Donnerstag, 29. Dezember 2016

Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen

Etwas entspannter in den letzten Tagen habe ich mich mehr meiner Bronchitis und meinen Briefmarken denn meinem Blog gewidmet. Und Weihnachten natürlich, obwohl ich sagen muß, daß immer mehr der von mir gekauften Weihnachtsgeschenke online organisiert werden. War nett, war entspannend, aber ich hätte Facebook zulassen sollen. Dieses Jahr scheint ja echt nach einer Vorlage von GRRM abzulaufen, Carrie Fisher, Debbie Reynolds, Knut Kiesewetter...

Anyway, ich sitze jetzt entspannt neben dem "brennenden" Tannenbaum, trinke meinen Tee und warte auf die nächste Portion Hustensaft. Und ich muß mal sehen, wahrscheinlich werde ich für nächste Woche noch ein paar Blogeinträge fertigmachen : Omni, Vektor, The Expanse, Paul Kearney - da ist noch einiges zu tun.



Aber erstmal noch ein paar Bilder vom Tannebaum. Im Gegensatz zu den meisten meiner amerikanischen Freunde wird er bei uns erst an Heiligabend, so etwa ab Mittag, geschmückt. Die Kugeln daran sind ein wildes Sammelsurium, teilweise über Generationen vererbt, zwischen 100 und 1 Jahr alt. Aber eben schön bunt.



In diesem Sinne ein Guten Rutsch allen meinen Bloglesern für 2017 und ein entspanntes Neues Jahr.

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Stefan Burban : Zwischen Ehre und Pflicht



Stefan Burban : Zwischen Ehre und Pflicht
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 320 Seiten, 14,90 €
Titelbild : Allan J. Stark
Auch als Paperback und eBook erhältlich


Das 2. Bataillon des 105. Rangerregiments ist eine auf Guerillataktiken trainierte Eliteeinheit im Kampf gegen die Ruul. Auf unzähligen Welten haben die Berufssoldaten unter dem Kommando von Major Ryan Flynn ihren Wert und ihren Mut unter Beweis gestellt.

Umso frustrierter sind die Rangers, als sie dazu abkommandiert werden, die Miliz auf der abgelegenen Maguire-Kolonie auszubilden. Trotz ihrer Abneigung und Verachtung für die schlecht ausgebildeten Soldaten des Hinterwäldlerplaneten kommen sie ihrer Verpflichtung – wenn auch widerwillig – nach, nicht ahnend, dass der Tod auf den Planeten zurollt.
Klappentext

Und noch ein Burban, ich muß mal mit den Ruul-Romanen aufholen.

Und so wenig mir der letzte Drizil-Roman gefallen hat, so gut gefällt mir diese Ruul-Geschichte. Stefan Burban gelingt es, trotz zweier ziemlich extrem ähnlicher Szenarios Ruul- und Drizil-Geschichten komplett unterschiedlich zu erzählen. Und ich glaube, ich weiss jetzt auch, warum mir die eine Reihe gefällt und die andere nicht.

Die Drizil-Romane sind sehr von oben geschildert, Perspektive ist eigentlich durchgehend die Führungsebene. Tote Soldaten und Zivilisten werden summarisch abgehandelt, die Sicht darauf ist eine eher kollektive, einzelne Protagonisten bleiben meistens gesichtslos. Im Gegensatz dazu sind die Ruul-Romane sehr individuell, jeder, von der Führungsebene bis zum letzten Soldaten, bekommt ein Gesicht. Insbesondere in diesem Roman schildert Stefan Burban sehr schön die Auswirkungen der Ruul-Attacke auf Maguire auf jeder Ebene, exemplarisch und individuell. Ich denke mal, daß mir dieser individualistische Ansatz mehr liegt und daß ich den kollektiven ablehne. Das würde jedenfalls meine ganz unterschiedliche Reaktion auf die beiden Reihen von Stefan Burban erklären.

Der Roman selbst ist nett. Vorhersehbar zwar, aber einfach nett geschrieben. Wirklich, ich war von keiner einzigen Wendung des Romans überrascht und habe mich trotzdem zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Das ist schon eine Leistung des Autors.

Ebenso wie er hier das exakte Gleichgewicht (für meinen Geschmack) zwischen Detailinformationen und Handlung gefunden hat. Ebenso wie in dem letzten von mir gelesenen Drizil verliert sich Stefan Burban auch hier manchmal etwas heftig in militärischen Details. Das fällt aber erstens nicht so auf, weil es in den oben beschriebenen individualistischen Ansatz integriert ist und zweitens nicht so oft wie im Drizil geschieht.

Bei aller Liebe – und ich persönlich finde den Roman wirklich gut – kann man aber nicht verschweigen, daß die Geschichte doch sehr stark an der Oberfläche bleibt. Ryan Flynn und seine Leute kämpfen zusammen mit Nicoletta Maguire und ihren Leuten gegen ein Überfallkommando der Ruul. Mehr geschieht nicht, tiefergehende Einsichten in die Ruul-Psychologie oder die Befindlichkeiten der Menschen gibt es nicht wirklich. Das störte mich zwar überhaupt nicht bei der Lektüre, könnte aber sensiblere Gemüter abschrecken. Ich dagegen freue mich schon auf den nächsten Ruul.

Dienstag, 20. Dezember 2016

Dirk van den Boom : 1713



Dirk van den Boom : 1713
D9E 13
Wurdack 2016
Originalausgabe
Paperback, 254 Seiten, 12,95 €
ISBN : 978-3955561222


Im Ringen um die Vorherrschaft in der Milchstraße rücken die 1713 in den Mittelpunkt. Die enigmatische Roboterzivilisation hält in den Augen vieler den Schlüssel für den Sieg gegen die Hondh in ihren Händen. Doch gerade dieses Potential ruft auch jene auf den Plan, die in den hochentwickelten und intelligenten Robotern die größte Gefahr für ihre Pläne sehen. Als eine Frau, Besatzungsmitglied eines Minenraumschiffs, havariert und von den Robotern gerettet wird, setzt sie unfreiwillig eine Kette von Ereignissen in Gang, die zu einer Umwälzung der Verhältnisse führen kann, mit der niemals jemand gerechnet hätte. Ob Agenten der Hondh, die alte Mannschaft der Interceptor oder die Mechanische Hoheit: alle Augen richten sich auf das Schicksal der 1713.
Klappentext

Nach dem Burban habe ich dann gleich seinen Konkurrenten gelesen, der Herr Peinecke möge mir verzeihen, daß ich nicht der Reihe nach vorgehe. Aber das passte irgendwie.

Und der Roman passt auch. Auf Asimovs Spuren schildert Dirk van den Boom eine Maschinenzivilisation. Und zwar eine heute bereits durchaus vorstellbare, ihrer Uralt-Programmierung stur folgende. Hier sind Maschinen keine metallenen Menschen, stärker noch als Isaac Asimov mit seinen Roboter-Geschichten zeigt Dirk van den Boom die Maschinenzivilisation der 1713 als programmierte und damit auch beschränkte Entität. Und ebenso wie Asimov wird van den Boom nicht langweilig, seine Darstellung der Ereignisse um den Angriff der Hondh auf die 1713 ist hervorragend gelungen : Dynamisch, schnelle Perspektivenwechsel, sehr schön geschilderte Roboter und – last but not least – eine ganz gehörige Portion Sarkasmus. Plus der Integration von Erfahrungen des Beraters Dirk van den Boom aus dem Richtigen Leben :
"Mein Traummann! Ich wusste es!"
Thrax stand auf, umschlang Skepz' Oberkörper, drückte sie sanft an sich, zögerte einen winzigen Moment, dann entließ er sie in die Freiheit.
"Die Besprechung", sagte er heiser.
Die konnten ihn jetzt alle mal so richtig am Arsch lecken.
Thrax grinste, jungenhaft, und es war eine ehrliche Präsentation des plötzlichen Glücks, das wie ein Sprudeln aus einer lang versiegt geglaubten Quelle in ihm aufstieg.
So richtig!
Eine gute Basis für ein erfolgreiches Meeting.
Sehr schön fand ich auch die Unvorhersehbarkeit der Handlung. Dirk van den Boom macht es nicht nur spannend, er hat auch ein ziemlich präzises Exposé, das er abarbeitet. Man merkt es dem Roman an, daß er durchgeplant ist, so gut durchgeplant, daß jeder neue Plot-Twist eine Überraschung darstellt. Der unbefangene Leser durchlebt und durchleidet den Untergang von 1713 – und den Beginn einer Jagd auf Hondh-Agenten. Eine gelungene Space Opera, die ich nur jedem Hardcore-SF-Fan ans Herz legen kann.

Montag, 19. Dezember 2016

Stefan Burban : Im Zeichen der Templer



Stefan Burban : Im Zeichen der Templer
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 320 Seiten, 14,90 €
Titelbild : Mark Freier
auch als Paperback und eBook erhältlich


1187 nach Christus.

Im Heiligen Land tobt ein erbitterter Kampf zwischen Salah ad-Din, bei seinen Feinden unter dem Namen Saladin bekannt, und den Kreuzfahrerstaaten unter der Führung von Guy de Lusignan, dem König von Jerusalem.

Nachdem Saladin das christliche Heer in der Schlacht bei Hattin vernichtend schlägt, ist der Weg frei, der Fall Jerusalems nur noch eine Frage der Zeit.

Der junge Tempelritter Christian d’Orléans wird tödlich verwundet auf dem Schlachtfeld zurückgelassen. Doch dort erfährt er größere Schrecken, als der Krieg ihm je hätte zeigen können. Eine dunkle Kreatur fällt über ihn her und macht ihn zu einem Wesen der Nacht – einem Vampir.

Schon bald darauf verdichten sich die Hinweise, dass hinter Saladins Invasion der Kreuzfahrerstaaten wesentlich mehr steckt als nur der Wunsch, Jerusalem zu erobern.

Hin und her gerissen zwischen dem mit seiner neuen Existenz verbundenen Blutdurst und dem Eid, den er seinen Brüdern vom Templerorden gab, macht sich Christian auf, die Verschwörung hinter dem blutigen Krieg im Heiligen Land zu ergründen, wohl wissend, dass er in eine verlorene Schlacht zieht …
Klappentext

Es gibt offenbar einen knallharten Wettbewerb zwischen Dirk van den Boom und Stefan Burban. In diesem geht es darum, pro Jahr möglichst viel Romane zu veröffentlichen. Dirk hat da zwar noch die Nase vorn, spannt aber unfairerweise seine Schwester Sylke Brandt mit ein, während Stefan heroisch als Einzelkämpfer vor sich hin schreibt.

Soweit die Verschwörungstheorie. Wenn man aber die Veröffentlichungsliste beider Autoren betrachtet, scheint diese Idee allerdings gar nicht so abwegig zu sein. Stefan Burban schreibt momentan Space Operas in Form der MilSF-Serien des Ruul- und Drizil-Zyklus. Und Fantasy in Form der Dämonenkrieg-Serie. Von jeder dieser drei Serien sind dieses Jahr ein bis drei Ausgaben bei Atlantis erschienen. Von den Battletech-Romanen bei FanPro einmal ganz abgesehen. Und jetzt beginnt er mit einer neuen Vampir-Serie – oder wird dies ein Einzelroman bleiben? Ich glaube es nicht, die Geschichte ist zwar schön abgeschlossen, das Setting bietet aber noch Stoff für diverse weitere Erzählungen.

Die ich auch gerne lesen würde. Denn neugierig wie ich war, habe ich mir den neuen Roman von Stefan Burban gleich nachdem er bei mir aufgeschlagen ist vorgenommen. Die Vampir-Darstellung ist nicht neu, hebt sich aber angenehm von dem kitschigen Geschmachte der Vampirschlampenromanen in der Nachfolge von "Twilight" ab. Burbans Vampire sind ursprünglicher, böser und unmenschlicher, der sie zu jeder Zeit beherrschende Blutdurst ist ein zentrales Thema. Doch auch sie haben die Möglichkeit, zwischen Gut und Böse zu differenzieren, die Entscheidungsfreiheit dieser Wesen ist ein zentraler Punkt des Romans.

Was mir fehlte, ist der religiöse Aspekt der Verwandlung, der im Roman nur extrem kurz angerissen wird. Haben Vampire eine Seele und sind sie auch nach ihrer Transformation weiter Geschöpfe Gottes? Über diesen Aspekt geht Stefan Burban leider zu leichtfertig drüber hinweg, wenngleich die Geschehnisse an sich eben diese Frage durchaus beantworten könnten.

Aber das ist dann schon Kritik auf ganz hohem Niveau. Bis auf diesen mir persönlich fehlendem philosophischen Aspekt liest sich der Roman nämlich ganz hervorragend, Stefan Burban führt das Szenario der Kreuzzüge im Heiligen Land so gelungen ein, daß man sich schon nach wenigen Seiten in dieser Zeit und diesem Setting zuhause fühlt. Auch die Geschichte selbst ist spannend erzählt und hat zwischendurch sehr schöne überraschende Wendungen. Das Ende ist fast schon klassisch zu nennen.

Köstlich amüsiert habe ich mich allerdings über die Darstellung von Robin Hood, den ich – der ich sonst nicht so der Blitzmerker bin – bereits beim ersten Auftritt erkannte. Ein echt gelungener Gimmick, gerne wieder, gerne mehr von dem Kaliber.

Insgesamt also ein Romika-Roman : Reinlesen und sich wohlfühlen. Und wer noch ein Weihnachtsgeschenk in letzter Sekunde sucht, ist hier gut bedient.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Karla Schmidt : Ein neuer Himmel für Kana



Karla Schmidt : Ein neuer Himmel für Kana
D9E 11
Wurdack 2016
Paperback, 263 Seiten, 12,95 €
ISBN 978-3955560201
Reihenführer D9E – Die neunte Expansion


Die Kaita leben isoliert, ihr Planet Kana ist arm an Ressourcen, weder Menschen noch Hondh interessieren sich dafür. Erst, als tief in Kanas Höhlen Raumschiffe aus Stein entdeckt werden, erhält Karman einen Eingeborenen-Körper, um der Sache unauffällig nachzugehen.

Nichts ahnend begleitet Dabo ihre sehbehinderte Schwester Mija in die Höhlenstadt Forta, wo sie behandelt werden soll. Mija verschwindet spurlos, und Dabo ist überzeugt: Dieser merkwürdige Karman hat etwas damit zu tun. Mija jedoch ist längst an einem Ort, von dem kein Kaita je zurückgekehrt ist. Das Unvermeidliche geschieht: Der Krieg holt auch sie ein.
Klappentext

Kam gut, nach einer ziemlich frustrierenden Lektüre dann dieser Roman. Ziemlich gute SF mit sehr nachdenklichen Untertönen. Aber der Reihe nach.

Karla Schmidt schildert eine Alien-Zivilisation, humanoid zwar, aber trotzdem fremdartig und nichtmenschlich. Ihre Kaita können in den Mergerraum sehen und sich darin bewegen. Diese Alien-Exotik von mehrdimensionalen Wesen - denn nichts anderes sind diese Aliens - schildert die Autorin, ohne sich in fraktalen Beschreibungen zu verlieren. Die Evolution auf Kana ist andere Wege gegangen und obwohl die Kaita menschenähnlich sind, bleiben sie doch fremd und "anders". Dies wird besonders gut an der Interaktion mit dem Cyborg Karman dargestellt, der witzigerweise die Menschheit repräsentiert.

Derartige sarkastische und ironische Details geben dem Roman noch eine zusätzliche Würze, an keiner Stelle verfällt Karla Schmidt in den Mainstream-Kitsch, wie er heutzutage nur allzu gern geschrieben wird. Und, wie Ralf Steinberg so treffend sagte, die gesamte Geschichte ist nicht nur elegant strukturiert, sondern auch von Beginn an gut durchdacht. Die Revolution der Kaita gegen die Bevormundung durch Hondh und/oder Menschen ist fast schon zwangsläufig, Setting und Plot lassen gar nichts anderes zu.

Dabei hat mich diese Geschichte stark an das Aufbegehren der B5-Koalition gegen Volonen und Schatten erinnert. Hier wie dort werden die Bevormundungen durch angeblich weisere Wesen abgelehnt und ein eigener Weg gegangen. Eine Botschaft, wie ich sie gerne öfter in der zeitgenössischen deutschen SFF lesen würde. Mir hat der Roman jedenfalls ausnehmend gut gefallen, Setting, Plot und inhärente Botschaft bilden eine gelungene Einheit. Gerne mehr, gerne öfter.


D9E – Die neunte Expansion
01 - Dirk van den Boom : Eine Reise alter Helden (2013)
02 - Niklas Peinecke : Das Haus der blauen Aschen (2014)
03 - Matthias Falke : Kristall in fernem Himmel (2014)
04 - Nadine Boos : Der Schwarm der Trilobiten (2014)
05 - Dirk van den Boom : Ein Leben für Leeluu (2014)
06 - Niklas Peinecke : Die Seelen der blauen Aschen (2015)
07 - Matthias Falke : Agenten der Hondh (2015)
08 - Holger M. Pohl : Fünf für die Freiheit (2015)
09 - Dirk van den Boom : Der sensationelle Gonwik (2015)
10 - Niklas Peinecke : Die Sonnen der Seelen (2016)
11 - Karla Schmidt : Ein neuer Himmel für Kana (2016)
12 - Holger M. Pohl : Im Schatten der Hondh (2016)
13 - Dirk van den Boom : 1713 (2016)
14 - Matthias Falke : Hinter feindlichen Linien (2017)
15 - Dirk van den Boom : Das Spinledeck-Gambit (2017)
16 - Holger M. Pohl : Mengerbeben (2017)
17 - Nadine Boos : Tanz um den Vulkan (2017)
18 - Holger M. Pohl : Jene, die sich nicht beherrschen lassen (2018)

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Matthias Falke : Der Terraformer 2



Matthias Falke : Der Terraformer 2
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 370 Seiten, 16,90 €
Titelbild : Timo Kümmel
auch als Paperback und eBook erhältlich


Mit diesem Roman setzt Matthias Falke das Abenteuer aus "Der Terraformer" fort!

Ragna und Roderick genießen mit ihren Kindern den Frieden auf Hroisengart. Olaf wurde verbannt und büßt seine Strafe auf dem fernen, unwirtlich Minenplaneten Hryfir ab. Der alte Orluffson hält schützend die Hand über die junge Erzweltenfamilie. Aber als der Patron stirbt, meldet Olaf seine Ansprüche an.

Auf dem terraformten Planeten erntet Anders McCoy die Früchte seiner Arbeit. Die Welt ist begrünt. Riesige Tierherden ziehen über die Prärien. Das Abenteuer auf den Erzwelten scheint nur eine romantische Episode gewesen zu sein. Doch dann landet eine Fähre mit dem Wappen einer alten Dynastie und seine Verstrickung in die undurchschaubaren Händel der traditionsbewussten und stolzen Kultur holt ihn wieder ein.
Klappentext

Die Kritik, die ich beim ersten Band formuliert hatte, bleibt auch beim zweiten erhalten. Matthias Falke gelingt es nicht wirklich, die Andersartigkeit der Gesellschaft der Erzweltler, darzustellen. In diesem zweiten Band kommt auch die Überlegenheit der Kultur, der Anders McCoy angehört, nicht so deutlich wie im ersten Teil rüber. Und, was mich auch irritierte : Es wurde nicht klar, wieviel Zeit eigentlich seit den Geschehnissen von Band 1 vergangen sind.

ABER : Es gibt geniale Passagen in diesem Roman. Am Anfang, auf den ersten paar Seiten, als Anders McCoy noch alleine auf dem Namenlosen Planeten ist und die Terraforming-Effekte betrachtet, da hatte ich das gleiche Feeling wie bei "Silent Running", sah Bruce Dern vor mir und hörte den Soundtrack. Und doch war es ganz anders, Matthias Falke hat nichts von dem, was in diesem Film passiert, geschildert. Nur das Feeling, das ist gleich. Ganz große SF, super gelungen, jederzeit gerne wieder. Für mich hat sich alleine schon wegen dieser, sich nur auf drei Seiten erstreckenden Passage, das Lesen des Romans gelohnt.

Das ist aber nicht der einzige positive Aspekt des Romans. Denn wenngleich die Gesellschaften nicht so dargestellt werden, der Clash of Civilisations nicht im Mittelpunkt steht, so ist der Roman doch durchgehend gute SF. Ebenso wie im ersten Band zeigt Matthias Falke sehr schön auf, daß Intelligenz und Hochtechnologie deutlich simpler Brachialgewalt überlegen sind. Die Gimmicks und Gadgets kommen zwar nicht so überwältigend rüber wie im ersten Teil, sind aber auch hier schön durchdacht und zielführend eingesetzt. Auch mit der Schilderung von Flora und Fauna exotischer Planeten hat sich Matthias Falke angenehm viel Mühe gegeben, zusammen mit der Selbstironie und dem teilweise überdeutlich durchschimmernden Sarkasmus des Autors ist der Roman schon ein echter Pageturner. Mir hat der Roman trotz der oben angeführten Kritikpunkte viel Spaß gemacht - und ich warte jetzt auf den dritten Teil. *mitdemZaunpfahlwinkentu*

Dienstag, 13. Dezember 2016

Tom Zola : Blinde Wut



Tom Zola : Blinde Wut
V-Fall Erde 1
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 270 Seiten, 14,90 €
Titelbild : Mark Freier
auch als Paperback und eBook erhältlich


Krisen und Konflikte prägen das Weltgeschehen. Die EU droht zu zerfallen, der Nahe Osten zerfleischt sich, die NATO und das von Russland angeführte »Krimbündnis« belauern einander. Eine weltweit koordinierte Serie von Anschlägen erschüttert in dieser Situation die Staatengemeinschaft. Deutschland, das türkisch-iranische Grenzgebiet, Niger und die Mongolei werden zeitgleich angegriffen.

Reflexartig wechseln die Entscheider dieser Erde in den Angriffsmodus, kündigen Maßnahmen an, fordern Vergeltung. Sündenböcke sind schnell gefunden. Die wichtigsten Militärbündnisse bringen sich in Stellung. Die Menschheit wankt dem Abgrund entgegen, blinde Wut bestimmt ihr Handeln.

Dennis Bernau, Stabsunteroffizier der Bundeswehr, wird mit einem gigantischen Truppenaufgebot der NATO in den Nahen Osten verlegt. Ihm dämmert bald, dass sein Land, dass der gesamte Westen vorschnell gehandelt hat. Es scheint, als habe eine unbekannte Macht ihre Finger im Spiel – eine Macht, die nicht von dieser Welt ist.
Klappentext

Aha.
Nun, ja.
Nachdem ich diesen Roman gelesen habe, mailte ich erst einmal Stefan Burban an und entschuldigte mich für jegliche negative Kritik an seinen Romanen. Denn wenn man nur deutsche MilSF von Stefan Burban, Dirk van den Boom und Frank W. Haubold liest, an internationaler MilSF nur John Ringo, David Weber, Jack Campbell, Simon R. Green und Elizabeth Moon goutiert, dann ist man literarisch verwöhnt. Und auf so einen primitiven Kram wie "V-Fall Erde" nicht vorbereitet.

Der Roman zerfällt in drei, sich teilweise überlappende Teile. Der erste Teil handelt von den Erlebnissen der Gruppe Bernau im Manöver "European Sword", der zweite Teil zeigt die deutsche Politik nach den von Aliens verursachten Vorfällen und der dritte Teil schildert wieder die Erlebnisse der Gruppe Bernau im Krieg gegen den Iran. Und jeder einzelne Teil ist ...suboptimal.

Der erste Teil, die Erlebnisse der "3. Gruppe des Jägerzugs der 5. Kompanie, Jägerregiment 1" ist so primitiv und simpel, daß ich mich sehr stark an die LANDSER-Heftchen erinnert fühlte, die ich vor vierzig Jahren mal gelesen habe. Auch hier keinerlei Selbstreflexion, klischeehafte Protagonisten ohne Tiefgang, die teilweise simpelst aus irgendwelchen Filmen abkopiert wurden. Man merkt deutlich, daß hier das Hohelied des Landsers gesungen werden soll. Nur doof, wenn Leser wie ich bereits vor Jahrzehnten die darin enthaltene Geschichtsklitterung erkannt haben. Und auch hier wird viel Bullshit gelabert, bei dem ich teilweise – etwa wie bei der Debatte über die Ausrüstung der Polizei gegenüber der militärischen – nur den Kopf schütteln konnte.

Aber der (erste) militärische Abschnitt mag zwar seine Idiotien, plotdriven Elements und schriftstellerische Mängel haben, gegenüber dem politischem Teil ist er noch echt Gold. Denn die Politik wird derartig naiv dargestellt, da war man in den 50ern schon weiter. Und selbst mein 16jähriger Sohn hat mehr politische Weit- und Einsicht als der Autor hier vermittelt. Ganz davon abgesehen, daß es mir persönlich beim Lesen der dargestellten Politik vorkam, als würde der Autor hier deutlich das Führerprinzip als Ultima Ratio schildern. Aber vielleicht bin ich durch die Lektüre dieses Machwerks schon etwas sehr voreingenommen. In jedem Fall merkt man, daß hier eine politische Landschaft auf dem Niveau unbedarfter Schulabbrecher geschildert wird. Die tatsächlichen Realitäten - beispielsweise die Problematik der Parteikarrieren und der damit einhergehenden Gleichmacherei - werden nicht einmal ansatzweise dargestellt.

Vollständig daneben ist dann der dritte Teil, bei dem es zum Angriff der NATO auf den Iran kommt. Uninteressant, uninspiriert und langweilig, lohnt nicht, darauf genauer einzugehen.

Viel Schlimmer allerdings die absurde Begründung, weswegen es überhaupt zum Krieg kommt : Niemand hat die Aliens wirklich auf dem Schirm, obwohl es bis in die Politik durchgesickert ist, was da an einigen Orten passierte. Inklusive Bilder und Videos. Und selbst dies ist in der europäischen Zivilisation des Jahres 2016 ziemlich lächerlich, der mündige Bürger, den Politiker vergangener Jahrzehnte immer gefordert und den die Politiker dieses Jahrzehnts immer gefürchtet haben, würde die Meldung von Alien-Angriffen zusammen mit den entsprechenden Videos in Rekordzeit über den ganzen Globus verbreiten. Da muß man nicht den Bendler-Block bemühen, um die Aufklärung der Politik darzustellen. Ganz davon abgesehen, daß der absurde dritte Teil logischerweise hätte entfallen müssen.

Ich könnte jetzt noch mehr Stellen des Romans verreissen, aber ehrlich gesagt ist mir dieser Quatsch zu blöde. Ich hatte so etwas befürchtet, als ich sah, daß Tom Zola einer der Autoren der braunen Ecke beim HJB-Verlag ist. Allerdings dachte ich, daß der Atlantis-Verlag eine etwas bessere Qualitätskontrolle hat. Aber diese ist wohl bei den Lippenbekenntnissen zu den "Guten", die sich plakativ und selten dümmlich ebenfalls im Roman finden, einfach ausgestiegen.

Ich als Abonnent der "Edition Atlantis", der ziemlich viel Knete für die Hardcover hinlegt, fühle mich jedenfalls verarscht. Denn so ein primitiver "Landser im Weltraum" muß nicht sein, so einen Quark muß ich nicht haben. Da gehe ich vollkommen mit Hans-Peter von Peschke konform, der diesem Kram summa summarisch nur einen Nebensatz widmet. Und ich frage mich, was als nächstes noch aus dieser Ecke auf mich zukommt.

Montag, 12. Dezember 2016

phantastisch! #64



phantastisch! #64
Herausgeber : Klaus Bollhöfer
Atlantis 2016
Magazin, 76 Seiten, 5,30 €
Titelbild : Michael Vogt

Inhalt


Interviews
Frank Hebben - ANDREAS ESCHBACH : »Ideal wäre natürlich ein Buchregal, über dem einfach ›Eschbach‹ steht.«
Olaf Brill - MICHAEL VOGT & BALTHASAR VON WEYMARN : Mark Brandis im 21. Jahrhundert
Dirk Berger - HANNES RIFFEL: »Wir waren von Anfang an auf eine gute Mischung bedacht.«
Christian Endres - JENS LUBBADEH : »Ich hätte lieber einen berechenbaren digitalen JFK als einen erratischen analogen Donald Trump.«
Jan Niklas Meier - LARS SCHMEINK : »Wenn du ein Netzwerk von Gleichgesinnten suchst, dann gründe doch einfach eines.«

Bücher, Autoren & mehr
SIMONE DALBERT : Gestrandet in der Wüstenstadt
JAN NIKLAS MEIER : Die Monster im ewigen Eis
OLAF BRILL : Weltraumpartisan aus Berlin
ACHIM SCHNURRER : Ein phantastisches Buch!
SONJA STÖHR : phantastisch! im Dialog – »Was eigentlich übersetzt gehört …!«
ACHIM SCHNURRER : Klassiker der phantastischen Literatur – Albert Vigoleis Thelen (Teil 1)
SONJA STÖHR : Phantastisches Lesefutter für jedes Alter
KLAUS BOLLHÖFENER : Karl Mays Magischer Orient
MUNA GERMANN : Big Brother heute … mehr als 30 Jahre nach 1984
RÜDIGER SCHÄFER : »Kauder-Websch und Cyberslang«

Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

Rezensionen
Terry Bisson (Hrsg.) »Joe R. Lansdale – Miracles ain’t what they used to be«
Rachel Bach »Sternenschiff«
George R. Stewart »Leben ohne Ende«
Arno Endler »Paracelsus«
Jeff Lemire / Dustin Nguyen »Descender 1: Sterne aus Blech«
Markus K. Korb »Xenophobia«
Lothar Nietsch »Blut der Wiederkehr«
Jack McDevitt »Apollo«
David Walton »Quantum«
Andreas Gruber »Apocalypse Marseille«

Comic & Film
OLAF BRILL & MICHAEL VOGT : Ein seltsamer Tag – Teil 24
CHRISTIAN ENDRES : Der aerodynamische Junge

Story
STEVEN BRUST : »Mira«



Das neue phantastisch!, das Magazin mit den faszinierendsten Artikeln des phantastischen Genres. Auch diesmal wieder ein Genuß, die Autoren stacheln sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Aber der Reihe nach, das Heft beginnt mit update von Horst Illmer. Kurznachrichten, die ich jedesmal mehrfach lese, damit mir nix entgeht. Denn hier sind auf kleinstem Raum kompakte Informationen qualifiziert zusammengefasst. Gerne mehr, ich hätte auch mit fünf bis zehn Seiten davon kein Problem.

Interviews sind nicht wirklich mein Ding, wenngleich ich (siehe auch das FollowUp unten) seit einiger Zeit da doch genauer hingucke. Das Interview mit Andreas Eschbach ist nett, der Typ ist einfach ein ausnehmend sympathischer Autor. Das Interview mit Jens Lubadeh fand ich persönlich entlarvend. Ohne dem Autor zu nahetreten zu wollen, offenbart sich meiner ganz persönlichen Ansicht nach doch in diesem Interview eine gewisse Angst vor der Realität, vor echten Personen, die Mist bauen könnten, aber die Gesellschaft voranbringen. Diese stark konservative Ansicht teile ich in keinster Weise, weshalb im Umkehrschluß das Interview von Christian Endres für mich sehr erhellend war. Sehr interessant fand ich auch das Interview bezüglich "Mark Brandis", ich war von den neuen Hörspielen nämlich schon etwas enttäuscht. Denn selbst wenn ich die nicht höre - hier sind Frau und Kind die Fans - so hatte ich doch eine Weiterentwicklung nach vorne erwartet. Schön, daß hier die Hintergründe der aktuellen Entwicklung der Hörspiele dargestellt werden, gerne öfter. Bei den anderen beiden Interviews hatte ich so ein bißchen den Eindruck von Product Placement, allerdings interessierten die mich auch nicht so.

Anyway, weiter zu den Buch-Artikeln, meine persönlichen Favoriten jeder phantastisch!-Ausgabe. Nicht alles ist für mich interessant, aber von diesem Mix lebt das Magazin ja. Der Artikel von Jan Niklas Meier über Lovecrafts "Mountains of Madness" war nett, bot mir aber nix Neues, mein Blog heisst ja nicht umsonst "SF-Dinosaurier". Dagegen hatte Olaf Brills Artikel über Nikolai von Michalewsky, den Schöpfer von "Mark Brandis", neben mir Bekanntem auch einiges an neuen Informationen, ich bin da mal gespannt auf den zweiten Teil. Zusammen mit dem oben angesprochenen Interview war dies eine nette Mark Brandis-Section, habe ich mit Genuß gelesen. Und dann : Mein absoluter Lieblingssekundärliteraturautor. Achim Schnurrer mit Ein phantastisches Buch! schreibt über eines dieser obskuren Werke eines nicht weniger obskuren Autors. Das ist natürlich meine ganz persönliche Ansicht, Deutschlehrer und professionelle Literaturwillis sehen das sicher anders. Aber darauf kommt es gar nicht an, egal wie seltsam das Thema bei Achim Schnurrer ist, egal wie obskur der Autor, ich lese seine Artikel jedesmal wieder mit äußerstem Genuß. Und so habe ich auch den unter der Rubrik Klassiker der phantastischen Literatur erschienenen Artikel über Albert Vigoleis Thelen einfach nur genossen. Es macht einfach Spaß, Achim Schnurrer in seine entlegenen Gebiete der Phantastik nachzusteigen, jedesmal wieder eines meiner Highlights der phantastisch!-Ausgabe. Zu dem Dialog Was eigentlich übersetzt gehört...! sage ich nur soviel, daß die Befragten gar nicht wissen, was alles in den letzten Jahrzehnten allein an angloamerikanischer Literatur veröffentlicht wurde und immer noch einer deutschen Erstausgabe harrt. Von Neuauflagen klassischer SF einmal ganz abgesehen. Wie gesagt, nicht alles und jeder Artikel hat mir gefallen, die Mischung macht es eben. Und da ist phantastisch! eben einfach führend im phantastischen Bereich.

Persönliches FollowUp : In einer der früheren phantastisch!-Ausgaben wurde über The Expanse von James S. A. Corey berichtet – was auch meine Frau las. Im September habe ich die Bücher dann zum Geburtstag geschenkt bekommen und bis heute die ersten vier gelesen. Hat sich gelohnt, die Romane sind durchaus empfehlenswert, da schreibe ich demnächst noch etwas dazu. Auf die Umsetzung in der TV-Serie bin ich mal gespannt, die ersten Bilder sahen zumindestens interessant aus.

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Guido Krain : Schwarzauges Schergen



Guido Krain : Schwarzauges Schergen
O.R.I.O.N. Space Opera 05
Arunya-Verlag 2016
Originalausgabe
Hardcover, 250 Seiten, 14,90 €
Titelbild und Innenillustrationen : Shikomo
ISBN 978-3-95810-008-4
auch als eBook erhältlich (4,99 €)


Tote Götter sind so lange nette Forschungsobjekte, bis ihre lebendigen Verehrer auftauchen.

Die Eos feiert ihren ersten Kontakt mit einer primitiven Alienkultur. Endlich kann es zu jenem würdevollen Moment kommen, auf den sich jeder Raumfahrer in den letzten siebenhundert Jahren vorbereitet hat. Auch die Aliens scheinen ganz aus dem Häuschen zu sein. Worum es auf ihrer Willkommensparty geht, ist jedoch unklar.

Andererseits – was kann schon passieren, wenn der modernste Kreuzer der Raumflotte auf ein paar Wilde trifft. Nichts, oder?
… Oder?
Klappentext

Das erste, das mir als unbedarftem Leser auffiel, ist die nahtlose Fortsetzung des vorherigen Bandes von Norma Feye. Kein Bruch, im Gegenteil, obwohl natürlich (?) Lorn, Lyo, Pali, Raven und Ivy die Hauptrollen spielen, werden die anderen Protagonisten nicht gesichtslos, sondern ganz im Sinne von Norma Feye weitergeführt. Das macht die Serie zu einem einheitlichen Ganzen, was nach dem ersten Kurzgeschichten-Einführungsband für mich keinesfalls zwingend war. Eine sehr angenehme Facette.

Ebenso wie der sich ja bereits früher andeutende und hier endgültig vollzogene Wechsel der Verantwortlichkeiten in der Gruppe Lorn / Pali / Lyo / Raven / Ivy. Während es anfangs noch wie ein Harem mit einem Alpha-Männchen aussah, wird in "Schwarzauges Schergen" Lorn immer mehr in den Hintergrund gedrängt und immer stärker von "seinen" Frauen dominiert. Das macht aus einer simplen Sex-Geschichte ein interessantes Beziehungsgeflecht, ich bin einmal gespannt, wie dies weitergeführt wird.

Nicht vergessen sollte man aber die eigentliche Geschichte. Dies EOS, auf dem Weg, fremde Zivilisationen zu entdecken, gelingt tatsächlich ein Erstkontakt. Der allerdings völlig danebengeht, als die Erstkontakter allesamt den Göttern geopfert werden sollen. Da müssen dann Lorn und seine Frauen als Kavallerie ran, was zu einem fiesen Cliffhanger führt. Aber nichtsdestotrotz, schön bunte SF. Weniger wie Dick oder Zelazny, mehr wie Edmond Hamilton oder Alex Raymond, laut, bunt und mit Begeisterung erzählt. Da sieht man dann gerne auch an - in meinen Augen - einigen Inkonsistenzen vorbei, das Schmökern macht einfach Spaß.

Dienstag, 6. Dezember 2016

Norma Feye : Sterbende Sonne



Norma Feye : Sterbende Sonne
O.R.I.O.N. Space Opera 04
Arunya-Verlag 2016
Originalausgabe
Hardcover, 260 Seiten, 14,90 €
Titelbild und Innenillustrationen : Shikomo
ISBN 978-3-95810-006-0
auch als eBook erhältlich (4,99 €)


Gerade glaubte die Crew der Eos dem Untergang entkommen zu sein, als schon die nächste Katastrophe hereinbricht. Doch diese Gefahr ist nicht laut und offensichtlich, sondern schleicht wie ein Schatten durch die Dunkelheit. Nur leider weiß niemand, wer oder was die Dunkelheit ist – und ob sie überhaupt existiert.
Klappentext

Nach zwei sehr gelungenen Romanen von Guido Krain jetzt einer von Norma Feye (den ich übrigens nicht signiert bekommen habe, weil sie auf dem Nordcon nicht dabei war *nörgel*). Die Story aus dem Intro-Band fand ich damals nicht so gelungen, jedoch schrieb ich : "Allerdings habe ich den Eindruck, daß sich "Papageienbande" erst so richtig entfaltet, wenn mehr von den einzelnen Handlungsträgern bekannt ist." Isso.

Der Roman fokussiert sich sehr stark auf Cody Callahan (ich komm' immer noch nicht über diesen Namen aus der Buck-Rodgers-Ära hinweg), Roger Lovington und die Cado Skye n’Gideon. Auch die anderen Besatzungsmitglieder der EOS werden viel stärker beleuchtet als in Guido Krains aus der individuellen Warte von Lorn Chambers geschilderten Romane. Mich hat das von der Ausführung her sehr an "Thieves' World" erinnert, das erste Shared World-Universum. In der Einführung von Robert Asprin, die jedem Band vorausgeht, wird ausdrücklich daruf hingewiesen, daß jede Geschichte subjektiv ist, des einen Held ist des anderen Bösewicht. Auch hier, bei "Sterbende Sonne" nutzt Norma Feye ihren Band dazu, andere Meinungen zu Lorn und seinem Harem rüberzubringen, keinesfalls so positiv wie in dem Krainsschen Doppelband. Sehr schön, hat mir als SF-Dinosaurier (und -Purist, wie ich letztens im DSFP-Forum klassifiziert wurde *grummel) sehr gut gefallen.

Ebenso wie die Exotik der Außerirdischen, die Norma Feye immer wieder in Rückblenden darstellt. Humanozentrische Aliens, excellent beschrieben. Hab' ich seit dem Cluster-Zyklus von Piers Anthony in dieser menschenähnlichen Fremdheit nicht mehr gelesen, war eine angenehme Überraschung und gelungene Abwechslung zu den Vorgängerbänden. Meiner Meinung nach sorgt dieser Unterschied in der Darstellung dafür, daß die Serie nicht langweilig wird.

Montag, 5. Dezember 2016

Guido Krain : Das Herz des Kriegers



Guido Krain : Das Herz des Kriegers
O.R.I.O.N. Space Opera 03
Arunya-Verlag 2015
Originalausgabe
Hardcover, 270 Seiten, 14,90 €
Titelbild und Innenillustrationen : Shikomo
ISBN 978-3-95810-004-6
auch als eBook erhältlich (4,99 €)


Die Erkenntnis, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, macht das Schicksal zuweilen erfinderisch.

Auch für eine erfahrene Besatzung ist es ein Abenteuer, mit seinem Raumschiff hunderte von Lichtjahren von Zuhause entfernt festzusitzen. Richtig unerfreulich wird es erst, wenn nicht nur jeder Kontakt nach Hause unmöglich ist, sondern auch jeder Rettungsversuch nur zu einem weiteren festsitzenden Raumschiff führen würde. Der Gipfel ist jedoch erreicht, wenn die einzig mögliche Hilfe von einem Todfeind kommen könnte, der Menschen als Haustiere hält und gegen den man wenige Tage zuvor noch um sein Leben kämpfen musste.

Für einen alten Krieger wird die Reise jedoch zu mehr als nur einem Abenteuer. Für ihn wird sie zu einer Irrfahrt in die Tiefen der eigenen Seele.
Klappentext

"Yep. irgendwann in den 80ern." Das war Guido Krains Antwort auf meine Frage, ob er in seiner Jugend Alfred Elton van Vogt und Philip José Farmer gelesen hatte. Das merkt man diesem Roman deutlich an. Und klassische Pulp-Titel dürfte er auch zur Genüge bewundert haben :
Raven hatte ein Oberteil an, dass man eher als Reklame bezeichnen konnte. Ihr Busen war hinter zwei reich verzierten gelborangen 'Muscheln' verborgen, aus denen lange goldene 'Zweige' wuchsen, die mit filigranen Ausläufern ihren Oberkörper schmückten. Waren die Dinger aufgeklebt? Pali war nicht einmal sicher, ob sie ein wenig durchsichtig waren oder nicht. Es war sehr hübsch, aber auch sehr unanständig. Das gleich galt für die Bekleidung - wenn man das so nennen konnte - von Ravens Unterleib. Sie trug einen langen, reichverzierten Lendenschurz, der nur an den intimsten Stellen undurchsichtig war. Um die schlanken Unterschenkel wanden sich elegante goldene Schlangen.
Für männliche Fans klassischer SF also ein unbedingtes Muß, dieser Roman. Denn der Harem, den Lorn sich da anlacht, hat durchaus etwas. Mir kam er nicht wirklich chauvinistisch vor, allerdings habe ich im Netz keine Rezension einer Frau gefunden, die dieses Thema beleuchtet. Am besten zusammengefasst hat das Ralf Steinberg in seinem privatem Blog : "Das Herz des Kriegers ist tatsächlich sehr extrem. Trotz aller ironischen Brechung und der bewussten Wahl, die Handlung größtenteils aus der Sicht des Machos zu erzählen, bleibt das ungute Gefühl in mir zurück, mich hier über die falschen Dinge zu amüsieren. Denn Spaß macht das schon. Auf eine unzivilisierte, böse, schmutzige Art. Doch das ist alles nur zur Unterhaltung gedacht. Ein kleiner SF-Quicky für zwischendurch."

Aber der Roman reduziert sich nicht auf puren Sex, Guido Krain gelingt es ebenso wie früher Farmer, diesen als wichtigen Bestandteil der Geschichte, jedoch nicht als alleiniges Plotelement darzustellen. Und so sind im "Herzen des Kriegers" die amüsanten Diskussionen zwischen Lorn und seiner KI ebenso enthalten wie der Sense of Wonder, der schon den Auftakt der Serie bildete. Die Entdeckung der Thauleen und ihrer gänzlich anders gearteten Gesellschaftsstruktur fand ich faszinierend. Ralf Steinberg schreibt dazu : "Dabei kreiert Krain eine Alien-Welt, die stark an das frühe Arkon der Perry Rhodan Serie erinnert. Ein uraltes Imperium, technologisch weit überlegen, jedoch am Rande der dekadenten Devolution. Feudale Machtspiele inklusive." Derartige Zivilisationen kenne ich auch aus früheren Geschichten als PR, bemerkenswert ist hier, daß es Guido Krain gelingt, gleichzeitig die absolute Andersartigkeit und die faszinierende Erotik der Thauleen darzustellen. Gerade dieser Sense of Wonder hat mich stark an die gute alte Science Fantasy eines A. E. van Vogt erinnert, schön, daß jetzt jemand diesen Aspekt der SF wieder aufnimmt.

Insgesamt hat mir der Roman ausnehmend gut gefallen. Irritierend fand ich die Haremsgeschichte, da musste ich erst die nächsten Romane abwarten, um zu sehen, ob mir das so wirklich gefällt. [Ja, tut es.] Aber auf jeden Fall ein herrliches Raumfahrergarn, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Martin Kay : Ära der Helden



Martin Kay : Ära der Helden
Die Beschützer 01
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover, ca. 240 Seiten, 14,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich
Titelbild: Allan J. Stark


Deutschland braucht Superhelden!

Zumindest, wenn es nach der Ansicht Konrad Berghoffs geht. Der Inhaber zweier Biotech-Firmen erforscht seit Jahren die Möglichkeiten übernatürlicher Fähigkeiten beim Menschen. Als die selbst ernannte Rächerin Sin Claire über die Dächer Frankfurts fliegt und Raubüberfälle ebenso vereitelt, wie sie Menschen in Not rettet, wittert der Industrielle eine echte Chance, seinen Traum eines Superheldenteams umzusetzen. Er beauftragt den Ermittler Kevin Burscheid, Sin Claire und weitere Begabte für seine Sache zu gewinnen. Doch die vermeintlichen Helden fügen sich nur widerwillig in ihre Rollen. Erst als ein Schurke mit unglaublichen Kräften Frankfurt unsicher macht und Menschenleben in Gefahr sind, kommt es zum Team-up.

Die Beschützer sind da!
Klappentext

Dieser Einstieg in die neue Superhelden-Serie gefiel mir ausnehmend gut. Und beim Schreiben dieser Zeilen hatte ich echte Schwierigkeiten, die einzelnen Punkte, an denen ich das für mich festmachte, zu identifizieren. Denn der Plot ist Standard, die Schreibe von Martin Kay zwar ausnehmend gelungen, aber das kann's nicht sein. Vielleicht die Analogie zu den Wild Cards, die Thomas Harbach beschreibt ? Nee, ich glaube, das war es auch nicht.

Aber ein anderer Punkt, den Thomas Harbach als eher kritisch sieht, hat mir ausnehmend gut gefallen : Der Schauplatz. "Es ist eben ein Unterschied, ob die Heldin von den imposanten Hochhäusern in New York abfliegt oder Spiderman sich zwischen den endlosen Schluchten der Wolkenkratzer entlang schwingt als wenn das Parkplatz eines REWEs der Ausgangspunkt der Vigilanten ist." Ja, eben, und genau dieses Lokalkolorit hat für mich den Roman als auch die Personen viel authentischer wirken lassen. Sin Claire, Vigilantin, Mutter und Floristin, kam viel besser rüber als die Reporter/Superhelden aus den Staaten. Ebenso empfand ich die Probleme, die die Superheldentruppe mit ihren Kräften und ihren Aktionen hat, ansprechender als die amerikanischen Varianten.

Und das Wichtigste ist meiner Meinung nach die unprätentiöse und nicht-propagandistische Haltung des Autors. In diesen Monaten fühlen sich ja diverse Autoren genötigt, moralisch einwandfreie PC-Statements in ihre Werke zu integrieren. [Dazu komme ich noch beim Kommentar zum aktuellen EXODUS.] Martin Kay macht das nicht, sondern beschreibt die deutsche Gesellschaft des Jahres 2016 wie sie eben ist. Und da kommen natürlich auch ausländische Mitbürger vor, ganz selbstverständlich wird dies dargestellt, ohne Überhöhung, ohne mit dem literarischen Roten Pfeil explizit noch einmal draufzuzeigen. Und diese Selbstverständlichkeit ist ein besserer, angenehmerer und unterstützenswerterer Antirassismus als diverse Lippenbekenntnisse, die jetzt teilweise in die Romane hineingeschrieben werden. Diesen Aspekt der Superhelden-Geschichte fand ich ganz besonders gelungen, das hat mich echt beeindruckt.

Das heisst jetzt nun nicht, daß die Superhelden hier mehr als bunte Unterhaltung sind, aber für meinen Geschmack sehr gut gemachte Unterhaltung. Und nach Teufelsgold und (wahrscheinlich) Omni ist "Ära der Helden" für mich der dritte Roman, den ich mir für meine DSFP-Nominierungen gemerkt habe.

Mittwoch, 30. November 2016

Matthias Falke : Der Terraformer



Matthias Falke : Der Terraformer
Atlantis 2015
Originalausgabe
Hardcover, ca. 300 Seiten, 14,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich.
Titelbild : Timo Kümmel


Der Terraformer Anders McCoy lebt in einer Station auf einem menschenleeren Planeten, um dessen Umwandlung in eine bewohnbare Welt zu betreiben. Er glaubt, allein auf dem Planeten zu sein, der in den Sternenkarten als leblos und unbesiedelt gekennzeichnet ist.

Eines Tages taucht jedoch ein Mann auf, der sich wortkarg vorstellt und angibt, er sei hier abgesetzt worden. Er bietet McCoy seine Dienste an und erlangt sein Vertrauen.
Mit der Zeit kommt seine unfassbare Geschichte heraus.

Doch während McCoy noch überlegt, ob er den Erzählungen des Fremden glauben soll, werden sie beide von dessen düsterer Vergangenheit eingeholt. Mit dem Frieden und der Einsamkeit ist es endgültig vorbei. Und es beginnt ein atemberaubendes Abenteuer, das sich der Terraformer in seinen kühnsten Träumen nie hätte vorstellen können …
Klappentext

Den Roman hatte ich damals schon im Erscheinungsjahr gelesen, ich dachte aber, vor der Lektüre von "Terraformer 2" sollte ich mir den nochmal ins Gedächtnis rufen.

Aber auch mein zweiter Eindruck ist nur sehr eingeschränkt positiv. Das Nonplusultra dieses Romans ist zweifelsohne die Analogie zur Kultur von Iain M. Banks, die Anders McCoy darstellt. Das ist nicht nur gut gelungen, sondern auch genial erzählt und mit vielen witzigen Gags, Gimmicks und Gadgets angereichert.

Dagegen ist der Rest, insbesondere das Erzwelten-System, seine Bewohner und seine Sitten sehr suboptimal dargestellt, so als hätte Matthias Falke da nicht den richtigen Zugang zu gefunden. Es gibt viele Inkonsistenzen und meiner Meinung nach auch nicht vollständig zuende gedachten Traditionen der Erzweltler. Auch die "Barbaren auf Raumschiffen"-Szenarios sind für meinen Geschmack nicht schlüssig. Was ganz sicher daran liegt, daß ich hier im Hinterkopf Vergleiche zur Asimovschen Foundation-Trilogie ziehe, zu Andrew J. Offutts "My Lord Barbarian" und – last but not least – zu Robert A. Heinleins "Citizen of the Galaxy". Insbesondere die Erinnerung an den Heinlein-Roman, der vielleicht weniger etwas mit "Barbaren im Weltraum", sondern mehr mit "Konzeption, Entwicklung und Interaktion mit Traditionen eines nicht mehr an die Erde gebundenen Volkes" zu tun hat, juckte mich die ganze Zeit während der Lektüre des "Terraformer". Falke gelingt es im Gegensatz zu Heinlein nämlich nicht, die Andersartigkeit der Erzweltler wirklich rüberzubringen, auch die moralische Überlegenheit der Falkeschen Kultur wird nur in Ansätzen deutlich. Das war schon blöd, das hätte ich gerne besser ausgeführt gelesen.

Aber nach dem "Terraformer" ist vor dem "Terraformer", nächste Woche nehme ich mir mal Band 2 vor. Mal sehen, ob ich den besser finden werde...

Dienstag, 29. November 2016

Stefan Burban : Teuflisches Vermächtnis



Stefan Burban : Teuflisches Vermächtnis
Drizil 03
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover, ca. 344 Seiten, 14,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich.
Titelbild : Allan J. Stark


Der Kaiser der Terranisch-Imperialen Liga ist noch am Leben.

Diese Nachricht schlägt ein wie eine Bombe unter der kleinen Gruppe Freiheitskämpfer um den imperialen Legionsgeneral Carlo Rix.

Für Carlo Rix steht außer Frage, was zu tun ist. Der Kaiser muss befreit werden. Eine Mission ins vom Feind besetzte Solsystem scheint der einzige Weg. Zu diesem Zweck sucht Carlo Rix an ungewöhnlichen Orten nach neuen Verbündeten.

Doch kann Carlo Rix all seinen Verbündeten vertrauen? Oder kochen einige von ihnen vielleicht ihr eigenes Süppchen? Und warum ist den Drizil gerade der Mars so ungemein wichtig?

Am Zielort angekommen, findet der Legionsgeneral mehr als er eigentlich erwartet hatte. Denn das Solsystem birgt düstere Geheimnisse, die die Menschen auf eine harte Probe stellen …
Klappentext

Die Drizil-Geschichte geht weiter, diesmal mit Vorbereitung und Durchführung eines Kommandounternehmens im Sol-System. Von der Story her ganz nett, wenn auch nicht wirklich innovativ. Allerdings kommen hier plötzlich Animositäten und Geheimnisse zur Sprache, an die ich mich aus den Vorgängerbänden so nicht erinnern kann. Das war am Anfang irritierend.

Wirklich nervend waren aber dann diverse detailverliebte Kampfbeschreibungen. [satirische Überspitzung] Wenn haarklein erzählt wird, daß der Jägertyp "Kleine Butterblume" bei einer Kurve von 48,69375° aufgrund herstellungsbedingter Unregelmäßigkeiten im Werk "Große Wiese" seine Angriffssensoren verlieren könnte, frage ich mich, was mir der Autor damit sagen will. [/satirische Überspitzung]

Ebenso nervend war die an Warhammer 40.000 erinnernde Gleichgültigkeit gegenüber Menschen- und Drizil-Leben, die bei den Gefechtsschilderungen zutage traten. Würden militärische Führer tatsächlich so handeln, dürften sie im RL in Kürze alleine dem Feind gegenüberstehen. Ganz davon abgesehen, daß die geschilderten Raum- und Bodengefechte absurd sind, ich bin da von Jack Campbell und David Weber Besseres gewohnt. Das ist natürlich einerseits Meckern auf hohem Niveau, andererseits geben die beiden den Standard für MilSF vor. Und diverse andere Autoren (John Ringo, Tanya Huff, Peter F. Hamilton etc. etc.) schreiben auch durchaus in dieser Größenklasse.

Da rettet dann auch das eigentliche Kommandounternehmen nichts, das zwar spannend geschrieben ist, doch absurd dargestellt, dilettantisch geplottet und kindisch aufgelöst wurde. Hier stimmte nichts, weder Plot (ich empfehle hier "Das dreckige Dutzend" einmal zu analysieren, immer noch der Klassiker für Kommandounternehmen), noch Charaktere (ein Verräter, der zum Verräter wurde, nur weil 5 Jahre vor dem Krieg das Imperium eine Blockadeflotte der Drizil in die Luft geblasen hat : Was soll das denn ???) noch die Auflösung (Alles zurück auf Null). Von den nicht vorhandenen politischen Aspekten einmal ganz zu schweigen.

Insgesamt leider ein klarer Daumen nach unten, keine Ahnung, warum Stefan Burban es bei dieser Serie nicht schafft, seine anderen lese ich mit Vergnügen. Aber die Drizil sind irgendwie ein Stiefkind...

Montag, 28. November 2016

Tanja Bern : Nah bei mir



Tanja Bern : Nah bei mir
Arunya-Verlag "Edition Romantica" 2016
Originalausgabe
Hardcover, 318 Seiten, 18,90 €
Titelbild und Innenillustrationen : Shikomo
ISBN 978-3-95810-005-3
auch als eBook erhältlich (4,99 €)


Seit ihrer Kindheit träumt Katelyn von einem Mann, der in den Ruinen eines Hauses auf sie zu warten scheint. Als sie bei ihrer Großmutter ein 250 Jahre altes Medaillon mit dem Porträt dieses Mannes findet, kann sie kaum fassen, dass sie ihn plötzlich vor sich sieht. Ihre Großmutter erzählt ihr, dass auf dem Bild der Adlige John McKay abgebildet ist, und vertraut Katelyn seine Geschichte an, die in handgeschriebener Form seit Generationen in Familienbesitz ist. Katelyn taucht tief in seine Erinnerungen ein …

Als John bei einem Ausritt dem Fahrenden Jake O’Malley begegnet, wandelt sich unerwartet sein Leben. Der junge Mann rührt etwas in seiner Seele, dem sich John nicht entziehen kann. In aller Heimlichkeit nähern sie sich einander an und zwischen ihnen entwickelt sich eine tiefe Liebe. Die McKays ahnen zunächst nichts, doch die Beziehung der beiden ist eine Gratwanderung, die alles verändert.
Klappentext

Boah, eyh !
Also wenn man Anja Bagus Aether-Romane mit Lore-Romanen vergleicht, dann ist Tanja Berns "Nah bei mir" Sissi pur. Hochkondensiert und von allen nicht-Kitsch-Verunreinigungen befreit, so daß der unvorbereitete Leser von dem Mysteryliebesherzschmerz gnadenlos untergebuttert wird und schluchzend in seinem Sofa versinkt.

Denn die Geschichte ist gut erzählt, Tanja Bern schafft es, selbst die Nicht-Zielgruppe (die ich zweifelsohne repräsentiere) bei der Stange zu halten. Der Roman ist gut durchgeplant, keinerlei Längen erkennbar, keine stilistischen Ausrutscher (jedenfalls keine, die mir aufgefallen sind) und eine sehr flüssige, dynamische Schreibe. Das macht den Roman für Leute, die die Story mögen, zu einem Pageturner.

Die Story an sich ist eine Historic Gay Romance, angesiedelt im 18. Jahrhundert. Meines Wissens (und ich interessiere mich nicht wirklich für dieses Thema) sehr simplifiziert und romantisiert beschrieben, aber hey, seit wann hat das schon mal eine gelungene Historiennovelle gestört? An keiner Stelle vulgär schafft es Tanja Bern, Nacktszenen, inzestuöse Träume undsoweiter undsofort in die Geschichte zu integrieren und es in eine Hetero-Beziehung in der Moderne enden zu lassen. Ja, genau, der Mystery-Faktor - Seelenwanderung, Vorahnungen - ist gar nicht so gering, die Geschichte hat einen gelungenen phantastischen Aspekt.

Insgesamt ein höchst empfehlenswerter Roman für diejenigen, die das Thema mögen. Von einer Autorin, die man im Auge behalten sollte. Aber ich brauch' jetzt erstmal 'nen ganz simplen SF-Action-Roman, um mich von dem Kitschüberfluss zu erholen... :-)

Freitag, 25. November 2016

TERRA EXTRA inside - Richard Koch : Gefahr für die Erde

In Heft 155 schliesst Richard Koch seine Artikelserie "Irdisches Werden" ab. Er erörtert die verschiedenen Katastrophen, die die Erde beeinträchtigen können, und kommt zu dem treffenden Schluß, daß nur eine Supernova wirklich gefährlich sei. Ich sag' da nix zu, sonst kriege ich wieder von diversen ideologischen Seiten Haue...

TERRA EXTRA inside - Richard Koch : Klimagedanken

In Heft 154 vom 04.08.1967 beschäftigt sich Richard Koch mit dem Klima. In Anbetracht der heutigen Klimahysterie eine angenehm faktische Darstellung :

Donnerstag, 24. November 2016

TERRA EXTRA inside - Richard Koch : Die Atmosphäre der Erde

Auf der LKS von Heft 153 referiert Richard Koch über die verschiedenen atmosphärischen Bedingungen auf Erde, Mars und Venus :

TERRA EXTRA inside - Richard Koch : Der Urkontinent

In Heft 152 vom 21.07.1967 beschäftigt sich Richard Koch mit der Gravitation und dem Auseinanderbrechen des Urkontinents. Ich finde das irgendwie sehr obskur :

Things to come

Ächz.
Nach fast drei Heftserien (TERRA SF, TERRA Sonderband und TERRA EXTRA) merke ich so ein bißchen, wie die Luft bei mir raus ist. Nicht, daß ich damit aufhören will, momentan diskutiere ich mit mir, ob ich "zurück" nach UTOPIA SF gehe oder weiter nach vorne mit TERRA NOVA / TERRA ASTRA. Any comments ?
Doch im Moment brauche ich mal was anderes und muß auch mal was anderes hier im Blog kommentieren. Das neue phatastisch! ist raus, von ORION habe ich schon einiges Neues gelesen, Burban, Kay, Boom, D9E usw. usf. liegen noch in meinem RUB, da juckt es mich momentan mehr. Also werde ich heute und morgen noch die fehlenden TERRA EXTRA inside nachtragen und mich dann erst einmal auf die Moderne fokussieren.
In diesem Kontext : Ich muß bei Gelegenheit nochmal einen Blogeintrag zu negativen Rezensionen und Rezensionsexemplaren schreiben.

Mittwoch, 23. November 2016

Peter Lancester : Die eiserne Hand



Peter Lancester : Die eiserne Hand
Die Chroniken der Anderwelten 04
Eldur-Verlag 2016
Paperback, 500 Seiten, 11,95 €
Titelbild : Peter Lancester
ISBN 3-937419-08-X


Evas Leben hat sich normalisiert; sie studiert Kunst, spielt in einer Rockband und hat einen Freund. Dieses Leben endet schlagartig, als sie am hellichten Tag von der Straße entführt wird und in die Fänge eines offenbar wahnsinnigen Sadisten gerät. In ihrem Gefängnis trifft sie auf die Dämonin Mona, die ebenfalls hier festgehalten wird.

Von der Polizei ist keine Hilfe zu erwarten, daher starten Otto, Ander, Lesly und Silvana eine Rettungsaktion. Wieder zu Hause, ist Eva körperlich und seelisch ein Wrack. Es gibt nur eins, das sie am Leben erhält: Der brennende Wunsch nach Rache. Doch das Schicksal hält noch einige Überraschungen für sie bereit - im Guten wie im Schlechten.
Klappentext

Zehn Jahre sind seit dem Erscheinen des letzten Bands der "Chronik der Anderwelten" vergangen. Das Leben von Peter Lancester war seitdem mit diversen persönlichen Krisen gepflastert. Wenn man ihn, so wie ich, auf Facebook kennt, dann weiss man, daß diese Krisen tiefgreifend waren und ihn schwer getroffen haben. Und – wie man aktuellen Postings entnehmen kann – sie sind noch nicht vorbei.

Diese Lebenskrisen schlagen sich auch in diesem Roman nieder. Deutlich bitterer und zynischer als die ersten drei Bände, von dem doch eher optimistischem Peter D. der Jahrtausendwende ist nicht mehr viel über. Das stellt sich hier, im 4. Band der "Chronik der Anderwelten", deutlich an der Charakterentwicklung dar. Der Roman ist insgesamt wesentlich blutiger und grausamer gegenüber seinen Protagonisten als seine Vorgänger.

Lancester führt hier die Geschichte von Mona, dem Flugteufel, aus Teil 3 mit der von Eva von Grauenfels aus Teil 1 & 2 zusammen. Sie werden von einem wahnsinnigem Österreicher gejagt, der Zugang zu den Anderwelten will, um dort den Brunnen der Unsterblichkeit zu finden. Lancester beschreibt den als Freak im Rollstuhl, für meinen persönlichen Geschmack ist er etwas zu sehr an die größenwahnsinnigen Gegenspieler von James Bond angelehnt. Ich vermisse auch so ein bißchen den positiven Grundton, der bei aller Kritik doch die ersten drei Bände ausgezeichnet hat.

Aber das ist mein persönlicher Geschmack, denn insgesamt gesehen liest sich der Roman genauso gut wie die ersten drei Bände. Lancester wird auch wieder innovativer, einige Gadgets und Gimmicks sind faszinierend. Stilistisch ist bis auf den eher depressiven Unterton alles beim alten, der Roman liest sich flüssig an der Grenze zum Pageturner. Ich bin mal gespannt, wie der nächste Band wird, hoffentlich vergehen nicht wieder 10 Jahre bis zur Veröffentlichung.

Dienstag, 22. November 2016

Peter Lancester : Dämonentränen



Peter Lancester : Dämonentränen
Die Chroniken der Anderwelten 03
Eldur-Verlag 2006
Paperback, 388 Seiten, 9,95 €
Titelbild : Peter Lancester
ISBN 3-937419-05-5


Das rothaarige Mädchen von Zimmer 437, das alle nur Mona nennen, ist stumm und hochgradig gefährlich. Die offizielle Diagnose lautet "Schwachsinn". Doch warum ist sie in den letzten zwanzig Jahren keinen Tag älter geworden? Ein skrupelloser Wissenschaftler ist überzeugt davon, daß ihr Blut das Geheimnis zur Heilung aller Krankheiten und des ewigen Lebens enthält. Er kauft Mona der Psychiatrie ab, um sie zu seinem Versuchskaninchen zu machen.

Frank, ein religiöser Pfleger, der sie für einen gefallenen Engel hält, bringt ihr das Sprechen bei und verliebt sich in sie. Unterdessen beginnt Mona sich allmählich daran zu erinnern, wer sie wirklich ist und woher sie kommt.

Eines Tages verhilft Frank ihr zur Flucht aus dem Labor. Doch der Traum vom gemeinsamen Leben in Freiheit endet in einer blutigen Tragödie.
Klappentext

Nachdem die Expedition derer von Grauenfels im zweiten Band ein eher suboptimales Ende genommen hat, wendet sich Peter Lancester im dritten Band seiner Saga jemand ganz anderem zu : Einem aus der Anderwelt auf unsere Erde geflohenen Flugteufel. Er beschreibt ihre Entwicklung auf der Erde von einem Monster zu einem Menschen – und spart auch nicht mit Splatter-Szenen.

Ich bin hier etwas zwiegespalten. Einerseits ist die Geschichte gut erzählt, Peter Lancester behält den Drive der ersten beiden Bände bei. Stärker noch als bei den ersten beiden Geschichten sind seine Charaktere plastisch und stehen mir als Leser deutlich vor Augen. Aber ich kann so gar nichts mit Monas grenzenloser Naivität am Anfang und ebenso grenzenloser Depression am Ende anfangen. Das könnte allerdings daran liegen, daß ich selbst als Leser relativ einfach gestrickt bin und – im Gegensatz zu Peter Lancester – mit solchen Charaktern im RL wenig bis gar keinen Kontakt habe.

Stärker noch als im vorigen Band sind hier die Ausschläge in Richtung Horror und Splatter. Dabei ist überaus positiv anzumerken, daß Lancester hier an keiner Stelle primitiv oder vulgär wird, Horror als auch Splatter haben ziemliches Niveau. Und auch wenn ich persönlich diese Subgenres nicht wirklich goutieren kann, haben mich diese Genre-Ausflüge weder gestört noch empfand ich sie als unpassend oder aufgesetzt. Man merkt, daß der Roman, ja die ganze Serie, gut durchgeplant ist.

Insgesamt ein gelungener dritter Teil, der insbesondere Fans der etwas dunkleren Spielart der Phantastik viel Spaß machen dürfte.

Montag, 21. November 2016

Peter Lancester : Unterm Doppelmond



Peter Lancester : Unterm Doppelmond
Die Chroniken der Anderwelten 02
Eldur-Verlag 2005
Paperback, 372 Seiten, 9,95 €
Titelbild : Peter Lancester
ISBN 3-937419-04-7


Kaum sind Eva, Friedrich, Otto und Ander in der Höhlenstadt von Unterhessen angekommen, wird Friedrich wegen einer unbedachten Äußerung verhaftet. Eva und Otto sind zum Bleiben verdammt.

Eva tritt in die Garde ein – die einzige Chance, sich und Otto über Wasser zu halten. Die brutale Ausbildung und gemeine Intrigen bringen sie mehr als einmal in Lebensgefahr, doch sie läßt sich nicht unterkriegen.

Die Lage spitzt sich zu, als Friedrich plötzlich wegen Hochverrats hingerichtet werden soll. Ander scheint die letzte Hoffnung zu sein, doch Eva hat inzwischen allen Grund, ihm zu mißtrauen.

Am Ende einer irrwitzigen Befreiungsaktion steht die kopflose Flucht in die Anderwelt. Zwar war diese auch das ursprüngliche Ziel der Expedition, doch schon bald stellt sich heraus, daß die Beteiligten die Gefahren unterschätzt haben. Und es gibt keinen Rückweg ...
Klappentext

Nach einem spannendem und innovativem ersten Teil gerät der zweite Band der Anderwelt-Chroniken deutlich konservativer. Die Geschichte bleibt in einem klassischem Fantasy-Fahrwasser, die Exotik und Innovation des ersten Teils bleibt so ein bißchen auf der Strecke. Am deutlichsten wird dies bei Evas Eintritt in die Garde Unterhessens, ein Romanabschnitt, in dem Peter Lancester mit Genuß typische "Join the Army"-Klischees zelebriert.

"Mit Genuß" ist dann sozusagen ein Stichwort, denn trotz des konventionelleren Plots ist auch der zweite Band gut erzählt, es macht Spaß, ihn zu lesen. Um so mehr, als die Charaktere immer mehr Tiefe gewinnen und am Ende des Romans dem geneigtem Leser plastisch vor Augen stehen. Auch Unterhessen selbst wird immer deutlicher, am Ende hatte ich ein fiktives Land vor Augen, in das ich gerne zurückkehren würde.

Interessant die Ausflüge von Peter Lancester in der Horror-/Splatter-Bereich. Wohldosiert und selten gelingt es ihm, dem Leser eine Gänsehaut den Rücken herunterlaufen zu lassen. Und technisch interessant ist, daß diese Horror-Höhepunkte auch die kreativsten Stellen des Romans sind. Das lässt einiges für den nächsten Band des Zyklus erwarten.

Insgesamt also eine vielleicht konventionellere, aber angenehm zu lesende Fortsetzung des ersten Teils mit deutlichen Spitzen nach oben. Insgesamt ist das Niveau auch besser als im ersten Teil, Lancester hat sich sozusagen warm geschrieben. Stilistisch fand ich die ersten beiden Bände, die bis zu einem gewissem Grad eine Einheit bilden, sehr angenehm, Peter Lancester hat mit seinem Story-Telling hier einen starken Zauber gewoben, der den Leser bei der Stange hält. Wie man auf eBay sagt : "Gerne wieder". :-)

Samstag, 19. November 2016

Robert Ervin Howard : Conan - Die Original-Erzählungen



Robert Ervin Howard : Conan - Die Original-Erzählungen
Festa-Verlag 2015
Hardcover, je 400 Seiten, je 24,- €
Aus dem Amerikanischen von Lore Straßl
Übersetzungen der Sekundärtexte von Jürgen Langowski und Erik Simon
Titelbilder : Arndt Drechsler
Innenillustrationen : Mark Schultz, Gary Gianni und Greg Manchess


Hither came Conan, the Cimmerian, black-haired, sullen-eyed, sword in hand, a thief, a reaver, a slayer, with gigantic melancholies and gigantic mirth, to tread the jeweled thrones of the Earth under his sandalled feet.
The Phoenix on the Sword

Wie Carsten Kuhr so treffend sagte, wäre eine Inhaltsangabe der einzelnen Geschichten mehr als überflüssig. Conan ist eine der Archetypen der Fantasy, in den verschiedensten Medien seit fast einem Jahrhundert veröffentlicht. Und da stellt sich dann tatsächlich die Frage, die Carsten Kuhr so präzise formuliert hat : "Braucht es da wirklich noch einmal eine neue Conan-Ausgabe ?"


Heyne-Erstauflage

Nun, ebenso wie Carsten Kuhr werde ich die Frage mit "ja" beantworten, allerdings aus einem etwas anderem Fokus heraus als er. Sehen wir uns dazu die bisherigen deutschen Ausgaben an. Howard schrieb seine Geschichten in den 30ern, nach seinem frühen Selbstmord blieben diverse Fragmente, Exposes und teilweise fertig geschriebene Geschichten zunächst unveröffentlicht. Seine Nachlassverwalter nahmen die in WEIRD TALES veröffentlichten Geschichten, schrieben die Fragmente zuende, glätteten einige Stellen und brachten alles in eine inhaltlich chronologische Ordnung. Diese Geschichten wurden dann bei Heyne in den 70ern erstmals in einer deutschen Ausgabe aufgelegt, korrekterweise wurden Robert E. Howard, L. S. de Camp und Lin Carter als Autoren genannt, letztere hatten die Geschichten zuende geschrieben und bearbeitet. Nach dem Erfolg von "Conan the Barbarian" von John Milius mit Arnold Schwarzenegger wurden die Bücher in erweiterten Fassungen in einer einheitlich beigen Form mit Filmbildern auf den Covern neu bei Heyne aufgelegt. Jetzt waren auch Sekundärtexte und Briefe enthalten. In der Zwischenzeit hatten sich auch andere Autoren an der Figur des "Conan" versucht, so daß diese Ausgabe ein Mix der verschiedensten Stile darstellt. Ich persönlich sehe diese Ausgabe als unbedingt empfehlenswert, jeder Fantasy-Autor sollte sie in seinem Regal stehen haben.


Heyne-Neuauflage "beige Ausgabe"

Warum ? Nun, weil sich dort sehr schön literarische und stilistische Unterschiede festmachen lassen. Howard, geboren Anfang des 20. Jahrhunderts, hatte in seinem Dorf in Texas noch die letzten Ausläufer des Wilden Westens mitbekommen. Und er unterhielt sich mit den echten tough guys, Ölbohrern, Firefighter, Cowboys undsoweiter undsofort. Auch Howard selber war ein Freak, er hat sich schon mal mit seinem Schriftstellerkumpel C. A. Smith hinterm Haus einen Schwertkampf geliefert. Robert Ervin Howard war also von seinem Umfeld und seiner Erziehung etwas ganz anderes als beispielsweise der zivilisierte New Yorker Lyon Sprague de Camp. Und dieser Unterschied macht sich auch massivst in den Conan-Geschichten bemerkbar, das fiel selbst meinem unbedarften, viel jüngerem Ich auf. Howards Conan ist barbarisch, ursprünglich, wenig bis überhaupt nicht von der Zivilisation beleckt. Dahingegen ist der Conan, den de Camp und Carter beschreiben, ein zwar einfacher, aber durchaus zivilisierter Barbar, wesentlich weniger primitiv und ursprünglich als der von Howard konzipierte. Und gerade wegen dieser ganz unterschiedlichen Behandlungen der Figur des Conan durch verschiedene Schriftsteller ist und bleibt die beige Heyne-Reihe für den einfachen Fantasy-Fan das Nonplusultra.

FESTA-Ausgabe Schutzumschlag

Weshalb also dann die Festa-Ausgabe, auch noch als Hardcover für mein Bücherregal? Nun, das hatte mehrere Gründe. Meine Erwartungen nach dem Lesen des Inhaltsverzeichnisses wurden übrigens auch bis auf eine voll erfüllt. Fangen wir mit der einfachsten an, der Ausstattung und der Haptik. Sehr schöne Hardcover mit Lesebändchen, einheitliches Aussehen, gelungene Schutzumschläge, die die Bücher vom Mainstream abheben, für mich als Semi-Bibliophilen waren das schon Argumente. (Das semi-bibliophil erkläre ich, wenn ich mich mit der "Edition Andreas Irle" auseinandersetze.) Sie sahen auf der Festa-Homepage (alle Bilder sind von dort entnommen) gut aus und haben mich auch als ich sie dann in der Hand hatte voll überzeugt. Aber so etwas war ich von Festa ja bereits gewohnt, die Horror-Editionen von REH und CAS stehen bei mir ebenfalls im Regal.

FESTA-Ausgabe Hardcover

Anyway, man soll ein Buch ja nicht nur nach seinem Cover beurteilen. Also weiter zum Inhalt. Festa wirbt mit "Robert E. Howard – Die Originale". Und genau das bekommt man auch serviert. In der Übersetzung von (u.a.) Lore Straßl legt Frank Festa hier die Originaltexte Howards vor, unbearbeitet von Carter und de Camp und – vorzugsweise – auch von den zeitgenössischen Herausgebern. Jede Geschichte ist entweder genau so, wie Howard es sich gedacht hatte, oder so, wie sie zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Auch wurden die Geschichten nicht in chronologischer, sondern in bibliographischer Reihenfolge gedruckt, also in der Reihenfolge, in der Howard sie auch geschrieben bzw. veröffentlicht hat. Das ist schon ein anderes Lesen als das simple Konsumieren der beigen HEYNE-Reihe. Auch sind die Bücher nur etwa zu 2/3 mit den Stories gefüllt, den Rest nehmen liebevoll editierte Fragmente und sekundärliterarische Kommentare ein. Oder – und das ist wirklich ein Genuß – frühere Versionen der einzelnen Geschichten, Exposés in den verschiedensten Stadien, leider zuwenig Briefe. Insgesamt also eine Fülle primärliterarischen Materials, an dem sich Forscher austoben und Leser schwelgen können. Diese Sachen waren meines Wissens bisher nicht auf Deutsch (man bedenke einmal die Arbeit der Übersetzerin) erhältlich.

FESTA-Ausgabe : Ein Blick ins Innere

Für mich als Leser war es faszinierend, aber ich bin ja auch Nur-Leser. Für einen Fantasy-Autor stellt sich die Sache noch etwas gewinnbringender dar. In der beigen Heyne-Reihe kann er den bearbeiteten Howard und die verschiedensten Stile anderer (zivilisierterer) Autoren miteinander vergleichen. Die Festa-Ausgabe bietet diesem heutigen Fantasy-Autor zusätzlich die Möglichkeit zum stilistischen und organisatorischem Quellenstudium, indem sie nicht nur die Originale Howards, sondern auch die Textschnippsel auf dem Weg dorthin abdruckt. Und wenn mir als reinem Leser die Festa-Ausgabe diesbezüglich schon Spaß gemacht hat, wie geht es da erst dem mit Fachwissen "bewaffnetem" Autor ?

Einziger Wermutstropfen dieser Ausgabe ist das (amerikanische) Vor- bzw. Nachwort. Diese Conan-Ausgabe ist nämlich die deutsche Übersetzung der Neuausgabe von 2003, inklusive der unreflektierten Lobhudeleien der Herausgeber. Das muss so nicht sein – ist aber andererseits auch schön von Festa, auch diesen Quark abzudrucken. Apropos : Statt sich wie die letzte Ich-presse-auch-noch-den-letzten-Blutstropfen-aus-meinen-Lizenzen-Ausgabe von Heyne auf übergroße, überteuerte und unhandliche Ziegelsteine zu konzentrieren, hat Frank Festa die Bücher geteilt und sechs normale statt drei sehr dicke Hardcover herausgebracht. Auch wenn ich kein Fan dieser "Ich teil' das mal auf zwei Ausgaben auf, bringt mehr Geld"-Politik deutscher Verlage bin, fand ich das Format eigentlich ok. Scheint hier eher 'ne Geschmackssache zu sein.

In jedem Fall sind die Conan-Bände aus dem FESTA-Verlag ihr Geld wert. Hat Spaß gemacht, die alten Geschichten zu lesen. Allerdings steigert sich Festa noch mit "Kull", aber davon demnächst.

Donnerstag, 17. November 2016

TERRA EXTRA 155 - Hans Kneifel : Das Serum des Gehorsams


Hans Kneifel : Das Serum des Gehorsams
Terra Extra 155, 11.08.1967
Neuauflage
Originalausgabe TERRA SF 195, 1961
Titelbild : Johnny Bruck


Sicher haben manche von Ihnen vor längerer Zeit auch gewisse Pressenachrichten gelesen, in denen von der möglichen Entwicklung eines Nervengases die Rede war — einer Substanz, die jeden, der sie einatmet, lähmt und willenlos macht.

Wenn Hans Kneifel, der Autor des vorliegenden TERRA-Bandes, nun einen Schritt weitergeht und von einem Gift erzählt, das nicht nur jeden Eigenwillen lähmt, sondern auch noch bewirkt, daß der mit diesem Gift infizierte Mensch zum loyalen Befehlsempfänger dessen wird, der ihn infiziert hat, so ist das eigentlich auch gar nicht so abwegig, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag. DAS SERUM DES GEHORSAMS ist in dem gleichnamigen Roman jedenfalls zur grauenhaften Realität geworden.

DAS SERUM DES GEHORSAMS ist die einzige Waffe, über die der unbekannte Gegner verfügt — aber diese eine Waffe genügt, um ganze Sonnensysteme zu erobern, und die tapferen Männer, die sich im Dschungel des Amazonas am "Tor zwischen den Welten" versammelt haben, scheinen einen aussichtslosen Kampf zu kämpfen ...
Klappentext TERRA SF 195

Der unheimliche Gegner besitzt nur eine Waffe - es ist das Mittel zur Eroberung ganzer Sonnensysteme...
Teaser TERRA EXTRA

Habe ich vor drei Jahren in der Originalausgabe gelesen, ist nicht besser geworden seitdem. :-) Schon eine interessante Erfahrung für mich als eingeschworenen Kneifel-Fan, auch einmal seine schlechten Romane zu lesen. Muss man aber nicht, wirklich nicht. Platte Charaktere, simple (und teilweise absurde) Story, extrem voraussehbarer Handlungsablauf. Gibt wirklich Besseres von ihm.

Mittwoch, 16. November 2016

TERRA EXTRA 154 - Murray Leinster : Gesetz des Zufalls


Murray Leinster : Gesetz des Zufalls (The Laws of Chance)
Terra Extra 154, 04.08.1967
Neuauflage
Deutsche Erstausgabe UTOPIA SF 125, 1958
Originalausgabe STARTLING STORIES 1947
Aus dem Amerikanischen von ???
Titelbild : Johnny Bruck


Die Unbekannten haben sie zum Tode verurteilt - doch sie kämpfen erbittert für die neue Zivilisation...
Teaser

Keins von Leinsters Meisterleistungen. Im Wesentlichen geht es darum, daß durch ein neues Element Wahrscheinlichkeiten manipuliert werden. Das Ganze ist in einem dystopischen Amerika nach einem Atomkrieg angesiedelt und ziemlich abstrus dargestellt. Kleine Steine aus Atomkratern, die in einem Magnetfeld Wahrscheinlichkeiten definieren. Eher gruselig für den modernen Leser. Die Geschichte ist ja auch von 1947, da darf dann die obligate Love Story ebenfalls nicht fehlen. Inklusive "ordentlicher" Heirat durch einen der letzten überlebenden Priester. Und auch wenn die Charaktere teilweise ganz innovativ angelegt sind, bleibt der Roman doch irgendwie platt. Nichts, was man unbedingt lesen muß, wer sich trotzdem nicht abhalten lassen will, sei auf die Originalausgabe bei unz.org verwiesen.

Dienstag, 15. November 2016

TERRA EXTRA 153 - Kurt Mahr : Havarie auf Antares


Kurt Mahr : Havarie auf Antares
Terra Extra 153, 28.07.1967
Neuauflage
Orignalausgabe TERRA SF 179, 1961
Titelbild : Johnny Bruck


Durch einen Maschinenschaden wird die "Frankour Castle", das neue Forschungsschiff der Erde, gezwungen, auf dem fünften Planeten der Riesensonne Antares zu landen.

Dieser Planet ist von Menschen bewohnt, die in der Technik den Erdenmenschen zwar unterlegen sind, die aber dafür andere Fähigkeiten besitzen, von denen die Terraner nichts ahnen.

So hat der Kommandant des Riesenraumers nur ein mitleidiges Lächeln dafür übrig, als er von dem Entschluß der eingeborenen Priester hört, sein Schiff als Sendboten des Bösen anzusehen und zu vernichten. Er glaubt zu wissen, daß die primitive Zivilisation der Eingeborenen keine Machtmittel besitzt, die Schiff und Besatzung auch nur im Entferntesten gefährlich werden könnten.

Doch der Tag kommt, an dem er eines anderen belehrt wird — und das, was nur als HAVARIE AUF ANTARES begann, wird für die Terraner zu einem erbitterten Kampf um Sein oder Nichtsein...
Klappentext LKS TERRA SF 179


Kein großer, aber ein angenehm lesbarer Roman, den ich gerne wiedergelesen habe, auch wenn die Lektüre der Originalausgabe noch nicht so lange zurückliegt. Aber wie ich damals bereits schrieb, ist er leichte Unterhaltungslektüre für Zwischendurch mit einigen Spitzen gegen das eher arrogante SF-Establishment. Nett eben.

Interessant ist hingegen, daß sich seit meiner damaligen Bemerkung über fehlende Klassiker-Neuauflagen einiges geändert hat. Neben Earl Dumarest auf Atlantis gibt es aktuell Herbert W. Franke auf p.machinery und Robert Ervin Howard auf Festa - um nur zwei Beispiele zu nennen. Zu ersterem habe ich etwas gesagt, zu den anderen beiden sage ich demnächst - sofern ich dafür Zeit finde - noch ein bißchen. Auf jeden Fall eine für den klassikinteressierten SF-Fan deutlich bessere Situation als noch vor zwei Jahren. Trotzdem fehlt noch so etwas wie eine "Kurt Mahr ohne Perry Rhodan"-Gesamtausgabe. Michael, kein Interesse ?

Montag, 14. November 2016

TERRA EXTRA 152 - Cyril Judd : Kinder des Mars


Cyril Judd : Kinder des Mars (Outpost Mars)
Terra Extra 152, 21.07.1967
Neuauflage
Deutsche Erstausgabe GALAXIS 03-06, 1958
Originalausgabe GALAXY, 1952
Aus dem Amerikanischen von Lothar Heinecke
Titelbild : Johnny Bruck


Obwohl sich herausgestellt hat, daß der Planet Mars nicht gerade ein Paradies darstellt, ist er kolonisiert worden: von mächtigen Industrie-Konglomeraten, die sich alle Mühe geben, die Bodenschätze unserer Nachbarwelt auszubeuten. In der Sun Lake-Kolonie jedoch haben andere Leute das Sagen: Idealisten, Aussteiger und solche, die mit dem Leben auf der überbevölkerten Erde unzufrieden waren, haben sich hier angesiedelt. Auf genossenschaftlicher Basis versucht man, sich an den Mars anzupassen. Doch Sun Lake ist den Multis ein Dorn im Auge: Hugo Brenner, ein wohlhabender Drogenhersteller, versucht das Projekt in den Ruin zu treiben, und dazu ist im keine Methode schmutzig genug...

Dr. Tony Hellman und seine Getreuen lassen sich jedoch nicht so leicht aus dem Feld schlagen. Mit vereinten Kräften nimmt Sun Lake den Kampf gegen Brenner auf. Und dann treffen erste beunruhigende Meldungen ein: Es hat den Anschein, als seien die Erdkolonisten nicht die einzigen Intelligenzen auf dem roten Planeten. Gibt es die vielzitierten marsianischen Ureinwohner tatsächlich?
Klappentext der Ullstein-Ausgabe

"Cyril Judd" ist das gemeinsame Pseudonym von Cyril M. Kornbluth und Judith Merril für die beiden Romane "Outpost Mars" und "Gunner Cade", beide zwar laut SFE routinierter Standard, m.E. aber beide bemerkenswerte Romane mit nicht-trivialem Background.

Dies sieht man schon sehr schön hier an dieser Geschichte. Ein Jahrzehnt vor "Dune" haben die Autoren ein ökologisches Szenario aufgebaut, das die Story nicht nur beherrscht, sondern wesentlich für den Ablauf als auch die Details ist. Nun ist die Ökologie eines Planeten nicht gerade ein seltenes Thema in der damaligen SF, daß dieses Feature aber hier wie bei Dune zentral für die Geschichte ist, stellt wiederum eine Ausnahme dar.

Weiter waren die meisten Romane der damaligen Zeit eher optimistisch, nur wenige kritisierten den American Way of Life in der raubtierkapitalistischen Ausprägung, wie sie damals durchaus vorherrschte. Zwar wurden negative Einflüsse von Konzernen und übergroßen Multimilliardären durchaus dargestellt, aber mehr als Auswüchse, weniger als Symptome des Systems. Kornbluth und Merril gehen hier etwas weiter und stellen die multiplanetaren Konzerne an sich als negativ dar. Allerdings nur, weil aufgrund ihrer Struktur die falschen Leute in Machtpositionen gelangen, die beiden Autoren gingen nicht so weit, das System an sich in Frage zu stellen.

Von daher ein gelungener, wenig gealterter Roman, den man auch heute noch mit Genuß lesen kann. Und, im Hinblick auf die aktuellen politischen Entwicklungen im RL, auch lesen sollte.

Samstag, 12. November 2016

Peter Lancester : Das blaue Portal



Peter Lancester : Das blaue Portal
Die Chroniken der Anderwelten 01
Eldur-Verlag 2004
Paperback, 372 Seiten, 9,95 €
Titelbild : Peter Lancester
ISBN 3-937419-01-2


Eine Burg in Hessen zu Beginn der 80er Jahre. Sitz einer verschrobenen Adelsfamilie, deren jüngster Sproß die fünfzehnjährige Eva ist. Mit dem Auftauchen merkwürdiger Wesen im Keller hält der Wahnsinn im Gemäuer Einzug. Eine scheinbar unendlich in die Tiefe reichende Treppe führt zurück ins Mittelalter - und noch weiter, tief in das Herz uralter Sagen, Mythen und Legenden.

"Das blaue Portal" ist der Auftakt eines abgeschlossenen, fünfteiligen Epos um eine Parallelwelt, die mit der unseren eng verbunden ist. Die geheimen Zugänge sind in der ganzen Welt verstreut, doch nur wer die Bücher ihrer Erbauer besitzt, kann sie finden.
Klappentext

Wie das Cover vielleicht schon vermuten läßt, ist das keine sogenannte klassische Fantasy mit Elfen, Orks und Drachen in der Hauptrolle. Es streift eher die Bereiche der Phantastik und des historischen Romans. Zumindest dieser erste Band. Die späteren Teile werden sich der klassischen Fantasy etwas annähern, was Schauplätze und Figuren angeht, jedoch auf eine sehr eigenwillige Weise.

In seiner Gesamtheit befaßt sich das Werk neben allen vordergründigen Abenteuern immer wieder mit der beunruhigenden Frage, was den Menschen eigentlich zum Menschen macht, und ob Gottes Existenz wirklich eine so wünschenswerte Sache ist.
Verlagsinfo

"Keine klassische Fantasy mit Elfen, Orks und Drachen in der Hauptrolle" - nun ja, Urban Fantasy gab es zum Zeitpunkt des Erscheinens des Romans schon mehrere Jahrzehnte. Nix Neues also. Eigenwillig kreierte Fantasywesen, in diesem Fall Mini-Pferde mit Händen statt Hufen : Auch nix, was ich nicht in dieser oder ähnlicher Form schon mal gelesen habe. Exotische Welten mit faschistischen Regimes : In der Fantasy altbekannt. Vom Plot und Szenario hat mich der Roman also nicht so vom Hocker gehauen. Altbekanntes neu vermengt. Aber gut vermengt.

Denn das ist der Vorzug dieses Auftaktromans eines über mehr als zehn Jahre geschriebenen Zyklus : Das Storytelling. Peter Lancester gelingt es, eine zumindestens für mich altbekannte Geschichte interessant und flüssig zu erzählen. Seine Charaktere sind detailliert beschrieben und gewinnen im Laufe der Geschichte immer mehr Tiefe. Der Wechsel zwischen der Moderne der 80er und den fast 600 Jahre früher geschehenen Ereignissen um Wilhelm von Grauenfels sowie die häufigen Perspektivenwechsel, in denen die Geschichte aus der Sicht der verschiedensten Protagonisten erzählt wird, machen das Buch schon zu einem Pageturner. Allerdings bleibt Peter Lancester im Mittel auf dem Niveau des Heftromans, diverse Ausschläge des Niveaus nach oben werden leider nicht weiter aufgenommen.

Die Geschichte ist also simpel, aber nicht trivial. Und gut erzählt, das kann man gar nicht oft genug betonen. Diverse humorvolle, erotische, zynische oder blutrünstige Episoden lockern die Geschichte auf und machen Lust auf mehr. Vielleicht ist der Stil an manchen Stellen etwas maniriert, aber mir hat der Roman insgesamt gefallen und ich bin einmal gespannt, ob sich die Geschichte in den nächsten Bänden noch zu neuen Höhen aufläuft. Daß ich gut unterhalten werde, weiss ich schon jetzt.

Freitag, 11. November 2016