Montag, 8. Februar 2016

Wes Andrews : Höllenflug nach Heaven's Gate



Wes Andrews (= Bernd Perplies) : Höllenflug nach Heaven's Gate
Frontiersmen 01
Bastei Lübbe 2015
Taschenbuch, 413 Seiten, 8,99 €
auch als Hörbuch und eBook erhältlich
Titelbild : Arndt Drechsler
ISBN: 978-3-404-20797-8
Leseprobe


Manche bezeichnen sie als Verbrecher, andere als Helden der Randplaneten. Sie selbst nennen sich Frontiersmen: furchtlose Männer und Frauen, die Fracht und Flüchtlinge dorthin schmuggeln, wo der Weltraum noch frei und wild ist. John Donovan ist einer von ihnen und chronisch knapp bei Kasse, sodass er auch riskante Jobs übernimmt. Etwa einen Passagiertransport zur rauen Koloniewelt Heaven's Gate. Der Weg dorthin führt mitten durch das Raumterritorium der Peko eine Rasse, die jeden menschlichen Eindringling erbarmungslos zur Strecke bringt.
Klappentext

"Höllenfahrt nach Santa Fé" ist der deutsche Titel des John-Wayne-Films, den Bernd Perplies hier in das SF-Milieu transportiert hat. Im Original "Stagecoach", basierend auf der Kurzgeschichte "Stage to Lordsburg" von Ernest Haycox. Die Geschichte ist von 1937, der Film von 1939, ein Remake, in welcher Form auch immer, ist durchaus legitim. Auch und gerade im Hinblick auf "Firefly", einer leider sehr kurzlebigen SF-Serie, die dem Setting des Romans Pate stand.

Es gab viele Versuche, klassische Frontier-Geschichten in den Weltraum zu verlagern. "Outland" als Remake von "High Noon" ist ein Beispiel dafür, "Battle Beyond the Stars" (im deutschen "Sador - Herrscher des Weltraums") als Remake der "Glorreichen Sieben" ein weiteres. Beide Remake-Versuche sind voll in die Hose gegangen, genau wie Bernd Perplies' Stagecoach-Remake-Versuch.

Das liegt daran, daß sich jedes dieser Remakes zu sehr auf Details und zuwenig auf inhaltliche und stilistische Strukturen konzentriert. Bleiben wir bei dem "Höllenflug nach Heaven's Gate" : Bernd Perplies hielt es für nötig, eine ziemlich billige Einführungsszene zu schreiben, um den Helden, die Welt und das Setting überhaupt erst vorzustellen. Was für ein Unsinn, direkt aus dem Baukasten eines Schriftsteller-Lehrlings. Besser wäre es gewesen, den Leser einfach in das Szenario reinzuwerfen und mit ihm zusammen die Welt(en) zu entdecken.

Aber gut, es geht weiter, und wer bis Seite 52 nicht begriffen hat, um welchen klassischen Film es geht, dem fehlt einiges an Bildung. So nah ist der Roman an der Handlung des Klassikers dran - und doch so weit von seiner Wirkung entfernt. Dies ist dadurch bedingt, daß Perplies begeistert nacherzählt, statt sich um die Archetypen des Films zu kümmern und sie in seiner Welt, seinem Setting neu zu erfinden. "Höllenflug nach Heaven's Gate" verpasst es völlig, die dicht unter der Oberfläche des Filmklassikers schlummernden Allegorien im SF-Szenario darzustellen, Bernd Perplies' Helden sind allesamt blasse Trivialromanfiguren.

Was bedauerlich ist, denn der Roman hat einige nette Ideen. Von denen ich allerdings keine verraten will, denn diese Abweichungen von der Originalgeschichte sind schön gemacht. Hier zeigt sich dann auch, daß deutlich mehr drin gewesen wäre als ein uninnovativer 08/15-Trivialroman. Wobei ich allerdings deutlich "uninnovativ" und nicht "langweilig" sage, denn gelangweilt habe ich mich trotz der fehlenden Innovation und der bekannten Geschichte nicht, der Roman ist schon flott geschrieben. Aber geärgert hat er mich, denn ich glaube, daß mit etwas mehr Sorgfalt ein guter, vielleicht sogar ein großer Roman daraus hätte werden können. So bleibt es leider Trivialliteratur, schade eigentlich. Warten wir mal den zweiten "Frontiersmen" ab.

Links
Wikipedia : Stagecoach
Wikipedia-de : Stagecoach
Blog von Bernd Perplies
mit diversen Zusatzinformationen zum Buch

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