Freitag, 18. September 2015

TERRA Sonderband 46 - E. C. Tubb : Die Marskolonie



E. C. Tubb : Die Marskolonie (Alien Dust)
Terra Sonderband 46, 29.09.1961
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1955
Neuauflage TERRA EXTRA 158, 1967
Neuübersetzung von Heinz Nagel in Moewig E.C. Tubb 22, 1985
Aus dem Englischen von Walter Ernsting
Titelbild : Karl Stephan


Im Jahr 1955 erreicht die Marsexpedition ihr Ziel. Männer landen auf dem roten Planeten und errichten den ersten interplanetarischen Stützpunkt der Menschheit. Sie tun dies unter unglaublich lebensfeindlichen Bedingungen, und sie geben selbst dann nicht auf, als ihre Lage völlig hoffnungslos erscheint. Die meisten von ihnen sterben im Sand der Marswüste, doch die Männer und Frauen, die den ersten Siedlern folgen, stehen ihnen in Zähigkeit und Verbissenheit nicht nach, das Unmögliche möglich zu machen. Dies ist ihre Geschichte - die Geschichte eines 35jährigen Kampfes um eine Welt.
Klappentext des E.C.Tubb-Taschenbuchs

Ein gelungener Episodenroman über die Besiedelung des Roten Planeten. Die Originalgeschichten erschienen in den Jahren 1952 - 1954 in den Magazinen "New Worlds" und "Nebula", der Fix-Up 1955 bei Boardman. Im Gegensatz zu den eher lieblosen Buchausgaben der van Vogtschen Stories hat E. C. Tubb hier nochmals die Geschichte überarbeitet, Fehler ausgemerzt und vorher kritisierte Passagen bearbeitet. Alles in allem hat die Buchausgabe meines Erachtens durchaus einen Mehrwert.

Die hier vorliegende Ausgabe als TERRA Sonderband 46 ist allerdings nicht zu empfehlen. Das Boardman-Original hatte 224 Seiten, das 95-seitige Taschenheft ist stark gekürzt. Und obwohl es zu begrüßen ist, daß dieser Roman bereits Anfang der 60er dem deutschen Publikum zugänglich gemacht wurde, so ist diese starke Kürzung doch eher kontraproduktiv und nimmt dem Roman viel von seinem Charme. Mir ist nicht klar, inwieweit das 160-seitige E.C.Tubb-Taschenbuch von 1985 den kompletten Text enthält, aber da in den 80ern mit Übersetzungen sorgfältiger umgegangen wurde, gehe ich einmal davon aus. Trotzdem wäre eine Neuausgabe des Atlantis-Verlags zu begrüßen.

Jetzt habe ich soviel über die Metadaten und fast gar nichts über den Inhalt des Romans gesagt. Dabei sind die Geschichten echt lesenswert. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren beschreibt Tubb auch in klaren Worten die Mühsal und den Aufwand, den eine Besiedelung des Mars erfordert. Damit ist er seiner Zeit weit voraus, die Darstellung erinnert stärker an "Alien" als an "Enterprise". Auch die Charaktere sind keine makellosen Strahlenden Helden, sondern eher die dreckigen Frontschweine, die man für diese Grenze braucht. Ich persönlich fand sie auch recht plastisch geschildert, was aber m.E. daran liegt, daß ich in den 60ern aufgewachsen und gewohnt bin, mir beim Lesen die Hälfte dazuzudichten.

Interessant ist, daß die vielfach gerühmte Cold Equations-Story von Tom Godwin hier ihren Ursprung hat. In "Precedents", das zwei Jahre vor "Cold Equations" erschien, erzählt Tubb genau die gleiche Geschichte. Allerdings ist es dort ein Mann, ein Verwandter eines der Piloten, der sich als blinder Passagier einschleicht. E. C. Tubb sagte dazu :
‘But’ Tubb muses, ‘I think it was Tom Godwin who wrote a story – “The Cold Equation” (‘Astounding/Analog’ August 1954), where they find the stowaway on the ship, but it’s a she. And they have to throw her out. And I look at that, and I think ‘oh dear’ – and I know I was first, not that it matters because you get overlap anyway, but why didn’t I think of a GIRL? Why did it have to be his bloody son-in-law or his brother-in-law or something (it is the captain’s seventeen-year-old brother-in-law, Carl), and the moral dilemma is ‘what would the wife say?’ Because logically again, at that time it would never have occurred to me that a woman would do that. It was just one of those things. It was a good story. But he got anthologised and lauded, rightly so.
zitiert nach Andrew Darlington

Als Fazit stelle ich fest, daß E. C. Tubb mit "Alien Dust" einen faszinierenden Roman geschrieben hat, der bedauerlicherweise stark in Vergessenheit geraten ist. Da ich die farbigen Mars-Romane von Robinson noch nicht gelesen habe, kann ich über einen Vergleich der beiden nichts sagen. Doch ich glaube nicht, daß sie an den Zukunftsoptimismus und den Sense of Wonder, den E. C. Tubb hier beschreibt, herankommen. Von daher kann man diesen Roman uneingeschränkt empfehlen, auch und gerade im Hinblick auf das aktuelle Mars-Projekt.

Andrew Darlington : A Breath of Alien Dust...

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