Samstag, 19. Mai 2012

Jörg Olbrich & Timo Bader (Hrsg.) : Die Unterirdischen

Christoph Hardebusch & Die Geschichtenweber : Die Unterirdischen
herausgegeben von Jörg Olbrich & Timo Bader
Wurdack-Verlag 2008, 236 Seiten, 12,95 €
ISBN 978-3938065433


SF-Kurzgeschichten haben ja eine lange Tradition, in der Fantasy dagegen sind seit dem "Herrn der Ringe" die Langformen Standard. Dabei gibt es dafür eigentlich keinen literarischen Grund, wie die Conan- oder Solomon Kane-Geschichten von Robert Ervin Howard oder das Gesamtwerk von Clark Ashton Smith zeigt. Um so erfreulicher finde ich es daher, daß der Wurdack-Verlag mit "Die Unterirdischen" wieder eine Fantasy-Anthologie vorlegt.

Ausgangspunkt der Geschichten ist ein Erdbeben, das die unter der Erde lebenden Völker und Rassen von der Oberfläche abschneidet. Anders als das mißverständlich betitelte "Die Trolle" geht es hier tatsächlich um das Überleben der einzelnen unterirdischen Fantasy-Völker, seien es Orks, Gnome, Erdwichtel oder Dunkelelfen. Jeder der Autoren nahm sich eine Rasse vor und erzählt unabhängig eine von allen anderen Geschichten unabhängige, manchmal auf früheren Ereignissen beruhende Story.

Wie zu erwarten sind die Stories qualitativ recht unterschiedlich, wirklich mißfallen hat mir aber keine von ihnen. Jede hat ihr eigenes Flair und selbst die schlechteste ist noch gutes Mittelmaß. Am eindringlichsten empfand ich den Animal Farm-Klon "Das Dorf" von Christoph Hardebusch. Der lakonische Stil, in dem der Autor die Ereignisse direkt nach dem Erdbeben in einem dadurch von der Außenwelt völlig abgeschnittenem Elfendorf beschreibt, lässt das Unrecht und die Grausamkeit der neuen Machthaber nur um so deutlicher hervortreten. Nicht weniger schlecht fand ich "Rette sich, wer kann" von Philipp Bobrowski, in der er am Beispiel eines Kobolds aufzeigt, daß nicht das Schicksal oder genetische Disposition für die eigenen Handlungen verantwortlich sind, sondern genau und nur der eigene Freie Wille. Auch sehr schön war "Das zweite Leben" von Harald Nebel, die erste Geschichte, die ich gelesen habe, die den Nekromantismus und das Leben von Untoten tiefgehend und gut beschreibt. Ich belasse es bei diesen drei Detailkommentaren, doch lesenswert ist jede der Geschichten.

Homepage Timo Bader
Homepage Christoph Hardebusch
Edition "Die Geschichtenweber"


Urheberrecht (VII)

Neben meiner Beschäftigung mit Science Fiction und Fantasy bin ich auch noch Briefmarkensammler. Unter anderem sammle ich Semstwos, Marken der russischen Kreisposten, die ungefähr zwischen 1870 und 1915 herausgegeben wurden. Ein Spezialgebiet, das Sammler seit 120 Jahren fasziniert, über das es aber nur wenig Literatur gibt. So sind zum Beispiel die Preise, die ich kenne, entweder in russischen Goldrubeln von 1914 oder in US-Dollar von 1987. :-)

Und natürlich habe ich "nur" Papierkataloge, das deutsche Standardwerk in diesem Bereich übrigens als gebundene Kopie antiquarisch, dem Einband nach zu urteilen ist die Kopie (das Original ist von 1934) aus den 60ern. Wäre ja schön, wenn es so etwas elektronisch gäbe, aber ich war der Ansicht, daß dies eben wegen der Einfachheit des elektronischen Kopierens von philatelistischen Autoren nicht gemacht wird. Denn Privatkopie hin oder her, in solchen Hobby-Spezialbereichen gehört es zum guten Ton, Kataloge lebender Autoren im Original zu haben. Ist auch bis zum Gewissen Grad Eigeninteresse, denn je mehr Kataloge ein Spezialautor verkauft, desto wahrscheinlicher ein Update mit neuen Forschungsergebnissen und Randthemen. [OT : Die Originale der russischen und deutschen Vorkriegs-Autoren haben übrigens schon ihren eigenen Sammelwert.]

Beim Suchen nach Informationen im Netz bin ich zu meiner Überraschung auf eine andere Ansicht gestoßen :
Another point is that by selling their material via CDrom or via web access, authors can greatly reduce the price they need sell their material for, while still getting the same financial return themselves. If they can sell a CDrom for $10 instead of a book for $50 and still make the same amount of personal profit, then hopefully they will do this (rather than sell the CDrom for $50!). And, when the price of the legitimate copy drops so drastically, the financial inducement to pirate copies drops, too. It is just like counterfeit stamps. While it might be worth your time to try and create a counterfeit Russia #1, who cares about a counterfeit Russia #5678 or some other 15c stamp! This is probably the strongest argument against major piracy - it just isn't sufficiently profitable the same way that stamp counterfeiting can be.
Quelle

Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich den Standpunkt des Autors teile, fand aber, daß sich dieser Kommentar gut in die aktuelle Urheberrechtsdebatte einfügt.

Freitag, 18. Mai 2012

Charlotte Kerner : Jane Reloaded



Charlotte Kerner: "Jane reloaded"
Beltz & Gelberg, Weinheim 2011
214 Seiten

Jane IV. besucht ihren Vater in einem Gentechnik-Labor, in dem der homo erectus geklont wurde. Als Praktikantin arbeitet sie mit Jamie, einem Labor-Exemplar. Fasziniert von seiner animalischen Anziehungskraft bekommt sie erst feuchte Träume und gibt sich ihm dann schlußendlich (nach 168 von 186 Seiten) hin. Dabei stellt sie fest, daß die hochintelligenten (???) homo erectus-Exemplare ihr Reservat bereits lange verlassen haben und glücklich unter den homo sapiens leben.

Das Buch ist genauso bescheuert, wie man sich es nach dieser Inhaltsangabe vorstellt. Auch wenn es nirgendwo explizit angegeben wurde, ist die Zielgruppe Mädchen bis 8 Jahre. Ältere sind emotional weiterentwickelt als die Protagonisten und können mit diesem Buch nichts mehr anfangen. "Jane Reloaded" ist auch von einer typischen Gymnasialmutter geschrieben worden, die sich einen feuchten Dreck um die geistige und emotionale Entwicklung ihres Kindes kümmert, sondern es stattdessen mit Wissen vollstopft. Beziehungsweise mit Pseudo-Wissen, denn der Text strotzt nur so von wissenschaftlich fragwürdigen Aussagen.

Die Zeichnung der 18-jährigen Hauptfigur Jane IV. ist kritisch, Eltern sollten sich scharf überlegen, ob sie ihr Kind der in diesem Buch dargestellten Weltsicht aussetzen wollen. Ihr Familienumfeld besteht nur aus Frauen, Männer spielen zu keinem Zeitpunkt eine Rolle, die das Stichwortgeben übersteigt. Angeblich hochintelligent sind aber die Ideen von Jane IV. nur die folgenden :
In einer Nacht träumt sie sich auf eine Sandbank im Mekong. [...] Janes Zehen bohren sich in den warmen Sand. Sie stolpert und fällt weich auf die Knie, rollt sich auf den Rücken, streckt sich aus. [...] Eine Hand fährt von ihrem Hals über Brust und Bauch, raue, feste dunkle Haut, die sich fremd und gut anfühlt. Hitze und Lust überall. Sie stöhnt kurz auf und schläft dann tief und traumlos weiter.
Auf diesem Niveau ist das gesamte Buch. Dagegen ist Trudi Canavan nobelpreisverdächtig. Nicht einmal der klassischen Filmtechnik des Ausblendens beim Beischlaf entblödet sich die Autorin :
Die eine Hand ist klein und hell, die andere größer und dunkel. Und dann spürt er ihre und sie seine Fingerkuppen auf der Innenseite der Finger. [...] Beide sind tief berührt und aufgewühlt. [...] Gesicht an Gesicht liegen sie nebeneinander, hell an dunkel, und Körpergrenzen lösen sich langsam auf, bis sie ein Wesen sind, das alles ist - Tier, Mensch, Pflanze. Ein Wesen, das zwei Namen hat, die Jane und Jamie immer wieder murmeln, bevor sie nur noch fühlen und riechen, um dann festumschlungen einzuschlafen.
 Meiner Meinung nach ist eine der Aussagen dieses Buches : "Scheißegal, wie intelligent er ist, Hauptsache, er hat 'nen großen Schwanz !" Daß emanzipierte Frauen sich in der heutigen Zeit so etwas bieten lassen, ist schon kraß. Da haben Robert Ervin Howard und E. E. Smith emanzipierter geschrieben.

Das Buch handelt, abgesehen von der seltsamen Sicht der Autorin auf die Geschlechter-Interaktion, von Wissenschaft, genauer von Gentechnik. Und ist von jemandem geschrieben worden, der von der Wissenschaft an sich ebenso wie vom wissenschaftlichen Betrieb keinerlei Ahnung hat. Es strotzt nur so von wissenschaftlichen Fehlern, Ungenauigkeiten und einer kindischen Wissenschaftlerverehrung. Dabei, und das sollte man der Autorin zugute halten, hat sie ausführlich recherchiert, jedoch aufgrund ihrer fehlenden wissenschaftlichen Ausbildung unkritisch alles übernommen, das ihr in den Kram passte. Der Rest wurde ignoriert.

Bedenklich ist auch, daß der dargestellte gentechnologische Fortschritt an keiner Stelle auch nur im Geringsten hinterfragt wurde. Da werden Urmenschen geklont und die Eizellen Leihmüttern eingepflanzt. Dies wird als wissenschaftlicher Fortschritt und Notwendigkeit angesehen, ohne daß auch nur der leiseste Zweifel aufkommt, Kritiker wie Jane III. werden als etwas verwirrt dargestellt. Sorry, aber da war man ja sogar im Golden Age schon deutlich weiter. Diese Wissenschaftshörigkeit kulminiert in einem umgebautem Vaterunser, das Darwin und die Gentechnik verherrlicht.

Der Stil : Nun, der Stil ist Schweigen. Nein, eigentlich ist er so mies, daß meine Deutschlehrer früher dies mit "Audruck : 5" bewertet hätten. Ein Beispiel :
Tausend Kilometer vor der Küste Ecuadors hatte der Mensch gnadenlos zugeschlagen und war auf der Natur rücksichtslos herumgetrampelt.
Jede(r) JungautorIn hätte sich geschämt, ein solches Machwerk zu veröffentlichen, aber bei Charlotte Kerner drückt man offenbar beide Augen und sämtliche Hühneraugen zu. Kein Wunder, daß Thalia Hamburg von den drei georderten Exemplaren erst zwei verkauft hat, eines davon an mich, der ich gezwungen war dieses Machwerk zu lesen, da es beim DSFP nominiert ist. Ich frage mich, was diejenigen, die diesen Mist nominierten, sich dabei gedacht haben. 

Insgesamt ein Buch, das man in keinster Weise weiterempfehlen kann.

Donnerstag, 17. Mai 2012

Griechenland

Bayern.
Von 1950 bis 1988 wurde Bayern durch den Länderfinanzausgleich subventioniert : Tabelle. Knapp 40 Jahre. Seitdem hat sich das Blatt gewendet, Bayern ist in den letzten 15 Jahren zu einem der finanzstärksten Geberländer geworden. Es hat sich also wirtschaftlich gelohnt, jahrzehntelang dort Geld hineinzupumpen. Menschlich sowieso.

Ich frage mich, was die Leute in Bayern davon gehalten hätten, mit so dämlichen Sprüchen, wie sie heutzutage diverse Politiker offen oder hinter vorgehaltener Hand absetzen, malträtiert zu werden. Und wenn man dieses dumme Gelaber weiterdenkt, hätte man Ostdeutschland wohl besser verrecken lassen sollen, statt die neuen Bundesländern mit Steuern und Solidarbeitrag auf einen zivilisierten Stand zu bringen.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Arroganz und Selbstüberschätzung

Es gibt handwerklich gut gemachte Romane.
Und es gibt handwerklich schlecht geschriebene Romane.

Es gibt inspirierte Romane.
Und sich langweilig an einem Thema abarbeitende Romane.

Dies schliest sich nicht unbedingt gegenseitig aus, d.h. es gibt handwerklich optimale Romane, die sich langweilig an einem Thema abarbeiten. Und aus rein technischer Sicht gesehen suboptimale Romane, die inspiriert geschrieben sind und eine große Leserschaft haben.

Aber es geht eben nicht nur um Technik, nicht nur um Handwerk, bei Romanen geht es auch um Kunst. Und um die Fähigkeit des Storytellings, des Erzählen einer Geschichte so, daß der Leser mitgerissen wird. Oder, wenn man sich die Hypes der letzten Jahre ansieht, um das Glück (Geschick ?) den Zeitgeist der Leser zu treffen.

Jetzt kann man sich natürlich hinstellen und sagen : "Der Leser an sich ist doof, ich alleine weiss, was Kultur ist, ich alleine habe die Qualitätskriterien bereits als Kind mit großen Löffeln gefressen, wer nicht meiner Meinung ist, ist ein Idiot !" Ich halte diese arrogante Einstellung für ziemlich unqualifiziert, sie zeugt nur davon, wie wenig selbstkritisch jemand ist und wie stark man sich selbst überschätzt. Ich würde zum Beispiel nie auf die Idee kommen, jemanden, der im Gegensatz zu mir Schätzings "Limit" mag, als prinzipiellen Kulturbanausen hinzustellen (obwohl ich mich diesbezüglich begeistert mit ihm zoffen würde). Aber es gibt doch tatsächlich Schriftsteller, die in unangenehm arroganter Weise genau das tun : Link. Wobei die üblichen Claqueure nicht lange auf sich warten lassen. Wenn ich mir die dümmlich-arroganten Kommentare hinter dem obigen Link so durchlese, dann scheint mir das "böse Feuilleton" zu einem nicht unerheblichen Teil aus den Zeitungsredaktionen in das Fandom abgewandert zu sein.

Aber macht euch nix draus, Jungs. Auch ihr kriegt mal einen Preis. Und wenn ihr den selber ausloben müsst.

Dienstag, 15. Mai 2012

Nominierungen DSFP 2012

Die Nominierungen für den Deutschen Science Fiction Preis sind raus. Jedes Jahr liest eine Jury, zu der auch ich gehöre, die deutsche SF und versucht, den besten Roman und die beste Erzählung zu prämieren. "Versucht" insofern, als wir zwar möglichst alles zu Lesen versuchen, es aber immer sein kann, daß ein im Selbstverlag verlegtes Buch unter dem Radar durchrutscht. Deshalb hier der Aufruf an alle selbstverlegenden Autoren, doch bitte kurz Laut zu geben. Aber genug der Abschweifungen, hier die offizielle Bekanntmachung des Vorsitzenden :

Das Komitee zur Vergabe des Deutschen Science-Fiction-Preises freut sich, die Nominierungen für den DSFP 2012 bekanntzugeben. Für den DSFP 2012 sind alle im Original in deutscher Sprache im Jahr 2011 erstmals in gedruckter Form erschienenen Texte des Literaturgenres Science Fiction relevant.

Der Deutsche Science-Fiction-Preis 2012 wird am Samstag, den 21.07.2012, auf der UrlaubsCon und Meer, der JahresCon des Science Fiction Club Deutschland e. V., in Kiel vergeben. Der DSFP ist mit 1000 Euro je Kategorie dotiert.

Das Komitee beglückwünscht die nominierten Autorinnen und Autoren zu ihrem Erfolg und bedankt sich bei den Herausgebern und Lektoren, den Verlagen und ihren Mitarbeitern für die Unterstützung der deutschsprachigen Science Fiction. Besonderer Dank gilt den Autoren und Verlagen, die die Arbeit des Komitees durch Überlassung von Leseexemplaren unterstützt haben.

Die Reihenfolge der Nominierungen folgt dem Autorenalphabet und stellt keine Wertung dar.

Kategorie »Beste deutschsprachige Kurzgeschichte«

  • »Kryophil« von Nadine Boos, erschienen in »space rocks«, herausgegeben von Harald Giersche, Begedia Verlag, ISBN-13 978-3-9813946-1-0
  • »Das letzte Taxi« von Holger Eckardt, erschienen in »NOVA 18«, herausgegeben von Ronald M. Hahn, Michael K. Iwoleit, Frank Hebben, Nova-Verlag, ISSN 1864-2829
  • »Das Paradies des Jägers« von Frank W. Haubold, erschienen in »space rocks«, herausgegeben von Harald Giersche, Begedia Verlag, ISBN-13 978-3-9813946-1-0
  • »Das Ende der Party« von Florian Heller, erschienen in »Nova 18«, herausgegeben von Ronald M. Hahn, Michael K. Iwoleit, Frank Hebben, Nova-Verlag, ISSN 1864-2829
  • »Die Duftorgel« von Nina Horvath, erschienen in »Prototypen«, herausgegeben von Harald Giersche, Begedia Verlag, ISBN-13 978-3-9813946-0-3
  • »In der Freihandelszone« von Heidrun Jänchen, erschienen in »Emotio«, herausgegeben von Armin Rößler und Heidrun Jänchen, Wurdack Verlag, ISBN-13 978-3-938065-75-4
  • »Zeitlupenwiederholung« von Ernst-Eberhard Manski, erschienen in »Emotio«, herausgegeben von Armin Rößler und Heidrun Jänchen, Wurdack Verlag, ISBN-13 978-3-938065-75-4
  • »Träumen Bossgegner von nackten Elfen?« von Uwe Post, erschienen in »Prototypen«, herausgegeben von Harald Giersche, Begedia Verlag, ISBN-13 978-3-9813946-0-3
  • »Auf dem Wind. Allein« von Karla Schmidt, erschienen in »space rocks«, herausgegeben von Harald Giersche, Begedia Verlag, ISBN-13 978-3-9813946-1-0

Kategorie »Bester deutschsprachiger Roman«

  • »Herr aller Dinge« von Andreas Eschbach, Gustav-Lübbe-Verlag, ISBN-13 978-3-7857-2429-3
  • »Jane Reloaded« von Charlotte Kerner, Beltz & Gelberg, ISBN-13 978-3-407-81092-2
  • »Galdäa - Der ungeschlagene Krieg« von Karsten Kruschel, Wurdack Verlag, ISBN-13 978-3-938065-72-3
  • »Black Prophecy - Gambit« von Michale Marrak, Panini, ISBN-13 978-3-8332-2355-6
  • »Plan D« von Simon Urban, Schöffling & Co., ISBN-13 978-3-89561-195-7


Offenbach am Main, den 14. Mai 2012
Für das Komitee zur Vergabe des Deutschen Science-Fiction-Preises
Martin Stricker
Vorsitzender

Bemerkenswert die häufigen Nominierungen aus den Anthologien des Begedia-Verlags, hier beim DSFP ebenso wie beim KLP. Da muß ich noch ein bißchen in mich gehen, aber die Reihenfolge, wenn auch nicht die Punktewertung, scheint bei mir schon ziemlich festzustehen. Da sage ich demnächst noch einmal etwas dazu.

Samstag, 12. Mai 2012

Urheberrecht (VI)

Wie man vorhergehenden Blogeinträgen zu diesem Thema entnehmen kann, habe ich ja etwas gegen die ... Leute, die Privatkopien u.ä. kriminalisieren wollen. Dies dürfte unter anderem auch dadurch bedingt sein, daß eine meiner heute noch präsentesten Kindheitserinnerungen eine aus dem Radio selbstaufgenommene MC ist, bei der ich zu jedem Lied mühsam selbst die Texte herunterschrieb.

Das Ding mit der Privatkopie sehe nicht nur ich so. Auch Susan Shwartz alias Uschi Zietsch (Sunquest, Elfenzeit, Perry Rhodan) sieht das ähnlich :
Niemand hat was gegen ne Privatkopie, die jemand jetzt mal nicht nur für sich, sondern auch für den Freund zieht. Das war schon immer so. Aber es ist was dagegen zu sagen, wenn diese Kopie hochgeladen wird ins Netz und einfach jedem zugänglich wird, sodass Millionen gratis runterladen können. Das ist nicht ok.

Natürlich ist Letzters nicht ok. Aber da hat man sich wohl nicht richtig drum gekümmert, oder ? Das GEMA/Youtube-Gerangel dürfte uns allen bekannt sein, das war ja auch ziemlich bescheuert und nervend. Und was die Gema bei Youtube gemacht hat wäre ohne großen Aufwand auch bei jedem illegalem Filesharer möglich. Oder ?
Nein, das stimmt nicht. Die Verwerter haben sich sehr wohl darum gekehrt, und Verlag(e) und ich gemeinsam haben versucht, etwas dagegen zu unternehmen. Aber nicht einmal eine einstweilige Verfügung war zu erwirken, weil die Rechtslage völlig grau war und es sozusagen ein "rechtsfreier Raum" war. Zu dem Zeitpunkt kannten sich die Gerichte damit deshalb überhaupt nicht aus und wollten nichts damit zu tun haben, und man hätte sehr lange auf einen unglaublich teuren und jahrelangen Prozess warten müssen.
Quelle
Bitte ??? WAS haben die Richter gemacht ? Liebe Juristen, ihr habt sie nicht mehr alle ! Einerseits entwickelt ihr Absurditäten wie den "geschäftsmäßig handelnden Privatmann" als Bezeichnung für denjenigen, der seine gebrauchten Bücher verkauft und versucht, ihn zu kriminalisieren. Und andererseits lasst ihr solche illegalen Aktivitäten nicht nur unbestraft, sondern auch unverfolgt. Shakespeare hatte Recht, fällt mir dazu nur ein.

Denn derartiges Hochladen ist keine Privatsache mehr. Präzise hier muß das Urheberrecht greifen und urheberrechtlich geschützte Bücher (oder Comics) aus solchen allgemein zugänglichen und für jeden offenen Filesharing-Seiten entfernen. Sofort und asap. Das ist nämlich keine Privatkopie mehr, exakt hier werden die Rechte der Urheber (die der Verlage interessieren mich nur marginal) beschnitten. Wohlgemerkt, nur die Rechte, nicht die Lebensgrundlage, wie Cory Doctorow mit den Verkaufszahlen seiner frei zugänglich im Netz verfügbaren Romane gezeigt hat. Aber darum geht es nicht, genau hier ist die Grenze, die man nicht nur scharf ziehen, sondern ebenso scharf verfolgen sollte.

Also, liebe Anwälte und Richter, macht endlich euren Job. Beispielsweise hier : Free Download of eBooks bzw. All About Ebooks. Denn wenn jemand schreibt : "i'll be putting all about ebooks i found here scattered on the internet. please be guided that this post are just findings and result of searching the net. none of this are hosted here. all links will redirect you to another site. also, do not ask me to reupload or troubleshoot any dead links or problems you might have encountered as these are not my works. but i will greatly appreciate if you would leave comments to say thank you or to inform that the link is dead or if something is wrong. so that all other readers would benefit from it.", dann heisst das nix Anderes als : "Ich sammle hier illegale Links, viel Spaß beim Lesen." Also tretet den Filesharern, die dort angegeben sind einmal kräftig dahin, wo es wirklich weh tut. Damit tut ihr dann mehr für das Urheberrecht, als die grenzdebilen Schriftsteller, die absurde Seiten und Aufrufe ins Netz stellen. Wäre ja mal an der Zeit.

P.S. : Alternativ könntet ihr auch hier einmal aktiv werden : Illegale Kopie einer Kurzgeschichte

Panini Digits


Die Auswahl ist noch recht dürftig. Aber als vollkommener Comic-Laie ist sie für mich ausreichend, "Conan" ist dabei.
Mich spricht der neue Vertriebsweg von Panini, die Panini Digits, also sehr wohl als Kunden an.
Die 0-Nummer, der Conan-Prolog ("Wisse, oh Prinz ...") kann man sich kostenlos herunterladen bzw. online auf dem PC ansehen. Ich fand die Farben viel leuchtender als im Druck, wie ich für mich schon mehrfach festgestellt habe, kann ich zwar mit eBooks nix anfangen, eComics sind allerdings schon meine Welt. Die Lesesoftware ist allerdings für mich etwas gewöhnungsbedürftig, da brauchte ich am PC ein bißchen, bis ich damit klar kam. Und ich habe dafür den falschen PC, diese Comics sind ideal fürs iPad oder Tablet. Anyway, war trotzdem ein angenehmes Leseerlebnis.
Und billig scheinen mir die eComics zu sein, vergleicht man sie mit den gedruckten Ausgaben. 79 Cent für ein halbes Album finde ich ok, da lohnt sich der Kauf. Etwas irritiert bin ich als PC-User, daß ich mir die Comics nicht runterladen und offline lesen kann. Bei dem ganzen Schindluder, der mit derart verfügbaren Comics und Büchern allerdings getrieben wird (Stichwort "Urheberrecht"), finde ich diese Unannehmlichkeit jedoch mehr als verständlich.
Ein Schritt in die richtige Richtung, man darf gespannt sein, wohin sich "Panini Digits" noch entwickeln wird.

David & Leigh Eddings : Elenium


David & Leigh Eddings : The Elenium
The Diamond Throne / The Ruby Knight / The Sapphire Rose
Grafton 1993, 1261 Seiten


Der zweite englische Fantasy-Zyklus, den ich immer wieder lese, ist "Elenium" von David Eddings (der als Autor angegeben ist) und seiner Frau Leigh, die, wie David Eddings später deutlich sagte, bei allen seinen Romanen Co-Autorin gewesen ist.

Ehlana, die Königin von Elenia, wurde vom Kirchenfürst Annias vergiftet. Nur durch Magie konnte die Wirkung des Gifts aufgehalten werden, die Königin sitzt deshalb leblos eingeschlossen in einen Kristall im Thronsaal. Ihr Champion, Sir Sparhawk, kehrt aus dem Exil zurück, in das ihn der alte König verbannt hatte, und rettet die Königin - und die Welt.

Coole Inhaltsangabe, ich muß mich selber loben. Denn erst die letzten 6 Worte beschreiben den gesamten Inhalt dieses 1200-Seiten-Buchs. Selten so etwas Spoilerfreies geschrieben.

Denn bei diesem Buch geht es nur "am Rand" um den Inhalt. Auch wenn dieser vom Setting her faszinierend und vom Plot her angenehm überraschend ist. Die Welt, die Eddings schildert, enthält eine typische Rittergesellschaft Artusschen Zuschnitts ebenso wie ein an Wikinger erinnerndes Volk im Hohen Norden oder eine Nomadenkultur im Tiefem Süden. Der Plot ist für eine Queste durch viele überraschende Wendungen aufgelockert und unterbrochen, das Auffinden des Bhellioms stellt sich sogar als nur der erste Schritt heraus.

Und doch ist trotz all dieser Faszination einer neu erzählten alten Geschichte nicht der Inhalt das, was den Charme des Romans ausmacht. Denn seien wir ehrlich : Die ritterliche Rettung der schönen Prinzessin vor dem bösem Unhold ist schon so oft beschrieben worden, daß es einem zum Hals heraushängt. Nein, der Grund, warum ich gerade diese Trilogie so oft lese, ist der unverwechselbare Stil, in dem Eddings erzählt. Er schafft damit eine ganz eigene Atmosphäre :


Dieses Feeling zieht sich durch den gesamten Roman. Man versinkt dadurch, ähnlich wie beim "Herrn der Ringe", in dieser Fantasywelt. Das wird noch dadurch verstärkt, das diese Atmosphäre nicht einfach so dahinplätschert, sondern einige Stellen (beispielsweise die Beschreibung der Stadt Jiroch, in der Sparhawk sein Exil verbrachte, aus seiner Sicht und mit seinen Erinnerungen) stilistische Höhepunkte darstellen, die man (ich zumindest) genüßlich zweimal liest.

David & Leigh Eddings : The Tamuli
Domes of Fire / The Shining Ones / The Hidden City
Del Rey 1993-1995, 470 / 470 / 500 Seiten


Interessant ist, daß Eddings der ersten Trilogie (genau wie beim Belgarion-Zyklus) eine zweite nachfolgen ließ. Im Gegensatz zum "Elenium" ist der Tamuli-Zyklus allerdings deutlich weniger stilistisch inspiriert. Dafür ist dieser zweite Zyklus jedoch kreativer, was Plot und Setting angeht, die gesamte Inspiration der Eddings scheint dahin gewandert zu sein. Er ist anders, nicht schlechter, aber für meinen Geschmack nicht so besonders wie das "Elenium". Allerdings muß ich feststellen, daß ich das "Tamuli" eigentlich jedesmal im Anschluß an das "Elenium" gelesen habe, von daher scheint mir auch dieser Zyklus zu liegen.

Ich lese das "Elenium" ebenso wie den Tamuli-Zyklus im Original. Damals, als ich die Romane gekauft habe, gab es noch keine deutsche Übersetzung. Und die heutzutage vorliegende Übertragung ins Deutsche kann ich nicht empfehlen. Bei einigen Übersetzern ist es offenbar Mode geworden, auch Eigennamen einzudeutschen, was bis auf wenige Ausnahmen (etwa "Beutlin" für "Baggins") voll daneben gelingt. So wird beispielsweise aus "Sparhawk" im Deutschen "Sperber", was nicht nur einen ganz anderen Klang und Impact auf den Leser hat, sondern auch gänzlich von der von Eddings beschriebenen Tradition abweicht. Die anderen Eigennamen weichen ebenfalls vom amerikanischem Original ab, ich frage mich, was dieser Unsinn soll.

Ich kann also die Geschichten um Sparhawk, den Ritter des Pandion-Ordens, uneingeschränkt empfehlen – solange man sie im Original liest.

Freitag, 11. Mai 2012

Urheberrecht (V)

Die Doofen sterben nicht aus.
Nee, die outen sich sogar im Internet : Link
Junge, Junge, da fragt man sich doch, was in deren Romanen bei dieser geistigen Einstellung tatsächlich Gehaltvolles drin sein kann.
Gottseidank gibt es auch noch andere Schriftsteller : Petra van Cronenburg. In einem bemerkenswerten Blog-Eintrag sagt sie klar und deutlich, daß sich die Schriftsteller, die diesen Aufruf unterschrieben haben, vor den Karren feudalistischer Strukturen von Verlagen und Zeitungen haben spannen lassen.
Und Andreas Eschbach.
Und es gibt faszinierenderweise ein höchst qualifiziertes Dokument einer Verwertungsgesellschaft : Das Positionspapier zum Urheberrecht der VG Wort. Im Gegensatz zu dem Bruhei, das die Verlage und Zeitungshäuser direkt oder indirekt zur Sicherung ihrer Pfründe durchführen (lassen), wird hier nüchtern und sachlich eine Position dargestellt, die man mit ein wenig Diskussion voll übernehmen kann. Andreas Eschbach fühlt sich jedenfalls durch diese Darstellung 100%ig vertreten. Daran sollten sich die Doofen ein Beispiel nehmen.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Urheberrecht (IV)

“Können wir uns darauf einigen, dass Geistiges Eigentum genauso ist, wie ein Fahrrad?”
Siegfried Kauder lt. Netzpolitik.org

Vor dem ersten Losfahren musste ich den Hersteller anrufen und ihm erzählen, in welchen drei Stadtteilen ich das Fahrrad nutzen will. Wenn ich in einen unautorisierten Stadtteil fahre, schlägt automatisch die Bremse an. Da muss ich selbst gar nichts tun. Das ist Service. Ich kann dann bei dem Hersteller anrufen und das Fahrrad umbuchen. So komme ich durch die ganze Stadt.

Wenn ich mein Rad verleihen will, dann ist das nicht ganz erlaubt. Der Sattel sendet schwache Ströme durch den Körper und misst den Widerstand. An der Fettverteilung im Hintern erkennt er, wer auf dem Fahrrad sitzt. Und bin ich es nicht, fängt die Klingel an zu läuten. Ich muss jetzt gut aufpassen bei meinen Diäten. Sonst erkennt mich mein Fahrrad nicht mehr.
Marcel-André Casasola Merkle in seinem bemerkenswertem Artikel "Mein Rad"

Besser kann man den Unsinn der Urheberrechtsdebatte gar nicht darstellen. Und dieses Zitat ist nur der Anfang, der Artikel wird noch besser. Lesen lohnt sich !

Mittwoch, 9. Mai 2012

Kurd-Laßwitz-Preis 2012

Die Preisträger des KLP 2012 wurden gestern bekanntgegeben :

Bester deutschsprachiger SF-Roman mit Erstausgabe 2011
Preisträger: Andreas Eschbach, Der Herr aller Dinge, Lübbe (152 Punkte)

Beste deutschsprachige SF-Erzählung mit Erstausgabe 2011
Preisträger: Frank W. Haubold, Am Ende der Reise in: René Moreau & Heinz Wipperfürth & Olaf Kemmler (Hrsg.): Exodus 28, Exodus Selbstverlag (60 Punkte)

Bestes ausländisches Werk zur SF mit deutschsprachiger Erstausgabe 2011
Preisträger: Paolo Bacigalupi, Biokrieg (The Windup Girl) Heyne (145 Punkte)

Beste Übersetzung zur SF ins Deutsche, erstmals erschienen 2011
Preisträger: Jasper Nicolaisen & Jakob Schmidt für die Übersetzung von David Marusek, Wir waren außer uns vor Glück (Getting to Know You) Golkonda (59 Punkte)

Beste Graphik zur SF (Titelbild, Illustration) einer deutschsprachigen Ausgabe, erstmals erschienen 2011
Preisträger: Alexander Preuss für das Titelbild zu Rößler / Jänchen (Hrsg.): Emotio, Wurdack (204 Punkte)

Bestes deutschsprachiges SF-Hörspiel mit Erstsendung von 2011
Preisträger: Sprachlabor Babylon von Till Müller-Klug (Regie: Thomas Wolfertz; Komposition Eckhard Ehlers), WDR (17.5.2011) (29 Punkte)

Sonderpreis für einmalige herausragende Leistungen im Bereich der deutschsprachigen SF 2011
Preisträger: Helmuth W. Mommers für die Gründung der Villa Fantastica in Wien (178 Punkte)

Sonderpreis für langjährige herausragende Leistungen im Bereich der deutschsprachigen SF 2011
Preisträger: Hans Joachim Alpers für sein Lebenswerk (posthum) (107 Punkte)

Details zu den einzelnen Kategorien findet man auf der Website des KLP, auf der auch ein lesenswerter Einblick in die Geschichte des KLP existiert. Eine Diskussion zu den einzelnen Ergebnissen ist gerade auf SF-Fan angelaufen.



Freitag, 4. Mai 2012

Christoph Hardebusch : Die Trolle

Christoph Hardebusch : Die Trolle
Taschenbuch, 784 Seiten, € 9,99
ISBN 978-3-453-53381-3
Leseprobe


Nach den Bestsellern Die Orks und Die Elfen – jetzt die Trolle

Sie denken, Sie kennen alle Völker der Fantasy? Sie haben mit Stan Nicholls’ Orks Schlachten geschlagen, sind mit den Zwergen von Markus Heitz durch unterirdische Gänge gehuscht und haben mit Bernhard Hennens Elfen das Böse besiegt. Doch tief in der Dunkelheit lauert noch etwas: Wesen, die der Schrecken vieler Legenden sind, Wesen, deren Name nur geflüstert werden darf ...
(Klappentext)

So ein Quark ! Im Gegensatz zu den Romanen Bernhard Hennens und Markus Heitz hat Hardebuschs "Die Trolle" nur am Rande etwas mit den Fantasyvolk-Romanen zu tun, die vor ein paar Jahren in Mode waren. Der Titel ist auch absolut sch...suboptimal, könnte glatt 'ne schlechte Übertragung aus dem Amerikanischem sein.

Tatsächlich geht es in "Die Trolle" um den Freiheitskampf der Sorkaten gegen die Invasion der Masriden. Der Held, Şten cal Dabrân, wird von einer Gruppe Trolle aus einem Gefängnis befreit. Dieser Trupp Trolle ist auf der Suche nach Hilfe gegen die sie angreifenden Zwerge, die offenbar von den Masriden magische Hilfe bekommen. Wie das Ganze ausgeht, wann die schöne Heldin auftritt und wer sich noch alles einmischt wird dann auf den restlichen 775 Seiten geschildert.

Im gesamten Roman sind die Trolle nur Nebenfiguren, allerdings nichtmenschlich dargestellt. Ebenso wie die Zwerge keine Menschen sind. Trotz ein paar Mängeln setzt dieser Debut-Roman von Christoph Hardebusch dies lesenswert um. Auch der Kampf der Sorkaten wird anders als gewohnt geschildert. Während wir ansonsten westlich orientierte Fantasy kennen, mit Figuren, die aus der westlichen Geschichte und Mythologie stammen, bedient Hardebusch sich osteuropäischer Settings, Namen und Ideologien. Ich würde das Gebiet Wlachkis, um das es in dem Roman geht, irgendwo zwischen Polen, Ungarn und der Ukraine verorten. Einmal etwas anderes, sehr frisch und ohne Hemmungen erzählt.

Wie schon die Sturmwelten ist auch dieser Roman von Hardebusch ein echter Genuß. Fantasy-Fans sollten sich vom Titel nicht abschrecken lassen, der Roman ist auch für FV-Hasser ein Genuß.

Donnerstag, 3. Mai 2012

NOVA 18

NOVA 18
herausgegeben von Ronald M. Hahn, Michael K. Iwoleit, Frank Hebben und Olaf G. Hilscher
NOVA-Verlag 2011
Paperback, 184 Seiten, 12,80 €



NOVA ist eine Kurzgeschichten-Anthologie, die von einem wechselndem Mitarbeiterstab herausgegeben wird. Da zu diesem Mitarbeiterstab Ronald M. Hahn, Michael K. Iwoleit, Frank Hebben und Olaf G. Hilscher gehören bzw. gehörten, ist die Qualität des "Deutschen Magazins für Science Fiction" immer überdurchschnittlich. Zusammen mit den Wurdack-Anthologien und, seit Neuestem, den Bänden des Begedia-Verlages bildet NOVA das Triumvirat der hochwertigen SF-Kurzgeschichten-Ausgaben. Auch diese 18. Ausgabe enthält wieder einige bemerkenswerte Stories. Im Detail :


Heidrun Jänchen : Gänseblümchen
Ein Anti-Stress-SEK beruhigt die ausrastenden Mitarbeiter des Zentralen Einkaufs.

Eine nette, nicht-triviale Idee, die aber nicht richtig umgesetzt wurde. Es fehlt einfach die Bedeutung des Ganzen. So wirkt die Geschichte auf mich wie ein Bericht, eine trockene Darstellung des Ist-Zustands. Und dies trotz des zweifelsohne gelungenen Erzählens von Heidrun Jänchen, was die inhaltlichen Schwächen noch viel stärker zutage treten lässt.


Olaf Kemmler : Der Kuß der Deltafloride
In den Randbezirken der Galaxis haben die Menschen eine pflanzliche Spezies mit erstaunlichen Mimikry-Fähigkeiten entdeckt. Als das Raumschiff, das ein Ansichtsexemplar zur Erde bringen soll, auf Höhe der Mondbahn stumm die Erde umkreist, werden Himmelswächter zur Kontrolle losgeschickt. Sie entdecken, daß sich die Deltafloride in eine wunderschöne Frau verwandelt hat und nur noch ein Wissenschaftler am Leben ist. Die anderen haben sich gegenseitig umgebracht. Aus Eifersucht, geschürt durch die Deltafloride. Doch die Himmelswächter sind emotional kastriert und sollten den Verlockungen der Sirene standhalten. Eigentlich ...

Eine sehr gut erzählte, aber absolut vorhersehbare Geschichte. Nichts, aber auch gar nichts am Ablauf der Ereignisse ist irgendwie überraschend. Das Flair einer solchen Story muß daher vollständig aus dem sonstigem Beiwerk kommen. Und dieses Flair zu erzeugen gelingt Olaf Kemmler überraschend gut. Die Darstellung der Himmelswächter, emotional verkrüppelte menschliche Kampfmaschinen, erinnert deutlich an die Fremdenlegion und ist einfühlsam und leicht melancholisch beschrieben. Das Entern des Forschungsschiffes erinnerte mich stark an den Aufmarsch in "Alien 2" und ist genauso spannend dargestellt. Die Deltafloride wird nicht als irres Monster, sondern als Pflanze mit Selbsterhaltungstrieb beschrieben, die Tode der Wissenschaftler und das Verhalten der Himmelswächter logisch und konsistent dargestellt. Eine nette durchschnittliche Geschichte - für Asimov, Heinlein oder van Vogt.


Thorsten Küper : Haptisch ...
Ein Dealer verkauft Haptocin, eine Droge, die das virtuelle Leben (an)fassbar macht. So sehr, daß man das RL vergisst.

Eine deutliche Warnung vor wahrnehmungsverändernden Drogen. Erzählt vom Standpunkt eines zynischen und abgebrühten Dealers wird eines seiner Opfer vorgeführt. Thorsten Küper macht drastisch klar, wohin eine Sucht führen kann und wie wenig das Leben des Süchtigen den Dealer interessiert. Kurz, knapp und gut.


Gabriele Behrend : Patchwork
Eine Krebskranke versucht, durch Organtransplantationen dem Tod zu entgehen. Sie führt diese selbstständig durch und ihre Organspender tun dies nicht immer freiwillig ...

Klassisch gut erzählt, der Beginn der Story liest sich wie eine Romanze, die sich von Absatz zu Absatz zum Horror wendet. Kein tieferer Hintersinn, aber ein faszinierendes Feeling.


Florian Heller : Das Ende der Party
UFOs entführen tatsächlich Menschen und experimentieren an Ihnen herum. Als sie jedoch am Gehirn des Protagonisten rumspielen und und ihm einen IQ von 736 verpassen, geht das übel für sie aus. Er tötet sie, übernimmt das Raumschiff, schwingt sich zum Herrscher der Erde auf, findet ein Mittel, um unsterblich zu werden und wartet am Ende auf das Verlöschen des Universums.

Im Gegensatz zu seiner Geschichte "Der Folterknecht" in Nova 17 legt Florian Heller hier eine überaus positive Utopie vor. So führt beispielsweise die Diktatur des Protagonisten über die Erde dazu, daß "die Worte Geld, Rassismus und Verbrechen nur noch einigen Historikern bekannt [waren], und selbst die mussten erst mal nachschlagen." Dabei beginnt die Story inhaltlich gar nicht nett, als der Protagonist mit seinem damaligem IQ von 75 darstellt, wie dumm er war. Die schildert Heller in lakonischer Sprache und einem Stil, daß einem spätestens ab der dritten Zeile das Grinsen aufs Gesicht bringt. Dieses verlässt einen auch im weiteren Verlauf der Story nicht, Heller erzählt in einem derartig trockenem Humor, daß man einen guten Wein zu dieser brillianten Geschichte trinken sollte, um nicht zu dürsten. Oder ein schön gezapftes Bier. Obwohl dies ja ebenso wie Zigarretten gar nicht so gesund ist. "Das Zeug würde mich Jahre meines Lebens kosten. Verärgert drückte ich die Zigarrette aus – und zündete mir fünf Minuten später eine neue an. Leider macht Sucht auch vor Intelligenz nicht Halt."

Insgesamt eine sehr lesenswerte Geschichte, für mich persönlich eine der Besten dieses Jahrgangs.


Holger Eckardt : Das letzte Taxi
Nach drei Jahren Testessen und –trinken kommt ein intergalaktischer Gastronomiekritiker zu dem Schluß, daß für die Erde nur eines in Frage kommt : Die totale Zerstörung.

Diese Inhaltsangabe liest sich witziger als die eigentliche Geschichte. Stilistisch in üblicher Top-Form erzählt Holger Eckhardt hier eine primitiv-klamaukige Story, bleibt mit seinen punktuell gelungenen Ideen an der Oberfläche statt sie auszuloten. Nicht wirklich gelungen.


Norbert Stöbe : Klondike
Ein Häftling erzählt von seinem Leben – und seinem Vater, einem Androiden. Mit dem er, als er älter wurde nicht mehr klarkam und umbrachte. Was aufgrund der Gleichstellung von Menschen und Robotern als Mord bestraft wurde.

Sehr schön erzählt, stilistisch lässt die Story wenig Wünsche offen. Inhaltlich bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits ist die Darstellung des Homunkulus sehr schön aus einer neuen Perspektive erzählt, andererseits ist das Thema doch auch gerade in dieser Form schon oft, vielleicht zu oft, erzählt worden. Geschmackssache, glaube ich.


Wolf Welling: Die Katze Schrödinger
Ein wahnsinniger Wissenschaftler versucht, "Schrödingers Katze" am Menschen zu beweisen. Es gelingt ihm, aber er merkt es nicht.

Nette Wissenschaftsstory mit bekannten Versatzstücken, aber interessant parallel erzählt.


Siegfried Langer: Schöpfungsgeschichte
Ein Raumschiff landet auf dem Potsdamer Platz. Und bleibt daliegen, ohne sich zu rühren.Kanzlerin, SEK, Wissenschaftler, die Opposition, alle sind da und überlegen gemeinsam hilflos, was zu tun ist.Nach drei Tagen spuckt das Raumschiff Insekten aus, die alles Leben auf der Erde, "sogar die Kanzlerin", auslöschen und die Schöpfung von vorne beginnen lassen.

Launig-komische Satire über die Unfähigkeit des Establishments. Nichts Weltbewegend-Tiefsinniges, doch trotzdem lesenswert.


Karsten Greve : Die Entschädigung
Versehentlich von einem UFO entführt, soll Thomasson als Entschädigung Superkräfte erhalten. Doch mit den ihm angebotenen Superfähigkeiten kann er nichts anfangen ...

Nette Vignette, allerdings doch recht trivial. Mehr Lückenfüller als NOVA-Standard.


Michael K. Iwoleit : SF-Spezial
In jeder NOVA-Ausgabe gibt es mindestens eine Story, die genial und herausragend ist. In dieser #18 wird das hohe Niveau jedoch nicht von einer Geschichte, sondern von dem von MKI initiierten SF-Spezial zementiert. Dieses SF-Spezial beleuchtet den arabisch-israelischen Konflikt am Beispiel der SF. Nach Kurzgeschichten folgt ein Interview mit den Autoren. Ich möchte zunächst die drei Stories vorstellen, da diese imho bereits einiges darstellen.

Guy Hasson : Das Attentat
Die technologische Entwicklung eines Gerätes, das in die Vergangenheit sehen kann, beleuchtet ein Attentat während des iraelischen Freiheitskampfes in ganz neuem Licht.
Lavie Thidar : Shira
Das Buch eines SF-Autors und Lyrikers scheint Nur eine Zeitreise in die Zeit vor dem Kleinen Holocaust zu ermöglichen.
Achmed A. W. Kammas (Ghasan Homsi) : Licht
Europa und Nordafrika versuchen, die Sahara mit Sonnenkollektoren zu überziehen. Sie werden allerdings vom israelisch-arabischen Konsortium überholt, daß Sonnensatelliten um die Erde herum plaziert hat und neben der Energielieferung jetzt jeder nicht-kooperativen Gesellschaft im wahrsten Sinne das Licht ausknipsen kann.

Als Israelophiler habe ich mit diesen Erzählungen ein Problem. Die beiden israelischen sind sehr rückwärtsgewandt, beleuchten die Freiheitskämpfe der Israelis vor einem halben Jahrhundert. Beide sind sehr introspektiv, eine israelische Nabelschau sozusagen. Gut geschrieben, jedoch inhaltlich SF-fragwürdig. Im Gegensatz dazu ist die arabische optimistisch-positiv, lässt die Vergangenheit hinter sich und schildert eine gemeinsame Zukunft von Israelis und Arabern. Nur diese Erzählung bietet einen politischen Lichtschein am Horizont, nur hier sehe ich eine Sicht nach vorne. Irritierend.

Das darauf folgende Interview scheint diesen meinen Standpunkt noch zu erhärten, ist aber zu kurz, um wirklich in die Tiefe zu gehen. Hier wäre vielleicht einmal ein gesamter Band israelisch/arabischer SF interessant, Sponsoren sollten sich dafür doch finden lassen ?


NOVA 18 schließt mit einem Nachruf auf Wolfgang Fienhold und dem unvermeidlichen Editorial. Eine Ausgabe mit qualitativ sehr unterschiedlichen Stories, jedoch mit einigen Höhepunkten. Wie eigentlich jede NOVA-Ausgabe lesenswert.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Klassiker in Neuauflage : Captain Future


Das kennen wir wahrscheinlich alle, die Zeichentrickserie "Captain Future" hatte etwas. Die Romane dahinter sind jedoch deutlich faszinierender.

"Captain Future" war eine Serie des SF-Autors Edmond Hamilton (1904-1977). Er war seit 1946 verheiratet mit Leigh Brackett, ebenfalls eine große SF-Autorin und intensiv im Filmgeschäft tätig (u.a. verantwortlich für die Drehbücher von "The Big Sleep", "Rio Bravo" und "The Empire Strikes Back").

Edmond Hamiltons Karriere begann 1926 mit der Veröffentlichung von "The Monster God of Mamurth" in Weird Tales. Er versuchte, als Vollzeitautor allein durch das Schreiben zu leben und veröffentlichte in den verschiedenen Pulps teilweise 4-5 Stories gleichzeitig pro Monat. Seine Geschichten waren das, was wir heute als "Space Opera" bezeichnen, trotz allem vorhandenem Kitsch und Schwulst haben seine Erzählungen einen gewissen Charme, dem man sich auch heute noch schwer entziehen kann. Nach der Heirat mit Leigh Brackett begannen die beiden zusammenzuarbeiten und - die Summe ist eben mehr als die Addition ihrer Teile - es entstanden die besten Romane beider Autoren.

Aber zurück zum Jahr 1939. Mort Weisinger, Verleger von Pulps wie "Thrilling Wonder Stories" oder "Startling Stories" bemerkte, daß die meisten seiner Leser Teenager waren, überlegte sich das Konzept eines Mutanten, der für die Erde kämpft und stellte es auf der ersten World SF Convention in New York vor. Er kündigte eine Serie mit dem Titel "Captain Future" an, angeblich inspiriert durch die Ernsthaftigkeit der anwesenden Fans. Tatsächlich hatte er sein Konzept bereits seit Monaten mit Edmond Hamilton geplant und den ursprünglichen Entwurf deutlich verfeinert. Details dazu findet man in "An Inside Look at Captain Future", einem Aufsatz von Hamilton selbst aus den 70ern (Link).

Die Serie wurde ein Erfolg, in den Jahren 1940 bis 1951 wurden 20 Romane und 7 Kurzgeschichten veröffentlicht. Dabei waren nicht alle Romane von Hamilton, zwei wurden von Joseph Samachson und einer von Manly Wade Wellman geschrieben :

Captain Future Magazin - Romane

Edmond Hamilton : Captain Future and the Space Emperor (Winter / 1940)
Edmond Hamilton : Calling Captain Future (Spring / 1940)
Edmond Hamilton : Captain Future's Challenge (Summer / 1940)
Edmond Hamilton : The Triumph of Captain Future (Fall / 1940)
Edmond Hamilton : Captain Future and the Seven Space Stones (Winter / 1941)
Edmond Hamilton : Star Trail to Glory (Spring / 1941)
Edmond Hamilton : The Magician of Mars (Summer / 1941)
Edmond Hamilton : The Lost World of Time (Fall / 1941)
Edmond Hamilton : Quest Beyond the Stars (Winter / 1942)
Edmond Hamilton : Outlaws of the Moon (Spring / 1942)
Edmond Hamilton : The Comet Kings (Summer / 1942)
Edmond Hamilton : Planets in Peril (Fall / 1942)
Edmond Hamilton : The Face of the Deep (Winter / 1943)
Joseph Samachson : Worlds to Come (Spring / 1943)
Edmond Hamilton : Star of Dread (Summer / 1943)
Edmond Hamilton : Magic Moon (Winter / 1944)
Joseph Samachson : Days of Creation (Spring / 1944)

Startling Stories

Romane
Edmond Hamilton : Red Sun of Danger (Spring / 1945)
Edmond Hamilton : Outlaw World (Winter / 1946)
Manly Wade Wellman : The Solar Invasion (Fall / 1946)

Kurzgeschichten
Edmond Hamilton : The Return of Captain Future (January / 1950)
Edmond Hamilton : Children of the Sun (May / 1950)
Edmond Hamilton : The Harpers of Titan (September / 1950)
Edmond Hamilton : Pardon My Iron Nerves (November / 1950)
Edmond Hamilton : Moon of the Unforgotten (January / 1951)
Edmond Hamilton : Earthmen No More (March / 1951)
Edmond Hamilton : Birthplace of Creation (May / 1951)

Obwohl an ein jugendliches Publikum gerichtet, erfreuen sich die Captain Future-Romane auch bei Älteren großer Beliebtheit. Dies ist nicht zuletzt bedingt durch die von Toei Animations produzierte Zeichentrickserie, die ein Jahr nach Hamiltons Tod herauskam. In Deutschland um etwa ein Viertel gekürzt (ein Fall für Koch Media ?) fand sich schnell eine noch heute begeisterte Fan-Gemeinde von Kindern. (Ok, heute sind das genau die Erwachsenen, die damit Reminiszenzen ihrer Kindheit und Jugend verbinden. Und viel Geld für Memorabilia ausgeben.) In den 80ern wurde ein Teil der Romane von Bastei-Lübbe übersetzt als Taschenbuch herausgegeben :


Band 25 001: Die lebende Legende
Band 25 002: Kollosionsziel Erde
Band 25 003: Die Gravium-Sabotage
Band 25 004: Der Lebenslord
Band 25 005: Diamanten der Macht
Band 25 006: Sternstraße zum Ruhm
Band 25 007: Der Marsmagier
Band 25 008: Im Zeitstrom verschollen
Band 25 009: Die Materiequelle
Band 25 010: Das Erbe der Lunarier
Band 25 011: Im Schatten der Allus
Band 25 012: Held der Vergangenheit
Band 25 013: Planetoid des Todes
Band 25 014: Invasion der Sverd
Band 25 015: Stern des Grauens

Im letzten Jahr hat sich der GOLKONDA-Verlag dieses Themas angenommen. Hannes Riffel, seines Zeichens ebenfalls begeisterter Fan, nutzt seinen Verlag, um die Romane, die ihn schon immer fasziniert haben, in der Form, in der er sie sich immer gewünscht hat, zu produzieren. Dabei nutzt er seine Kontakte und gibt beispielsweise die von Heyne als Taschenbuch verlegte Strugatzki-Gesamtausgabe im würdigen Rahmen als Hardcover heraus. Anfang 2011 erschienen bei Golkonda die bisher nicht auf Deutsch erhältlichen Romane und Erzählungen aus den 50ern :


Captain Future — Die verschollenen Abenteuer 1: Die Rückkehr von Captain Future

Curtis Newton, Beschützer der Erde und Retter des Sonnensystems, ist in den Tiefen des Weltalls verschollen. Werden wir ihn und seine Freunde, die heldenhaften Futuremen, jemals wiedersehen? Ist es möglich, das Captain Future, der Roboter Grag, der Androide Otho und das lebende Gehirn Simon Wright in der Andromeda-Galaxis auf einen Gegner gestoßen sind, dem sogar sie nicht gewachsen sind?

Diese und andere Fragen beantwortet SF-Großmeister Edmond Hamilton in vier längeren Erzählungen, die im Jahr 1950 in den USA erschienen sind und hier erstmals auf Deutsch vorgelegt werden. "Die Rückkehr von Captain Future" ist mit einem Nachwort von Hardy Kettlitz versehen, das sich mit Edmond Hamilton im Allgemeinen auseinandersetzt.
Verlagsankündigung
Enthalten sind hier die Erzählungen :
Die Rückkehr von Captain Future [»The Return of Captain Future« | Startling Stories, Januar 1950]
Kinder der Sonne [»Children of the Sun« | Startling Stories, Mai 1950]
Die Harfner des Titan [»The Harpers of Titan« | Startling Stories, September 1950]
Nerven aus Stahl [»Pardon my Iron Nerves« | Startling Stories, November 1950]


Captain Future − Die verschollenen Abenteuer 2: Der Tod von Captain Future

Ein lang gehegter Traum der Freunde von Curtis Newton und seinen tapferen Futuremen wird wahr − endlich erscheinen auch die letzten Abenteuer von Captain Future in deutscher Sprache! Von SF-Großmeister Edmond Hamilton verfasst und 1951 in den USA publiziert, bilden diese drei längeren Erzählungen gleichzeitig den Höhepunkt und Abschluss einer Weltraum-Saga, die ihresgleichen sucht.

Doch damit nicht genug! Der vorliegende Band enthält außerdem den packenden Kurzroman »Der Tod von Captain Future« des US-Autors Allen Steele, der mit dem begehrten ›Hugo Award‹ als beste SF-Novelle des Jahres ausgezeichnet wurde.

Der Tod von Captain Future ist mit einem Nachwort von Hardy Kettlitz versehen, das sich mit Captain Future im Besonderen beschäftigt.
Verlagsankündigung
Enthalten sind hier :
Mond der Unvergessenen [»Moon of the Unforgotten« | Startling Stories, Januar 1951]
Kein Erdenmensch mehr ... [»Earthmen No More« | Startling Stories, März 1951]
Wiege der Schöpfung [»Birthplace of Creation« | Startling Stories, Mai 1951]
Allen Steele : Der Tod von Captain Future [»The Death of Captain Future« | Asimov's, Oktober 1995]

In Anbetracht dessen, daß die Novelle von Allen Steele 1996 den Hugo gewonnen hat, kann man speziell die Integration dieser Geschichte in die Golkonda-Ausgaben nur begrüßen.

Im Fandom stieß diese Ausgabe auf vehemente Begeisterung und so begann der Golkonda-Verlag, den gesamten "Captain Future" herauszugeben. Skeptisch gegenüber früheren Übersetzungen hat Hannes Riffel dafür gesorgt, daß alle Romane in vollständiger Neuübersetzung durch Frauke Lengermann, Markus Mäurer und Dirk van den Boom erscheinen. Wie sagt der Verlag so treffend : "Alle Texte werden vollständig und mit größtmöglicher Werktreue ins Deutsche übertragen." Also ohne deutschen Zeitgeist, Hamiltons Stil und Manierismus möglichst genau treffend. Im März 2012 erschien dann der chronologisch erste CF-Band "Der Sternenkaiser". In der Verlagsankündigung wird noch einmal betont : "Der Roman Captain Future and the Space Emperor ist im Winter 1940 in dem Pulpmagazin Captain Future erschienen. Er wird hier, erstmals auf Deutsch, mit sämtlichen Illustrationen und allen zur Serie gehörigen Materialien der Originalausgabe vorgelegt." Ein Screenshot der Leseprobe lässt die Sorgfalt, mit der die Romane editiert wurden, erahnen :


Nochmal zur Verdeutlichung : Das ist kein Bild aus den Originalausgaben, das ist die Neuausgabe von GOLKONDA. Wie man sieht, hat sich hier ein Verlag richtig Mühe gegeben, Zeitgeist und Faszination dieser Romane in ihrer Edition einzufangen.

Alle Bände erscheinen als Klappenbroschur und eBook und sind mit 14,90 € bzw. 9,99 € auch für den normalen Geldbeutel erschwinglich. Hörbücher sind geplant, die ersten sind bereits produziert, als inszenierte Lesung mit den Original-Synchronsprechern der Zeichentrickserie.


Edmond Hamilton : Der Sternenkaiser (Captain Future and the Space Emperor, 1940)
Aus dem Amerikanischem von Frauke Lengermann
Golkonda 03/2012, CF 01
Klappenbroschur, 192 Seiten, 14,90 € (eBook 9,99 €)
ISBN 978-3-942396-17-2



Edmond Hamilton : Erde in Gefahr (Calling Captain Future, 1940)
Aus dem Amerikanischem von Markus Mäurer
Golkonda Herbst 2012, CF 02
Klappenbroschur, ca. 192 Seiten, 14,90 € (eBook 9,99 €)
ISBN 978-3-942396-18-9



Edmond Hamilton : Die Rückkehr von Captain Future (Stories, 1950, siehe oben)
Aus dem Amerikanischem von Frauke Lengermann
Golkonda 02/2011, CF 21
Klappenbroschur, ca. 168 Seiten, 14,90 €
Cover : benswerk
ISBN 978-3-942396-04-2



Edmond Hamilton : Der Tod von Captain Future (Stories, 1951/1995, siehe oben)
Aus dem Amerikanischem von Frauke Lengermann und Dirk van den Boom
Golkonda 07/2011, CF 22
Klappenbroschur, ca. 192 Seiten, 14,90 €
Cover : benswerk
ISBN 978-3-942396-05-9


Links
Golkonda-Verlag
Captain Future - Neuausgabe
Captain Future - Hörbücher
Wikipedia : Captain Future
Kommentar von Robert Weinberg zu "Captain Future"
Haffner Press : The Collected Captain Future (amerikanische Liebhaberausgabe)

Dienstag, 1. Mai 2012

Elizabeth Moon : Paksenarrion


Elizabeth Moon : The Deed of Paksenarrion
Sheepfarmer's Daughter (1988) / Divided Allegiance (1988) / Oath of Gold (1989)
Baen 1992
A5-Taschenbuch, 1040 Seiten, ca. 11,- €
ISBN 978-0671721046


Es gibt Bücher, die lese ich immer wieder. Teilweise einmal pro Jahr, wobei ich in machen Jahren pausiere. Heinleins "Starship Trooper" etwa, oder Herberts "Dune". Bei den angloamerikanischen Originalen, die ich in meiner Bibliothek stehen habe, hat sich dies auf vier Geschichten konzentriert. Im SF-Bereich sind das "Tambu" von Robert Asprin und "The Man Who Sold the Universe" von Alan Dean Foster. Bei Fantasy war es früher "Der Herr der Ringe", seit Jahren sind es aber zwei Trilogien, die ich mindestens jedes zweite, dritte Jahr lese : "The Elenium" von David Eddings und "The Deeds of Paksenarrion" von Elizabeth Moon.

Paksenarrion ist die Tochter eines Schafzüchters und flieht aus der Enge der provinziell-dörflichen Gesellschaft in eine Söldnertruppe. Hier wird sie im Kampf ausgebildet und erlebt ihre ersten Schlachten. Das weitere wird sehr schön spoilerfrei im Klappentext ausgedrückt : "But military life and warfare aren't anything like her daydreams...yet she holds to both her duty and her dreams. In the end, she pays the price that heroism demands and becomes the paladin who saves a kingdom...but the journey is longer and darker than she ever imagined. She has to confront and overcome her strengths as well as her weaknesses...and her triumph redeems more than herself."

Ich mag dieses Buch, weil es sich kontinuierlich steigert und von einer Alltags-Fantasy hin zu einer heroischen Paladin-Saga entwickelt. Zusammen mit der Protagonistin, deren Entwicklung im Buch sehr schön nachzuvollziehen ist. Und ich mag das Buch, weil es ein typisches Rollenspiel erzählt, diverse Szenarios eines Dungeon Master, in dem unterschiedliche PC zusammen mit Paksenarrion faszinierende Abenteuer erleben. Dabei sind diese Abenteuer sehr unterschiedlich, die Geschichten während Paksenarrions Zeit als Söldner in der Kompanie des Duke Phelan unterscheiden sich stilistisch und vom Setting her wesentlich von denen als Freelancerin und extrem von denen als Paladin-Aspirant oder Paladin. So hat das Buch nicht nur für jeden Geschmack etwas, es zeigt auch die unterschiedlichen Möglichkeiten auf, ein Fantasy-Szenario zu schreiben.

"Paksenarrion" ist sehr erdverbunden. Obwohl sich Pakse zum Paladin hin entwickelt, liegt der Fokus von Elizabeth Moon doch weniger auf der Rettung der Welt als mehr auf politischen Auseinandersetzungen und lokalen Konflikten. Hier retten die PCs eben nicht die Welt, sondern kümmern sich nur um ihre Gegend. Das finde ich sehr angenehm (obwohl ich danach immer das exakte Gegenteil von Eddings lese).

Die Geschichten um Paksenarrion waren vor einem Vierteljahrhundert, 1988, Elizabeth Moons Debut. Seitdem hat sie mehrere große SF-Zyklen (siehe etwa meinen Kommentar zu den Serrano-Büchern) geschrieben und auch die Saga um Paksenarrion fortgeführt. Doch meine liebsten Geschichten von ihr werden immer diese ihre ersten drei Bücher sein.

Homepage Elizabeth Moon
Wikipedia : Paksenarrion
Wikipedia : Elizabeth Moon
Baen Free Library : Sheepfarmer's Daughter (Freiexemplar des ersten Paksenarrion-Romans als eBook)