Dienstag, 28. Februar 2012

Brent Weeks : Night Angel Trilogy



The Way of Shadows
Little 2008, 676 Seiten
ISBN 978-1841497402
Shadow's Edge
Little 2008, 636 Seiten
ISBN 978-1841497419
Beyond the Shadows
Little 2008, 689 Seiten
ISBN 978-1841497426


The perfect killer has no friends. Only targets.

Durzo Blint betrachtet ein Attentat als Kunst und er ist der beste Künstler der Stadt.
Azoth ist eine Gossenratte, aufgewachsen in den Slums von Cenaria. Seine Aussichten sind eher bescheiden und so geht er das Risiko ein, bei Durzo Blint in die Lehre zu gehen. Unter dem Pseudonym "Kylar Stern" lernt er mehr und mehr von der Kunst des Meuchelmords - mehr als für ihn und seinen Seelenfrieden gut ist.

Nach dem Tod seines Meisters und seines besten Freundes nimmt Kylar Stern eine neue Identität an und schwört dem Job als Attentäter ab. Doch als er feststellt, daß Logan noch lebt, steht er vor der Wahl : Soll er den Weg des Schatten wiederaufnehmen oder seine Familie beschützen ?

Logan ist König des belagerten Cenaria. Mit allen Mitteln versucht er, sein Königreich zu beschützen. Doch der Plan des Gottkönigs aus dem Norden könnte alles zunichte machen. Da greift Kylar Stern ein. Um seine Freunde (und wahrscheinlich auch seine Feinde) zu retten, muß er das Unmögliche vollbringen : Ein Attentat auf eine Göttin.

Schon etwas her, daß ich die drei Bände gelesen habe, aber nach dem Lesen von "Black Prism" lohnt es, sich diese Trilogie ins Gedächtnis zurückzurufen. Der erste Band lag bei Thalia bei den Neuheiten, mit einem Cover, das mich doch sehr an die Kinderbücher von Trudi Canavan erinnerte. Aber der Klappentext sprach mich irgendwie an und ich packte "The Way of Shadows" auf meinen Bücherstapel. Hat sich gelohnt, Brent Weeks erzählt spannend und nicht-trivial, das Buch ist ein echter Pageturner. Interessant fand ich hierbei, daß er die Coming-of-Age-Geschichte von Azoth alias Kylar deutlich weniger weichgespült als ich es ansonsten gewohnt bin erzählt.

Die Bände 2 und 3, "Shadow's Edge" und "Beyond the Shadows" sind ebenso gut erzählt wie der erste Band, Brent Weeks lässt hier nicht nach. Allerdings verzettelt er sich in der Geschichte und baut im zweiten Band eine epische History auf, die sehr stark an Robert Jordan erinnert. Auch werden plötzlich höchstmagische Artefakte eingeführt, die so ein bißchen dem Feeling des ersten Bandes widersprechen. Er kriegt allerdings im dritten Band noch die Kurve und schließt die Geschichte ab. Vielleicht etwas überraschend und abrupt, aber besser so als ein zweites "Wheel of Time". [Lese ich zwar gerne, aber eins von diesem Kaliber reicht.]

Zu bemerken ist noch, daß das Magie-System im Night Angel-Zyklus relativ unstrukturiert ist. Dies hat eventuell zum Defekt des Mittelteils beigetragen, ist jedenfalls (insbesondere nach der Lektüre von Brandon Sanderson) etwas störend. Insgesamt eine nette Trilogie, die man lesen und weiterempfehlen kann. Ich habe die Romane im amerikanischem Original gelesen, auf Deutsch sind sie bei Random House erschienen. Dort gibt es auch deutsche Leseproben, wer sich für das Original interessiert, sei auf Brent Weeks' Homepage verwiesen.

Montag, 27. Februar 2012

The Final Frontier ... of Catan


"Space ... the final Frontier." Wer kennt dieses Intro nicht ?
Das neueste Produkt aus dem Star Trek-Universum kommt aus Deutschland : Star Trek Catan !


Der Kosmos-Verlag hat eine Star Trek-Lizenz erworben und in Zusammenarbeit mit der Catan GmbH kommt als erstes in diesem Bereich "Die Siedler von Catan" in der Enterprise-Version heraus. Obwohl meine Gesellschaftsspiele-Zeit schon etwas zurückliegt, werde ich mir dieses Brettspiel nicht entgehen lassen. Das sieht nämlich aufgebaut etwa so aus :


Ich bemale ja auch keine Zinnfiguren mehr, das macht jetzt mein Sohn. Aber ich denke, meine Frau und ich werden hier doch einen gewissen Rückfall erleiden, gecustomized Constitution-Class-Schiffe hätten doch einen gewissen Charme. Und erst die fiesen "Bird of Prey".

Ich bin ja der Meinung, daß es nur eine Enterprise gibt, mit James T. auf der Brücke. Deshalb finde ich den Satz Unterstützungskarten auch ganz besonders gelungen :


Ich bin ja mal gespannt, wie lange es dauert, bis auch die TNG-, VOY- und DS9-Fans auf ihre Kosten kommen. :-)  Aber für mich als Dinosaurier (der "Enterprise" in der Erstausstrahlung gesehen hat) ist das genau das Richtige.

Das Spiel soll im März erscheinen und kostet 31,90 €. Schenke ich das jetzt meiner Frau oder meinem Sohn zum Geburtstag ? Oder kaufe (und behalte) ich das selber ? Welch' schwierige Entscheidung ...

Links
Catan-Website Star Trek
Catan GmbH
Shop
Spielregeln und Almanch zum Download
Catan-Blog

Alle Bilder sind der Website der Catan GmbH entnommen.

Sonntag, 26. Februar 2012

Nebula Awards 2011 - die Nominierungen

Die Nominierungen für die Nebula Awards 2011 sind raus :

Novel
  • Among Others, Jo Walton (Tor)
  • Embassytown, China Miéville (Macmillan UK; Del Rey; Subterranean Press)
  • Firebird, Jack McDevitt (Ace Books)
  • God’s War, Kameron Hurley (Night Shade Books)
  • Mechanique: A Tale of the Circus Tresaulti, Genevieve Valentine (Prime Books)
  • The Kingdom of Gods, N.K. Jemisin (Orbit US; Orbit UK)

Novella
  • “Kiss Me Twice,” Mary Robinette Kowal (Asimov’s Science Fiction, June 2011)
  • “Silently and Very Fast,” Catherynne M. Valente (WSFA Press; Clarkesworld Magazine, October 2011)
  • “The Ice Owl,” Carolyn Ives Gilman (The Magazine of Fantasy and Science Fiction, November/December 2011)
  • “The Man Who Bridged the Mist,” Kij Johnson (Asimov’s Science Fiction, October/November 2011)
  • “The Man Who Ended History: A Documentary,” Ken Liu (Panverse Three, Panverse Publishing)
  • “With Unclean Hands,” Adam-Troy Castro (Analog Science Fiction and Fact, November 2011)

Novelette
  • “Fields of Gold,” Rachel Swirsky (Eclipse 4, Night Shade Books)
  • “Ray of Light,” Brad R. Torgersen (Analog Science Fiction and Fact, December 2011)
  • “Sauerkraut Station,” Ferrett Steinmetz (Giganotosaurus, November 2011)
  • “Six Months, Three Days,” Charlie Jane Anders (Tor.com, June 2011)
  • “The Migratory Pattern of Dancers,” Katherine Sparrow (Giganotosaurus, July 2011)
  • “The Old Equations,” Jake Kerr (Lightspeed Magazine, July 2011)
  • “What We Found,” Geoff Ryman (The Magazine of Fantasy and Science Fiction, September/October 2011)

Short Story
  • “Her Husband’s Hands,” Adam-Troy Castro (Lightspeed Magazine, October 2011)
  • “Mama, We are Zhenya, Your Son,” Tom Crosshill (Lightspeed Magazine, April 2011)
  • “Movement,” Nancy Fulda (Asimov’s Science Fiction, March 2011)
  • “Shipbirth,” Aliette de Bodard (Asimov’s Science Fiction, February 2011)
  • “The Axiom of Choice,” David W. Goldman (New Haven Review, Winter 2011)
  • “The Cartographer Wasps and the Anarchist Bees,” E. Lily Yu (Clarkesworld Magazine, April 2011)
  • “The Paper Menagerie,” Ken Liu (The Magazine of Fantasy and Science Fiction, March/April 2011)

Ray Bradbury Award for Outstanding Dramatic Presentation
  • Attack the Block, Joe Cornish (writer/director) (Optimum Releasing; Screen Gems)
  • Captain America: The First Avenger, Christopher Markus, Stephen McFeely (writers), Joe Johnston (director) (Paramount)
  • Doctor Who: “The Doctor’s Wife,” Neil Gaiman (writer), Richard Clark (director) (BBC Wales)
  • Hugo, John Logan (writer), Martin Scorsese (director) (Paramount)
  • Midnight in Paris, Woody Allen (writer/director) (Sony)
  • Source Code, Ben Ripley (writer), Duncan Jones (director) (Summit)
  • The Adjustment Bureau, George Nolfi (writer/director) (Universal)

Andre Norton Award for Young Adult Science Fiction and Fantasy Book
  • Akata Witch, Nnedi Okorafor (Viking Juvenile)
  • Chime, Franny Billingsley (Dial Books; Bloomsbury)
  • Daughter of Smoke and Bone, Laini Taylor (Little, Brown Books for Young Readers; Hodder & Stoughton)
  • Everybody Sees the Ants, A.S. King (Little, Brown Books for Young Readers)
  • The Boy at the End of the World, Greg van Eekhout (Bloomsbury Children’s Books)
  • The Freedom Maze, Delia Sherman (Big Mouth House)
  • The Girl of Fire and Thorns, Rae Carson (Greenwillow Books)
  • Ultraviolet, R.J. Anderson (Orchard Books; Carolrhoda Lab)


Die Nebula Awards werden jährlich von den Science Fiction and Fantasy Writers of America vergeben, ein Preis von Profis an Profis sozusagen. Gegründet wurde der SFWA 1965 von Damon Knight, die Nebulas werden im diesem Jahr zum 47. Mal vergeben.

Mir sind viele der Namen unbekannt, also habe ich einmal nachgeforscht, was von den Nominierten bisher ins Deutsche übersetzt wurde. Zumindestens für die Novel- und Novella-Nominierten habe ich das hier einmal zusammengetragen :

Jo Walton
Der Clan der Klauen (Tooth and Claw)
Piper 2005, Original 2003
Übersetzer : Andreas Decker
Piper Fantasy 6592
376 Seiten, ISBN 3-492-26592-8


China Miéville
diverse Veröffentlichungen in Deutschland, Wikipedia-Link


Jack McDevitt
diverse Veröffentlichungen in Deutschland, Wikipedia-Link


Kameron Hurley
keine deutsche Veröffentlichung, Homepage


Genevieve Valentine
Kurzgeschichtenautorin (bisher), keine deutschen Veröffentlichungen, Homepage


N.K. Jemisin
Die Erbin der Welt (The Hundred Thousand Kingdoms)
Blanvalet 2010, Original Orbit 2010
Aus dem Amerikanischen von Helga Parmiter
448 Seiten, ISBN 978-3-442-26669-2
Die Gefährtin des Lichts (The Broken Kingdoms)
Blanvalet 2010, Original Orbit 2010
Aus dem Amerikanischen von Helga Parmiter
448 Seiten, ISBN 978-3-442-26670-8
Die Rivalin der Götter (Kingdom of Gods)
Blanvalet 2011, Original Orbit 2011
Aus dem Amerikanischen von Helga Parmiter
608 Seiten, ISBN 978-3-442-26671-5
Random House-Infos mit Leseproben


Mary Robinette Kowal
SF-Autorin und Puppenspielerin, keine deutschen Veröffentlichungen, Homepage


Catherynne M. Valente
keine deutschen Veröffentlichungen, Wikipedia-Link, Blog


Carolyn Ives Gilman
Die wilden Schiffe von Fairny (The Wild Ships of Fairny)
Deutschland 1997, Original 1994
Übersetzer : Michael K. Iwoleit
Kurzgeschichte, enthalten in
Ronald M. Hahn (Hrsg.) : Der dreifache Absturz des Jeremy Baker
Heyne 5649
Eintrag in Fantasticfiction


Kij Johnson
Kij Johnson / Greg Cox : Die Ehre des Drachen (Dragon's Honor)
Heyne 5751 (1999), Original 1996)
Übersetzer: Uwe Anton
Enterprise TNG 51

Das Geheimnis der Fuchsfrau (The Fox Woman)
Piper 2007, Original 2000
Übersetzer: Michael Koseler
479 Seiten, ISBN 978-3-492-26635-2


Ken Liu
Kurzgeschichtenautor, keine deutschen Veröffentlichungen, Homepage


Adam-Troy Castro
Vor kurzem erschienen seine Romane um Andrea Kohrt bei Bastei, Link. Lesenswert.


Weitere Informationen, teilweise auch Links zu Online lesbaren Kurzgeschichten, findet man auf der Seite der SFWA. Die Nebulas werden am 17. Mai in Arlington vergeben, mehr Infos findet man hier.

E. C. Tubb : Die Sterngeborenen


E. C. Tubb : Die Sterngeborenen (The Space-Born)
Deutsche Neuausgabe 2011, Originalausgabe 1956
Übersetzung : Dirk van den Boom
Titelbild : Timo Kümmel
ATLANTIS-Verlag, ca. 140 Seiten, 10,- € (Paperback)

ISBN 978-3-86402-007-0 
auch als Hardcover und eBook erhältlich

Jay West ist Polizist auf einem Generationenraumschiff. Seine Aufgabe ist es, in dem ihm zugeordnetem Bereich unauffällig Leute zu töten, die ihre Nützlichkeit für das namenlose Schiff hinter sich gelassen haben. Auf diese Art und Weise wird die Bevölkerungszahl konstant gehalten, nur so kann der Flug durchgestanden werden. Doch einige Leute entziehen sich diesem System, entweder durch Flucht in die unbewohnten äußeren Schiffsbereiche oder durch Computermanipulation. So kommt es nach 300 Jahren Flug zur Eskalation ...

Edwin Charles Tubb kenne ich hauptsächlich durch seine "Earl Dumarest"-Romane, die vor Jahrzehnten unregelmäßig in TERRA ASTRA veröffentlicht wurden. Aus dieser Zeit ist Tubb mir als phantasievoller Autor im Gedächtnis geblieben, dessen Romane jedesmal den Sense of Wonder bei mir triggerten. Als ich vor ein paar Jahren begann, TERRA ASTRA neu zu sammeln und zu lesen wurde diese Erinnerung nochmals bestätigt, "Earl Dumarest" macht einfach Spaß. Um so begeisterter war ich, als Atlantis ankündigte, einen der eher unbekannteren Einzelromane außerhalb der bekannten Dumarest-Reihe in Neuübersetzung als Hardcover herauszubringen.

Kommen wir zunächst zum Guten. Das Cover von Tino Kümmel sieht hervorragend aus, der Blick aus einem Bildschirm des Schiffs auf das Weltall, darüber groß der Autorenname, darunter der Buchtitel, alles auf schwarzem Untergrund : Das macht schon etwas her. Und in Anbetracht dessen, daß Atlantis überlegt, nach und nach das Gesamtwerk E. C. Tubbs herauszugeben, kann ich nur konstatieren, daß bereits mit dem ersten Band eine Corporate Identity dieser Reihe gefunden wurde. Über die Buchqualität und das Lesebändchen lohnt es sich schon gar nicht mehr zu reden, ein hohes diesbezügliches Qualitätsniveau ist bei Atlantis in den letzten Jahren fast schon zum Standard geworden.

Gehen wir weiter zum Besserem. Sauber gesetzt liest sich der Text angenehm. Die Neuübersetzung von Dirk van den Boom ist aus einem Guß und der heutigen Zeit angemessen, ohne das Flair des 50 Jahre alten Originals zu zerstören. Seltene Bugs, die beim Lektorat durchgerutscht sind, können in einer zweiten Auflage korrigiert werden, sie stören den Lesefluß auch in keinster Weise.

Kommen wir nun zum Besten, dem Roman an sich. Wir haben hier einen Klassiker vorliegen, der bereits ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat. Wer also moderne SF zeitgenössischen Stils sucht, ist hier fehl am Platze. Tatsächlich nimmt "Die Sterngeborenen" das aus heutiger Sicht ziemlich ausgelutschte Thema eines Generationenraumschiffs auf. Das habe ich x-mal gelesen, interessanterweise am innovativsten bei Perry Rhodan abgehandelt. Daher hat mich keine Wendung der Geschichte auch nur im Geringsten überrascht, praktisch alle Romane dieses Sub-Sub-Genres haben die gleiche Grundstruktur. Trotzdem - und deshalb kann ich den Roman auch bedingungslos weiterempfehlen - habe ich mich an keiner Stelle gelangweilt. Dies zeugt davon, wie lebhaft und interessant E. C. Tubb Geschichten erzählen kann. Wie sagte Moorcock doch so treffend ? "His reputation for fast-moving and colourful SF writing is unmatched by anyone in Britain." Dem kann ich nur zustimmen.

Klassiker, in schöner (Hardcover-) Ausgabe, herausgegeben von einem Kleinverlag, sind immer ein Risiko, für den Leser ebenso wie für den Verleger. Wie es bedauernswerterweise (!) danebengelingen kann, habe ich bei den HJB-Klassikern von Darlton und Voltz beschrieben. Deren Romane, von HJB liebevoll editiert, sind einfach überholt und wirklich nur von historisch interessierten SF-Fans goutierbar. Für andere Sachen, wie zum Beispiel "Rex Corda", braucht man nostalgische Kindheitserinnerungen um in die Serie einzusteigen, wie ich sozusagen am eigenen Leib verspüren konnte. Dagegen wurde aus der Neuausgabe der klassischen "Ren Dhark"-Serie von Kurt Brand nicht nur ein voller Erfolg, die Serie wurde (und wird) (auch) von modernen Autoren weitergeschrieben und macht, wie schon 1965, PR deutlich Konkurrenz. Eine Werkausgabe der Romane E. C. Tubbs hat durchaus das Potential, ein ähnlicher Erfolg zu werden. Allerdings wünsche ich mir dazu, daß nicht jeder der 33 Dumarest-Romane einzeln als Hardcover herauskommt und daß, wie HJB das sehr schön vorgemacht hat, die einzelnen Romane durch ein Vor- und Nachwort ergänzt werden.

Deutsche Erstausgabe als Band 9 der Reihe "TERRA Sonderband" von 1958 mit stark gekürztem Text.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Gesehen im Januar 2012


Downton Abbey (2010)
Darsteller : Maggie Smith, Hugh Bonneville, Elizabeth McGovern
Regisseure : Brian Kelly, Brian Percival, Ben Bolt, Julian Fellowes
Komponist: John Lunn
FSK ab 6 Jahren, 362 Minuten
Studio: Universal/DVD
Eine neue Serie im Stil der klassischen BBC-Produktionen, sozusagen das Remake von "Das Haus am Eaton Place". Details



Rio (2011)
Zeichentrickfilm von den Machern von "Ice Age"
Regie : Carlos Saldanha
Ein gelungener Familienfilm. Wer die großen Disney-Produktionen und "Ice Age" mag, sollte den hier nicht verpassen. Details


Girls! Girls! Girls! (1962)
Darsteller : Elvis Presley, Laurel Goodwin, Stella Stevens
Regisseur : Norman Taurog
Irgendwie hatte ich Lust auf einen Kitschfilm und Junior konnte mit dem Namen "Elvis" nix anfangen. Also habe wir uns obigen Film reingezogen - und uns köstlich amüsiert. Absolut anspruchslos jagt Elvis 94 Minuten hinter zwei Frauen her, von denen er natürlich am Ende seine große Liebe kriegt. Ein wirklich netter Nachmittagsfilm zum Kaffee, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Für Elvis-Fans sei übrigens auf diese Website verwiesen : http://www.elviswallpapers.net/. Da findet man einiges an Plattencovern, Photos und Filmplakaten als Wallpaper zum Download.



Die Hard 3 (1995)
Darsteller : Bruce Willis, Samuel L. Jackson, Graham Greene, Colleen Camp, Jeremy Irons
Regisseur : John McTiernan
FSK ab 16 Jahren, 127 Minuten
Zu Weihnachten hat meine Frau mir die "Die Hard-Quadrologie" geschenkt und ich konnte die Filme endlich ohne Werbeunterbrechung genießen. Nach den ersten drei kann ich feststellen, daß die Serie aus herrlich unanspruchsvollen Action-Filmen besteht, die man sich genüßlich zu einer Pizza reinziehen kann. Und es ist faszinierend, wie man die gleiche Geschichte dreimal erzählen kann, ohne sich zu wiederholen. Und ohne den Zuschauer zu langweilen, die Unterschiede zwischen den Filmen sind gerade so, daß man schon überrascht ist, was jetzt wieder passiert. Obwohl im Vorgänger-Film genau das Gleiche (auch an der gleichen Stelle ?) geschah. Dazu kommt noch, daß Willis et.al. sich gerne selbst auf die Schippe nehmen und die Plots genauso phantastisch wie die Bond-Filme sind. Mein Fazit : Empfehlenswerte Action - aber nach drei Filmen brauche ich erst einmal eine Pause. :-)



Shadow und der Fluch des Khan (1995)
Darsteller: Alec Baldwin, John Lone, Penelope Ann Miller
Regisseur : Russell Mulcahy
Frühe Superheldenverfilmung, schlecht gealtert, aber noch sehbar. Details



Wie angelt man sich einen Millionär ? (1953)
Originaltitel : How to Marry a Millionaire
Darsteller : Lauren Bacall, Betty Grable, Marilyn Monroe
Regisseur : Jean Negulesco
FSK ab 12 Jahren, 95 Minuten
Rhythmus im Blut (1954)
Originaltitel : There's No Business Like Show Business
Darsteller : Ethel Merman, Donald O'Connor, Marilyn Monroe
Regisseur : Walter Lang
FSK ab 12 Jahren, 112 Minuten
Blondinen bevorzugt (1953)
Originaltitel : Gentlemen Prefer Blondes
Darsteller : Jane Russell, Marilyn Monroe, Charles Coburn
Regisseur : Howard Hawks
FSK ab 16 Jahren, 88 Minuten

Klassische Monroe-Filme standen letzten Monat auch wieder auf dem Programm, meine Frau ist Monroe-Fan. Und, wie ich zu meinem väterlichen Entsetzen feststellen muß, mein Sohn jetzt ebenfalls.  Allerdings definitiv nicht aus den Gründen, aus denen meine Frau die Filme der Monroe goutiert.
Die drei Filme waren insgesamt gesehen gute Unterhaltung, nicht ohne tieferen Sinn. Gerade "Blondinen bevorzugt" zeigt eine intelligente und nicht unemanzipierte Monroe, die gekonnt mit ihrem Image spielt und den Zeitgenossen, die sie als Dummchen abqualifizieren, eine deutliche Antwort gibt. Ähnlich wie dieser Film ist "Wie angelt man sich einen Millionär ?" eine klare Ansage, nicht (nur) aufs Geld des Partners zu sehen, sondern sich auf seine Gefühle zu verlassen. Allerdings spielt Marilyn Monroe hier nicht wirklich die Hauptrolle, dies ist der großen Lauren Bacall vorbehalten. Was mich an diesem Film fasziniert ist Betty Grable, die hier den Staffellstab des amerikanischen Sexsymbols an Marilyn Monroe weitergibt und sich zur Ruhe setzt. Für mich ganz persönlich ist auch in "Rhythmus im Blut" nicht Marilyn die Hauptperson, sondern Donald O'Connor, der drittbeste Tänzer der Welt zur damaligen Zeit. Und wären Fred Astaire und Gene Kelly keine Zeitgenossen von ihm, wer weiss, wie weit er gekommen wäre. Doch so stand er immer im Schatten dieser beiden, zu Unrecht, wie ich bei jeder neuen Betrachtung seiner großen Tanzszene in diesem Film finde.
Gerade im Vergleich zu dem Elvis-Film, den wir ebenfalls diesen Monat sahen, fällt der deutlich weniger triviale Ton dieser drei Marilyn-Filme auf. Und während bei Elvis ganz nette Frauen im Film mitmachen, sind in diesen drei Filmen echte Schönheiten die Darsteller, was auch nach 60 Jahren, wie ich oben bereits andeutete, von der heutigen Jugend bemerkt wird. Allerdings scheinen mir die FSK-Einstufungen doch ziemlich fragwürdig zu sein. Aber egal, man kann die Monroe-Filme auf jeden Fall guten Gewissens weiterempfehlen. 







Die Brücke (1959)
Darsteller : Folker Bohnet, Fritz Wepper, Michael Hinz, Volker Lechtenbrink
Regie : Bernhard Wicki
FSK ab 12 Jahren, 99 Minuten

Ein großer deutscher Antikriegsfilm, auch nach einem halbem Jahrhundert noch taufrisch. In sehr guter Bild- und Ton-Qualität von ARTHAUS, Details hier.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Notmypresident

Nein, "mein" Bundespräsident ist er nicht, der Gauck. Wäre er vielleicht gewesen, wenn er auf der Welle des Optimismus sich vor zwei Jahren gegen diesen "Wulff im Schafspelz" durchgesetzt hätte. Aber jetzt nicht mehr.

Oh, nicht wegen irgendwelcher wirren Anschuldigungen, die seit Kurzem im Netz kursieren. Wenn man da etwa genauer nachforscht, stellt man sehr leicht fest, daß alle diese Vorwürfe von aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten stammen. Bestes Beispiel dafür ist dieser Beitrag zu Gauck und der Vorratsdatenspeicherung.

Nein, in meinen Augen gehört Gauck mit zur Kaste der Politiker, deren einziges Interesse der Status Quo ist. Und die keinerlei positive Zukunftsvisionen haben. Ja, ich weiss, "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen". Aber zum Teufel nochmal, wo ist denn der Politiker mit den progressiven Ideen für die nächsten 25 Jahre ? Ich sehe da in Berlin nur tiefschwarze Erzkonservative, selbst wenn sie rot oder grün sind. Und meiner subjektiven Einschätzung nach gehört Gauck dazu.

Links
Cicero
SciLogs
SpOn

Montag, 20. Februar 2012

Die Brücke (1959)


Die Brücke
Deutschland 1959
Lauflaenge ca. 99 min.
FSK 12
Darsteller : Folker Bohnet, Fritz Wepper, Michael Hinz, Volker Lechtenbrink
Regie : Bernhard Wicki
Drehbuch : Michael Mansfeld, Karl-Wilhelm Vivier, Bernhard Wicki
Kamera : Gerd von Bonin, Horst Fehlhaber
Produktion : Hermann Schwerin, Jochen Severin

Es gibt Filme, über die muß man nichts weiter sagen. "Die Brücke" ist einer davon. Die unprätentiös erzählte Geschichte von einer Gruppe Gymnasiasten, die in den letzten Kriegstagen zur Armee eingezogen werden und bei der Verteidigung einer absolut unwichtigen Brücke ums Leben kommen, ist einer der ganz großen deutschen Filme.


Gekauft habe ich diesen Film, um ihn Junior zu zeigen. Skeptisch ob des Alters des Films war ich dann doch überrascht von der Faszination, mit der mein Sohn diesen s/w-Film guckte. Und sich damit auseinandersetzte. Scheint auch heutzutage noch ein Film zu sein, der Kinder und Jugendliche berührt. Ich als Erwachsener war verblüfft, wie wenig der Film auch für mich und meine Sehgewohnheiten gealtert ist. Nach 35 Jahren war es interessant, diesen Film, von dem ich das meiste schon wieder vergessen hatte, wiederzusehen. Es hat Spaß gemacht und war beeindruckend. Dazu dürfte nicht unwesentlich das gestochen scharfe Bild und der klare Ton dieser DVD-Ausgabe beigetragen haben.

Eine detaillierte Interpretation zu "Die Brücke" und weitere Unterrichtsmaterialien sind auf der Website des Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V. zu finden. Der Film selbst ist bei Arthaus erhältlich. Im Lebendige Museum Online der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist unter den Exponaten das obige Filmplakat zu finden. Weitere Informationen hier.

Sonntag, 19. Februar 2012

Shadow und der Fluch des Khan


Shadow und der Fluch des Khan
Darsteller: Alec Baldwin, John Lone, Penelope Ann Miller
Regisseur : Russell Mulcahy


Niemand käme auf den Gedanken, dass der smarte Playboy Lamont Cranston (Alec Baldwin) in der Nacht als maskierter Rächer "The Shadow" den Verbrechern New York das Fürchten lehrt. Mit Hilfe besonderer Kräfte kann er sich vor den Augen seiner Gegner unsichtbar machen. Nur ein anderer besitzt die gleichen Kräfte wie Shadow: Shiwan Khan (John Lone), letzter Nachkomme des Mongolenkönigs Dschingis Khan entführt den Wissenschaftler Dr. Lane (Ian McKellen), der ihm eine Atombombe bauen soll. (Klappentext)

Vor der heutigen Welle von wirklich guten Superheldenverfilmungen gab es schon früher ein paar seltene gute. Dies ist eine davon, allerdings stark in ihrer Zeit verhaftet, "Shadow" kann sich mit heutigen Produktionen nicht mehr messen. Doch er hat mir damals, als er neu herauskam, gefallen und es hat Spaß gemacht, ihn jetzt wieder zu sehen. Als früher Superheldenfilm ist er für Fans des Genres ein Muß. Und für mich sowieso, da ich außer dem Film auch viel Spaß mit dem entsprechenden Flipper hatte :
Den scheint man übrigens hier noch kaufen zu können.

Sehr angenehm auch, daß die BlueRay von meinem Lieblingsproduzenten, Koch Media, gemacht wurde. Wie bei allen Produkten dieses Unternehmens sorgfältig und liebevoll editiert, aufbereiteter Film, schöne Extras und, last but not least, ein ausführliches Booklet. Diese Qualität ist für mich eines der Markenzeichen dieses Unternehmens, ich bin da noch nie enttäuscht worden.

Legolas lebt ...

... in Rußland, ist weiblich und heisst Iza Privezenceva. Echt bemerkenswert, dieses Video. Insbesondere, als gezeigt wird, daß sie nicht nur schnell, sondern auch zielsicher schießt. Gehört aber einiges an Übung dazu :
Und auf dem Kanal von SeregedeReal gibt's noch mehr davon.

Fundort : GeeksAreSexy

Samstag, 18. Februar 2012

Rio

Rio (2011)
Zeichentrickfilm von den Machern von "Ice Age"
Regie : Carlos Saldanha


Blu, der blaue Ara, wurde als Jungvogel von illegalen Vogelfängern geraubt, gelangt durch Zufall nach Minnesota zur Buchhändlerin Linda und wächst dort absolut nicht artgerecht auf. Als einer der letzten seiner Art wird er als erwachsener Vogel aber dringend in Rio gebraucht, wo eine wunderbare Ara-Dame nur auf ihn gewartet hat. Und so macht er sich mit Frauchen auf den Weg.

Aber von wegen : Jewel hat weder auf ihn gewartet, noch ist sie in irgendeiner Art begeistert vom Leben in Gefangenschaft und will zurück in den Urwald. Da kommt ihr so ein flugunfähiger Partner (denn Rio hat niemals fliegen gelernt und man hat beide zur Zusammenführung aneinandergekettet) überhaupt nicht gelegen ...

Aber Blu und Jewel schaffen es, auszubrechen, treffen auf neue Freunde, werden von einer Bande illegaler Vogelhändler gefangen, sind begeistert vom Karneval in Rio und bringen am Ende ein komplettes Happy-End.

Als Kind, vor 50 Jahren, haben wir sehnsüchtig auf den einen großen Disney-Zeichentrickfilm im Jahr gewartet. "Bambi", "Dschungelbuch", die Wiederaufführung von "Schneewittchen" – das waren damals meine Erfahrungen mit diesem Genre. Nach der Einführung der Privatsender im deutschen Fernsehen wurden und werden alle möglichen, teilweise wirklich grauenvollen, Zeichentrickserien gezeigt. Man sollte meinen, daß mit diesem Überangebot auch eine Verflachung des Genres einhergeht. Doch ganz im Gegenteil, das Niveau des Zeichentrickfilms hat sich eher gesteigert. "Rio" ist ein deutliches Beispiel dafür. Mit einem klarem Blick für die Realitäten haben die Macher hier eine klassische Liebesgeschichte verfilmt, wie Disney es nicht besser konnte. Die Slums und Lebensbedingungen in Rio de Janeiro werden deutlich dargestellt, ebenso wie unmißverständlich klargemacht wird, wozu der Hunger Menschen treiben kann. Trotzdem bleibt der Film ein liebenswerter Familienfilm mit charmanten Tieren in den Hauptrollen. Wobei auch da realistisch geblieben wird, die Dogge sabbert wie nix Gutes. Naja, gut, der Tukan ist so realistisch nicht – aber hochgradig witzig.

Insgesamt ist der Film ein Erlebnis für die gesamte Familie und einer der würdigen Nachfolger der großen Disney-Filme.

Der ideale Bundespräsident

Wie man dem Netz entnehmen kann, erwägen die Piraten, einen eigenen Vorschlag zur Kandidatur des neuen Bundespräsidenten einzubringen :
Der Parteivorsitzende Sebastian Nerz sagte "Bild am Sonntag": "Wir Piraten sind offen für Vorschläge der Regierungskoalition und der anderen Bundestags-Parteien. Aber wir können uns auch vorstellen, einen eigenen Kandidaten zu nominieren."
Quelle
Dann hoffe ich doch mal, daß diese meine Partei die richtige Wahl trifft. Denn nur einer ist wirklich idealer Bundespräsident, ein Mann, dem alle, jung und alt, Rentner und Punker, taz- und BILD-Leser vertrauen :
Günther Jauch !

Freitag, 17. Februar 2012

True Grit

Der Marshal (1969)
Darsteller : John Wayne, Glen Campbell, Kim Darby
Regisseur : Henry Hathaway
Komponist : Elmer Bernstein



True Grit (2010)
Darsteller: Jeff Bridges, Matt Damon, Hailee Steinfeld
Regisseure: Ethan & Joel Coen



Mattie Ross aus Yell, Dardanelle County,kommt 1878 als 14-Jährige nach Fort Smith, um ihren Vater zu beerdigen und seinen Mörder der Gerechtigkeit zuzuführen. Zusammen mit Rooster Cogburn, einem versoffenem US-Marshall, der seine besten Tage längst gesehen hat, und dem Texas Ranger LaBoeuf, der die seinigen erst sehen wird, nimmt sie die Verfolgung auf, denn Tom Chaney, der Mörder, ist ins Indianergebiet geflüchtet und hat sich der Bande von Lucky Ned Pepper angeschlossen. Die Drei stellen die Banditen und töten sie. Dabei wird Mattie von einer Schlange gebissen, Rooster Cogburn reitet meilenweit mit ihr, um sie zu retten. Nachdem er das Pferd zu Tode geritten hat, trägt er sie das letzte Stück bis zum rettenden Serum.



"True Grit" haben auch die Produzenten Joel und Ethan Coen. Denn die erste Verfilmung dieses Romans von 1968 stammt aus dem Jahr 1969, mit John Wayne in der Rolle des Rooster Cogburn. Wayne war hier auf der Höhe seines Filmschaffens, "Der Marshal" von 1969 brachte John Wayne einen Golden Globe und einen Oscar in der Kategorie "Bester Schauspieler". Verdient, denn sein Portrait des US-Marshals Reuben "Rooster" Cogburn als unangepassten Außenseiter war brilliant, er dominierte den Film.



Und hier liegt bereits der erste Unterschied zu der Version der Coen-Brüder, die 40 Jahre später gedreht wurde. Wayne dominiert, hinter diesem Titanen können Kim Darby und Glen Campbell nur die zweite Geige spielen. Das tun sie zwar mit Bravour, aber den gesamten Film über bleibt John Wayne die Leitfigur. Ganz im Gegensatz zu Jeff Bridges, der die Rolle des Rooster Cogburn im Remake spielte. Zwar hätte er auch ohne große Anstrengung den Film dominieren können (siehe unten), doch er nimmt sich zurück und so wird aus Bridges, Hailee Steinfeld und Matt Damon ein Team, jeder der drei hat Auftritte, in denen er glänzen und sich profilieren kann.



Der zweite Unterschied zwischen den beiden Filmen liegt in den Bildern. Der Klassiker ist zwar toll gemacht, keine Frage. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich in Hollywood eine Reihe von Photographen und Kameramännern entwickelt, deren Bilder einem die Luft weglassen. So auch hier, die 2010er-Version von "True Grit" besticht durch ihre höchst beeindruckende Bilder, die die Weite, Schönheit und Unerschlossenheit des Landes deutlich dem Zuschauer nahebringen. Dabei, und das finde ich bemerkenswert, versucht das Remake gar nicht, mit dem Original in Wettbewerb zu treten, sondern macht gerade durch seine Bildsprache deutlich, daß es etwas Anderes, Eigenständiges ist.

Unterschiedlich zwischen diesen beiden Versionen ist auch die Darstellung der Helden. LaBoeuf wird von Glen Campbell als junger (tragischer) Held mit amourösen Ambitionen dargestellt, hätte er überlebt, hätte er eine Beziehung zu Mattie aufzubauen versucht. Matt Damons LaBoeuf ist eigentlich für Mattie zu alt und in der Hauptsache an der ausgesetzten Belohnung interessiert. Genauso, wie er überraschend in Matties Leben eintrat, verschwindet er auch wieder, ohne daß erzählt wird, was weiter mit ihm geschieht. John Waynes Rooster Cogburn ist eine ehrliche Haut, unangepasst zwar, doch ein typischer Vertreter von "Rauhe Schale, Herz aus Gold". Dagegen ist Jeff Bridges' Cogburn eine gebrochene Existenz, die jetzt zufällig auf der richtigen Seite des Gesetzes steht, früher aber sehr wohl auch die andere Seite kennengelernt hat. Bridges macht deutlich, daß Cogburn ein bedauernswerter Alkoholiker ist, Wayne stellt ihn als liebenswerten Trinker dar. Jeder Western-Fan kennt wohl die Szene, in der Wayne die Zügel zwischen die Zähne nimmt, rechts die Winchester, links den Colt und die Ned-Pepper-Bande angreift. In der Version von 1969 wird dies von John Wayne zelebriert und man merkt dem Film an, daß alle an dieser Szene Spaß hatten. Dagegen ist die gleiche Szene in der 2010er-Version eher nüchtern gespielt, deutlich weniger Brimborium, es musste eben getan werden. Alle geben sich bis zu einem gewissem Grad als nüchterne Handwerker des Westens aus. Und dann fällt Mattie in das Loch mit den Klapperschlangen und wird gebissen.

Und jetzt, erst jetzt, in den letzten Minuten der Geschichte, dreht Jeff Bridges auf. Übermenschlich heldenhaft seilt er sich in das Klapperschlangen-Loch ab, schießt rechts und links, holt Mattie raus. Kreuzschnitt, aber das reicht nicht, ein Serum wird gebraucht. Rauf aufs Pferd, Mattie vor sich. Mit blitzenden Augen galloppiert Bridges, bis das Pferd vor Erschöpfung taumelt. Ein Messerstich in die Flanke lässt es noch weitere Meilen schaffen, doch irgendwann bricht "Little Blackie" zusammen. Gnadenschuß, Mattie in die Arme genommen, weitergelaufen. Am Ende dann der Handelsposten, der auch das Serum vorrätig hat. Bridges-Cogburn bricht zusammen, kann sich mit Schüssen bemerkbar machen.

Durch diese letzte Szene macht Jeff Bridges deutlich, daß er sich keineswegs vor dem Titanen John Wayne verstecken muß, sondern genauso hätte den Film dominieren können. Bridges' Stil ist aber ein anderer und so stehen zwei unterschiedliche Filme nebeneinander, ohne gegenseitig in Wettbewerb zu treten. Beide gleich gut, unterschiedlich in Stil und Machart, beide ein Ausdruck ihrer Zeit. Beide mit einem großem Schauspieler in der Rolle des Rooster Cogburn, die 2010er-Version allerdings mit besseren Schauspielern in der Rolle der Mattie Ross und des Rangers LaBoeuf. Die kommen hier, in diesem Kommentar, unverdienterweise zu kurz, aber als alter John Wayne-Fan ist eben Rooster Cogburn für mich die Hauptrolle.

Trotz allen cineastischen Vorzügen, trotz der brillianten Schauspieler, mag ich den alten John-Wayne-Film lieber. Das Remake schließt mit einer Mattie Ross als unverheiratete und zickige alte Jungfer, die 1928, 50 Jahre nach den geschilderten Erlebnissen Rooster Cogburn, der inzwischen sein Unterkommen in einer Wild-West-Show gefunden hat, noch einmal besuchen will. Doch sie kommt zu spät, Rooster ist vor drei Tagen gestorben. Einarmig, denn ihren Arm hat sie durch den Schlangenbiß damals verloren, macht sie sich auf den Heimweg. Eindrucksvolle Schlußbilder eines großen Films. Mit einer realistischen, leicht deprimierten Botschaft am Ende. Ganz anders war es 1969 : Mattie, mit dem Arm in einer Schlinge, verabschiedet Rooster von ihrer Farm, der Marshal will weiter. Und als sie behauptet, daß Rooster doch lieber das Gatter öffnen sollte, für Kapriolen wie Sprünge über den Zaun seien sein Pferd und er zu alt. Das lässt sich der Duke nicht zweimal sagen und springt jetzt erst recht über den Zaun. Mit dem Bild von seinem Pferd und ihm auf dem höchsten Punkt, Wayne seinen Hut schwenkend, endet der Film. Und bleibt damit, wie auch die vorhergehenden 128 Minuten unendlich optimistisch. Diese optimistische Perpektive in Gegenwart und Zukunft ist der Grund, warum ich den alten Film dem deutlich realitischerem Remake vorziehe. Aber das ist meine ganz persönliche Sicht der Dinge.

Montag, 13. Februar 2012

Gelesen im Januar 2012


Andreas Brandhorst : Das Artefakt
Heyne 52863
Originalausgabe 2012, Paperback 650 Seiten
ISBN: 978-3-453-52865-9

Auf der Suche nach einem Zugang zum Artefakt auf dem Planeten Heraklon geraten die galaktischen Zivilisationen aneinander.
Ganz große SF, Details hier.



Kim Harrison : Bluteid / Blutdämon
Bluteid (Black Magic Sanction)
Heyne 10/2010 (Originalausgabe 02/2010)
ISBN 978-3453527508, 730 Seiten
Blutdämon (Pale Demon)
Heyne 07/2011 (Originalausgabe 02/2011)
ISBN 978-3453528482, 720 Seiten
Aus dem Amerikanischem von Vanessa Lamatsch

Zwei neue Ramane aus dem Rachel-Morgan-Universum. Nette Fantasy auf der Grenze zu einem bedeutendem Werk. Details und weiterführende Links findet man hier, meinen Kommentar zu den früheren Romanen hier.



Anne McCaffrey / Elizabeth Moon / Jody Lynn Nye : Planetenpiraten
Anne McCaffrey / Jody Lynn Nye : The Death of Sleep
Anne McCaffrey / Elizabeth Moon : Generation Warriors
Baen Books 1990-1991

Sassinak und Lunzie Mespil bringen einen Piratenring, der Planeten überfällt und die gefangenen Bewohner als Sklaven verkauft, zur Strecke.
Leicht süßliche MilSF, eine Fortsetzung der Geschichten um den Dinosaurier-Planeten. Teile davon wurden von Elizabeth Moon in ihren Geschichten um die Familias Regnant nochmals aufgegriffen. Gelesen (und abgebildet) sind die letzten beiden Romane des Zyklus, den ersten habe ich letzten Monat gelesen.



Mike Resnick : Mallory und die Nacht der Toten (Stalking the Vampire)
Bastei-Lübbe 2011, 367 Seiten
Originalausgabe 2008
Aus dem Amerikanischem von Thomas Schichtel
ISBN: 978-3-404-20645-2

Es ist Halloween, und John Justin Mallorys Partnerin Winnifred hat sich auf diesen großen Feiertag so emsig vorbereitet, dass sie nun ausgemergelt und bleich aussieht. Mallory befürchtet, dass sie zu hart gearbeitet hat. Dann fallen ihm die beiden Punkte an ihrem Hals auf ... (Klappentext)
Nicht mehr so brüllend komisch wie der erste Teil, Mike Resnick konzentriert sich in diesem Roman eher auf die Art, wie Humpghrey Bogart in einer Fantasy-Welt nach einem Vampir als vermutlichem Täter ermitteln würde. Doch trotzdem kommt der trockene Humor, mit dem John Justin Mallory angelegt ist, nicht zu kurz, ich fand das Buch ziemlich amüsant und kann es nur weiterempfehlen.
Leseprobe



Boris Koch : Sabotage (Justifiers 05)
Heyne 2011, 448 Seiten
ISBN: 978-3-453-52817-8

Der Forschungsbeauftragte eines Großkonzerns verschwindet scheinbar spurlos und mit ihm ein mysteriöser schwarzer Koffer. Es beginnt ein Wettrennen zwischen den Mächtigen, jeder will der Erste sein, der den Verschwundenen aufspürt. Schließlich werden die Justifiers eingeschaltet, um das Problem zu lösen, doch die finden sich plötzlich auf einem abgelegenen Planeten wieder, wo sie es mit äußerst aggressivem Grünzeug, Mafiakillern und einem Verräter in den eigenen Reihen zu tun bekommen… (Klappentext)
Ein neuer Roman aus dem Justifier-Universum. Wahnsinnig spannend, ein echter Pageturner, hat mich die halbe Nacht wach gehalten. Und gar nicht mal so trivial, der Autor macht sich schon seine Gedanken über Rassismus, Gentleman-Gangster und den Flügelschlag eines Schmetterlings. Wie auch die vorhergehenden Justifier-Romane sehr empfehlenswert.
Justifier-Romane - Übersicht
Leseprobe



Jack Campbell : Der Hinterhalt (Relentless)
Die verschollene Flotte Band 5
Bastei-Lübbe 20642, 01/2012
Aus dem Amerikanischem von Ralph Sander
Deutsche Erstausgabe, ca. 380 Seiten
ISBN: 978-3-404-20642-1

Die Flotte unter Captain Geary erreicht die Grenze zur Allianz und ist damit wieder in ihrem Heimatgebiet. Doch der Krieg geht weiter.
Intelligente Military SF, die sich von Band zu Band immer mehr auch zu einem militärphilosophischen Diskurs mit deutlichen Gegenwartsbezügen steigert. Campbell zeigt an seinem Black Jack Geary auf, wie verlockend es doch ist, "alles in Ordnung zu bringen". Und stellt deutlich dar, wie falsch dieser Weg wäre. Ganz davon abgesehen, daß er sich so "nebenbei" gegen die heutige Kriegsführung, bei der Kollateralschäden fast nicht zu verhindern sind, ausspricht. Lesenswert !
Leseprobe

Sonntag, 12. Februar 2012

Anne McCaffrey : Planet Pirates-Trilogy



Anne McCaffrey / Elizabeth Moon : Sassinak
Anne McCaffrey / Jody Lynn Nye : The Death of Sleep
Anne McCaffrey / Elizabeth Moon : Generation Warriors
Baen Books 1990-1991

Sassinak wird als Kind von Piraten, die ihren Planeten überfallen und alles niedermetzeln, gefangen und zur Sklavin gemacht. Nach ihrer Befreiung geht sie zur Raumflotte. Hier macht sie Karriere, hat aber effektiv nur ein Ziel : Die Planeten-Piraten auszurotten und die Hintermänner dingfest zu machen.

Lunzie Mespil ist alleinerziehende Mutter und muß ihre Tochter versorgen. Dazu nimmt sie einen Job auf einer Raumstation an, ihre Tochter soll derweil bei Verwandten bleiben. Auf dem Hinweg gibt es einen Unfall und Lunzie muß in die Kälteschlafkammern des Rettungsbootes, für Monate, wie sie meint. Doch erst nach Jahrzehnten findet man sie, Lunzie muß nun sehen, wie sie in der Zukunft zurecht kommt. Es gelingt ihr, allerdings hat sie noch mehrfach in Kälteschlafkammern Zuflucht suchen müssen. Das letzte Mal auf Ireta, dem Dinosaurier-Planeten, nach einer Revolte der Überschweren. Aus diesem letzten Kälteschlaf wird sie von Sassinak befreit, die den Planeten vor einer Annektion durch die Piraten gerettet hat.

Lunzie, Sassinak und ihre Freunde bringen nicht nur die Piraten zur Strecke, es gelingt ihnen auch, einen Militärschlag der Piraten gegen die Vereinigte Regierung zu verhindern und die Drahtzieher, angesehene Familien, die Regierung und Wirtschaft dominieren, der verdienten Strafe zuzuführen.

Wie man den Inhaltsangaben entnehmen kann, nicht wirklich eine neue Geschichte – von heute aus betrachtet. Erschienen sind die Romane aber Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, sind also bereits ein Vierteljahrhundert alt. Damals waren diese Themen durchaus nicht in jedermanns Munde, es herrschte noch eine gewisse Fortschrittsgläubigkeit vor, was soziale und wirtschaftliche Entwicklungen angeht. Nun, die Realität hat uns eines Besseren belehrt und Themen wie dieses aus der SF ins RL geholt. Damals aber war das Thema noch neu und der Stil anders als gewohnt.

Ich habe in letzter Zeit wohl etwas viel McCaffrey gelesen, dieser Zyklus fiel mir richtig schwer, ich hatte noch so viel anderes interessantes auf meinem SUB. Was schade ist, denn die Geschichten um die Planeten-Piraten haben mir immer ganz außerordentlich gefallen. Aber es ist schon etwas her, daß ich sie das letzte Mal gelesen habe und in der Zwischenzeit habe ich mich doch etwas intensiver in die Military SF eingelesen. Denn dazu gehören diese Romane zweifelsohne, auch wenn deutlich merkbar wird, daß McCaffrey selber immer dagegengesteuert hat, während Elizabeth Moon diese Richtung deutlich favorisierte.

Und während sich Elizabeth Moon immer stärker in diese Richtung entwickelte, kehrte Anne McCaffrey nach diesen Romanen zu ihren Ursprüngen zurück. Interessant finde ich, daß Elizabeth Moon in ihren Geschichten um die "Familias Regnant" große Teile der beiden Romane, die sie bei den Planeten-Piraten zusammen mit Anne McCaffrey schrieb, wiederverwendet und erweitert hat. Die Gesellschafts-Lady, die mit ihrem eigenen Raumschiff von Event zu Event fliegt und von ihrer Mannschaft hintergangen wird, taucht ebenso in beiden Zyklen auf wie die kriminelle Familie und die Flottenheroine, der Unrecht getan wird. Allerdings, und das muß man deutlich sagen, ist der Familias-Regnant-Zyklus deutlich weniger süßlich als die Geschichten um die Planeten-Piraten.

Und doch halte ich diesen Zyklus für ausnehmend gelungen. Und für eine der großen Leistungen von Anne McCaffrey. Denn auch dieser Zyklus besteht aus Kollaborationen mit anderen Autorinnen, denen Anne McCaffrey so zu größerer Bekanntheit verholf. Ich zumindestens hätte mich nie an die genialen "Paksenarrion"-Geschichten von Elizabeth Moon herangemacht, hätten mir die Planeten-Piraten-Romane nicht so gut gefallen. Und nach den Pakse-Geschichten bin ich Moon-Fan. Von daher hat mir dieser Zyklus hier deutlich mehr als nur die reinen Romaninhalte gebracht und ich bin sicher, daß es vielen anderen Lesern ebenfalls so ging und geht.

Die drei Romane um die Planeten-Piraten sind übrigens eine Fortsetzung der 10 Jahre früher geschriebenen Ireta-Geschichten, "Dinosaur Planet" und "Dinosaur Planet Survivors". Man merkt dem Zyklus auch an, daß er nicht aus einem Guß ist, sondern für diese Kollaborationen erweitert wurde. Dies tut zwar dem Lesevergnügen keinen wesentlichen Abbruch, ist aber merkbar.

Insgesamt gesehen nicht die besten Romane von Anne McCaffrey, für Elizabeth Moon-Fans wie ich einer bin aber ein unbedingtes Muß.

Samstag, 11. Februar 2012

Kim Harrison : Die Rachel-Morgan-Story (II)


Bluteid (Black Magic Sanction)
Heyne 10/2010 (Originalausgabe 02/2010)
ISBN 978-3453527508, 730 Seiten
Blutdämon (Pale Demon)
Heyne 07/2011 (Originalausgabe 02/2011)
ISBN 978-3453528482, 720 Seiten
Aus dem Amerikanischem von Vanessa Lamatsch



Rachel Morgan steht wegen ihrer dämonischen Abstammung und der bei ihr damit eingehenden Fähigkeiten, Dämonen-Magie zu wirken unter Beschuß durch die Hexenzirkel-Führer. Zusammen mit ihren Freunden und dem Elf Trenton Kalamack kann sie sich mühsam gegen die Verbannung durchsetzen und ist am Ende unabhängig.

Nach den Geschehnissen der ersten Bände dreht Kim Harrison hier nochmals auf. Könnte man die Rachel-Morgan-Romane bis hierhin noch als nette, aber einfach gestrickte Young-Adult-Fantasy abtun (was mir übrigens fernliegt, ich fand die ersten Romane schon recht tiefgründig), so ist ab diesen Bänden damit endgültig Schluß. Sie sind an Erwachsene gerichtet, behandeln durchaus schwerwiegende Probleme und stellen eine erfrischend nicht-simple Weltsicht dar.

Da ist zunächst Jenks, der Pixie. Seine Lebenserwartung von maximal 20 Jahren wurde verdoppelt, als er in einem der Vorgängerbände von Rachel Morgan auf Menschengröße vergrößert wurde. Seine Frau Matalina jedoch blieb klein, lehnte eine Vorzugsbehandlung ab und stirbt am Ende ihrer Lebenszeit an Altersschwäche. Mehrfach wird in diesen beiden Bänden gezeigt, wie Jenks mit diesem Verlust umgeht, wie seine tiefe Trauer zwar vorhanden ist, aber ihn nicht paralysiert und lebensunfähig macht. Es wird auch deutlich, daß das Gefühl eines solchen Verlustes ihn sein ganzes Leben begleiten wird, ohne dabei seine Handlungen und Empfindungen vollständig zu dominieren. Ein deutliches Statement der Autorin, wie im realen Leben mit einem solchem schwerwiegendem Verlust umgegangen werden sollte.

Die Hexen stammen von den Dämonen ab. Dies hatte Rachel Morgan bereits früher entdeckt und für sich behalten. Denn würde die Menschheit dies herausfinden, würden alle Hexen weltweit ausgegrenzt und verfolgt werden. Weil ihrer und Trents Vater an ihr im Kindesalter Genmanipulationen vorgenommen haben, hat Rachel Morgan überhaupt überlebt und ist jetzt in der Lage, Dämonenmagie zu wirken. Von den Führern der Weißen Hexen wird sie daher aus ganz unterschiedlichen Gründen verfolgt : Die Einen wollen Rachels Fähigkeiten aus eigennützigen Motiven ausnutzen, die Anderen sehen in ihr eine Bedrohung für eine friedliche Koexistenz der Rassen miteinander. Sehr schön stellt Kim Harrison an dieser Situation heraus, daß nur Taten bestimmen, ob ein Mensch (oder ein sonstiges Wesen) gut oder böse ist. Und eben nicht Herkunft, Ausbildung oder sonstige soziale Vorurteile. An dieser Stelle wendet sich Kim Harrison ganz klar gegen die rigide Klassengesellschaft, die sich in den Staaten, aber auch weltweit, immer stärker in den einzelnen sozialen Strukturen zementiert. Rachel Morgan ist sozusagen das Ideal einer freiheitlichen Gesellschaft, wie sie der Autorin vorschwebt.

Bei der Schwere dieser beiden Themen mutet es fast schon unwichtig an, daß in diesen Bänden der erste Schritt zu einer Völkerverständigung zwischen Pixies und Fairies gemacht wird. Nach einem Fairie-Überfall bleibt eine der Fairies als Gefangene in Rachels Gewahrsam und schützt Jenks Kinder, als Rachel, Ivy und Jenks sich gegenüber dem Weißen Hexenzirkel verantworten müssen. Aber dieses Thema wird noch nicht allzu weit ausgeführt, ich bin einmal gespannt auf die nächsten Bände.

Bei all diesen tiefgründigen Themen kommen aber weder der Sense of Wonder noch der Humor zu kurz. Wenn herauskommt, daß die Queste von Trenton, dem Elf, tatsächlich im Raub eines (seines) Kindes besteht, so wird nicht nur mit alten Vorurteilen kokettiert, sondern das Ganze auch mit ziemlich trockenem Humor zum Leser transportiert. Der Beweis im Jenseits, daß Rachel tatsächlich eine Dämonin ist, besteht in der Erschaffung einer neuen Peudo-Wirklichkeit. An diesen Passagen scheint Kim Harrison am Längsten gefeilt zu haben, denn die detaillierte Schilderung des Aufbaus dieser Nicht-Realität und der die nach erfolgreichem "Installieren" gezeigten Reaktion der Dämonen ist purer SoW. Dagegen verblassen die phantastischen Ereignisse des Roadmovie-Teils (Rachel muß von Cincinatti nach San Francisco fahren, um sich dort vor dem Hexenzirkel zu verantworten) fast, obwohl gerade dieser Teil liebevoll und detailliert geschilderte reine Fantasy um der Fantasy Willen darstellt.

Ich kann allerdings diese beiden Romane nicht uneingeschränkt jedem Fantasy-Leser empfehlen. Wer sie lesen will, sollte vorher alle (!) Vorgänger-Geschichten um Rachel Morgan, Ivy und Jenks gelesen haben. Denn diese beiden Romane bauen sehr stark auf den vorangegangenen Ereignissen auf. Oft sind es Kleinigkeiten, nebensächliche Dinge, die irgendwann vorher am Rand oder nur nebulös erwähnt wurden und hier plötzlich einen relevanten Part darstellen. Diesbezüglich fühlte ich mich etwas an "Babylon 5" erinnert, wo ja auch bereits ab der ersten Folge wichtige Hinweise in Nebensächlichkeiten und Randbemerkungen versteckt waren. Es würde mich einmal interessieren, ob die Autorin hier ebenfalls einen übergreifenden Masterplan hat.

Uns aber, die die Geschichten um Rachel Morgan bereits früher genossen haben, steht mit diesen beiden Bänden ein ungehindertes Lesevergnügen bereit. Zusätzlich dazu löst sich Kim Harrison hier vollständig von dem Vampirschlampen-Image und präsentiert erwachsene Fantasy für erwachsene Leser. Ich bin einmal gespannt, ob die Autorin dieses Niveau in den nächsten Bänden weiter durchhält und wohin sich die Serie im Endeffekt entwickeln wird. Von daher kann ich jedem nur zum Lesen zuraten – aber bitte vom Anfang an.
"And so it begins."

Links
Kim Harrison : Die Rachel-Morgan-Story (I)
Leseprobe Bluteid
Leseprobe Blutdämon
Übersicht "Rachel Morgan" bei Heyne
Website Kim Harrison

Mittwoch, 8. Februar 2012

John Christopher (1922-2012)

John Christopher ist am 3. Februar 2012 in Bath/UK gestorben.
Locus Online
Wikipedia

Er war einer der ersten SF-Autoren, die ich als Kind gelesen habe. Seine "Dreibeinigen Monster" werden für mich immer unvergessen bleiben. Erst vor kurzem habe ich mir die alten Hardcover, die vor Jahrzehnten zerlesen bei uns in Bremen in der Bücherei standen, fast neuwertig erhalten besorgt. Zeit, sie wieder einmal zu lesen.

R.I.P.

Dienstag, 7. Februar 2012

Gelesen im Dezember 2011

Nach den Geschichten über die Brainships habe ich im Dezember zum wiederholten Male die Geschichten um Killashandra Ree und die Kristallsänger gelesen :




Anne McCaffrey : Killashandra-Zyklus
Crystal Singer
Del Rey 1982, 300 Seiten
Killashandra
Del Rey 1986, 370 Seiten
Crystal Line
Del Rey 1993, 300 Seiten

Nur auf dem Planeten Ballybran können die Kristalle abgebaut werden, mit deren Hilfe die Technik der menschlichen Zivilisation verbessert und instantane Kommunikation zwischen Lichtjahre entfernten Planeten möglich wird. Doch der Abbau dieser Kristalle ist nicht ohne Gefahren, die Kristallsänger verlieren nach einiger Zeit ihr Gedächtnis und werden vom Ballybran-Symbionten abhängig.
Leicht kitschige Geschichten mit einigen nicht-trivialen Gesichtspunkten, die Anne McCaffrey geschickt in die Geschehnisse um Killashandra Ree eingebaut hat. Details hier.




D.W. Schmitt : PERLAMITH - Der Graue Berg
Wurdack-Verlag 2011
ISBN 978-3-938065-76-1
208 Seiten, 12,95 Euro


Eine interessante Space Opera für zwischendurch, lesenswert. Eine Kritik zum ersten Teil habe ich hier geschrieben, ich bin einmal gespannt, wie es weitergeht.




Gini Koch : Aliens in Armani (Touched by an Alien)
Piper-Verlag 2011
Deutsche Erstausgabe 2011, Originalausgabe 2010
Aus dem Amerikanischen von Diana Bürgel
400 Seiten, 9,99 €


Eine witzige Geschichte um die Men in Black - die diesmal selber Außerirdische sind. Spannend, witzig und selbstironisch, was man anhand des Titels gar nicht vermuten würde. Der erste Teil eines Zyklus, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Details hier.



Mike Resnick : Jäger des verlorenen Einhorns (Stalking the Unicorn)
Bastei-Lübbe 200008
Deutsche Erstausgabe 2011, Originalausgabe 1987
Aus dem Amerikanischem von Thomas Schichtel
380 Seiten, 7,99 €
ISBN 978-3-404-20008-5


Sam Spade, Verzeihung, John Justin Mallory sitzt Sylvesterabend in seinem Büro in Manhattan und bläst Trübsal in klassischer Film Noir-Manie. Seine Frau hat ihn verlassen, sein Freund und Kompagnon ihn betrogen und beruflich läuft es auch nicht so prickelnd. Da kommt ihm ein zahlungskräftiger Klient gerade recht, auch wenn der Auftrag dringend ist und noch vor der Morgendämmerung erledigt werden muß. Und sein Klient ein kleiner grüner Elf ist. Der von nebenan kommt, aus dem echten Manhattan, von dem unser New York nur ein blasser Schatten ist ... Sorry, falscher Zyklus. Aber das mit dem anderen Manhattan, in das unsere rechten Socken emigrieren, stimmt und so macht sich John Justin Mallory auf, den Fall des verschwundenen Einhorns zu lösen.

Wie man dieser Inhaltsangabe der ersten 30 Seiten entnehmen kann, haben wir es hier nicht mit tragischer, epischer Fantasy zu tun, die stilistisch an den "Herrn der Ringe" angelehnt ist. Tatsächlich ist "Stalking the Unicorn" urkomisch, süffisant-ironisch geschrieben und voll mit New Yorker Inside-Jokes. Aber auch Nicht-Ortskundige kommen auf ihre Kosten, wenn etwa das dortige Äquivalent zum Yellow Cab trompetend um die Ecke biegt.

Aus irgendwelchen Gründen ist Mike Resnick bei uns hier in Deutschland relativ unbekannt. Jetzt hat der Bastei-Verlag sich offenbar entschlossen, dies zu ändern und bringt nach dem Flagschiff-Zyklus jetzt auch andere Werke des Locus-Preisträgers heraus. Sehr zu begrüßen, denn die Romane von ihm haben mir (fast) alle gut bis sehr gut gefallen. Auch der Folgeband, "Die Nacht der Toten", ist bereits erschienen und ebenfalls ziemlich witzig. Und ebenso stilistisch deutlich über dem Durchschnitt.



Anne McCaffrey / Elizabeth Moon : Sassinak
Baen Books 1991, 4. Auflage
330 Seiten


Nach den Killashandra-Romanen wollte ich noch die Bände des Piraten-Zyklus lesen. War etwas viel McCaffrey hintereinander, ich habe mich da ein bißchen gequält, auch wenn die Romane sehr schön sind. Dazu demnächst mehr.



Walter Appel : Es ist nicht leicht, Vampir zu sein
Mit Illustrationen von Werner K. Giesa
wabook-Verlag


Bei einer Bestellung bei der Romantruhe fiel mir der folgende Text ins Auge :
Walter Appel präsentiert: Appels Verseschmiede Band 1 mit 50 Gedichten und zehn Illustrationenvon W. K. Giesa. Heitere und ernste Grusel-Gedichte, Fantasy-, History und SF-Poems. Mit kurzen Textüberleitungen und Erläuterungen. Wir liefern den Band mit Aut
Aut ??? Autogramm ? Egal, kostet nur 2,95 €, bestellen. Was kam an ? Ein äähh Lyrikband mit Autogrammen von Walter Appel und Werner K. Giesa.Enthalten sind diverse nicht jugendfreie Gedichte und Illustrationen. Ziemlich humoristisch angelegt das Ganze, ich habe stellenweise Tränen gelacht. Und war von den (wenigen) ernsten antifaschistischen Gedichten tief berührt. Hat sich gelohnt.