Mittwoch, 29. April 2015
Moreau / Wipperfuerth / Kemmler (Hrsg.) : EXODUS 32
Rene Moreau / Heinz Wipperfuerth / Olaf Kemmler (Hrsg.) : EXODUS 32
SF-Magazin, Eigenverlag 2015
110 Seiten, 12,90 €
Titelbild : Alexander Preuss
ISSN 1860-675X
Inhalt
Stories
Victor Boden : »Die Sumpfmonster«
Ulf Fildebrandt : »Ein Leben lang«
Uwe Hermann : »Mensch hoch 2«
Manfred Horch : »Io ruft«
Elisabeth Marienhagen : »Time-Out«
Jacqueline Montemurri : »Koloss im Orbit«
Uwe Post : »Träumen Putzroboter von elektrischen Besen?«
Tom Turtschi : »Huhn oder Ei«
Lyrik
Frank Neugebauer: »Dero neuwwe Farb des Keunigs«
Graphik
Tobias Richter: »Alexander Preuss – ein Künstler greift nach den Sternen«
»Galerie« mit Werken des Künstlers Alexander Preuss
Comic und Karikaturen
Jan Hillen: »Sperrgebiet« (Karikatur).
Kostas Koufogiorgos: »KuFoMIKS« (neue Episoden: »Countdown«, »Die Begegnung«, sowie die Karikaturen »Minimalkonsens« und »Astro-Alex«)
Wieder ein neues EXODUS-Exemplar, wieder viele neue Kurzgeschichten. Und nicht nur das, auch die optische Präsentation des Magazins ist wieder ausnehmend ansprechend, außen ebenso wie innen. Aber kommen wir zunächst zu den Stories, zu den sonstigen Inhalten sage ich danach dann noch etwas.
Tom Turdschi : Huhn oder Ei
Ein Raumfahrer ist in einer Zeitschleife gefangen.
Uralt, der Plot, dem der Autor auch nichts Neues hinzufügen kann. Von daher ist die Geschichte ziemlich vorhersehbar. Allerdings gut erzählt, den Autor sollte man im Auge behalten.
Manfred Horch : Io ruft
Auf Io warten die Lovecraftschen Großen Alten ... und rufen.
Da hatte ich schon gruseligere Rollenspielrunden mit innovativeren Szenarios.
Victor Boden : Die Sumpfmonster
Ein havarierter Raumfahrer gewöhnt sich langsam an die einheimischen Lebensformen.
Ein Story aus der Rubrik "Was will mir der Autor damit sagen, zum himmelherrgottnochmal ???" Gut erzählt, sehr atmosphärisch, stilistisch genau auf meiner Linie, aber inhaltlich kann ich damit nu garnix anfangen. Andererseits : So präsent, wie mir die Story immer noch ist, scheint sie mich wohl doch irgendwie angesprochen zu haben...
Uwe Post : Träumen Putzroboter von elektrischen Besen ?
Putzandroiden werden immer mehr gekauft und erledigen neben dem Putzen auch die sozialen Kontakte der Menschen. Da es nach kurzer Zeit nur noch Mensch/Android-Ehen gibt, stirbt die Menschheit in kürzester Zeit aus.
Wie üblich bei Uwe Post geht es um Sex und Beziehungen. In dieser Geschichte liest sich das besonders bitter, als er darstellt, wie das Unvermögen, sich mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen, in kürzester Zeit zum Aussterben der Menschheit führt. Uwe Post thematisiert diese Sprachlosigkeit, dieses Unvermögen, andere Meinungen zu akzeptieren, diesen Drang der heutigen Zeit nach Claqueuren statt nach Freunden. Dabei erzählt er das Ganze zynisch mit einem bitterem Unterton und viel Humor, ohne auch nur rudimentär ins Klamaukige abzurutschen. Vielleicht kein Brüller, mir erschloss sich die Qualität der Geschichte erst beim zweiten Lesen, aber durchaus preiswürdig. Kommt auf meine diesjährige DSFP-Nominierungsliste.
Uwe Hermann : Mensch hoch 2
Ein Konzern testet seine bionischen Implantate an lebenden Menschen – bis zur letzten Konsequenz. Aber unser Protagonist wird vom Widerstand gerettet.
Unimaginativ mit einer seit 50 Jahren überholten Story sowie einem laaaangweiligem Ende. Da kann auch die gute Schreibe nix mehr rausreißen.
Jacqueline Montemurri : Koloß im Orbit
Im Sonnensystem ist ein gigantisches Raumschiff erschienen, das zu einem kuirzfristig heftigem Hype führte. Nach neun Jahren, als das Interesse der Menschen schon lange erloschen ist, wird ein Team von Losern noch einmal losgeschickt. Es stellt sich heraus, daß der Koloß die Zeitmaschine eines Konzerns ist, der sie auf Biegen und Brechen wiederhaben will...
Ignoriert man das Logikloch, daß niemand sich für den Koloß interessiert, so ist es eine flüssig geschriebene Story mit einigen überraschenden Spannungsmomenten. Allerdings reine Abenteuer-SF ohne tiefere Botschaft.
/Unstrukturierte Gedanken : Da schreibt also eine Frau klassische Swashbuckling-SF, die man eigentlich bei Autoren wie Burroughs oder Howard erwarten würde. Und das in einer Zeit, wo insbesondere diese hundertprozentige Non-message-SF eigentlich nicht nur vollkommen out ist, sondern auch vom linken Establishment vollkommen abgelehnt wird. In den Staaten würde man sie als weißen Supremaisten bezeichnen (und ja, die männliche Form ist gewollt). Aber egal, diese Swashbuckling-Form ist auf jeden Fall interessant. Sollte man wohl weiter beobachten. Unstrukturierte Gedanken/
Ulf Fildebrandt : Ein Leben lang
In der Zukunft sind die Menschen unsterblich geworden, haben aber viel über ihre Vergangenheit vergessen. Da finden sich uralte Artefakte der christlichen Religion...
Für meinen Geschmack zuviel erhobener Zeigefinger und zuwenig Story. Da fehlt mir so ein bißchen der Pep.
Elisabeth Marienhagen : Time-Out
Wichtige Cyberpunk-Innenansichten-Geschichte. So suboptimal erzählt, daß die Bedeutung dieser Story aus allen Zeilen tropft und man sich der hehren Absicht der Autorin zu jedem Zeitpunkt bewusst ist. Definitiv nichts, das man lesen muß – es sei denn, man kennt diese x-mal erzählte Story wirklich noch nicht.
Frank Neugebauer : Dero neuwwe Farb des Keunigs
Bla-bla-Gedicht-bla-wichtig-bla-bla-ganz wichtig-bla...
Für derartigen Quark ist das Papier eigentlich zu schade. Sollte elektronischen Versionen vorbehalten bleiben.
Neben den Stories ist aber in jedem Fall das Portfolio zu erwähnen, das sich dieses Mal mit Alexander Preuss befasst. Viele der Sachen kannte ich schon von Buchcovern, es war schon interessant, sie einmal ohne Text zu sehen. Nicht bemerkenswert fand ich die Comic-Strips, die das Heft durchziehen, den Platz hätte man meiner Meinung nach besser verwerten können. Dafür sind die Illustrationen der Geschichten durch die Bank weg gelungen.
Insgesamt also wieder ein lesenswertes Magazin, einige Totalausfälle, allerdings auch zwei herausragende Kurzgeschichten. Zusammen mit den Illustrationen und Bildern ist es einfach angenehm, ein solches Magazin durchzublättern.
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