Dienstag, 20. Dezember 2011

Deadwood

Als alter John-Wayne-Fan konnte ich mir garnicht vorstellen, daß man heutzutage noch eine gute Western-Serie drehen kann. Und nach dem, was ich im Netz so gelesen hatte, bin ich immer wieder vor dem Kauf von Deadwood zurückgeschreckt. Bis meine Frau mir die Serie vor zwei Jahren zu Weihnachten schenkte.

Erzählt wird die Geschichte der real existierenden Stadt Deadwood in den Jahren 1876/77, kurz nach dem Massaker am Little Big Horn. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Politik der damaligen Zeit, weniger auf billigen Effekten wie Gunfights o.ä.. Eine detaillierte Beschreibung des Inhalts findet sich zum Beispiel hier.

Ein wesentlicher Charme der Serie besteht in der Darstellung historischer Figuren. Wild Bill Hickock und Calamity Jane tauchen ebenso auf wie die Earps. [Übrigens wurde Deadwood bereits in einem Nebensatz in "Gunfight at the O.K. Corral" (1956) erwähnt.] Aber auch die nicht so bekannten Figuren wie Seth Bullock und seine Frau sind historisch verbürgt. Tatsächlich hat der Nicht-Historiker Probleme, Realität und Fiktion auseinanderzuhalten, so nah ist die Serie an der Realität dran. Für den Interessierten empfehle ich die Seite der Legends of America, die sehr schön Fakten und Fiktion auseinandersortiert.

Bemerkenswert ist auch die Ähnlichkeit der Schauspieler mit historischen Photos, das fand ich echt gelungen. Ebenso gelungen sind die Dialoge. Denn die Macher haben sich hier von der Geschichte gelöst und die Sprache in die Neuzeit transportiert. Denn während sich noch 1879 eine Zeitung über die Flüche im Alltag echauffierte, hören sich diese Flüche heutzutage eher harmlos an. Damals zähle eben ein "Damned" schon als schlechtes Benehmen. Ich fand die Sprache, zumindestens in der deutschen Synchronisation, nicht überzogen, sondern eher angenehm "normal" und wenig gestelzt.

Die Schauspieler haben mir ausnehmend gut gefallen, neben Timothy Olyphant und Ian McShane fand ich insbesondere die schauspielerische Leistung von Robin Weigert bemerkenswert. Aber auch alle anderen Darsteller haben mir gut gefallen, es war eine Lust, die Serie zu sehen.

Schade ist nur das abrupte Ende. In Season 3 wussten die Macher nicht mehr so 100 %ig wohin sie wollten und haben vieles offen gelassen, was in einer vierten Staffel zum Abschluß kommen sollte. Da aber nach der dritten Staffel Schluß war, bleibt man etwas unbefriedigt zurück.

Deadwood ist definitiv nur etwas für Erwachsene, die dort dargestellte Brutalität ist nicht für Jüngere geeignet. Und obwohl das Barbarentum der damaligen Zeit von den Machern teilweise deutlich abgeschwächt wurde, kommt deutlich rüber, wie primitiv das Leben damals war. Deadwood ist nicht wie Bonanza oder Shiloh Ranch, keine familiengerechte Nachmittagsunterhaltung. Und auch von daher für mich ein Novum, ich empfand diese Serie als eine Weiterentwicklung der erwachseneren Western wie Keoma oder Soldier Blue.

Ich habe die Serie genossen und kann sie nur weiterempfehlen, es war sehr angenehm, einen modernen Western zu sehen. Und es dürfte interessant sein, weitere moderne Western-Serien zu sehen, Deadwood hat hier deutliche Maßstäbe gesetzt.

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