Donnerstag, 6. November 2014

TERRA SF 018 - K. H. Scheer : Sie kamen von der Erde


Karl Herbert Scheer : Sie kamen von der Erde
Terra SF 018, 11.04.1958
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1956
Titelbild : Johnny Bruck


"Sie kamen von der Erde" heißt dieser neue Roman von K. H. Scheer. Wir sind nicht besonders überrascht, daß es der bekannte Autor mit dem vorliegenden Werk wagt, die Bewohner des Planeten Erde unerbittlich bloßzustellen. Das Raubtier . . . die Bestie Mensch, die kaltblütigsten und berechnendsten Wesen der Milchstraße, die von sich eingenommenen Bewohner der Erde stoßen in den interstellaren Raum vor, und damit beginnt für andere Intelligenzen das Verderben. Der Mensch hat sich nicht geändert, und er versteht nicht, daß er nicht das Recht hat, andere Lebewesen zu unterdrücken. Es ist ganz erstaunlich, wie treffend der Autor die menschlichen Schwächen schildert, und es ist beinahe erschütternd, wenn man im Laufe der Handlung erfährt, wie fremde Lebewesen über die Taten dieser Menschen denken müssen. Sie kommen von der Erde . . . und sie brachten den Tod!

Der Roman ist in der Art seines Aufbaues einmalig, denn diesmal ist es der Mensch, der vernichtet werden muß, wenn er nicht ein ganzes Universum erschüttern soll. Der Leser wird in ein anderes Sonnensystem versetzt, und er wird mit den Bewohnern dieses Systems denken und handeln. Unbegreiflich sind für diese Wesen die Taten der Menschen, bis sie sich aufraffen und kämpfen. Die Robot-Besatzungen der irdischen Raumschiffe handeln gnadenlos, und die Oberhäupter der diktatorischen Erd-Regierung sind noch gnadenloser, denn auf ihre Anweisung hin werden die Elektronengehirne der Roboter eingestellt. Nur wenige Menschen gibt es auf der Erde, die es wagen, sich gegen die weltweite Diktatur aufzulehnen, aber nur zwei Männer gibt es, die gegen ihren eigenen Planeten kämpfen, weil sie wirkliche Menschen sind.

"Sie kamen von der Erde" ist ein Roman, wie er bisher noch nicht geschrieben wurde. Für technische Überraschungen und verblüffende Lösungen bürgt der Name K. H. Scheer. Unser Prädikat: Hervorragend . . . außergewöhnlich . . . verständlich!
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Von Kapitän Roland geführt, befindet sich das terranische Fernraumschiff ALTAIR nach langem Flug auf dem Weg zurück zur Erde, als unvermutet das Unheil über das Schiff hereinbricht.
Die Photonamatose-Seuche beginnt zu grassieren. Menschen verformen sich spontan und werden zu reißenden Bestien, die das Schiff zu vernichten drohen und deshalb getötet werden müssen.
Nur der Kapitän und sein Chefingenieur überleben die Katastrophe. Sie kehren zur Erde zurück, ohne zu wissen, daß sich dort ebenfalls eine unheilvolle Entwicklung vollzogen hat, die es zu bekämpfen gilt.
Klappentext UTOPIA-Bestseller 10

Ein früher Scheer, geschrieben unter dem Eindruck des gerade eben zehn Jahre überwundenen Faschismus, der Unterdrückung der Freiheitsbewegungen in Osteuropa und der beginnenden Muffigkeit der 60er. Scheer schildert hier eine diktatorisch geführte Erde, in der von abweichende Meinungen mit dem Tod geahndet werden. Dabei beschreibt er präzise, wie Mitläufer des Systems dieses unterstützen und zementieren. Ein sehr antifaschistischer Roman, der unter Scheers frühen Werken besonders heraussticht.

In Teilen liest er sich wie ein Gegenentwurf zur späteren Perry-Rhodan-Serie : Es gibt eine zentrale Hauptstadt, Terrapolis, einen allgegenwärtigen Diktator, den "Erhabenen" und einen allgemeinen Konsens, die Menschheit habe als höchste Lebensform sich das Universum zu unterwerfen. Ich persönlich fand, daß der Roman ziemlich bitter geschrieben ist, KHS schreibt sich in diesem Roman seine ziemlich pessimistische Meinung über einige seiner Zeitgenossen von der Seele. Und wenn auch die typischen Scheerschen Versatzstücke in "Sie kamen von der Erde" vorhanden sind, so liest sich dieser Roman deutlich anders als seine sonstigen zu dieser Zeit geschriebenen Romane.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen