Samstag, 21. Januar 2012
Poul Anderson : Dominic Flandry
Poul Anderson : Dominic Flandry
Im Dienst der Erde (Ensign Flandry)
Roman, Originalausgabe 1966, Deutsche Erstausgabe 1967
Höllenzirkus (A Circus of Hells)
Roman, Originalausgabe 1970, Deutsche Erstausgabe 1973
Rebellenwelt (The Rebel Worlds)
Roman, Originalausgabe 1969, Deutsche Erstausgabe 1971
Ehrenwerte Feinde (Agent of the Terran Empire / Flandry of Terra)
Kurzgeschichten, Originalausgaben 1951-1959
Krieger aus dem Nirgendwo (Agent of the Terran Empire / Flandry of Terra)
Kurzgeschichten, Originalausgaben 1954-1961
Schattenwelt (A Knight of Ghosts and Shadows)
Roman, Originalausgabe 1975, Deutsche Erstausgabe 1982
Am Ende des Weges (A Stone in Heaven)
Roman, Originalausgabe 1979, Deutsche Erstausgabe 1982
Neuübersetzungen und chronologisch sortierte Ausgabe 2006-2008
Aus dem Amerikanischem von Dietmar Schmidt
Bastei-Lübbe SF-Spezial
Zu meinen frühesten Leseerfahrungen gehören auch die Romane von Poul Anderson. Etwa seine Geschichten über die Polesotechnische Liga, eine Händlervereinigung der terranischen Planeten, über Nicholas von Rijn oder David Falkayn und seine Mannschaft.
Meines Wissens beschreibt Poul Anderson in seiner Future History nicht den Übergang von dieser merkantil-demokratischen Union zu einem dekadentem terranischem Imperium. Doch in den Romanen um Dominic Flandry wird regelmäßig darauf Bezug genommen und Geschehnisse aus der damaligen Zeit weitererzählt.
Dominic Flandry begegnet uns im ersten Band der Flandry-Saga als blutjunger Fähnrich. Zu seiner Zeit ist von Demokratie keine Rede mehr, das terranische Imperium wird von einem (wahnsinnigem) Kaiser und einer dekadenten Clicque von Höflingen beherrscht. Nepotismus und Korruption findet man überall vor, begünstigt durch Adlige, die sich vermeintlich als besser als der Normalmensch ansehen. Durch Flandrys offene Einstellung gegenüber Nichtmenschen, die in dieser Zeit dem allgemeinen Konsens der terranischen Oberschicht zuwiderläuft, wird er in eine Geheimdienstoperation auf dem Planeten Starkad verwickelt. Denn junge, aktivere Rassen, allen voran die Merseianer, bedrängen die Grenze des terranischen Imperiums und versuchen, die terranische Marine so zu schwächen, daß sie Annektionen entlegener terranischer Kolonien nichts mehr entgegenzusetzen hat. Abrams, Chef des terranischen Geheimdienstes, durchkreuzt zusammen mit Flandry den Plan der Merseianer, mittels eines Irrläufers und einer hochgespielten politischen Situation Naturphänomene als Waffe zu benutzen.
In der Folge, d.h. in den weiteren Romanen des Zyklus, kämpft Flandry immer wieder gegen die Pläne der Merseianer. Er versucht, das Interregnum, das dem Fall des terranischen Imperiums folgen und die einzelnen, von Menschen bewohnten Planeten voneinander isolieren und in die Barbarei zurückfallen lassen würde, immer weiter hinauszuschieben. Dies wird zu seiner Lebensaufgabe. Und so begegnen wir in jedem weiterem Roman einem immer älterem, immer mehr desillusioniertem und immer melancholischer werdendem Flandry. Denn er erkennt, daß er das Interregnum nur hinausschieben, nicht verhindern, kann. Dies spiegelt sich auch im Stil der Romane wieder, die immer melancholischer und (bis zu einem gewissem Grad) depressiver werden. Inhalt und Stil bilden hier eine Einheit.
Wobei man meiner Meinung nach die Geschichten um Dominic Flandry nicht alleine sehen darf. Denn vorangegangen sind die himmelstürmenden Romane um die Polesotechnische Liga mit ihrer optimistischen Lebenseinstellung und dem "Was kostet die Welt ?"-Feeling. Die Flandry-Saga ist sozusagen der Antiklimax zu diesen früheren Geschichten. Wobei "früher" in diesem Kontext nur innerhalb Poul Andersons Future History zu verstehen ist. Denn die optimistischen Romane der Liga wurden von Poul Anderson parallel zu den melancholischen um Flandry und das Imperium geschrieben. Alle Romane, Kurzgeschichten und Novellen datieren etwa aus den Jahren 1950 bis 1980.
Bemerkenswert bei der Dominic Flandry-Saga ist die Ähnlichkeit von Flandry mit James Bond. In jeder Geschichte kommt (mindestens) eine Frau vor, die von Flandry vor irgendwelchen Unholden o.ä. beschützt wird. Ebenso wie Bond benutzt er gerne technische Gimmicks und verlässt sich stark auf seinen Intellekt. Dies wird sehr schön durch die aktuellen Baen-Ausgaben illustriert :
Allerdings erschienen die ersten James Bond-Geschichten erst zwei Jahre nach der ersten Flandry-Story.
Wie ich eingangs sagte, lese ich Poul Anderson seit fast vier Jahrzehnten. Und natürlich bleiben meine ersten Bücher von ihm (etwa die Falkayn-Ausgabe der TERRA Taschenbücher) unvergesslich. Als vor einigen Jahren der Bastei-Verlag diese Serie in neuer, garantiert ungekürzter Übersetzung herausgab, wurde ich zwahr neugierig, konnte mich aber nicht zum Kauf durchringen. Als sie dann vor kurzem heruntergesetzt in der Hannoveraner Buchhandlung "Schmorl & von Seefeld" auslagen, konnte ich nicht mehr widerstehen und habe mir alle Exemplare, die es dort gab, besorgt. Leider waren dort nicht alle Bände vorhanden, einer der schönsten, A Knight of Ghosts and Shadows, fehlt mir in dieser Neuübersetzung noch. Soweit ich es aber nach den mir vorliegenden Bänden beurteilen kann, wurde die klassische Übersetzung behutsam modernisiert und viele unpassende Stellen verbessert. Auch die Stimmung der alten Übersetzungen wurde gut erhalten und behutsam modernisiert, so daß ich jedem diese Übersetzung nur empfehlen kann.
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für mich zählten die Romane zum Besten, das ich je gelesen hatte (und das war viel).
AntwortenLöschenAn einen Satz muss ich in letzter Zeit immer wieder denken:
"es gibt keine bessere Zeit, um zu leben, als die Spätphase der Dekadenz".