Sonntag, 5. Februar 2012

Peter V. Brett : Das Lied der Dunkelheit



Peter V. Brett : Das Lied der Dunkelheit
Das Lied der Dunkelheit (The Painted Man)
Das Flüstern der Nacht (The Desert Spear)
Die Flammen der Dämmerung (The Daylight War)
Aus dem Englischen von Ingrid Herrmann-Nytko
Deutsche Erstausgaben 2009 / 2010 / 2012 (geplant)
Heyne Paperback, 800 / 1.008 / 750 Seiten
ISBN: 978-3-453-52476-7 / 978-3-453-52611-2 / 978-3-453-52474-3


„Weit ist die Welt – und dunkel …“
… und in der Dunkelheit lauert die Gefahr. Schon seit Jahrhunderten haben Dämonen, die sich des Nachts aus den Schatten erheben, die Menschheit zurückgedrängt. Das einzige Mittel, mit dem die Menschen ihre Angriffe abwehren können, sind die magischen Runenzeichen.

(aus dem Klappentext)

Nachdem sie in ihre Höllendimension verbannt wurden, haben sich die Horclinge vor über dreihundert Jahren in einem massivem Angriff gerächt und die Welt ins Chaos gestürzt. Seitdem kommen sie jede Nacht zurück und fressen die Menschen. Nur magische Siegel, exakt gezeichnet, schützen vor diesen Ungeheuern. Doch auch wenn alle Menschen sich vor Angst nachts in ihren Häusern verkriechen, bildet sich doch ein Widerstand. Zwei Menschen sind es, die den Widerstand anführen - mit ganz gegensätzlichen Vorstellungen, wie der Kampf gegen die Horclinge geführt werden soll. Dieser Antagonismus führt zu zwei Armeen, die sich auch selber bekämpfen. Einer abendländisch geprägten unter der Führung von Arlen und seinen Freunden und einer eher arabisch beschriebenen Armee mit Jardir als Anführer.

Das erste Buch beginnt recht simpel mit einer Coming-of-Age-Geschichte. Die Saga steigert sich aber sukzessive und schildert eine immer komplizierter werdende Welt unterschiedlicher Gesellschaften. Und sehr unterschiedlich motivierter Protagonisten. Dabei kommt Peter V. Brett ohne übermenschliche Helden aus, streckenweise erinnerte mich die Geschichte sehr stark an klassische Western. Spätwestern allerdings, denn gerade im zweiten Band werden die Protagonisten Arlen und Jardir, ihre Gefolgsleute und (in Anfängen) auch ihre Antagonisten sehr detailliert beleuchtet und differenziert dargestellt. Sehr gefallen hat mir, daß die simple Negativdarstellung von Jardir und den Krasianer-Wüstennomaden ebenso wie die genauso simple Positivdarstellung von Arlen und seinem Weg im zweiten Band aufgebrochen wurde.

Sehr interessant fand ich die Gegenüberstellung der islamisch gezeichneten Krasianer und Jardir und die westliche Kultur, in der Arlen aufwächst. Peter V. Brett zeigt hier die vollständig gegensätzlichen Gesellschaften als auch die daraus resultierenden, gegenseitig im Widerspruch stehenden Ansätze zur Bekämpfung des gemeinsamen Gegners, der Horclinge, auf. Dabei schafft er es, Sympathien für beide Seiten beim Leser zu entwickeln, ohne daß eine Sicht der Dinge bevorzugt wird. Es bleibt abzuwarten, wie dies im dritten Band, der im Herbst dieses Jahres erscheinen soll, zu Ende geführt wird. Das Potential eines echten Völkerverständigungs-Epos ist unzweifelhaft vorhanden.

Ähnlich wie bei Brandon Sanderson ist auch bei Peter V. Brett das Magie-System interessant, ausgeklügelt und bis zu einem gewissem Grad originär. Den Horclingen kann man sich nur mit Siegeln erwehren, exakt gezeichnete Muster, die jeweils auf einen Dämonen-Typ wirken. Diese kann man in Holz ritzen, in Stein schlagen - oder sich auf die Haut tätowieren lassen. Es wundert mich auch nicht, daß in der Heyne-Kurzbiographie das Interesse von Brett an Rollenspielen aufgeführt wird, denn ich hatte mehrfach den Eindruck von intelligent (und den Rollenspielleiter ausmanövrierend) genutzter Anwendung der Siegel-Magie.

Insgesamt sehr lesenswerte Romane, den dritten Teil werde ich mir in gar keinem Fall entgehen lassen.

Links
Das Lied der Dunkelheit  - Leseprobe Heyne
Das Flüstern der Nacht  - Leseprobe Heyne
Die Flammen der Dämmerung  - Detailinformationen Heyne
Random House-Interview mit Peter V. Brett auf Youtube
Homepage Peter V. Brett

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