Freitag, 11. November 2016

TERRA EXTRA 151 - Margaret St. Clair : Die Puppe aus dem Nichts


Margaret St. Clair : Die Puppe aus dem Nichts (Agent of the Unknown)
Terra Extra 151, 14.07.1967
Neuauflage
Deutsche Erstausgabe UTOPIA 290, 1961
Originalausgabe STARTLING STORIES 1951 als "Vulcan's Dolls"
erweiterte Buchausgabe ACE-Double 1956
Aus dem Amerikanischen von Hausmann
Titelbild : Johnny Bruck


Er lenkt die künstlichen Geschöpfe nach seinem Willen - denn er ist der Meister des Pseudolebens...
Teaser

Einer der sehr düsteren Romane von Margaret St. Clair. Don Haig ist ein Trinker und lebt am Strand irgendeines Hinterwäldlerplaneten. Eines Tages findet er eine Puppe, perfekt gemacht, so groß wie seine Hand. Sie weint purpurrote Tränen und ist, wie sich später herausstellt, eines der praktisch unbezahlbaren Meisterwerke des Puppenmachers, der unter dem Pseudonym "Vulkan" am anderen Ende der Galaxis lebt. Viele Leute wollen diese Puppe haben, Privatleute ebenso wie Regierungsbeamte. Doch Don Haig lässt sie sich nicht abjagen, wird trocken, besorgt sich einen Job und interessiert sich wieder für das Leben. Denn diese Puppe beschleunigt die Evolution und nach der Epedemie, die vor Jahrzehnten die Galaxis heimgesucht hat, ist die Erdregierung immer noch auf dem Trip, alles Andersartige auszumerzen. Und so wird Don plötzlich zum Zentrum der Aufmerksamkeit einer ganzen Galaxis...


Margaret St. Clair (1911-1995) ist eine der vielen Schriftstellerinnen, die seit dem Golden Age die angloamerikanische SF begleitet und (teilweise sehr stark) geprägt haben. (Nur mal so ein paar Zahlen, für diejenigen, die von diesem Satz irritiert sind : Von 1926 bis 1949 haben in den reinen SF-Magazinen (also ohne beispielsweise WEIRD TALES) 65 Autorinnen 288 Stories publiziert, wobei hier nur diejenigen mit erkennbar weiblichen Pseudonym gezählt wurden. In den Jahren 1950 bis 1960 kamen 138 Autorinnen dazu, in diesem Jahrzehnt wurden insgesamt 699 Stories von Autorinnen veröffentlicht. Weitere Details findet man in Eric Leif Davin : Partners in Wonder.) Geboren als Eva Margaret Neeley heiratete Margaret 1932 den Schriftsteller Eric St. Clair, "the leading American writer of children's stories about bears", und schrieb seitdem unter ihrem echten Namen als auch eher glattere, Fantasy-angehauchte Geschichten unter dem Pseudonym "Idris Seabright". Ihre Geschichten sind durch die Bank weg bemerkenswert, ich persönlich habe noch keine schlechte von ihr gelesen. Margaret St. Clair verwob in ihren Erzählungen den Aufbruchdrang der damaligen SF mit einem oftmals extrem zynischen Kommentar, der den himmelstürmenden Stil ihrer männlichen Kollegen in seine Schranken verwies.

Ab den 50ern begann Margaret St. Clair auch Romane zu schreiben, "Agent of Unknown", eine Erweiterung einer früheren Kurzgeschichte, ist ihr Erstling. Und wenn auch einige Inkonsistenzen und Unmöglichkeiten enthalten sind, so ist doch der Roman in seiner Gesamtheit eine faszinierende Geschichte, die wenig gealtert ist. Neben den Seitenhieben auf die damalige amerikanische Gesellschaft hat mir persönlich das melancholische Ende ausnehmend gut gefallen, es rundet die gesamte Story wohltuend ab. Unbedingt empfehlenswert, auch heute noch. Ich warte auf den Kleinverlag (die SFF-Standardverlage habe ich diesbezüglich schon lange abgeschrieben), der Margaret St. Clair in einer Gesamtausgabe herausbringt. Hätte was.

Links
Wikipedia
SFE
Keith West : The Women Other Women Don’t See

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