Samstag, 19. Juli 2014

TERRA SF 364/365 - H. G. Ewers : Vermächtnis der toten Augen



H. G. Ewers : Vermächtnis der toten Augen
Das Vermächtnis der toten Augen 01
Terra SF 364/365, 02.10.1964
Originalausgabe
Titelbilder : Karl Stephan


Zwei Raumfahrer entdecken auf der Venus der jahrtausendealte Schiff einer menschenähnlichen außerirdischen Rasse und gehen damit auf Entdeckungsreise.

Den ursprünglichen Roman musste Ewers bei seiner Flucht in der DDR lassen, 1964 hat er ihn neu geschrieben. Doch die ostzonale Herkunft merkt man dem Roman deutlich an, er hat starke Anklänge an den osteuropäischen bzw. russischen Stil. Und ist dabei genauso wenig der damaligen Moderne angepasst.

Man muß hier die Parallele zur gleichzeitig erscheinenden Perry-Rhodan-Serie ziehen. In beiden Fällen wird im ersten Roman das Raumschiff einer außerirdischen menschenähnlichen Rasse entdeckt. Doch während Darlton und Scheer mit dem Genre spielen und (sieht man genau hin) Entwicklungen der damaligen Zukunft voraussagen, beschreiben, kritisieren, bleibt Ewers mit seinen "Toten Augen" auf dem 50er Jahre-Niveau einer mehr als oft erzählten Space Opera stecken.

Dieses Altbackene ist nicht nur ein Merkmal des doppelbändigen Eingangsromans, sondern zieht sich durch den gesamten Zyklus. Man sollte also eigentlich denken, daß es sich nicht lohnt, die Romane zu lesen. Dem ist aber nicht so. Akzeptiert man, eine relativ einfach gestrickte Space Opera vorliegen zu haben - d.h. geht man an "Das Vermächtnis der Toten Augen" mit der gleichen Nachsicht heran wie beispielsweise an die Lensmen-Romane – so kann man sich voll und ganz auf die Vorzüge dieser Romane konzentrieren.

Da ist zu einen der Stil von H. G. Ewers. Vielleicht nicht nobelpreisverdächtig, aber man merkt schon, warum Ewers einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren der damaligen Zeit gewesen ist. Dies geht zwar besser, die "Toten Augen" sind nicht die Krone von Ewers literarischen Schaffens, aber sie lesen sich schon ganz flott.

Was aber bereits hier auffällt und diesen Zyklus bei aller Kritik wirklich lesenswert macht, ist der Sense of Wonder, die Phantastik, die Ewers in diesen Zyklus hineinbringt. Wenn ich auch zwischendurch das Gefühl hatte, daß der Autor mittendrin die Richtung gewechselt hat, so ist die Ideenfülle und die Ausführung einfach faszinierend. Und wie jedesmal, wenn ich diese Romane lese, haben sie mir auch diesmal Spaß gemacht.

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