Terra Sonderband 39, 17.03.1961
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1960
Revised als "Into the Slave Nebula" 1968
Aus dem Englischen von Walter K. Baumann
Titelbild : Manfred Schneider
Der Sternfahrer wußte zuviel – er wurde ermordet. Derry Horn verfolgte die Mörder und stieß auf ein schreckliches Geheimnis – die Herstellung der blauen Androiden.Teaser
!!! SPOILERALARM !!!
Der Sternfahrer war Lars Tallibrand, ein "Bürger der Galaxis". Derry Horn, jüngster Sproß einer reichen Industriellen-Familie, wird in den Fall verwickelt und versucht ihn aufzuklären. Dabei kommt er dem modernen Sklavenhandel mit Androiden auf die Spur und stellt fest, daß dies keine künstlichen Wesen, sondern blau gefärbte Menschen vom Rand der menschlichen Zivilisation sind.
Die Frühwerke von John Brunner sind meistens einfache Space Operas. Auch dieser Roman ist zweifelsohne eine Space Opera, allerdings mit deutlich gesellschaftskritischem Flair. Denn zum Zeitpunkt seines Erscheinens war die Gleichberechtigung der Afro-Amerikaner noch ein echtes Thema, das sich wie hier auch literarisch niederschlug. Man kann "Slavers of Space" bzw. die überarbeitete Version "Into the Slave Nebula" durchaus als Perle im Frühwerk von John Brunner bezeichnen.
Interessant ist ein Vergleich mit dem drei Jahre früher erschienenen Roman "Citizen of the Galaxy" von Robert A. Heinlein. In beiden Fällen geht es um intergalaktischen Sklavenhandel, in beiden Fällen ist der jüngste Sohn einer reichen, in diesen Handel verstrickten Familie der Protagonist, in beiden Fällen wird die Arroganz und Unmenschlichkeit der Superreichen überdeutlich dargestellt. Und in beiden Fällen gibt es den Titel eines "Bürgers der Galaxis", einmal als Buchtitel, einmal als spezielle Ehrung innerhalb der Geschichte. Heinleins Ansatz gefällt mir besser, allerdings bin ich auch ein überaus optimistischer Patron. Die deutlich realistischere Darstellung von Brunner ist auch wesentlich düsterer und pessimistischer, denn effektive Konsequenzen werden nicht aufgezeigt und sind meines Erachtens vom Autor auch gar nicht angedacht. Dagegen stellt Heinleins Thorby sich auf die Seite der Guten und kann tatsächlich etwas bewegen, auch auf galaktischer Ebene. Brunners Derry Horn gelingt es maximal, auf lokalpolitischer Ebene ein Umdenken zu bewirken, inwieweit sich der Sklavenhandel dadurch tatsächlich eliminieren lässt bleibt trotz der Befreiung der Androiden offen.
Mir ist nicht ganz klar, inwieweit Brunner Heinleins Roman kannte. Ich glaube - meine persönliche Meinung, ohne Verifikation - daß beide Autoren erstens von der Situation der Afro-Amerikaner und zweitens von Rudyard Kiplings "Kim" beeinflusst waren. Meiner Meinung nach hat Brunner den Young Adult-Roman von Heinlein sogar gelesen und wollte ihm etwas Realistischeres entgegensetzen. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung, eine literaturtheoretische Betrachtung dieser beiden Romane wäre durchaus einmal angebracht.
Jo Walton - Total Immersion: Heinlein’s Citizen of the Galaxy
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