Anja Heitlinger : First Spacehotel - Urlaub im All
Goldhouse 2013
Originalausgabe
Hardcover, ca. 450 Seiten, 14,95 €
auch als eBook erhältlich
ISBN 978-3-9816096-3-9
Leseprobe
2023, ein Menschheitstraum wird wahr: Space Island, das erste Hotel im Weltraum! Enthusiasten, Gewinner und Wagemutige gehören zu den ersten Gästen, so auch Cecylia. Doch der Weg bis zum Start in den Erdorbit ist kein leichter. Diverse Belastungsproben wie Barokammer, Teufelsstuhl und Parabelflug müssen überstanden werden ... und die Beziehung zu Henrik, ihrem Lebensgefährten, wird immer konfliktreicher. Nachdem sich auch noch herausstellt, was es mit ihrer neuen Begegnung auf sich hat, spitzen sich die Schwierigkeiten zu. Doch letztlich sprengt der Besuch im Space Hotel all ihre Erwartungen. Den gewohnten Tag- und Nachtrhythmus gibt es genausowenig wie Oben und Unten. Wassertropfen beginnen plötzlich zu tanzen und der Blick auf unseren blauen Planeten ist atemberaubend ... Eine lustige und spannende Geschichte über die schwerelosen Geschehnisse in einem Weltraumhotel, welches gerade mal 400 Kilometer nah in unserer Erdumlaufbahn kreist ... Die Vorstellung, den eigenen Urlaub im Weltraum zu verbringen, begeistert bereits viele Menschen. Doch in der Vergangenheit bediente man sich in den Geschichten vorwiegend der künstlichen Gravitation. Dieses Buch dagegen profitiert, dank eingehender Recherche bei unseren derzeitigen Helden aus dem Weltraum, den Astronauten, von den realitätsnahen Beschreibungen der Schwerelosigkeit.Klappentext
Nachdem der Endres meine ganze Planung durcheinandergebracht hat und ich momentan ganz begeistert die Grimnoir-Romane von Larry Correia lese, werde ich mich in meinem Urlaub diese Woche einmal um die Romane kümmern, die zwischendurch irgendwie untergegangen sind. Was, wie man an diesem Roman sehen kann, echt schade ist.
Man sollte sich nicht von dem etwas holprigem Klappentext abhalten lassen, der Roman ist deutlich besser geschrieben. Deshalb hatte ich ihn letztes Jahr auch für den DSFP nominiert, jedoch kam er durch die starke Konkurrenz (Jeschke, Post, Kruschel ...) nicht auf die Nominierungsliste. Mir hat er nämlich ausnehmend gut gefallen, witzigerweise aus ähnlichen Gründen wie die Anja-Bagus-Romane.
Die Handlung ist ähnlich wie bei Anabelle Rosenherz, eine Mischung aus SF und Liebesroman, die üblichen Irrungen-Wirrungen eben. Viel wichtiger ist das Szenario. Die Autorin beschreibt Anfang der 20er Jahre dieses Jahrhunderts die Eröffnung eines Weltraum-Hotels und die ersten Touristen. Inklusive Gesundheitscheck, Raumfahrt-Trainining in Rußland, Erfahrungen in der Schwerelosigkeit undsoweiter unsofort. Sehr detailliert, sehr realistisch, sehr präzise (gelungene Recherche !) und vor allen Dingen sehr amüsant geschildert. Etwa das Verhältnis von Männern zu ihren Frauen und ihren Holographie-Handys.
Anja Heitlinger macht sich keine Illusionen über die Welt und bildet die mögliche Realität eines solchen Unternehmens präzise ab. Es gibt eine dicke Frau, die Ihren Hund bar jeglicher Vernunft ins All schmuggelt. Die, zusammen mit ihrem Mann, die Reise in einer Gameshow gewonnen hat. Und genau das GNTM-DSDS-Dschungelcamp-Prekariat darstellt, das in solchen Sendungen mitwirkt. Es gibt einen kriminellen Computerhacker und einen Unterweltboß mit minderjähriger asiatischer Frau, einen türkischen Haarsprayverkäufer, einen Filmregisseur. Wir haben die Leute mit Geld, die sich diesen Urlaub leisten können und die aus Prestigegründen diesen auch gnadenlos durchziehen, egal wie stark ihr Umfeld belastet ist. Das ist genau die Situation, die sich auch und gerade in der Realität ergibt. Vielleicht nicht mit diesen recht plakativen Protagonisten, aber in ähnlicher (hoffentlich abgeschwächter) Form wird es passieren. Oder wer war der erste Tourist im Weltall ?
Der Roman spielt 2020 und ist damit nahe an der Jetztzeit. Der spekulative SF-Gehalt ist relativ gering, Anja Heitlinger konzentriert sich auf die Machbarkeit eines Weltramurlaubs mit der Technologie von heute. Die Darstellung der Vorbereitung auf den Raumflug, die physischen und psychischen Probleme der handelnden Personen sind das zentrale Thema des Romans. Und beide Darstellungen fand ich persönlich ausnehmend gut gelungen. Eine schöne Vermischung von Menschlichem und Allzumenschlichem mit absoluter Hardcore-SF. Das findet man selten heutzutage. Ich habe den Roman jedenfalls genossen, für mich war er ein echter Pageturner mit hohem Amusement-Faktor.
Cover der 2. Auflage |
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