Donnerstag, 29. Oktober 2015

TERRA Sonderband 73/74 - Andre Norton : Der letzte der Navajos




Andre Norton : Der letzte der Navajos (The Beast Master)
Beastmaster 01
Terra Sonderband 73 / 74, 30.08.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe Harcourt 1959
Aus dem Amerikanischen von Gisela Stege
Titelbild : Johnny Bruck

Hosteen Storm-Zyklus
The Beast Master (1959)
Lord of Thunder (1962)
in Zusammenarbeit mit Lyn McConchie
Beast Master's Ark (2002)
Beast Master's Circus (2004)
Beast Master's Quest (2006)


Hosteen Storm ist heimatlos geworden, nachdem die Xik-Invasoren kurz vor ihrer endgültigen Niederlage in einem verzweifelten Vorstoß Terra, den Mutterplaneten der Galaktischen Konföderation, in eine radioaktive Strahlenhölle verwandelten. Viele Soldaten Terras, die auf fernen Planeten eingesetzt waren, überlebten den Krieg gegen die Xiks - so auch Hosteen Storm, obwohl er immer in vorderster Linie gestanden hatte. Keine Landschenkung zur Ansiedlung der Heimatlosen auf anderen Konföderationswelten kann aber die Erinnerung an die dahingemordete Erde auslöschen, die die Terraner in sich herumtragen! Einige von ihnen sind wahnsinnig geworden, haben die Waffen gegen sich selbst oder ihre Kameraden gerichtet ...

Nicht so Hosteen Storm, der Letzte vom Stamme der Navajos! Storm besitzt aufgrund seiner Erbanlagen und seiner Naturverbundenheit die seltene Gabe der direkten geistigen Kommunikation mit Tieren - und sein Tier-Team, mit dem er als Neusiedler auf dem erdähnlichen Planeten Arzor landet, gibt ihm einen geistigen Rückhalt und stellt gewissermaßen noch eine Brücke zur verlorenen Erde dar. Doch mehr noch! Hosteen Storm, der Tiermeister, darf gar nicht aufgeben. Er hat noch eine wichtige Mission zu erfüllen - eine Aufgabe, die ihn in die Wildnis des Planeten Arzor führt ...
Klappentext

Der erste Roman des Beastmaster-Zyklus, bedauerlicherweise der einzige, der in Deutschland erschienen ist. Andre Norton auf dem Gipfelpunkt ihrer Kreativität erzählt einen spannenden und stark mit humanistischen und anti-rassistischen Kommentaren gespickten Plot, der den Leser ab der ersten Zeile in seinen Bann schlägt. Dabei geht die Autorin überaus kritisch mit den einzelnen Bevölkerungsgruppen, die in ihrer Geschichte eine Rolle spielen um. Im Gegensatz zu vielen anderen AutorInnen ihrer Zeit vermeidet sie das Klischee einer "edlen" oder "bösen" Menschenrasse und zeigt deutlich auf, daß dies durch die Moral und die Handlungen von Einzelwesen geprägt ist. Selbst die Xik und ihre aus terranischer Sicht unmenschlichen Handlungen stellt sie als Rasse mit anderen Reflexen und Maßstäben dar, nicht als böse im Sinne des Wortes.

Bedauerlicherweise ist diese Ausgabe die einzige deutsche aus dem Beastmaster-Zyklus, "Lord of Thunder" ist lt. Christian Pree nicht in Deutschland erschienen, ebensowenig wie die späteren Romane in Kollaboration mit Lyn McConchie. Stattdessen erschien auch in deutscher Synchronisation der nach ihrem Buch produzierte Film "Beastmaster". Ich sag' es einmal so : Ein typischer Fantasy-Film der 80er, nur für absolut Hartgesottene. Auch die kanadische Serie (3 Seasons, 1999-2002) ist meiner Meinung nach nicht das Gelbe vom Ei. Ich denke, Andre Nortons Roman hätte Besseres verdient.




Mittwoch, 28. Oktober 2015

TERRA Sonderband 72 - Clark Darlton : Das Erbe von Hiroshima



Clark Darlton : Das Erbe von Hiroshima
Terra Sonderband 72, 02.08.1963
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


An dem Tage, als der sonnenhelle Blitz der Bombe den zweiten Weltkrieg beendet und das Atomzeitalter einleitet, wird in den USA ein Mädchen geboren: Ann Britten!In Washington scheint die Sonne - und man feiert den nahen Sieg. Niemand ahnt aber, daß mit der Geburtsstunde einer neuen Ara gleichzeitig die Todesstunde für Homo sapiens näher heranrückt...

Ann Britten ist eine Mutantin, die erste Vertreterin der Gattung homo superior! Der Übermensch ist da - um Jahrtausende zu früh - und Homo sapiens hat ausgespielt...
Klappentext


Der Inhalt des Romans erinnert stark an das Rhodansche Mutantenkorps, das ebenfalls zumindestens teilweise durch die Radioaktivität aus Hiroshima und Nagasaki produziert wurde. Hier ist die Mutter von Ann Britten Opfer eines Unfalls in einer Kernforschungsanlage und kurzzeitig einem Strahlenschauer ausgesetzt. Und wie bei PR ist das Ergebnis eine positive Mutation in Form von Ann Britten, eineer Telekinetin und der Urahnin des Homo Superior.


Die Realität sieht ganz anders aus als Walter Ernsting sich dies in diesen seinen frühen Romanen ausmalt. Die Filmcrew des Film "Der Eroberer", die im Strahlenschauer der amerikanischen Atombombentests filmten, starben fast (?) alle an dadurch hervorgerufenem Krebs. Die prominentesten Opfer sind John Wayne, Agnes Moorehead, Susan Hayward und Pedro Armendáriz. Wieviele Menschen der gesamten Filmcrew an Krebs starben ist unbekannt. Der Film wurde 1954 produziert und kam 1956 in die Kinos. Zum Zeitpunkt des Romans und beim Abfassen des Exposes der PR-Serie waren diese Langzeitfolgen also noch nicht bekannt.

Hätte man diese negativen Folgen aus den Atombombenabwürfen folgern können ? Nicht mit den damals zur Verfügung stehenden Daten und Theorien, deren Grundannahmen sich erst nach Jahrzehnten als inkorrekt erwiesen. In einem Paper der IPPNW heisst es :
Noch bis Mitte der 1970er Jahre war es wissenschaftliche Lehrmeinung, dass Niedrigstrahlung keine gesundheitlichen Auswirkungen habe – bis auf Leukämie. Doch 25 Jahre nach den Atombombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki stieg die Zahl solider Tumore in der Referenzgruppe an. Es zeigte sich zudem, dass "harte", hochenergetische Gammastrahlung weniger biologisch effektiv ist, als niederenergetische wie beispielsweise Röntgenstrahlung.
Quelle

Von daher kann man weder Walter Ernsting noch anderen Autoren seiner Zeit den Vorwurf der Verharmlosung machen. Trotzdem liest sich der Roman heutzutage nicht mehr gut, das Wissen um die Falschdarstellung stört doch sehr den Lesegenuß eines ansonsten flüssig geschriebenen Romans, so sehr, daß andere Macken wie etwa die absolut veraltete Darstellung der Frau dagegen untergehen. Fazit : Nett zu lesen, aber nur etwas für SF-Historiker.

Dienstag, 27. Oktober 2015

TERRA Sonderband 71 - Fredric Brown : Flitterwochen in der Hölle



Fredric Brown : Flitterwochen in der Hölle (Honeymoon in Hell)
Terra Sonderband 71, 05.07.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe Bantam 1958
Aus dem Amerikanischen von Wulf H. Bergner
Titelbild : Johnny Bruck

Die Originalausgabe enthält die Stories
001 - 036 : Honeymoon in Hell (1950)
036 - 038 : Too Far (1955)
038 - 047 : Man of Distinction (1951)
047 - 049 : Millennium (1955)
049 - 058 : The Dome (1951)
058 - 060 : Blood (1955)
060 - 067 : Hall of Mirrors (1953)
067 - 069 : Experiment (Two Timer, Teil 1, 1954)
069 - 078 : The Last Martian (1950)
078 - 080 : Sentry (Two Timer, Teil 2, 1954)
080 - 091 : Mouse (1949)
091 - 093 : Naturally (1954)
093 - 095 : Voodoo (1954)
095 - 124 : "Arena" (1944)
124 - 128 : Keep Out (1954)
128 - 130 : First Time Machine (1955)
130 - 144 : And the Gods Laughed (1944)
144 - 148 : The Weapon (1951)
148 - 164 : A Word from Our Sponsor (1951)
164 - 170 : Rustle of Wings (1953)
170 : Imagine (Gedicht, 1955)

In der deutschen Ausgabe fehlen die Stories
Too Far (1955)
Millennium (1955)
Hall of Mirrors (1953)
Sentry (Two Timer, Teil 2, 1954)
And the Gods Laughed (1944)
Rustle of Wings (1953)
Imagine (1955)


Fredric Browns Kurzgeschichten - dazu muß man nicht viel sagen. Sie sind den SF-Fans sozusagen ins Blut übergegangen, so sehr, daß Gene L. Coon beim Schreiben der klassischen Enterprise-Folge "Arena" unbewusst Browns Story nacherzählt hat. Aber auch "The Weapon", Browns Variante des Kipphardtschen Schauspiels "In der Sache J. Robert Oppenheimer", in der er kurz und prägnant sich über die Verantwortung des Wissenschaftlers auslässt, ist mehrfach variiert worden. Ich empfehle jedem SF-Fan, sich die Brownschen Kurz- und Kürzestgeschichten zu besorgen, es lohnt sich einfach.

Fredric Brown (1906-1972) schrieb nicht nur SF, sondern war auch ein bekannter Krimi-Autor, der ebenfalls diverse Filmskripte für Krimis ebenso wie für phantastische Filme verfasste. Und sein Einfluß ist bis heute ungebrochen, Guillermo del Toro produzierte 1987 den Kurzfilm "Geometria", der auf Browns Story "Naturally" basiert.

Statt weiterer Begeisterungsausbrüche hier ein paar Links :
Fredric Brown auf gutenberg.org
Hörbücher auf LibriVox

SFE

Star Trek TOS : Arena
Ein Interview mit Bobby Clark "The Gorn"

Bud Webster : It's Not the Length, It's What You Do With It
Cullen Gallagher : First Lines

Montag, 26. Oktober 2015

Klassiker in Neuauflage - Fritz Leiber : Hexenvolk



Fritz Leiber : Hexenvolk (Conjure Wife)
Phantasia Horror 3009
Edition Phantasia 2008
Ungekürzte Neuübersetzung
Originalausgabe UNKNOWN WORLDS 04/1943
Aus dem Englischen von Joachim Körber
Paperback, ca. 250 Seiten, 15,90 €
ISBN 978-3-937897-31-8
Leseprobe

Hinter jedem großen Mann, so das populäre Sprichwort, steht eine große Frau ... womöglich gar eine mit Zauberkräften? Was, wenn die zahlreichen Errungenschaften, auf die man(n) so stolz ist, gar nicht denkbar wären, würde Frau nicht ab und zu hilfreich und mit magischen Tricks eingreifen? Das muß der Universitätsprofessor Norman Saylor am eigenen Leib erfahren, als er seiner Frau Tansy verbietet, seine Karriere mittels Zauberei zu fördern ... sein Leben wird zum Alptraum, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Klappentext

Hat Spaß gemacht, den Roman mal wieder zu lesen. Ein Roman aus der Zeit, als sich das Genre von den Konventionen des viktorianischen Schauerromans löste und die Urban Fantasy begründete. Sehr schön zu lesen, wie die Magie nach und nach Einzug in das geordnete Leben des Universitätsprofessors Norman Saylor hält. "Conjure Wife" ist sozusagen eine Vorlage für die Moderne, Leute, die den Roman nicht kennen, dürften sich an "Buffy" ebenso wie an "Harry Dresden" erinnert fühlen.

Ich habe natürlich die PABEL-Ausgabe aus den 70ern und wie bei "Almuric" ist die Übersetzung von Joachim Körber sehr nah am Original dran. Zu nah vielleicht, denn das Buch ist hoffnungslos veraltet. "Battered, Tattered, Yellowed, & Creased" bringt es schön auf den Punkt :
There’s a strong “behind every man is a good woman,” happy hausfrau mentality here, which comes off as sexist, but isn’t helped by Norman’s realization that a woman’s irrationality and traditionalist mentality is what allows her to channel magic. All women are witches, while most men are prevented from gaining this power due to their cold, rational logic. You could argue that it does empower women—they’re the movers-and-shakers in occult power—but I’m not going to make that argument. Nor am I going to defend the book’s references to “Negroes” and “southern Negro superstition.” No overtly hostile racism or misogyny, but it is very much a product of its time.

Von daher kann ich dieses Buch nur Fans empfehlen, die sich auch mit klassischen Werken auseinandersetzen wollen und diese in den zeitlichen Kontext stellen können. Dem modernen Fantasy-Leser gibt es wenig, denn - basierend auch auf diesem bahnbrechenden Werk von Fritz Leiber - wurden in dem Dreivierteljahrhundert seit seinem Erscheinen deutlich bessere, mehrdimensionalere und literarisch ausgefeiltere Romane geschrieben. Wer sich jedoch für die Anfänge dieser modernen urban Fantasy interessiert, ist mit "Conjure Wife" bestens bedient.

Rezension auf sf-radio von Thomas Harbach

Sonntag, 25. Oktober 2015

Klassiker in Neuauflage - Robert E. Howard : Das Blut Belsazars



Robert E. Howard : Das Blut Belsazars
Deutsche Erstausgabe
Edition Phantasia 2012
Phantasia Paperback Pulp Fiction 5002
Originalausgabe ORIENTAL STORIES 1931
mit einem Nachwort von Christian Endres
Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber
Paperback, ca. 150 Seiten, 12,90 €
ISBN 978-3-937897-52-3

enthält die Stories
Joachim Körber : Vorbemerkungen zur Edition
Die Falken von Outremer (Hawks of Outremer, Oriental Stories, 04-06/1931)
Das Blut Belsazars (The Blood of Belshazzar, Oriental Stories Herbst 1931)
Die Sklavenprinzessin [Fragment] (The Slave Princess, Paradox 2010)
Die Sklavenprinzessin [Synopsis] (The Slave Princess, Paradox 2010)
Christian Endres : Nachwort


Irland im zwölften Jahrhundert: In höchster Gefahr flieht Cormac Fitzgeoffrey aus dem von blutigen Kriegen und Stammesfehden gezeichneten Land. Da der hünenhafte, jugendliche Krieger nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll, schließt er sich Richard Löwenherz auf dessen drittem Kreuzzug ins Heilige Land an und findet ein gleichermaßen belagertes und umkämpftes Reich vor, in dem die unterschiedlichen Macht- und Interessensgruppen um die Vorherrschaft kämpfen. Um einen gefallenen Freund zu rächen, tötet er einen französischen Lord im Zweikampf und wird fortan nicht nur von den Arabern gehetzt und gejagt, sondern gilt auch als Außenseiter und Verfemter seiner eigenen Leute. Einsam kämpft Cormac fortan für sich und gegen alle – lediglich von den hohen Idealen ritterlicher Tugend und Tapferkeit geleitet.

Mit Cormac Fitzgeoffrey schuf der Vollblut-Geschichtenerzähler Howard eine von zahlreichen historischen Figuren, die, was Spannung und Abenteuer angeht, seinen großen Fantasy-Helden in nichts nachstehen. Die Geschichten um Cormac Fitzgeoffrey erscheinen erstmals in deutscher Übersetzung.
Klappentext

Ist ja nicht ganz richtig, wenn ich dieses Buch hier unter "Klassiker in Neuauflagen" einordne. Denn Joachim Körber hat hier - auch zu meiner eigenen Überraschung, und ich habe schon einiges an Romanen und Stories von REH gelesen - die Geschichten um Cormac Fitzgeoffrey nicht nur in genauer Übersetzung, sondern auch in deutscher Erstausgabe verlegt. Ich hab' da ziemlich verblüfft geguckt, als weder in meiner eigenen SF-Bibliothek noch bei Christian Pree dort etwas zu finden war. Zusammen mit dem Festa-Verlag ist also in diesem Jahrtausend die Edition Phantasia einer DER Anlaufpunkte für deutsche Übersetzungen der Howardschen Phantastik.

Die Edition Phantasia konzentriert sich dabei auf die originären Howardschen Werke. Vieles von dem, was unter dem Namen "Howard" (zu Recht, wie ich anmerken möchte, nur damit keine Mißverständnisse entstehen) vermarktet wird, lag nach Howards Tod nur als Fragment oder Konzept vor. Diese Konzepte wurden von den Nachlassverwaltern liebevoll und sorgfältig ausgeführt, zuende geschrieben und in den Kanon der Howardschen Geschichten integriert. Insbesondere L. S. de Camp hat sich hier deutlich hervorgetan. Aber es gibt da ein Problem : Robert E. Howard kannte seine Helden aus der Realität. Das heisst nun nicht, daß er tatsächlich mit Conan durch die Gegend gelatscht ist, aber die Menschen, nach denen er seine Helden modellierte, lebten tatsächlich, waren auf Ölplattformen oder als Cowboys beschäftigt und echte tough guys. Howard, geboren 1906 in Texas, lebte sozusagen in der Übergangsphase zur Neuzeit und hat aus den weniger zivilisierten Tagen noch einiges mitbekommen. De Camp, geboren 1907 in New York, lebte zwar zur gleichen Zeit, jedoch in deutlich zivilisierteren Umgebungen. Und diesen Unterschied in den zivilisatorischen Umgebungen und Erfahrungen merkt man deutlich. So ist zum Beispiel der Unterschied der klassischen Conan-Stories zwischen einer rein Howardschen und einer von de Camp bearbeiteten eklatant. Nicht besser, nicht schlechter, einfach anders. Ich persönlich bin bei jeder Komplettlesung der Conan-Stories immer wieder hin- und hergerissen : Einerseits sind die Howardschen Originale viel unmittelbarer, viel "barbarischer" in den Beschreibungen, andererseits ist es schade, daß Howard seine Ideen nicht ausführen konnte und ich bin de Camp dankbar, daß er die Fragmente zuende schrieb.

Die Edition Phantasia konzentriert sich in ihrer Ausgabe voll auf das Original. Das hat den Vorteil, daß man - anders als bei den Conan-Anthologien - nicht durch einen Stilbruch irritiert wird. Der Nachteil ist, daß man von dem Fragment "Die Sklavenprinzessin" und der sich anschließenden Synopse, beides original howardsch, etwas unbefriedigt zurückgelassen wird. Ich zumindest hätte gerne die Geschichte zuende gelesen. Aber die Alternative wäre eine Verwässerung der howardschen Charaktere gewesen, ein Abdruck der 1979 von Richard L. Tierney finalisierten Geschichte. Und das ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Die Konzentration auf originales Material von Howard ist daher meiner ganz persönlichen Meinung nach eine durchaus zielführende Entscheidung der Edition Phantasia. Ich bin einmal gespannt, was da noch kommt.

Die Geschichten selbst sind typischer Pulp der 30er. Nicht sehr selbstreflektierend, eher direkte Action-Geschichten, in denen der Held (und jeder andere Protagonist) erst zuschlägt und dann überlegt. Elric ist eben noch Jahrzehnte entfernt. Spannend sind die Stories auch, wie alles von Howard - und interessanterweise nicht rassistisch. Was mir hier wieder einmal aufgefallen ist, ist die Gleichbehandlung Howards vom Christentum und anderen Religionen und von Menschen aller Hautfarben und Tönungen. Cormac Fitzgeoffrey ist kein hehrer Ritter, einem Ideal des Christentums verpflichtet, sondern ein mittelalterlicher Raufbold, der sich mit jedem anlegt, der ihm und seinen Zielen - meistens Geld - im Weg steht. Seine Kampfgenossen können ebenso Könige (Löwenherz und Saladin haben Auftritte in den Geschichten) wie Kreuzritter, Diebe, Mörder, Glücksritter jeglicher Religion und Hautfarbe sein. Seine Gegner ebenso. Howard schildert fröhlich eine sich von niemandem vereinnamen lassenden Persönlichkeit, die sich in grimmiger Fröhlichkeit durchs Leben schlägt. Und auch wenn mich Cormac doch sehr stark an Howards andere Helden erinnert, hat es schon Spaß gemacht, die Geschichten das erste Mal auf Deutsch zu lesen.

Rezension auf sf-radio von Thomas Harbach

Samstag, 24. Oktober 2015

Klassiker in Neuauflage - Robert E. Howard : Almuric



Robert E. Howard : Almuric (Almuric)
Edition Phantasia 2010
Phantasia Paperback Pulp Fiction 5001
Originalausgabe WEIRD TALES 05-08/1939
Ungekürzte Neuübersetzung 2010
mit einem Nachwort von Joe R. Lansdale
Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber
Paperback, ca. 200 Seiten, 14,90 €
ISBN 978-3-937897-42-4
Leseprobe


Esau Cairn ist ein Mann, der nicht in unsere zivilisierte Welt passt. Als er unverschuldet in einen Mordfall verwickelt wird, versetzt ihn ein befreundeter Wissenschaftler mittels einer geheimnisvollen Maschine auf den fernen Planeten Almuric. Dort, inmitten einer urzeitlichen Umwelt mit wilden Bestien, archaischen Kulturen und tödlichen Dämonen, findet der hünenhafte Kraftprotz seine wahre Bestimmung im Überlebenskampf in einer rauen und unwirtlichen Umgebung. Aus dem verfemten Außenseiter auf Erden wird ein gefeierter und umjubelter Krieger, der seine Kampfkünste in vielen gefahrvollen Situationen unter Beweis stellen kann.
Klappentext

Ebenso wie der FESTA-Verlag hat auch Joachim Körbers "Edition Phantasia" einige sehr schöne Neuauflagen klassischer Werke im Angebot. Ich wollte mir die schon lange besorgen, kam aber nie dazu und es ist ja nicht so, als würde ich unter Mangel an Lesestoff leiden. Letztens habe ich mich dann endlich dazu aufgerafft, bestellt und wurde prompt in der Folgewoche krank, so daß ich statt meiner TERRA Sonderbände mir die drei Neuauflagen vornahm.

"Almuric" ist ein Roman in der Tradition von Burroughs "John Carter". Esau Cairn wird auf einen fremden, fernen, barbarischen Planeten versetzt, erlebt dort Abenteuer und verliebt sich in eine wunderschöne Einheimische. Keines von Howards besten Werken, man merkt dem Roman an, daß die Länge etwas für Howard Ungewohntes war. Das könnte vielleicht an der Entstehungsgeschichte liegen :

When it first appeared in Weird Tales in 1939 as a three-part serial, it didn’t exactly push any envelopes, and was a rather thin novel. Its history explains that. Howard had started the manuscript in 1934 after a British publisher expressed interest his work but needed novels instead of short stories; he had several abortive attempts at novels, culminating in the Conan novel The Hour of the Dragon near the end of 1934. Where Almuric went after that, nobody knows; it’s indicated Howard “finished” it in 1936. Years after Howard’s death a copy showed up in the offices of Otis Adelbert Kline, Howard’s agent and former pulpster. As both Howard and science-fiction fantasies were all the rage, Kline prompted sold it to Weird Tales in ’39, and when Howard and sword-based-subgenres began booming in the ’60s, Ace reprinted it.
Quelle

Daß der Roman im Gegensatz zu den Conan-, Kull- oder Solomon-Kane-Geschichten derart abfällt, liegt an dem mangelhaften Weltenbau. Anders als in seinen anderen Stories ist "Aluric" relativ oberflächlich geschrieben, der Planet seltsam blutleer und die Charaktere stark schematisch. Deshalb wurde früher der Verdacht geäußert, daß Otis Adelbert Kline den Roman weiter / zu Ende geschrieben hat. Ich glaube das nicht, die Diktion erscheint mir typisch Howardsch. Auch gibt es überzeugende wirtschaftliche Argumente dagegen :

Many have accused Otis Adelbert Kline of writing the manuscript himself and passing it off as his own; a thin theory, given that Kline had a strong reputation himself, and many contacts in the industry. Likewise, he’s been accused of finishing the novel for Howard, being a Burroughs imitator himself. Given Kline’s meticulous attention to detail and pseudo-perfectionism with his own planetary romances, I doubt he’d have left Almuric in such a thin and flimsy state as it now exists. In either case, he left it under Howard’s name when he could have received a higher fee as co-author (50%) than as literary agent (10%). Never mind Almuric‘s tepid action sequences, and that Kline was an amateur fencer who loved writing swordfights.
Quelle

Mein persönlicher Eindruck ist, daß Howard selbst dies nicht gut genug fand, mit dem Helden Esau Cairn nicht warm wurde und den Plot lieber für einen anderen seiner Helden aufbewahren wollte. Wie gesagt, nicht Howards bestes Werk, aber lesbar, spannend und in der Neuübersetzung für den Howard-Fan fast schon ein Muß. Die deutsche Erstausgabe ist 1973 bei Heyne erschienen (HEYNE SF 3363), Übersetzer war Yoma Cap. Das Taschenbuch hat 126 eng bedruckte Seiten und entspricht in der Übersetzung seiner Zeit. Körber hat hier eher den frühen Howard mit seiner Diktion der 30er übersetzt. Das macht den Roman weder besser noch schlechter, ist aber stärker am Original dran. [Was Joachim Körber sich auch leisten kann, denn heutzutage ist die Fantasy fest in Deutschland etabliert. Das war 1973 anders, dort ging es auch darum, Fantasy einem breiterem Leserkreis überhaupt erst einmal schmackhaft zu machen.]

It was not my original intention ever to divulge the whereabouts of Esau Cairn, or the mystery surrounding him. My change of mind was brought about by Cairn himself, who retained a perhaps natural and human desire to give his strange story to the world which had disowned him and whose members can now never reach him. What he wishes to tell is his affair. One phase of my part of the transaction I refuse to divulge; I will not make public the means by which I transported Esau Cairn from his native Earth to a planet in a solar system undreamed of by even the wildest astronomical theorists. Nor will I divulge by what means I later achieved communication with him, and heard his story from his own lips, whispering ghostily across the cosmos.
Original

Ursprünglich hatte ich nicht die Absicht, das Geheimnis um Esau Cairns Verschwinden zu enthüllen. Es war Cairn selbst, der mich dazu bewog : Es ist verständlich, daß er seine Geschichte der Welt mitteilen wollte, die ihn verstieß, und deren Bewohner ihn nun nie wieder sehen werden. Was erzu erzählen hat, ist seine Angelegenheit, und ich gebe es weiter ohne Veränderungen und Zusätze. Ich selbst aber kann und will nicht mein Geheimnis preisgeben - die Methode, durch die ich Esau Cairn von seinem Heimatplaneten Erde auf einen Planeten versetzte, der eine Sonne umkreist, von deren Existenz unsere Astronomen nicht einmal träumen. Ich weiß, daß die Menschheit nicht reif für dieses Geheimnis ist, ja es nicht einmal begreifen würde. Ich kann auch nicht erklären, auf welche Weise ich später mit Cairn Verbindung aufnahm und seine Geschichte aus seinem eigenen Munde hörte - in Worten, die als geisterhaftes Flüstern den Kosmos durchquerten.
Übersetzung Yoma Cap

Ursprünglich war es gar nicht meine Absicht, den Aufenthaltsort von Esau Cairn preiszugeben oder das Rätsel um seine Person zu lösen. Cairn selbst jedoch führte meinen Sinneswandel herbei, da er den vermutlich natürlichen und allzu menschlichen Wunsch verspürte, seine seltsame Geschichte eben jener Welt mitzuteilen, die ihn verstoßen hatte und für deren Bewohner er jetzt unerreichbar geworden ist. Was er zu berichten wünscht, ist seine Angelegenheit. Doch über einen Aspekt meiner Rolle bei der Übereinkunft werde ich in jedem Falle Stillschweigen bewahren: Auf keinen Fall mache ich die Methode öffentlich, mit deren Hilfe ich Esau Cairn von seiner Heimat, der Erde, zum Planeten eines Sonnensystems beförderte, von dem sich nicht einmal die phantasievollsten Astronomen jemals auch nur hätten träumen lassen. So wenig ich preiszugeben gedenke, wie es mir später möglich war, eine Kommunikation mit ihm zu bewerkstelligen und ihn seine Geschichte höchstpersönlich schildern zu hören, ein geisterhaftes Flüstern durch den gesamten Kosmos.
Übersetzung Joachim Körber

Man merkt deutlich, daß die Übersetzung von Yoma Cap ganz im Stil der 70er ist und ein damaliges Publikum ansprechen sollte. Körbers Übersetzung hingegen ist eher etwas für Fans, die schon seit Jahren (auch) klassische SF/F lesen und hier eine schöne Neuübersetzung genießen können. Ich habe beide Übersetzungen genossen : Die aus den 70ern beim Aufbau meiner Sammlung vor Jahrzehnten, - sozusagen meine Sturm- und Drang-Jahre - die Körbersche jetzt, nach dem Lesen zigtausender Bücher und in wesentlich abgeklärter Einstellung. Auf jeden Fall kann ich die Ausgabe der "Edition Phantasia" uneingeschränkt empfehlen.

HEYNE 3363, Cover vom "Atelier Heinrichs"

Freitag, 23. Oktober 2015

TERRA Sonderband 70 - Murray Leinster : Die Kinder vom fünften Planeten


Murray Leinster : Die Kinder vom fünften Planeten (Four from Planet Five)
Terra Sonderband 70, 07.06.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe AMAZING 1959
Originaltitel "Long Ago, Far Away"
Aus dem Amerikanischen von Horst Mayer
Titelbild : Karl Stephan


Alles beginnt mit einer titanischen elektrostatischen Entladung, die selbst die freiwerdende Energie Hunderter von A-Bomben in den Schatten stellt.

Überall in der Welt prasselt und dröhnt es ohrenbetäubend aus allen Lautsprechern. Irrsinnige Muster zucken über die Radarschirme - die Strahlen suchen etwas zu erfassen, das noch gar nicht materiell vorhanden ist. Gleich darauf schlagen die Seismographen aus - aber die Schreibgeräte registrieren Schockwellen, die nicht wie üblich von einer Störungsquelle ausgehen, sondern rückläufig aus allen Richtungen auf eine Stelle zustreben ...

Die Ursache des in der Eiswüste der Antarktis aufgetretenen Phänomens wird von einem Mann und einer Frau enträtselt: Soames und Gail, die auch DIE KINDER VOM FÜNFTEN PLANETEN entdecken.
Klappentext


Kein Ruhmesblatt für Murray Leinster, die relativ voraussehbare Geschichte ist zwar gut erzählt, aber deutlich unter dem Standard-Niveau, das ich von ihm gewohnt bin. Auch die Figuren sind sehr schablonenhaft, der Plot voller Logiklöcher. Zwei Sachen sind aber trotz allem hier bemerkenswert : Erstens die klare Positionierung Leinsters in diesem Roman zur individuellen Verantwortung gegenüber der Unterordnung unter die Gesellschaft bzw. den Staat. Dies wird sehr deutlich an den unterschiedlichen Verhaltensweisen von Soames und Gail auf der einen und dem Militär auf der anderen Seite ausgearbeitet. Der zweite Aspekt, den ich für bemerkenswert halte, ist die Diskrepanz zwischen den tatsächlichen Fakten und den Vorurteilen von Soames in der Story. Während er von einer Invasion von Millionen Menschen ausgeht, stellt sich am Ende heraus, daß es nur 2.000 Leute sind. Dies lässt sich leicht auf die heutige Zeit, speziell das Deutschland des Jahres 2015 übertragen - Mimikama lässt grüßen. :-)

Links
Long Ago, Far Away auf archive.org
Murray Leinster in der Enzyklopedia Virginia
TERRA SF inside - Autorenportrait Murray Leinster


Donnerstag, 22. Oktober 2015

TERRA Sonderband 69 - Rex Gordon : Im Kosmos verschollen

Rex Gordon : Im Kosmos verschollen (First to the Stars)
Terra Sonderband 69, 10.05.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe ACE 1959
Aus dem Englischen von Horst Mayer
Titelbild : Johnny Bruck


Die Leute, die Major David Spencer zum Piloten des MASAP-Projektes bestimmten, wählten auch seine Begleiterin aus - eine schöne und eigensinnige Biologin, die für David nicht viel übrig hat.

Aber schließlich würde man sich schon vertragen, denn die Fahrt sollte ja nur zum Mars gehen ...

Alles kam anders als geplant! Die Wunder und Schrecken des Weltalls erwarteten sie und bestimmten ihr Schicksal - das Schicksal zweier Menschen, die auf der Erde als "im Kosmos verschollen" galten!
Klappentext

Also der Roman hier strotzt nur so von Peinlichkeiten. Da zwei Männer nicht monatelang miteinander auskommen, setzt man Männlein und Weiblein ins Raumschiff und hofft, daß "die Biologie" es schon richtet ? Mal ehrlich, das war selbst vor 60 Jahren mehr als peinlich. Der Rest des Romans ist denn auch um keinen Deut besser. Muß man nicht kennen.

Wurde auch weltweit insgesamt nur viermal aufgelegt, nach dem TERRA Sonderband hier kam noch eine Serialisierung in Italien in den 70ern und dann ging der Roman gnädigerweise in den Orkus des Vergessens über.

Rex Gordon alias Stanley Bennett Hough (1917 - 1998) war ein SF-Schriftsteller mit einem nur sehr schmalem Oeuvre. John Clute sagt über ihn :
Throughout his career Gordon showed a strong grasp of human motivation that jarred against a rather superficial use of sf themes and scientific knowledge in general; his underlying pessimism about humanity seemed as a consequence rather underargued, a lack of passion that may have contributed to his long silence as an author.
Naja, ich bin mal auf seinen nächsten Roman gespannt, der als TERRA Sonderband 79 rauskam, der soll ja deutlich besser sein.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

TERRA Sonderband 68 - Wilson Tucker : Die Stadt im Meer



Wilson Tucker : Die Stadt im Meer (The City in the Sea)
Terra Sonderband 68, 12.04.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe Rinehart 1951
Aus dem Amerikanischen von Gisela Stege
Titelbild : Karl Stephan


Der große, bronzehäutige Fremde kam von den blauen Bergen herabgestiegen. Er kam aus einem Gebiet, das seit der schon lange zurückliegenden Atomkatastrophe für die Leute von West-Somerset zu einem weißen Fleck auf der Landkarte geworden war.

Aber als die Frauen, die West-Somerset regierten, den Fremden sahen und von dem Land erfuhren, aus dem er stammte, da unternahmen sie den großen Treck zur Stadt im Meer ...
Klappentext

Wilson Tucker - da habe ich einen netten Roman erwartet. Und ich wurde auch nicht enttäuscht. Obwohl es sein erster Roman ist, liest sich "The City in the Sea" wunderbar leicht und elegant. Das Thema hingegen ist mehr den Pulps entnommen, das entsprechende Cover von GALAXY ist da schon ziemlich zutreffend. Allerdings ist der Roman für die beginnenden 50er sehr emanzipiert, die Protagonisten sind durch die Bank weg Frauen, sie bestimmen, wo es lang geht und was passiert. War damals alles andere als üblich.

Interessanterweise wurde (und wird ?) (Zu dem Fragezeichen komme ich gleich.) der Roman als eher schlecht eingestuft. So schreibt John Clute in der SFE beispielsweise :
His first sf novel, The City in the Sea (1951), deals somewhat crudely with material similar to that treated far more effectively in the much later Ice and Iron (1974; exp 1975); in both, a matriarchal culture begins to re-invade a USA reverted to savagery.
Paul Walker im SFC79 ordnet den Roman sogar als "thankfully out of print" ein. Ich weiss eigentlich gar nicht, was die (zeitgenössischen) Kritiker dagegen haben, "City in the Sea" ist leicht erzählt, kommt ohne übermächtige Feinde aus, ist ein früher feministischer Roman, der ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Ich gebe ja zu, daß er als Erstlingswerk seine Mängel hat, ein erfahrenerer Autor als Tucker es zu diesem Zeitpunkt war, hätte die handelnden Personen deutlich weiter ausgeführt und die angedeuteten Vorlieben und Probleme schärfer charakterisiert. Bruse Gillespie bringt es im SFC79 gut auf den Punkt :
Readers of science fiction have forgotten the ambitiousness of The City in the Sea. Tucker attempted to rid himself of most of the then-current preconceptions about ‘the way an SF story oughta go’. In 1951, most of the characters in SF were men. A woman might make an occasional appearance as a weeping heroine. In 1951, in The City in the Sea, all the characters except one are women. Not only that but, early in the novel, two of the women show that they are in love with each other. A lesbian love affair, in 1951, in a science fiction book? 1951 was about the time when SF writers started to write plots like Minoan mazes, and took pride in perplexing readers. In 1951, Tucker makes quite a serious attempt to leave out the plot altogether. He’s just not interested in shenanigans or melodramatics. I don’t know how he ever sold the book and, to this day, I don’t suppose he does either.
[...]
The trouble with The City in the Sea is that it loses direction as well. Tucker allows form to follow content a bit too closely. Not long after it begins, the book holds but the vaguest of notions where it is going, shows no concrete plan of action, and proceeds in no single direction of movement beyond movement. Tucker sets out to tell the story of a quest but, instead, describes a static idyll, interrupted by episodic adventures. The reader can lose interest as easily as he or she could watch the neighbour’s slides of a recent beach holiday.

Bruce Gillespie hat absolut recht - mir hat der Roman aber trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb ?) ausnehmend gut gefallen. Ist eben - wie so vieles im Leben - reine Geschmackssache. Und wer Lust hat, den Roman zu lesen : Die GALAXY-Ausgabe ist auf archive.org verfügbar.

Dies ist die einzige deutsche Ausgabe dieses Romans von Wilson Tucker. Tatsächlich ist es weltweit die vorletzte Ausgabe des Romans überhaupt, nur noch gefolgt von einer italienischen Ausgabe in den 70ern. Laut ISFDB erschien der Roman 1951 bei Rinehart, dann 1952 bei GALAXY, noch einmal in den Staaten, einmal in Italien, einmal in Deutschland und dann wieder in Italien. Und seit 1973 überhaupt nicht mehr. Schade drum.

TERRA Sonderband 04 - Wilson Tucker : Das endlose Schweigen
TERRA Sonderband 15 - Wilson Tucker : Der Unheimliche
TERRA Sonderband 29 - Wilson Tucker : Die Zeitbombe
TERRA Sonderband 48 - Wilson Tucker : Der letzte Flug der Xanthus

Dienstag, 20. Oktober 2015

TERRA Sonderband 67 - Robert Silverberg : Der Held des Universums



Robert Silverberg : Der Held des Universums (Next Stop the Stars)
Terra Sonderband 67, 15.03.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe ACE 1962
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Neuausgabe TERRA ASTRA 197 (1975)
Neuübersetzung von Heinz Peter Lehnert
Titelbild : Johnny Bruck


enthält die Stories
Der Empath (Warm Man, Magazine of Fantasy and Science Fiction 05/1957)
Die Gesänge des Sommers (The Songs of Summer, Science Fiction Stories 09/1956)
Der Held des Universums (Blaze of Glory, Galaxy 08/1957)
Die Sternriesen (Slaves of the Star Giants, Science Fiction Adventures 02/1957)
Zeitspringer (Hopper, Infinity 10/1956)


Kurzgeschichten von Silverberg sind immer ein Genuß. Sie konzentrieren sich stark auf den phantastischen Aspekt, ohne dabei gesellschaftliche und soziale Komponenten aus den Augen zu verlieren. Besonders schön wird dies in Der Empath deutlich. Hier kommt ein Mann in eine Kleinstadt, der sozusagen als positiver psychischer Vampir die Sorgen und Nöte der Leute aufnehmen und sie durch die entstehende Katharsis zu besseren Menschen machen kann. Ein telepathisches Kind überlädt aber dann seine Fähigkeiten. Wunderschön erzählt, präzise die Probleme einer Kleinstadt und der in ihr lebenden Bewohner anhand von Klischees dargestellt - und die einfache Lösungsvariante durch ein Kind ad absurdum geführt. Lese ich immer gerne wieder. Ebenso wie die Titelgeschichte, bei der Silverberg gekonnt mit dem "Es ist alle ganz anders, als es vordergründig zu sein scheint"-Klischee rumspielt. Macht mir jedesmal wieder Spaß.

Tatsächlich gibt es nur zwei Autoren, die für meinen Geschmack Silverberg bei Kurzgeschichten ebenbürtig bzw. überlegen sind : Ray Bradbury und Frederic Brown. Ich persönlich finde, daß Silverbergs Stories eine Zeitlosigkeit haben, die ihresgleichen sucht. Selbst für die 50er Jahre typische Geschichten wie Slaves of the Star Giants sind nicht nur heute noch lesbar, sondern transportieren zum Leser auch das gleiche Gefühl der Melancholie auf der einen und dem American Dream auf der anderen Seite wie vor 70 Jahren. Vielleicht sehe ich das auch zu positiv, Rich Horton ist da wesentlich kritischer gegenüber den Geschichten. Andererseits : Wenn Rich Horton schreibt "his [Silverbergs] books, even his early less mature works, are always at least professional and enjoyable" und sich eine 70 Jahre alte Ausgabe kauft, um diese auf dem Worldcon in Spokane signieren zu lassen, liegen wir vielleicht doch nicht so weit auseinander. :-)

Silverberg selbst sagt über seine frühen Kurzgeschichten :

I’ve been assembling my stories in collections almost since the beginning of my career. The first, a paperback called Next Stop the Stars, was published in 1962 and contained five very early stories, three of which (“Blaze of Glory,” “Warm Man,” and “The Songs of Summer”) have been carried forth into this very book. Then came Godling, Go Home in 1964—eleven more stories, of which another trio (“Why?”, “A Man of Talent,” and “The Silent Colony” are to be found here), and then To Worlds Beyond, a nine-story book of 1965, and so on and on and on through an inordinate number of collections over the years, that because of their various overlappings are the bane of bibliographers (especially the one called Needle in a Timestack, published in two different editions with largely different tables of contents, neither volume containing the short story of that name).
[...]
I don’t know how many short stories I’ve written. There may be a thousand of them.

Since 1954 I’ve kept a ledger listing every work of fiction and nonfiction that I’ve sold, in chronological order—its original title, the publisher that bought it, the number of words, the payment I received, and the date and place of first publication. The ledger also includes a cumulative count of my published words—the total is just past 25 million now, which puts me up there with Simenon and John Creasey and a few other very prolific writers. And I used to number each individual item in order of its sale.

Somewhere along the way I stopped tallying that last statistic. The most recent catalog number I can find—1093—accompanies an entry for April, 1973. The succeeding decades were not as productive for me as the ones from 1954 to 1973 (there was a period of nearly five years—1974-1978—when I didn’t write anything at all!) but it’s a fair guess that I added several hundred more items to the record during the 1980s and 1990s. So the tally might be in the vicinity of 1500 or so items by now, maybe even a little more. That number would include books and magazine articles as well as short stories; but stories very likely make up two thirds of my total output, which is why I suspect I’ve written about a thousand of them over the past fifty-some years, a stupefying number: just about one every two weeks, on the average, for more than a generation. The ledger in which I list them, each entry taking up a single line, occupies one volume close to an inch thick and in 1998 overflowed to a second volume.

A lot of those stories, of course, were mere rent-payers, spun out at furious speed when I was very young to meet the voracious needs of low-grade magazines. A writer had to be prolific in order to survive, back then—very prolific indeed.

A career in science fiction in the 1950s almost invariably meant a career writing a multitude of short pieces. Unless your name was Heinlein or Asimov or Bradbury, you didn’t think much about getting books published at that time. If you wrote for a living, without holding any sort of outside job, what you wrote was short stories and novelettes for the magazines, and you wrote them just as quickly as you could.

Dies ist entnommen aus der Einführung zu "To Be Continued, Collected Stories of Robert Silverberg, Part 1 : 1953-1958" von Subterranean Press, hier der Amazon-Link inklusive Leseprobe. Der neunte Band dieser Reihe, "The Millennium Express", ist erschienen und kostet als Kindle-Version $2,99. Und obwohl es "nur" eine Auswahl ist, frage ich mich bei derartigen Angeboten (das Taschenbuch kostet 16,95 € bei buecher.de), ob sich nicht wirklich die Anschaffung eines eBook-Readers lohnt. Andererseits warte ich auch gerne auf eine Haffner-Ausgabe. [Ich habe hier noch ein Spitzenbuch von Leigh Brackett bei mir liegen... :-) ... Gerade auf der Haffner-Website rumgesurft. Bäh, bäh, bäh, ihr seid alle böse und wollt nur mein Geld ! Ist schwierig, sich da zu beherrschen...]

Montag, 19. Oktober 2015

TERRA Sonderband 66 - Raymond Z. Gallun : Sternenfieber


Raymond Z. Gallun : Sternenfieber (The Planet Strappers)
Terra Sonderband 66, 15.02.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1961
Aus dem Amerikanischen von Walter Ernsting
Neuauflage als TERRA EXTRA 169 (1967)
Titelbild : Karl Stephan


Gruppen junger Männer und Frauen, die das "Sternenfieber" erfaßt hatte, waren überall auf der Erde zu finden. Sie wollten hinaus ins All, wollten die Zwangsjacke ihres erdgebundenen Daseins abstreifen! Die "Space Bubbles"", aufblasbare Plastikhüllen, die Leben und Fortbewegung im Vakuum des Weltraums gestatten, dienen ihnen zur Erfüllung ihrer generationenalten Sehnsüchte ...
Klappentext

Ein Jugendbuch, wie es in den Goldenen Jahren der Amerikanischen SF öfter herauskam, schön geschrieben, stark auf die Jungen (!) eingehend, wenig detailliert und präzise, was die Physik und die Technik angeht. Dabei aber voller SoW und durchaus auch Selbstkritik.

Im wesentlichen geht es um den Aufbruch einer Gruppe von Jugendlichen ins All, die dort ihr Glück machen wollen. Gallun gelingt es, eine zwölfköpfige Gruppe als Protagonisten in der ersten Hälfte zu schildern und die unterschiedlichen Charaktere und Intentionen deutlich zu machen. Fand ich schon bemerkenswert. Auch sehr gut gefallen hat mir, daß die Inkonsistenz im ersten Teil am Ende elegant aufgelöst wird - zusammen mit ein paar anderen scheinbaren Plotholes. Was nicht heisst, daß im Roman keine Inkonsistenzen und plotdriven Aktionen vorhanden sind, aber einige davon lösen sich wie gesagt am Ende sehr schön und logisch auf.

Etwa ab dem zweiten Drittel verlagert sich der Fokus von der Gruppe auf einen einzelnen Strahlenden Helden, die anderen Mitglieder der Gang tauchen zwar noch auf, haben aber nur Nebenrollen. Gallun erzählt dann die Urbarmachung des Sonnensystems, formal ist dies ein klassischer "New Frontier"-Western. Im Nachhinein ist mir aufgefallen, daß die gleiche Geschichte ohne große Änderungen im 19. Jahrhundert im Westen der USA hätte spielen können, Raymond Z. Gallun hat dort ganz klar seine Inspiration draus gezogen.

Ist nun sehr Geschmackssache, ob man eine solche Geschichte mag oder nicht. Mir persönlich, der ich vor Jahrzehnten Western geradezu verschlungen habe, hat sie natürlich gefallen. Aber die Geschichte ist, ebenso wie der klassische Western, schon etwas angestaubt und veraltet. Also nur für echte Fans beider Genres empfehlenswert.

The Planet Strappers bei gutenberg.org
Als Hörbuch bei LibriVox
SFE
Wikipedia

Thomas Anderson : The Planet Strappers (Review)

TERRA SF 134 - Raymond Z. Gallun : Menschen minus X
TERRA Sonderband 37 - Raymond Z. Gallun : Tödliche Träume

Freitag, 16. Oktober 2015

TERRA Sonderband 65 - Sam Merwin jr. : Die Zeit-Agenten


Sam Merwin jr. : Die Zeit-Agenten (Three Faces of Time)
Terra Sonderband 65, 18.01.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe STARTLING STORIES 08/1953
Originaltitel "Journey to Misenum"
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Titelbild : Johnny Bruck


Gegenwart und Zukunft bekämpfen sich in einer Welt der Vergangenheit!

Der Schauplatz der Auseinandersetzungen ist eine Parallelerde, die auf der universellen Zeitbahn um etwa Jahre zurückliegt. Während in unserer Welt Wissenschaft und Technik geradezu stürmische Fortschritte machen, steht in jener anderen Welt noch das alte Rom in voller Blüte.

Doch außerhalb der Mauern des alten Roms, verborgen in einem verlassenen Landsitz, wartet eine moderne Kampfgruppe, ausgerüstet mit Atomwaffen und Flugpanzern, auf ihren Einsatz, denn die Welt der Antike wird von einem furchtbaren Gegner aus der Zukunft bedroht!
Klappentext

Eine interessante Lektüre. Nicht allzu anspruchsvoll, aber ganz interessant geschrieben und sehr auf die kulturellen Eigenheiten des alten Roms eingehend. Ein Vergleich mit Dirk van den Booms "Tod im Senat" macht die Mängel ebenso wie die Vorzüge von Merwins Story deutlich. "Tod im Senat" legt deutlich mehr Wert auf die Charakterisierung der einzelnen Personen, "Three Faces of Time" hat doch eher holzschnittähnliche Charaktere im Angebot. Während Merwin sich zwar auch mit den Sitten und Gebräuchen des Alten Roms beschäftigt, geschieht das noch lange nicht so intensiv wie bei van den Boom. [Wobei beide Autoren diesbezüglich lange nicht an "SPQR" von John Maddox Roberts heranreichen.] DiBoos Roman ist eher ruhig, der Whodunit bestimmt das Geschehen. Im Gegensatz ist "Three Faces of Time" ein phantastischer Action-Roman, in dem Merwin begeistert vor sich hin fabuliert. Beide Roman haben also ihre Meriten, mir persönlich haben auch beide gut gefallen. Aber in den TERRA Sonderbänden werden beide noch getoppt, gegen Ende der Serie erschien hier die deutsche Erstausgabe von "Lest Darkness fall". :-)

Sam Merwin jr. (1910-1996) war ein amerikanischer Schriftsteller, der nur am Rande SF geschrieben hat. Der vorliegende Roman, die Fortsetzung von "The House of Many Worlds", gehört mit zu seinen besseren Romanen. Deutlich wichtiger für die SF war imho seine Tätigkeit als Editor, etwa für Thrilling Wonder Stories und Startling Stories. Soweit ich das im Netz gelesen habe, waren seine Mystery-Geschichten deutlich interessanter als sein Science Fiction. Allerdings ist wenig von Sam Merwin erhältlich, die meisten seiner Romane seit mehreren Jahrzehnten out of print.

Wikipedia
SFE
Deerstalker Editions

Donnerstag, 15. Oktober 2015

TERRA Sonderband 64 - Kurt Mahr : Bluff der Jahrtausende


Kurt Mahr : Bluff der Jahrtausende
Terra Sonderband 64, 21.12.1962
Originalausgabe
Neuausgabe UTOPIA Classics 26
Titelbild : Karl Stephan


Im Jahr 3962, zu einer Zeit, da die Menschheit sich bereits über weite Teile der Galaxis ausgebreitet hat, wird von den automatischen Geräten eines terranischen AluminiumBergwerks eine aufschlußreiche Entdeckung gemacht. Eine Sammlung von Berichten wird aufgefunden, die ein Mann des 20. Jahrhunderts sorgsam deponierte, um sie der Nachwelt zu bewahren. Was dieser Mann seinen Nachfahren übermittelt hat, erscheint der Terra-Regierung von schicksalhafter Bedeutung. Interstellare Agenten werden eingesetzt, um den Wahrheitsgehalt der Berichte aus der Vergangenheit zu überprüfen - und die Bewohner ganzer Sonnensysteme treffen Vorbereitungen für einen Weltraumkrieg.
Klappentext des UTOPIA Classics-Taschenbuch

Ein interessanter Roman, aktueller denn je.
Der Klappentext oben ist sehr stark neben dem Thema. Tatsächlich erzählt Mahr von einem geltungsüchtigem Schwachkopf mit viel Geld, der Nachrichten und Bomben für die Zukunft in Bergwerksschächten und Denkmälern deponiert. Zweitausend Jahre später gehen die Bomben hoch und die Terraner lesen zu ihrem Erstaunen, daß angeblich die Mongolen Außerirdische seien, die die Erdmenschen unterjochen wollen. Dieser "Scherz" führt fast zu einem intergalaktischem Krieg.

Ich finde es höchst interessant, daß Kurt Mahr bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert sich vehement gegen derartige Propaganda und Hetzreden ausgesprochen hat. Davon können sich heutzutage beide deutschen politischen Lager, Linke als auch Rechte, mehr als eine Scheibe abschneiden.

Mittwoch, 14. Oktober 2015

TERRA Sonderband 63 - John Brunner : Ein Planet zu verschenken


John Brunner : Ein Planet zu verschenken (The World Swappers)
Terra Sonderband 63, 23.11.1962
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe ACE 1959
Aus dem Englischen von Horst Mayer
Neuausgabe TERRA ASTRA 095
Titelbild : Johnny Bruck


Wer verdient es am ehesten, die Milchstraße zu beherrschen?

Ist es Counce, der geniale Wissenschaftler, der eine Entdeckung von größter Tragweite gemacht hat . . .?

Oder ist es Bassett, der galaktische Händler und Finanzmagnat, dessen Raumschiffe die Güter fremder Welten zur Erde bringen ... ? Counce und Bassett - jeder ein Gigant auf seinem Gebiet!

Doch die beiden Anwärter auf die ultimate Macht haben nicht mit den Fremden gerechnet, deren Raumschiff bereits die Galaxis durchstreifen - auf der Suche nach Welten, die sich erobern lassen ...
Klappentext

Tja, im Original als ACE-Double zusammen mit "Siege of the Unseen" erschienen - das sagt schon einiges. Ich empfand es zum wiederholten Male als lesbaren Trash, der aber ansonsten nicht bemerkenswert ist. Dabei habe ich es durchaus gerne gelesen, ist eben ein netter Zeitvertreib. Chris La Tray hat dies genauer beschrieben :

The main force for good is led by a man named Counce, who is a kind of Doc Savage character in that he is super smart, super smooth, has a cast of brilliant support people in his inner circle, always does the right thing, and is a reasonably nice guy to boot. It’s a quick read, and I went cover-to-cover with a smile on my face. Hardcore fans of science fiction who like to nitpick about whether things could happen a certain way or not may not care for this book, but people who enjoy stories of adventure set in the wider universe should be able to have a couple hours of fun with it. I certainly did.
Quelle

Dem kann ich mich nur anschließen. Und darauf hinweisen, Daß Brunner zu diesem Zeitpunkt noch Lichtjahre entfernt von seinen großen Romanen ist, zeitlich als auch stilistisch. Eine sekundärliteraturtheoretische Arbeit über die inhaltliche und stilistische Entwicklung von John Brunner fände ich einmal ganz interessant, falls jemand da etwas weiss, möge er mir dies doch bitte mitteilen. Ansonsten hier zum Abschluß einen Ausschnitt aus dem Buch, der die Mängel, aber auch die Vorzüge dieses Frühwerks schön aufzeigt :

Sitting back relaxedly, he capitalized on Bassett’s discomfort by allowing him to take the initiative. The silence stretched elastically as Bassett looked the intruder up and down and confirmed that he did not look unlike an ordinary man.
At length he said, “Well, what do you want?”
Counce found the choice of question illuminating. Bassett might have been expected to say, “Who are you?” But Counce did not react perceptibly; he merely answered, “I think it would perhaps be better if I told you first that I already know what you want.”
Bassett’s face betrayed a slight puzzlement. “All right,” he agreed. “Tell me what I want.”
“You want to rule the galaxy,” said Counce.
The galaxy?
As good a name for it as any, for people who had barely gotten used to thinking of their back yard as a part of Earth before they had to adjust to the idea of Earth as one planet of a solar system, and then to the system being just one corner of the universe. Vocabulary had lagged behind facts ever since the first tide of real achievement had swamped mankind.
The galaxy, then, though strictly only a very small part of it. Specifically, the thirty-one planets within a radius of two hundred parsecs or so which had been populated by man: thinly, true–ten million here, a hundred million on some of the older worlds–but populated.
The galaxy, human version: a relatively narrow segment of the cartwheel of stars centered on Sagittarius, but wide enough. Wide enough to have accepted people by the cityful when the drivers were first developed, to have offered escape to people who were frightened, unsettled, hungry, idealistic–who needed to get the hell out. That had acted as a safety valve.
Now the boiler was beginning to strain again.
Aus der Kindle-Leseprobe

Dienstag, 13. Oktober 2015

TERRA Sonderband 62 - Donald A. Wollheim (Hrsg.) : Das Rätsel der Venus



Donald A. Wollheim (Hrsg.) : Das Rätsel der Venus (The Hidden Planet)
Terra Sonderband 62, 26.10.1962
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1959
Aus dem Englischen und Amerikanischen von Heinz Zwack
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Stories
Leigh Brackett : Sirenen des Alls (Terror out of Space, 1944)
Lester Del Rey : Ignatz, der Gluecksbringer (The Luck of Ignatz, 1939)
J.T. McIntosh : Die Grauen (Venus Mission, 1951)
Chad Oliver : Projekt Venus (Field Expedient, 1955)

Inhalt der Originalanthologie
005-006 Donald A. Wollheim : Introduction (The Hidden Planet) (Essay)
007-056 Chad Oliver : Field Expedient
057-081 J. T. McIntosh : Venus Mission
082-120 Lester del Rey : The Luck of Ignatz
121-154 Ham Hammond (=Stanley G. Weinbaum) : The Lotus Eaters
155-185 Leigh Brackett : Terror Out of Space


Bei dieser Anthologie wird der Unterschied zwischen den sehr guten und den großen Autoren deutlich. Die Geschichten von J. T. McIntosh und Chad Oliver waren nett und absolut nicht-trivial. Es lohnt sich, diese zu lesen. Aber die Geschichten von Leigh Brackett und Lester del Rey sind einfach genial, diese sollte man gelesen haben, wenn man sich mit (klassischer) SF beschäftigt. [Wobei es natürlich für eine gewisse Art von Möchtegernkritikern einfacher ist, dies als "alten Kram" abzuqualifizieren, statt sich Wissen darüber anzueignen. Das könnte nämlich nicht nur in Arbeit ausarten, sondern auch die eigenen Wertigkeiten verschieben. Und die Erkenntnis bringen, daß hochgehypter moderner Kladderadatsch bereits um Klassen besser in früheren Jahrezehnten erzählt wurde.] Allein die ersten Zeilen der Geschichte von Leigh Brackett nehmen einen gefangen :
Lundy was flying the aero-space convertible by himself. He'd been doing it for a long time. So long that the bottom half of him was dead to the toes and the top half even deader, except for two separate aches like ulcerated teeth; one in his back, one in his head.

Thick pearly-grey Venusian sky went past the speeding flier in streamers of torn cloud. The rockets throbbed and pounded. Instruments jerked erratically under the swirl of magnetic currents that makes the Venusian atmosphere such a swell place for pilots to go nuts in.

Jackie Smith was still out cold in the copilot's seat. From in back, beyond the closed door to the tiny inner cabin, Lundy could hear Farrell screaming and fighting.

He'd been screaming a long time. Ever since the shot of avertin Lundy had given him after he was taken had begun to wear thin. Fighting the straps and screaming, a hoarse jarring sound with no sense in it.

Screaming to be free, because of It.
archive.org

Zur del-Rey-Story habe ich folgendes gefunden :
Lester del Rey is one – and he’ll be back next month with one of the unique – and delightful – characters of science-fiction: Ignatz. Ignatz is unusual in his habits, for one thing. He likes to sleep in boiling water or on superheated steam pipes. But primarily he has a reputation for ‘The Luck of Ignatz’ – which is, of course, the story.
Ankündigung in ASTOUNDING, Juni 1939

Das war dann die Ausgabe mit dem Debut von Heinlein. Aber "Ignatz" kann durchaus neben "Life-Line" bestehen, beide Geschichten haben ihren eigenen Charme. Die Charaktere aus "Ignatz" sind zwar knallhart der 30er-Jahre-Klischeekiste entnommen, aber der trockene und sarkastische Humor lässt mich vermuten, daß dies durchaus Absicht war. Die Geschichte ist eigentlich ganz einfach : Der Mann mit dem größtem Glück im Sonnensystem hat als Haustier einen Zhloat, der das größte Pech im Sonnensystem bringt. Der Rest ist klassisch, um hier zu spoilern : Am Ende kriegt er seine Traumfrau.

Gegen diese beiden Titanen fallen die anderen beiden, auch guten, aber eben nicht genialen Stories deutlich ab. Das heisst aber, daß insgesamt gesehen diese Anthologie von Donald A. Wollheim auch heute noch nicht nur lesbar, sondern auch wirklich angenehm und nur wenig veraltet ist. Wie ich bereits oben schrieb : Sollte man gelesen haben.


Montag, 12. Oktober 2015

TERRA Sonderband 61 - A. E. van Vogt : Der Mann mit dem dritten Auge


Alfred Elton van Vogt : Der Mann mit dem dritten Auge
(Siege of the Unseen)
Terra Sonderband 61, 28.09.1962
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe als "The Chronicler" in ASTOUNDING, 10-11/1946
Aus dem Amerikanischen von Horst Mayer
Neuauflage TERRA EXTRA 174 (1968)
Titelbild : Johnny Bruck


Ein Autounfall ist die Ursache, daß etwas zum Vorschein kommt, das ihn aus der Masse seiner Mitmenschen heraushebt und ihn gleichzeitig zum Ausgestoßenen der Gesellschaft macht: das dritte Auge!

Seine Frau trennt sich von ihm - sie will nicht länger mit einer „Zirkusattraktion"" verheiratet sein!

Er isoliert sich von seinen Mitmenschen, zieht sich in die ländliche Einsamkeit zurück und macht eine unglaubliche Entdeckung: das dritte Auge läßt ihn eine neue Existenzebene erkennen, von der kein Zweiäugiger auch nur etwas ahnt!

Mehr noch! Das dritte Auge ermöglicht es ihm sogar, diese neue Existenzebene zu erreichen ...
Klappentext



Also known as "The Chronicler", this was one of van Vogt’s silliest novels. The protagonist develops a third eye with which he can see into another world which coexists with ours. That wouldn’t have been too bad but now he can hear and feel things from there and actually disappear from our world. In that world there is a war between a spaceship and an age old city filled with people addicted to drinking blood. Predictably he proves to be the decisive factor in ending the stalemate. Bad even for van Vogt.
Don D'Ammassa

So ganz unrecht hat Don D'Ammassa ja nicht, doch ganz so hart würde ich es denn doch nicht sehen. Ja, der Roman ist billigster Pulp, das kann wohl niemand abstreiten. Und ebenfalls ja, der Plot ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. Aber van Vogt erzählt hier sehr flüssig und relativ spannend eine absolut hirnrissige Geschichte. Dieses Story-Telling, dieses mitreißende, die Lücken der Geschichte (zugegebenermaßen von der Größe einer Kleingalaxis) ignorierende Erzähltalent hat mich jedesmal, wenn ich diesen Roman zur Hand nahm, wieder gepackt. Und wie jedesmal, wenn ich ihn dann wieder aus der Hand lege, frage ich mich, warum mir dieser Schund eigentlich so einen Spaß gemacht hat. van Vogt ist eben ein wirklich begnadeter Geschichtenerzähler, was sich bei seinen Originalgeschichten im Gegensatz zu diversen Fix-Ups auch deutlich zeigt. Das macht den Roman aber nicht wirklich besser, darum seien sensible Gemüter vor "Siege of the Unseen" durchaus gewarnt.

Samstag, 10. Oktober 2015

Im Garten

Harry, the handsome Hedgehog.
(Mein Sohn hat gerade Alliterationen in der Schule...)

Freitag, 9. Oktober 2015

TERRA Sonderband 60 - Andre Norton : Gehirnwäsche

Andre Norton : Gehirnwäsche (Star Hunter)
Terra Sonderband 60, 31.08.1962
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe ACE 1961
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Neuübersetzung von Heinz Nagel, ULLSTEIN 2000 #3013 (1973)
Titelbild : Karl Stephan


Es begann als Dschungel-Safari auf dem Planeten Jumala. Nur einer in der Gruppe wußte, um was es wirklich ging. Denn irgendwo auf diesem Planeten lebte ein Mann, in dessen Gehirn das Gedankenmuster eines anderen Menschen eingeprägt war. Für das Auffinden dieses angeblich letzten Überlebenden einer Raumschiffhavarie war eine hohe Belohnung ausgesetzt.

Aber irgend etwas war schief gegangen. Vye Lansor, der angebliche Schiffbrüchige, erinnerte sich schemenhaft an seine wahre Vergangenheit, die man hatte auslöschen wollen, und während die Jäger hinter ihrer vermeintlichen Beute herjagten, ahnten sie nicht, daß sich die Lage völlig verändert hatte und sie zu den Gejagten geworden waren ...
Klappentext

"You have a choice of survivor? The Gentlefem?"

Hume shook his head. "The boy. He was bright, according to the stories since, and he would have the survival manual from the ship to study. He could have grown up in the wilds of an unopened planet. To use a woman is too tricky."

Wie man an diesem Auszug merkt, ist "Star Hunter" incredibly dated, of the rockets and blasters school of adventure sf. Ein netter Action-Roman, aber nicht mehr, und selbst als dieser ziemlich oberflächlich. Das Original ist denn auch nie als Solo herausgegeben worden, sondern immer nur im Rahmen der ACE-Double-Reihe im Tandem mit anderen - manchmal keinen Deut besseren - Romanen. Die 96 Seiten, die der Roman im Original lang ist, erlauben aber auch keine differenzierte Charakterentwicklung. Die Geschichte liest sich zwar nett - Andre Norton ist eben eine begnadete Erzählerin - aber im Endeffekt bleibt der Leser unbefriedigt zurück.

Interessant ist hier der Umgang der Gesellschaft mit dem Individuum. Tatsächlich haben wir es in "Star Hunter" mit einem omnipräsentem Staat zu tun, der seine Bürger keinesfalls als frei versteht, sondern sie ausnutzt und ihnen Fallen stellt. Das ist beim genauen Hingucken schon ziemlich fragwürdig und würde heute so durch kein Lektorat mehr durchkommen.

Da das Copyright der Story nicht erneuert wurde, fiel sie vor einigen Jahren in die Public Domain. Daher findet man auf gutenberg.org das eBook und auf LibriVox das Hörbuch. Viel Spaß damit. :-)

TERRA SF 241/242 - Andre Norton : Die Hexen von Warlock
TERRA SF 343 - Andre Norton : Flammen über Astra
TERRA SF 370 - Andre Norton : Schiffbruch der Zeitagenten
TERRA SF 379 - Andre Norton : Das Duell der Zeitagenten
TERRA SF 526/527 - Andre Norton : Hetzjagd der Zeitgardisten
TERRA Sonderband 60 - Andre Norton : Gehirnwäsche
TERRA Taschenbuch 105 - Andre Norton : Das große Abenteuer des Mutanten

Donnerstag, 8. Oktober 2015

TERRA Sonderband 58/59 - Kurt Mahr : Das Raumschiff der Verdammten



Kurt Mahr : Das Raumschiff der Verdammten
Terra Sonderband 58/59, 03.08.1962
Originalausgabe
Neuauflage als UTOPIA CLASSIC 33
Titelbild : Johnny Bruck


Die GLORIOUS ist ein Raumfahrzeug, das irdische Siedler zu fernen Sternen tragen soll. Aber die GLORIOUS ist viel mehr als das! Ihre gigantischen Ausmaße, die darauf ausgerichtet sind, Millionen Menschen für mehrere Jahre zu beherbergen, machen sie zu dem größten, kühnsten und phantastischsten Projekt der menschlichen Geschichte überhaupt - und gleichzeitig zu einem Monument menschlicher Vermessenheit und Überheblichkeit. Die GLORIOUS, "die Ruhmreiche", trägt einen stolzen Namen - doch trägt sie ihn zu Recht? Die Nachwelt jedenfalls spricht nur vom RAUMSCHIFF DER VERDAMMTEN.
Klappentext

Kurt Mahr in seinem Gigantismus ist immer wieder amüsant. Insbesondere als er Gravitationseffekte hier überhaupt nicht berücksichtigt hat. Aber egal, man muß ja nicht alles beckmessern. Der Roman fängt spannend an, doch bereits auf den ersten Seiten ist man leicht irritiert. Die Kollegen nebenan haben das präzise ausgedrückt :
Wie garantiert man jetzt, dass so ein Projekt scheitert? Richtig, man besetzt die Posten des Kommandanten (Gus Leinster) und des ersten Offizieres (Jan Epheser Helmer) mit zwei Personen, die sich auf den Tod nicht ausstehen können und sich im Vorfeld sogar versucht haben gegenseitig umzubringen.
Schundliteratur

Es kommt wie es kommen muß, auf der GLORIOUS treffen sich die beiden zu einem grandiosem Showdown, bei dem der Antrieb demoliert wird. Der zweite Teil spielt dann Jahrtausende später, aus den einzelnen Decks der GLORIOUS sind autarke Ökologien geworden. Die Menschen haben ihre Herkunft vergessen und müssen langsam vom Ewigem Rat, den Nachfahren der Besatzung, auf das Verlassen des Schiffes vorbereitet werden.

Dieses Buch hat denselben Mangel wie "Die Großen in der Tiefe" von Karl-Herbert Scheer. In beiden Fällen ist der erste Teil spannend und inspiriert geschrieben, der zweite Teil, der deutlich später spielt, fällt dagegen massiv ab. Auch hier ist der zweite Teil Standard, durchsetzt von Klischees und stark voraussehbar. Und wenn auch der erste Teil, der Aufbruch der GLORIOUS, seine Macken hatte, ist dieser zweite Teil für den Leser, der sich mit der Klassik auskennt, eher langweilig. Schade eigentlich.

Mittwoch, 7. Oktober 2015

TERRA Sonderband 57 - Philip Jose Farmer : Die Irrfahrten des Mr.Green



Philip Jose Farmer : Die Irrfahrten des Mr.Green (The Green Odyssey)
Terra Sonderband 57, 06.07.1962
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1957
Aus dem Amerikanischen von Lothar Heinecke
Neuübersetzung von Wulf H. Bergner, HEYNE 3127 (1968)
Titelbild : Karl Stephan


Mr. Alan Green von Terra ist seit Jahren gezwungen, als Schiffbrüchiger unter den primitiven Eingeborenen eines fremden Planeten sein Leben zu fristen. Nur die Hoffnung auf Hilfe aus dem All läßt ihn sein gegenwärtiges Dasein ertragen - und der Gedanke an die Frau, die ihn liebt.

Um inmitten der barbarischen Umwelt zu überleben, ist Alan Green gezwungen, alle Register seiner angeborenen Diplomatie und Schläue zu ziehen. Er bringt es in seiner abenteuerlichen Karriere sogar zum Sklaven des Herzogs von Tropal und zum Liebhaber der Herzogin.

Alan Greens eigentliche Misere beginnt jedoch mit dem Tage, als er erfährt, daß zwei fremde Dämonen in einem Himmelsfahrzeug gelandet seien.
Klappentext

Eine relativ einfache Geschichte, Farmers erstes längeres Werk. Ich fand das ganz nett, geradeheraus erzählt, ohne Schnörkel und stilistisch bemerkenswert. Allerdings ist dieser Roman 5 Jahre nach "The Lovers" und "Sail on! Sail on!" erschienen, so daß Farmers Zeitgenossen deutlich mehr von ihm erwartet haben :
The Green Odsyssey is a pastel pastiche, superficial and half-hearted, of Tarzan, Conan, Hubbard's Caves of Sleep and heaven knows what all else. What color it has is borrowed without improvement. Like some of de Camp's lesser works the story is set on an alien planet for no very evident reason; with minor changes, it could as easily have taken place in medieval India right here on Earth.
The element which is specifically science-fictional is shoveled in: Green is that king cliches, the castaway space-traveler. Hearing that some other spacemen have been captured and are being held as demons in a distant kingdom, he leaves queen-mistress and slave-wife (but the later tags along with her six children) and ships out on a merchant "roller"—a sailing vessel on wheeels. This is an ingenious notion, given the absolute flatness of the alien plain, but its interest lasts just as long as the first description of it, after which the "rollers" begin acting exactly like ordinary vessels. In which case, of course, the plain might just as well have been an ocean to begin with. "A difference that makes no difference is no difference."
Farmer's characters are sharply defined, but have nothing to do. Green himself is a reluctant lover and hero, the type of the comic adventurer; but he is propelled by the author through a series of notably unfunny adventures. His wife, Amra, is a majestic white-goddess figure; the plot gives her a couple of minor rescues to perform offstage, when the hero might better have gotten himself out of trouble; otherwise she has no function except to deliver stadard dusky-belle line over and over—you know, "White man sail away in big boat, forget poor Cheeta." The merchant, Miran, a wonderful blend of optimism and greed, has a supernumerary's role; and so on. The story winds up in a blaze of Tom Corbettism: the floating islands which roam the plain turn out to be abondoned lawn-mowers (honest), left over from a time when the plain was one gigantic spaceport. By taking over one of these, Green mows down his enemies, rescues one of the castawy spacemen, &c, &c. The whole thing is miserably dull and must have been drudgery to write; the author's private jokes (e.g., calling the merchant clan Effenycan and their god Mennirox) don't help.
Damon Knight in INFINITY, 1957

Ich persönlich finde das ja etwas übertrieben, so schlecht ist die Geschichte nicht. Sicher, sie ist bis zu einem gewissem Grad simpel und bietet dem Leser, der sich mit den verschiedenen SF-Topoi auskennt, wenig überraschendes. Aber erstens ist der staubtrockene Humor, der teilweise ans Sarkastische grenzt, schon lesenswert und zweitens fand ich das eine sehr schöne Geschichte im Stil der Tarzan-/Burrough-/Mars-Romane, die in dieser Zeit (und auch später noch) Hochkonjunktur hatten. Farmers charakterisiert seinen Helden als eher naiv denn intelligent, von seiner wesentlich helleren Frau dominiert. Das ist schon ein Kontrapunkt zu den damaligen Heldengestalten, die in anderen zeitgenössischen Romanen auftauchten. Und last, but not least : Philip Jose Farmer ist ein begnadeter Erzähler, ein Storyteller, wie er im Buche steht. Einer der Autoren, von denen ich immeer gerne alles gelesen habe, denn egal, über was er geschrieben hatte, sein Stil packte mich jedesmal wieder. Von daher kann ich auch diesen Roman vorbehaltlos empfehlen.

Rezension Floyd C. Gale, 1958
Hörbuch
Homepage

Dienstag, 6. Oktober 2015

TERRA Sonderband 56 - Donald A. Wollheim (Hrsg.) : Sternenstaub


Donald A. Wollheim (Hrsg.) : Sternenstaub (Adventures in the Far Future)
Terra Sonderband 56, 08.06.1962
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1954
Aus dem Amerikanischen von Monika Glettler & Hans Kneifel
Titelbild : Johnny Bruck

enthält die Stories
Poul Anderson : Ein Kapitel schliesst (The Chapter Ends, 1954)
Lester Del Rey : Sturm zwischen den Welten (The wind between the worlds, 1951)
Murray Leinster : Überlicht (Overdrive, 1953)
Chad Oliver : Sternenstaub (Stardust, 1952)
Martin Pearson (= Donald A. Wollheim) : Das millionste Jahr (The Millionth Year, 1943)


Keine der wirklich großen Anthologien. Die Geschichten plätschern so an einem vorbei, daß man sie kurz nach dem Lesen gleich wieder vergessen hat. The Chapter Ends von Poul Anderson ist dabei noch die beste Story, die hat wenigstens ein bißchen Drive.

Im Original wurde "Adventures in the Far Future" als ACE-Double zusammen mit der Anthologie "Tales of Outer Space" herausgegeben. Beide Anthologien sind bisher nicht neu aufgelegt worden, "Sternenstaub" ist die einzige Ausgabe nach der ACE-Edition.

Andrew Liptak : Donald Wollheim and the Ace Double Novel

Montag, 5. Oktober 2015

TERRA Sonderband 55 - Eric Frank Russell : Die Wespe



Eric Frank Russell : Die Wespe (Wasp)
Terra Sonderband 55, 11.05.1962
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1957
Aus dem Amerikanischen von Walter Ernsting
Neuübersetzung Ute Seesslen 1973, Ullstein 2000 #2965
Titelbild : Karl Stephan


Die Menschheit ist im Krieg mit Außerirdischen und bildet Agenten aus, die auf die Planeten der Feinde eingeschleust werden. Da die Außerirdischen nur eine andere Farbe haben als die Menschen und ihre Sprache viele unterschiedliche Dialekte aufweist, ist das nicht schwer.

In verschiedenen Stadien wird beschrieben, wie die Wespe in einem Ein-Mann-Guerillakrieg mit Stichen eine Überreaktion der Behörden erzeugt. Ein paar Flugblätter hier und da, ein paar mit Falschgeld gekaufte Morde, und schon wird in der Vorstellung ein Mann zu einer ganzen Untergrundorganisation, die einen ganzen Apparat beschäftigt hält, der sich so nicht mehr um die Verteidigung des Planeten kümmern kann.

Obwohl die Wespe immer wieder in brenzlige Situationen kommt, geht der Plan schließlich auf und die Menschen können den Planeten erobern.
Inhaltsangabe Wikipedia

"Ein-Mann-Guerillakrieg" ist witzig. Tatsächlich haben wir es hier mit der Beschreibung terroristischer Aktionen zu tun. Terry Pratchett meinte dazu "I can’t imagine a funnier terrorist’s handbook." Und Neil Gaiman schrieb auf tor.com :
The only book I’ve optioned was WASP. I started the script, wrote about a dozen pages, the Sept 11th happened, and I let the option lapse; I didn’t think that the world (or at least the US)would be ready for a terrorist hero for a very long time. And he is a terrorist — one man tying up an entire planet’s military might as they look for a huge non-existent organisation, using nothing but the 1950s plot-equivalent of a couple of explosions and a few envelopes filled with anthrax powder…
Quelle

Denn bei aller Liebe zu klassischer SF ist dies ein sehr bedenklicher Roman. Die Sirianer werden als gesichtsloser Feind, den es zu bekämpfen gilt, dargestellt, warum und wieso wird nicht einmal rudimentär angesprochen. Keine einzige Aktion wird hinterfragt, das macht man eben so. Von daher sollte man dieses Buch mit Vorsicht lesen und sich darüber im Klaren sein, daß hier stupides Soldatentum dargestellt wird. Und außerdem ein ziemlicher Chauvinismus :
This is an old fashioned book, written before women were invented—I don’t think there’s a single woman with a speaking role in the book.
Jo Walton

Wasp auf archive.org

Samstag, 3. Oktober 2015

Geburtstagsgeschenk

Zu meinem Geburtstag vor ein paar Tagen habe ich unter anderem auch eine selbstgemachte Büchertasche von meiner Frau geschenkt bekommen. Mit dem Monster Hunter International-Logo und dem passenden Schriftzug drauf. Da habe ich ihr wohl etwas sehr von vorgeschwärmt...

Donnerstag, 1. Oktober 2015

TERRA Sonderband 53/54 - Henry Kuttner / C. L. Moore : Alle Zeit der Welt



Henry Kuttner / Catherine Lucille Moore : Alle Zeit der Welt (Fury)
Terra Sonderband 53/54, 13.04.1962
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe ASTOUNDING 05-07/1947
Aus dem Amerikanischen von Robert W. Eiben (=Rainer Eisfeld)
Titelbilder : Johnny Bruck


Eine Rasse Unsterblicher bestimmt das Schicksal der letzten überlebenden Menschen, die sich unter Kuppeln auf dem Grunde der Venus-Ozeane zurückgezogen haben - bis eines Tages Sam Harker, einer der ihren, rebelliert und für eine neue Zukunft der Menschheit kämpft ...
Klappentext

Beneath the rolling seas and deadly atmosphere of Venus are the Keeps - fully enclosed cities that house descendants of the survivors who first harbored atomic energy to escape a dying earth. In massive superstructures built beneath the Venusian seas, a complex feudal society devoted simply to decadence has evolved. Presiding over that society are Immortals - genetic throwbacks to the mutant atomic survivors. While the society is stable, the stability will only lead to its destruction, and the harsh environment outside the Keeps is malevolent and encroaching.

Born into it all is Sam Harker, son of an Immortal and the object of his father's disdain after his mother perished during childbirth. Sam is subjected to treatments which stunt his growth and leave him hairless, and he is exiled from the society of the Immortals and set on the tumultuous path of a rebel's life - one inspired by hatred and a desire for vengeance on the society.

Sam's search for revenge and his great abilities make him more powerful than the more decadent residents of the Keeps... and perhaps even more powerful than the Immortals themselves. He seeks mass appeal as a politician in a campaign that assaults society. It is not until everything is destroyed - that is, in the aftermath of destruction - that the reclamation of human destiny is even a remote possibility.
Klappentext des Skyboat-Hörbuchs

Ein richtig schöner Action-Roman, interessanterweise wenig gealtert. Und eigentlich auch heute noch relativ modern, insbesondere in Bezug auf die feministischen und sexualisierten Darstellungen der Kuppel-Gesellschaft. Wie schrieb ein Rezensent so treffend : "Nimm statt der Venus einen anderen, erdähnlichen Planeten, eliminiere ein paar übriggebliebene Chauvinismen, mach' die Sex-Szenen etwas expliziter und der Roman ist absolut up to date." (John Grant : Fury)

Obwohl der Roman allgemein unter dem Label "Kuttner" verkauft wird, ist er doch ein Gemeinschaftswerk von ihm und seiner Frau. Tatsächlich ist die Geschichte ursprünglich auch unter dem gemeinsamen Pseudonym "Lawrence O'Donnell" bei ASTOUNDING erschienen. Catherine Lucille Moore sagt dazu im Vorwort der Peregrine-Ausgabe 1975, daß sie ein Achtel dazu beigetragen hat :
This is the story behind the story of FURY. It's as good a way as any I can think of to write an introduction to the present edition.

Henry Kuttner and I made our living by writing. So of course FURY was written primarily for money. But since we deliberately chose this rather agonizing way of making a living, we must have got something more than money out of it, and of course we did.

There, is a wonderful point in many stories which comes after the characters and the general lines of action are set, when things begin to move by themselves. This is where the unconscious takes over. All the writer's submerged beliefs and fears and hopes come surging joyfully to the surface to take full charge, and the writer's only function is to type fast enough to keep up. This happy state unfortunately isn't common. But when it does come, there are few greater pleasures in life.

The reason, of course, it that (besides the necessary money) such stories bring their writers that glorious freefall sensation which is a kind of catharsis of the unconscious. Characters personifying one's deeply felt beliefs and values test them out in action in a fictional world. You don't know at the time what's happened. You just know you feel wonderful. Long afterward, rereading the work, you can see what lies just under the surface.

Yesterday I reread' FURY for the first time in many years, and I'm not surprised, but interested, to see in it the two recurring themes which emerge quite explicitly in nearly everything we wrote. Hank's basic statement was something like, "Authority is dangerous and I will never submit to it." Mine was, "The most treacherous thing in life is love." In FURY these two ideas underlie everything that happens. I can identify which parts I contributed and which he did by this alone.

FURY was written by about one and an eighth persons. We collaborated on almost everything we wrote, but in varying degrees. It worked like this. After we'd established through long discussion the basic ideas, the background and the characters, whichever of us felt like it sat down and started. When that one ran down, the other, being fresh to the story, could usually see what ought to come next, and took over. The action developed as we went along. We kept changing off like this until we finished. A story goes very fast that way.

Each of us edited the other's copy a little when we took over, often going back a line or two and rephrasing to make the styles blend. We never disagreed seriously over the work. The worst clashes of opinion I can remember ended with one of us saying, "Well, I don't agree, but since you feel more strongly than I do about it, go ahead." (When the rent is due tomorrow, one tends toward quick, peaceful settlements.)

In FURY, which is a good example of this process, I wrote comparatively little of the copy. The idea was basically Hank's and I didn't identify very strongly with it. I didn't identify with Sam Reed, the lead character. But what I did contribute I can recognize instantly, after all these years, by the passages in which color-images pre-dominate, and in which my dramatically gloomy theme appears.

Rereading the book now, I find I enjoy it very much. I can accept the theme of FURY. I can even accept Sam, feeling rather horrified at my own acceptance of what he acomplished. Given the basic premise of the story, he had to be what he was - utterly ruthless, terribly intelligent, terribly vulnerable, fighting every hour of his life by every savage form of trickery, betrayal, murder, to reach a goal he was never truly aware of.
The premise is that mankind, having settled down in a luxurious Eden of the future, with no challenges left, would slowly strangle in its own inertia if, out of somewhere, a deliverer did not come with a flaming sword to drive them back to life.
In this case life is the almost intolerable condition on the continents of Venus, full of the fury of mindless animal and vegetable and insect life gone wild with growth and death. Even the soil and the air are alive with fierce bacterial forms in constant struggle for survival widl every other lifeorm on the planet.

How Sam fulfills this challenge, by the most complex methods, for the worst of motives, is the story of FURY,

I often think about that last line, too. And wonder.
zitiert nach Chris Perridas : Antiquarian Weird Tales

Wie gesagt, mir hat der Roman gefallen, insbesondere auch der deutlich spürbare Einfluß von C. L. Moore. Allerdings möchte ich nicht verschweigen, daß dies ein reiner Action-Roman ist, geschrieben um Geld zu verdienen und nicht aus künstlerischem Anspruch. Im Gegensatz zu einigen anderen Romanen der beiden Autoren ist er doch relativ eindimensional. Obwohl die Darstellung der Flüchtlingsgesellschaft auf der Venus gut durchdacht und nicht-trivial ist, besteht die Handlung doch eher aus Standard-Aktionen. Und mir fehlt hier so ein bißchen das Flair, das insbesondere die Romane von C. L. Moore - etwa "Shambleau" - auszeichnet. Von daher kann ich ihn nur eingeschränkt empfehlen.

Martyn Casserly : The forgotten Sci-Fi master