Mittwoch, 10. September 2014

TERRA SF 427 - Richard Koch : Spuk auf dem roten Planeten


Richard Koch : Spuk auf dem roten Planeten
Terra SF 427, 29.10.1965
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1965
Titelbild : Johnny Bruck


Das Geschehen dieses phantastischen Romans entwickelt sich in naher Zukunft - im Zusammenhang mit dem ersten bemannten Raumflug zum Mars. Das Buch veranschaulicht die Überzeugung des Autors, daß die Menschen beim Vorstoß in den Weltraum womöglich Naturerscheinungen begegnen könnten, die sich heute noch niemand vorstellen kann: etwa Lebewesen, die wie wir Geist und Seele haben, aber mit völlig anderen Sinnen begabt sind - die in einer Überwelt leben, in der Schwingungen, gegen die wir blind sind, "Licht" bedeuten.

Die Annahme eines Lebens auf dem Mars, das für uns unsichtbar sein soll, ist keineswegs so phantastisch, wie es den Anschein hat. Noch um die Jahrhundertwende galt die Materie als etwas Festes, Solides. Der Fortschritt der Wissenschaft hat uns inzwischen gelehrt, daß zum Beispiel das feste Holz des Tisches vor uns oder das kompakte Metall des kupfernen Aschenbechers in Wirklichkeit nicht anderes sind als ein unsagbar feines Gespinst von Kräften. Der Anteil an wirklicher Materie in ihnen ist im Verhältnis kleiner als die Masse einer Erbse im Raum des Kölner Doms. Die scheinbar so solide Körperwelt, die wir mit unseren Sinnen auffassen, ist nichts anderes als eine Illusion, die durch Sinnestäuschung zustande kommt.

Es bedarf nur eines kleinen Sprungs der Phantasie, um uns eine noch lockerer gefügte Körperwelt vorzustellen, die trotzdem für die darin lebenden Wesen ebenso fest und wirklich ist, wie für uns Holz und Kupfer. Wir müssen gewisse Annahmen machen, um herauszufinden und vielleicht sogar zu errechnen, welche Eigenschaften eine verborgene Welt dieser Art und solche Lebewesen haben müßten. Der englische Physiker und Chemiker Sir William Crookes hat das im vorigen Jahrhundert in einem naturwissenschaftlichen Buch einmal getan.

Diesen Gedanken hat Richard Koch folgerichtig durchgeführt und in einer spannenden Handlung ausgestaltet, in deren Verlauf kleine Forschergruppen auf dem Mars und der Erde Seltsames erleben und Daseinsformen außerhalb des Bereichs unserer Sinne entdecken. Die menschlichen Einzelschicksale sind psychologisch gut durchdacht und tragen dazu bei, den Spannungsreichtum des Werkes maßgeblich zu steigern.

Richard Koch, Präsident der Eurotopia, der Föderation der europäischen Science-Fiction-Klubs, hat sich durch sein wissenschaftliches Werk "Jenseit aller Grenzen" und seine zahlreichen wissenschaftlich fundierten Zukunftsromane in der Literatur einen besonderen Namen erworben, weil es ihm, wie selten einem Schriftsteller gegeben ist, in seinen Werken nicht nur sein Wissen zu vermitteln, sondern zugleich eine Spannung zu erzeugen, die selbst den Leser von Anfang bis Ende an das Buch fesselt, der es nicht wegen der behandelten Materie liest.
Klappentext des AWA-Leihbuchs

"[...] Ganz im Stil utopischer Schriftsteller der zwanziger und dreißiger Jahre gehalten und wurde so gut wie gar nicht von den schon in den fünfziger Jahren den Markt dominierenden Engländern und Amerikanern beeinflußt." Das steht in Reclams SF-Führer von 1982 über einen anderen Roman von Richard Koch, trifft aber ebenso auf diesen zu. Richard Koch konnte sich der Moderne nicht anpassen, das merkt der Leser dieses Jahrtausends im Rückblick noch deutlicher als damalige Zeitgenossen des Autors. Lohnt sich auf jeden Fall nicht, diesem Roman hinterherzulaufen.

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