Donnerstag, 1. Dezember 2016

Martin Kay : Ära der Helden



Martin Kay : Ära der Helden
Die Beschützer 01
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover, ca. 240 Seiten, 14,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich
Titelbild: Allan J. Stark


Deutschland braucht Superhelden!

Zumindest, wenn es nach der Ansicht Konrad Berghoffs geht. Der Inhaber zweier Biotech-Firmen erforscht seit Jahren die Möglichkeiten übernatürlicher Fähigkeiten beim Menschen. Als die selbst ernannte Rächerin Sin Claire über die Dächer Frankfurts fliegt und Raubüberfälle ebenso vereitelt, wie sie Menschen in Not rettet, wittert der Industrielle eine echte Chance, seinen Traum eines Superheldenteams umzusetzen. Er beauftragt den Ermittler Kevin Burscheid, Sin Claire und weitere Begabte für seine Sache zu gewinnen. Doch die vermeintlichen Helden fügen sich nur widerwillig in ihre Rollen. Erst als ein Schurke mit unglaublichen Kräften Frankfurt unsicher macht und Menschenleben in Gefahr sind, kommt es zum Team-up.

Die Beschützer sind da!
Klappentext

Dieser Einstieg in die neue Superhelden-Serie gefiel mir ausnehmend gut. Und beim Schreiben dieser Zeilen hatte ich echte Schwierigkeiten, die einzelnen Punkte, an denen ich das für mich festmachte, zu identifizieren. Denn der Plot ist Standard, die Schreibe von Martin Kay zwar ausnehmend gelungen, aber das kann's nicht sein. Vielleicht die Analogie zu den Wild Cards, die Thomas Harbach beschreibt ? Nee, ich glaube, das war es auch nicht.

Aber ein anderer Punkt, den Thomas Harbach als eher kritisch sieht, hat mir ausnehmend gut gefallen : Der Schauplatz. "Es ist eben ein Unterschied, ob die Heldin von den imposanten Hochhäusern in New York abfliegt oder Spiderman sich zwischen den endlosen Schluchten der Wolkenkratzer entlang schwingt als wenn das Parkplatz eines REWEs der Ausgangspunkt der Vigilanten ist." Ja, eben, und genau dieses Lokalkolorit hat für mich den Roman als auch die Personen viel authentischer wirken lassen. Sin Claire, Vigilantin, Mutter und Floristin, kam viel besser rüber als die Reporter/Superhelden aus den Staaten. Ebenso empfand ich die Probleme, die die Superheldentruppe mit ihren Kräften und ihren Aktionen hat, ansprechender als die amerikanischen Varianten.

Und das Wichtigste ist meiner Meinung nach die unprätentiöse und nicht-propagandistische Haltung des Autors. In diesen Monaten fühlen sich ja diverse Autoren genötigt, moralisch einwandfreie PC-Statements in ihre Werke zu integrieren. [Dazu komme ich noch beim Kommentar zum aktuellen EXODUS.] Martin Kay macht das nicht, sondern beschreibt die deutsche Gesellschaft des Jahres 2016 wie sie eben ist. Und da kommen natürlich auch ausländische Mitbürger vor, ganz selbstverständlich wird dies dargestellt, ohne Überhöhung, ohne mit dem literarischen Roten Pfeil explizit noch einmal draufzuzeigen. Und diese Selbstverständlichkeit ist ein besserer, angenehmerer und unterstützenswerterer Antirassismus als diverse Lippenbekenntnisse, die jetzt teilweise in die Romane hineingeschrieben werden. Diesen Aspekt der Superhelden-Geschichte fand ich ganz besonders gelungen, das hat mich echt beeindruckt.

Das heisst jetzt nun nicht, daß die Superhelden hier mehr als bunte Unterhaltung sind, aber für meinen Geschmack sehr gut gemachte Unterhaltung. Und nach Teufelsgold und (wahrscheinlich) Omni ist "Ära der Helden" für mich der dritte Roman, den ich mir für meine DSFP-Nominierungen gemerkt habe.

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