Donnerstag, 30. April 2015

phantastisch! 58



phantastisch! 58
Atlantis 2015
Magazin, 64 Seiten, 5,30 €
Titelbild : Timo Kümmel


Inhalt

Interview
Christian Endres: DAVID FALK: »Seit ein paar Jahren ist das Genre im Wandel.«

Bücher, Autoren & mehr
JAN NIKLAS MEIER: Mehr als eine Bestie? Der Werwolf in der neueren deutschen Phantastik
CHRISTIAN ENDRES: Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen mit EXKLUSIVER LESEPROBE
HORST ILLMER: Professor Eggerths Rückkehr
MICHAEL PEINKOFER: Ein Werkstattbericht zu »Sternenritter« mit EXKLUSIVER LESEPROBE
MUNA GERMANN: Wie werden wir uns in der Zukunft kleiden?
SONJA STÖHR: phantastisch! im Dialog – »Warum schreiben Sie eigentlich Science Fiction?«
CHRISTIAN ENDRES: Schuld und Symbiose
SONJA STÖHR: Phantastisches Lesefutter für junge Leser
ULRICH BLODE: Wolfgang Thadewald – Ein Nachruf
RÜDIGER SCHÄFER: Deutschstunde – Sprachensterben – Ist unser Deutsch noch zu retten?

Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

Rezensionen
Ian Tregillis »Der kälteste Krieg«
Christopher Nuttall »Die Wissende«
Joann Sfar »Aspirine«
Andreas Eschbach »Der Jesus-Deal«
Ransom Riggs »Die Stadt der besonderen Kinder«
Tom Daut »Die Sinistra«
Gareth Roberts »Shada. Das verlorene Abenteuer von Douglas Adams«
Jo Walton »Die Stunde der Rotkehlchen«
Anonymus »Psychokiller«
Leonie Swann »Dunkelsprung«
Catherine Fisher »Die vergessene Kammer«
China Miéville »Das Gleismeer«

Comic & Film
STEFFEN BOISELLE: Cartoon
OLAF BRILL & MICHAEL VOGT: Ein seltsamer Tag – Teil 17
OLAF BRILL & MICHAEL VOGT: Ein seltsamer Tag – Teil 18

Story
LAVIE TIDHAR: »Selfies«


Neue Ausgabe, gleich einmal reinlesen. Diesmal ist nicht so viel für mich drin, ein Großteil der Artikel trifft nicht so meinen Geschmack. Lesenswert wie immer Horst Illmers Update, das muß man einfach haben. Auch sein Dominik-Artikel Professor Eggerths Rückkehr habe ich genossen und das vorgestellte Buch für meinen SUB vorgemerkt. Den Nachruf auf Wolfgang Thadewald von Ulrich Blode habe ich trotz des traurigen Anlasses interessiert gelesen, ebenso Rüdiger Schäfers Deutschstunde. Aber damit erschöpfte es sich diesmal auch schon, weder die vorgestellten Fantasy-Autoren noch der Werwolf-Artikel noch die Leseproben interessieren mich. Und einige der Artikel waren auch nur sehr oberflächlich recherchiert (beispielsweise der über SF-Bekleidung), andere empfand ich als überflüssig. Aber das mag ja jeder anders sehen, denn wat dem einen sin Uul, ist dem anderen seine Nachtigall. Von daher viel Spaß beim Lesen, denn ein Abo von phantastisch! sollte man in jedem Fall haben.

Mittwoch, 29. April 2015

Moreau / Wipperfuerth / Kemmler (Hrsg.) : EXODUS 32



Rene Moreau / Heinz Wipperfuerth / Olaf Kemmler (Hrsg.) : EXODUS 32
SF-Magazin, Eigenverlag 2015
110 Seiten, 12,90 €
Titelbild : Alexander Preuss
ISSN 1860-675X


Inhalt

Stories
Victor Boden : »Die Sumpfmonster«
Ulf Fildebrandt : »Ein Leben lang«
Uwe Hermann : »Mensch hoch 2«
Manfred Horch : »Io ruft«
Elisabeth Marienhagen : »Time-Out«
Jacqueline Montemurri : »Koloss im Orbit«
Uwe Post : »Träumen Putzroboter von elektrischen Besen?«
Tom Turtschi : »Huhn oder Ei«

Lyrik
Frank Neugebauer: »Dero neuwwe Farb des Keunigs«

Graphik
Tobias Richter: »Alexander Preuss – ein Künstler greift nach den Sternen«
»Galerie« mit Werken des Künstlers Alexander Preuss

Comic und Karikaturen
Jan Hillen: »Sperrgebiet« (Karikatur).
Kostas Koufogiorgos: »KuFoMIKS« (neue Episoden: »Countdown«, »Die Begegnung«, sowie die Karikaturen »Minimalkonsens« und »Astro-Alex«)


Wieder ein neues EXODUS-Exemplar, wieder viele neue Kurzgeschichten. Und nicht nur das, auch die optische Präsentation des Magazins ist wieder ausnehmend ansprechend, außen ebenso wie innen. Aber kommen wir zunächst zu den Stories, zu den sonstigen Inhalten sage ich danach dann noch etwas.

Tom Turdschi : Huhn oder Ei
Ein Raumfahrer ist in einer Zeitschleife gefangen.
Uralt, der Plot, dem der Autor auch nichts Neues hinzufügen kann. Von daher ist die Geschichte ziemlich vorhersehbar. Allerdings gut erzählt, den Autor sollte man im Auge behalten.

Manfred Horch : Io ruft
Auf Io warten die Lovecraftschen Großen Alten ... und rufen.
Da hatte ich schon gruseligere Rollenspielrunden mit innovativeren Szenarios.

Victor Boden : Die Sumpfmonster
Ein havarierter Raumfahrer gewöhnt sich langsam an die einheimischen Lebensformen.
Ein Story aus der Rubrik "Was will mir der Autor damit sagen, zum himmelherrgottnochmal ???" Gut erzählt, sehr atmosphärisch, stilistisch genau auf meiner Linie, aber inhaltlich kann ich damit nu garnix anfangen. Andererseits : So präsent, wie mir die Story immer noch ist, scheint sie mich wohl doch irgendwie angesprochen zu haben...

Uwe Post : Träumen Putzroboter von elektrischen Besen ?
Putzandroiden werden immer mehr gekauft und erledigen neben dem Putzen auch die sozialen Kontakte der Menschen. Da es nach kurzer Zeit nur noch Mensch/Android-Ehen gibt, stirbt die Menschheit in kürzester Zeit aus.
Wie üblich bei Uwe Post geht es um Sex und Beziehungen. In dieser Geschichte liest sich das besonders bitter, als er darstellt, wie das Unvermögen, sich mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen, in kürzester Zeit zum Aussterben der Menschheit führt. Uwe Post thematisiert diese Sprachlosigkeit, dieses Unvermögen, andere Meinungen zu akzeptieren, diesen Drang der heutigen Zeit nach Claqueuren statt nach Freunden. Dabei erzählt er das Ganze zynisch mit einem bitterem Unterton und viel Humor, ohne auch nur rudimentär ins Klamaukige abzurutschen. Vielleicht kein Brüller, mir erschloss sich die Qualität der Geschichte erst beim zweiten Lesen, aber durchaus preiswürdig. Kommt auf meine diesjährige DSFP-Nominierungsliste.

Uwe Hermann : Mensch hoch 2
Ein Konzern testet seine bionischen Implantate an lebenden Menschen – bis zur letzten Konsequenz. Aber unser Protagonist wird vom Widerstand gerettet.
Unimaginativ mit einer seit 50 Jahren überholten Story sowie einem laaaangweiligem Ende. Da kann auch die gute Schreibe nix mehr rausreißen.

Jacqueline Montemurri : Koloß im Orbit
Im Sonnensystem ist ein gigantisches Raumschiff erschienen, das zu einem kuirzfristig heftigem Hype führte. Nach neun Jahren, als das Interesse der Menschen schon lange erloschen ist, wird ein Team von Losern noch einmal losgeschickt. Es stellt sich heraus, daß der Koloß die Zeitmaschine eines Konzerns ist, der sie auf Biegen und Brechen wiederhaben will...
Ignoriert man das Logikloch, daß niemand sich für den Koloß interessiert, so ist es eine flüssig geschriebene Story mit einigen überraschenden Spannungsmomenten. Allerdings reine Abenteuer-SF ohne tiefere Botschaft.
/Unstrukturierte Gedanken : Da schreibt also eine Frau klassische Swashbuckling-SF, die man eigentlich bei Autoren wie Burroughs oder Howard erwarten würde. Und das in einer Zeit, wo insbesondere diese hundertprozentige Non-message-SF eigentlich nicht nur vollkommen out ist, sondern auch vom linken Establishment vollkommen abgelehnt wird. In den Staaten würde man sie als weißen Supremaisten bezeichnen (und ja, die männliche Form ist gewollt). Aber egal, diese Swashbuckling-Form ist auf jeden Fall interessant. Sollte man wohl weiter beobachten. Unstrukturierte Gedanken/

Ulf Fildebrandt : Ein Leben lang
In der Zukunft sind die Menschen unsterblich geworden, haben aber viel über ihre Vergangenheit vergessen. Da finden sich uralte Artefakte der christlichen Religion...
Für meinen Geschmack zuviel erhobener Zeigefinger und zuwenig Story. Da fehlt mir so ein bißchen der Pep.

Elisabeth Marienhagen : Time-Out
Wichtige Cyberpunk-Innenansichten-Geschichte. So suboptimal erzählt, daß die Bedeutung dieser Story aus allen Zeilen tropft und man sich der hehren Absicht der Autorin zu jedem Zeitpunkt bewusst ist. Definitiv nichts, das man lesen muß – es sei denn, man kennt diese x-mal erzählte Story wirklich noch nicht.

Frank Neugebauer : Dero neuwwe Farb des Keunigs
Bla-bla-Gedicht-bla-wichtig-bla-bla-ganz wichtig-bla...
Für derartigen Quark ist das Papier eigentlich zu schade. Sollte elektronischen Versionen vorbehalten bleiben.

Neben den Stories ist aber in jedem Fall das Portfolio zu erwähnen, das sich dieses Mal mit Alexander Preuss befasst. Viele der Sachen kannte ich schon von Buchcovern, es war schon interessant, sie einmal ohne Text zu sehen. Nicht bemerkenswert fand ich die Comic-Strips, die das Heft durchziehen, den Platz hätte man meiner Meinung nach besser verwerten können. Dafür sind die Illustrationen der Geschichten durch die Bank weg gelungen.

Insgesamt also wieder ein lesenswertes Magazin, einige Totalausfälle, allerdings auch zwei herausragende Kurzgeschichten. Zusammen mit den Illustrationen und Bildern ist es einfach angenehm, ein solches Magazin durchzublättern.

Dienstag, 28. April 2015

TERRA SF 543 - Lester del Rey : Epidemie auf Ganymed


Lester del Rey : Epidemie auf Ganymed (Outpost of Jupiter)
Terra SF 543, 13.10.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1963
Aus dem Amerikanischen von ???
Titelbild : Karl Stephan


Space ships hurtling into the murky unknown where Jupiter orbits almost 500 million miles from the sun -- a nearly inconceivable era,-- but an era which holds a magnetic allure for young boys.

Eighteen year-old Bob Wilson, and his friend Red, who is a colonist of Ganymede (one of the four moons in Jupiter's system), live in this distant age, and confront problems which are beyond the realm of present human experience. Their space ship is forced to land on Ganymede, and Bob regrets that he will not return to Earth for years, as he explores the new planet which he does not find in the least enchanting.

Although he is not a great stylist -- some of the dialogue is stiff, and the plot becomes muddled every so often with too many minor characters -- Mr. del Rey has concocted a solid framework of the far away age, and included a noticeable amount of scientific information, to make his story seem more plausible. Science fiction fanatics will constitute the major part of Mr. del Rey's audience, -- and they will most likely enjoy this 'far out' tale.
Kirkusreviews, 18.03.1963


Jo, diesen Roman muß man mögen. Er ist eines von del Reys Jungendbüchern - und ich habe so langsam das Gefühl, daß diese sogar besser als die Heinleinschen sind. "Outpost of Jupiter" erzählt von den Abenteuern von Bob, der mit seinem alleinerziehenden Vater auf Ganymed strandet, weil sein Vater erkrankt und beide deshalb den Weiterflug zur Erde verpassen. Ebenso wie Heinlein in "Red Planet" konzentriert sich del Rey hier auf das Leben auf Ganymed - allerdings deutlich weniger wissenschaftlich durchstrukturiert als etwa Clarke in "Earthlight" das Leben auf dem Mond beschreibt. del Rey geht es stärker um den Jungen, der sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden muß und dort neue Freunde findet. Neben den Menschen auf Ganymed auch Außerirdische, del Rey nutzt die Gelegenheit, hier exemplarisch an einem Erstkontakt auch einen Kontrapunkt zur aggressiven Gesellschaftpolitik der damaligen Zeit zu setzen und friedliche Koexistenz zu propagieren. Lesenswert.

Montag, 27. April 2015

TERRA SF 540/541 - Arthur C. Clarke : Um die Macht auf dem Mond



Arthur Charles Clarke : Um die Macht auf dem Mond (Earthlight)
Terra SF 540/541, 29.09.1967
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1957
Originalausgabe Ballantine 1955
Erweiterung der gleichnamigen Erzählung aus THRILLING WONDER STORIES, August 1951
Titelbild : Karl Stephan


Dieser Roman spielt in der Mondkolonie zu einer Zeit, da die Menschheit auf den Nachbarplaneten bereits festen Fuß gefasst hat, vor dem gewaltigen Hintergrund der starren, zerklüfteten, von einem gespenstischen Licht übergossenen Mondberge und Wallebenen, die die Einschienenbahn durchquert.

Die Erde schickt einen Geheimagenten auf den Mond, der im Observatorium und in der Metropole nach Spionen forschen soll. Er geht der Reihe nach alle Verdächtigen durch, aber die meisten Spuren verlaufen im Sande.

Noch ehe er zu einem Ergebnis gekommen ist, bricht der schon seit langem schwelende Konflikt zwischen der Erde und den im Planetenbund zusammengeschlossenen Weltraumkolonien aus; Anlass ist die Drosselung der Schwermetallieferungen der Erde an die Planeten. Die Kolonien fordern Selbständigkeit und stellen sich in offenem Aufruhr gegen den Mutterstern. In einer großen, lautlosen Schlacht mit neuartigen Strahlenwaffen, die sich auf und über dem Mond abspielt, prallen die Gegner aufeinander.

Clarke hat hier auf wissenschaftlicher Grundlage und mit bildhafter Phantasie das Leben der Siedler, die technischen Einrichtungen und baulichen Anlagen auf dem Mond und vor allem die erdrückend großartige, erdferne Mondlandschaft so unerhört eindringlich und plastisch dargestellt, dass der Leser alles das für wirklich nimmt und sich selbst auf den Mond versetzt glaubt.
Klappentext der Gebr. Weiss-Ausgabe

Mehr als jeder eigene Kommentar zu dieser Geschichte stellt Lester del Rey die Qualität von "Earthlight" dar :

Lester del Rey : 2001: A Space Odyssey: A Review
Nobody slept at the New York press preview of 2001, but only because the raucous and silly noise from the sound track screamed painfully into our ears. Space was a tumult of din and the hero breathed in his spacesuit like a monstrous locomotive at 60 gasps a minute. It was the only evidence of excitement in the place. Almost half the audience had left by intermission, and most of us who stayed did so from curiosity and to complete our reviews.

The pictorial part was superb. The colour photography was generally excellent, and the special effects and technical tricks were the best ever done. Even the acting was unusually good. With all that, Stanley Kubrick and Arthur C. Clarke should have given us the superlative movie promised by a barrage of publicity. If they had put Clarke's Earthlight on the screen with equal genius, it would have been a great science-fiction movie. Unfortunately, they didn't. Instead they gave us dullness and confusion.
[...]
Quelle

Und "Eartlight" ist tatsächlich so gut, wie del Rey behauptet, meiner Meinung nach hat es in dem halben Jahrhundert seit seinem Erscheinen nichts an seiner Faszination verloren. Clarke fokussiert sich weniger auf die Kriegsgeschichte und den Konflikt, sondern legt sein Hauptaugenmerk auf technische und physikalische Unterschiede zum Leben auf der Erde. Das führt dazu, daß der Leser ein grandioses Panorama eines möglichen Lebens auf dem Mond vorgeführt bekommt. Gut, die Mondpflanzen fand ich schon etwas heftig, aber auch die waren logisch und bio-logisch begründet. Das hatte schon was. Auch die Gründe für den Konflikt zwischen der Erde und den Kolonien war konsistent (nach damaligem Wissensstand) und in sich begründet. Im Deutschen ist dieser Roman in den 80ern noch einmal bei Bastei-Lübbe herausgekommen und dann vergessen worden, was wirklich schade ist. Das Original ist 2001 (wie sinnig!) in einer Omnibus-Ausgabe bei Gollancz neu herausgekommen. Kann ich nur empfehlen.


Sonntag, 26. April 2015

TERRA SF 539 - William Voltz : Der Mann mit dem sechsten Sinn


William Voltz : Der Mann mit dem sechsten Sinn
Terra SF 539, 22.09.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Kurzgeschichten
Der Mann mit dem sechsten Sinn
Das Psi-Nest
Komfortwohnung
Die Bevölkerungsbombe


Flüssig lesbare Stories, allerdings meistens eher Standard als innovativ. In "Der Mann mit dem sechsten Sinn" kriegt ein Mutant der US-amerikanischen Armee Vorahnungen, die man sich nicht erklären kann, die Weltlage ist relativ entspannt. Und der Leser weiss von Anfang an, daß am Ende die außerirdischen Invasoren auftauchen. In "Das Psi-Nest" geht ein Spediteur und seine Fracht, ein verurteilter Mörder, eine telepathisch-empathischen Lebensform sozusagen auf den Leim. Auch hier ist das Ende deutlich vorauszusehen. Aus diesem Standard sticht "Komfortwohnung" heraus. Voltz schildert eine Gesellschaft, in der die Oberschicht isoliert in einzelnen Wohnungen lebt, sich möglichst wenig körperlich bewegt (auch das Duschen wird von Robotern erledigt, man duscht nicht mehr selbst) und sich um Gottes Willen nicht aus der Wohnung herausbewegt. Als ein Werbefachmann seinen Job verliert, steht er vor einer schweren Entscheidung ... Wie gesagt, innovativ und kreativ, sehr gesellschaftskritisch (obwohl Voltz zu dieser Zeit weder die heutigen Computer noch die Smartphones voraussehen konnte) und immer noch aktuell. Die letzte Geschichte ist wieder Standard : In einer überbevölkerten Welt trifft ein Mann auf einen Wissenschaftler, der mit einer Verkleinerungsmaschine das Problem der Überbevölkerung lösen will. Auch hier ist die Pointe weit vor dem Ende deutlich sichtbar.

Insgesamt also nicht unbedingt der Bringer, diese Kurzgeschichtensammlung. Jedenfalls was die inhaltliche Tiefe angeht, denn stilistisch habe ich die Geschichten genossen. Von daher kann ich die Voltzschen Stories, die in den 80ern auch einige Neuauflagen erlebten, durchaus weiterempfehlen.

Samstag, 25. April 2015

TERRA SF inside - Gucky

Auf der Rückseite von Heft 526 vom 30.06.1967 findet man Werbung für "ein hervorragendes Erzeugnis der Anker-Plüschspielwarenfabrik, Pasing" : Ein 30 cm hoher Plüsch-Gucky. Ich enthalte mich da jeglichen Kommentars, aber so was von. :-)

TERRA SF 538 - Hans Kneifel : Wettlauf in der Galaxis


Hans Kneifel : Wettlauf in der Galaxis
Die interstellaren Freihändler 04
Terra SF 538, 15.09.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Die Freihändler machen mit ihrem touristisch-orientiertem Jagdunternehmen weiter und nebenbei eine Konkurrenzfirma platt.

Nö. Echt nicht. Unabhängig von allen anderen Macken ist auch dieser Roman suboptimal. Vollkommen unverständlich, aber diese Dinger sind echt ein Tiefpunkt in Kneifels Schaffen. Was mich irritiert : Ich habe den Zyklus besser in Erinnerung, allerdings eher die späteren TERRA NOVA-Ausgaben. Thomas Harbachs Meinung kann ich jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt so überhaupt nicht teilen. Mal abwarten, wie die weiteren Romane sind.

Die interstellaren Freihändler
01 - Freihändler der Galaxis
02 - Die Milliarden von Aikmon
03 - Die Jäger der goldenen Pelze
04 - Wettlauf in der Galaxis

Freitag, 24. April 2015

TERRA SF inside - SFWA-Bankett 1967

Auf der LKS von Heft 526 vom 30.06.1967 berichtet Thomas Schlück vom Jahrestreffen der SFWA, der amerikanischen SF-Schriftstellervereinigung. Wenn man bedenkt, wer dort alles anwesend war, dürfte das eine ziemlich gigantische Veranstaltung gewesen sein.


Bei diesem Bankett wurden auch die NEBULAs vergeben, die Preise der SF-Profis. Dies ist auch heute noch so :
The Nebula Awards are voted on, and presented by, active members of Science Fiction and Fantasy Writers of America, Inc. Founded as the Science Fiction Writers of America in 1965 by Damon Knight, the organization began with a charter membership of 78 writers; it now has over 1,500 members, among them many of the leading writers of science fiction and fantasy.

Lloyd Biggle, Jr., the SFWA’s first secretary-treasurer, originally proposed in 1965 that the organization publish an annual anthology of the best stories of the year. This notion, according to Damon Knight in his introduction to Nebula Award Stories: 1965 (Doubleday, 1966) “rapidly grew into an annual ballot of SFWA’s members to choose the best stories, and an annual awards banquet.”

Since 1965, the Nebula Awards have been given each year for the best novel, novella, novelette, and short story eligible for that year’s award. The Award for Best Script was added in 2000. An anthology including the winning pieces of short fiction and several runners-up is also published every year. The Nebula Awards® Banquet, which takes place each spring, is attended by many writers and editors and is preceded by meetings and panel discussions.
Quelle

Alle Preisträger seit 1965 sind übersichtlich in der Wikipedia aufgeführt : Link.

TERRA SF 537 - Poul Anderson : Das Archiv in der Geisterstadt

Poul Anderson : Das Archiv in der Geisterstadt (Vault of the Ages)
Terra SF 537, 08.09.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1952
Aus dem Amerikanischen von Birgit Ress-Bohusch
Titelbild : Karl Stephan

Five hundred years after the "Doom" that destroyed present-day civilization and sent nations to their graves with its "glowing death," the world is pictured as a barbaric society composed of primitive tribes that shunned all things connected with the twentieth century.

This is the story of sixteen-year-old Carl who set out to break down the ignorant taboos that were destroying a priceless heritage and crushing all hope for the future of humanity.

When the fierce Lann army thundered down from the north to conquer the peace-loving Dalesmen, Carl entered the forbidden City to seek out the wisdom and knowledge that would save his people and rebuild the ancient glories of man. Accused of consorting with witches, threatenened with penalty of death for ignoring the taboo on old-world works and magic, Carl defied his own tribal seer to raise the ban on the time vault which held salvation for a dying civilization. How he fought the invading enemy for life itself in a series of violent clashes, the slow discovery of what twentieth-century civilazation had accomplished makes this book an intriquing one.

With action and suspense and the fascination of science fiction speculation, this tale of rebellion and battle fury is one that will keep readers breathless to the very last page.
Klappentext der Winston-Erstausgabe

Der erste veröffentlichte Roman von Poul Anderson, nachdem er bereits seit 1950 Kurzgeschichten veröffentlichte. Stark auf ein jugendliches Publikum ausgerichtet, erzählt "Vault of the Ages" eine Standardgeschichte, ohne Schnörkel und auch ohne Überraschungen. Liest sich zwar ganz nett, ist aber heutzutage vollkommen überholt. Und es gab bessere Romane mit dieser Thematik, beispielsweise "Daybreak - 2250 A.D." von Andre Norton, ebenfalls 1952 erschienen. Auffallend ist in "Vault of the Ages" der für die 50er charakteristische Chauvinismus, es tritt keine einzige Frau als Handlungsträgerin auf. Doch trotz aller dieser Mängel merkt man schon die Qualität der Andersonschen Schreibe, die dann im folgenden Jahr, 1953, in den Magazin-Versionen dreier großer Romane mündete : Brain Wave, Three Hearts and Three Lions und - last but not least - War of Two Worlds.

Donnerstag, 23. April 2015

TERRA SF inside - "Komm' zur Legion..."

Die Kleinanzeigen hatten wir ja schon mehrfach, viel Neues konnte ich da in den letzten paar hundert Nummern nicht entdecken. Und dann sprang mir in Heft 525 vom 23.06.1967 die folgende Anzeige ins Auge :


Damals wurde also in den Kleinanzeigen für die Fremdenlegion geworben ? Sehr ... seltsam.

TERRA SF 536 - Kurt Brand : Planet R-987


Kurt Brand : Planet R-987
Weltraumreporter 10
Terra SF 536, 01.09.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Von einem Frendem angesprochen wird Yal in den Sog eines riesigen Wirtschaftsbetrugs hineingezogen.

Im letzten veröffentlichten Roman um Yal, den Weltraumreporter, schildert Kurt Brand einen Wirtschaftskriminalfall, in dem es um seltene Elemente, neue Technologien, Mord und die Gierigkeit von Konzernen geht. Von heute, dem Jahr 2015, aus gesehen ist der Plot nur allzu durchsichtig, das war damals, als der Roman erschien, wesentlich anders. Inwiefern das als "kritische Abrechnung mit dem Kapitalismus in Reinkultur", wie Thomas Harbach auf SF-Radio schreibt, zu sehen ist, vermag ich nicht zu beurteilen, mir kam die ganze Geschichte ziemlich konstruiert vor.

Nach diesem Roman existiert noch ein Fragment, "Verdammte Bücher", das allerdings nie veröffentlicht wurde. Ich habe die Mohlberg-Ausgabe auch nicht, so daß ich dazu nichts sagen kann. Betrachtet man aber die 10 veröffentlichten Yal-Geschichten, so kommt es mir vor, als würde die Qualität doch abnehmen. Meiner Meinung nach - und das ist ein persönlicher und absolut subjektiver Eindruck - hat Brand am Besten geschrieben, als er sich in einer wirtschaftlich stabilen Situation als Perry-Rhodan-Autor befand. Auch hier, bei den Geschichten um Yal, den Weltraumreporter, scheinen mir die Romane der Jahre 1963 - 1965 besser und kreativer als die späteren zu sein. Ich mag mich da täuschen, doch es scheint, als wäre das Bild vom armen Poeten nichts anderes als eine Verklärung der Realität.

Insgesamt hat mir der Zyklus aber gut gefallen. Die ersten 6 Romane kannte ich schon aus den Bastei-Ausgaben, die späteren habe ich mit großem Interesse hier das erste Mal gelesen. Eigentlich sind alle Geschichten recht kreativ, wenngleich sie oftmals identische Versatzstücke (etwa die Reibereien zwischen Yal und Gul Vop) enthalten. Und sie wirken auch heute, mehr als 50 Jahre nach ihrer Entstehung noch frisch und wenig gealtert.

Yal, der Weltraumreporter
Teil 01 : Der Ewige
Teil 02 : Kolumbus der Milchstraßen
Teil 03 : Der Sternbaron
Teil 04 : Falschmeldungen vom Sagittarius
Teil 05 : Sondereinsatz Trifid-Nebel
Teil 06 : Im Para-Dschungel
Teil 07 : Herr über 1000 Sonnen
Teil 08 : Das Geheimnis der Zyklopen
Teil 09 : Verbindung kommt
Teil 10 : Planet R-987

Thomas Harbach : Yal, der Weltraumreporter

Mittwoch, 22. April 2015

TERRA SF inside - Rezensionen aus TRANSGALAXIS und ANDROMEDA

Auf der LKS von Heft 525 vom 23.06.1967 werden Rezensionen aus TRANSGALAXIS und ANNDROMEDA abgedruckt :


Die Lesermeinungen von damals finde ich immer wieder interessant. Allerdings habe ich das Gefühl, daß kritische und negative Buchbesprechungen nicht abgedruckt wurden. Verständlich, aber doof. Weiss jemand, ob es damals kritischere Stimmen gab und hat jemand da Scans von ?

TERRA SF 535 - Joan Hunter Holly : Die fremden Schatten


Joan Hunter Holly : Die fremden Schatten (The gray Aliens)
Terra SF 535, 25.08.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1963
Aus dem Amerikanischen von Birgit Ress-Bohusch
Titelbild : Karl Stephan


Plötzlich werden die Menschen von schwarzen Schatten angegriffen und verschwinden, wenn sie von diesen Schatten eingehüllt werden. Alexander Kirkland findet heraus, daß diese Schatten nur eine weitere Existenzstufe der Menschen sind. Zusammen mit den Geistern der Toten bilden Schatten und physisch lebende Menschen eine Einheit.

Obwohl ein interessantes Gedankenspiel, bleibt der Roman doch belanglos. Bevölkert von den Archetypen seiner Zeit ist er inhaltlich nicht weiter interessant, ein typischer Fall von Ideen-SF. Allerdings schreibt J. Hunter Holly stilistisch einfach schön, es macht mir immer wieder Spaß, einen ihrer Romane zu lesen.

Dienstag, 21. April 2015

TERRA SF inside - Ein Bericht vom SFCD-Con 1967

Auf der LKS von Heft 523 vom 09.06.1967 berichtet Walter Ernsting über den SFCD-Con 1967 auf Burg Marquardtstein. Ich bin ja nicht so der regelmäßige Con-Besucher, aber mir kommt es so vor, als hätte sich seit damals wenig verändert.

TERRA SF 534 - Raymond F. Jones : Außenseiter dieser Welt



Raymond F. Jones : Außenseiter dieser Welt
Terra SF 534, 18.08.1967
Deutsche Erstausgabe
Aus dem Amerikanischen von Birgit Ress-Bohusch
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Stories
Außenseiter dieser Welt (The non-statistical man, 1956)
Die tödlichen Steine (The moon is death, 1953)


Eine Novelle und eine Kurzgeschichte von Raymond F. Jones, der die literarische Vorlage von "Metaluna IV antwortet nicht" geschrieben hat. Die erste, "The non-statistical man" nimmt mit knapp 57 Seiten praktisch das ganze Heft ein. Erzählt wird die Geschichte von Charles Bascomb, der Intuition lernt und damit den logisch denkenden Menschen überlegen ist. Sehr flüssig geschrieben, liest sich einfach nur so weg. Hat allerdings einige Macken, diese Story. Dies wird am besten von Alex Kasman, einem Mathematiker am Charleston-College beschrieben :
In this short story, insurance adjuster Charles Bascomb comes up against his greatest enemy: intuition. The story presents mathematics (especially statistics and logic) as one way man can deal with reality. However, Bascomb encounters a proponent of an alternative and -- so he claims -- better way to make decisions that through statistics. This retired psychology professor offers courses that enhance one's intuitive abilities. Using terms like correlating affinities and cosmic mono-regression he sells little pills that seem to work wonders (for instance, the people taking them know to buy insurance right before something bad happens to them...which is not very good from the insurance company's point of view!)

The story is well written and compelling, but it has a 1950's sexism which does not age well. (Didn't readers in the 50's ever tire of that old stereotype of men being logical and scientific while women were almost magically intuitive?!?)
MathFiction

Die zweite Geschichte ist ganz witzig, danach speichert das lunare Gestein Zeitenergie und lässt die Astronauten, die auf dem Mond landen, rapide altern. Kleine Geschichte, interessanter Plot, ansonsten aber nicht weiter bemerkenswert.

Fanpage RAYMOND F. JONES

Montag, 20. April 2015

TERRA SF inside - Richard Koch über "Irdisches Werden"

In Heft 522 vom 02.06.1967 ist auf der LKS ein Teaser eines Artikels von Richard Koch enthalten. Er erzählt von Theorien zur Erdentstehung auf dem wissenschaftlichen Level von 1967. Teaser insofern, als er auf TERRA EXTRA einen deutlich größeren Artikel oder eine Artikelserie veröffentlicht hat. Kommt später.

Horus W. Odenthal : Stadt des Zwielichts / Geist von Stahl und Feuer



Horus W. Odenthal : Stadt des Zwielichts / Geist von Stahl und Feuer
Createspace 2014
Taschenbücher, ca. 140 Seiten, 6,95 €
auch als eBooks (ab 0,00 €) erhältlich
Titelbilder : ?


Unsere Welt. Heute. Eine Stadt an der Westküste der USA.

Die Stadt des Zwielichts wird sie zuweilen von ihren Einwohnern genannt. Ein gespenstisches Unwetter braut sich über ihr zusammen. Doch Richard Powys vermag die dunklen und bedrohlichen Vorzeichen zu lesen. Die wilde Zeit des Interregnums naht, und die Diener der Verlorenen Hierarchien sind ihm bereits auf den Fersen.


Jem vanRey und Cat Bertini leben ihr ganz normales Leben. Doch von einem auf den anderen Tag wird für sie und die Menschen ihres Umfelds alles anders. Das Rad der Welten hat erneut begonnen sich zu drehen.


Sie sind überall. Sie lauern irgendwo am Rande deines Blickfeldes, niemals wirklich sichtbar. Sie sind die flüsternde Stimme unter dem Alltags-Summen der Stadt. Sie sind der Atemhauch, der kalt deinen Nacken streift. Mag sein, dass du sie nicht siehst, aber so sicher wie die Hölle heiß ist … sie sehen dich.
Klappentext

Hier beginnt die eigentliche Geschichte von Jem und Cat, den Hauptpersonen in der Novelle "Twilight Road". Sehr langsam, aber doch konsequent und zielgerichtet, baut sich die Geschichte auf. Der Leser weiß, worauf es hinausläuft, und kann doch nicht aufhören, weiterzulesen.

Das liegt weniger an der Story an sich. Die ist eine typische Urban Fantasy-Geschichte, bei der das phantastische Universum sich mit unserer eher prosaischen Welt überlappt. Der Plot ist also definitiv nichts Neues - was ich ziemlich mutig finde. Denn bei so einem Standard-Plot müssen die anderen Bestandteile schon überdurchschnittlich sein, wenn man als Leser den Roman nicht als langweiligen x-ten Aufguss empfinden soll.

Und tatsächlich sind hier einige sehr wohl überdurchschnittliche Facetten, die die Geschichte interessant machen. Das, was mir als erstes bereits bei den Novellen auffiel, ist der bildhafte Stil. Odenthal schildert eine amerikanische Kleinstadt, wie wir so schon aus unendlich vielen Filmen und Serien kennen. Er verlässt sich auf diese unsere Erinnerungen und schildert die Szenerie so, daß man sie ziemlich deutlich vor Augen hat. Noch nicht ganz so bildhaft wie Thomas Elbel, aber schon sehr nahe dran.

Dieser bildhafte Stil macht Spaß und hält den Leser bei der Stange. Die Geschichte entfaltet sich und als die phantastischen Elemente auftreten, kommt ein weiterer Vorzug der "Twilight Road" zum tragen : Die Phantastik ist phantastisch. Hört sich im ersten Moment ziemlich banal an, aber Horus W. Odenthal bemüht sich deutlich, in den phantastischen Elementen doch etwas vom Standard abzuweichen. Nicht viel – als guter alter Rollenspieler kennt man die Facetten einfach zu gut – aber doch merkbar. Und sparsam dosiert, sozusagen in homöopathischen Dosen. Ich muß mal schauen, ob ich mir die weiteren Bände besorge und mir noch eine weitere Serie ans Bein binde. Aber gefallen hat mir die "Twilight Road", wer nach einer interessanten und spannenden Serie sucht, ist hier durchaus richtig.

Sonntag, 19. April 2015

Horus W. Odenthal : Twilight Road



Horus W. Odenthal : Twilight Road
Taschenbuch, 76 Seiten, 3,95 €
auch als kostenloses eBook erhältlich
CreateSpace 2014
ISBN 978-1505377699
Titelbild : ?


Die Stadt des Zwielichts wird sie zuweilen von ihren Einwohnern genannt. Und die Twilight Road ist einer ihrer geheimnisvollen Orte, an denen die Wirklichkeit manchmal verschwimmen kann und etwas anderes, Unerklärliches durchsickert.

Wenn der Wind aus der Wüste weht und den Hauch ihrer Mysterien mit sich trägt, können auf der Twilight Road merkwürdige Dinge geschehen

Jem und Cat, zwei Verliebte wollen sich in einer Samstagnacht eigentlich nur amüsieren. Sie ahnen nicht, dass dies zu einem Trip in die Tiefen ihrer eigenen Seelen und ins Herz des Mysteriums der Twilight Road wird.
Klappentext

Durch Werbung auf Facebook aufmerksam geworden, habe ich mir ein paar der Romane von Horus W. Odenthal besorgt. Ich war einfach einmal neugierig, was sich hinter seiner Werbung verbirgt.

Der erste Band ist – nein, zunächst einmal etwas zur Papierausgabe. Via CreateSpace produziert ist es eine gelungene Mischung aus Heftroman und Taschenbuch, schmal, aber gut geleimt, liegt gut in der Hand und sieht nicht schlecht aus. Alle Bände gleich hoch, sehen auch vom Rücken her gut aus. Ich finde es bemerkenswert, wie hier mit Sorgfalt eine Papier-Sammlerausgabe produziert wird, das hat was.

Weiter zum Inhalt : Zwei Kurzgeschichten / Novellen, Einführungen in die "Twilight Road". Sie sind den eigentlichen "Twilight Rooad"-Romanen zeitlich vorangestellt und bieten sich in hervorragender Weise an, Bekanntschaft mit dem Autor zu schließen. Denn sie sind zumindestens typisch für die "Twilight Road"-Romane.

In der ersten Geschichte werden wir mit Jem und Cat bekanntgemacht, den beiden Protagonisten der weiteren Bände. Der Autor erzählt eine frühere Begebenheit in ihrem Leben und lässt sehr schön die Mystery und Urban Fantasy wirken. In der zweiten Geschichte geht es um Lopez, eine Frau die zurück in ihr Heimatkaff kommt. Kann ich noch nicht so richtig einordnen, las sich aber auch nett.

Insgesamt kann man diesen Band als Schnupperlektüre empfehlen, er macht Lust auf mehr. Da es ihn auch als kostenloses eBook auf Amazon gibt, empfehle ich jedem, sich sein eigenes Bild zu machen. Was mir daran besonders gefallen hat erzähle ich morgen in meinem Kommentar zu den weiteren Bänden der Serie.

Samstag, 18. April 2015

HUGO Nominierungen 2015


Offizielle Seite der HUGO Awards

Ursprüngliches Posting-Datum : 12.04.2015
aktualisiert : 18.04.2015

Best Novel (1827 nominating ballots, 587 entries, range 256-387 212-387)
  • Ancillary Sword, Ann Leckie (Orbit US/Orbit UK)
  • The Dark Between the Stars, Kevin J. Anderson (Tor Books)
  • The Goblin Emperor, Katherine Addison (Sarah Monette) (Tor Books)
  • Lines of Departure, Marko Kloos (47North) vom Autor zurückgezogen
  • Skin Game, Jim Butcher (Orbit UK/Roc Books)
  • The Three Body Problem, Cixin Liu, Ken Liu translator (Tor Books) Nachrücker

Anmerkung : The Three-Body Problem wurde auf Chinesisch bereits 2008 veröffentlicht. Die 2014er Ausgabe von Tor war die erste englischsprachige, die damit laut den HUGO-Statuten wieder wählbar ist.


Best Novella (1083 nominating ballots, 201 entries, range 145-338)
  • Big Boys Don’t Cry, Tom Kratman (Castalia House)
  • “Flow”, Arlan Andrews, Sr. (Analog, 11-2014)
  • One Bright Star to Guide Them, John C. Wright (Castalia House)
  • “Pale Realms of Shade”, John C. Wright (The Book of Feasts & Seasons, Castalia House)
  • “The Plural of Helen of Troy”, John C. Wright (City Beyond Time: Tales of the Fall of Metachronopolis, Castalia House)

Anmerkung : Both Big Boys Don’t Cry and One Bright Star to Guide Them were previously published in much shorter versions, and were significantly expanded to novella-length in their 2014 publication. Following previous precedents, for the purposes of the 2015 Hugos they are designated as new works.


Best Novelette (1031 nominating ballots, 314 entries, range 165-267 72-267)
  • “Ashes to Ashes, Dust to Dust, Earth to Alluvium”, Gray Rinehart (Orson Scott Card’s InterGalactic Medicine Show, 05-2014)
  • “Championship B’tok”, Edward M. Lerner (Analog, 09-2014)
  • “The Day the World Turned Upside Down”, Thomas Olde Heuvelt, Lia Belt translator (Lightspeed, 04-2014) Nachrücker
  • “The Journeyman: In the Stone House”, Michael F. Flynn (Analog, 06-2014)
  • “The Triple Sun: A Golden Age Tale”, Rajnar Vajra (Analog, 07/08-2014)
  • “Yes, Virginia, There is a Santa Claus”, John C. Wright (The Book of Feasts & Seasons, Castalia House) wurde bereits 2013 online veröffentlicht, daher für 2014 nicht mehr wählbar


Best Short Story (1174 nominating ballots, 728 entries, range 151-230 132-226)
  • “Goodnight Stars”, Annie Bellet (The End is Now (Apocalypse Triptych Book 2), Broad Reach Publishing) vom Autor zurückgezogen
  • “On A Spiritual Plain”, Lou Antonelli (Sci Phi Journal #2, 11-2014)
  • “The Parliament of Beasts and Birds”, John C. Wright (The Book of Feasts & Seasons, Castalia House)
  • “A Single Samurai”, Steven Diamond (The Baen Big Book of Monsters, Baen Books) Nachrücker
  • “Totaled”, Kary English (Galaxy’s Edge Magazine, 07-2014)
  • “Turncoat”, Steve Rzasa (Riding the Red Horse, Castalia House)

Best Related Work (1150 nominating ballots, 346 entries, range 206-273)
  • “The Hot Equations: Thermodynamics and Military SF”, Ken Burnside (Riding the Red Horse, Castalia House)
  • Letters from Gardner, Lou Antonelli (The Merry Blacksmith Press)
  • Transhuman and Subhuman: Essays on Science Fiction and Awful Truth, John C. Wright (Castalia House)
  • “Why Science is Never Settled”, Tedd Roberts (Baen.com)
  • Wisdom from My Internet, Michael Z. Williamson (Patriarchy Press)

Best Graphic Story (785 nominating ballots, 325 entries, range 60-201)
  • Ms. Marvel Volume 1: No Normal, written by G. Willow Wilson, illustrated by Adrian Alphona and Jake Wyatt, (Marvel Comics)
  • Rat Queens Volume 1: Sass and Sorcery, written by Kurtis J. Weibe, art by Roc Upchurch (Image Comics)
  • Saga Volume 3, written by Brian K. Vaughan, illustrated by Fiona Staples (Image Comics))
  • Sex Criminals Volume 1: One Weird Trick, written by Matt Fraction, art by Chip Zdarsky (Image Comics)
  • The Zombie Nation Book #2: Reduce Reuse Reanimate, Carter Reid (The Zombie Nation)

Best Dramatic Presentation, Long Form (1285 nominating ballots, 189 entries, range 204-769)
  • Captain America: The Winter Soldier, screenplay by Christopher Markus & Stephen McFeely, concept and story by Ed Brubaker, directed by Anthony Russo and Joe Russo (Marvel Entertainment, Perception, Sony Pictures Imageworks)
  • Edge of Tomorrow, screenplay by Christopher McQuarrie, Jez Butterworth, and John-Henry Butterworth, directed by Doug Liman (Village Roadshow, RatPac-Dune Entertainment, 3 Arts Entertainment; Viz Productions)
  • Guardians of the Galaxy, written by James Gunn and Nicole Perlman, directed by James Gunn (Marvel Studios, Moving Picture Company)
  • Interstellar, screenplay by Jonathan Nolan and Christopher Nolan, directed by Christopher Nolan (Paramount Pictures, Warner Bros. Pictures, Legendary Pictures, Lynda Obst Productions, Syncopy)
  • The Lego Movie, written by Phil Lord & Christopher Miller, story by Dan Hageman, Kevin Hageman, Phil Lord & Christopher Miller, directed by Phil Lord & Christopher Miller (Warner Bros. Pictures, Village Roadshow Pictures, RatPac-Dune Entertainment, LEGO System A/S, Vertigo Entertainment, Lin Pictures, Warner Bros. Animation (as Warner Animation Group))

Best Dramatic Presentation, Short Form (938 nominating ballots, 470 entries, range 71-170)
  • Doctor Who: “Listen”, written by Steven Moffat, directed by Douglas Mackinnon (BBC Television)
  • The Flash: “Pilot”, teleplay by Andrew Kreisberg & Geoff Johns, story by Greg Berlanti, Andrew Kreisberg & Geoff Johns, directed by David Nutter (The CW) (Berlanti Productions, DC Entertainment, Warner Bros. Television)
  • Game of Thrones: “The Mountain and the Viper”, written by David Benioff & D. B. Weiss, directed by Alex Graves ((HBO Entertainment in association with Bighead, Littlehead; Television 360; Startling Television and Generator Productions)
  • Grimm: “Once We Were Gods”, written by Alan DiFiore, directed by Steven DePaul (NBC) (GK Productions, Hazy Mills Productions, Universal TV)
  • Orphan Black: “By Means Which Have Never Yet Been Tried”, ” written by Graham Manson, directed by John Fawcett (Temple Street Productions, Space/BBC America)

Best Editor, Short Form (870 nominating ballots, 187 entries, range 162-279)
  • Jennifer Brozek
  • Vox Day
  • Mike Resnick
  • Edmund R. Schubert
  • Bryan Thomas Schmidt

Best Editor, Long Form (712 nominating ballots, 124 entries, range 166-368)
  • Vox Day
  • Sheila Gilbert
  • Jim Minz
  • Anne Sowards
  • Toni Weisskopf

Best Professional Artist (753 nominating ballots, 300 entries, range 136-188 118-188)
  • Julie Dillon
  • Jon Eno kein relevantes SF-Werk in 2014, daher nicht zugelassen
  • Nick Greenwood
  • Kirk DouPonce Nachrücker
  • Alan Pollack
  • Carter Reid

Best Semiprozine (660 nominating ballots, 100 entries, range 94-229)
  • Abyss & Apex, Wendy Delmater editor and publisher
  • Andromeda Spaceways In-Flight Magazine, Andromeda Spaceways Publishing Association Incorporated, 2014 editors David Kernot and Sue Bursztynski
  • Beneath Ceaseless Skies, edited by Scott H. Andrews
  • Lightspeed Magazine, edited by John Joseph Adams, Stefan Rudnicki, Rich Horton, Wendy N. Wagner, and Christie Yant
  • Strange Horizons, Niall Harrison, editor-in-chief

Best Fanzine (576 nominating ballots, 162 entries, range 68-208)
  • Black Gate, edited by John O’Neill
  • Elitist Book Reviews, edited by Steven Diamond
  • Journey Planet, edited by James Bacon, Christopher J Garcia, Colin Harris, Alissa McKersie, and Helen J. Montgomery
  • The Revenge of Hump Day, edited by Tim Bolgeo
  • Tangent SF Online, edited by Dave Truesdale

Best Fancast (668 nominating ballots, 162 entries, range 69-179)
  • Adventures in SF Publishing, Brent Bower (Executive Producer), Kristi Charish, Timothy C. Ward & Moses Siregar III (Co-Hosts, Interviewers and Producers)
  • Dungeon Crawlers Radio, Daniel Swenson (Producer/Host), Travis Alexander & Scott Tomlin (Hosts), Dale Newton (Host/Tech), Damien Swenson (Audio/Video Tech)
  • Galactic Suburbia Podcast, Alisa Krasnostein, Alexandra Pierce, Tansy Rayner Roberts (Presenters) and Andrew Finch (Producer)
  • The Sci Phi Show, Jason Rennie
  • Tea and Jeopardy, Emma Newman and Peter Newman

Best Fan Writer (777 nominating ballots, 265 entries, range 129-201)
  • Dave Freer
  • Amanda S. Green
  • Jeffro Johnson
  • Laura J. Mixon
  • Cedar Sanderson

Best Fan Artist (296 nominating ballots, 198 entries, range 23-48)
  • Ninni Aalto
  • Brad W. Foster
  • Elizabeth Leggett
  • Spring Schoenhuth
  • Steve Stiles

The John W. Campbell Award for Best New Writer (851 nominating ballots, 220 entries, range 106-229)
Award for the best new professional science fiction or fantasy writer of 2013 or 2014, sponsored by Dell Magazines. (Not a Hugo Award, but administered along with the Hugo Awards.)

  • Wesley Chu*
  • Jason Cordova
  • Kary English*
  • Rolf Nelson
  • Eric S. Raymond
*Finalists in their 2nd year of eligibility.

Freitag, 17. April 2015

HUGO Award 2015 - Sad Puppies and Social Justice Warriors (IV)

In der Zwischenzeit haben sich die Nominierungen auch geändert. Eine Story von John C. Wright war von ihm bereits 2013 auf seinem Blog veröffentlicht worden und ist damit nicht mehr für den HUGO 2015 relevant. Das ist anders als 2005/2006, als John Scalzi sein "Old Man's War" erst 2002 elektronisch und später dann als Buch veröffentlichte. Die HUGO-Regularien haben sich seitdem angepasst, ich finde es faszinierend, daß eine reine Blog-Veröffentlichung bereits als Publikation gilt. Da scheinen die HUGO-Regularien ganz nah an der aktuellen Technik zu sein. Ebenfalls gestrichen wurde der Künstler Jon Eno, der im betreffenden Jahr nichts für den HUGO relevantes veröffentlicht hat.

Beides ist zwar schade, aber in Ordnung. Nicht in Ordnung ist dagegen, daß Marko Kloos und Annie Bellet entnervt von den Pöbeleien und Mobbing-Attacken [Diskussion in den Kommentaren, GRRM widerspricht dieser Sichtweise vehement. Ich kann allerdings die Kommentare von Annie Bellet und den extremen Ausfall von Marko Kloos gegen Vox Day (gegenüber dem er sich im Nachgang entschuldigt hat) nur als Reaktionen auf Pöbeleien und Mobbing-Attacken interpretieren. Aber, wie Frank Böhmert deutlich zeigt : Es ist eine Interpretation.] ihre Werke zurückgezogen haben. Einerseits sollte man zu seinen Geschichten stehen und sich durch derartige Tiraden nicht irritieren lassen, etwas mehr Rückgrat erwarte ich schon von internationalen Künstlern. Andererseits kann ich verstehen, daß sie keinen Bock auf die ekelhaften Angriffe der SJWs haben, alleine die Kommentare auf Facebook sind schon sehr grenzwertig. Aber es ist schon interessant, daß kein Aufschrei durch die Gemeinde geht. Mal ernsthaft : Reicht es aus, Leute anzupöbeln und fertigzumachen, um eigene pekuniäre und ideologische Interessen durchzusetzen ? Wo ist der Shitstorm gegen diese unfairen Pöbeleien, die nach einer demokratischen Abstimmung auf die Sad Puppies niedergingen ? Widerwärtig, einfach nur widerwärtig. Die HUGO-Administratoren haben jedenfalls das einzig Richtige in dieser Situation gemacht : Sie haben die beiden zurückgezogenen Werke (von denen nach einer ersten Analyse eines höchstwahrscheinlich den HUGO gewonnen hätte) durch Nachrücker ersetzt und dann die Liste geschlossen. D.h. Nachrücker wird es nicht mehr geben, ein weiteres Mobben der Nominierten ist sinnfrei. Hoffen wir, daß es damit dann ein Ende hat.

Aber es gibt ja nicht nur negative Reaktionen. Tatsächlich bin ich persönlich von einigen Kommentaren und Reaktionen sehr positiv überrascht worden. Paradebeispiel dafür ist George R. R. Martin, der sich auf seinem Blog ausführlich mit den HUGO-Nominierungen auseinandergesetzt hat. Ich bin zwar oftmals anderer Meinung, vieles von dem, was er schreibt, sind auch sentimentale und verklärte Reminiszenzen an die SF-Szene der 70er. Aber zum himmelherrgottnochmal, wenn mehr Leute so denken würden wie GRRM hätte es die Sad Puppy-Bewegung gar nicht gegeben. Ich habe seine Beiträge jedenfalls gerne gelesen und hoffe, daß er sich weniger mit der Fortsetzung von "Game of Thrones" beschäftigt und mehr SF à la "Armageddon Rag" schreibt. Und nachdem ich, ziemlich gefrustet von den GoT-Romanen, aufgehört habe, ihn zu lesen, werde ich jetzt, nach diesen Blogbeiträgen, mich einmal nach moderneren Sachen von GRRM umgucken. [Ich weise an dieser Stelle darauf hin, daß jeder Kommentar, der sich damit beschäftigt, daß GRRM lieber weiter an GoT schreiben sollte, statt sich um den HUGO zu kümmern, stillschweigend gelöscht wird.]

Abstimmen beim HUGO kann man, wenn man für $40 eine Mitgliedschaft (inklusive Eintritt) beim Worldcon kauft. Dies ist, wie ich einem Thread von Pat Cadigan entnehmen konnte, für einige zu teuer. Davon kann man halten was man will, ich bin in einer sehr komfortablen Position und kann das gar nicht bewerten. Mary Robinette Kowal hat dann ein herausragendes Beispiel gesetzt und für 10 Leute (deren Auswahl sie sich vorbehält) diese Mitgliedschaft beim Worldcon gesponsort :
I will buy a supporting membership to WorldCon for ten people, chosen at random, who cannot afford it. I am in no way constraining how that member nominates or votes. All I ask is that you read the nominations and join the conversation.
MRK

Dies setzte eine Lawine in Gang. Weitere HUGO-Nominierte, Autoren und Fans meldeten sich bei ihr, so daß Mary Robinette Kowal am Ende bereits vorausschauend jede HUGO-Nominierung für 2016 ablehnen musste :
After a lot of thought, my plan is to decline any potential Hugo nominations next year, since it’s been pointed out to me that people who benefit from this will also be eligible to nominate next year. When it was only ten nominations, that didn’t seem like it would sway anything. Seventy-five? It feels unethical to take advantage of any partiality that might create.
Tatsächlich sind es heute bereits 81 gesponsorte Mitgliedschaften, die über Mary Robinette Kowal zu Verfügung stehen (bzw. standen). Ihr Beispiel hat Schule gemacht, viele weitere gesponsorte Worldcon-Mitgliedschaften stehen zur Verfügung, einige davon sind in dem oben verlinktem Blogeintrag enthalten. Um mich selber zu zitieren : Das Endergebnis wird sein, daß der HUGO, der noch vor ein paar Jahren von nicht einmal 500 Leuten gewählt wurde, wieder zu einer weltweiten Institution in der SF/F wird. Und zu einem virtuellem und RL-Happening, an dem sich Fans aus aller Welt in Massen beteiligen, darüber diskutieren und die Nominierten feiern. Hoffe ich jedenfalls. In diesem Sinne : Daumen hoch für Mary Robinette Kowal !

Das schönste allerdings, daß ich bei diesem HUGO gesehen habe, war die Freude von Kevin J. Anderson über seine Nominierung. Ich bin ja nun weiß Gott kein Freund der Dune-Nachfolgebände, aber seinen Blog habe ich vor einiger Zeit entdeckt, und da kam er sehr sympathisch rüber. Und seine Freude über die Nominierung war angenehm und stellt deutlich dar, was so ein Preis wie der HUGO sein sollte. Von daher : Congrats, Kevin !

Und so enttäuscht, wie ich von den Pöbeleien und Gehässigkeiten von David Gerrold, Adam-Troy Castro, Connie Willis, von den Sticheleien Pat Cadigans, von den Unflätigkeiten vieler anderer, die offenbar den Worldcon und den HUGO für eine geschlossene Veranstaltung, zu der nur sie Zutritt haben, betrachten, so positiv bin ich doch von den beiden obigen und einigen anderen, leiseren Reaktionen überrascht. Ich bin jetzt einmal gespannt, wie es weitergeht. Ich hoffe, daß das was Tade Thompson geschrieben hat, für den HUGO 2016 wahr wird : "I own SFF fandom, and so do you. Take the hit, go to your corner, get refreshed, and come out swinging."

Linkliste

George R. R. Martin
Not a blog
Puppygate
Me and the Hugos
Blogging for Rockets
Where's the Beef?
What Now?
Hatespeech
Reading for Rockets
A Reply to Larry Correia
Meanwhile, Back at the War
On the Darkling Plain

Mary Robinette Kowal
Please stop with the death threats and the hate mail
Talk with me about being a fan of science fiction and fantasy

Larry Correia
Monster Hunter Nation
Sad Puppies Update: Honesty from the Other Side
Sad Puppies Update: The Melt Down Continues
Sad Puppies Update: The Nominees Announced and Why I Refused My Nomination
A letter to the SMOFs, moderates, and fence sitters from the author who started Sad Puppies
Addendum to Yesterday’s Letter
A response to George R. R. Martin from the author who started Sad Puppies
Last SP post for the week, to my people, don’t blame Tor
George R. R. Martin responds
Well, this sucks
I’m not Vox Day

Brad R. Torgersen
Blog
Stealing the Enterprise
The peasant revolt will be televised
Entertainment Weekly guilty of libel?
A dispatch from Fort Living Room
Sad Puppies 3: The Judgment of Solomon
Vox plays chicken with Worldcon
Sad Puppies 3: were they contacted?
Flaming rage nozzles of tolerance
Personal unpersoning
Two Hugo final ballot changes, and a question
Tribalism is as tribalism does
Sad Puppies: We are not Rabid Puppies

Sarah A. Hoyt : According to Hoyt
Vox Day (genau : VOX DAY !!) : Vox populi
Difficult Run : Some Sad Puppy Data Analysis







HUGO Award 2015 - Sad Puppies and Social Justice Warriors (III)

Ächz, ein paar Tage sind ins Land gegangen, und die Social Justice Warriors haben sich mehr und mehr als intoleranter abgeschlossener Zirkel geoutet, zu dem Außenstehende weder Zutritt bekommen sollen noch erwünscht sind. Bedauerlicherweise sind auch einige Autoren, von denen ich literarisch eigentlich immer viel gehalten habe, an diesen Hetzkampagnen und Haßtiraden beteiligt. Ich versuche das einmal, der Reihe nach zu schildern.

Von dem Dialog zwischen George R. R. Martin und Larry Correia habe ich ja schon gesprochen. Das ist der einzige zivilisierte Dialog, der zwischen den beteiligten Parteien aufgekommen ist. Ansonsten wurden Haßtiraden gegen Sad Puppies und jeden, der sich nicht der etablierten SJW-Clique anschloss, ausgestoßen. Sehr unangenehm, widerlich, wie Jakob Schmidt sagen würde. So widerlich, daß Mary Robinette Kowal und George R. R. Martin sich öffentlich an ihre Fans wandten, um weitere Beschimpfungen und Todesdrohungen gegen Larry Correia, Brad Torgersen und andere Sad Puppy-Supporter zu unterbinden. Hatespeech / Please stop with the death threats and the hate mail

Was ich persönlich höchst interessant fand, ist die Tatsache, daß Teresa Nielsen Hayden und andere SJW bereits weit vor der Veröffentlichung der Nominierungen wussten, daß die Sad Puppies die Nominierungen dominieren würden (Link). Meiner Meinung nach nicht durch Indiskretionen der HUGO-Administratoren (die ich persönlich für absolut integer halte), sondern durch den Mokassintelegraphen, mit denen ihre Gruppe untereinander kommuniziert. Das ist vollkommen in Ordnung, nichts Negatives daran auszusetzen - allerdings wurde vorher immer behauptet, daß eine solche Kommunikation überhaupt nicht stattfindet. Und daß Leute, die so etwas behaupten, unverschämte Lügner seien.

Aber egal, mit der Bekanntgabe der Nominierungen ging der Shitstorm der SJW gegen die Sad Puppies los, denen alles mögliche unterstellt wurde. Prominent wieder einmal die Haydens, die als Tor-Angestellte direkt finanziell von diesem Desaster ihrer eigenen Slate betroffen waren. In ihrem Blog wurde sofort unterstellt, daß gar keine echten Fans abgestimmt haben, sondern man sich nicht-SF-Lesern aus dem Gamergate-Umfeld als billiges Wahlvieh bedient hätte (Link / Link). Ich lasse einmal dahingestellt, ob man solche Beleidigungen akzeptieren muß. Wie üblich hat sich weder von den Gemäßigten noch von den Sad Puppies irgendjemand gegen diese Unterstellungen gewehrt.

Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs und die Haydens sind noch harmlos gegenüber einigen anderen Kommentaren, die ich in den letzten Wochen gelesen habe. Es wurde und wird vehement behauptet, daß durch die Sad Puppy-Kampagne der HUGO-Wahlprozess zerstört worden wäre - obwohl eben diese Kampagnen, wie GRRM, Dave Freer und viele andere Autoren bestätigen, seit Jahren und Jahrzehnten gang und gäbe sind. Ich zitiere da mal einen Tor-Offiziellen :
I’m asking people to vote for No Award (not a person named “Noah Ward,” please note), which is the escape clause the rules give us to signal that the process is broken. I don’t expect you to understand how it’s broken. Clearly the principles you’re basing your argument are radically different from mine. In these late days of traditional fandom, as sad as that is, it’s not surprising.
Moshe Feder
Man will sich also gar nicht mit den Nominierungen auseinandersetzen, sondern die Regeln ändern, weil der Prozeß nicht so demokratisch ist, daß nur die In-Group um Hayden/Scalzi/Stross wählen darf. (Haben das die Sad Puppies 2014 nicht exakt vorausgesagt ?) Das ist antidemokratisch und widerlich. Aber man kann das toppen. Ganz locker sogar. Denn auf Facebook hat sich David Gerrold erblödet, die Sad Puppies und ihre Supporter mit der NSDAP zu vergleichen und zu sagen, daß der Prozeß, der zur Bildung der Sad Puppies 3 geführt hat, mit dem Erstarken des Faschismus in den Jahren vor '33 vergleichbar ist. Keine Ahnung, ob der entsprechende Beitrag noch da ist, David Gerrold ist bekannt dafür, bei Gegenwind solche dümmlichen Kommentare schnell zu löschen. Es gibt da kurz nach den HUGO-Nominierungen noch weitere Unverschämtheiten, Beschimpfungen und Hetztiraden. Ich habe keine Lust, diese auch nur annäherungsweise aufzuführen, wer sich dafür interessiert, sei auf Google verwiesen. Oder auf Vox Days Blog, auf dem einige dieser indiskutablen Äußerungen gesammelt sind. (Ja, genau : VOX DAY !)

Interessant auch das Ergebnis der Annahme, die Sad Puppies hätten en bloc abgestimmt. Da unter den SP-Supportern diverse mathematisch und statistisch versierte Leute (oftmals Profis in diesem Bereich) vorhanden sind, konnte nachgewiesen werden, daß die Sad Puppies deutlich weniger homogen abgestimmt haben als die Gruppe um Hayden/Scalzi/Stross. Ich will das gar nicht bewerten, ich finde nur die Chuzpe dieser Leute faszinierend, die Andersdenkenden das unterstellen, das sie selbst mit großem Elan praktizieren.

Und ja, auch diese ganzen Widerwärtigkeiten lassen sich noch toppen. Die SJW, also die Gruppe um Hayden/Scalzi/Stross, hat sich tatsächlich erblödet, justitiable Falschinformationen an befreundete Journalisten weiterzugeben. Paradebeispiel für den Dreck, der veröffentlicht wurde, ist Entertainment Weekly. Ursprünglich veröffentlicht wurde der folgende Text :
Hugo Award nominations fall victim to misogynistic, racist voting campaign
by Isabella Biedenharn


The Hugo Awards have fallen victim to a campaign in which misogynist groups lobbied to nominate only white males for the science fiction book awards. These groups, Sad Puppies and Rabid Puppies (both of which are affiliated with last year’s GamerGate scandal), urged sci-fi fans to become members of the Hugo Awards’ voting body, World Science Fiction Convention, in order to cast votes against female writers and writers of color. Membership only costs $40, and allows members to vote for the 2016 nominations as well as the 2015 nominations, which were just released.
In Anbetracht dessen, daß Frauen, Homosexuelle, Linke und Nicht-Weiße von den Sad Puppies nominiert wurden, ist dieser Artikel sehr fragwürdig. Tatsächlich wurde er auch nach kurzer Zeit massiv redigiert und mit der folgenden "Entschuldigung" versehen :
CORRECTION: After misinterpreting reports in other news publications, EW published an unfair and inaccurate depiction of the Sad Puppies voting slate, which does, in fact, include many women and writers of color. As Sad Puppies’ Brad Torgerson explained to EW, the slate includes both women and non-caucasian writers, including Rajnar Vajra, Larry Correia, Annie Bellet, Kary English, Toni Weisskopf, Ann Sowards, Megan Gray, Sheila Gilbert, Jennifer Brozek, Cedar Sanderson, and Amanda Green.
This story has been updated to more accurately reflect this. EW regrets the error.
Man recherchiert also nicht mehr selber, sondern übernimmt unreflektiert Propaganda einer In-Group ? Das kenn' ich doch irgendwoher.

Am härtesten fand ich dann, daß Brad Torgersen, dessen Frau African-American ist und mit der er ein Kind hat, als frauenverprügelnder weißer Rassist bezeichnet wurde. Diese üble Nachrede ging so weit, daß besorgte Nachbarn seine Frau fragten, ob sie Hilfe brauchen würde. Und im Netz wurde Brad Torgersen vorgehalten, er hätte seine Frau nur geheiratet, um ein Aushängeschild für seinen Rassismus herzeigen zu können. Wie gesagt, alles deutlich nach den Friedensappellen von GRRM und Mary Robinette Kowal.

Ich will jetzt auch hier erst einmal aufhören, möchte aber explizit darauf hinweisen, daß dies alles einzelne Beispiele einer riesengroßen Masse an Pöbeleien und Unflätigkeiten und Sticheleien und Beleidigungen sind, die auf die Sad Puppies und ihre Supporter in den letzten paar Wochen niedergegangen sind. Wie schon nach der Nominierung von Larry Correias "Warbound" 2014 erblöden sich die linken Verteidiger der politisch korrekten Meinung keinem denkbaren Unflat, den man über Andersdenkende auswalzen kann.

to be continued (immer noch)


Sonntag, 12. April 2015

HUGO Award 2015 - Sad Puppies and Social Justice Warriors (II)

(Fortsetzung)

Also die Sad Puppies haben die HUGO-Nominierungen 2015 dominiert. Und jetzt halten wir einmal an und springen ein Jahr zurück, zu den Nominierungen und den Endabstimmungen 2014. Da wurden die SP2-Vorschläge ja abgeschmettert. Sehen wir uns da doch einmal ein paar der Kommentare an :

You’ve seen me snark about it, I’m sure, but now that the voting is over, what did I really think of the “sad puppy” slate of nominees championed by Larry Correia and others? What I thought at the beginning, which was: The folks pushing the slate played within the rules, so game on, and the game is to convince people that the work deserves the Hugo. It does not appear the voters were convinced. As a multiple Hugo loser myself, I can say: That’s the breaks, and better luck another year.
Scalzi, 17.08.2014

Isn’t publishing an entire list of your Hugo nominations with No Award in every category kind of…being a shit?
Damien Walter via Twitter, 31.07.2014

I have not seen any serious proposals to attempt to limit eligibility for the Awards based on the content of the works. What I have seen are "right-wing" people saying that they're sure that "left-wing" people will show up and pass rules prohibiting "those people" (whoever they are) from being on the ballot. These are the sort of oppression fantasy that both the left and right are prone to embracing, and they won't happen. Even if someone would be so foolish as to try to introduce such a tom-fool motion, I predict it would be shot out of the water faster than you can say "Object to Consideration!"
Kommentar eines der unbestechlichen HUGO-Admins in einem Thread auf nielsenhayden.com, 25.04.2014

2014 sagte man also, daß eine Vorschlagsliste völlig ok sei. Man schrieb den Sad Puppies ins Stammbuch, daß es Scheiße sei, würde man, wenn man nicht gewählt würde, "No Award" wählen statt den Besten. Und der Hugo-Admin sagte, daß die "Rechten" sicher seien, daß die "Linken" Regeländerungen durchzusetzen versuchen würden, um die Wählerbasis für den HUGO nach ihrem Gusto zu verkleinern, daß ihm aber erstens zu diesem Zeitpunkt solche Anträge nicht bekannt wären und sie auch vom HUGO-Komittee gnadenlos abgeschmettert würden.

Tja, und jetzt springen wir zurück nach 2015. Und was sehen wir da ? (Ja, es macht mir einen Riesenspaß diesen Gutmenschen ihre eigenen dummen Sprüche wieder zurück in den Rachen zu rammen. Ich kann diese Bevormundungsversuche nicht ab, weder von deutschen Grünen noch von amerikanischen SJWs.) Da schreibt John Scalzi klar und deutlich, daß es besser ist, keinen Preis zu vergeben als den HUGO an diese ekelhaften Leute von den Sad Puppies gehen zu lassen - es sei denn, sie finden Gnade vor seinen Augen (Link). Um mit dem lieben Damien Walter zu sprechen : "John Scalzi, isn't that kind of ... being shit?" Und das Abendland ist von diesen fiesen und bösen Puppies bedroht, auch Christian Endres schreibt, genau wie viele andere amerikanische SJWs, von der "rechten Hand der Dunkelheit", die durch den "rückständig-rechten Beigeschmack der erfolgreichen Sad-Puppies-Offensive" "dem Hugo über Jahre hinweg seine Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit als Kompass für Leser und (ausländische) Verlage" nimmt (Link). Interessanterweise strotzt dieser deutsche Artikel, ebenso wie die amerikanischen dieser Coleur, vor inhaltlichen Fehlern. In Deutschland war man aber dumm genug, den gesamten Artikel mit Links "zum Shop" zu durchsetzen - somit ist klar, worum es bei diesem Aufstand im Wasserglas auch geht : Geld.

Denn die Dominanz bei den HUGOs hat durchaus auch eine finanzielle Komponente, die man nicht unterschätzen sollte. Und obwohl viele der Autoren beider Seiten diesbezüglich absolut unverdächtig sind, zeigt das Beispiel von Heyne/Random House, daß hinter den Nominierungsbemühungen zumindestens von Verlagsseite aus durchaus pekuniäre Interessen stecken. Von daher sollte man das durchaus im Auge behalten, was da abgeht.

Aber wie gesagt, die meisten SF-Autoren beider Seiten sind meiner Meinung nach diesbezüglich unverdächtig, ihnen geht es um die Sache. Wie etwa George R. R. Martin, der in seinem Blog sich zu den diesjährigen HUGO-Nominierungen geäußert hat. Ihm hat die Sad Puppy-Kampagne nicht gefallen - allerdings nimmt er den SJWs und ihren "Argumenten" den Boden unter den Füßen weg. GRRM sagt nämlich beispielsweise, daß Block-Voting ebenso wie Flüsterkampagnen und gegenseitige Absprachen seit Jahrzehnten existieren. Ebenso sagt er, daß die "No Award"-Kampagne der Hayden/Scalzi/Stross-Gruppe ...suboptimal sei. Nun ja, ich sag' da nix zu. Ist seltsamerweise etwas ganz anderes als in den Haßtiraden, die Vox Day, Larry Correia und Brad Torgersen erdulden mussten. Ich empfehle jedem, die Beiträge von GRRM zu lesen. Und sich danach die Antwort von Larry Correia durchzulesen, der einige der verklärten Reminiszenzen von GRRM ins rechte Licht rückt : A response to George R. R. Martin from the author who started Sad Puppies

(to be continued)
Hey, es ist noch nicht vorbei, da kommen noch ein paar Döntjes der SJW.

HUGO Award 2015 - Sad Puppies and Social Justice Warriors (I)



Der HUGO ist ein offener SF-Preis, bei dem sich jeder SF-Fan an den Nominierungen und der endgültigen Entscheidung beteiligen kann (mehr dazu gleich in einem weiteren Beitrag). In den vergangenen Jahren war die Beteiligung nicht wirklich prickelnd, es wurden teilweise weniger als 800 Stimmen abgegeben. Und wie es so ist, wenn sich niemand wirklich für etwas interessiert, hat eine kleine Gruppe den Preis dominiert. Und natürlich ihre eigenen Vorlieben gepusht, wer hätte das nicht ?

Alles kein Problem und absolut ok, wenn diese Gruppe sich nicht als die einzigen echten SF-Fans geriert hätten. Als vor mehreren Jahren Larry Correia nominiert war, fand er die Ablehnung, die er erfahren musste, gar nicht komisch :
I too was nominated for the Campbell for Best New Writer. As a young, new writer, who had grown up reading the great ones, I was super excited by this incredible honor. See, I was born around when you got your Campbell nomination. I was one of those fans who grew up believing it when great authors said things like “this is your award” and “this award belongs to the fans, the readers”.

Because I was naïve.

[...]

So I went out on the internet and started searching my name, trying to find out what the buzz was for the Campbell nominees. I started calling friends who belonged to various writer forums and organizations that I didn’t belong to, asking about what people thought of my books in there.

You know what I found? WorldCon voters angry that a right-wing Republican (actually I’m a libertarian) who owned a gun store (gasp) was nominated for the prestigious Campbell. This is terrible. Did you know he did lobbying for gun rights! It’s right there on his hateful blog of hatey hate hate! He’s awful. He’s a bad person. He’s a Mormon! What! Another damned Mormon! Oh no, there are two Mormons up for the Campbell? I bet Larry Correia hates women and gays. He’s probably a racist too. Did you know he’s part of the evil military industrial complex? What a jerk.

Meanwhile, I’m like, but did they like my books?

No. Hardly any of them had actually read my books yet. Many were proud to brag about how they wouldn’t read my books, because badthink, and you shouldn’t have to read books that you know are going to make you angry. A handful of people claimed to have my read my books, but they assured the others that they were safe to put me last, because as expected for a shit person, my words were shit, and so they were good people to treat me like shit.
Quelle

Kurz zusammengefasst für unsere nicht fließend englisch sprechenden Fans : Larry Correia war nominiert für den Campbell Award (ein Teil der HUGO Awards für den besten Nachwuchs-Schriftsteller) und musste feststellen, daß es der dominierenden Wählergruppe nicht um seine Romane, sondern genau und nur um seine politische Einstellung ging. Deshalb war bereits vor der eigentlichen Abstimmung klar, daß er er (maximal) den letzten Platz belegen würde - obwohl niemand seine Geschichten gelesen hat. Die Gerechtigkeitsliga für die gesamtgesellschaftlich einzig richtige Meinungsbildung (abgekürzt SJW für "Social Justice Warriors") hatte zugeschlagen.

Als Larry Correia dies öffentlich sagte, wurde er als Lügner bezeichnet. (Tatsächlich nannte man ihn noch einiges andere, aber das lassen wir einmal zunächst dahingestellt.) Zusammen mit Vox Day organisierte er alternative Listen möglicher für den HUGO zu nominierende Werke und ...

Stop !

Vox Day ? VOX DAY !
Das männliche enfant terrible der amerikanischen SF. Nett gesagt. Etwas böser wird er auf Lake Hermannstadt beschrieben. Wie man an meiner Wortwahl merkt, bin ich zwar nicht einer Meinung mit Christoph Jarosch, finde aber auch nicht, daß er Unrecht hat. Vox Day aka Theodore Beagle ist ein ganz eigenes Thema. Er ist, genau wie K. Tempest Bradford und N. K. Jemisin, ziemlich pöbelhaft und hat in seinem Blog Vox Popoli einige ziemlich frauenfeindliche ("widerlich" sagte Jakob Schmidt, sehe ich genauso) Beiträge veröffentlicht. Den muß man nicht mögen. Wirklich nicht. Aaaaber : Woher kommt das, warum ist er eigentlich so geworden ? Nun, mir scheint's, als ob er diversen SJW-Hetztiraden mit gleicher Münze heimgezahlt und deshalb nicht nur als SFWA-Vorsitzender abgesetzt, sondern auch ansonsten beschimpft und angepöbelt wurde. Ist zwar alles kein Grund, sich so frauenfeindlich zu gerieren, aber eine Erklärung. Egal, heutzutage ist er ein eigentlich keiner Seite angehörender Anarchist, der immer wieder für Aufruhr sorgt. Und - bedauerlicherweise - einigen SJW-Hetztiraden als einziger gegenhält.

Das war's also zu Vox Day, weiter zum HUGO, der ...

Stop !

Andere Listen, die Nominierungen vorschlagen ? Kann doch eigentlich gar nicht sein. Dem Aufruhr, den die diesjahrige Sad Puppies-Liste (Begriff erkläre ich gleich) hervorgerufen hat, war das doch etwas ganz Neues, das den HUGO Award zu zerstören droht. Tatsächlich aber sind Listen, ebenso wie fandomweite Marketing-Kampagnen gang und gäbe, gerade von Tor.com wird das regelmäßig gemacht. Was auch in keinster Weise zu verurteilen ist, schließlich hat Tor diverse gute SF/F veröffentlicht und ihre Publisher, Patrick und Theresa Nielssen-Hayden sind überzeugte SJW. Hört da irgendwer die Nachtigall trapsen ? Aber nur ganz zart. Zurück zu den Listen, diese wurden seit Jahren von Tor.com und anderen veröffentlicht, ebenso wie die ebenfalls den SJW zugehörigen Autoren Scalzi und Stross ihre Empfehlungen auf ihren Blogs veröffentlicht haben.

Aber hey, das ist weder verwerflich noch irgendwie zu verurteilen. Ich habe für den DSFP doch auch meinen Entscheidungsprozess hier öffentlich gemacht. Und ich bin mir nicht klar, inwieweit die von Thorsten Küper und Michael Iwoleit daraufhin initiierte Diskussion zur Entscheidungsfindung beigetragen hat. Und das ist - mit Verlaub - auch ganz gut und richtig so. Besser als irgendwelche Mauscheleien hinter verschlossenen Türen, die zu Ergebnissen führen, die niemand nachvollziehen kann.

Zurück zu Correia und Vox. Sie haben jetzt eigene, nicht-SJW Science Fiction zu nominieren versucht. Diese Kampagnen haben sie offen und für alle einsehbar im Netz geführt. Und einen Aufruhr sondergleichen verursacht. Ich meine : Vox Day ! VOX DAY ! Der übrigens einen eigenen Verlag Castalia House, angemeldet in Finnland, ins Leben gerufen hat. (Woraufhin übrigens dieses Jahr finnische Fans unter den Generalverdacht gestellt wurden, frauenfeindliche und rassistische Leute zu sein.) Und Larry Correia, ein rechter Waffen- und Rollenspielfetischist. Keine echten SF-Fans, böse, böse. Oder auf SJW-amerikanisch : WrongFans and BadThink. (Wer glaubt, daß ich mir das aus den Fingeern sauge, möge googeln.)

Anyway, SP1 vor drei Jahren habe ich nicht mitgekriegt. Aber SP2 letztes Jahr, als Larry Correia für "Warbound" nominiert war. Ich habe selten so offenen Rassismus und Menschenhaß gesehen wie den, der nach Bekanntwerden dieser Nominierung über diesen Autor ausgeschüttet wurde. Und das Nicht-Gewinnen des Hugos von Correia wurde von den SJW als Zurückweisung eines rassistischen und frauenfeindlichen A*...lochs gefeiert. Um mit Jakob Schmidt zu sprechen : Es war einfach widerlich ! Wer Genaueres wissen will, der möge Larry Correias Beitrag auf seinem Blog lesen : An explanation about the Hugo awards controversy. Wohlgemerkt, dieser Beitrag ist von April 2014.

Dieses Jahr hat die Sad Puppy-Gruppe wieder eine Vorschlagsliste publiziert. Im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren aber weniger politisch orientiert, sondern tatsächlich als Vorschlagsliste für die besten SF-Werke des vorangegangenen Jahres. Denn den Schrott, den man im Jahr 2014 nominiert hat, muß man nun wirklich nicht lesen. Na gut, ist übertrieben. Aber da ist wirklich eine ganze Menge Müll zwischen. Ich will gar nicht einmal Ann Leckie mit ihrem Erstling hier als Beispiel anführen, obwohl selbst Ralf Steinberg im Lesezirkel auf SF-Fan den nur mittelmäßig fand. Und Ralf ist jemand, der jeden Dath als Offenbarung feiert. (Sorry, Ralf, aber Dein lauwarmes Fazit hat mir diesbezüglich echt den Rest gegeben.) Wie gesagt, Ann Leckie ist nicht das Ende der Fahnenstange. Tatsächlich wurde dieser Schrott nominiert : If You Were a Dinosaur, My Love. Jede einzelne Geschichte, die ich in den letzten fünf Jahren für den DSFP gelesen habe, ist besser als dieses Ding. Wir deutschen SF-Fans sollten unsere eigene Slate bilden, wenn das das Beste ist, was die Amis vorzuweisen haben. Iwoleit, Küper und Haubold stecken diese SF-Freaks aber locker in die Tasche, vom Rest einmal abgesehen. Da schreibt ja sogar Dirk van den Boom tiefsinnigere SF.

Egal, die Sad Puppy-Gruppe hat also dieses Jahr wieder eine Vorschlagsliste gebaut. Und sind zu ihrem eigenen Erschrecken weit über das Ziel hinausgeschossen. Unter der Führung von Brad Torgersen haben sie Leute jedes Geschlechts, jeder sexuellen Orientierung, jeder Hautfarbe und jeder politischen Orientierung mit auf ihre Vorschlagsliste genommen, Hauptsache, sein Beitrag zur SF war es wert, nominiert zu werden. Warum ich diese Verschiedenheit so betone ? Weil dieser Vorschlagsliste ("Slate") nachgesagt wurde, nur "rechte" SF zu enthalten, nur von weißen Heteros und nur von Männern zu stammen. Was die Autorinnen Hoyt und Sanderson ganz beonders amüsiert. Einige AutorInnen haben es sich verbeten, für gut genug gehalten zu werden, um von erfolgreichen Schriftstellern vorgeschlagen zu werden. Jim Butcher, der endlich auch auf der HUGO-Nominierungsliste steht, sagte dazu das einzig Richtige : "Wenn Leute meine Romane für gut genug halten, um sie für den HUGO vorzuschlagen, soll ich mich dagegen wehren ?"

Weit übers Ziel hinausgeschossen ist diese Vorschlagsliste deshalb, weil sie dieses Jahr die gesamten HUGO-Nominierungen dominiert. Praktisch nichts von den bisherigen SJW-Vorschlägen der Hayden/Scalzi/Stross-Gruppe ist durchgekommen und hätten Larry Correia und Brad Torgersen nicht ihre eigenen Nominierungen abgelehnt, wäre dieses Jahr auch Ann Leckie wahrscheinlich nicht nominiert worden. Verstärkt wurde das Ganze noch dadurch, daß Vox Day (genau : VOX DAY) eine eigene Slate unter dem Titel "Rabid Puppies" veröffentlicht und durchgepeitscht hat. Mit dem Ergebnis, daß die HUGO-Nominierungen dieses Jahr deutlich gehaltvoller als in den Vorjahren sind. Und deutlich weniger auf WASPs fixiert. WASP, so habe ich es vor Jahrzehnten in der Schule gelernt, ist das Akronym für White Anglo Saxon Persons, und wer sich die HUGO-Gewinner der letzten Jahre ansieht, hat das Gefühl, nur diese Gruppe würde preiswürdige SF schreiben. Aber seltsamerweise wurden von eben diesen WASPs die anderen immer als rassistische Weiße bezeichnet...

(to be continued)




Samstag, 11. April 2015

Anja Bagus / Stefan Holzhauer (Hrsg.) : Staub und Aether



Anja Bagus / Stefan Holzhauer (Hrsg.) : Staub und Aether
Aetherwestern 01
Originalausgabe
Aethermanufaktur 2014
Heftroman, 82 Seiten, 2,50 €
alternativ als eBook erhältlich (1,79 €)
Titelbild : Stefan Holzhauer

enthält die Stories
Kitty-Grace Cunningham : Shunta
Brida Anderson : Für eine Faust voll Federn
Nathaniel T. Jefferson : Fallende Steine
Al McMurphy : Aetherwood


Ætherwestern

Der wilde Westen. Sand knirscht unter den Stiefeln, Sporen klirren; die Männer sind rau, die Frauen auch, und manch einer ist schneller mit der Waffe als mit Worten. Die besten Freunde sind der Sonnenuntergang, das Pferd und die Winchester. Doch die Tänze der verfolgten Ureinwohner wecken den Æther, und mit den grünen Nebeln kommen nicht nur hilfreiche Geister, sondern auch bösartige Scheußlichkeiten.

Unsere Geschichten erzählen von den Siedlern, den Cowboys, den Marshals und den Pinkerton-Detektiven. Sie erzählen auch von mutigen Frauen, von Glücksrittern, Geschäftemachern und von denen, die das Unbekannte nicht scheuen, sei es nun staubgrau oder æthergrün.
Klappentext

Eine witzige Idee, diese Aetherwestern. Ich kannte ja schon die Aetherromane von Anja Bagus ("Waldesruh" habe ich erst gestern kommentiert), so daß diese Western-Stories ein interessantes Add-On für mich darstellten.

Das beginnt schon mit der zweiten und der vorletzten Umschlagseite, auf der Aether-Kleinanzeigen veröffentlicht werden. Im typischen Stil der amerikanischen Kleinanzeigen der vorletzten Jahrhundertwende werden dort Aethermobile, Schweppes, Senf, Rheumatismusöl und Remmingtons angeboten. Hat was !

Auch die Pseudonyme, die so richtig nach "Ich will meinen guten Namen nicht für einen Western verbraten" klingen, sind gelungen. Nur schade, daß die Alias so schnell aufgedeckt werden. Nun, ich werde das hier nicht machen, ich bin da eben ganz eigen. :-)

Aber auch die inhaltliche Komponente kann sich neben der optischen und stilistischen sehen lassen, die Stories sind durch die Bank weg gut. Die ersten beiden Geschichte von Kitty-Grace Cunningham und Brida Anderson nehmen sich klassische amerikanisch-indianische Sagen vor. "Shunta" erzählt von einem Geisterhund, "Für eine Faust voll Federn" von einem Federmonster. "Fallende Steine" ist eine Emanzipationsgeschichte, "Aetherwood" erzählt die etwas andere Geschichte der Siedlung Deadwood. Ein sehr gemischtes Quartett also, das sich in die verschiedensten Szenarien klassischer Western hineinbegibt.

Und jede Story ist gut erzählt und ganz anders als die anderen drei. Mein persönlicher Favorit ist "Für eine Faust voll Federn", der Grusel hier ist einfach klassisch. Aber auch der Humor von "Shunta", die erotischen Passagen aus "Fallende Steine" und die Aether-Transkription in "Aetherwood" sind faszinierend, so daß für die unterschiedlichsten Geschmäcker etwas dabei ist. Meinen Geschmack hat dieses Heft jedenfalls voll getroffen, ich habe jede einzelne Geschichte genossen.

Insgesamt ein sehr gelungener Steampunk/Fantasy/Western, ich hoffe doch sehr, daß noch mehr Hefte dieser Coleur herausgegeben werden.