Sonntag, 25. Januar 2015

Bionda / Krain (Hrsg.) : Funken der Unendlichkeit



Alisha Bionda / Guido Krain (Hrsg.) : Funken der Unendlichkeit
Arunya-Verlag 2014
Hardcover, 254 Seiten, 13,90 €
ISBN 978-3-95810-002-2
eBook in Vorbereitung
Titelbild und Innengrafiken : Shikomo

enthält die Stories
Alisha Bionda & Guido Krain : Vorwort
Guido Krain : Der Predator von Bellaris
Norma Feye : Papageienbande
Martin Barkawitz : Projekt Eightball
Guido Krain : Zombie auf Kartoffel


Die Serie O.R.I.O.N. Space Opera erzählt temporeiche, moderne Science Fiction, die mit einer starken Allergie gegen Langeweile zur Welt gekommen ist. Wir laden Sie ein, an Bord zu kommen und den Start einer geheimen Mission ins Unbekannte mitzuerleben. In vier Episoden stellen die Stammautoren die bunte Truppe vor, die in den kommenden Jahren das Abenteuer ihres Lebens bestreiten wird.
Klappentext

Dies ist der erste Band der Serie "O.R.I.O.N. Space Opera", die ich gemeinsam mit Alisha Bionda im Arunya-Verlag herausgebe. Ich beteilige mich hier rege als Autor und zeichne im Wesentlichen für die Entwicklung der zugehörigen Hintergrundwelt verantwortlich. Die Idee zur Reihe stammt jedoch von Alisha, die ja für ihren Ideenreichtum bekannt ist und zahlreiche weitere Reihen herausgibt.

Dieser 254 Seiten starke Opener-Band FUNKEN DER UNENDLICHKEIT geht für kostengünstige 13,90 Euro über die Ladentheke. Dem Novellenband werden im Halbjahresrhythmus komplexe Romane folgen. Hierfür haben wir ein handverlesenes Autorenteam ins Boot geholt. Band 2 & 3 wird von mir selbst, Band 4 von Norma Feye und Band 5 von Martin Barkawitz bestritten. Danach bin ich wieder dran - etc. Grafisch betreut wird das Ganze von Shikomo, der auch das Serienlogo entwarf.
Guido Krain über den ersten Band

Durch meinen Kontakt mit Martin Barkawitz auf Facebook kam ich zu einem signiertem Exemplar dieser Novellensammlung aus dem Arunya-Verlag. Das erste, daß mir auffiel, war die gelungene Ausgabe, ein Hardcover-Taschenbuch, jede Novelle mit einem eigenen Titelbild. Mit 13,90 € und einem recht großem Druck nicht wirklich günstig, aber für mich als Snob genau richtig.

Ich lese ja alles, so auch das Vorwort der beiden Herausgeber. "SF ist ein altes Genre ..." Naja, blabla, blabla - ? WTF?? Jules Verne ist Steampunk? Äääh.... ooookaayy...Äh, bitte, was? Mit dem "modernen Realismus" ging eine "Militarisierung und Verdüsterung der Space Opera einher"? Nee, sorry, dat is' so nich'. Military SF, kurz MilSF, gab es schon immer, prominentestes Beispiel dafür ist "Star Trek", bei denen es in allen Varianten um Militärs ging. MilSF ist mehr eine Beschreibung des Settings als ein eigenständiger Topos, ich würde sogar sagen, das ist noch nicht einmal ein Subgenre, bei den unendlich vielen Ausprägungen, die MilSF über die Jahrzehnte erlebt hat. Und Realismus hat nix mit Verdüsterung zu tun, auch moderne realistische Space Operas gibt es in allen Varianten. Und gab es schon immer in allen Varianten. Ebenso wie das düstere Zeitgenössische, siehe dazu etwa John Brunner. Ist es also Quatsch, was die beiden Herausgeber da schreiben ? Nein, ist es nicht, die große Teile der zeitgenössischen SF haben etwas Düsteres, Pessimistisches, Lebensverneinendes. Und da wollen die beiden Herausgeber also gegenanschreiben. Ein nobles Ziel – aber dazu gehört eine ganze Menge. Und wenn man sich so positioniert, gehe ich die Novellen mit deutlich höherere Erwartung und deutlich kritischer an, als ohne diese Einführung. Also ran an die Geschichten.

Guido Krain : Der Predator von Bellaris
Ein neues hypermodernes Raumschiff soll in Dienst gestellt werden, eine Gruppe von (Polit-?)Gangstern versucht es zu klauen.
"Cody Callahan"? Der Protagonist heisst tatsächlich "Cody Callahan"? "CODY CALLAHAN"??? Das ist so veraltet, daß der Staub in dicken Flocken durch die Gegend fliegt. Auch der Plot kommt mir vor, als wäre er direkt aus einem Roman der 50er entnommen. Und das Agieren der Protagonisten ist so retro (und damit auch vorhersehbar), daß man sich fragt, ob diese Story bei einer Verfilmung nicht in schwarz/weiss gedreht werden müsste. Obwohl also für meinen Geschmack stilistisch nichts auszusetzen ist, fand ich den Einstieg in diese Anthologie doch nicht überragend.

Norma Feye : Papageienbande
Ein weiterer Teil des vereitelten Plots, die "Eos" zu entführen, wird aufgedeckt. Parallel dazu wird in Rückblenden das erste Zusammentreffen von Roger Lovington und Skye erzählt.
Ich fand diese Story sehr zerrissen, die Rückblenden und die Jetzt-Zeit der Geschichte ergaben für mich kein harmonisches Ganzes. Allerdings habe ich den Eindruck, daß sich "Papageienbande" erst so richtig entfaltet, wenn mehr von den einzelnen Handlungsträgern bekannt ist.

Martin Barkawitz : Projekt Eightball
Martin Barkawitz schreibt seit 17 Jahren bei "Jerry Cotton" mit. Also erwartete ich von ihm auch mindestens eine glatte, gut lesbare Geschichte. Und ich wurde auch nicht enttäuscht. Das "Projekt Eightball", die Entführung der Eos, wird nicht nur aus einer anderen Perspektive beleuchtet, es werden auch neue Protagonisten eingeführt, die von Beginn an deutlich plastischer sind als die bisher geschilderten. Hat mir insgesamt sehr gut gefallen, die Geschichte hatte viel von der Brillianz und Eleganz, die ich in den ersten beiden Novellen vermisste.

Bisher bin ich noch nicht so beigeistert von dieser Anthologie, die Geschichten sind doch nicht so, wie ich vom Vorwort her erwartet hätte. Gerade im Vergleich mit der professionellen Erzählweise von Martin Barkawitz fallen die ersten beiden Geschichten doch deutlich ab. Also nichts, was man sich kaufen sollte ? Doch, denn es kommt ja noch

Guido Krain : Zombie auf Kartoffel
Lorn Chambers ist der einzige Überlebende eines Experiments, das menscchliche Gehirn mit einem mobilem Taktikcomputer zu verbinden. Zusammen mit Polaris Vandergaard geht er auf einen Einsatz ...
Ja! Genau so muß es sein!!! In unheimlich optimistischer Art und Weise erzählt Guido Krain von der Verbindung Mensch/Computer, durch die Lorn Chambers superheldenartige Reflexe und Fähigkeiten bekommen hat. Bereits in der ersten Sätze schafft es der Autor, die Tragik dieser Figur rüberzubringen – und sie durch die lakonische Art, mit der Mensch und Computer miteinander umgehen zu konterkarieren. Das alleine ist schon ganz großes Kino. Aber als dann Polaris in die Kabine von Lorn Chambers zieht (denn ihre eigene benötigt sie als Labor), wird es wirklich brilliant, denn die Bilder strömen nur so aus Krains Feder, man sieht die Szenerie nicht nur plastisch und in Farbe vor sich, sondern kommt sich vor wie in dem SF-Äquivalent eines der ganz, ganz, ganz großen Western. [Übrigens meiner Meinung nach mit Allison Scagliotti, der Claudia aus "Warehouse 13", in der weiblichen Hauptrolle besetzt.] Das heroische Ende ist dann das Tüpfelchen auf dem "i", obwohl etwas anderes eigentlich gar nicht vorstellbar ist.
Insgesamt merke ich mir diese Story einmal für die DSFP-Nominierung vor, sie hat das gewisse Etwas, das sie in meinen Augen preiswürdig macht. Mehr davon, ich bin ja mal auf die beiden angekündigten Romane aus der Serie gespannt.


Mein Gesamteindruck ist also etwas gemischt, was diese Anthologie angeht. Nach zwei eher mittelmäßigen und schon noch etwas holprigen Geschichten kommt eine extrem professionelle und danach eine geniale imho preiswürdige Story. Im Gegensatz zu den vielen Dystopien, die ich in der letzten Zeit gelesen habe, ist "Funken der Unendlichkeit" aber wesentlich optimistischer, dieses Ziel haben die Herausgeber in jedem Fall erreicht. Genug jedenfalls, um mich auf die nächsten Bände neugierig zu machen.

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