Mittwoch, 3. August 2016

TERRA EXTRA 107 - Poul Anderson : Dämonen des Weltalls

Poul Anderson : Dämonen des Weltalls (The War of two Worlds)
Terra Extra 107, 09.09.1966
Neuauflage
Deutsche Erstausgabe UTOPIA Großband 131, 1960
Originalausgabe ACE-Double 1959
Aus dem Amerikanischen von Gerhard Ledig
Titelbild : Johnny Bruck


Nach zwanzig Jahren war der Krieg zwischen den Planeten Erde und Mars vorbei. Die Erde - und was von ihrer Zivilisation übrig geblieben war - unterstand der Herrschaft der marsischen Besatzungsmacht. Die Verantwortlichen auf dem Mars wollten kein Risiko mit den Erdmenschen eingehen. Der Planet Erde sollte ein reiner Agrarplanet werden, aus seiner Bevölkerung ein Volk von Bauern.

David Arnfeld hatte gegen die Marsier gekämpft, aber er haßte sie nicht. Jetzt, da der Krieg vorbei war und er Gelegenheit hatte, über alles nachzudenken, fielen ihm zahlreiche Ungereimtheiten auf. Wieso war es überhaupt zu diesem Krieg gekommen. Und warum hatten beide Seiten so unverzeihliche dumme Fehler begangen, ohne die der Krieg schon nach zwei Jahren hätte beendet werden können?

Ein böser Verdacht begann sich in Arnfelds Gehirn zu regen. Vielleicht gab es noch eine Möglichkeit, die Erdmenschen davor zu bewahren, zu Primitiven erniedrigt zu werden. Aber wenn sein Verdacht berechtigt war und es Beweise gab, dann mußte er handeln, bevor es zu spät war ...
Klappentext der Goldmann-Ausgabe

Einer der Romane, die ich jahrzehntelang mit großem Genuß gelesen habe. Das letzte Mal ist allerdings auch schon ein bißchen her und ich muß gestehen, daß die Geschichte doch etwas Patina angesetzt hat. Allerdings sind einige Punkte dieser Geschichte immer noch bemerkenswert.

Als allererstes fällt dem unvoreingenommenen Leser die unglaubliche Bildhaftigkeit des Romans auf. Mir stand zu jedem Absatz das entsprechende Bild, teilweise sogar als eine Art Film, plastisch vor Augen. Schon ein bemerkenswertes Feature, kenn' ich nicht von jedem Roman.

Was allerdings vom heutigen Standpunkt aus zu kritisieren ist, ist der Plot. Der Krieg zwischen Marsianern und Terranern ist gar nicht durch die Leute selbst, sondern durch im Hintergrund agierende Alien-Verschwörer verursacht ? Das ist schon etwas fragwürdig, in dieser Dubiosität von Anderson sicher nicht gewollt, doch der heutige Leser steht solchen Plots deutlich kritischer gegenüber als die Leser der damaligen Zeit. Bemerkenswert ist aber auch die emanzipierte Haltung gegenüber Frauen, die Poul Anderson hier in seinem Roman einnimmt, da unterscheidet er sich doch stark von seinen Zeitgenossen.

Alles in allem ein vielleicht gealterter, aber immer noch lesbarer und spannender Roman. Denn unabhängig von den oben angeführten Punkten hat "War of two Worlds" etwas von den hardboiled Krimis der Fim Noir-Zeit, mit diversen Twists nach rechts und links. Lohnt sich.

1 Kommentar:

  1. Ich hab' den Roman als Knabe gelesen und nie vergessen, so gut fand ich den. Ich gebe dem Kritiker in Vielem Recht, bis auf die Sache mit den Alien-Verschwörern, die der Kritiker als fragwürdige, sicherlich von Anderson nicht beabsichtigte Dubiosität bezeichnet. Ich glaube dass das Gegenteil der Fall ist. Anderson war ein hochintelligenter Mann und aufmerksamer Beobachter politischer Vorgänge, gerade auch in größeren zeitlichen Dimensionen. Er inszeniert hier durch das Element der Alien-Verschwörer das Konzept eines 'Stellvertreter-Kriegs' was ja gerade heute hochaktuell ist. Ich könnte mir von Anderson sehr gut vorstellen das er hier die Aktionen der eigenen Regierung kritisiert. Der Roman wurde in den 50ern geschrieben. Die wenigsten wissen das die Politik der USA schon kurz nach Gründung der Federal Reserve Bank im Jahr 1913 darin bestand, alle Parteien des 1. Weltkriegs mit Krediten für Waffenkäufe zu unterstützen, inklusive Deutschland. Im 2. Weltkrieg wurde dieses Konzept weitergeführt und mündete in der Gründung der 'Bank für internationalen Zahlungsausgleich' Ich glaube der Blogbetreiber muss diesbezüglich wohl einen blinden Fleck gehabt haben, Friede seiner Seele.
    Ergänzend sei noch erwähnt, das der Roman viele Elemente eines 'Road-Movies' einsetzt und das es sich durchgehend um eine Rückblende handelt, was den genialen Plot überhaupt erst möglich macht.

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