Montag, 9. Juli 2012

Dirk Ganser : Pate der Verlorenen



Dirk Ganser : Pate der Verlorenen
Begedia-Verlag 2012
Taschenbuch, 308 Seiten, 12,95 Euro
ISBN 978-3-9813946-5-8


Eigentlich wollte Phelan Delft mit den Geschäften seines Vaters nichts zu tun haben. Als er jedoch bei einem Kartenspiel die experimentelle Explorerkogge Mutters Stolz gewinnt, deren Mannschaft nur aus Neurosklaven besteht, die zudem an den aufmüpfigen Bordcomputer Mutter gebunden sind, wird Phelan mehr und mehr in eine Intrige verstrickt, die nicht nur die Unione Omertá oder seinen Vater Don Carmine betrifft. Eine Organisation namens Spartakus plant schon seit Generationen einen Putsch gegen die Hanse und einen offenen Krieg gegen die Freien Republiken der Milchstraße. Die Unione stellt dabei eine nicht zu unterschätzende Macht im Hintergrund dar. Phelan ist der Schlüssel, um diese Macht zu brechen und zugleich Spartakus den Weg an die Macht über die Hanse zu ebnen. Um den Namen seines Vaters reinzuwaschen und seine restliche Familie zu schützen, muss Phelan Delft einen Weg einschlagen, den er immer vermeiden wollte.

Er wird der Pate der Verlorenen.
[Klappentext]

Nachdem ich bereits eine frühere Version der ersten Kapitel kannte, hatte ich doch erhebliche Vorurteile gegen den Roman. Ich wurde jedoch positiv enttäuscht, Dirk Ganser erzählt frisch von der Leber weg. Ebenso wie Blacks "Schergen" ist auch dieses Buch nett und gefällig geschrieben – und auch dieses Buch bleibt bedauerlicherweise auf dem Niveau eines Trivialromans.

Daß der Roman nicht mehr wird, liegt ebenso wie bei Blacks "Schergen" hauptsächlich an handwerklichen Fehlern. Dirk Ganser postuliert ein mehrere Planeten umspannendes Imperium, das von der Mafia gegründet und von ihren Nachfahren immer noch dominiert wird. Wie jedes von einer homogenen Gruppe bewohntes isoliertes System hätten sich spezielle Eigenheiten aufbauen müssen. Der Autor geht darauf jedoch nicht ein, so, wie das Imperium Omerta im Roman beschrieben ist, hätte es auch von hinternepalesischen Malayen gegründet worden sein können.

Bei dem Begriff "Mafia" denkt man natürlich unwillkürlich an Mario Puzo, seinen Roman "Der Pate" und die darauf basierenden congenialen Coppola-Verfilmungen. Darauf referenziert Dirk Ganser auch oftmals, teilweise sind Szenen komplett dem klassischem Roman entnommen. Statt jedoch damit zu kokettieren und Teile davon zu konterkarieren, zeigt der Autor eine merkwürdige Scheu vor seinem großem Vorbild. Dieses Herumgeeiere schadet aber dem "Paten der Verlorenen" mehr, als ihm die Analogie genutzt hat. Der geneigte Rezensent fragt sich, warum sich der Autor nur so reduziert um das vom ihm zweifelsohne interessante Setting gekümmert hat und auch den Plot diesbezüglich nicht ernst zu nehmen scheint.

Denn die Geschichte an sich ist nicht schlecht und Dirk Ganser erzählt sie spannend an der Grenze zum Pageturner. Um so bedauerlicher ist es, daß ihm das Lokalkolorit, die eigentliche Basis des Romans, nicht gelungen ist.

In beiden Fällen, bei Blacks "Schergen" ebenso wie bei Gansers "Paten" fehlt ein letztes kritisches inhaltliches Lektorat. Dies hätte in beiden Fällen zu preiswürdigen Romanen führen können. So aber sehe ich mich nicht in der Lage, diese Romane für den DSFP zu nominieren. Und das ärgert mich maßlos ! Denn in beiden Fällen, bei beiden Romanen, hatte ich den Eindruck, daß nur noch ein kleines Quentchen kritische Überarbeitung fehlt, beide Geschichten sind für mich ganz knapp vor der Nominierungsgrenze. Wirklich bedauerlich !

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