Samstag, 7. Januar 2012
Downton Abbey
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Auf dem SF-Netzwerk als legitimer Nachfolger von "Eaton Place" gehandelt, habe ich die erste Staffel von "Downton Abbey" meiner Frau zu Weihnachten geschenkt. Und nachdem wir sie jetzt gesehen haben, kann ich sie ebenfalls nur weiterempfehlen.
Genau wie bei "Eaton Place" wird parallel die Geschichte der Herrschaft und der Dienerschaft erzählt. Diesmal fokussiert man sich auf das Haus Grantham. Die Geschichte beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Beginn der Elektrifizierung von Downton Abbey, Herrschaftssitz und alte Abtei. Gegen Ende der Staffel wird dort sogar das erste Telefon der Gegend installiert - und der Weltkrieg bricht aus.
Inhaltlich will ich nichts weiter erzählen, um die Spannung nicht vorwegzunehmen. Andererseits sind die Geschehnisse bis zu einem gewissem Grad Standard, schon mehrfachst als Buch und Film erzählt worden. Die Serie zieht auch weniger aus innovativen Plots ihren Charme, als aus sekundären Faktoren, dem "Wie" der Präsentation.
Da sind zunächst einmal die Schauspieler, durch die Bank weg englische Charakterdarsteller, weniger schön als die Schauspieler amerikanischer Serien und daher "echter". Mein besonderer Favorit ist hier Dame Margaret Natalie Smith in der Rolle der Violet Crawley, the Dowager-Countess of Grantham. Bekannt als "liebe" Minerva McGonnagall aus "Harry Potter" zieht sie hier als zickige alte Lady richtig vom Leder. Ihre Auftritte haben mir die ganze Staffel über Spaß gemacht und ich habe fasziniert auf den jeweils nächsten gewartet. Aber, wie gesagt, sie ist mein persönlicher Favorit, das restliche Ensemble ist keinen Deut weniger brilliant. Man denke nur an den Kampf der Köchinnen ...
Ein zweiter Grund für den Erfolg der Serie ist die Erzählweise. Wäre "Downton Abbey" Fantasy, würde man nicht zögern, dies als "High Fantasy" zu deklarieren. Selten waren die Guten so gut und edel und die Bösen so fies und intrigant. Dass man sich hierbei nicht langweilt liegt daran, daß trotz all dieser Klischees die Figuren keine platten Abziehbilder sind, sondern individuelle einzigartige Züge zeigen. Ich denke da zum Beispiel an die Szene im Badezimmer, als eine der wirklich ätzenden Bösen zu sich selbst im Spiegel sagt : "Was machst Du da, Sarah O'Brien ? So bist Du doch gar nicht !" Auch die zurückhaltende zarte Mutter der Heldin gewinnt plötzlich eine einzigartige Kontur, als sie sich im Interesse ihrer ältesten Tochter hart und energisch gegen ihre Mutter stellt. So etwas kann man natürlich nur mit wirklich guten Schauspielern durchziehen, deshab hier nochmals mein Kompliment an das Ensemble.
"Downton Abbey" ist auch eine klassische BBC-Serie. Auch wenn die BBC gar nichts mit der Serie direkt zu tun hat. Denn über Jahrzehnte haben die BBC-Serien einen gewissen Standard definiert, ebenso wie einen ganz eigenen Stil, von dem zeitgenössische englische Serien bzw. Serien mit englischer Beteiligung erheblich profitieren. Das war schon bei den "Tudors" deutlich zu merken und hier, bei dieser rein englischen Produktion wird es noch viel deutlicher. "Downton Abbey" hat den typischen Regie-Stil der BBC-Serien und ist wie alle Klassiker bemüht um Authentizität. So sind etwa die Stoffe echt und nicht, wie in amerikanischen Serien, nachgebildet. Brokat ist Brokat und kein angemalter Billig-Stoff. Das macht sich schon in der Wirkung bemerkbar. Ebenso wie die historische Wirklichkeit, die "Downton Abbey" bei allem Fabulieren enthält. Und damit sind nicht nur die großen globalen und lokalen Ereignisse gemeint, man hat sich auch an echten Menschen und Geschehnissen orientiert. Downton Abbey ist in Wirklichkeit Highclere Castle, Landsitz der Earls of Carnavon. (Da gibt es übrigens ein sehr interessantes Interview mit Ihrer Ladyschaft in den Sonderausstattungen der DVD.) Und genau wie Robert Crawley gab es auch hier, in der Realität, einen Lord, der eine Amerikanerin aus genau dem einen Grund geheiratet hat : Um seinen Herrschaftssitz zu erhalten. Solche Details machen die Serie groß und ich bin schon begierig, die nächste Staffel zu sehen.
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