Donnerstag, 5. Februar 2015

TERRA SF 494/495 - Robert A. Heinlein : Zwischen den Planeten



Robert A. Heinlein : Zwischen den Planeten (Between Planets)
Terra SF 494/495, 16.12.1966
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1955
Originalausgabe 1951
Aus dem Amerikanischen von Kurt Seibt
Titelbild : Karl Stephan


Aufregende Erlebnisse eines jungen Mannes, der als Kurier von der Erde zur Venus und Mars reist und in einen interplanetarischen Kolonialkrieg gerät.

Kurz vor Abschluß seiner Internatszeit auf Terra erhält der junge Don Harvey von seinen Eltern, die als Forscher auf dem Mars tätig sind, die Aufforderung zur unverzüglichen Heimreise. Im Weltraum unterwegs, gerät er jedoch in die Wirren des Kolonialkrieges, der zwischen der Erde und der aufständischen Venusbevölkerung ausgebrochen ist. Ohne sein Wissen reist er als Geheimkurier einer interplanetaren Gesellschaft. Er befördert einen Ring, in dem wichtige Nachrichten verborgen sind. Als er wider seinen Willen auf der Venus gelandet ist, übergibt er ihn einer jungen Dame zur Aufbewahrung. Mehrmals entkommt er den Fängen der Geheimpolizei, wird endlich Soldat und hat noch mancherlei Abenteuer zu bestehen, ehe er seine Mission glücklich zu Ende führt.

Wie alle Romane Heinleins ist auch dieser mit Humor gewürzt. Der unerschöpflichen Phantasie des beliebten Erzählers entspringen mancherlei skurrile Geschöpfe anderer Sternenwelten. Eine Fülle toller Einfälle hält den Leser in Atem, mit wachsender Anteilnahme folgt er dem jungen Don auf das fremdartige Gelände der Venus, und die Rätsel einer Raumfahrt mit ungewissem Ziel steigern die Spannung bis zuletzt. Nebenbei erfährt man viel Neues über die Elektronentechnik der Zukunft und die Astrophysik.
Klappentext der Gebr. Weiss-Ausgabe

Auch dieser Jugendroman von Robert A. Heinlein bietet dem geneigten Leser eine gute Unterhaltung, auch wenn man heute weiß, dass die Venus ganz anders aussieht. Ähnlich wie viele andere Autoren seiner Zeit sieht Heinlein in der Venus einen urweltlichen Dschungelplaneten, der sich heftig gegen die Siedlungsversuche der Menschen wehrt. Aus diesem Grund sind die Kolonisten, die auf der Venus geboren wurden, ein ganz anderer Schlag als die Erdgeborenen. Außerdem machen sie sich keine Illusionen, denn sie wissen ganz genau, dass sie nicht den hohen Lebensstandard der Erde haben. Aber dennoch wollen sie ihre Unabhängigkeit erkämpfen und finden dabei Unterstützung bei den intelligenten, drachenähnlichen Ureinwohnern der Venus. Auch die Darstellung des terranischen Militärsystems ist interessant, denn dies erinnert stark an jenes, das man jahrzehntelang in Südafrika hatte. Die Kolonisten sind Menschen zweiter Klasse, und jeder, der mit ihnen zusammenarbeitet, hat seine Bürgerrechte verspielt. Wer sich zu den Kolonisten bekennt oder sie unterstützt, hat Repressalien zu fürchten - wie der alte Freund von Dons Eltern, der sich lieber selbst tötet, als mit den irdischen Behörden zusammenzuarbeiten. Auch die Behandlung von Don selbst zeigt, dass auf der Erde ein System existiert, bei man schuldig ist, egal ob man das Gegenteil beweist oder nicht.
Kommentar von Andreas Schweitzer auf fictionfantasy

Between Planets taught me that a kid never knows when the demands of adulthood will tap him on the shoulder. There are worse things that could happen.
L. Neil Smith : Robert Heinlein Remembered

The best of Heinlein's juveniles
Kommentar auf amazon.com

"Zwischen den Planeten" kam 1955 bei den Gebrüdern Weiss und dann 1966 hier bei TERRA heraus. Nach zwei gekürzten Fassungen des Albert-Müller- und Tosa-Verlags wurde dieser Roman dann erst 1982 bei Heyne in einer ungekürzten und illustrierten Neuausgabe herausgegeben. Kein Wunder also, daß diese beiden TERRA-Hefte seit Jahrzehnten zu meiner Sammlung gehören.

Der Roman beginnt düster. Don Harvey ist auf einem ländlichem Jungen-Internat und erhält einen Brief von seinen Eltern, er solle sofort nach Hause, auf den Mars kommen. Auf den folgenden paar Seiten schildert Heinlein dann in der Reaktion der Klassenkameraden und Lehrer die Situation auf der Erde und im Sonnensystem : Die Erde ist eine Diktatur Orwellschen Stils, Kolonien auf dem Mars und der Venus werden unterdrückt und Freiheitsbewegungen auf der Erde als auch in den Kolonien brutal zerschlagen.

Nachdem Don auf der Raumstation angekommen ist und auf sein Schiff zum Mars wartet, wird die Raumstation überfallen, besetzt und schlußendlich zerstört. Don, Kind eines terranischen Vaters und einer venusischen Mutter, geboren im Transit von Venus nach Mars, bekommt als Staatenloser dann Probleme - insbesondere, weil er sich keinem Nationalismus anschließen kann und will. Am Ende kommt er zur Venus, versucht dort, seine Eltern auf dem Mars zu erreichen. Die Venus wird von Einsatztruppen der Erde besetzt, die in ziemlich brutaler Art und Weise alles niederbrennen und jeden töten, der nicht pariert. Don flieht, tritt in die Venus-Guerilla-Armee ein und kommt am Ende zwar nicht zu seinen Eltern, aber doch zu der Verschwörergruppe, zu denen sie gehören und die technologische Innovationen gegen die Erdbesetzungen einsetzen wollen.

Der Roman endet damit, daß sich Don im Anflug auf den Mars befindet. Kein Happy-End, die Geschichte geht noch weiter, aber Heinlein ist fertig mit dem, was er erzählen wollte. Das irritiert und befriedigt mich jedesmal wieder, wenn ich diesen Roman lese. Einerseits ist es gut, daß Heinlein sich dem Kitsch hier verweigerte, andererseits fehlt er mir so ein bißchen.

Aufgefallen ist mir sein Wissenschaftler-Optimismus. In diesem Roman schildert er explizit (Natur-)Wissenschaftler als die besseren Menschen mit dem weniger verqueren Weltbild und begründet das mit ihrer Beschäftigung mit der Realität. Ein falscher Standpunkt, den Heinlein schon damals hätte besser wissen sollen, das III. Reich hat diese These bereits ad absurdum geführt. Und wenn man sich heutige Wissenschaftler und "Wissenschaftler" ansieht, so ist Heinleins damaliger Optimismus für diese Gesellschaftskaste vollkommen irreal gewesen.

Beim diesmaligen Lesen fiel mir ebenfalls die Ähnlichkeit zwischen Heinleins und John Ringos Romanen auf. Beide stehen auf dem Standpunkt "Live free or die" und bekräftigen das auch in ihren Geschichten. Wahrscheinlich gefällt mir als Heinlein-Fan deshalb John Ringo auch so gut.

Zu den dystopischen Szenarien von Robert A. Heinlein hier noch ein Link zu einem Artikel von Jo Walton auf tor.com : The Dystopic Earths of Heinlein’s Juveniles. Interessanterweise hat sie keine Besprechung von "Between Planets" geschrieben, jedenfalls habe ich keine gefunden.

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