Ich hab' ja in der letzten Zeit viel über die Clubsiegel-Vergabe des SFCD, den Vorläufer des heutigen DSFP, gelästert. Wenn man sich überlegt, welche Arbeit inklusive Skrupel inklusive Diskussionen und nicht zuletzt auch Geld wir vom Komitee heutzutage in diesen Preis stecken, sollte mir das eigentlich auch gestattet sein. Um so mehr, als sich der heutige DSFP auch wesentlich vom damaligen Clubsiegel unterscheidet.
Meines Wissens wurde dieses Clubsiegel von Walter Ernsting und Heinz Bingenheimer ins Leben gerufen. Und zwar schlicht und einfach um mehr Geld zu verdienen. Böse ? Unethisch ? Vielleicht. Aber, hey, damals war man offenbar der Ansicht, mit so einer Auszeichnung Geld verdienen zu können. Ist 'ne etwas andere Sicht als die meisten harmlosen SF-Fans heute haben. [In diesem Kontext möchte ich darauf hinweisen, daß ich die Initiatoren des SERAPH diesbezüglich nicht für harmlos halte.] Und nix da von wegen "dotierter Preis", der damalige SFCD hat sich für das Siegel bezahlen lassen :
Die Literarische Abteilung gibt bekannt: Der Club führt ein Clubsiegel, das nur von Mitgliedern des gewählten Vorstandes als solches bzw. in Form eines Stempels benutzt werden darf. Eine anderweitige Verwendung ohne Genehmigung des Vorstandes, wie z.B. durch Verlage und Einzelpersonen zu Reklame- und sonstigen Zwecken ist untersagt. Widerrechtliche Benutzung wird strafrechtlich verfolgt. Obige Bekanntmachung wurde den Satzungen des SFCD entnommen, die demnächst allen Mitgliedern zugeschickt werden.aus "ANDROmeda 3", 03.1956
[...]
Wir unterscheiden zwischen SF, SPACE OPERA und ZUKUNFTSROMAN. In die erste Sparte gehören Romane, die ein heute bekanntes wissenschaftliches Thema im Rahmen des jetzt als möglich erkannten weiter ausbauen und zu ergründen versuchen, wohin die heutige Wissenschaft führen kann. In die zweite Sparte gehören Romane, die - ohne weiteren Anspruch auf wissenschaftliche Weiterentwicklung zu erheben - ein bekanntes Thema dazu benutzen, um im Rahmen einer möglichst spannenden Handlung Raumkriege, interplanetare und sonstige Differenzen zu beschreiben. In die dritte Sparte endlich gehören Romane, die auf wissenschaftliche Korrektheit überhaupt verzichten und Sachen und Handlungen beschreiben, die vielleicht einmal eintreten können, die aber nach dem heutigen Stande der Wissenschaft als unwahrscheinlich zu betrachten sind.
Den Verlagen, die Wert darauf legen, die Romane, die sie veröffentlichen, mit unserem Clubsiegel auszeichnen zu lassen, ist die Möglichkeit gegeben, sich an uns zu wenden und die Manuskripte zur Prüfung einzureichen. Die Prüfung ist kostenlos, nur wird, falls der Roman geeignet ist, unser Siegel zu führen, eine geringe Anerkennungsgebühr erhoben, die in keinem Verhältnis zu dem Nutzen steht, den der Verlag durch die Führung des Siegels hat, wie erwiesen wurde.
Jo, das waren noch Zeiten. Genaueres kann man in den Artikeln von Wolfgang Thadewald und Horst Schwagenscheidt in Fandom Observer 189 und 194 von 2004 und 2005 nachlesen. Kann ich nur jedem SF-Fandomler empfehlen.
Download-Seite des Fandom Observer
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