Montag, 27. Januar 2014

TERRA SF 022 - R. J. Richard : Der blaue Planet


R. J. Richard : Der blaue Planet
Terra SF 022, 06.06.1958
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Keiner der Männer, die im Jahre mit einer Flotte neuartiger Raumschiffe die Erde verlassen, wird die Erde wiedersehen. Ihr ganzes Leben lang werden sie immer weiter in die Tiefe des Weltalls vordringen und versuchen, ihm seine Geheimnisse zu entreißen.

Zwei Männer dieser einmaligen Expedition landen nach Tagen im Sonnensystem Sern auf einem kleinen Planeten, der scheinbar unbewohnt ist. Aber im Innern dieses Planeten, in einem gewaltigen Hohlraum, stoßen Alex Tonford und Ramsa auf Menschen. Sie haben große Ähnlichkeit mit denen der fernen Erde, aber sie wissen nichts vom Weltall, noch nie sah einer von ihnen die Sonne oder die Sterne, denn noch nie konnte einer von ihnen dieses dämmerige Land im Innern eines Planeten verlassen. Für diese Menschen ist das Land, das sie umgibt, die Welt. Nur in einigen von ihnen lebt ein Ahnen, daß die Welt größer sein müsse.

Doch von der großen Gefahr, die ihnen und allen Menschen dieses abgeschlossenen und in Dämmerlicht gehüllten Landes in der Gestalt eines riesigen unheimlichen Wesens droht, das die beiden Raumflieger bereits an der Oberfläche des Planeten kennenlernen, wissen auch sie nichts.

Sollten sie angegriffen werden - sie hätten nicht einmal Waffen, um sich verteidigen zu können. Alex Tonford will ihnen diese Waffen geben, obwohl sie der Technik der Erdenmenschen verständnislos gegenüberstehen. Er will noch mehr: Die Sonne sollen sie sehen, sollen heraus aus der gefährlichen Abgeschlossenheit dieses Hohlraums. Er wagt ein tollkühnes Experiment, um diese Menschen mit einem Schlage zu ändern.
Klappentext

Der dritte und letzte der Richard-Romane, die ich nacheinander gelesen habe. Zum Autor habe ich vorgestern etwas gesagt. Und bisher war ich von den Romanen ja durchaus positiv überrascht. Vom diesem hier bin ich aber ganz einfach begeistert.

Die Geschichte hat wieder eine nicht unbeträchtliche Portion Science Fantasy, mit der der Autor das eigentliche Szenario vorbereitet. Zwei Wissenschaftler treffen auf eine Kultur der Jäger und Sammler. Der eine, Ramsa, will sie langsam und sozial verträglich auf einen höheren Entwicklungsstand führen, auch wenn er dabei mühsam gesellschaftliche und kulturelle Widerstände überwinden muß. Der andere, Alex Tonford, will die Probleme, die ein solches langwieriges Verfahren mit sich bringt, vermeiden und die Gesellschaft sofort auf ein deutlich höheres Niveau führen, wenn nötig auch mit Methoden, die einen Großteil der Gesellschaft vor vollendete Tatsachen stellt. Und etwa ab dem ersten Drittel wird inhaltlich die Verantwortung des Wissenschaftlers diskutiert : Wie weit darf jemand gehen, um die Segnungen einer fortgeschrittenen Zivilisation einer Steinzeitkultur zu bringen ?

Meiner Meinung nach macht dieser Roman auf dem Niveau der Trivialliteratur das, was Brecht mit "Galilei", Kipphardt mit "Oppenheimer" und Dürrenmatt mit den "Physikern" gemacht hat, nämlich klar und deutlich darzustellen, daß auch Wissenschaftler in einen gesellschaftlich-kulturellen Kontext eingebettet sind. Allerdings gab es zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Romans nur den Brecht, Kipphardt und Dürrenmatt waren später. Von daher finde ich es faszinierend, daß hier ein SF-Autor, Raketenwissenschaftler im III. Reich, eine solche klare und deutliche Aussage macht, die ich (der ich die drei oben angeführten Stücke der Weltliteratur zu meiner Lieblingslektüre zähle) unbesehen unterschreiben könnte. Aus diesem Aspekt heraus kann ich den Roman auch heute noch unbedenklich weiterempfehlen.

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