Ann-Kathrin Karschnick : Phoenix – Tochter der Asche
Phoenix 01
Papierverzierer 2013
Originalausgabe
Paperback, ca. 400 Seiten, 14,95 €
Titelbild : Timo Kümmel
ISBN 978-3-944544-05-2
Leseprobe
1913 schlug ein Experiment einiger führender Wissenschaftler in Hamburg fehl, wovon ein Großteil der in Europa lebenden Menschen betroffen wurde. Daraufhin folgten Kriege mit Amerika und Unruhen innerhalb der überlebenden Bevölkerung.Klappentext
Nicolas Tesla hilft unterdessen den Saiwalo - jenen überirdischen Geistern, die zu göttlicher Größe heranwachsen - das zerstörte Europa wieder aufzubauen. Immer neue Erfolge auf dem Gebiet der Stromforschung werden aufgetan und es hat den Anschein, dass alles wieder wie "vor dem großen Experiment" ablaufen kann. Doch geht die Kontrolle nicht zu weit? Was ist mit der Mordserie in Hamburg, wieso sehen die Saiwalo die Morde nicht? Und welches System steckt dahinter?
Auf dem NordCon habe ich unter anderem auch Ann-Kathrin Karschnick kennengelernt. Und mir (natürlich) gleich ihre Romane besorgt und signieren lassen.
Die Büchere sind vom Äußeren her absolut gelungen. Zwar keine Hardcover - mein persönlicher Favorit - aber sauber gebundene Paperbacks mit einer bei meinem Exemplar orangebraunen Feder auf dem Buchschnitt. Das umlaufende Titelbild von Timo Kümmel ist gelungen, wenngleich ich Hamburg darauf nicht wiedererkenne.
Die Geschichte ist eine typische moderne deutsche Fantasy, eine Mischung aus Steampunk, Dystopie und klassischer Fantasy. Flüssig geschrieben bereitet Ann-Kathrin Karschnick ein faszinierendes Invasions-Panorama vor dem Leser aus. Ein SF-Fan wie ich, eher der Klassik zugeneigt, zieht sofort Vergleiche mit "War of the Worlds" und "Sie leben". Und dabei kommt der erste Phoenix-Band gar nicht so schlecht weg.
Allerdings sind mir ein paar Bugs aufgefallen. Die Hauptperson, Tavi, soll 2000 Jahre alt sein. Dafür handelt sie aber sehr jungmädchenhaft, das Alter, die Erfahrung und die damit eigentlich einhergehende Weisheit kommen nicht wirklich rüber. Auch Hamburg, die Szenerie, in der der erste Phoenix-Roman spielt, bleibt seltsam blaß, nur mit Mühe konnte ich als Hamburger einige Gegenden identifizieren. [Das wird allerdings im zweiten Band, der in Paris spielt, m.E. besser.] Und eine Hexe, die die Zukunft voraussehen und verändern kann, dürfte etwas weniger planlos handeln als Katharina.
Insgesamt fand ich den Roman gut, er liest sich flüssig und macht Lust auf mehr. Er reiht sich eben in die hervorragenden deutschen Fantasy-Romane der Moderne ein. Und mir war vollkommen unklar, warum meine Frau hier in Begeisterungsstürme ausbrach. Wir haben uns dann die aktuelle Fantasy von diesem Jahr angesehen, sprich "Phoenix" mit Dirk van den Boom und Stefan Burban verglichen. Dirk van den Boom fällt hier gleich raus, seine Fantasy ist stärker (gesellschafts-)politisch orientiert und eine Klasse für sich. Aber der Vergleich Burban/Karschnick bringt es an den Tag : "Phoenix" ist stärker auf Frauen, die Dämonenkriege stärker auf Männer zugeschnitten. In "Das Vermächtnis des Königs" schildert Stefan Burban die Geschichte aus männlicher Sicht und wenn man genau hinsieht, erkennt man an zwei, drei Stellen, daß er Beziehungen so schildert, wie sie seiner Meinung nach im Optimalfall sein sollten. Das macht Ann-Kathrin Karschnick auch, in vielen Szenen schildert sie Beziehungen, wie sie vom weiblichen Standpunkt optimal wären. Das ist nun kein Qualitätsmerkmal, "Martha Quest" von Doris Lessing ist beispielsweise für (viele) männliche Leser unlesbar, obwohl es ohne Zweifel ein guter (großer?) Roman ist. Nein, es ist einfach die Sichtweise des Autors, die in solchen Fällen stark in die Schilderungen einfliesst. Sehr schön finde ich, daß es Ann-Kathrin Karschnick gelingt, die männlichen Leser trotz der weiblichen Perspektive "mitzunehmen". Von daher ist dieser Roman für beide Seiten empfehlenswert, wenngleich die weiblichen Leser an "Phoenix – Tochter der Asche" mehr Spaß haben dürften.
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