Dienstag, 20. Dezember 2011

Matthias Falke : Zthronmic-Trilogie

Der Torus der Borq

Nach der Zerschlagung des Sinesischen Imperiums ist der Union die Herrschaft über die Galaxis in den Schoß gefallen. Auf dem Torus, der Raumstation der Borq, ist ein Kongreß zur Neuordnung der Herrschaftsverhältnisse einberufen. Commander Frank Norton und Jennifer Ash übernehmen das Kommando über die EVENT HORIZON und bringen mit ihr die politische Delegation zum Torus. Die Völker, die von der brutalen Willkürherrschaft der Sineser befreit wurden, treffen zu Verhandlungen ein. Doch bald treten unüberwindliche Differenzen zutage. Einzelne Völker weigern sich, der Union zuviel Macht einzuräumen. Schnell sind die Gespräche festgefahren. Ein Überfall auf einen Unionsfrachter macht das Scheitern der Verhandlungen offenbar. (Klappentext www. matthiasfalke.de)

Nachdem mir der Gaugamela-Zyklus insgesamt doch sehr gefallen hatte, begann ich die Folgebände, die Zthronmic-Trilogie. Gleich der erste Band zeigt Matthias Falke voll in seinem Element. Er beschreibt hier Außerirdische, wie sie fremder nicht sein können. Die Borq als humanoide Gemeinschaftsintelligenz sind äußerlich dem Menschen ähnlich, innerlich ihm fremder als irgendein Marsgestein. Das Gleiche gilt für die Zthronmic, die der Triologie ihren Namen gaben. Wenngleich man am Anfang noch das Gefühl hat, es mit Standard-SF-Versatzstücken zu tun zu haben, werden die Zthronmic doch mit jeder Begegnung fremder, weniger menschenähnlich, echte Aliens. Und dann gibt es noch die nichthumanoiden Wesen, das G.R.O.M. beispielsweise, vom Aussehen her ein Stück Baumrinde in einem wassergefülltem Glastank, oder die die kuLau, schlangenartige Orchideen-Wesen. Ich war jedenfalls fasziniert von der Exotik, die Matthias Falke vor dem Leser ausbreitet.

Ebenso gut gelungen sind die politischen Aktionen und Winkelzüge, die Matthias Falke hier aus dem Blickwinkel des Tatmenschen Frank Norton darstellt. Hier gelingt es ihm, einerseits das absolute Unverständnis eines Normalbürgers zu beschreiben, andererseits Verständnis für die diplomatischen Schachzüge einer solchen Konferenz zu erwecken. Die Parallelen zu unserer realen Welt, zur UNO oder dem Europäischen Parlament, sind unübersehbar, die Schwierigkeiten, verschiedenste Meinungen und Ansichten zur Deckung zu bringen, werden sehr schön anhand der unterschiedlichen kulturellen Identität der verschiedenen Völker dargestellt.

Im irritierenden Gegensatz zu dieser hochpolitischen Szenerie stehen die profanen Verhaltensweisen der menschlichen Besatzung auf der EVENT HORIZON. Da werden Exzentrizitäten ausgelebt und Eifersüchteleien ausgetauscht, daß es nur so kracht. Als Kontrapunkt zur politischen Szenerie dienen diese Abschweifungen dazu, den Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. Und auch dabei brilliert Matthias Falke, etwa wenn er den hocherotischen Seitensprung von Commander Frank Norton mit einer jungen Anwärterin beschreibt – von der am Ende herauskommt, daß sie das Verhältnis mit dem wesentlich älteren Norton nur zwecks Förderung ihrer Karriere begonnen hat.

Insgesamt ein schöner Auftakt für eine neue Trilogie, die neugierig auf die Folgebände macht.


Der Zthronmische Krieg

Jennifer Ash ist mit der Enthymesis nach Zthronmia geflogen, um die Umstände des Zwischenfalls aufzuklären: ein Frachter der Union wurde von einem Kommando der Zthronmic aufgebracht, die Besatzung massakriert. Bevor sie Licht in das Dunkel bringen kann, kommt es zum Gefecht im Orbit über Zthronmia. Die Enthymesis stürzt ab, der Kontakt zu Jennifer geht verloren. Auf dem Torus wollen Laertes und Norton unterdessen den Kriegszustand ausrufen, um die Flotte in Marsch setzen zu können. Das wird von den anderen Völkern verhindert. Gleichzeitig beginnt in den kargen, aber rohstoffreichen Wüsten Zthronmias eine gewaltige Schlacht. (www.matthiasfalke.de)

Ebenso wie im Vorgänger-Band ist die Exotik dieses Bandes überwältigend. Weniger dem amerikanischen Stil der schnellen Schnitte verhaftet als der Weitschweifigkkeit eines Thomas Mann, beschreibt Matthias Falke fremde Planeten und Außerirdische Völker in einer Ausführlichkeit, daß man sie plastisch vor dem geistigem Auge hat. Ich finde es erfrischend, einmal etwas stilistisch außerhalb des Mainstreams zu lesen.

Auch in diesem Teil sind die politischen Machinationen wesentlich für das Geschehen, trotzdem kommt die Action nicht zu kurz. Die Geschehnisse um Jennifer Ash sind spannend und packend geschildert, hier lässt Matthias Falke sich so richtig von der Handlung mitreißen. Aber besonders gefallen haben mir die unterschiedlichen Darstellungen der Amish, der Zthronmic und der Besatzung der EVENT HORIZON, die differenziert geschildert werden und sich wesentlich voneinander unterscheiden.

Auch dieser Trilogie-Mittelteil fällt nicht gegenüber dem ersten Teil ab, es sind keine Durchhänger vorhanden. Das zeugt von einem gelungen umgesetztem Konzept, welches man den wenigsten Trilogien bescheinigen kann. Mir hat dieser Roman viel Spaß gemacht, für mich war er ein echter Pageturner.


Die Palisaden von S'Deró

Der Dritte Teil der Zthronmic-Trilogie schließt direkt an den Zweiten an: Jennifers Rettung bringt Norton nur eine kurze Atempause. Schon am nächsten Morgen halten die Zthronmic eine furchtbare Überraschung bereit. Das Schlachtgeschehen auf Zthronmia spitzt sich zu. Unterdessen wird Laertes’ Lage im Torus immer prekärer. Ein Verbündeter nach dem anderen kehrt der Union den Rücken. Wird es ihm gelingen, den Gordischen Knoten zu zerschlagen und den Freunden Entlastung zu bringen? (www.matthiasfalke.de)

"Das actiongeladene Finale der Zthronmic-Trilogie!" – Das kann ich nur bestätigen. Wie schon im zweiten Teil lässt Matthias Falke es hier wieder einmal so richtig krachen. Ohne dabei auf die für ihn typische Exotik zu verzichten. Die Geheimnisse der Fremdvölker, die hier zu Tage kommen (sozusagen die Skelette in den Schränken der Aliens), sind auch diesmal faszinierend. Zusammen mit der im Vordergrund stehenden Action wird das Buch so zu einem gelungenem Pageturner.

Aber auch die politischen Winkelzüge werden nicht vernachlässigt, in diesem Band ist die Verbindung zur Realität (etwa zur UNO oder zur EU) sogar besonders stark. Dies hat mir ausnehmend gut gefallen, wenn ich mir auch vorstellen kann, daß nicht jeder den von Matthias Falke parabelmäßig geschilderten Hauruck-Lösungen folgen möchte.

Sehr schön geschildert sind ebenfalls die technisch-wissenschaftlichen Errungenschaften, die die Wissenschaftler der Erde im Verlauf dieser Trilogie entwickeln. Naturwissenschaftlich fundiert mit einem kleinen Quentchen Utopie ist zum Beispiel die Quantenverschränkung und ihre möglichen technischen Probleme ein nicht unwichtiger Nebendarsteller der Trilogie.

Ein schöner Abschluß einer faszinierenden Trilogie, die eigentlich jedem Geschmack etwas bietet.

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