Karl Herbert Scheer : Nichts außer uns
TERRA SF 110, 28.03.1960
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1959
Titelbild : Johnny Bruck
Das ist die Geschichte des Hondo Callips, der als wuchernder Keim aus den Tiefen des Raumes gekommen war, ehe er als Individuum aus dem Brutbehälter genommen wurde. Das ist das einmalig erzählte Schicksal des Wesens Hondo, dessen Herkunft schemenhaft und kaum entwirrbar ist. Das Geheimnis seiner Rasse erfüllt die Völker der Milchstraße mit einem unaufhörlichen Wispern. Es ist Hondo Callips, der als unscheinbares Nichts zwischen die Kraftlinien der galaktischen Großmächte eingeschleust wird, wo er mehr und mehr seine rätselhafte Bestimmung erkennt.Klappentext des BALOWA-Leihbuchs
Er kam aus der Brutzelle und wurde zu einem denkenden Individuum. Er ertrug sein Dasein, bis eines Tages das Raumschiff an dem winzigen Wellenkörper anlegte.
Dies ist ein Roman, der zweifellos zu den Spitzenwerken der amerikanisch-europäischen Science-Fiction-Literatur gehört. Die mitreißende und klare Sprache des Autors läßt die fiktive Handlung zu einem echten Erlebnis werden, aus dessen Bann sich niemand zu befreien vermag. Die Weiten der Milchstraße bilden den Handlungsort. Die Bestimmung des Keimes Hondo Callips ist die rote Linie, die sich in einer glasklaren und bestechenden Logik von der ersten bis zur letzten Seite erstreckt. Die einzelnen Charaktere sind so großartig dargestellt, daß der Leser zum Miterleben gezwungen wird.
"Nichts außer uns" behandelt das Schicksal einer galaktischen Rasse, deren späte Nachkommen nach dem Ursprung ihrer Art suchen. Hondo Callips ist der Schlüssel, der sich im Schloß der Vergangenheit nur zögernd zu drehen beginnt, ehe er vor der letzten Konsequenz zum endgültigen Stillstand kommt.
"Nichts außer uns" ist ein Werk, das sich würdig an die letzten Scheer-Romane aus dem Balowa-Verlag angliedert.
An diesem Roman, selbst gekürzt, zeigt sich sehr schön Scheers humanozentrischer Optimismus. Menschen, insbesondere Menschen von der Erde werden von ihm regelmäßig als Ausnahmeerscheinungen dargestellt, die Wesen anderer Welten überlegen sind. Dies ist aber kein Rassismus, sondern ein Audruck von Scheers nexialistischer Sichtweise. Terraner haben bei ihm keine Spezialfähigkeiten, keine den Aliens überlegenen Kenntnisse, sondern sind in ihrer ganzheitlichen Wirkung, ihrer Nicht-Spezialisierung, jedem Alien, egal, ob es besondere Fähigkeiten in Teilbereichen hat oder nicht, effektiv weit überlegen. Und diese Überlegenheit setzt sich auch durch, von Scheer in jedem seiner Romane mit einem an Heinlein erinnernden Optimismus erzählt. Dieser Optimismus, diese Humanozentrik, gab der damaligen SF-Fangemeinde auch ein Ziel, auf das es hinzuarbeiten galt. Weniger individuell, mehr als Gemeinschaft. Nicht umsonst werden bereits in den ersten TERRA-Heften Kontaktanzeigen von SF-Fans veröffentlicht. Die Fans wollten sich austauschen und einige versuchten gemeinsam, die von Scheer hier in seinen Einzelromanen und noch viel mehr später in der Perry-Rhodan-Serie geschilderten sozialgesellschaftlichen Ziele zu erreichen. Oder zumindestens als Terraner ihr eigenes Leben zu gestalten. Naiv, natürlich. Aber kann es eine bessere Utopie geben ?
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