Karl Herbert Scheer : Hölle unter Null Grad
ZBV 06
Terra SF 097, 01.01.1960
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Karl Stephan
Man schreibt das Jahr 1988. Es ist soeben angebrochen, und die südliche Halbkugel der Erde sieht den Sommermonaten entgegen. Das Raumfahrt-Ministerium der USA gibt der Überzeugung Ausdruck, daß den mit modernsten Geräten ausgerüsteten Beobachtern auf den beiden amerikanisch-europäischen Raumstationen nichts verborgen bleiben könnte, was auf der gesamten Erdoberfläche geschieht. Da wird im Falkland-Sund der gleichnamigen Inselgruppe am südlichen Ende Lateinamerikas ein Mann aufgefischt, der bereits zwischen Leben und Tod schwebt. Ein Bomberkommandant der strategischen Raumwaffe schöpft Verdacht, und ein Funkspruch jagt aus der Antenne des bemannten Raumbombers.Klappentext des BALOWA-Leihbuchs
In der FBI-Zentrale leuchtet ein Bildschirm auf. Neben dem Gesicht des Piloten wird das qualvoll verzerrte Antlitz eines Mannes sichtbar, der in den Akten der Bundeskriminalpolizei schon seit Jahren verewigt worden ist. Der FBI-Chef gibt die Sache sofort an die übergeordnete Dienststelle der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr weiter. Indessen der Atombomber nach Washington rast, beginnt schon das komplizierte Räderwerk der GWA anzulaufen, und ein Mann wird zum Befehlsempfang befohlen. Captain Thor Konnat, wissenschaftlicher Spezialagent der weltumspannenden Polizeiorganisation, erhält eine Aufgabe, die ihn in die weiße Hölle der Antarktis führt. Es ergibt sich, daß die Beobachter auf den Raumstationen doch nicht alles bemerken können, was auf der Erde geschieht. Thor Konnat sieht sich einer derart verfahrenen Situation gegenüber, daß er an sich und an dem erstrebenswerten Erfolg zu zweifeln beginnt. Was tat der ehemalige Fregattenkapitän der US-Navy, nachdem er vom Dienst suspendiert worden war? Wie konnte es zu der Unterwasserschlacht vor den Falklandinseln kommen, die aus dem Ex-Offizier ein menschliches Wrack machte? Was geschieht unter den gigantischen Eismassen des südpolaren Kontinents, und welche Leute zeichnen für die Dinge verantwortlich, die in allen westlichen Staaten der Erde mit der Todesstrafe geahndet werden?
K. H. Scheer schildert den Einsatz eines Mannes, der mit allen Hilfsmitteln der Technik und der Parapsychologie einen Fall aufklärt, der zur radikalen Vernichtung der westlichen Menschheit hätte führen können. Logik und Spannung; das sind die hervorstechendsten Merkmale dieses ganz vorzüglichen Romans.
Der letzte reine Geheimagenten-Roman aus der ZBV-Reihe, danach begann Scheer mit "Großeinsatz Morgenröte" die Serie auf eine neue Ebene zu heben. Wie immer bei diesen gekürzten ZBV-Romanen entgeht dem Leser das spezielle Flair, daß KHS verbreitet. Im Gegensatz zu den Kürzungen bei den Lensmen-Romanen finde ich hier die Kürzungen nicht zielführend. Später wurde dies mit Doppelbänden umgangen, was meiner Meinung nach die bessere Lösung war. Und auch wenn der Autor hier mit Hand angelegt haben dürfte, halte ich in diesem Fall die Kürzungen für kontraproduktiv. Allerdings, und das darf man bei dieser Diskussion nie vergessen, hat die Integration der ZBV-Romane in die TERRA-Heftreihe auch zu einem größerem Leserkreis geführt und diese Serie einem breiterem Publikum bekannt und vor allen Dingen kostengünstig zugänglich gemacht.
Zum Roman selber ist zu sagen, daß er die damals vorhandene Angst vor der "Gelben Gefahr" einmal mehr thematisiert. Der Großasiatische Staatenbund stellt die Bösen, die westlich orientierten Staaten die Guten, das Freund-Feind-Bild ist relativ einfach gestrickt. Mir ist bei der Lektüre aufgefallen, daß Scheer sich hier in einem Umbruch befindet. Einerseits lässt er skrupellos Leute literarisch über die Klinge springen, andererseits scheut er sich an anderer Stelle sofort mit lethaler Gewalt loszulegen. Diese Diskrepanz ist mir mehrfach im Roman aufgefallen, es scheint so, als wusste KHS damals nicht so recht, wie er Gewalt darstellen sollte. Auf jeden Fall schimmert deutlich Scheers Humanität und sein Anliegen der Gleichberechtigung aller Menschen durch, in keiner Szene, in keinem Satz findet sich irgendeine irgendwie geartete Diskriminierung, der Konflikt wird auf die politischen Systeme zurückgeführt. Das ist deutlich mehr, als man von vielen seiner Zeitgenossen sagen kann und wird erst wirklich deutlich, wenn man Scheer im Kontext der anderen Romane seiner Zeit liest. Vielleicht hat das auch zu einem nicht geringem Anteil zum Erfolg von "Perry Rhodan" beigetragen. Ich erinnere mich jedenfalls insbesondere bei der Aufstellung des Mutantenkorps, in dem ja die verschiedensten Hautfarben vereinigt waren, nicht an irgendwelche fragwürdigen Passagen.
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