Earl Warren : Das Schwert des Dschingis Khan
Roberta Lee 1
Kelter Taschenhefte 2010
Gegen diese Taschenheft-Serie hatte ich diverse Vorbehalte. Insbesondere sah ich aufgrund der Werbung eine deutliche Ähnlichkeit zu der Schatzjägerin von Gunter Arentzen. Skeptisch habe ich also den ersten Band dieser Serie zu lesen begonnen.
Der unheimliche Wan Fang, Leiter eines Geheimbundes, kidnappt Professor Dexter E. Lee, als der das geheime Grabmal des Dschingis Khan in der Wüste Gobi gefunden hat. Auch seine Tochter Roberta Lee, die junge Top-Archäologin, wird entführt und findet sich in der Gewalt des Auges der Drachen wieder. In der monströsen unterirdischen Grabkammer des Dschingis Khan soll ein Schwertduell mit Wan Fangs mörderischer Tochter Liu die Entscheidung bringen ... (Klappentext)
Nach der Lektüre muß ich zugeben, daß die Schatzjägerin tatsächlich wenig bis gar nichts mit Roberta Lee zu tun hat. Allerdings ist das auch einer der wenigen Bereiche, bei dem Earl Warren nicht geklaut hat. Die Analogie zu der klassischen Fu Man Chu - Serie ist unverkennbar, der Autor hat sich ohne Gewissensbisse aus der 1913 - 1959 erschienenen Serie bedient. Jedoch nicht ohne Augenzwinkern und mit einem gehörigem Schuß Selbstironie. Das ist mir als erstes bei der Lektüre dieses Taschenheftes aufgefallen und hat die weitere Lektüre zu einem angenehmen Vergnügen gemacht.
Natürlich ist die Person der Roberta Lee ebenfalls stark an die modernen Schatzjäger, Indiana Jones und Lara Croft, angelehnt. Man kann schließlich keine Schatzjäger-Abenteuerserie schreiben, ohne diese beiden modernen Serien zu berücksichtigen. Ich habe aber den Eindruck gewonnen, daß die Einflüsse hier eher mittelbar denn direkt sind. Dank dieser beiden Figuren und ihres Bekanntheitsgrades kann man vieles nur skizzieren, der Leser füllt es selber mit seiner Kenntnis der einschlägigen Filme (und Computerspiele) aus. Dies nutzt Earl Warren um einen flotten Plot dynamisch zu beschreiben, ohne sich mit ausführlichen Erklärungen abgeben zu müssen. Stattdessen konzentriert sich der Autor lieber auf die Phantastik und lässt Wan Fang, den modernen Fu Man Chu, lieber faszinierende technische Gerätschaften einsetzen und realistische politische Machenschaften durchführen.
Diese beiden Bereiche sind nur diejenigen, die am auffälligsten "exploited" werden. Auch sonst fühlte ich mich an klassische Abenteuerromane erinnert, die ich vor Jahrzehnten gelesen hatte. Das literarische Augenzwinkern, mit dem Earl Warren hier die Geschichte erzählt, dieses sich selbst nicht wirklich ernst nehmen, mit dem er die haarsträubendsten Wendungen aus dem Hut zaubert, lassen solche Analogien allerdings nicht zum Störfaktor werden, im Gegenteil, man hat das Gefühl, einen guten alten Bekannten im modernen Outfit in der Hand zu halten. Ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt, für mich ist Roberta Lee die beste der drei neuen Taschenheft-Serien. Wenn man eine nette und amüsante Trivialroman-Serie sucht, ist man mit den Taschenheften dieser neuen Serie bestens bedient.
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