Samstag, 6. September 2014

TERRA SF 423 - James White : Die Lichter des Alls


James White : Die Lichter des Alls (Deadly Litter)
Terra SF 423, 01.10.1965
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1964
Aus dem Amerikanischen von ???
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Stories
Begegnung (Grapeliner, 1959)
Der ideale Captain (The ideal Captain, 1958)
Die Lichter des Alls (The Lights outside the Window, 1957)
Tödlicher Abfall (Deadly Litter, 1959)


James White erzählt Geschichten über die nahe Zukunft. Im Gegensatz zu den Helden Scheerscher Prägung leiden Whites Protagonisten unter der Strahlenkrankheit, Agoraphobie und ähnlichen Malaisen, die uns die eher heroischen Autoren verheimlichten. Das macht die Kurzgeschichten von James White, deren erste Sammlung hier vorliegt, auch für den heutigen Leser noch faszinierend.

In Grapeliner erzählt White nicht nur einen spannenden Erstkontakt, sondern schildert auch realistisch (?) die Probleme der Menschen mit kosmischer Strahlung. In Der ideale Captain wird der Captain des Raumschiffs von jedem Mannschaftsmitglied als nach seiner Vorstellung optimal imaginiert – tatsächlich gibt es diesen Captain gar nicht. Die Vorstellung der Männer ist aber notwendig, damit die Raumfahrer nicht vollkommen träge und desinteressiert werden. In Die Lichter des Alls haben Männer mit dem Weltraum ein Problem : Sie erstarren vollkommen, wenn sie ihn sehen. Nur Frauen mit einem sehr starken Mutterinstinkt können daher Raumschiffe leiten …

Die in meinen Augen aber beste Geschichte (Hey, darüber streite ich mich nicht, das ist rein subjektiv, jede der Geschichten ist brilliant!) ist Tödlicher Abfall – Deadly Litter. James White thematisiert hier das ökologisch unverantwortliche Verhalten, jedweden Müll im Raum einfach "nach Draußen" zu entsorgen. Dieses Verhalten führt laut Whites Geschichte zu harten Raumumweltgesetzen mit drakonischen Strafen. Ein havariertes Raumschiff musste aber Ballast loswerden, um halbwegs sicher landen zu können.
Das Verbrechen, das vor elf Jahren auf der Sunflower begangen worden war, hatte inzwischen zur Vernichtung von achtzehn Menschenleben und einem Schiff geführt, und diese Summe würde sich in den folgenden Jahren noch steigern.
White erzählt die Geschichte des Chefingenieurs, einem der Überlebenden der Sunflower. Ich fand diese Geschichte – wie oben bereits gesagt – einfach nur genial, weniger wegen der wirklich gut skizzierten Figuren, sondern mich hat hier die Physik, die Ökologie und die gesellschaftliche Komponente fasziniert. Aber – wie oben ebenfalls gesagt – es ist reine Geschmackssache, welche der Geschichten man für die Beste hält, sie sind alle wirklich gut. Auch und gerade in dieser Form.

Denn was mich irritiert, ist die Kürze. Laut isfdb.org ist die Ballantine-Originalausgabe 175 Seiten lang. Die einzelnen Stories kommen mir aber nicht gekürzt vor, da scheint das angloamerikanische Original ziemlich groß gedruckt worden zu sein. Im Gegensatz dazu ist TERRA 423 sehr klein und eng bedruckt, was vielleicht meine Irritation erklärt.

In jedem Fall ist James White auch heute noch lesbar. Und auch heute noch nicht veraltet. Man denke da nur an die Deeskalation, die der menschliche Captain in "Grapevine" fährt, als sich seine Leute vor den Aliens fürchten. Gleichberechtigung, Humanismus und Eigenverantwortung sind weitere Themen, die James White in diesen seinen Geschichten ausführt. Und diese seine Themen sind auch heute noch aktuell. Ebenso, wie seine Stories.

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