Henry Kenneth Bulmer : Transit zu den Sternen (Behold the Stars)
Terra SF 530, 21.07.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1965
Aus dem Englischen von Birgit Ress-Bohusch
Titelbild : Karl Stephan
Man had discovered a means of colonizing the galaxy. Through a system of instantaneous matter transmission, men, machines, anything, could be sent light years away in seconds!Klappentext der Originalausgabe
Only, men were not the only beings in the galaxy who were expanding, and at 200 light years from Earth the alien Gershmi people made their claims clear, with guns!
It would have been a fair fight between equally matched races, had not the very matter transmitter boxes which had made mankind’s expansion possible, suddenly began to put men back together, 200 light years from Earth, with their will to fight removed, so that Earthmen were marching with white flags of truce straight into Gershmi fire!
Die Menschheit hat sich im All ausgebreitet. Während Raumschiffe nur mit Unterlichtgeschwindigkeit fliegen können, wurde eine Transmittertechnik entwickelt und auf die Raumschiffe montiert, so daß man am Zielort ohne Zeitverlust von einem Ort zum anderen Wechseln kann.
Bei dieser Expansion ist man auf Aliens getroffen. Dies geschah nie hundertprozentig friedlich, am Anfang gab es Reibereien und Kriege, bis man zu einer friedlichen Koexistenz kam. Jetzt treffen sie auf eine neue Alien-Rasse, die Gershmi, und auch da droht ein Krieg auszubrechen. Die "Tauben", die gegen einen Krieg sind und mit Diplomatie, Friedenswillen und Pazifismus diese Auseinandersetzung verhindern wollen, manipulieren die Transmitter, so daß die da durch gehenden Menschen ihre Aggressivität verlieren.
Die daher resultierende drohende Niederlage und Vernichtung der Menschheit kann gerade noch durch einige Unbeeinflusste verhindert werden. Nachdem man den Gershmi aber gezeigt hat, daß man sich zu wehren versteht, kommen sie selber mit einem Friedensangebot.
Eine konservative, nichtsdestotrotz richtige Sichtweise eines schwierigen Problems. Wie Ghandi deutlich gezeigt hat, ist es nicht wirklich notwendig, mit den Säbeln zu rasseln, der Pazifismus im Sinne eines unbedingten Friedenswillens funktioniert - zwischen zivilisierten Kontrahenten, von denen jeder weiss, daß es auch anders geht. Aber die andere Option, der bewaffnete Widerstand, muß auch eine mögliche Handlungsweise sein und bleiben, ansonsten wird die "Frieden um jeden Preis"-Gesellschaft ausgelöscht. Gerade die deutsche Geschichte zeigt die Richtigkeit dieser Sichtweise und auch die Geschichte Israels ab 1945 lässt keine andere Deutung zu.
Aber - und auch dies wird in "Behold the Stars" thematisiert - der Friedenswille muß vorhanden sein, denn Krieg (und Bulmer lässt das deutlich in seinem Roman anklingen) ist keine wirklich positiv besetzte Option und muß immer nur das allerletzte Mittel sein. Es wird auch deutlich im Roman dargestellt, daß die "Tauben" durch ihre eigene persönliche Geschichte und ihre mittelbaren und unmittelbaren Kriegserfahrungen zu ihrer Ideologie gefunden haben, keinesfalls Verbrecher sind und ihre Sichtweise notwendig für eine gesunde Gesellschaft ist. Ebenso wie die der "Falken", und zwischen diesen beiden Standpunkten muß immer ein Kompromiß gefunden werden.
Thematisch auch heute noch ein relevanter Roman, wenngleich die simple Logik und die plakativen Deutungen doch etwas überholt sind. Heutzutage würde eine solche Geschichte wesentlich detaillierter und differenzierter erzählt werden und erzählt werden müssen. Aber unabhängig vom Hauptthema sind noch ein paar Details interessant. Zunächst wird nicht von "Terra", sondern von "Solterra" gesprochen, eine etwas andere Bezeichnung für unseren Planeten. Dann ist der Roman, der immerhin von 1965 stammt, absolut antirassistisch, menschliche Protagonisten der verschiedensten Hautfarben ebenso wie Aliens werden als vollkommen gleichberechtigt dargestellt, so als könnte es gar nicht anders sein. Und auch von seinem Frauenbild ist der Roman seiner Zeit voraus. In der (unausweichlichen) Liebesgeschichte wird die Frau nicht nur als selbstbestimmt, sondern als stark, fähig und angenehm aussehend geschildert, und nicht als long-legged Space Babe with a Ray Gun. Ich fand den Roman insgesamt noch gut lesbar, wenngleich man schon ein Faible für klassische SF haben muß, um ihn zu goutieren.
Eine ausführliche Besprechung, die sich auch mit dem Titelbild der Originalausgabe auseinandersetzt, finden man bei Schlock Value - Reading cheap literature so you don't have to
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