Montag, 19. Dezember 2011

David Weber : Honor Harrington

David Weber : Honor Harrington


Bastei-Lübbe 28538, 01/2010
Paperbackausgabe 975 Seiten
"Auf verlorenem Posten" (On Basilisk Station, 1992)
"Die Ehre der Königin" (The Honor of the Queen, 1993)
Aus dem Amerikanischem von Dietmar Schmidt

Nachdem Diboo mich lange genug gedrängt hatte, endlich Military SF zu lesen, konnte ich dem Honor Harrington-Sammelband nicht widerstehen. Ich hatte ja so ein bißchen meine Vorbehalte gegen dieses Genre, eigentlich weniger Vorbehalte als (unbegründete) Vorurteile. Dessen bewusst begann ich zu lesen, denn diese Richtung ist ja momentan bei den US-Importen der absolute Favorit.

Bereits die ersten Kapitel machten mir klar, daß dieses Genre für mich nichts Neues ist. Den gleichen Typ Military SF habe ich schon früher beispielsweise bei K.H. Scheer, Elizabeth Moon und, mit Einschränkungen, auch bei Anne McCaffrey gelesen. Und auch genossen. Von daher stehe ich diesem Subgenre vielleicht positiver gegenüber als es gerechtfertigt ist.

Wir schreiben das 41. Jahrhundert unser Zeitrechnung. Seitdem 2103 das erste Kolonistenschiff die Erde verlassen hat, hat sich die Menschheit im Weltall ausgebreitet, unzählige Planeten besiedelt und zahllose politische Einheiten gebildet. Eines davon ist das Königreich von Manticore, eine andere politische Gruppierung die Volksrepublik Haven.
Quelle
Das Königreich von Manticore ist monarchistisch, der Adel gibt den Ton an. Dagegen ist die Volksrepublik Haven ein Wohlfahrtsstaat, in dem ein erheblicher Teil, zwei Drittel der Bevölkerung, von einem Bürgergeld leben. Dies führte zu einem erheblichem Staatsdefizit, was die Machthaber zu militärischer Expansion und Ausbeutung der eroberten Planeten zwang. Zum Zeitpunkt der Handlung beginnen die ersten Kampfhandlungen zwischen Haven und Manticore.

Bei den Honor Harrington-Romanen geht es um den Aufstieg einer Frau innerhalb des Militärs. Honor Harrington stammt von Sphinx, einem der drei bewohnten Planeten des Manticore-Systems. Als Offizier der "Royal Manticoran Navy" muß sie diverse Herausforderungen militärischer als auch gesellschaftlicher Natur durchstehen. Das übliche eben. Details findet man sehr schön im englischem Wikipedia-Eintrag.

Die Figur der Honor Harrington ist stark an Lord Nelson angelehnt, Vergleiche mit den Hornblower-Romanen sind durchaus beabsichtigt. Auffallend ist auch die extreme Ähnlichkeit der Volksrepublik Haven mit dem nachrevolutionären Frankreich, teilweise sind die Ähnlichkeiten sogar extrem platt (der Vorsitzende des Staatsrats heisst Rob S. Pierre). Ich hatte beim Lesen den Eindruck, Weber erzählt eigentlich einen historischen Roman, den er nur in den Weltraum portiert hat.

Weber legt eine deutliche Betonung auf die Politik, er stellt deutlich dar, daß Heldentum alleine nicht ausreicht, sogar der Karriere und dem eigenen Leben schaden kann, wenn man sich mit den falschen Machtblöcken anlegt. Dieses Thema behandelt er mehrfach und prangert die gesellschaftlich und/oder religiös verbrämte Bigotterie in der Politik plakativ an. Dies geschieht zwar auf dem einfachen Level der amerikanischen Weltsicht und hat mit der deutlichst komplexeren Netzwerkerei der modernen Politik wenig zu tun, aber ich fand es erfrischend, diese einfache Schwarz-Weiß-Darstellung politischer Gruppierungen wieder einmal zu lesen.

In diesen Kontext gehört auch die etwas andere Sich auf Military-SF, die nach meinen bisherigen Leseerfahrungen in den Staaten offenbar State of the Art ist. Früher, gerade bei Scheer oder Moon, sind die MilSF-Romane auf den Einzelnen, das Individuum, fixiert. Insbesondere Scheer stellt hier den übermenschlichen Normalo sehr oft in den Mittelpunkt der Handlung. Im Gegensatz dazu ist heute zwar immer noch ein Individuum zentraler Punkt eines Romans, es wird aber sehr deutlich ausgedrückt, das nicht der Einzelne, sondern das Team die Leistung erbringt. So ist zum Beispiel bei Honor Harrington nicht nur die Kommandantin maßgeblich für den Erfolg, sondern genauso ihre Crew oder ihre Untergebenen. Manchmal wird dies gar nicht explizit dargestellt, sondern nur in einem Nebensatz abgetan, wenn etwa eine vom Mutterschiff abkommandierte Truppe selbstständig voll im Sinne der Kommandantin handelt. Dies ist mir bei Honor Harrington ebenso wie bei Wilson Cole überdeutlich aufgefallen, ich bin einmal gespannt, ob diese Tendenz auch in anderen MilSF-Romanen vorhanden ist.

Weber versucht auch deutlich zu machen, daß der Krieg kein Abenteuer ist, sondern brutal, gemein und oftmals tödlich. Raumschlachten fordern bei ihm Opfer, oft werden Nebenfiguren, die im Verlaufe des Romans sorgfältig aufgebaut werden, bei so einem Kampf getötet oder schwer verletzt. Doch trotzdem bleibt die Gefahr seltsam nebulös, die Opfer summieren sich auf und werden auf eine reine Zahl reduziert.

Ich finde diese Serie durchaus empfehlenswert, nach dem ersten Doppelband habe ich mir dann auch die Folgebände gekauft :


Ein schneller Sieg (A short victorious War)
Mit Schimpf und Schande (Field of Dishonor)
Im Exil (Flag in Exile)
Ehre unter Feinden (Honor among Enemies)
In Feindes Hand (In Enemy Hands)
Die Siedler von Sphinx (More than Honor)

Damit habe ich die ersten 8 von bisher insgesamt 20 Bänden aus dem Honorverse, mein aktueller Lesestand ist in der Mitte von Band 7.

Diese Bände sind im amerikanischem Original auch direkt von der Baen Free Library gratis runterladbar :

On Basilisk Station
Honor of the Queen
The Short Victorious War
Field of Dishonor
Flag in Exile
Honor among Enemies
In Enemy Hands
More than Honor

Und hier findet man nicht nur diese, sondern auch weitere Honor Harrington-Romane im Original.

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