Hans Kneifel : Freihändler der Galaxis
Die interstellaren Freihändler 01
Terra SF 520, 19.05.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan
»Umsatz!« und »Perzente!« – das sind die Ziele der interstellaren Freihändler um Fürst Pompeo Davyd Ral Roborghs.Klappentext des story2go-eBooks
Fürst Davyd lädt zehn seiner alten Studienfreunde, die sogenannten Lancers, ein und beschließt mit ihnen, das ungenutzte, kapitalistische Handelspotenzial des Universums zu nutzen.
Dabei zeigen sie zu Beginn wenig Skrupel und arbeiten mit Potentaten genauso freimütig zusammen wie mit Militärs, solange es dient, den Umsatz zu steigern. Und beweisen Kreativität, wenn es darum geht, sich neue Märkte zu erschließen und denen, die über ausreichend Kapitel verfügen, etwas teuer zu verkaufen. Und selbst Autoren werden eingespannt, um sie auf einem eigens für sie eingerichteten Planeten Bestseller abliefern zu lassen.
Ausufernden Kapitalismus, selbstgerechtes Militär, gelangweilte Oberklasse – Hanns Kneifel nutzt die ihm eigene Überzeichnung, um die Exkursionen der Freihändler mit einem ernsten und augenzwinkernden Blick zu beschreiben.
Der zehnteilige Zyklus über die interstellaren Händler erschien zuerst 1967 und 1968 in den Reihen »TERRA – utopische Romane« und »TERRA NOVA Science Fiction« im Moewig-Verlag und wurden für die vorliegende Fassung vom Autor gründlich be- und überarbeitet, erneuert und mit gebührender nostalgischer Anhänglichkeit an den Originaltext neu eingerichtet und erweitert.
Der erste Roman, geschrieben zu Beginn der 68er, erzählt von dem ersten Treffen der 10 Freihändler und ihrem ersten großem Geschäft : Dem Sturz eines Diktators und das Wiederherstellen der Demokratie auf einem Planeten. Scheinbar nur vom Profit besessen und diesen nie aus den Augen verlierend, ist für die Freihändler doch eines klar und Bedarf keiner weiteren Diskussion : Eigentum verpflichtet ! Und so sind diese Kapitalisten deutlich weniger dem Raubtierkapitalismus heutiger Zeit verpflichtet, sondern kommen uns jetzt, 50 Jahre nach dem Erscheinen des Romans, eher wie sozialistische Vorzeigemenschen vor. Das sah man damals anders, wie Kneifel und Mohlberg auch in der Mohlbergschen Gesamtausgabe berichten.
Mir ist nicht ganz klar, inwieweit sich Hans Kneifel in amerikanischer SF auskannte. Mir fällt aber sofort die Ähnlichkeit der Geschichten um die interstellaren Freihändler mit denen um Nicholas van Rijn auf. Beide Händler haben vordergründig nur ihren eigenen Profit und ihre eigene Bequemlichkeit im Sinn. Tatsächlich aber vergessen sie nie, daß sie nicht alleine auf der Welt sind und der Gesellschaft gegenüber eine Verantwortung haben. Dieses Denken war damals - die Gründerzeit in Deutschland war ja noch nicht so lange vorbei und in den Staaten fragte man sich auch noch, was der Einzelne für sein Land tun kann - keine Seltenheit und im kapitalistischem Bereich durchaus en vogue. Dies änderte sich erst mit dem Beginn des Raubtierkapitalismus Ende des letzten Jahrtausends.
Die Reihe ist in mehreren Auflagen als Heftroman erschienen und 2007 sorgsam editiert im Mohlberg-Verlag als Taschenbücher neu herausgegeben worden. 2013 erschien dann eine Gesamtausgabe (1.511.000 Zeichen, 1008 Normseiten) bei story2go. Auf sf-radio.net hat Thomas Harbach die Mohlbergsche Ausgabe ausführlich besprochen, ein Artikel, den ich nur weiterempfehlen kann : Thomas Harbach auf sf-radio.net
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