Montag, 4. August 2014

phantastisch! 55



phantastisch! 55
Atlantis-Verlag 2014
Titelbild : Volkan Baga
Magazin, 68 Seiten, 5,30 €


Interviews
Bernd Jooß: SASCHA MAMCZAK: »Büchermachen ist eine gesellschaftliche Nische.«
Christian Endres: RAY FAWKES: »Das neue DC-Universum ist ein großartiger Ort für John, um seine einzigartigen Qualitäten zu zeigen.«
Carsten Kuhr: ANDREAS SUCHANEK: »Das Risiko war anfangs immens hoch und ich habe oft gezweifelt.«
Christian Endres: KELLY SUE DECONNICK: »Liebe ist eine natürliche und mächtige Antwort auf Monster.«


Bücher, Autoren & mehr
Markus Mäurer: Science Fiction und Fantasy: Ein Buchmarkt im Wandel
Christian Hoffmann: Supermänner und Juristen: die paradoxen Welten des Charles L. Harness
Richard Phillips: Exklusive Leseprobe: »Das zweite Schiff«
Sonja Stöhr: Phantastisches Lesefutter für junge Leser
Horst Illmer: Reise an den Rand des Universums
Armin Möhle: Verlorene Paradiese
Sonja Stöhr: phantastisch! im Dialog – Phantastik-Autoren und Social Media
Christian Endres: Revision der ganz Großen
Rüdiger Schäfer: Deutschstunde
Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

Rezensionen
Thomas Finn »Schwarze Tränen«
Thierry Smolderen, Clérisse Alexandre »Das Imperium des Atoms«
Diana Menschig »So finster, so kalt«
Karl Edward Wagner »Der Blutstein«
David Wong »Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker«
Thomas Thiemeyer »Valhalla«
Arthur Gordon Wolf »Katzendämmerung«
Michael Schmidt (Hrsg.) »Zwielicht« 4
Richard Lorenz »Amerika-Plakate«
Horst Pukallus »Flüsterasphalt«
Samuel R. Delany »Die Bewegung von Licht in Wasser«

Comic & Film
Steffen Boiselle: Cartoon
Olaf Brill & Michael Vogt: Ein seltsamer Tag – Teil 14
Max Pechmann: Fotomodels leben gefährlich

Story
Kij Johnson: »Ponys« (Übersetzung: Christian Endres)

Über "phantastisch!" habe ich schon oft geschrieben, ich kommentiere vielleicht nicht jede Ausgabe, kann aber reinen Gewissens jede Ausgabe empfehlen. In einer bunten Mischung werden viele Bereiche der Phantastik gestreift, neben kurzen, knappen und präzisen Rezensionen sind in jeder Ausgabe lesenswerte Artikel und Interviews enthalten. Meistens sind es leichte, einfach verständliche Artikel für jedermann, zwischendurch kommen aber auch akademische Arbeiten zum Abdruck, die in jedem universitärem Fachmagazin durchaus korrekt plaziert wären. Auch die aktuelle Ausgabe enthält wieder unheimlich viel Lesenswertes und da ich momentan etwas Zeit habe, möchte ich auf einige Sachen, die mir ganz besonders gut gefallen haben, genauer eingehen.

Update kommentiere ich nicht mehr, wer diese Rubrik nicht liest, ist selber schuld.

Aber den Artikel von pogopuschel möchte ich doch herausheben. Unter dem Titel Ein Buchmarkt im Wandel macht sich Markus Mäurer an die quantitative Analyse der Ausgabepolitik von Publikumsverlagen der letzten Jahre. Dies betrifft mich weniger, ich lese fließend englische und amerikanische Literatur und habe bereits einmal, vor zwanzig Jahren, als die Verlagspolitik das erste Mal nicht meinen Ansprüchen genügte, auf Englisch umgeschaltet. Aber – wie ich letztens zu meiner Verblüffung im Perry-Rhodan-Forum erfahren habe - ist die Beherrschung der englischen Sprache heutzutage keinesfalls zum Standard geworden, viele SF-Fans finden es anstrengend, englische oder amerikanische Ausgaben zu lesen. Und da gewinnt Mäurers Analyse plötzlich Gewicht, die Darstellung der immer weniger verlegt werdenden Genre-Romane ist eben für eine meiner Wahrnehmung nach gar nicht so kleine Gruppe doch ziemlich bedeutsam. Gut, daß da die früheren "Kleinverlage" in die Bresche springen.

Weniger ernst kommt Max Pechmanns Artikel Fotomodelle leben gefährlich daher, in dem er über die in klassischen Filmen abgemurksten Schönheiten referiert. Präzise, fundiert, auf den Punkt gebracht und trotzdem nicht bierernst : Einfach nett, die Lektüre!

Und dann kommt wieder ein ernsthafterer, eher akademischer Artikel. In Die paradoxen Welten des Charles L. Harness lässt sich Christian Hoffman detailliert über den in Deutschland nicht allzu bekannten britischen Schriftsteller aus. Solche Artikel sind ein Muß für den SF-Fan, man sollte eigentlich vom Atlantis-Verlag verlangen, daß qualifizierte Ausarbeitungen wie diese barrierefrei der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. [Man merkt vielleicht, daß ich von den Ausführungen Christian Hoffmanns nicht unbegeistert bin.]

Eine Mini-Rezension von Andreas Wolf über Valhalla von Thomas Thiemeyer ereinnert mich daran, daß ich a. noch ungelesene Thiemeyers zu Hause habe und b. die neuen Sachen von ihm nicht gekauft habe. Beides ein Versäumnis, siehe dazu auch die Rezensionen über Thiemeyers Romane hier im Blog.

Interviews mag ich meistens nicht. Sind sie aber gut gemacht, kann man daraus nicht nur viel Informationen ziehen, sondern auch den Autor präzise einschätzen. Das Interview, das Carsten Kuhr mit Andreas Suchanek geführt hat, gehört eindeutig zu den besseren. Sehr gekonnt werden der Autor, sein Verlag und – last, but not least – seine Heliosphere 2265-Romane vorgestellt. Diese werde ich zwar nicht lesen, da ich recht sicher bin, daß sie nicht mein Fall sind, aber einen Einzelroman von Andreas Suchanek werde ich mir in jedem Fall zulegen.

Sonja Stöhrs Artikelreihe Phantastisches Lesefutter für junge Leser interessiert mich überhaupt nicht. Aber ich merke wie ich sie trotzdem jedesmal überfliege und Teile davon (wie über das Kinderbuch von Neil Gaiman) sogar lese. Nicht meine Art von SF&F-Lektüre, aber interessant. Und daß es die Mumins immer noch gibt, ist schon witzig.

Horst Illmer muß man nicht lesen. Sollte man aber. Sein Nachruf Reise an den Rand des Universums über den Schweizer Schriftsteller Urs Widmer (1938-2014) lässt mich zumindestens aufhorchen. Denn obwohl ich eher profanere SF&F bevorzuge, scheinen mir die von Horst Illmer dargestellten Werke von Urs Widmer doch mindestens lesenswert zu sein. Vielleicht nicht in Reihe hintereinander, aber doch so nach und nach.

Kij Johnson : Ponys ist eine Kurzgeschichte, von der in phantastisch! seit den ersten Ausgaben immer eine veröffentlicht wird. Mich lässt diese Mischung aus emanzipatorischer, emanzipierter und anti-Emanzen-Geschichte etwas ratlos zurück, keine Ahnung, ob ich die Autorin mag. Aber ein guter Einblick in das Schaffen einer in den Staaten ziemlich bekannten Autorin.

Ich könnte jetzt noch viel mehr schreiben, etwa über die neue Deutschkolumne von Rüdiger Schäfer, das Interview mit Sascha Mamzak, über den Kommentar zu Jo Waltons Buch und und und … . Aber ich mache hier einmal Schluß. Wie üblich ist auch diese phantastisch!-Nummer lesenswert, interessant und vielfältig. Denn einige Artikel kann ich gar nicht richtig würdigen, da mir das Interesse als auch das Know-How fehlt. Comics und Mangas, beispielsweise. Aber so sollte ein gutes Magazin auch sein, möglichst den ganzen Genre-Bereich überdeckend. Ich kann gar nicht genug auf die Wichtigkeit von phantastisch! hinweisen – und freue mich schon auf die nächste Ausgabe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen