Richard Matheson : Ich, der letzte Mensch (I am Legend)
HEYNE SF&F 266
Deutsche Erstausgabe 1963, 2. Auflage 1963
Originalausgabe 1954
Aus dem Englischen von Werner Gronwald
Titelbild : k.A.
Es ist das Jahr 1986, und ich bin der letzte Mensch auf Erden.Klappentext
Ich weiß nicht, wie lange ich noch existieren kann. Jede Nacht umzingeln die Vampire aus einer anderen Welt meine letzte Festung, und ich höre sie in der Dunkelheit schreien und ihre Verwünschungen gegen mich ausstoßen. Ich habe so viele von ihnen ausgelöscht, aber es kommen immer wieder welche. Wie lange wird es dauern, bis sie mich überwältigen? Nur eines weiß ich gewiß: ich werde nie wieder eines anderen Menschen Stimme hören.
Robert Neville ist der letzte Mensch auf Erden, der Rest der ehemaligen Menschheit ist zu Vampiren mutiert. Er versucht, diese Krankheit zu heilen, doch das Buch endet folgendermaßen :
Robert Neville looked out over the new people of the earth. He knew he did not belong to them; he knew that, like the vampires, he was anthema and black terror to be destroyed. And, abruptly, the concept came, amusing to him even in his pain.
A coughing chuckle filled his throat. He turned and leanded against the wall while he swallowed the pills. Full circle, he thought while the final lethargy crept into his limbs. Full circle. A new terror born in death, a new superstition entering the unassailable fortress of forever.
I am legend.
Robert Neville ist selbst zum Ungeheuer mutiert, der letzte Mensch in der neuen Vampirgesellschaft. Der Schwarze Mann der Vampire, sozusagen. Das Monster, mit dem man kleine Vampire erschreckt. Und in dem Bewusstsein, all dies geworden zu sein, stirbt Robert Neville.
Der Roman ist aus den 50ern, mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Trotzdem nicht wirklich überholt, sieht man von einigen Rollenklischees ab. Er war der erste Roman, der Vampire in die naturwissenschaftliche Welt holte und ist damit Schmachtfetzen wie der Twilight-Saga deutlich überlegen. Allerdings hat dieser Roman als solcher echte Mängel – bzw. solche, die beim Erscheinen so empfunden wurden :
The book is full of good ideas, every other one of which is immediately dropped and kicked out of sight. The characters are child's drawings, as blank-eyed and expressionless as the author himself in his back-cover photograph. The plot limps. All the same, the story could have been an admirable minor work in the tradition of Dracula, if only the author, or somebody, had not insisted on encumbering it with the year's most childish set of "scientific" rationalizations.Damon Knight : In Search of Wonder (1956)
Ich würde einmal behaupten, daß sich niemand groß um diesen Roman kümmern würde, hätte er nicht eine solche Inspiration für andere gegeben. Zunächst einmal ist "I am Legend" die Inspiration für Romeros "Night of the Living Dead" + Epigonen gewesen. Das moderne Horror-Genre – man denke nur an die Zombie-Apokalypsen – wäre ohne diesen Roman gar nicht denkbar gewesen.
Stärker noch als der Roman an sich sind die Verfilmungen, jedenfalls die ersten beiden. Den Asylum-Mockbuster ignorier' ich mal und zu dem Will-Smith-Film kann ich nur sagen, daß da jemand zu stark gemainstreamed wurde. Übrig bleiben "The last Man on Earth" mit Vincent Price und der "Omega-Mann" mit Charlton Heston. Beide habe ich zuhause im Regal stehen und kann sie jedem Fan nur empfehlen.
In "The Last Man on Earth" ist man noch sehr stark am klassischen "Dracula" dran, wie auch der Roman sich von Gimmicks wie Knoblauch und Holzpfählen nur schwer lösen kann. Vincent Price bringt die ganze Tragik des Robert Neville (tatsächlich heisst er hier Robert Morgan) rüber, der Film orientiert sich sehr stark am Roman.
Dagegen löst sich der "Omega-Mann" von vielen Überbleibseln der 50er und erzählt die Geschichte in (damals) moderner Art und Weise. Er ist wesentlich stärker wissenschaftlich orientiert, Dracula et.al. haben hier keinen Auftritt. Stattdessen gibt es hier diverse geniale Einzelszenen, die sich über die Jahrzehnte frisch erhalten haben. Wenn etwa im Roman Ben Cortman, der Anführer der Robert Nevilles Haus belagernden Vampire "Neville!" ruft, hat man sofort die entsprechende Filmszene vor Augen. Unvergessen auch das entvölkerte New York, ein Anblick, der unter die Haut geht.
Und hier schliesst sich der Kreis, denn hat man diese beiden Filme gesehen, liest man den Roman ganz anders als ohne diese Visualisierungen. Ich selbst könnte bei einer Interpretation nicht einmal mehr sagen, wo der Roman aufhört und der Film anfängt. Tatsächlich sind die Filme und er Roman zu einem Gesamtkunstwerk verschmolzen. Ich kann nur jedem empfehlen, nicht nur diesen Roman zu lesen, sondern auch die beiden oben beschriebenen Filme zu sehen. Es lohnt sich. Denn mit diesen beiden (!) Filmen im Hinterkopf habe ich den Roman ganz anders, deutlichst besser empfunden als bei meiner ersten Lesung vor zig Jahren.
Biographie Richard Matheson
Wikipedia-Eintrag "I am Legend"
Archive.org : Last Man on earth
Ich habe den Roman unlängst noch einmal gelesen, als er bei Heyne in einer Neuauflage herauskam - und ich fand ihn nach wie vor super. Ein echtes Meisterwerk der SF, das man auch heute noch lesen kann.
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