Dienstag, 20. Dezember 2011

Maddrax

Mit Bad Earth habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, diese Heftserie hatte nur für 25 Hefte Potential. Bei Sternenfaust hatte mir schon der erste Band gereicht, zu trivial, zu vorhersehbar, nicht konkurrenzfähig zu Rettungskreuzer Ikarus oder Christoph Schwarz. Aber von Maddrax schwärmen ja auch viele hier, also sollte ich da auch einmal reinlesen. Ich habe hier noch so einige Bände ab Nummer 50 und die Mission Mars - Hefte rumliegen. "Da fehlt mir der richtige Einstieg" dachte ich und bestellte von Jo Zybell die beiden Sammlersonderbände bei Transgalaxis. Nachdem ich diese und das erste Heft durch hatte, habe ich Maddrax ebenfalls aufgegeben - allerdings war ich hier nicht negativ berührt. Aber der Reihe nach.



Jo Zybell : Apokalypse & Genesis
194 Seiten, € 4,95, Bastei 2005

Erst ist es nur ein kleiner Punkt über dem Saturn, kaum sichtbar in der Weite des Alls. Doch je näher ›Christopher-Floyd‹ kommt, desto größer wird die Gewißheit: Der kosmische Wanderer liegt auf Kollisionskurs mit der Erde! Mit der Annäherung des Kometen gerät das Leben aus den Fugen. Global – aber auch ganz persönlich für jeden einzelnen Menschen.
Einer dieser Menschen ist der Air Force Pilot Matthew Drax. Die Rolle, die er in dieser kosmischen Katastrophe spielen soll, wird ihn bis an die Grenzen von Raum und Zeit führen – und darüber hinaus ... (Klappentext "Apokalypse")
Eine der Urängste der Menschen ist eingetreten – eine Gefahr, gegen die man sich nicht wappnen, der man nicht begegnen konnte. Ein Komet traf die Erde, acht Kilometer im Durchmesser und mit der Sprengkraft von Millionen Atombomben. Er hinterließ einen Planeten im grauen Leichentuch, mit Eis überzogen, eine Hölle für die wenigen, die die Apokalypse überstanden ...
Über fünfhundert Jahre später berichtet ein Chronist von dieser dunkelsten Epoche der Menschheit – und von der mysteriösen Gefahr, die ihr aus dem Erbe des Kometen erwuchs ... (Klappentext "Genesis")

Jo Zybell erzählt in diesen beiden Sonderbänden die Vorgeschichte zur Serie, die Entdeckung des Kometen, die zögerlichen Reaktionen der Menschen, den Einschlag auf der Erde und das Leben danach. Eigentlich nicht schlecht - aber das habe ich bereits um Klassen besser in einem HUGO-nominiertem Roman gelesen. Und das Leben einer in die Primitivität zurückgeworfenen Menschheit kenne ich nicht nur aus "Planet der Affen", sondern ebenfalls aus klassischen SF-Romanen. So hat mir ganz persönlich diese Story nichts gegeben, stattdessen fühlte ich mich danach gezwungen, einige der klassischen Romane meiner Sammlung wieder zu lesen. Das Ergebnis davon sind kurz notierte Eindrücke von Lucifer's Hammer und Daybreak - 2250 A.D.. Die Parallelen dieser beiden Romane von Jerry Pournelle / Larry Niven und Andre Norton zu MADDRAX sind schon bemerkenswert, bis hin zum Doppelnamen des Kometen. Wobei es ganz klar bei Parallelen bleibt, in keinster Weise hatte ich auch nur im Entferntesten den Eindruck eines irgendwie gearteten Plagiats. Das alleine ist schon bemerkenswert.
Etwas gelangweilt habe ich mich beim Lesen schon. Das liegt allerdings daran, daß Jo Zybell hier auf dem Niveau eines Heftromans bleibt und ich eben große Klassiker im Hinterkopf hatte. Wer nicht derartig vorbelastet ist, kann zwei gelungene Romane mit detailliert ausgeführten Protagonisten und einer faszinierenden Story genießen. Als Einstieg bisher das Beste, was ich an kommerziellen modernen Heftroman-Serien gelesen habe.




Claudia Kern : Zielort : Kratersee
64 Seiten, € 1,35, Bastei 2002

Der Weltrat ist alarmiert, seit er über eine via ISS etablierte Funkverbindung weiß, dass Matthew Drax zum Kratersee will. General Arthur Crow drängt auf eine eigene Expedition. Bei der Suche nach Teilnehmern meldet sich Matts alter Freund Pieroo, der mit seinem Nomadenstamm in der Nähe weilt und dringend Arbeit für den Unterhalt seiner Familie sucht. Zur gleichen Zeit wird auch Jacob Smythe angenommen. Er ist Feuer und Flamme, als er von Drax' Absicht erfährt, und will die von Lynne Crow und Lt. Jazz Garrett geleitete Expedition unterwegs übernehmen. Eine weitere Gruppe formiert sich, als Philipp Hollyday bei den Running Men eintrifft. In einem erbeuteten WCA-Panzer fahren er, Mr. Black, Merlin Roots und weitere Rebellen gen Nordwesten.
Quelle : Maddraxikon

Weder Maddrax noch Arula treten hier als Protagonisten auf. Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb ?) habe ich hier einen spannenden Roman gelesen, der viele der Handlungsträger aus den Jo Zybell - Romanen aufgreift. Nicht gefallen hat mir dieser Schwarzenegger-Unsinn in Form von Mister Black, aber das dürfte auch Geschmackssache sein. Ansonsten ein gut gemachter Heftroman auf einem deutlich über dem Standard liegenden Niveau.


Danach habe ich noch Heft 58 angefangen, aber die Serie dann aufgegeben. Und das trotz guter Romane, die deutlich besser sind als meine bisherigen Erfahrungen mit modernen Heftroman-Serien. Der Grund dafür liegt einerseits natürlich darin, daß ich das Setting, in dem Maddrax spielt, bereits aus wesentlich besseren Romanen kenne. Sicher, es ist unfair, eine Heftroman-Serie mit einem HUGO-nominiertem Roman zu vergleichen oder mit Werken der Großen Autoren, andererseits muß sich auch eine Heftromanserie in den historischen Kontext einfügen lassen. Und da gab es diese Story, dieses Setting schon um Klassen besser.
Ein Grund für mein Desinteresse an dieser Serie ist also das repetitive Element. Ein anderer Grund besteht sicher in den anderen Serien, die ich gerade lese. Wenn ich MADDRAX mit der "Schatzjägerin", "Christoph Schwarz" und "Rettungskreuzer Ikarus" vergleiche fehlt mir die Originalität dieser Serien bei den Heftromanen aus dem Bastei-Verlag. Auch dieser Vergleich ist unfair, denn MADDRAX kommt regelmäßig alle 14 Tage an den Kiosk, alle anderen genannten Serien maximal monatlich, oftmals unregelmäßig. Da mein SUB aber nicht gerade klein ist, ist die Frequenz für mich kein Problem.
Ein dritter Grund dürfte schlicht und einfach darin bestehen, daß ich als SF-Dinosaurier erstens sowieso kurz vor dem Aussterben bin und zweitens nicht in der Zielgruppe von MADDRAX enthalten bin. Die Heftromane sind eine nette, gelungene Unterhaltung für Zwischendurch, wer sich auf das Fandom einlässt, dürfte hier (ähnlich wie bei Perry Rhodan) viel Spaß mit Gleichgesinnten haben und sich in tiefsinnigen Diskussionen über Details der Serie wiederfinden. Dafür bin ich einfach zu alt, die Serie ist imho für ein jüngeres Publikum konzipiert.


Fazit : Eine gelungene Unterhaltungsserie mit spannenden Heften geschrieben von guten, sehr guten und excellenten Autoren. Durch den anders gearteten Ansatz eine Alternative zu "Perry Rhodan" mit deutlich höherem Fantasy-Einschlag. Durch die vielen Parallelen zu klassischen SF-Romanen bietet MADDRAX dem Altleser wenig Neues, für jüngere SF-Fans, die die Romane der letzten 60 Jahre (noch) nicht gelesen haben ist die Serie aber unbedingt zu empfehlen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen