Dienstag, 28. Oktober 2014

Daniel H. Wilson : Das Implantat



Daniel H. Wilson : Das Implantat (Amped)
Droemer 2014
Originalausgabe 2012
Paperback, 366 Seiten, 14,99 €
Aus dem Amerikanischem von Markus Bennemann
Titelbild : FinePic


Amerika, Zukunft. Neurale Implantate, die ins Gehirn gepflanzt werden und die intellektuellen oder körperlichen Fähigkeiten des Trägers unermesslich steigern, sind der letzte Schrei. Sogar neurale Krankheiten können damit geheilt werden. Doch Implantate sind teuer, und nur die Wohlhabenden können sie sich leisten. So bildet sich schnell eine Widerstandsgruppe von Nicht-Implantierten, die gegen die sogenannten “Amps” eine Reihe diskriminierender Maßnahmen durchsetzt.

In diesem aufgeheizten Klima würde der Lehrer Owen sein Implantat, dass seine Epilepsie unter Kontrolle halten soll, am liebsten verheimlichen. Doch dann findet er eines Tages heraus, dass sein Implantat viel mehr kann. Es verleiht ihm Fähigkeiten wie keinem Menschen vor ihm. Als eine neue Welle von Verfolgungen auf die Amps zukommt, muss Owen die Stadt verlassen und Schutz in einem nur von Implantierten bewohnten Ort suchen. Denn durch sein Implantat ist er mitten zwischen die Fronten von Amps und Nicht-Implantierten geraten.
Klappentext

Das Buch zeichnet die faschistischen Tendenzen der amerikanischen Gesellschaft nach. Am Beispiel einer möglichen Technologie beschreibt Wilson die Reaktionen der Menschen darauf, in Romanform, unterbrochen von Informationsschnipseln wie etwa dem Werbeprospekt für einen Amplifier oder ein Gerichtsurteil, das Menschen mit Amplifiern zum Freiwild für jeden Dorftrottel macht, der sich aufgrund seiner mangelnden Intelligenz benachteiligt fühlt.

Und präzise das passiert auch im Roman, in sehr emotionaler Weise schildert Wilson die Ausgrenzung einer Gruppe von Amerikanern, die anders ist. Anders, nicht besser, denn oftmals dienen die Implantate nur zur Korrektur von Krankheiten. Die Parallelen zum III. Reich sind offensichtlich und Wilson macht in seinem Roman deutlich, daß die Wurzeln sehr wohl auch in der amerikanischen Gesellschaft vorhanden sind. Dabei beschreibt er sehr schön, wie eine solche Hyterie von den entsprechenden Interessengruppen erzeugt, geschürt, zu ihrem eigenen Vorteil benutzt werden kann und - wenn man sich die aktuelle #GamerGate-Diskussion ansieht - auch benutzt wird.

Auch wenn die Geschichte für mich nicht wirklich neu war, fand ich das Buch angenehm zu lesen. Wie Klaus N. Frick in Die Redaktion empfiehlt ... feststellt, wird das Buch wohl kein Klassiker werden, bietet aber einen "spannenden Blick in eine mögliche Zukunft". Das sehe ich genauso.

"Das Implantat" ist nach Robocalypse der zweite Roman von Daniel H. Wilson, der mir untergekommen ist. Und beide fand ich nicht überragend, aber auch nicht schlecht, wobei "Das Implantat" wesentlich weniger Ecken und Kanten als Wilsons Erstling hat. Es scheint, als müsste man den Autor im Blick behalten, ich bin einmal gespannt auf seinen nächsten Roman.

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