wie ein typischer Italo-Western der 70er oder 80er. Kompromißlos, gewalttätig, mit einer gehörigen Portion Sex. Der Horror, weswegen dieser eigentlich absolut pure Western unter "Weird Western" abgelegt wird, entsteht rein durch die enthaltenen Figuren und ihre Handlungen. Und dadurch, daß die Geschichte, wie Ketchum im Vorwort erzählt, auf einer tatsächlich geschehenen Begebenheit beruht. Was den Horror um so größer macht. Damit steht der Roman in der Tradition der Non-Mainstream-Westernfilme wie etwa "Keoma" oder die (existentialistischen) Western mit Jack Nicholson.

Das Hardcover ist sehr gefällig und enthält alles, was ich mir bei einem Roman wünsche. Ein inhaltsvolles Vorwort des Autors, ein Interview und ein Nachwort von Christian Endres. Aber es ist dünn, 100 Seiten ist nicht viel. Wer also eine Kostenoptimierung anstrebt, dem sei das Paperback für 8,90 € empfohlen. Lesen sollte man diese Novelle auch und gerade in dieser Form auf jeden Fall, sie ist spannend, die Bilder hat man als Western-Fan sofort vor Augen und das Sekundärmaterial ist optimal.

Mittwoch, 8. Mai 2013

Andreas Brandhorst : Seelenfänger



Andreas Brandhorst : Seelenfänger
Heyne 2012
640 Seiten, 14,99 €
ISBN: 978-3-453-52970-0


Zacharias Calm hat die besondere Gabe, mit dem Bewusstsein anderer Menschen in Kontakt treten zu können. Als sich seltsame Todesfälle ereignen, bei denen die Opfer ins Koma fallen und kurz darauf sterben, ist sich Zacharias sicher, dass er es mit einer Verbrechensserie zu tun hat, die auf ein und denselben Täter zurückzuführen ist. Zusammen mit der hübschen Wissenschaftlerin Florence begibt sich Zacharias auf die gefährliche Reise in die geistigen Welten der Komapatienten. Doch was ihn dort erwartet, übertrifft seine schlimmsten Befürchtungen ...
Klappentext

Der Klappentext stimmt nur sehr eingeschränkt mit der Romanhandlung überein, aber das ist das geringste Problem dieses Romans. Er ist nämlich der gefühlt Tausendste Klon des ursprünglichen "Simulachron-3", bei uns in Deutschland als "Welt am Draht" erschienen. Und verfilmt. Dann sind in den letzten Jahren mit der "Matrix"-Trilogie und dem (meiner Meinung nach unterschätztem) "Inception" relativ gute Filme erschienen, die das Thema der Innenwelten ausgiebig beleuchten. Da muß ich nicht den xten Agenten im Innenleben eines Anderen lesen, das wird (ist) langweilig. Und so gut Brandhorst auch schreibt, das Thema ist derart ausgelutscht, daß ich das Buch in der Mitte abgebrochen habe. Empfehlenswert also nur für diejenigen, an denen die obigen Filme und Romane vorbeigegangen sind.

Dienstag, 7. Mai 2013

Stefan Burban : Söldnerehre



Stefan Burban : Söldnerehre
Atlantis 2013
Titelbild : Allan J. Stark
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 280 Seiten, 14,90 €


Kilian, Anführer einer heruntergekommenen Söldnertruppe, nimmt nur widerwillig den Auftrag an, eine Gruppe Flüchtlinge durch das vom Krieg zerrissene Land Varis zu eskortieren. Ihr Ziel ist Erys, die letzte freie Stadt des Königreichs. Der eingeschlagene Weg führt sie quer durch die Wildnis und mitten durch den Brennpunkt des Krieges.
Doch mit den Flüchtlingen halst Kilian sich mehr Probleme auf, als er in seinen kühnsten Träumen befürchtet hätte. Denn es befinden sich bereits skrupellose Verfolger auf ihrer Spur, denen jedes Mittel recht ist, ihrer Beute habhaft zu werden. Und sie betrachten die Söldner lediglich als lästiges Ärgernis ...
Klappentext

Dieses Buch ist nicht gut.

Es ist brilliant.

Ich fand es derart überragend geschrieben, daß ich allen Ernstes überlegt habe, mir die Mühe zu machen, meine Kollegen vom DSFP-Team (die allesamt eingefleischte Hardcore-SF-Fans sind) davon zu überzeugen, dieses Jahr den Deutschen Science Fiction Preis einem Fantasy-Roman zu verleihen. Aber ein Preis ist nicht alles und dieses Meisterwerk kommt durchaus ohne aus.

Dabei ist es zunächst fast schon Standard. Jedenfalls für erfahrene AD&D-Rollenspieler. Eine Gruppe Söldner erhält den klar umrissenen Auftrag, ein paar Flüchtlinge von Punkt A nach Punkt B zu bringen. Dabei werden sie erst gestört und dann unterstützt von einem weiterem Söldner, der eigentlich den Auftrag hatte, sie aufzuhalten und eine der Flüchtlinge (nämlich die Prinzessin) an ihre Feinde auszuliefern. Die weitere Geschichte entwickelt sich wie zu erwarten bis hin zum Happy-End, das mich allerdings ganz stark an das Ende der Glorreichen Sieben erinnerte.

Und dieses Ende ist nicht das Einzige, das "Söldnerehre" mit den "Magnificient Seven" verbindet. In beiden Fällen geht es um den Schutz von Wehrlosen gegen die Übergriffe von brutalisierten Mitmenschen. Stefan Burban hat hier literarisch deutlich gemacht, daß es die Pflicht eines jeden Einzelnen ist, solchen Gewaltakten entgegenzustehen. Um im Endeffekt die Welt zu einem besserem Ort zu machen. Es beginnt damit, daß die Söldner die Flüchtlingsgruppe eigentlich gar nicht beschützen wollen, weil sie wissen, daß einige von ihnen bei diesem Auftrag sterben werden. Sie tun es aber trotzdem, einfach weil es das Richtige ist. Es geht weiter mit Logans Eintreten für die beiden Sklavinnen, die Coyle Pollock bei sich hat. Über die Haltung der Prinzessin, die eben nicht behütet und beschützt werden will, sondern sich um "ihre" Kämpfer kümmert, endet es bei dem Gias Tod, als sie Logan beschützte.

Dieses Buch stellt Zivilcourage als etwas Positives dar. Eine Seltenheit in unseren Tagen, in dem man sich damit brüstet, für Schwächere nicht einzustehen und seine eigene Haut, seine eigene Genügsamkeit als Zentrum des Universums empfindet. Gerade heutzutage ist ein solches Buch gut und notwendig - ganz davon abgesehen, daß es auch noch spannend und innovativ geschrieben ist, trotz aller Versatzstücke. Von daher kann ich dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.

Montag, 6. Mai 2013

Stefan Burban : Verschwörung auf Serena



Stefan Burban : Verschwörung auf Serena
Atlantis 2013
Titelbild : Allan J. Stark
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 280 Seiten, 14,90 €


Lieutenant Colonel David Coltor, ehemaliger Kampfpilot und hochdekorierter Geheimdienstoffizier, wird während einer verdeckten Operation auf der strategisch wichtigen Welt Serena verhaftet. Die Anklage: Hochverrat, Kollaboration mit dem Feind und Mord. Die Beweise sind erdrückend und eine Verurteilung scheint nur noch eine reine Formalität. Nur Major Rachel Kepshaw, eine alte Freundin und Kollegin Coltors, glaubt fest an dessen Unschuld. Sie nimmt auf eigene Faust Nachforschungen auf und bringt sich dadurch selbst in tödliche Gefahr ...
Klappentext

Dieser 5. Roman über den Ruul-Konflikt zerfällt in zwei Teile. Im ersten haben wir einen lupenreinen Krimi vorliegen, in dem Rachel Kepshaw nach und nach das Komplott enthüllt. Der zweite Teil besteht dann in reiner MilSF, in der die Rebellion der Ruulphiliker (oder Ruulphilisten ?) bekämpft wird. Beim Lesen fand ich diese Zweiteilung irritierend, jetzt, im Nachgang, muß ich sagen, daß mir das eigentlich ganz gut gefallen hat. Ich finde das Auftreten der Sekte allerdings etwas unvermittelt, könnte aber daran liegen, daß ich bisher nur die bei Atlantis herausgekommenen Ruul-Romane gelesen habe. Ansonsten ist auch dieser Roman wieder eine unbedingte Leseempfehlung, Burban schreibt einfach gut. Und auch wenn dieser Roman hier deutlich stärker an der Oberfläche bleibt als "In dunkelster Stunde", so ist er als reiner Action-Roman doch sehr lesenswert.

Der Ruul-Konflikt
Tödliches Kreuzfeuer, Langlhofer 2008
Düstere Vorzeichen, Atlantis 2010
Nahende Finsternis, Atlantis 2011
In dunkelster Stunde, Atlantis 2012
Verschwörung auf Serena, Atlantis 2013

Sonntag, 5. Mai 2013

Stefan Burban : In dunkelster Stunde



Stefan Burban : In dunkelster Stunde
Atlantis 2012
Hardcover, ca. 280 Seiten, 14,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich


Die Invasion hat begonnen. Die ruulanische Armada fegt wie eine unaufhaltsame Naturgewalt durch die Milchstraße und zerstört alles, was sich ihr in den Weg stellt. Die Koalition aus Menschen und Til-Nara steht dem Ausmaß der Gewalt nahezu hilflos gegenüber und ihre Streitkräfte werden bei mehreren Gelegenheiten vernichtend geschlagen. Innerhalb kürzester Zeit degeneriert der Krieg zu einer Abfolge verzweifelter Rückzugsgefechte.
Und in dieser dunkelsten aller Stunden, ruhen die Hoffnungen der Menschheit auf den Schultern eines verurteilten Mörders ...
Klappentext

Der dritte bei Atlantis erschienene Band um den Ruul-Konflikt, genauso spannend geschrieben wie seine Vorgänger. Stefan Burban beleuchtet hier stärker die Ruul-Gesellschaft, was dem Roman gut tut und ihm eine deutlich stärkere Tiefe verleiht als der vor drei Jahren erschienene "Düstere Vorzeichen". Dabei verfällt er nicht in Klischees und stellt insbesondere die Ruulschen Gegenspieler plastisch dar, so daß die gesamte Handlung nicht nur in sich konsistent ist, sondern auch ohne Deus ex machina auskommt. Dabei "klaut" Stefan Burban gna-den-los, sei es aus Filmen oder (klassisch) aus der Geschichte. Denn das Szenario kommt aus der Filmindustrie, entweder aus Italien oder aus Hollywood. Die ganze Zeit sah ich einen unrasierten Protagonisten vor mir, der zusammen mit seinen Leuten, alles verurteilte Kriminelle, die Welt rettet. Oder so. Ich komme nur nicht auf den tatsächlichen Filmtitel, aber ich bin sicher, das Szenario irgendwo schon einmal seeehr ähnlich gesehen zu haben. Und nein, "Das dreckige Dutzend" ist es nicht, die sind zu gut rasiert. :-)

Geklaut ist auch der Grund, warum sich die Ruul zurückziehen. Wer Genaueres wissen will, dem empfehle ich die Geschichte Preußens zu studieren. Ist allerdings sehr gut integriert, mir hat dieser Twist ganz besonders gefallen. Zusammen mit seiner packenden Schreibe wird dieser Roman zum Pageturner, er hat mir ausnehmend gut gefallen.

Der Ruul-Konflikt
Tödliches Kreuzfeuer, Langlhofer 2008
Düstere Vorzeichen, Atlantis 2010
Nahende Finsternis, Atlantis 2011
In dunkelster Stunde, Atlantis 2012

Samstag, 4. Mai 2013

Bernard Cornwell : Saxon Stories



Bernard Cornwell : Saxon Stories
Das letzte Königreich (The Last Kingdom, Originalausgabe 2004, deutsche Ausgabe 2007)
Der weiße Reiter (The Pale Horseman, Originalausgabe 2005, deutsche Ausgabe 2007)
Die Herren des Nordens (The Lords of the North, Originalausgabe 2006, deutsche Ausgabe 2008)
Schwertgesang (Sword Song, Originalausgabe 2007, deutsche Ausgabe 2008)
Das brennende Land (The Burning Land, Originalausgabe 2009, deutsche Ausgabe 2010)
Der sterbende König (Death of Kings, Originalausgabe 2011, deutsche Ausgabe 2012)
Aus dem Englischen von Karolina Fell
rororo 2007-2012, je ca. 500 Seiten, 9,99 €


Nordengland, im Jahre 866: Mit zehn Jahren erlebt der Fürstensohn Uhtred den Einfall der Wikinger. Sein ungestümer Mut in der Schlacht beeindruckt den Anführer der Dänen so sehr, dass er Uhtred verschont und als Ziehkind aufnimmt. Mit den Jahren wird der Junge fast einer von ihnen. Nach Raub- und Eroberungszügen voller Blut und Gewalt droht auch Wessex, das letzte der fünf angelsächsischen Königreiche, an die Eroberer zu fallen. Doch da wechselt Uhtred wieder die Seiten ...
Klappentext "Das letzte Königreich"

Zum Ende des neunten Jahrhunderts droht England erneut im Chaos zu versinken. Uhtreds Herr, König Alfred, ist ein todkranker Mann. Krieg liegt in der Luft. Alfred will, dass sein Sohn Edward ihm auf dem Thron folgt. Doch die Krone begehren viele, Sachsen und heidnische Wikingerfürsten. Ist es für den Krieger Uhtred nun an der Zeit, das ihm geraubte Land im Norden wiederzuerobern? Nein. Denn auch wenn ihn kein Eid an den schwachen Königssohn bindet: Uhtred wird nicht zusehen, wie Alfreds Traum von einem starken England in Blut und Brand versinkt.
Klappentext "Der sterbende König"

Zwischen diesen beiden Klappentexten entfaltet Cornwell die Geschichte Englands zur Zeit Alfreds des Großen. Sein Protagonist ist der semi-fiktive Uthred von Bebbanburg, der so weder gelebt noch gehandelt hat. Tatsächlich gab es aber einen historischen Uthred von Bebbanburg (Bamburgh Castle), der ein Vorfahr des Autors war.

Ich hatte nichts mehr zu lesen dabei und in der Buchhandlung am Hannoverschen Hauptbahnhof lagen die Cornwell-Romane gerade prominent aus. Von Artus habe ich nun wirklich genug Sagas gelesen, in unterschiedlichster Form, diese Romane von Cornwell interessierten mich nun wirklich nicht. Aber die Geschichte des Wikinger-Einfalls in England las sich vom Klappentext her ganz nett und so nahm ich die ersten beiden Bände mit.

Nach anderthalb Bänden hatte ich keine Lust mehr, irgendwie waren die Romane nicht befriedigend und ich packte sie zur Seite. Drei Wochen später, ähnliche Situation. Ich nahm den zweiten Roman da auf, wo ich ihn abgebrochen hatte - und war sofort wieder in der Geschichte drin. Diesmal packte sie mich auch und ich besorgte mir die restlichen Bände.

Bernard Cornwell schreibt Trivialromane, Abenteuergeschichten von der Klasse eines Karl May. Ebenso wie Gilian Bradshaw im Detail recherchiert, jedoch deutlich weniger literarisch. Das war auch der Grund, warum ich beim ersten Mal abgebrochen hatte. Aber mehr noch als Bradshaw oder Mielke gelingt es Cornwell, die Bilder seiner Romane plastisch vor dem Leser entstehen zu lassen. Man sieht die Geschichte sozusagen direkt beim Lesen vor Augen - und das ist der Grund, warum ich im Endeffekt alle Romane begeistert gelesen habe.

Ein weiterer Grund, der die Bücher über den Durchschnitt erhebt, ist die rebellische Non-Mainstream-Attitüde des Autors. Sein Alfred von Wessex ist keinesfalls "der Große", sondern ein Kleinbürger unter der Fuchtel irrationalen christlichen Glaubens. Cornwell räumt mit deutlichen Worten mit dem auch heute noch bestehendem absurdem Selbstbild der christlichen Kirche auf und zeigt die Invasoren als lebensbejahende Dänen, während er die Engländer, insbesondere die Führungsschicht, als frömmlerische und egoistische Bürokraten darstellt. Und dies ist, wie man seinen Anmerkungen am Ende der Bücher entnehmen kann, sehr wohl historisch gerechtfertigt.

Insgesamt also nette Abenteuerliteratur für Zwischendurch, die einen gewissen Pageturner-Effekt haben - wenn man sich erst einmal auf die Story einlässt.


Homepage Bernard Cornwell
rororo "Das letzte Königreich"

May the Fourth be with you

Und für diesen Tag zwei Fundstücke von Etsy :

Donald auf T-Shirt

Star Wars Bikini

Beide finde ich ausgesprochen charmant. Und ich bin wirklich am Überlegen, mir den Donald zu kaufen. Hätte was. :-)

Freitag, 3. Mai 2013

Bernard Cornwell / Sean Bean : Sharpe

Sharpe, deutsch "Die Scharfschützen", ist eine britische Spielfilm-Fernsehserie. Sie schildert die Abenteuer von Richard Sharpe zur Zeit der Napoleonischen Kriege 1809-1815. Im ersten Film ist Sharpe Sergeant der 95th Rifles, 1809 in Portugal. Er rettet mehr oder minder zufällig das Leben von Arthur Wellesley, dem späteren Herzog von Wellington. Als Dank bekommt er eine field promotion zum Leutnant, was die Adligen der britischen Armee, aus deren Rängen sich ihrer Ansicht nach alleine Offiziere rekrutieren dürfen, empört naserümpfend zur Kenntnis nehmen - und Sharpe das leben schwer machen. Richard Sharpe bekommt das Kommando über die Chosen Men, eine Truppe Scharfschützen, die ebenfalls zunächst nicht erbaut davon sind, nicht von einem "richtigem" Offizier kommandiert zu werden.
Sharpe und die Chosen Men werden von Wellingtons Geheimdienst als Kommandotrupp eingesetzt, kämpfen aber ebenfalls in den großen Schlachten dieser Zeit mit. Man kann die Sharpe-Filme daher zu Recht als typische Abenteuerfilme im Stil eines Karl May klassifizieren. Diese Ähnlichkeit mit den Karl-May-Filmen wird durch den Hauptdarsteller noch intensiviert. Sean Bean ist Sharpe, genauso wie Pierre Brice Winnetou und Lex Barker Old Shatterhand ist. Er erfüllt diese Rolle so mit Leben, daß ich spätere Rollen von ihm als Boromir oder Eddard Starke nur eingeschränkt genießen kann. (Ausnahme davon ist "Anna Karenina", in der Sean Bean eine ähnlich brilliante Performance wie als Sharpe hinlegt.) Dazu kommt aber noch ein künstlerisch-kreativer Cast, der die Spielfilmserie alleine schon über den Durchschnitt hervorhebt. John Tams (Sergeant Daniel Hagman) komponierte zusammen mit Dominic Muldowney die Musik, die ein echter Ohrwurm ist. Jason Salkey (Sergeant Harris) produzierte zusammen mit Drew Sutton ein 10-teiliges "Making of", The Video Diaries of Rifleman Harris. Und die Auftritte von Daragh O'Malley (Regimental Sergeant Major Patrick Harper) fand ich persönlich ganz besonders gelungen. Wer des Englischen gut mächtig ist, dem empfehle ich die englische Tonspur. Da nach der ersten Fernsehausstrahlung bei Vox die Filme jahrelang nicht zu bekommen waren, habe ich meiner Frau eines Weihnachten das Original aus UK besorgt. Jetzt habe ich echte Probleme mit der deutschen Synchronisation, denn die englischen Dialekte machen einen ganz eigenen Charme aus. Wikipedia-Link

Donnerstag, 2. Mai 2013

Michael Sullivan : Valerian der Söldner



Michael Sullivan : Valerian der Söldner
Atlantis 2013
Titelbild : Allan J. Stark
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 240 Seiten, 14,90 €


Als Prinzessin Ajani, Herrscherin eines Landes auf dem mittelalterlich anmutenden Planeten Scylla, von einem vordergründig nach Bodenschätzen forschenden intergalaktischen Konzern bedroht wird, der seine überlegenen Waffen gegen ihre noch nach den Gesetzen von Ruhm und Ehre lebenden Krieger einsetzt, bittet sie das Militär der terranischen Föderation um Hilfe.

Ironischerweise wird nur ein einziger Mann zu ihrer Unterstützung abgestellt: Der unberechenbare, unbequeme und streitsüchtige Ex-Söldner Valerian, der sich nach einem Verbrechen gezwungen gesehen hatte, in die Armee einzutreten, um seiner Strafe zu entgehen.

Entgegen allen Vermutungen verstehen sich die Adlige und der ungehobelte Klotz nach einigen gemeinsam überstandenen Gefahren prächtig, und der Söldner beginnt mächtig auf Scylla aufzuräumen …


Die Geschichten um Valerian erschienen erstmals als TERRA ASTRA-Heftromane in den 80ern. Und die Geschichte ist auch dementsprechend. Emanzipation Fehlanzeige, der Held ist übermenschlich heroisch, die Heldin sexy und unterwürfig, der Fiesling schleimig, die Außerirdischen geheimnisvoll und der Konzern echt böse. Aus diesem Zutaten rührte Michael Sullivan alias Klaus-Michael Vent einen interessanten Roman zusammen, der sich auch heute noch spannend liest. Eine literarische Zeitreise sozusagen, denn man erkennt, in welchen Topoi sich die SF in den letzten 30 Jahren weiterentwickelt hat - und wo nicht.

Der bei Atlantis erschienene Roman ist sozusagen ein ungekürzter »Author's Cut«. Die Geschichte wurde so herausgegeben, wie der Autor es sich damals vorgestellt hatte, gestrichene Kapitel wurden wieder eingefügt und die Storyline des Autors wiederhergestellt. Allein deshalb lohnt es sich schon, diesen Roman zu kaufen. Aber auch ohne Quellenvergleich sind die Erlebnisse von Valerian wiederlesenswert, ich jedenfalls habe den Roman genossen.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Timur Vermes : Er ist wieder da



Timur Vermes : Er ist wieder da
Eichborn, Hardcover 396 Seiten, 19,33 €
ISBN: 978-3-8479-0517-2
Leseprobe
Hörprobe


Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern und Angela Merkel. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet der Gröfaz in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons.

Gut geschrieben, zweifelsohne. Obwohl ich aufgrund des Themas kritisch und mit Vorbehalten an den Roman heranging, fand ich ihn packend und flüssig erzählt. Tatsächlich ist er so gut geschrieben, daß ich im zweiten Teil des Romans die Stimme Strombergs zu hören glaubte - und daß bevor ich wusste, daß das Hörbuch tatsächlich von Christoph Maria Herbst gelesen wird. Hörbuch-"Leser" dürften hier voll auf ihre Kosten kommen.

"Das Thema 'Juden' ist nicht witzig" lässt Vermes in seiner Satire sagen. Es lässt sich aber vom III. Reich nicht ausklammern und wird im Roman nur auf Zehenspitzen berührt. Das ist auch einer meiner großen Kritikpunkte an dieser Satire : Sie geht nicht weit genug. Den alltäglichen Rassismus eventuell einmal von einer anderen Seite zu betrachten hat Timur Vermes sich nicht getraut. Man merkt dem Roman auch an, daß sich der Autor nicht mit dieser Facette des Faschismus beschäftigen wollte, sondern stattdessen in Strombergscher Coleur den alltäglichen Wahnsinn im Deutschland des 21. Jahrhunderts aufs Korn nahm. Dies gelingt dem Autor nur eingeschränkt, Vermes Hitler ist zu banal, um tatsächlich die Abgründe deutschen Gedankengutes dem Leser transparent zu machen. So kratzt der Roman nur an der Oberfläche und bleibt nette Unterhaltung, statt sich zur bitterbösen Stromberg-Satire zu entwickeln. Schade eigentlich.

P.S. : Man beachte den Preis. ;-)