Samstag, 25. Januar 2014

TERRA SF 011 - R. J. Richard : Ultimatum vom Planeten X


R. J. Richard : Ultimatum vom Planeten X
Terra SF 011, 03.01.1958
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Als Leutnant Falk Anro mit seinem Raumschiff vom Mars zurückkehrt, weiß er, daß es den marsianischen Staat, mit dem die Erde in Feindschaft lebte, nicht mehr gibt, denn er hat bei einer Landung auf dem Nachbarplaneten nur Trümmer und Verwesung vorgefunden. Er hat aber festgestellt, daß die Angriffe, die diese Vernichtung hervorgerufen haben, nicht aus dem Weltall, sondern aus der Tiefe erfolgt sind.

In Karibia, der schönen und eleganten Welthauptstadt der sorglosen Erdenmenschheit des 3. Jahrtausends weiß man davon nichts. Man feiert Feste und gibt rauschende Empfänge. Falk Anro aber muß erkennen, daß die unbekannten Wesen, die den marsianischen Staat vernichteten, bereits auf der Erde sind. Haben sie auch Karibia oder der ganzen Erde ein ähnliches Schicksal zugedacht? Woher kommen sie? Die Raumüberwachung der Erde, an die sich Falk Anro wendet, kann ihm nur mitteilen, daß seit Menschengedenken kein fremdes Raumschiff sich der Erde genähert hat.

Trotzdem bricht wenige Tage darauf eine schauerliche Verwandlung über Karibia herein. Die Stadt steht vor ihrem Untergang, eine unbekannte Macht stellt der Erde ein furchtbares Ultimatum und nichts scheint die Welthauptstadt mehr retten zu können.

Wie der Leutnant der Weltpolizei Falk Anro mutig den Kampf gegen eine Macht aufnimmt, von der er noch nicht einmal den Namen weiß, und wohin ihn dieser Kampf führt, das schildert R. J. Richard in seinem neuen S.F.-Roman: "Ultimatum vom Planeten X".
Klappentext

Dieser Roman ist höchst interessant, ebenso wie folgenden dieses Autors. Denn R.J. Richard ist das Pseudonym von Hans K. Kaiser (1911-1985). Ich habe über ihn nur schwierig etwas im Netz gefunden. Soweit ich es recherchieren konnte, war er zumindestens einer der Mitbegründer der Gesellschaft für Weltraumforschung 1935 und ihr Vorsitzender bis 1945. Während des Krieges arbeitete er in Peenemünde, bei den V-Raketen. Nach dem Krieg, genauer am 22.04.1949, gründete Hans K. Kaiser die Nordwestdeutsche Gesellschaft für Weltraumforschung (NWGfW) in Stade als Regionalgesellschaft für die britische Zone. Sie ging 1951 in die Stuttgarter GfW auf.

Mehr habe ich über den Autor nicht gefunden. Aber man sollte doch meinen, daß bei einer solchen Vita der Roman im Mindesten "konservativ" zu nennen ist. Und ich hatte auch deutliche faschistische Tendenzen befürchtet. Doch genau das Gegenteil war der Fall.

Obwohl man dem Roman sein Entstehungsjahr anmerkt, habe ich ihn doch als moderne deutliche Absage an den Faschismus verstanden. Die geschilderte utopische Gesellschaft ist genau das : Utopisch. Und der Gegner eine kleine Gruppe von Verbrechern, die ihr ganzes Volk, die Marsianer, unterdrückt und fast vollständig vernichtet haben. Die Parallelen sind deutlich.

Dabei liest sich der Roman auch relativ flott, wenngleich man ihm sein Alter anmerkt und er heutzutage nur noch für Klassik-Fans wie mich goutierbar ist. Und es gibt noch eine weitere wichtige Voraussetzung für das Mögen der Richards-Romane : Man muß die Edgar-Wallace-Filme gesehen und geliebt haben. Dann kommen einem nämlich die Shagpfeife rauchenden Raumfahrer nicht ganz so seltsam vor. :-)

Bei der Suche nach Hans K. Kaiser im Netz habe ich noch ein paar interessante Links gefunden, die ich im Folgenden unkommentiert einfach einmal aufliste.

Johannes Weyer : Akteurstrategien und strukturelle Eigendynamiken.
Raumfahrt in Westdeutschland 1945 - 1965
Habilitation Uni Dortmund 1993
Link

100 Jahre Luft- und Raumfahrtforschung in Deutschland

Frank H. Winter : Prelude to the Space Age : The Rocket Societies 1924-1940 (Smithsonian 1983)

2 Kommentare:

  1. Ja, ich bin Klassik-Fan. Ich bin sogar begeisterter Klassik-Fan und lese fasst nichts anderes. Aber solch ein Gegurke habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Einfach nur unterirdisch. Was die Wallace Filme damit zu tun haben will mir nicht in den Kopf, aber in der
    Tat : Ich mag sie nicht.

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  2. Die beschriebenen Raumfahrer lassen einen sofort an Heinz Drache und Blacky Fuchsberger in den jeweiligen Rollen denken, insbesondere das Pfeife rauchen im Raumschiff verstärkt diese Assoziationen.

    Bei der Klassik muß man, glaube ich, sehr stark zwischen der angloamerikanischen Klassik und der frühen deutschen Nachkriegsklassik unterscheiden. Gerade letztere hat so ihre Mängel, die einen schon abschrecken können. Und wenn Du glaubst, daß der Roman hier schon schlimm ist, lass' Dir versichern : Das geht noch um Klassen grausamer. ;-)

    Immerhin - und da wirst Du mir sicher Recht geben - ist der Roman nicht in der Tradition des Faschismus geschrieben, sondern eher eine Absage an diese Diktatur. Das hebt ihn schon über viele zeitgenössischen Romane hinweg. Auch stilistisch ist er eigentlich ganz ok, da gab es ebenfalls deutlich ...suboptimalere Autoren. Wo ich Dir hingegen bis zu einem gewissem Grad Recht gebe, ist das "Gegurke", das Du bemängelst. Aber lies mal ganz unvoreingenommen die "Lensmen", das ist da teilweise nicht wesentlich anders.

    Bei solchen Romanen merkt man auch deutlich, warum Ernsting und Scheer mit "Perry Rhodan" drei Jahre später einen so großen Erfolg hatten. Leg' den ersten Roman mal dagegen, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Meiner Meinung nach auch ein Generationsproblem, althergebrachte und überholte Schreib-Strukturen wurden von den nachdrängenden Jung-Autoren durcheinandergewirbelt.

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