Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Günter M. Schelwokat verstorben.Nachruf auf GMS in PR1603 vom 14.05.1992
Viele der Perry Rhodan-Leser werden mit diesem Namen nicht viel verbinden können, doch er hat Perry Rhodan seit Gründung der Serie betreut. Er hat die Heft- und Taschenbuch-Manuskripte lektoriert und vielen Autoren mit seinem kompetenten und hilfreichen Rat auf ihrer schriftstellerischen Laufbahn weitergeholfen.
Neben Perry Rhodan und natürlich auch der Atlan-Serie hat Günter M. Schelwokat lange Jahre die Taschenbuchreihen Terra Taschenbuch, Terra Fantasy, Utopia Classics, W. D. Rohr, E. C. Tubb und die Clark Darlton-Reihe betreut. Als Pionier der SF-Publikation in Deutschland war er bis 1973 Herausgeber der Heyne SF- und Fantasy-Reihe.
Mit ihm verliert die deutsche Science Fiction einen ihrer Pioniere.
"Vielen Autoren mit seinem kompetenten und hilfreichen Rat auf ihrer schriftstellerischen Laufbahn weitergeholfen" : Das wird zum Beispiel bei frühen Kneifel-Romanen innerhalb der TERRA-Reihe deutlich, bei denen am Ende ein Text wie "basiert auf einer Idee von Günter M. Schelwokat" steht. Aber auch an anderer Stelle hat sich GMS mit seiner Kreativität innerhalb der deutschen SF&F verewigt :
»DRAGON - Söhne von Atlantis« war die erste deutschsprachige Fantasy-Serie überhaupt. [...]DRAGON-Website
Grundlage für die Serie bildete ein Konzept, das Günter M. Schelwokat erarbeitete, damals der wohl bekannteste Herausgeber deutschsprachiger Science Fiction - unter anderem betreute er von Beginn an als Lektor die PERRY RHODAN-Serie.
Doch das war später, in den 50ern und 60ern hob GMS zunächst die TERRA-Reihen, später dann die HEYNE SF&F aus der Taufe. Wolfgang Jeschke und Herbert W. Franke, die ab 1973 die HEYNE-Taschenbücher übernahmen, konnten auf einem solidem Fundament aufbauen und frischen Wind in das HEYNE-Programm bringen, ohne daß Stammleser vor den Kopf gestoßen wurden. Denn bis dahin (HEYNE-Taschenbuch 3371) hatte Schelwokat hier klassische und zeitgenössische Autoren verlegt und beispielsweise mit den frühen Story-Anthologien (GALAXY, MAGAZINE of FANTASY and SCIENCE FICTION, HEYNE-Anthologien) den Drang zu literarischerer SF in die Köpfe der Leser eingehämmert.
Aber als Lektor muß er wohl wirklich heftig gewesen sein :
Ich hatte diese Story ursprünglich ganz locker heruntergeschrieben. Da ich wußte, daß vieles davon im Lektorat nicht durchgehen würde, fabrizierte ich eine zweite Fassung, von der ich meinte, daß sie druckreif sein müßte. Aber ich hatte nicht ahnen können, daß Günther M. Schelwokat sich z.B. sogar an dem harmlosen Wort "Socken" stoßen würde.Marianne Sydow über eine ihrer Stories
Und so erinnert man sich heute hauptsächlich an sein strenges Lektorat, an seinen Spitznamen als "Sadist von Straubing". Ich glaube, das ist deutlich zu kurz gegriffen. Betrachtet man zum Beispiel seine Energie, die SF-Kurzgeschichte in Deutschland populär zu machen und seine vielfachen kreativen Ideen, die ich hier unter TERRA SF inside ja schon öfter herausgestellt habe, scheint mir Günter M. Schelwokat eine der Zentralfiguren der deutschen SF der Nachkriegszeit gewesen zu sein.
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Heyne Science Fiction von Christoph Roos
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