Mittwoch, 3. Dezember 2014

TERRA SF 102 - Robert Silverberg : Mission auf Morilar


Calvin M. Knox (= Robert Silverberg) : Mission auf Morilar (The Plot Against Earth)
Terra SF 102, 05.02.1960
gekürzter Nachdruck des Leihbuchs "Verschwörung gegen die Erde" von 1960
Originalausgabe 1959
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Titelbild : Johnny Bruck


Woher kommen die Hypnobrillanten, die Edelsteine mit dem hypnotischen Zauber, die seit einiger Zeit auf verschiedenen Welten der Galaxis heimlich gehandelt werden und soviel Unheil heraufbeschwören?

Als Vertreter Terras wird Lloyd Catton zu der Internationalen Polizeikommission in Dyellenan auf Morilar delegiert. Die unfreundliche, ja fast feindselige Haltung der drei übrigen Kommissionsmitglieder bestätigt dem Terraner, daß Abgesandte der jungen, wirtschaftlich mächtigen Erde verhaßt sind. Innerhalb von neunzig Erdenjahren hat sich Terra zur führenden Macht der Galaxis aufgeschwungen. Hier indes geht es um ein gemeinsames Anliegen. Der Hypnostein-Schmuggel bedroht alle intelligenten Rassen der Galaxis.

Aber dem Terraner ist noch eine zweite Aufgabe gestellt: Er soll in aller Stille herausfinden, ob die Erde von einer noch unbekannten Gefahr bedroht wird. Lloyd Catton findet diese Befürchtung bestätigt. Je eifriger er jedoch seine Aufgaben zu lösen versucht, desto mehr gerät er selber in Gefahr. Das wird ihm klar, als die "Silver Spear" zwischen Morilar und Skorg explodiert. Fast tausend Reisende kommen bei der Katastrophe um. Lloyd Catton,dem der Anschlag galt, aber kann sich retten, und er setzt mit noch grimmigerer Entschlossenheit seine Nachforschungen fort...
Klappentext des WIDUKIND-Leihbuchs

So gut die deutschen Autoren auch waren, amerikanische SF/F-Autoren hatten ihnen einiges voraus. Seit den 30ern wurden in den USA Genre-Magazine herausgegeben, in denen amerikanische und englische Autoren (ja, ja : und kanadische) ein breites Publizierungsfeld vorfanden. In Deutschland hingegen begannen die Dunklen Jahre, in denen nicht nur die Veröffentlichung von Science Fiction und Fantasy mehr oder minder unterbunden wurde, sondern auch der Brain Drain jüdischer Kreativer sich massiv verstärkte. Nach dem Krieg konnten deutsche Autoren die Versäumnisse der ersten Jahrhunderthälfte zwar langsam, aber sicher aufholen, doch in den 60ern hatte angloamerikanische SF noch ein stilistisch deutlich höheres Niveau als deutsche SF/F.

Gerade wenn man die TERRA-Hefte sukzessive hintereinander liest, fällt dieser Roman von Robert Silverberg deutlich auf : Er ist stilistisch wesentlich ausgereifter als die zeitgenössischen Geschichten deutscher Autoren. Was weniger an Silverbergs Routine gelegen hat (seinen ersten Roman veröffentliche er 1954), sondern an dem Umfeld, in dem er publizierte und das ganz andere Voraussetzungen an eine veröffentlichungsreife Geschichte stellte, als deutsche Verleger dies taten. Auch inhaltlich und - last but not least - plottechnisch ist "The Plot against Earth" deutlich dichter als die meisten deutschen Autoren. Meiner persönlichen Meinung nach sind Scheer und Brand die einzigen deutschen Autoren, die Anfang der 60er auf diesem Niveau mithalten konnten.

Heutzutage ist "Mission auf Morilar" immer noch ein lesbarer SF-Roman. Allerdings fällt auf, daß eine solche Story heutzutage wesentlich breiter, epischer geschrieben würde. Man merkt dem Roman sein Alter aufgrund der Platzbeschränkung doch deutlich an. Meiner persönlichen und subjektiven Meinung nach würde er heute besser geschrieben werden (können) : Die Charakterisierung der außerirdischen Rassen ebenso wie der galaktopolitische Blickwinkel würden neben der Agenten-Story deutlich mehr Raum einnehmen. Ich kann aber trotzdem beziehungsweise gerade deshalb diesen Roman deutlich empfehlen, er ist ein schönes Beispiel für die kreative und handwerkliche Weiterentwicklung der Science Fiction in den letzten 50 Jahren.

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