Dienstag, 30. September 2014

TERRA SF inside - Rezensionen SFT (III)

Auf der LKS von Heft 434 wurden wieder Rezensionen aus der "Science Fiction Times" veröffentlicht - und der Druckfehlerteufel verflucht :


Auch schon damals ließen die Fans dem Verlag nichts durchgehen ...

TERRA SF 451 - Hans Kneifel : Die Sklaven von Argoos


Hans Kneifel : Die Sklaven von Argoos
Kampf in der Galaxis 02
Terra SF 451, 25.03.1966
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Die "Last Orbit" und ihre Schwesterschiffe erreichen das Planetensystem der Argoos, die vor Jahrtausenden von den Aimara als Sklaven ausgenutzt wurden. Sie leben in Stagnation auf 15 Planeten, jeder Fortschritt wird unterdrückt. Das ändert sich, als die Terraner eintreffen.

Klasse! Dieser Mittelteil des Zyklus war unheimlich beeindruckend, er erinnert sehr stark an "Unternehmen Stardust". Nicht von der Handlung oder den Protagonisten her, diesbezüglich könnten beide Romane nicht unterschiedlicher sein. Aber das Feeling ist schon sehr ähnlich, fast identisch. Wie ich vor drei Jahren, beim Vergleich der Originalserie mit dem ersten Neo-Taschenheft, schrieb, ist "Unternehmen Stardust" unheimlich optimistisch, ein Paradebeispiel für die Aufbruchstimmung der 60er. "Die Sklaven von Argoos", 5 Jahre danach erschienen, zelebriert diese Aufbruchstimmung ebenfalls. Dieser optimistische Grundton, zusammen mit Kneifels idealistischer Sicht der Realität, heben diesen Roman weit über das Mittelmaß hinaus. Dabei wird schon deutlich, daß Menschen nicht so handeln, wie sie es im Roman tun - sie sollten sich aber so verhalten. Ich verstehe diesen Roman durchaus auch als Utopie und habe ihn mit Genuß gelesen. Er ist vielleicht nichts für die Gruppe der heutigen Depri-SF-Fans, die sich lieber eine Dystopie nach der anderen ausmalen. Für den Rest der SF-Liebhaber (die Mehrheit, wie ich hoffe) kann ich nur ein klare Leseempfehlung aussprechen.



Kampf in der Galaxis
TERRA 449 - Das unsichtbare Netz
TERRA 451 - Die Sklaven von Argoos
TERRA 453 - Die letzte Schlacht der Aimara

Montag, 29. September 2014

TERRA SF inside - Ellery Queen's Kriminal-Magazin No. 1 ... oder doch nicht ?

Auf der Rückseite von Heft 432 vom 26.11.1965 findet man Werbung für Ellery Queen's Kriminal-Magazin :


Tatsächlich ist diese Numerierung von Heyne nicht ganz korrekt. Denn in Deutschland sind schon früher Ausgaben dieses Magazins verlegt worden. Der Berliner Aufwärts-Verlag hatte bereits 1954 sieben Ausgaben des Magazins herausgegeben. Auch Heyne hatte bereits in der Allgemeinen Reihe mehrere Auswahlen daraus veröffentlicht. Weitere Details und eine Titelbildübersicht findet man beispielsweise auf der Seite von Karl Jürgen Roth.

TERRA SF 450 - Moore / Kuttner : Der Brunnen der Unsterblichkeit


Catherine Lucile Moore / Henry Kuttner : Der Brunnen der Unsterblichkeit (Earth's last Citadel)
Terra SF 450, 18.03.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1943
Aus dem Amerikanischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Johnny Bruck


Torn from the Twentieth Century by the super-science of a master being from an alien galaxy, four adventurers find themselves at Carcasilla, EARTH'S LAST CITADEL, a billion years from now. It is there that the mutated remains of humanity are making their final stand.
Klappentext des SF-Gateway-eBooks

Catherine Lucile Moore und Henry Kuttner sind zwei der besten Schriftsteller der frühen SF&F. Stories wie "Shambleau" oder "Mimsy were the borogroves" sind auch heute noch hervorragende SF. Dies gilt allerdings nicht für diesen Roman. Thomas M. Wagner hat es auf den Punkt gebracht : "[...] here comes the rude middle finger of reality: Most SF from this period, though it has immense historical value, doesn't hold up today for a picosecond. The wartime adventure Earth's Last Citadel is no exception. It's all about a quartet of people — two Allies, and two agents for the Axis — who stumble upon a mysterious craft in the North African desert, and are catapulted into the far far future, where they end up in conflict on a dying Earth against the mysterious alien "gods" who control a specially-bred species of pet humans from their towering citadel. While I could see how it all may have been quite thrilling six decades ago, this castaways-in-time saga is, by any modern measure, fairly dull and bland reading, even at under 150 pages. There is no depth to any of the stock characters, and the story relies too heavily on dazzling imagery for its sense of wonder, an approach that may have been more successful had the prose used to convey said imagery been substantially less purple. The usual clichés put in an appearance; the first human encountered in this distant future is a beautiful girl, who promptly hooks up with our stalwart male protagonist." Der Roman war wirklich etwas sehr dröge, die Geschichte ist einfach (vom heutigen Standpunkt, natürlich) vollkommen daneben, auch sehr schablonenhaft erzählt, man weiss schon auf Seite 10, wie alles weitergeht. Von daher : Hände weg, es gibt besserer Romane der beiden Autoren.

Sonntag, 28. September 2014

TERRA SF inside - Western-Werbung

Zur Abwechslung heute einmal etwas für die Western-Fans unter uns. Auf der Rückseite von Heft 431 vom 19.11.1965 findet man Werbung für die Westernhefte des Moewig-Verlages :


Regelmäßige Leser meines Blogs dürften sich hier an die doch sehr ähnliche Perry-Rhodan-Werbung von 1961 erinnert fühlen.

TERRA SF 449 - Hans Kneifel : Das unsichtbare Netz


Hans Kneifel : Das unsichtbare Netz
Kampf in der Galaxis 01
Terra SF 449, 11.03.1966
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Männern, die diese enge Beziehung viele Jahre lang, bis zum Tod, aufrecht erhalten. Beide Männer waren gleichaltrig; im selben Monat desselben Jahres geboren. Als das unsichtbare und unzerreißbare Netz sich um sie und eine Handvoll anderer Menschen zu legen begann, waren sie siebenundzwanzig Jahre alt. Sie hießen Grumman und Blackborn.
Die seltenen Kontakte der Beiden mit der sie umgebenden hektischen Zivilisation des ausgehenden dreiundzwanzigsten Jahrhunderts glichen sich in Kürze und Oberflächlichkeit. Beide leiteten ein geheimes Projekt, das von der Staatengemeinschaft finanziert wurde. Man nannte das Projekt ‘Last Orbit’.

Blackborn und Grumman waren Fanatiker der Sterne; ihr Ziel war, Leben in der Weite der Galaxis zu finden.
Klappentext des story2go-eBooks

Projekt Last Orbit war in seiner letzten Phase ...

William Nader Blackborn liebte den Regen. Regen bedeutete für ihn einen melancholischen Zustand, während dem das Innere selbst bizarrer Lokale fast gemütlich wirken konnte; nicht aber jetzt und hier. Hier terrorisierten ihn Lärm, Musik und Geruch nach Schweiß, Getränken und ungezählten Zigaretten. Ein blasser, kleiner Bursche in einer gläsernen, schalldichten Kabine hantierte mit Laufwerken und einer Verstärkeranlage, die mit elfhundertsechzig Watt gefahren wurde und deren Bässe die Mauern erschütterten.

Es herrschte eine rhythmische Kakophonie, die ihresgleichen suchte. Das Lokal hieß Broken Toy. Die Gäste sahen aus, als wären sie große Kinder, denen man das Spielzeug zerbrochen und weggenommen hatte.

»Diese schöne Welt scheint aus müden, alten Männern zu bestehen und aus einem Rest, der irrenhausreif ist!«, brüllte William. Eine blendend aussehende Frau im gewagten, ärmellosen Kleid, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, mit kalten Augen und überlangen, schwarz lackierten Fingernägeln, rückte ihren Barhocker von Blackborn weg.

»Und aus sehr lauter Musik«, ergänzte Grumman. »Es ist das Jahrhundert elektronischer Verstärker und der reproduzierten Fruchtbarkeitstänze stellarer Völker – nur dort werden sie seit einer Generation nicht mehr gebraucht.«

Mit dem Gesichtsausdruck von Menschen, die einen Ästheten an vollkommene Dekadenz und einen Mediziner an Speed- oder Crack-Missbrauch denken ließen, bewegten sich geschätzt rund 200 meist junge Personen im Disco-Licht auf dem Viereck, das hier allgemein als Tanzfläche bezeichnet wurde.

»Schön – nicht wahr?«, schrie Blackborn und hielt dem cyborg-aufgerüsteten Barmädchen sein Glas hin; er bekam es innerhalb von drei Sekunden gefüllt zurück. Die beiden Wissenschaftler besuchten solche Lokale, um einmal etwas anderes zu sehen als uniforme Gesichter und uniforme Kleidung – und um den sterilen Jargon zu vergessen, der im Camp herrschte. Hier aber wurden sie scheinbar mit einer anderen Uniformität bekannt, derjenigen des kulturellen Zerfalls der nordamerikanischen Gesellschaft.

»Schlimmer als unser Kontrollzentrum während einer Generalprobe«, gab Grumman schreiend zurück. Hart an der Schmerzgrenze, mit dem Triebwerkslärm eines abhebenden Orbitshuttles, donnerten die Klänge durch den Raum und ließen die Ränder der Gläser gegeneinander klirren. Nachdenklich betrachteten Grumman und Blackborn diesen Alptraum aus Schall, Fleisch und Rauch.

»Noch zwei Monate, Bill, und wir können dies hier alles als Erinnerung bezeichnen. Wie gefällt dir der Gedanke?«

Blackborn antwortete, die Pause zwischen zwei Fortissimopassagen abwartend:

»Nicht schlecht. Dafür werden wir Dinge erleben – wenn alles klappen sollte –, die noch kein Mensch vor uns erlebt haben dürfte, nicht einmal diese unglücklichen Karikaturen des Homo sapiens hier.«

Das Barmädchen nutzte einige Sekunden der Untätigkeit aus, um William Nader Blackborn zu mustern. Was sie sah, war nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich war, was jeder fühlen konnte. Unter dem kurzen Haar stand ein entschlossenes Gesicht mit einigen harten Kerben, mit weit auseinander stehenden blauen Augen, die jetzt dunkel waren – Augen mit einem eigentümlichen Ausdruck, der ihr gut bekannt war; Augen eines Mannes, der die Schule des Lebens an ihrer härtesten Grenze durchlaufen hatte. Knappe, präzise Bewegungen, die kontrolliert und schnell verliefen, vervollständigten das Bild einer bemerkenswerten Persönlichkeit.
aus der Leseprobe bei beam

Ein weiterer Zyklus von Hans Kneifel - ich war gespannt. Und wurde nicht enttäuscht. Der erste hier vorliegende Roman ist nur gut, er führt die Charaktere ein und baut die Szenerie auf. "Last Orbit" ist das erste überlichtschnelle Raumschiff der Erde, gebaut von der UNO, finanziert von der UNO und einigen Mitgliedsstaaten. Auf Tau Ceti entdeckt die Mannschaft ein zwanzigtausend Jahre altes Alien-Schiff und sie stellen fest, daß die Terraner von zwei Rassen abstammen, die sich vor zwanzigtausend Jahren bekriegt haben.

Ein sehr schöner Roman, der in den ersten zwei Dritteln den SoW ganz massiv vor sich herträgt. Im letzten Drittel wird Kneifel politisch und zeigt, welche Winkelzüge nötig sind, um Gelder für den Bau weiterer Raumschiffe zu organisieren. Nicht wirklich realistisch, Kneifel war auch hier noch starker Idealist, aber auch nicht blauäugig und wesentlich weniger realitätsfern als viele andere Autoren. Sollte man gelesen haben.

Samstag, 27. September 2014

TERRA SF inside - 10 Jahre SFCD

Auf der LKS von Heft 430 vom 19.11.1965 bekam Walter Kumming Raum, um den SFCD, der damals sein zehnjähriges Bestehen feierte, vorzustellen :

TERRA SF 448 - Lan Wright : Im Weltraum geboren


Lan Wright : Im Weltraum geboren (Space born)
Terra SF 448, 04.03.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1964
Aus dem Englischen von Ruth Hellinger
Titelbild : Karl Stephan


Auf dem Rückweg zu seinem Heimatplaneten wird der Passagierraumer, in dem Regan gebucht hat, gesprengt. Regan wird von Aliens im All treibend gefunden und zusammengeflickt, so gut diese es eben können. Nach seiner Rekonvaleszenz wird er mit einem Mafiosi verwechselt und deckt eine Verschwörung gegen die Menschheit auf.

"New Worlds" vor der Moorcock-Ära. Ganz weit davor. Das ist ein derartig schlechter Mafia-Krimi, daß sich der Pate ebenso wie der Leser schaudernd abwendet. Nicht nur die Story ist hanebüchen, auch die Charaktere sind inkonsistent und gerade eben eindimensional. Zu Recht vergessen.

Freitag, 26. September 2014

TERRA SF inside - Lesermeinungen

In Heft 429 vom 12.11.1965 präsentierte Günter M. Schelwokat auf der LKS Lesermeinungen. Unter anderem auch eine sehr negative zu Alfred Elton van Vogt - was prompt zu einer massiven Reaktion der Leser (heute würde man "Shitstorm" sagen) führte. Aber davon später, zunächst einmal die LKS :

TERRA 446/447 - Ben Bova : Der Mann von der Sternenwache

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Ben Bova : Der Mann von der Sternenwache (Star Watchman)
Terra SF 446/447, 25.02.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1964
Aus dem Amerikanischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Johnny Bruck


Der Kampf gegen die "Meister" liegt ein Jahrhundert zurück, die Terraner haben die Verantwortung für das Imperium übernommen. Als sie auf dem Planeten Shinar Fabriken zu Herstellung synthetischer Nahrungsmittel aufbauen wollen, kommt es zur Rebellion, da sich die einheimischen Bauern verdrängt fühlten und die terranischen Bürokraten etwas unsensibel reagierten. Emile Vorgens, ein junger Offizier der Sternenwache, wird in Marsch gesetzt, um durch Verhandlungen den Konflikt beizulegen. Doch die Falken beider Seiten machen es ihm nicht leicht ...

Der Roman ist die Fortsetzung von TERRA 443. Im Gegensatz zum ersten Band allerdings deutlich stärker auf ein jugendliches Publikum ausgerichtet, wahrscheinlich war das einer der Gründe, warum Ben Bova den ersten Band für mißlungen hielt, er traf einfach nicht die Zielgruppe. Dagegen ist dieser Band ein klassischer Comin-of-Age-Roman, heroische Aktionen wechseln sich mit einer Liebesgeschichte ab. Dabei gelingt es Bova, die Parteien differenziert zu beschreiben und deutlich zu machen, daß weder die eine Seite absolut böse, noch die andere absolut gut ist. Zusätzlich dazu zeigt er den Einfluß kultureller Erziehung und Traditionen auf, ebenso wie er in der Figur des Sittar eine Lanze für das Wirken des Roten Kreuzes in Konfliktregionen bricht. Ein sehr lesenswerter Roman.

Donnerstag, 25. September 2014

TERRA SF inside - Facebook 1965

Ich bringe ja wenig von "TERRA lacht", die Bilderwitze sind doch sehr in ihrer Zeit verhaftet. Außerdem habe ich das Gefühl, mit regelmäßigen Scans das Urheberrecht des Zeichners zu verletzen. Und dafür sind die Witze einfach zu nett. Aber immer mal wieder zwischendurch sind da geniale Gags dazwischen, die - wie hier - ihre Wirkung manchmal erst Jahrzehnte später entfachen und von denen ich denke, daß sie dokumentiert werden sollten. In Heft 428 vom 05.11.1965 nahm Freytag die Spießer der 60er aufs Korn. Ich wette, er hat sich nicht träumen lassen, daß dieser Witz 50 Jahre später immer noch aktuell ist ...

TERRA SF 445 - John Brunner : Flucht vor der Nova


John Brunner : Flucht vor der Nova (Castaway's World)
Terra SF 445, 18.02.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1963
Aus dem Englischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Karl Stephan


Einen bislang unbewohnten Planeten zu kolonisieren, erfordert mehr Kombinationsgabe und Improvisationsvermögen, als auf einer neuentdeckten Insel in der Weite der terranischen Ozeane Fuß zu fassen. Winzige Fehler könnten die menschlichen Kolonien ins Verderben stürzen und ihre Pläne zum Scheitern verurteilen.

Um diese Fehler zu vermeiden, werden Leute ausgebildet, Männer und Frauen gleichermaßen, die sich bei ihrem Training auf sämtliche Eventualitäten vorzubereiten haben.

Diese Spezialisten nennt man Polymathen.

Jeder Polymath bekommt einen Planeten zugewiesen, für dessen Urbarmachung und Eroberung er trainiert.

Genau das hat Lex, ein junger Mann, auch getan. Aber wie kann er ahnen, dass er mit seiner Pioniergruppe auf einem Planeten notlanden muss, der ihm genauso unbekannt ist wie seinen Leidensgenossen?

Und nachdem man die Überlebenden gezählt hat und zusehen muss, wie das Raumschiff, die letzte mögliche Verbindung zur Heimat, in den Fluten eines fremden Ozeans versinkt, gibt man sich keine Chance mehr, die nächsten Wochen zu überstehen.

Doch menschlicher Geist ist erfinderisch – und ein Polymath wird nicht ganz zu Unrecht als Supermensch angesehen ...
Klappentext der Bastei-Lübbe-Ausgabe

Colonising a new planet requires much more than just settling on a newly discovered island of Old Earth. New planets were different in thousands of ways, different from Earth and from each other. Any of those differences could mean death and disaster to a human settlement.

When a ship filled with refugees from a cosmic catastrophe crash-landed on such an unmapped world, their outlook was precarious. Their ship was lost, salvage had been minor, and everything came to depend on one bright young man accidentally among them.

He was a trainee planet-builder. It would have been his job to foresee all the problems necessary to set up a safe home for humanity. But the problem was that he was a mere student - and he had been studying the wrong planet.
Klappentext des SF-Gateway-eBooks

Der chronologisch erste Band der Zarathrusta-Reihe, in der die Entwicklung der vor der Nova flüchtenden Menschen auf den verschiedensten Planeten in den verschiedensten Zeiten beschrieben wird. Hier in der Originalform als Übersetzung von "Castaway's World". Diesen Roman hat John Brunner dann 1972 nochmals überarbeitet, er ist dann als "Der Kolonisator" bei Bastei-Lübbe erschienen. Insgesamt ein interessanter Roman, der die verschiedensten Reaktionen des zusammengewürfelten Haufens Überlebender detailliert schildert.

Die anderen beiden zum Zyklus gehörenden Romane sind "Secret Agent of Terra" und "The Repairmen of Cyclops", erschienen 1962 und 1965, von Brunner in den 70ern ebenfalls überarbeitet. Alle überarbeiteten Fassungen sind im HEYNE-Sammelband "Opfer der Nova" erschienen. Meiner Meinung nach hätte Brunner allerdings lieber neue Romane schreiben sollen, ich halte den Wert der Überarbeitungen für nicht allzu prickelnd. Man kann aus Action-Romanen nur schwer tiefsinnige SF machen, ich verstehe auch nicht, warum der Autor von "Stand on Zanzibar" sich nicht intensiver um neue, qualitativ hochwertige Romane gekümmert hat.

Im Netz gibt es einige schöne Kommentare zu den Romanen, zwei haben mir besonders gefallen. Die erste ist von Michael Matzer auf buchwurm.info, er geht sehr detailliert auf die Inhalte ein, auch wenn ich einige Stellen etwas überinterpretiert finde. Die zweite ist von Peter Schünemann auf literra.info, sie beleuchtet ausführlich die Entstehungsgeschichten der Romane und weist auf Logikfehler und Inkonsistenzen hin.

Man sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen, die Romane lesen sich (zumindestens in der ursprünglichen Form) flott herunter, ein echter früher Brunner eben.

Mittwoch, 24. September 2014

TERRA SF inside - Rezensionen SFT (II)

Auf der LKS von Heft 428 vom 05.11.1965 finden sich wieder Rezensionen der SF Times, diesmal von Hans Joachim Alpers und Hans Peschke:


Also ich finde diese Anfänge der Großen Alten faszinierend, von daher bringe ich demnächst noch mehr davon.

TERRA SF 444 - Henry Kuttner : Der verrückte Erfinder


Henry Kuttner : Der verrückte Erfinder
Terra SF 444, 11.02.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1962
Aus dem Amerikanischen von ???
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Kurzgeschichten
Donner auf dem Mars (The sky is falling, 1950)
Das verhexte Haus (This is the house, 1946)
Der verrueckte Erfinder (The proud robot, 1943)


Ein Story-Band, der drei der acht Geschichten der Sammlung "Return to Otherness" enthält. Alle Stories von Kuttner sind etwas "anders", keine reine SF, stattdessen stark in die Bereiche der Phantastik und des Horrors eintauchend. Keine Slasher-Geschichten, sondern atmosphärisch und von der Geschichte an sich lebend. Am deutlichsten wird dies in "This is the house", in dem eine Gruppe von Menschen in ein Haus zieht, das vorher offenbar von einem Alien (Monster ? Chtulhu ?) an seine gänzlich anders gearteten physiologischen und psychischen Bedürfnisse angepasst wurde.

In Deutschland sind seine Stories weit verstreut über Jahrzehnte erschienen. Wer sie gesammelt lesen will, der sei auf die Haffner-Ausgabe verwiesen :

In 1961, Ballantine Books published Bypass to Otherness, a paperback collection of some of Henry Kuttner's (and C. L. Moore's) best short stories. Several selections were drawn from Kuttner's popular series such as the "Hogbens" (comedic otherworldly hillbillies living in America), "Gallegher Galloway" (scientist who invents technical marvels only when intoxicated), and the "Baldies" stories eventually collected in Mutant. Bypass was projected as the first of three "Otherness" collections of Kuttner's short fiction. Return to Otherness followed in 1962 with 8 more stories. And then . . . nothing. The third "Otherness" collection never appeared. Now, almost fifty years later, Haffner Press announces DETOUR TO OTHERNESS: a massive hardcover assembling the contents of both Bypass to Otherness and Return to Otherness, and adding 8 additional stories selected for their scarcity, quality, and sheer entertainment value. Grand Masters Robert Silverberg and Frederik Pohl provide introductory and afterword materials to the book, and the whole affair is decorated with an unpublished painting by Richard Powers.

Inhalt
Introduction by Robert Silverberg

Bypass to Otherness
- Cold War
- Call Him Demon
- The Dark Angel
- The Piper's Son
- Absalom
- The Little Things
- Nothing but Gingerbread Left
- Housing Problem
Return to Otherness
- See You Later
- This Is the House
- The Proud Robot
- Gallegher Plus
- The Ego Machine
- Android
- The Sky Is Falling
- Juke-Box
Detour to Otherness
- Open Secret
- All Is Illusion
- Rite of Passage
- Baby Face
- Happy Ending
- The Children's Hour
- Dream's End
- Near Miss

Afterword by Frederik Pohl

Dienstag, 23. September 2014

TERRA SF inside - Worldcon 1965

Wie angekündigt ist auf der LKS von Heft 427 vom 29.10.1965 der Bericht von Thomas Schlück vom Worldcon 1965, der vom 27. bis 30. August in London stattfand :


Dazu habe ich zwei Anmerkungen. Der diesjährige Worldcon war ebenfalls in London, einen schönen Bericht findet man im Blog von Dirk van den Boom. Da hier auch viele Photos enthalten sind, kann ich den Bericht nur jedem Interessierten empfehlen.

Der Berichterstatter, Thomas Schlück, war damals noch am Anfang seiner Karriere. Er hat in den vergangenen Jahrzehnten viel für die SF in Deutschland getan, ohne seine Bemühungen wären meiner Einschätzung nach viele Romane nicht ins Deutsche übersetzt und hier publiziert worden. Aus diesen Anfängen heraus ist heute ein Familienunternehmen geworden, die Thomas Schlück GmbH :

Die 1973 von Eva und Thomas Schlück gegründete Literaturagentur war zu Beginn stark durch Bindungen an die SF-Szene geprägt: Thomas Schlück stand über seine Tätigkeit als Übersetzer mit vielen SF-Autoren und Illustratoren in Kontakt, die von ihm in Deutschland vertreten werden wollten. Im Laufe der Jahre weitete sich das Geschäftsfeld der Agentur auf das gesamte Spektrum der Literatur aus. Klienten waren zu Anfang hauptsächlich angelsächsische Literaturagenturen, Verlage und Autoren.

Im Januar 1997 wurde dann die GmbH gegründet. [...]

Heute ist die Thomas Schlück GmbH die größte deutsche literarische Agentur [...].
Quelle

Wer heute hinter der Agentur steht, sieht man ebenfalls sehr angenehm präsentiert auf der Website : Link. Ich hoffe, daß es hier - analog zu TRANSGALAXIS - auch in den folgenden Jahren gut weitergeht und wir SF-Fans noch viel von Thomas Schlück und seinen Leuten vorgesetzt bekommen.

TERRA SF 443 - Ben Bova : Bezwinger der Galaxis


Ben Bova : Bezwinger der Galaxis (The Star Conquerors)
TERRA SF 443, 04.02.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1959
Aus dem Amerikanischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Johnny Bruck


The Terran Confederation, at war with the Masters, a mysterious alien race that rules the Milky Way galaxy, fights for its existence, perhaps against the Others, an ancient enemy that destroyed Terran civilization more than a million years earlier.
Klappentext der Erstausgabe von 1959

Dieser Roman ist ursprünglich im Rahmen einer Jugendbuchreihe des Winston-Verlages erschienen. Warum, ist mir nicht so ganz klar, wo der Unterschied zwischen den damals als Jugendbuch deklarierten SF-Romanen und "ernsthafter" Science Fiction liegt, ist mir auch irgendwie nicht transparent.

Egal, auf jeden Fall geht es in der Geschichte um den Überlebenskampf der Erde gegen ein gigantisches interstellares Imperium der "Meister" und ihrer Verbündeten. Geoffrey Knowland, ein Captain der Sternenwache, gelingt es, zusammen mit seinem Schiff dem Imperium der Meister mehr und mehr zuzusetzen – bis die Meister, die bis auf die letzten zwei Romanheftseiten seltsam diffus bleiben, sich als Energiewesen entpuppen und die gesamte Verantwortung für ihr Imperium den Terranern auf die Schultern laden. Sie selbst ziehen sich zurück – und damit ist dieser erste Roman um die Sternenwache zuende.

Einerseits eine klassische Space Opera mit allen dazugehörigen Ingredienzien. Andererseits ein nachdenklicher Roman, der von heute aus betrachtet eine ziemlich präzise Analyse der politischen Situation in Ost- und Südost-Europa darstellt. Auch ist das Ende ziemlich inspiriert, so ganz anders als die üblichen gewaltsamen Lösungen. Insgesamt eine klare Leseempfehlung.

Montag, 22. September 2014

TERRA SF inside - FRANCON 1965

Ächz! In den letzten Wochen war ich beruflich stark eingespannt, ich kam am Wochenende nicht zum Scannen. Aber gestern habe ich dann alles Andere beiseitegeschoben und mich intensiv mit den letzten Heften und dem Scanner befasst. Hat richtig Spaß gemacht, insbesondere als wir uns in "TERRA SF inside" immer mehr dem 04.03.1966 nähern, ein für Perry-Rhodan-Leser nicht uninteressantes Datum. Und da kommen noch einige schöne Scans.

Aber zunächst einmal zurück zu Heft 426 vom 22.10.1965. Auf der LKS berichtet Thomas Schlück vom Francon, der 1965 am 21. und 22. August in Oberursel stattfand :

TERRA SF 442 - William Voltz : Die letzten Menschen der Erde


William Voltz : Die letzten Menschen der Erde
Terra SF 442, 28.01.1966
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Sie sind die letzten ihres Volkes. Sie haben einen Krieg überlebt, der mehr als Jahre dauerte. Dann kam der Gegner, nahm sie gefangen und brachte sie zum Staubplaneten. Dort, auf einer lebensfeindlichen Welt, vegetieren sie jahrzehntelang dahin, zum Aussterben verurteilt. Doch eines Tages nehmen die Verzweifelten ihre letzten Kräfte zusammen und treffen die Vorbereitungen zum Ausbruch aus ihrem Planetengefängnis und zur Rückkehr nach Terra, dem grünen Planeten. Dies ist ihre Geschichte - und die ihrer Gegner.
Klappentext der UTOPIA-Classics-Ausgabe

Diesen Roman habe ich vor zweieinhalb Jahren schon einmal in der HJB-Ausgabe gelesen. "Kein Ruhmesblatt für Willi Voltz" schrieb ich damals. Das wird im Kontext der anderen 400er TERRA-Hefte noch deutlicher. Also schwamm drüber, jeder hat mal ein Formtief.

Sonntag, 21. September 2014

TERRA SF 441 - Jack Vance : Die Weltraumoper


Jack Vance : Die Weltraumoper (Space Opera)
Terra SF 441, 21.01.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1965
Aus dem Amerikanischen von Heinz F. Kliem
Titelbild : Karl Stephan




Eine geheimnisvolle Operntruppe von dem unbekannten Planeten Rlaru erscheint eines Tages auf der Erde - und verschwindet auf genauso mysteriöse Art und Weise auch wieder. Dies bringt die wohlhabende Freifrau Isabel Woods auf die Idee, selbst eine Operntruppe zusammenzustellen und ein Tour zu entlegenen Planeten, unter anderem Rlaru, von dessen Position niemand außer dem Raumschiffkapitän etwas weiß, zu unternehmen, um fremden Kulturen irdische Kunst näherzubringen.

Doch das Unternehmen droht schon deshalb zu scheitern, weil viele Rassen aufgrund ihrer Andersartigkeit nichts mit der irdischen Kunst anfangen können, so bedeutet für die eine Rasse ein Kerker Sicherheit, eine freie Ebene aber Verbannung, eine andere intrepretiert die Einladung als Aufforderung zum Kampf, eine weitere schickt nur einen einzigen Kritiker, der für sein Zuhören auch noch Honorar verlangt.

Weiter kompliziert wird die Sache dadurch, daß sich ein blinder Passagier an Bord geschlichen hat und auch der Kapitän nicht das ist, was er zu sein scheint, und beide haben ihre eigenen Ziele...
Klappentext von byteman

A space opera is what science fiction readers call an adventure in outer space and on alien planets. But a space opera could also be an opera, a musical work, that originated in outer space...

Jack Vance's unique novel SPACE OPERA fits both definitions marvelously! Because it starts with the mysterious opera company from the equally mysterious planet Rlaru that arrives on Earth to astonish and infuriate music-lovers - and then disappears without trace!

And when Roger Wool's wealthy aunt determined to reciprocate by bringing an Earthly operatic team into space and to the unknown world Rlaru, there unwinds a complex and surprising space opera of the first kind ...filled with enigmatic aliens, weird worlds, and all the special color and cunning that is the hallmark of the best Jack Vance.
Klappentext des SF-Gateway-eBooks

A society matron underwrites the interstellar tour of an Earth opera company, performing Beethoven, Mozart and Rossini for bewildered human and alien audiences on a kaleidoscopic range of planets. But intrigue and secret agendas complicate what was already a doubtful enterprise, and the matron’s feckless nephew finds that the simple country girl he plans to marry is far more mysterious than she seems.
Klappentext von Matthew Hughes auf jackvance.com

We are in an unspecific future, much like our own save that spaceships traverse a universe filled with alien life, much as ships nowadays cross the oceans to exotic foreign destinations. Dame Isabel Grayce, Secretary Treasurer of the Opera League, played by Jill House (mezzo-­soprano), is a wealthy, aristocratic and eccentric grande dame. She is impressed by the exotic music performed by the Ninth Troupe of the Rlaru Ballet, exhibited by Captain Gondar, a Space Captain, haggard, haunted and piratical, played by Tim Baldwin (baritone).

This is Space Opera - the Musical. It is Joe St. Johanser's adaptation of Jack Vance's 1955 novel as a libretto for his fourth opera, endeavouring to retain Vance's wit, style and imagery and to render in music Vance's unique way of leaving his readers philosophically elevated, calm and filled with well-being. Bit like a fine whisky. The opera buffa is in five acts and lasts two and a half hours, not counting an interval. We suggest consumption in small sips -­ like a serial on the radio.

Space Opera - the Musical is a 2 CD package which can be downloaded from the website immediately after purchase. The package also contains the CD booklet, a libretto for reading along and the full musical score, all in PDF-format.
Klappentext der Opern-Ausgabe

Wie man an den verschiedenen Klappentexten merkt, hält sich der Roman von Jack Vance seit mehr als 50 Jahren im Bewusstsein der Fans. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollte Vance einen Roman mit dem Arbeitstitel "Space Opera" als Teil eines Vertrages abliefern – herausgekommen ist eine bissige Satire auf Kleinbürger und kunstbeflissene Borgeoise. Wenn auf jedem Planeten die Opernaufführungen danebengelingen, weil die Produzenten nicht intelligent genug sind, um sich auf Fremde ("Barbaren") einzustellen, zeigt Vance in diesem Scheitern die bösartige Fratze des Rassismus und der Arroganz Andersdenkenden gegenüber. Mit der Tussi, die mit jedermann schläft, um ihre Ziele durchzusetzen, beschreibt Vance auch einen existierenden und nicht wirklich seltenen Frauentyp, der heutzutage allerdings politisch korrekt verschwiegen werden muß. Alles in allem ein herrlich bissiger Roman, der auch in 50 Jahren noch seine Aktualität behalten haben dürfte.

Samstag, 20. September 2014

TERRA SF 440 - Kurt Brand : Deserteure der Cosmic Police


Kurt Brand : Deserteure der Cosmic Police
Terra SF 440, 14.01.1966
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Sie werden systematisch dazu getrieben, ihren Diensteid zu vergessen - denn sie sollen die Menschheit retten ...
Teaser

Nachdem das Jahr 1966 mit "Tunnel zu den Sternen" schon stark begonnen hat, geht es auf demselben Niveau weiter. Ebenso wie Ewers vor zwei Wochen schreibt Kurt Brand hier auf Scheers Spuren. Ge Walish, eine Hauptfigur der zweiten Reihe, könnte ebensogut in einem Scheer-Roman auftauchen. Auch der Plot mit seiner Direktheit erinnert sehr an Scheersche Agentenromane. Und Kurt Brand erweist sich hier einmal mehr als Meister der SF-Action, der brilliante Space Operas schreiben konnte.

TERRA SF 396 vom April 1965 war der letzte serienunabhängige Roman, den Kurt Brand bei TERRA unterbringen konnte. Durch den Streit mit GMS wurde er zur persona non grata, in der Folge wurden nur noch die Romane bei TERRA veröffentlicht, für die bereits ein Vertrag vorlag. Was für ein Verlust für "Perry Rhodan" - und für die deutsche SF. Denn bei aller Liebe sind Brands "Ren Dhark"-Romane ja ganz nett, haben aber lange nicht die Klasse der Einzelromane, die er mit der finanziellen Sicherheit und den Kontakten eines PR-Autors veröffentlichen konnte. Schelwokat / Moewig / Heyne dominierten damals den Markt deutscher SF, außerhalb dieses Dunstkreises gab es zwar noch UTOPIA, aber es wurde doch eng. Ich kann diesen Roman von Kurt Brand zwar nicht unbedingt den jüngeren SF-Fans empfehlen (dazu hat er zuviel Zeitgeist), aber ältere wie ich dürften viel Spaß beim Lesen haben. Mir hat der Roman jedenfalls ausnehmend gut gefallen.

Freitag, 19. September 2014

TERRA SF 438/439 - Robert A. Heinlein : Tunnel zu den Sternen

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Robert A. Heinlein : Tunnel zu den Sternen (Tunnel in the Sky)
Terra SF 438/439, 07.01.1966
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1956
Originalausgabe 1955
Aus dem Amerikanischen von Kurt Seibt
Titelbilder : Karl Stephan


Diese spannende und abenteuerliche Geschichte spielt zu einem Zeitpunkt, da Weltraumschiffe bereits so altmodisch anmuten wie heutzutage etwa das erste Automobil oder das erste Kopfhörerradio. Eine Gruppe von Schülern hat eine Prüfung abzulegen; die Aufgabe besteht darin, auf irgendeinem unbekannten Planeten, nur auf die eigene Intelligenz und den Instinkt angewiesen, sich gegen mannigfache Gefahren und Todesdrohungen zu verteidigen. Und so treten sie den Sprung an durch ein geheimnisvolles Tor - und befinden sich plötzlich jenseits von Zeit und Raum allein im Weltall.

Rod Walker, einer der Prüflinge, steht mitten im Urwald. Eine unbekannte Macht überfällt ihn, und er verliert seine gesamte Ausrüstung, bis auf ein Messer. Anderen Prüflingen geht es ähnlich. Durch eine kosmische Katastrophe wird nach Ablauf der Frist ihre Rückkehr auf die Erde verhindert, und so müssen sie, zu einer kleinen Gemeinde zusammengeschlossen, ganz von vorn anfangen wie die ersten Menschen, und aus dem Nichts einen Staat aufbauen.

Was Heinlein bei dieser Gelegenheit über das Zusammenleben der Menschen sagt, ist voller Ironie, voll gütigem Humor und tieferer Bedeutung. Er hat uns mit diesem Buch einen seiner besten Zukunftsromane geschenkt.
Klappentext der Gebr. Weiss-Ausgabe

Viele von uns wurden ja in der Schule mit dem "Herrn der Fliegen" genervt. Dies hier ist ein Gegenentwurf zur Geschichte von Golding. Im Gegensatz zur pessimistischen Weltsicht des Schulbuchs zeigt Heinlein hier das Zusammenarbeit auch (und vielleicht gerade) unter primitivsten Bedingungen möglich und machbar ist. Dabei geht er nicht blauäugig an die Sache heran, sondern realistisch. Allerdings optimistisch und - und das ist vielleicht das Beste an diesem Roman - seiner Zeit in einigen gesellschaftspolitischen Aspekten weit voraus.

In der Zukunft können Schulkinder eine Prüfung im Überlebenstraining ablegen. Dazu werden sie durch Sternentore über ein Wurmloch auf einen fremdem Planeten gebracht, auf dem sie etwa einen Monat alleine zurecht kommen müssen. Durch eine Nova wird der Planet, auf dem Rod Walker seine Prüfung macht, vom Torsystem isoliert und die Kids der verschiedenen Survival-Gruppen müssen einige Jahre dort überstehen, bis die Erde wieder Kontakt aufnehmen kann. Um Rod Walker herum baut sich eine Zivilisation auf, mit den üblichen Problemen : Gewaltbereite Nichtunwoller, Laberköpfe, Mäntelchen-nach-dem-Wind-Dreher, Besserwisser und und und. Aber im Team schafft es die Gruppe, alle Probleme zu lösen und gemeinsam zu überleben. Ich persönlich halte diese Aussage für viel eher nobelpreiswürdig als Goldings nihilistischen Roman. Aber erstens ist das Geschmackssache und zweitens ist "Tunnel in the Sky" heutzutage doch etwas sperrig, viele Details des Romans sind doch stark in den 50ern verhaftet.

Zwei Details sind allerdings bemerkenswert : Heinleins Darstellung der Geschlechterrollen und sein (impliziter, aber deutlicher) Kommentar zur Rassentrennung, die damals in den Staaten noch voll im Gange war. Der Busboykott von Montgomery fand erst Ende 1955 statt, erst ab diesem Zeitpunkt ging es mit der Segregation voran (bzw. abwärts). Aber fangen wir mit der Darstellung der Frauen an : Sie sind noch nicht so emanzipiert, wie sie sein sollten, nehmen aber im Roman schon an allen gesellschaftlichen Positionen teil. Rods Schwester beispielsweise ist "bei den Amazonen", offenbar so etwas wie eine KSK-Einsatztruppe. In den Survival-Gruppen sind wie selbstverständlich Mädchen und Jungen zusammen, Heinlein macht hier keine Unterscheidung zwischen den Geschlechtern, Hauptfiguren sind gleichverteilt männlich oder weiblich.

Interessant ist, daß Heinlein sich hier über die Rassentrennung hinwegsetzt und Farbige neben Weißen oder Chinesen unterschiedslos auftreten lässt. Auch sein Protagonist, Rod Walker, ist ein Afroamerikaner, was allerdings im Roman zur damaligen Zeit nur implizit angedeutet werden konnte. Ebenso wie beim Filipino Rico aus "Starship Troopers" wird die Hautfarbe oder Abstammung hier als irrelevantes Merkmal dargestellt, nicht ganz ungefährlich für ein Kinderbuch der 50er. Robert James, PH.D., sagt dazu :
The evidence is slim but definite. First and foremost, outside of the text, there is a letter in which RAH firmly states that Rod is black, and that Johnny Rico is Filipino. As to the text itself, it is implied rather than overt. RAH often played games with the skin color of his characters, in what I see as a disarming tactic against racists who may come to identify with the hero, then realize later on that they have identified with somebody they supposedly hate. He does this in a number of different places. Part of this may also have to do with the publishing mores of the time, which probably would not have let him get away with making his main character black in a juvenile novel. The most telling evidence is that everybody in "Tunnel" expects Rod to end up with Caroline, who is explicitly described as black. While that expectation may seem somewhat racist to us today, it would be a firm hint to the mindset of the fifties, which would have been opposed to interracial marriages. I think RAH himself would have been infuriated by the suggestion that this was racist; indeed, I think it more likely that this was simply the easiest way to signal a reader from the fifties that he's been slipped a wonderful protagonist who is not white. I have taught this novel many times, and at least twice, a teenage student has asked me if Rod was black without me prompting the possibility whatsoever.
Quelle

Ich persönlich halte diesen Roman für überaltert, viele der Details wie beispielsweise das Familienverhältnis von Rod Walker, die geopolitische Situation oder das Schulsystem sind vom heutigem Standpunkt aus absolut überholt. Nichtsdestotrotz langweilt der Roman nicht und hat (siehe oben) einige interessante Facetten. Meine Meinung deckt sich ziemlich genau mit der von Jo Walton : "I thoroughly enjoyed reading it again, and even the absurdities are vividly written."

Donnerstag, 18. September 2014

TERRA SF 437 - H. G. Ewers : Androiden im Einsatz


H. G. Ewers : Androiden im Einsatz
Terra SF 437, 31.12.1965
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Ich wüsste doch zu gerne, was für eine Diskussion damals in der Perry-Rhodan-Redaktion abging. Ich würde mal annehmen, daß man sich dort intensiv über stilistische Strukturen unterhalten hat. Denn dieser Roman - ebenso wie der nächste Kurt Brand, TERRA 440 - hat starke Anklänge an den Scheerschen Stil und die Figurenzeichnungen von KHS. Im typisch Scheerschen Stil der subjektiven und unmittelbaren Schilderung des Geschehens aus Sicht der Hauptfigur legt Ewers hier einen Roman vor, der Action ebenso wie einen großen Sense of Wonder enthält. Seine Protagonisten sind zwei in einen Androidenkörper versetzte Menschen, typische Übermenschen Scheerscher Prägung. Zusammen versuchen die beiden, die Erde vor der Zerstörung durch außerirdische Roboter zu retten und müssen dazu eine Zeitreise Jahrtausende in die Vergangenheit antreten. Hier finden sie die Grundlagen der Roboterzivilisation und die Basis für das Mißverständnis, das in der Gegenwart zur Bedrohung der Erde geführt hat. Im typischen Stil der Rhodan-Romane dieser Zeit wird das Problem durch Kommunikation und nicht durch Gewalt gelöst. Dabei gelingt es Ewers, im letzten Drittel nicht nur philosophische Aspekte in den Roman zu integrieren, sondern auch einen starken humanistischen Touch einzuführen. Beides, ohne vom Anfangsstil des Romans abzuweichen und beides integriert, nicht aufgesetzt. Ein sehr empfehlenswerter Roman, den man auch heute noch ohne sich zu langweilen lesen kann und dem man sein Alter nicht wirklich anmerkt.

Mittwoch, 17. September 2014

TERRA SF 436 - Edmond Hamilton : Das Tal der Schöpfung


Edmond Hamilton : Das Tal der Schöpfung (The Valley of Creation)
Terra SF 436, 24.12.1965
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1948
Aus dem Amerikanischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Johnny Bruck


In that hidden valley, land of strangely forbidding beauty, Eric Nelson, soldier of fortune, faced a battle weirder and more savage than any he had ever fought. He was hired to fight for humanity, against beings that seemed to be both more and less than human.

The weapons of the enemy included centuries-old powers of magic and superstition ... but Nelson fought grimly, even when his mind was helplessly trapped in the body of a wolf. Then came the climactic test of his allegiance, the knowledge that more than just humanity was at stake ... and the final mind-shattering discovery of an alien secret that lay buried in the Cavern of Creation!
Klappentext des SF-Gateway-eBooks

Ein herrlicher Roman, einer der besten von Edmond Hamilton. Leider ist dies die einzige deutsche Ausgabe dieses klassischen Entdeckerromans, in dem in einem versteckten Land in Tibet (!) eine Gesellschaft in Koexistenz mit intelligenten Tieren lebt. Dieser Roman aus den Endvierzigern hat alles, was Indiana Jones braucht : Uuuuuuralte Antiquitäten, schöne Frauen, phantastische Settings, heroische Helden und fiese Böse. Wer also die Indy-Filme mag, sollte sich unbedingt diesen Roman besorgen.

Bei der Recherche bin ich wieder einmal auf faszinierende Links gestoßen, die nur indirekt etwas mit dem Roman zu tun haben. Zwei davon möchte ich hier vorstellen. Zunächst einmal gibt es die Gesammelten Werke von Edmond Hamilton bei Haffner Press. Dort gibt es auch eine schöne Biographie des Autors. Ich weiss bisher ja nun nicht, welche Qualität die Bücher haben und wie kundenfreundlich der Verlag gegenüber Europäern ist, also habe ich bei Haffner mal ein Buch bestellt und werde hier darüber berichten. Der andere Link ist ein Interview mit Edmond Hamilton und seiner Frau, Leigh Brackett, das zusammen mit Kommentaren von James Gunn und Jack Williamson. Sehr informativ, wie ich finde.

Dienstag, 16. September 2014

TERRA SF 434 - John Brunner : Ungeheuer am Himmel


John Brunner : Ungeheuer am Himmel (The Astronauts must not land)
Terra SF 434, 10.02.1965
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe ACE 1963
Aus dem Englischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Karl Stephan


Nicht jeden Tag geschieht das Unmögliche. Doch als es David Drummond zustößt, muss er eine Antwort darauf finden, egal welche. Mitten in Quito glaubt er seinen Bruder Leon zu sehen. Dabei weiß er genau, dass Leon an Bord des Raumschiffs "Starventure" ist, das von einem jahrelangen Sternenflug zurückgekehrt ist und sich in der Nähe der Jupiterbahn befindet, etliche Milliarden Kilometer weit entfernt.
Als noch mehr Leute behaupten, Crewmitglieder der "Starventure" begegnet zu sein, und unerklärliche Erscheinungen am Himmel auftreten, beschließt David, der Sache auf den Grund zu gehen. Schließlich ist er Wissenschaftsjournalist und weiß, wen er fragen muss. Doch bald muss er einsehen, dass sein Begriff von dem, was vorstellbar ist und was nicht, einer gründlichen Revision bedarf. Denn als er schließlich der Wahrheit auf die Spur kommt, verändert er das Universum ...
Klappentext der HEYNE-Ausgabe

Der Roman kam 1963 unter dem Titel "The Astronauts must not land" bei Ace heraus, zehn Jahre später hat John Brunner ihn in überarbeiteter Form nochmals als "More Things in Heaven" bei Dell publiziert. Der TERRA-Roman folgt der frühen Ausgabe, das HEYNE-Taschenbuch von 1983 der überarbeiteten Version. Beide sind lesbar, beide sind empfehlenswert. Tatsächlich ist dieses TERRA-Heft eines der ältesten meiner Sammlung, den Roman habe ich bereits vor 30 Jahren verschlungen. Denn obwohl Brunner sich hier noch in seiner "Space Opera"-Phase befindet, enthält auch diese Geschichte einiges an philosophischen und naturwissenschaftlichen Konstrukten, die nicht nur damals faszinierten, sondern auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Denn was ist - quantenmechanisch gesehen - tatsächlich die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten ? Und warum können wir uns eine ideale Linie vorstellen, obwohl sie in der Natur gar nicht existiert ?

If you like Brunner, this one’s worth your time. If you don’t like Brunner, well then, what’s wrong with you?
Resumee eines anderen Bloggers

Montag, 15. September 2014

TERRA SF 432 - Murray Leinster : Talente-GmbH


Murray Leinster : Talente-GmbH (Talents, Incorporated)
Terra SF 432, 26.11.1965
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1962
Aus dem Amerikanischen von Hubert Straßl
Titelbild : Johnny Bruck



Auf dem Planeten Mekin herrschte ein Diktator, der rücksichtslos seine Machtmittel einsetzte. Er kassierte eine friedliebende Welt nach der anderen. Diesmal war Kandar an der Reihe – eine blühende Welt mit freien Bürgern. Captain Bors verbrannte seine Geheimakten. Der Diktator verlangte die bedingungslose Kapitulation. Nur ein Wunder konnte den Planeten noch retten.

Und da meldete sich dieses "Wunder" bei Captain Bors – Mr. Morgan mit einem kleinen Raumschiff voll sonderbarer Talente. Geniale Außenseiter, die niemand so recht ernst nehmen wollte. Komische Käuze: aber mit verdammt guten Ideen.

Captain Bors verbündet sich mit diesen genialen Einzelgangern gegen eine gnadenlose Machtmaschine. Und es beginnt die abenteuerlichste und spannendste Verschwörung, die die Galaxis jemals erlebt hat ...
Klappentext des BASTEI-Taschenbuchs


At best, the tiny Kandarian Air Fleet would fight until its last ship was blown into infinity. At worst, it would be annihilated without a chance. To young Captain Bors, either course was unthinkable.

The ruthless Dictator of Mekin had already subjugated twenty-two helpless planets. Now he wanted Kandar's unconditional surrender, or his vastly superior forces would blast it out of existence.

It took a lot of guts, and the hope that is frequently born of despair, for a military man like Bors to throw in his lot with TALENTS, INCORPORATED, an untried, unscientific organization. Through peculiar gifts of extra-sensory perception, its personnel could, their leader insisted, out-think and out-guess even the most deadly dictator in the history of mankind. Could it? It just might.

And it just might not.... But there was absolutely nothing to lose, and a free world (and a beautiful girl) to win. Captain Bors made his decision, and the loaded die was cast!
Klappentext der AVON-Originalausgabe

Eine herrliche Schmonzette, die Klappentexte sind ziemlich präzise. Leinster lässt keine Möglichkeit, Kitsch zu integrieren aus. Herausgekommen ist eine amüsante und kurzweilige Geschichte mit eleganten Seitenhieben gegen die Miltärhierarchie und Politiker.

Für heutige Leser ist dieser Roman deshalb interessant, weil er erstens noch lesbar ist und zweitens den heutigen Serien-Sehgewohnheiten entspricht. Murray Leinster lebte von 1896 bis 1975, der Höhepunkt seines Schaffens lag zwischen den 30ern und der ersten Hälfte der 50er. Ab den 60ern hat er eng mit Hollywood zusammengearbeitet, die Serie Time Tunnel basiert auf einem seiner Romane. Er schrieb diverse "Bücher zum Film", für "Time Tunnel" ebenso wie für "Land of the Giants" und "Men into Space", außerdem entwickelte er für das Special Effects Department den Front Projection Process. Diese enge Zusammenarbeit hat meiner Meinung nach dafür gesorgt, daß sich Talents, Incorporated wie eine gelungene SF-Serie liest. Mit einem hohem Kitschfaktor, wie gesagt. Deutlich wird dies in der letzten Szene des Romans. Nachdem die Bösen besiegt sind :

Gwenlyn found Bors secluded in the palace, waiting until it was time to board ship and head for Mekin. Her father accompanied her.

"I've come to say goodbye," she said gently. "We've done what we came for."

"I still don't understand why you came," said Bors, who would much rather have said something else. "We can't possibly do anything adequate in return. Why did you come?"

He turned to Morgan, who answered blandly, "One of our Talents precognized an event. We had to come here and help it to happen. Gwenlyn was doubtful, but she's come around."

"What was it?"

"It hasn't happened yet," said Morgan. He produced a cigar and lighted it. "Gwenlyn, shall I tell him?"

"Don't you dare!" said Gwenlyn hotly.

Bors said unhappily, "I'm sorry you're going away, Gwenlyn. If things were—different, I—I—"

"You what?" asked Morgan. "By the way! One of our Talents has precognized that your uncle's going back to Tralee as its king again. Largely on your account. You're his heir, aren't you?"

Bors blinked.

"Hero," said Morgan, waving his hand. "Twenty-two planets adoring you, believing you brought Mekin down single-handed. Aching to work with you, follow you, admire you. Naturally, Tralee wants your uncle back. Then they'll have you. Of course," he added complacently, "our Department for Disseminating Truthful Seditious Rumors had something to do with it. But that was necessary wartime propaganda. And you didn't let anybody down." Then he said peevishly, "Not until now!"

Bors gaped. He looked at Gwenlyn. Her cheeks were crimson. Revelation struck Bors like a blow.

"I don't believe it!" he said, staring at her. He said more loudly, "I don't believe it!"

"Damnit," said Morgan indignantly. "She didn't believe it either! She said she'd come here because she was curious, nothing more. But that particular Talent's never missed yet! She just plain knows every time who—"

"Hush!" said Gwenlyn fiercely. "Goodbye."

Bors moved toward her, not to shake hands. She ran out of the door. She ran fast, for a girl. He ran faster.

Morgan puffed contentedly. Presently the completely unreal figure of King Humphrey the Eighth came to where Morgan had surrounded himself with aromatic smoke.

"Where's Bors?" asked the king.

"Yonder," said Morgan. He waved his hand. "Kissing my daughter, I think. D'you know, Majesty, I've known this would happen all along? One of our Talents precognized you opening parliament next year. So I knew things had to come out right."

"Y-yes," said the king, dubiously. "I suppose so. But there had to be efforts, too, to bring it about. Otherwise it wouldn't seem right."

"Naturally!" said Morgan. "When one of my Talents precognized that Gwenlyn was going to marry the heir of the Pretender of Tralee and be Queen of Tralee some day, why, it didn't seem a bit likely. But once I knew about that precognition, I put in a little effort...."

King Humphrey was thoughtful.

"Things look good," said Morgan expansively. "My Talents are precognizing all over the place. They tell me that this planet's going to be a fine place to live. Quiet and peaceful, and serene.... Gwenlyn will be living on Tralee, most likely, and I don't want to be underfoot. I'll probably settle down here. Retire, you know."

"Splendid," said the king, politely, his mind occupied with the prospect of a warless future.

"And as for Gwenlyn and Bors," Morgan added, confidentially, "I'll tell you something. My Talents've been working on her future. I wouldn't tell her all of it. Some of it should be a surprise. But she and Bors are going to be what you call happy ever after! And that's Talents, Incorporated information! You can depend on it!"
zitiert nach gutenberg.org

Nein, das ist kein Spoiler, das weiss man schon ab Seite 5. In diesem Sinne : Viel Spaß beim Lesen.

Sonntag, 14. September 2014

TERRA SF 429 - Rog Phillips : Das wandernde Ich


Rog Phillips : Das wandernde Ich
Terra SF 429, 12.11.1965
Originalzusammenstellung
Aus dem Amerikanischen von Nikolai Stockhammer und Helmuth W. Mommers
Titelbild : Johnny Bruck

enthält die Kurzgeschichten
Das wandernde Ich (The Lost Ego, 1953)
Der Dreidollarschein (Repeat Performance, 1954)
Das überlistete Schicksal (Destiny Uncertain, 1952)


Wieder einmal ein Kurzgeschichtenband, einer der Fälle, an denen diese Stories später nie wieder veröffentlicht wurden. Drei Novellen von Rog Phillips, alle mit einem gewissem Etwas. Der Dreidollarschein ist eine klassische Zeitreisegeschichte, elegant mit dem Konstrukt der Paradoxa spielend und den Leser zu keinem Zeitpunkt eine einfache Lösung bietend. Das überlistete Schicksal ist eine der seltenen gelungenen Geschichten, in denen eine Naturgewalt personifiziert wird. Hier ist es die Personifizierung des Schicksals, gegen die sich Held und Heldin auflehnen. Die Mischung aus Phantastik, Fantasy, Science Fiction und Liebesschnulze kann ich nur als ausnehmend gelungen und kurzweilig bezeichnen. Gegen diese beiden Stories fällt die Titelgeschichte Das wandernde Ego trotzdem sie ein wunderschönes Verwirrspiel der Identitäten ist, doch etwas ab.

Deutlicher noch als bei seinen Romanen stellt sich Rog Phillips hier als bemerkenswerter Schriftsteller dar. Im Gegensatz zu diversen modernen Kurzgeschichten, die ich in den letzten Monaten gelesen habe, sind seine Geschichten innovativ, seine Plots elegant konstruiert und die Stories vollkommen ohne Längen. Ich finde es bedauerlich, daß nicht mehr von Rog Phillips seinen Weg nach Deutschland gefunden hat. Jedem SF-Fan kann ich dieses TERRA-Heft nur empfehlen. Und heutigen deutschen Autoren bietet es excellentes Anschauungsmaterial in Bezug auf die Konstruktion einer Story und der Länge eines Spannungsbogens.



Rog Phillips bei TERRA
TERRA 429 : Das wandernde Ich (Kurzgeschichtensammlung)
TERRA 299 : Der Club der Unsterblichen
TERRA 111 : Die Zeitfalle

Samstag, 13. September 2014

TERRA SF inside - Clarke Darlton über die "Hurricane"-Romane

In Heft 380 vom 08.01.1965 hat Walter Ernsting seine Sicht der "Hurricane"-Geschichten dargestellt :


Interessant, daß Walter Ernsting hier deutlich sagt, daß er anspruchslose SF schreiben wollte.

TERRA SF 430/431 - Clark Darlton : Das Riff der Andromeda

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Clark Darlton : Das Riff der Andromeda
Hurricane 09
Terra SF 430/431, 19.11.1965
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Neben der „Starlight“ Serie sind die insgesamt 11 Romane – oder zehn Bände, wenn man „Das Riff der Andromeda“ als Doppelband und nicht zwei unter einem übergeordneten Thema geschriebene Einzelromane betrachtet – um das Raumschiff HURRICANE und die beiden Abenteurer Bill Hawkins und Ted Ringer außerhalb der Perry Rhodan Serie Clark Darltons längste Arbeit. Meistens begnügte er sich mit dreiteiligen Zyklen – siehe seine späteren Jugendabenteuer.

Die Hefte erschienen zwischen 1959 und 1968 in den Reihe TERRA und Utopia. Dabei lässt sich an dieser aufgespaltenen Reihenfolge Darltons Hin und Her zwischen denn damals konkurrierenden Verlagen Pabel und Moewig ablesen. Die ersten beiden Romane sind im Rahmen der TERRA Hefte unter dem Pseudonym Fred McPatterson erschienen. Warum Clark Darlton dieses Pseudonym gewählt hat, lässt sich nicht mehr eruieren. In ihrer geradlinigen Struktur und in ihrer Exposition unterscheiden sie sich von den späteren Abenteuern. Hier erhielten die beiden Helden bis auf eine Pseudoauszeichnung keine Aufträge vom Militär und das Geschehen ist ausschließlich aus ihre Perspektive erzählt worden. In den Jahren 1959 bis 1963 veröffentlichte Darlton dann den größten Teil der Serie im Rahmen der UTOPIA Hefte – wobei die Titelbilder konsequent den Namen des Raumschiffs HURRICAN (!) und damit falsch geschrieben haben. Im Zuge der großen Popularität der Perry Rhodan Serie fehlte Darlton die Zeit, weitere Abenteuer zu schreiben. Erst 1965 veröffentlichte er dann wieder für die TERRA-Reihe sowohl den Doppelband als auch drei Jahre später einen letzten Roman.
[...]
Nicht nur der zeitliche Unterschied zwischen dem bislang achten Band der Heftromanreihe und diesem Doppelschlag ist augenscheinlich, auch als Autor hat sich Clark Darlton nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit dem strengen K.H. Scheer im Rahmen der Perry Rhodan Serie noch einmal steigern können. [...] Mit dem auf Energiespiegeln basierenden Schnellstraßensystem – die Schiffe der Fremden beschleunigen auf unglaubliche Geschwindigkeiten, um den Sprung zum Andromeda-Nebel und zurück zu schaffen -, den Wartungsroboters, die sklavisch ihre Pflicht erfüllen, der Welt der Tempel, welche die Götter hinterlassen haben und schließlich dem Versuch, diese technisch überlegene Zivilisation in Ansätzen zu verstehen, füllt Clark Darlton den ersten Teil des Doppelbandes mit einer Fülle von Ideen. Er nimmt sich vor allem den Raum, diese einzelnen Bestandteile ausführlich zu beschreiben. [...] Selten ist die Diskrepanz zwischen der außerirdischen Überzivilisation – in diesem Fall kommt noch eine hübsche These am Ende der Handlung hinzu, auf die selbst Erich von Däniken so nicht gekommen wäre – und den Menschen größer gewesen. Diesen eröffnet sich der Weg zu den Sternen Andromedas nicht aus eigener Initiative, sondern weil ein fehl geschalteter Wartungsroboter sie als Herren anerkennt. Auf dem ersten Planeten, welchen sie besuchen, wird ihnen die grandiose Vision der Fremden erläutert, als sie im zweiten Band schließlich das Riff der Andromeda erreichen und auf einer fremdartigen Welt stranden, gelingt es Darlton, eine wirklich überzeugende und vor allem neuartige Art der Bedrohung zu erschaffen. Beide Romane sind sehr kompakt geschrieben. Insbesondere der manchmal kindisch wirkende Humor spielt keine Rolle. Die Bedrohung ist konkret, die Chancen sind riesig. Das am Ende sich der Mensch wieder selbst im Wege steht, ist nur folgerichtig für Darltons bisheriges Werk. Sein Misstrauen gegenüber den Regierenden – Perry Rhodan sei hier als Ausnahme verstanden – und den Drang des Militärs, lieber sterbend unterzugehen als einen Hauch von Vertrauen zu zeigen, treibt er auf die Spitze. Ganz bewusst kumuliert die Handlung in einer eher pathetisch beschriebenen Volksabstimmung. Nur der gesunde Menschenverstand unbeeinflusst von Politik und Militär – wenn auch ein wenig im Guten von der HURRICANE Besatzung manipuliert – kann den Weg zu den Sternen freimachen. [...]
Thomas Harbach bei SF-Radio

Soweit Thomas Harbach, der sich bei der Neuausgabe der HURRICANE-Abenteuer 2005 durch den Mohlberg-Verlag den Einzelromanen liebevoll, ausführlich und höchst qualifiziert angenommen hat. Ich stimme da vollkommen mit ihm überein, jede der obigen Äußerungen kann ich nur unterstreichen. Was mir - der ich die Geschichten von einer ganz anderen Warte aus betrachte - allerdings auffällt, ist der tiefverwurzelte Glaube an das Gute im Menschen, der sich in diesem Roman widerspiegelt. Man kann - ohne in irgendeiner Art und Weise zu beleidigen- Walter Ernsting wohl eine gehörige Portion Naivität, inbesondere im politisch-gesellschaftlichen Bereich, unterstellen. Dies ist aber ganz deutlich ein Zeichen seiner Lebenseinstellung, die beispielsweise typische politische Winkelzüge, wie sie damals wie heute gang und gäbe waren (allerdings heutzutage als positive Darstellung eines Politikers offen gezeigt werden), aus moralischen und ethischen Gründen ablehnt. Sich der Realität durchaus bewusst beschreibt Walter Ernsting in seine Romanen eine Realität, wie sie seiner Meinung nach sein sollte. Kein Utopia, aber eine Gesellschaft, in der aufgrund der Konstellation der soziologischen Faktoren das Gute einfach siegen muß - wenn es sich anstrengt. Das ist derartig weit von den kritischen bis pessimistischen Einstellungen der SF&F-Romane der letzten Jahrzehnte, daß man dieses Detail in Walter Ernstings Romanen oft übersieht oder fehlinterpretiert.

Von der Mohlberg-Ausgabe der HURRICANE-Romane sind heute, 10 Jahre nach der Veröffentlichung, nicht mehr alle Teile lieferbar. Umso angenehmer ist die folgende Meldung von TRANSGALAXIS :
Er gilt als einer der größten Science Fiction Autoren im deutschsprachigen Raum: Walter Ernsting alias Clark Darlton. Als einer der beiden Erfinder von "Perry Rhodan" schrieb er auch viele seiner Abenteuer.

Die Clark-Darlton-eBook-Edition: Auf dieser CD finden Sie 53 seiner Science Fiction-Romane, die außerhalb von Perry Rhodan erschienen sind, darunter auch seine Jugend-Science-Fiction Romane. Wie schön, dass es sie jetzt in dieser Form wieder gibt. Die PDF-Dateien kann man auch ausdrucken.

Die Titel im einzelnen :

1. Abenteuer Trilogie Band 1 – Das Weltraumabenteuer
2. Abenteuer Trilogie Band 2 – Das Planetenabenteuer
3. Abenteuer Trilogie Band 3 – Das Marsabenteuer
4. An der Schwelle zur Ewigkeit
5. Attentat auf Sol
6. Befehl aus der Unendlichkeit
7. Das Geheimnis im Atlantik
8. Der fremde Zwang
9. Der Gedankenleser
10. Der Sprung ins Jenseits
11. Der Sprung ins Ungewisse
12. Der Tag, an dem die Götter starben
13. Der Todeskandidat u.a. Kurzgeschichten
14. Der Tod kam von den Sternen
15. Die galaktische Föderation
16. Die letzte Zeitmaschine
17. Die neun Unbekannten
18. Die Zeit ist gegen uns
19. Die Zeitlosen
20. Experiment gelungen
21. Geheime Order für Andromeda
22. Hades – Welt der Verbannten
23. Holocaust-Trilogie Band 1 - Der strahlende Tod
24. Holocaust-Trilogie Band 2 - Leben aus der Asche
25. Holocaust-Trilogie Band 3 – So grün wie Eden
26. Hurricane Band 1 – Utopia stirbt
27. Hurricane Band 2 – Planet der 1000 Wunder
28. Hurricane Band 3 – Stadt der Automaten
29. Hurricane Band 4 – Das Raum – Zeit Experiment
30. Hurricane Band 5 – Der Eisenfresser
31. Hurricane Band 6 – Rastor3 – senden Sie!
32. Hurricane Band 7 – Das Geheimnis der Handelsflotte
33. Hurricane Band 8 – Kosmischer Schwindel
34. Hurricane Band 9 – Das Riff der Andromeda
35. Hurricane Band 10 – Die Götter siegen immer
36. Hurricane Band 11 – Die Gravitationssonne
37. Kein Morgen für die Erde u.a. Kurzgeschichten
38. Planet Lerks III
39. Planet YB23
40. Rätsel-Trilogie Band 1 – Das Rätsel der Urwaldhöhlen
41. Rätsel-Trilogie Band 2 – Das Rätsel der Marsgötter
42. Rätsel-Trilogie Band 3 – Das Rätsel der Milchstrasse
43. Raum ohne Zeit
44. Raumschiff der toten Seelen
45. Raumschiff Neptun Band 1 – Der verzauberte Planet
46. Raumschiff Neptun Band 2 – Begegnung im Weltraum
47. Raumschiff Neptun Band 3 – Der Tempel der Götter
48. Roboter irren nie u.a. Kurzgeschichten
49. Todesschach
50. Überfall aus dem Nichts
51. Vater der Menschheit
52. Wanderer zwischen drei Ewigkeiten
53. Zurück aus der Ewigkeit

Kostenpunkt : 49,90 €
Bestellformular

Donnerstag, 11. September 2014

TERRA SF 428 - John Brunner : Die Sternlauscher


John Brunner : Die Sternlauscher (Listen! the Stars!)
Terra SF 428, 05.11.1965
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe ANALOG 1962
Aus dem Englischen von Heinz F. Kliem
Titelbild : Johnny Bruck


Dan Cross kannte das Bild bereits: Die jungen Leite mit ihren seltsamen Kästen und ihren Hörkapseln waren ein vertrauter Anblick geworden. Man könne Signale aus fernen Welten damit auffangen, behaupteten sie, die man Sternenlauscher nannte. Dan Cross hatte es selbst einmal ausprobiert. mehr als ein unbestimmtes Rauschen hatte er nicht gehört. Und doch mußte an dieser neuen Seuche etwas dran sein, ein Geheimnis, das niemand aufklären konnte. Von Zeit zu Zeit nämlich verschwanden Besitzer dieser Kästen spurlos. Es gab einen leisen Knall - und sie waren einfach fort, hörten auf zu existieren. Dan Cross kannte seinen Auftrag: Er mußte den Verschwundenen folgen - und zurückkehren. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit zur Rückkehr gab.
Klappentext Bastei-Lübbe-TB 23015 von 1976

An diesem Roman hat der Autor mehrfach rumgebastelt. Im Original erschien er als 20.000-Wort-Novelle 1962 in ANALOG. Für eine Neuauflage als ACE-Double 1963 wurde der Roman bereits um 8.000 Worte erweitert, größtenteils aus stilistischen Gründen. Zuletzt erschien er 1972 in einer revidierten und abermals erweiterten Fassung unter dem Titel "The Stardroppers" bei DAW. Meiner Meinung nach liegt der TERRA-Ausgabe die ANALOG-Fassung zugrunde, dem Bastei-Lübbe-Taschenbuch die ACE-Ausgabe. Die finale Fassung ist meines Wissens noch nicht auf Deutsch veröffentlicht worden.

Vor seinen großen Romanen schrieb Brunner angenehme und intelligente Action-SF. [Ich glaube, das schreibe ich immer an den Anfang eines Brunner-Kommentars, aber man kann gar nicht oft genug darauf hinweisen.] Dies ist einer dieser Romane, etwas oberflächlich im Vergleich zu seinen Glanzleistungen der 70er, aber auch hier schimmert die soziologische Sicht Brunners bereits deutlich durch. Lester del Rey bezeichnete diesen Roman (d.h. die finale Fassung von 1972) in IF vom April 1973 als "a good adventure story [but] not of one Brunner's stronger literary efforts." Ich kann ihm da nur zustimmen. Interessant allerdings, daß die Geschichte auch heute noch ziemlich frisch und gut lesbar ist. Vielleicht ist da doch mehr am literarischen Stil dran, als man im ersten Moment wahrnimmt.




Mittwoch, 10. September 2014

TERRA SF 427 - Richard Koch : Spuk auf dem roten Planeten


Richard Koch : Spuk auf dem roten Planeten
Terra SF 427, 29.10.1965
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1965
Titelbild : Johnny Bruck


Das Geschehen dieses phantastischen Romans entwickelt sich in naher Zukunft - im Zusammenhang mit dem ersten bemannten Raumflug zum Mars. Das Buch veranschaulicht die Überzeugung des Autors, daß die Menschen beim Vorstoß in den Weltraum womöglich Naturerscheinungen begegnen könnten, die sich heute noch niemand vorstellen kann: etwa Lebewesen, die wie wir Geist und Seele haben, aber mit völlig anderen Sinnen begabt sind - die in einer Überwelt leben, in der Schwingungen, gegen die wir blind sind, "Licht" bedeuten.

Die Annahme eines Lebens auf dem Mars, das für uns unsichtbar sein soll, ist keineswegs so phantastisch, wie es den Anschein hat. Noch um die Jahrhundertwende galt die Materie als etwas Festes, Solides. Der Fortschritt der Wissenschaft hat uns inzwischen gelehrt, daß zum Beispiel das feste Holz des Tisches vor uns oder das kompakte Metall des kupfernen Aschenbechers in Wirklichkeit nicht anderes sind als ein unsagbar feines Gespinst von Kräften. Der Anteil an wirklicher Materie in ihnen ist im Verhältnis kleiner als die Masse einer Erbse im Raum des Kölner Doms. Die scheinbar so solide Körperwelt, die wir mit unseren Sinnen auffassen, ist nichts anderes als eine Illusion, die durch Sinnestäuschung zustande kommt.

Es bedarf nur eines kleinen Sprungs der Phantasie, um uns eine noch lockerer gefügte Körperwelt vorzustellen, die trotzdem für die darin lebenden Wesen ebenso fest und wirklich ist, wie für uns Holz und Kupfer. Wir müssen gewisse Annahmen machen, um herauszufinden und vielleicht sogar zu errechnen, welche Eigenschaften eine verborgene Welt dieser Art und solche Lebewesen haben müßten. Der englische Physiker und Chemiker Sir William Crookes hat das im vorigen Jahrhundert in einem naturwissenschaftlichen Buch einmal getan.

Diesen Gedanken hat Richard Koch folgerichtig durchgeführt und in einer spannenden Handlung ausgestaltet, in deren Verlauf kleine Forschergruppen auf dem Mars und der Erde Seltsames erleben und Daseinsformen außerhalb des Bereichs unserer Sinne entdecken. Die menschlichen Einzelschicksale sind psychologisch gut durchdacht und tragen dazu bei, den Spannungsreichtum des Werkes maßgeblich zu steigern.

Richard Koch, Präsident der Eurotopia, der Föderation der europäischen Science-Fiction-Klubs, hat sich durch sein wissenschaftliches Werk "Jenseit aller Grenzen" und seine zahlreichen wissenschaftlich fundierten Zukunftsromane in der Literatur einen besonderen Namen erworben, weil es ihm, wie selten einem Schriftsteller gegeben ist, in seinen Werken nicht nur sein Wissen zu vermitteln, sondern zugleich eine Spannung zu erzeugen, die selbst den Leser von Anfang bis Ende an das Buch fesselt, der es nicht wegen der behandelten Materie liest.
Klappentext des AWA-Leihbuchs

"[...] Ganz im Stil utopischer Schriftsteller der zwanziger und dreißiger Jahre gehalten und wurde so gut wie gar nicht von den schon in den fünfziger Jahren den Markt dominierenden Engländern und Amerikanern beeinflußt." Das steht in Reclams SF-Führer von 1982 über einen anderen Roman von Richard Koch, trifft aber ebenso auf diesen zu. Richard Koch konnte sich der Moderne nicht anpassen, das merkt der Leser dieses Jahrtausends im Rückblick noch deutlicher als damalige Zeitgenossen des Autors. Lohnt sich auf jeden Fall nicht, diesem Roman hinterherzulaufen.

Dienstag, 9. September 2014

TERRA SF inside - Ankündigungen und Bekanntmachungen

Am 24.09.1965 war auf der LKS von Heft 422 einiges an Ankündigungen und Bekanntmachungen zu lesen. Neben den (fast schon üblichen) internationalen Clubgründungen wurden auch einige heutzutage stark nachgefragte Sekundärwerke und Neuausgaben (!) angekündigt : Der STORY-INDEX als PIONEER-Sonderdruck, der Bookshop PHANTASTIK von Hubert Straßl (alias Hugh Walker) bietet die Beschaffung angloamerikanischer SF an und ein gewisser Jakob Bleymehl wird mit seinem Projekt historischer SF-Nachdrucke vorgestellt :

TERRA SF 426 - Murray Leinster : Die Revolution der Uffts

Murray Leinster : Die Revolution der Uffts (Lord od the Uffts / The Duplicators)
Terra SF 426, 22.10.1965
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe Worlds of Tommorrow 02/1964
Aus dem Englischen von Sonja Smerdel
Titelbild : Johnny Bruck

Link Denham awakens after a magnificent drinking binge to discover he’s on a ramshackle starship owned by a peevish and paranoid crackpot explorer named Thistlethwaite who refuses to tell Link their destination, only that while drunk he signed on board as Astrogator for his ship, the Glamorgan, and must obey his orders.

Figuring out their destination to be Sord III with a bit of subterfuge using the ship’s hard-copy of The Practical Astrogator, Link is nonplussed to read among the terse description of the world in this otherwise sober reference work the following lines: “The last report on this planet was from a spaceyacht some two centuries ago. The yacht called down asking permission to land and was threatened with destruction if they did. The yacht took pictures from space showing specks that could be villages or the ruins of same but this is doubtful.”

Within minutes of landing on this unexplored world Link is left alone inside the Glamorgan, with Thistlethwaite beetling off to meet an unknown partner. Link’s feeling of being left utterly alone doesn’t last long, however, as Link has a a strange welcome by a pair of pig-like uffts and a more sinister one by a group of five human riders who seem to be riding unicorns and are wearing pieces of Thistlethwaite’s clothing!
ein gelungener Klappentext aus einem auch sonst interessantem Blog

Ein herrlich komischer Roman, bei dem ein Gag den nächsten jagt. Dabei ist die Geschichte alles andere als trivial, diverse angerissene Punkte wie etwa der sozioökonomische Impact einer Maschine, die alles duplizieren kann, werden dem Leser nebenbei untergejubelt. SF, wie man sie gerne liest.

Höchst interessant fand ich hierbei die Verhonepiepelung des Kommunismus und gleichzeitig des Kapitalismus in Form der Uffts. Entsprechend getriggert organisieren sie sofort eine Demo oder einen Genralstreik, dabei lassen sie sich noch die kleinsten Gefälligkeiten bezahlen. Amüsant, genauso wie die "höfliche" Ausdrucksweise, die man gegenüber den Siedlern von Sord III an den Tag legen muß, will man nicht verurteilt und hingerichtet werden. Man sieht, der Roman hat einige höchst amüsante Facetten und liest sich auch heute noch so frisch wie vor 50 Jahren. Unbedingt empfehlenswert.

Montag, 8. September 2014

TERRA SF inside - Rezensionen von Perry-Rhodan-Planetenromanen

In Heft 403 vom 28.05.1965 kommt wieder Jürgen vom Scheidt als MRU-Kritiker zu Wort. Ich finde es hier hochinteressant, daß in diesen Rezensionen MOEWIG und HEYNE unterschiedslos kommentiert werden. Algis Budrys, Frederic Brown, Chad Oliver und Robert A. Heinlein werden in eine Reihe mit Hans Kneifel gestellt. Gut, "Am Rand des Blauen Nebels" zusammen mit den Folgeromanen war ein erster Höhepunkt in Kneifels Schaffen. Aber trotzdem finde ich die absolut unsnobistische Haltung dieser frühen Rezensenten schon bemerkenswert. Insbesondere, als heutzutage ignoranter Snobismus offenbar absolut gesellschaftsfähig ist. Ich kann dazu nur sagen : Damals als wir noch glaubten, klug zu sein wäre wichtiger als Plastikmöpse, Sixpacks und abgeleistete Mountainbike-Kilometer, als viele Menschen lieber etwas Sinnvolles tun wollten als etwas, das viel Geld einbringt, war es besser.

TERRA SF 425 - Kurt Brand : Kontrakt mit der Hölle



Kurt Brand : Kontrakt mit der Hölle
Terra SF 425, 15.10.1965
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Ein Konzern versucht, die Welt zu beherrschen. Dabei schreckt er weder vor Gehirnwäsche noch vor der Versklavung Außerirdischer zurück.

Wie bereits in früheren Romanen dieser Epoche hat Kurt Brand auch hier einen lupenreinen antikapitalistischen Roman vorgelegt. Wenn auch die Idee des "Denkens in der zweiten Phase" heutzutage etwas absurd anmutet, so ist der Rest der Geschichte eine sehr kritische Sicht auf das Deutschland der 60er Jahre, nur wenig verbrämt durch das SF-Ambiente. Der Roman ist seiner Zeit weit voraus, fünf oder zehn Jahre später hätte er nicht wenig Aufsehen erregt.

Im Mohlberg-Verlag erschien in der Kurt-Brand-Werkausgabe auch dieser Roman in Band 3. Hier eine Aufstellung der Kurt-Brand-Edition :
Der 1991 verstorbene Autor Kurt Brand war einer der produktivsten Schreiber der Leihbuchära mit phantastischen Ideen und Welten voller Überraschungen. In unserer Reihe der Kurt Brand-Edition (eine Weiterführung der Reihe aus dem HJB-Verlag) erscheinen nach und nach alle SF-Soloromane; seine »Perry Rhodan«-Beiträge können Sie in der entsprechenden Buchausgabe nachlesen, ebenso wie seine Romane der Serien «Ren Dhark« und »Raumschiff Promet«.

Überwiegend kommen die Leihbuchausgaben zum Abdruck, aber auch die Ausgaben für die Reihen »Terra«, »Utopia« und »Zauberkreis-SF« finden Einlaß in die Edition.

Kurt Brand Edition erscheint als Paperback; wobei die ersten zwei Bänder bei HJB als Hardcover erschien sind. Umfang der Einzelbände jeweils ca. 352 Seiten; Preis je Buch 15,90 €

  1. Der Galaxant / Sterbliche Sternengötter / Der Gral-Mutant
    bei HJB (15,90 €)
  2. Die Deserteure der Cosmic Police / Der Tod greift nach den Sternen / Genies vom Fließband
    bei HJB (15,90 €)
  3. Der Sternenjäger / Leuchtfeuer in der Galaxis / Kontrakt mit der Hölle (15,90 €)
  4. Aus Weltraumtiefen / Milchstraße M1 / Stern ohne Wiederkehrvergriffen, Neuauflage nicht geplant
  5. Ein Mann aus der Zukunft / Die Planetendiebe kommen / Die Planetenmördervergriffen, Neuauflage nicht geplant
  6. Türme in der Sahara / Außenstation VII explodiert (15,90 €)
  7. Er nahm die Erde mit / Raum hinter der Zeit / Treibsand zwischen den Sternen (15,90 €)
  8. Für Terra: Alarmstufe I / Gefesselte Planeten / Der Letzte der Ersten (15,90 €)
  9. Schatten der Vergangenheit / Tote gehen ihren Weg allein / Welten sterben wie Fliegen
    276 Seiten; ISBN: 3-936229-05-8; 15,90 €
  10. Die Zeitspirale / Gesetz 23 / Der knisternde Planet
    276 Seiten; ISBN: 3-936229-56-2; 15,90 €
  11. Raum der Schwarzen Sonne / Die geheimnisvolle Formel / Die Skorpione aus dem Silur
    276 Seiten; 15,90 €
Quelle

Diese Edition erscheint mir - insbesondere nach dem Lesen der letzten Romane von Kurt Brand - lesenswert und interessant. Wobei naturgemäß nicht alle Bände gleich gut sind, doch insgesamt wohl eine wichtige Ausgabe.

Sonntag, 7. September 2014

TERRA SF inside - Triester SF-Filmfestspiele 1965

Auf der LKS von Heft 424 vom 08.10.1965 findet sich ein Bericht von Forest J. Ackerman über die SF-Filmfestspiele in Triest :

TERRA SF 424 - Manly Banister : Wenn Welten sich begegnen


Manly Banister : Wenn Welten sich begegnen (Magnanthropus)
Terra SF 424, 08.10.1965
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1961
Aus dem Englischen von Ingrid Neumann
Titelbild : Karl Stephan


What price his status as a superman if there was no place in the world for the woman he loved? At 3:10 A.M. the calendar stopped. The record of man's days on earth came simply and finally to an end...

At what would have been 3:10:01, the record of a new time, a new earth, a new man, began. His name: MAGNANTHROPUS! After the Earth he knew disappeared one night, Jeff Jarvis, found himself in a new world of carnal butterfly people and six-legged creatures with triple-jointed limbs. Then a voice in his head told him to go west and find a man named Eamus Brock. When Jeff, after many experiences, finally found Brock, the man told him the following story: "In the beginning, Man had been born of beast because of a slight shift in genes. More recently, a similar shift had occurred--and a new race had been borne of Mankind, the race of Magnanthropus! The new race differed from homo sapiens only in relative mental ability. Man's brain from the beginning had been capable of reasoning, imagining, and creating. Mags could read minds, broadcast their thoughts, and even teleport. Man's swansong had been inexorably begun." Jeff's first thought was of Jo. She was not a Mag. She had not demonstrated telepathic ability. What price his status as a superman if there was no place in the world for the woman he loved?
Klappentext des B&N-eBooks

Ja, das Heft liest sich genauso grauenvoll, wie dieser Klappentext vermuten lässt. Jedenfalls inhaltlich, stilistisch ist das ganz ok. Aber nichts, was man heutzutage lesen muß, und auch nichts, über das man viele Worte verlieren sollte. Von daher : Schwamm drüber !