Dienstag, 12. August 2014

Jakob Schmidt : Nichts Böses

nichtsboeses

Jakob Schmidt : Nichts Böses
Medusenblut 22, 2013
Paperback, 196 Seiten, 13.00 €
ISBN 978-3-935901-16-1


Nichts Neues.

Das ist jedenfalls mein persönlicher Eindruck von Jakob Schmidts Story-Band. Den Typ Geschichten des 21. Jahrhunderts, den der Autor hier veröffentlicht, kenne ich in analoger Form aus früheren Jahrzehnten.

Nichts Neues also, zumindestens für mich.

Und das ist das größte Kompliment, das ich Jakob Schmidt machen kann.

Denn wenn ich sage, daß seine Stories für mich nichts Neues sind, vergleiche ich ihn mit Schriftstellern wie Frederik Pohl, Cyril Kornbluth, A. E. van Vogt, Isaac Asimov und Poul Anderson, um nur ein paar davon zu nennen. Jeder von ihnen hat in massiver Weise auch über Kurzgeschichten das SF-Bild der letzten Jahrzehnte geprägt, in dieses Kaliber kann man durchaus auch die Kurzgeschichten von Jakob Schmidt einreihen.

In der letzten Zeit habe ich mehrere Kurzgeschichtenbände, Story-Sammlungen als auch Anthologien gelesen. Die Fahrt von Hamburg nach Frankfurt und zurück zusammen mit den Hotelübernachtungen die Woche über bieten sich da durchaus an. Auch in den TERRA-Heften, die ich gerade lese, sind mehrere Story-Sammlungen und Anthologien vertreten, etwa von Donald A. Wollheim herausgegebene oder von Helmut W. Mommers zusammengestellte. Mit den klassischen hält Jakob Schmidt locker mit, die modernen lässt er weit hinter sich.

Dabei verweigert sich der Autor einer Kategorisierung. Seine Geschichten sind ebenso Horror, wie Fantasy und Science Fiction. "Der gute Hund" beispielsweise kann als reine Phantastik ebenso wie als aus einem dieser drei Genres interpretiert werden, es passt immer. Aber – und dieser Aspekt zeigt sich gerade an dieser Geschichte wunderschön – Jakob Schmidt schreibt für die Moderne, seine Geschichten sind tief in diesem Jahrzehnt verwurzelt. Er kennt zwar seine Klassiker, wie "Das grüne Monster" wunderschön darstellt, schreibt aber für die Menschen der heutigen Zeit. Gerade in "Der gute Hund" (und ja, diese Geschichte hat es mir besonders angetan, selten eine so moderne Darstellung gelesen) wird dies deutlich, wenn er einerseits inhaltlich die mangelnde Zivilcourage der heutigen Gesellschaft darstellt, dabei aber stilistisch den Appetit der heutigen Phantastik-Leser auf Horror befriedigt. Und wenn man (ich zumindestens) das Ende der Geschichte bereits kurz nach Beginn ahnen kann, so tut dies dem Genuß keinerlei Abbruch, ein Markenzeichen wirklich guter Belletristik. Es fehlt auch wirklich nur noch wenig, das Jakob Schmidt den Übergang von einem gutem zu einem großem Schriftsteller machen lässt.

Man merkt, ich habe diese bitterbösen und teilweise hintergründig wirklich ultrabrutalen Geschichten genossen. Ich könnte über jede der einzelnen Stories eine positive Kritik schreiben, vermeide es aber, auch um dem Leser nicht den Spaß an diesen literarischen Leckerbissen durch Spoiler zu verderben. Ich kann nur jedem diesen Band empfehlen und bin gespannt auf Weiteres aus Jakob Schmidts Feder.

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