Tanja Bern : Nah bei mir
Arunya-Verlag "Edition Romantica" 2016
Originalausgabe
Hardcover, 318 Seiten, 18,90 €
Titelbild und Innenillustrationen : Shikomo
ISBN 978-3-95810-005-3
auch als eBook erhältlich (4,99 €)
Seit ihrer Kindheit träumt Katelyn von einem Mann, der in den Ruinen eines Hauses auf sie zu warten scheint. Als sie bei ihrer Großmutter ein 250 Jahre altes Medaillon mit dem Porträt dieses Mannes findet, kann sie kaum fassen, dass sie ihn plötzlich vor sich sieht. Ihre Großmutter erzählt ihr, dass auf dem Bild der Adlige John McKay abgebildet ist, und vertraut Katelyn seine Geschichte an, die in handgeschriebener Form seit Generationen in Familienbesitz ist. Katelyn taucht tief in seine Erinnerungen ein …Klappentext
Als John bei einem Ausritt dem Fahrenden Jake O’Malley begegnet, wandelt sich unerwartet sein Leben. Der junge Mann rührt etwas in seiner Seele, dem sich John nicht entziehen kann. In aller Heimlichkeit nähern sie sich einander an und zwischen ihnen entwickelt sich eine tiefe Liebe. Die McKays ahnen zunächst nichts, doch die Beziehung der beiden ist eine Gratwanderung, die alles verändert.
Boah, eyh !
Also wenn man Anja Bagus Aether-Romane mit Lore-Romanen vergleicht, dann ist Tanja Berns "Nah bei mir" Sissi pur. Hochkondensiert und von allen nicht-Kitsch-Verunreinigungen befreit, so daß der unvorbereitete Leser von dem Mysteryliebesherzschmerz gnadenlos untergebuttert wird und schluchzend in seinem Sofa versinkt.
Denn die Geschichte ist gut erzählt, Tanja Bern schafft es, selbst die Nicht-Zielgruppe (die ich zweifelsohne repräsentiere) bei der Stange zu halten. Der Roman ist gut durchgeplant, keinerlei Längen erkennbar, keine stilistischen Ausrutscher (jedenfalls keine, die mir aufgefallen sind) und eine sehr flüssige, dynamische Schreibe. Das macht den Roman für Leute, die die Story mögen, zu einem Pageturner.
Die Story an sich ist eine Historic Gay Romance, angesiedelt im 18. Jahrhundert. Meines Wissens (und ich interessiere mich nicht wirklich für dieses Thema) sehr simplifiziert und romantisiert beschrieben, aber hey, seit wann hat das schon mal eine gelungene Historiennovelle gestört? An keiner Stelle vulgär schafft es Tanja Bern, Nacktszenen, inzestuöse Träume undsoweiter undsofort in die Geschichte zu integrieren und es in eine Hetero-Beziehung in der Moderne enden zu lassen. Ja, genau, der Mystery-Faktor - Seelenwanderung, Vorahnungen - ist gar nicht so gering, die Geschichte hat einen gelungenen phantastischen Aspekt.
Insgesamt ein höchst empfehlenswerter Roman für diejenigen, die das Thema mögen. Von einer Autorin, die man im Auge behalten sollte. Aber ich brauch' jetzt erstmal 'nen ganz simplen SF-Action-Roman, um mich von dem Kitschüberfluss zu erholen... :-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen