Kurt Mahr : Aus den Tiefen der Erde
Terra SF 198, 03.11.1961
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan
Wenn man an die von politischer Hochspannung und Kriegsfurcht erfüllte Welt denkt, in der wir heute leben, so mag die Möglichkeit, die Kurt Mahr, der Autor des vorliegenden TERRA-Romans, aufzeichnet, vielen von uns als rettender Ausweg erscheinen: der Rückzug in den Schoß der Mutter Erde.Vorwort von GMS
Kurt Mahr geht jedenfalls davon aus, daß große Teile der zukünftigen Menschheit, von Furcht vor einer alles vernichtenden atomaren Auseinandersetzung erfüllt, sich in unterirdische Städte zurückzuziehen beginnen, deren gewaltige Kühlanlagen und regierende Elektronengehirne mit technischer Perfektion für das Wohl der Bewohner sorgen.
Jahrtausende vergehen, das Wissen um die frühere Existenz der Menschheit auf der Erdoberfläche ist verlorengegangen, und die Menschen kennen jetzt nichts anderes mehr als ihre Unterwelt, nichts als die Stadt, in der sie geboren wurden. Aber die Neugierde, der Drang, auf verbotenen Pfaden zu wandeln, um herauszufinden, was wohl hinter den Felsen sein mag, die das Lebensgebiet abgrenzen, ist einigen jungen Männern erhalten geblieben — und diese Männer machen sich auf ihren abenteuerreichen Weg. AUS DEN TIEFEN DER ERDE kommen sie, und sie erreichen ein Ziel, das jenseits ihrer Vorstellungskraft liegt ...
Der Kalte Krieg war in seiner heißen Phase und die Angst vor einem Atomkrieg beschäftigte weltweit die Schriftsteller. Kurt Mahr legt hier einen gut geschriebenen und aus mehreren Aspekten interessanten Roman vor.
Zum einen merkt man deutlich, daß die atomare Gefahr zwar gesehen, die Folgen daraus aber deutlich unterschätzt werden. Die Männer aus den unterirdischen Städten treffen an der Oberfläche eine prosperierende menschliche Gesellschaft an. Man musste sich zwar ein paar Jahre vor der Strahlung schützen, aber alles halb so wild, das ging schon. Und nach 5.000 Jahren ist alles vergangen und die Strahlung abgeklungen. Ziemlich optimistisch, diese Sichtweise.
Zum anderen sind die isolierten unterirdischen Städte auch nach 5.000 Jahren noch eine "normale" menschliche Gesellschaft der 60er, weder Weiterentwicklung noch Degeneration. Und das trotz diverser SF-Geschichten von Tubb bis Scheer, die sich dieser Thematik deutlich konsistenter angenommen hatten. Die Sicht von Mahr ist auch hier eine ziemlich blauäugige.
Diese Naivitäten sind allerdings keine persönlichen Befindlichkeiten des Autors, sondern spiegeln die Sicht der Gesellschaft wieder. Man glaubte noch nicht wirklich, wie katastrophal solche Szenarios tatsächlich sind, erst mit dem Aufkommen der Öko-Denke änderte sich dies – allerdings genau in die Gegenrichtung.
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